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ächsische DorßeiluP 55. Jahrgang Sonnavend, den 19. August 1893 Politische Weltschau beschäf- hervor« »«rd«, dl» Mmttag, Mittwoch «. Freitag Mittag angcnomme» und kosten: dielsPalt-ZetlelSPfg. Unter Eingesandt: SO Pf-. Dresden «Xrnftndt L Methner «aste 4 Hei freier Lieferung tt» Hau» erhebt die Pop noch »in« Ge- hjchr von L5 Pfg. Tharandt und Moritzburg. verautroortlich« Redakteur »d Verleger Arrr»«»» HALL» m Dresden. ragendem Maaße, nemlich vle Reife des Punzen Heinrich ' von Preußen nach Italien und die für die erste Hälfte des September bevorstehende An wesenheit deS italienischen Kronprinzen bei den Kaiser- manövern in den ReichLlanden. Die Pariser Blätter DUnsta«, Bmuierfta, und »annaden» früh. drei»: UMtljLhrl. «. 1^0. «7 g?-7«, D°-s Sh-usl-w.rbmduxg m» d<» umli-gmd-n dxi Sinlommmst«u-r m j - - I8S2/SS fi»d die»achftehendm ? »«, eimr B-Mknun, °,n «.ri°7m waren im Ganzen 2,437.886 ^nMe7>ni Ein ommenftener veranlagt, damnier 2028 N pdnmche Planen «drehen °°» den legieren !Lie L.rlM.n «u' dem Lande zahlten 1.025.785 PÄnen m Stidien 1,410.073 Linlammenftener. «an dm mit Ig Prncent der «evMerung abfleht, v-rh-Itn-bmabig die meisten E-nstt-n «eniberg mii 14 Penceni, a idann folgten Düsseldorf Mlt 11 und Köln Mit 10 Procent, ferner hatten noch einen verhältnißmäßig hohen Pwc'nt- sah der Einkommensteuerpflichtigen die Regierungsbezirke PötSdam, Hannover, Schleswig Wiesbaden und Trier mit 9 Procent. Die wenigsten emkommensteuerpfl,Argen Personen befanden sich in den RegierunaSdezirken Gum. binnen und Marienwerder mlt je 3 Proc^t der Be völkerung. Bon dem Gesammtergebniffe der Einkommen- steuer (124,842,848 M.) entfallen 10,056,743 M. auf die nicht physischen Personen; von der städtischen Be- völkeruna wurden 84,334,760 M., von der ländlichen nur 30,451,345 M. aufgebracht. In Berlin ergab die Einkommensteuer 22.758,498 M. . Frankreich. Nächsten Sonntag werden dle fran zösischen Wähler an die Urne herantreten, um eine Volksvertretung zu wählen, die, entgegen dem bisherigen Gebrauche der vierjährigen Legislaturperioden, fast fünf Jahre lang, nemlich bis zum 31. Mai 1898, die Ge schicke deS französischen Staatswesens bestimmen soll. Wenn man nur die äußeren Erscheinungen der gegen- wärtigen Wahlzeit io Bettacht zieht, so könnte man zu der Ansicht verleitet werden, daß dem Ausfälle der un- mittelbar bevorstehenden Wahlen keine sonderliche poli. tische Bedeutung beizulegen sei. Abgesehen von den Pariser Lärmmachern, die sich zum großen Theile auS den Verehrern deS Anarchismus zusammrnsetzen, ver läuft die Wohlzeit ziemlich ruhig. Die Ursache dieser für französische Verhältnisse ungewöhnlichen Erscheinung liegt darin, daß heute nicht mehr, wie vor vier Jahren, d. h. in den Tagen deS aufstrebenden BoulangiSmuS, die Frage der Staatsform zur Lösung drängt. Die Republik steht zur Zeit so fest, daß sie selbst von ihren erbittertsten Gegnern nicht mehr angefochten wird. Bou den bonapartistischen Kandidaten wagt kein einziger, die kaiserliche Fahne zu entrollen, weil sie wissen, daß sie damit ihre Wahlniedttlage besiegeln würden. Sie Deutsches Sketch. Zwei Ereignisse tigen zur Zeit die französische Presse m ragendem Maaße, nemlich die Reise deS Inseraten- Annahmestellen: Die Arnoldifche Buchhandlung, Invaliden dank, Haasi'nsteinLBogler, Rudolf Mossc, iS. L. Daube « To. in Dresden, Leipzig, Frankfurt a/vk., «. Sohl, SeffelSdorf u. s. w. lichen Dacht „Savoya". Um Mitternacht verließ dieselbe den Hafen von Genua, um nach dem Golf von Neapel abzudampfen. Ueber die bisherige Thätigkeit deS neuernannten Schatzsekretärs Graf v. PosadowSky al- Lande-Haupt- mann der Provinz Posen berichtet man von zuständiger Seite: „DaS Schulwesen lag im Kreise Kröben, wa- die polnische Bevölkerung betrifft, sehr im Argen; eS war zur Regel geworden, daß erst mit 7 oder 8 Jahren die Kinder zum Schulbesuche angehalten und schon meist mit 13 Jahren entlasten wurden, ohne Rücksicht darauf, ob sie lesen konnten oder nicht; vom Erlernen der deutschen Sprache war überhaupt keine Rede. In den meisten Dörfern hatte ein Lehrer 150 - 200 Kinder zu unterrichten; die Schulhäuser waren niedrig, von Holz und Lehm gebaut und mit kleinen Fenstern versehen. Da die Gehälter der Lehrer mei,i nur 500 bis 600 M. betrugen, so war eS kein Wunder, daß viele Lehrerstellen Jahre lang unbesetzt und die Kinder ohne Unterricht blieben. Als im Jahre 1874 der in Hirschberg an der Töchterschule angestellte Konrektor, fetzige Schulrath Wenzel, nach dem damaligen Kreise als Kreis. Schul inspektor berufen ward, mußte er feststellen, daß die Errichtung von 60 Lehrerstellen und der Neu- und Ergänzungsbau von mehr als 40 Schulhäusern noth- wendig war. Um diese unglaublichen Nothstände zu beseitigen, bedurfte eS eine- energischen und thatkräftigen LandratheS, der vom damaligen Oberpräsidenten Günther in der Person de- noch sehr jungen Grafen v. Posa- dowSky gefunden wurde. Als im Jahre 1877 der Oberpräsident bei einer Inspektionsreise in Rawitsch seitens der Beamten Klagen über das mangelhafte Unterrichtswesen vernahm, tröstete er diese mit den Worten: „Wenn der neue Landrath nicht Abhilfe schafft, dann kann ich auch nicht helfen!" Der junge Landrath kam und zeigte sich bald als ein ganzer Mann, der mit Riesenkraft die große Arbeit bewältigte, denn innerhalb acht Jahren seiner AmtSthätigkeit wurden 38 Schulbauten fertig gestellt. Wenn sich wegen Be« schaffung des Geldes ihm große Schwierigkeiten in den Weg stellten, so wußte er dieselben mit bewundern-- weither Zähigkeit zu überwinden. Ebenso energisch verbesserte er daS Einkommen der Lehrer, auch half er mancher Noth in Lehrerfamilien durch seine thatkräftige Unterstützung ab. In ähnlicher Weise unterstützte er die Gutsbesitzer und Landgemeinden, indem er nach allen Richtungen hin den Ausbau der Kunststraßen anregte und förderte. Bis zu seinem Amtsantritte waren im genannten Kreise manche Orte wegen der schlechten Wege zur Herbstzeit oft nicht zu erreichen; er wußte den Kreisständen die Wichtigkeit guter Land straßen so eindringlich darzustellen, daß diese die er haben nachgerade eine Hetzkampagne gegen de« italie nischen Kronprinzen eröffnet; ein Blatt nennt seine Reise sogar eine „Niederträchtigkeit". Darauf antwortet nun daS italienische Blatt „Secolo XIX" mit einer Auf zählung aller Schandthaten, welche die Franzosen wäh rend der letzten hundert Jahre an Italien verübt haben. Der Prinz von Neapel, der — so führt das Blatt auS — die Geschichte seines Vaterlandes genau kenne, wisse sehr wohl, daß daS französische BesteiungSheer 1796 Italien von feinen Gold- und Kunstschätzen „befreit" habe; bei seinem Besuche des Louvre in Paris habe er sich davon überzeugen können. Der Prinz wisse ferner, me seines Großvaters Soldaten 1855 zum Siege der französischen Waffen in der Krim beigetragen hätten, wie die Franzosen 1859 über die Alpen gekommen seien, um zu versuchen, für den Prinzen Plon.Plon einen Thron in Toskana zu errichten und wie sie sich ihre Hilfe überreichlich bezahlen ließen durch die Wegnahme zweier Provinzen und durch die Erzwingung eine- Handelsvertrages, der für da- französische Gewerbe eine unerschöpfliche Quelle der Wohlhabenheit geworden fei. Auch im Oriente, in Aegypten, in Tunis habe Italien keinen schlimmeren Widersacher als Frankreich; noch kürzlich wieder feien in Algier einige Zuaven-Officiere, welche das Andenken deS Königs Viktor Emanuel gröb. lich beleidigt hätten, ungestraft geblieben. Kurzum, der Prinz von Neapel brauche durchaus nicht danach zu fragen, ob die Annahme der Einladung deS deutschen Kaiser-, nach Elsaß-Lothringen zu kommen, den Fran zosen gefalle oder nicht. Prinz Heinrich von Preußen ist am Mittwoch Abend in Genua eingetroffen. Zum Empfange waren am Bahnhofe anwesend: der König Humbert, der Prinz von Neapel, der Marineminister Racchia, der deutsche Generalkonsul Dr. Schneegans, sowie die Spitzen der Livil- und Militärbehörden. Der König und der Prinz von Neapel umarmten den hohen Gast wiederholt mit großer Herzlichkeit. Die Herrschaften wurden von einer überaus zahlreichen Menschenmenge enthusiastisch be grüßt. Nach Abschreiten der zum Empfange auf gestellten Ehrenkompagnie, wobei die preußische National hymne gespielt wurde, begaben sich der König, der Prinz von Neapel und der Prinz Heinrich an Bord der könig. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für di« kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Feuilleton. Alte «nd neue Welt. Roman von Karl Zastrow. l- Fortsetzaug.) Hübner blies mit einem überlegenen Lächeln eine Rauchwolke in die Lust. „WaS zahlt er?" fragte er, während sein Blick prüfend an dem unscheinbaren An zuge deS ehemaligen Kameraden niederglitt. „Acht Thaler monatlich." „O, Du unglückseliges Menschenkind! Dabei kannst Du in dieser großen Stadt verhungern. Hoffentlich ist Deine Beschäftigung nicht zu anstrengend?" „Neun Arbeitsstunden täglich und dabei heißt'S charf aufpaffen. Der Prinzipal ist ein strenger, höchst reinlicher Mensch, der bei dem geringsten Vergehen inudevlange Strafpredigten hält. Man kann ihm nur chwer zu Dank arbeiten. Es ist ein miserable- Leben. Dir scheint eS bester zu gehen?" „Wirf dem Blutsauger die Feder vor die Füße. Kaufe Dir eine Guitarre und werde Gastenfänger. Ob wir's bester geht? Pah! sonderbare Frage l Habe ein «roße- Kaufgeschäft, besorge nebenbei die Kassenaogelegen. heilen eine» Institut-, da- einen Weltruf besitzt und, va» am meisten eivbringt", fügte er in flüsterndem Tone hinzu, ,ich vermittle auf sichere und gefahrlose Weise die Reife von Leuten nach der neuen Welt, denen der Boden unter den Füßen ollhier zu heiß geworden ist." „Diese- letztere Geschäft gefällt mir nicht, Hübner", sagte Reisener kopfschüttelnd, „ich würde eS aufgeben an Deiner Stelle!" „ES bringt, wie gesagt, am meisten ein", versetzte der Pfandleiher achselzuckend. „UebrigenS fällt mir ein, daß ich für einen Mann von Deinen Fähigkeiten wohl geeignete Verwendung hätte." „Ich danke schön, alter Freund! Da- Material, mit welchem Du arbeitest, scheint mir nicht ganz sauber. So bleibe ich lieber davon. Du hast schon beim Militär auf einem gespannten Fuße mit den KriegSartikeln ge- standen und mehr im Arreste als auf dem Exercierplatze manövrirt. Kannst es mir also nicht verdenken, wenn ich mir auS einer Verbindung mit Dir kein Heil ver spreche!" „Wer weiß, ob Du mir nicht noch kommst", rief Hübner dem Davoneilenden nach. „Die Advokaten- schreib».... hahaha! Wer kennt diese alte Garde nicht, die niemals auSstirbt und alljährlich ein respektable- Kontingent von Fälschern und Unterschlogern stellt? Acht Thaler monatlich und Arbeit wie ein Mühlesel. Du wärst der Erste, der dieses Kunststück glücklich zu Ende führte." Er trat in ein hochfeine- Restaurant, nahm an der gedeckten Tafel Platz und ließ sich da- Diner von acht Gängen vortrefflich munden. Behaglich au- geschliffenem Glase Sekt schlürfend, kalkulkte er im Geiste, wie ost mau acht Silbngrofchen in der Haud herumdrehen wüffe, um sich ein Mittagsmahl von hartem Brot, trockenen Kartoffeln und einem Glase Wasser zu ver- schaffen. „Wer den Hungertod sterben will", philosophirte er vor sich hin, „der muß von allen Leben-überdrüssigen zerren oder am längsten zappeln und so hat eigentlich da- Sprüch- wort recht: „Ehrlichkeit währt am längsten." Als er sein Diner beendet hatte, verfügte er sich in ein KafS, wo er bei einer Taffe Mokka sich der ZeitungSlektüre hingab, auch hier und da mit den übrige» Gästen ein Gespräch anknüpste. Mit Anbruch der Dunkel, heit verließ er da- Lokal und schlug den Weg nach einem Hotel ersten Ranges ein, in welchem nur distinguirte Persönlichkeiten zu verkehren pflegten. Der Saal zu ebener Erde war glänzend erleuchtet. An der blendend weiß gedeckten Tafel saßen auf ge schnitzten Stühlen ältere und jüngere Herren in eleganten, meist schwarzen Gesellschaftsanzügen. Ihren Maniren und dem GesichtSauSdrucke nach konnte man annehmen, sich in emer Gesellschaft gutsituirter HandelShi höherer Beamten zu befinden, was durch die hier und dort in den Knopflöchern hervortretenden OrdenSschleifeu bestätigt wurde. In Krystallgläsern funkelte edler Wein ""dwar mU Rauchwolken echter Havanna- — die gewöhnliche Elgarre schien verpönt — erfüllt. Die Herren bewegten sich zwanglos durcheinander, begrüßten sich und unterhielten sich über Politik und Theater. Sie schienen sich untereinander zu kennen und e- herrschte eme große KordraUtät im gegenseitigen Verkehre. .. jemand Hütte m dieser nach außen hin so distinguirt erscheinenden Gesellschaft die weitverzweigte Bande von rn ^zern, Wamenschwindlern und dL verschiedensten Art erkannt, welche bereit» seit länger» Zett die größeren Städte Europa- unsicher « vortreffliche Organisation alle Au- strengungen der Polizei vereitelte. Alle Gattungen de- höheren GaunerthumS waren