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71. Jahrgang. Donnerstag, den 21. September 1905. Nr. 109. nellen Teile, die Spalt«»' zeile 20 Psg. V-r-miwoÄich-r L-dow-m: Paul Ir,,m - Druck >md »°r>W um Corl I-,M-m «n «».I«!,« m« '«"» »«»->,..IchoPW« «.»».-«.V. W Pfg., zweimonatlich S4 Pfg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern LV Pfg. — Alle Postan» Die „Weiheritz-Z-itung» «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und Wird an den vorhergehen- tzenAbenden ausgegeben. Jnlerate, welche bei d«S bedeutenden Auslage de» Blattes »kne sehr wirk same Verbreitung sinken, werden mit 12 P^g., solch« aus unserer Amtshaupt» Mannschaft mit 10 Psg. die Spaltzeile oder der«» Raum berechnet. — Ta bellarische und koinpll» »irrte Inserate mit ent» svrechendemAufschlaa.— Eingesandt, im redakti»» Wkech-Mtlnig SZMÄL Anzeiger für Dippoldiswalde Md Umgegend. ' Amtsfisaft für die Königliche Amtshauptmannschnfi, das Königliche Amtsgericht iuld dm Stadtrat zu Dippoldiswalde. Herr Brandversicherungs-Jnspektor Pohlers hier ist auf die Zeit vom 22. Sep tember bis mit 7. Oktober dieses Jahres beurlaubt und rmrd während dieser Zeit durch Herrn Brandversicherungs-Jnspektor Seitz in Freiberg vertreten. Dippoldiswalde, am 4. September 1905. 1407 c. Königliche Amtshauptmannschast. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Holzhändlers Ernst Richard Wirthgen in Wilmsdorf ist zur Abnahme der Schlussrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichnis der des der Verteilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Glaub.ger über die mcht verwertbaren Vermögensstücke, sowie über die Erstattung der Auslagen und die Gewah- rung einer Vergütung an die Mitglieder des Gläubigerausschusses der Schlußtermin auf den 13. Oktober 1905, vormittags 1« Ahr, vor dem hiesigen Königlichen Amts- gerichte bestimmt worden. Dippoldiswalde, den 16. September 1905. K. 2/05. Königliches Amtsgericht. Richland nach dem Friedensschlüsse. Rußlands Friedensschluß' mit Japan hat ungeheuere große politische und wirtschaftliche Hoffnungen nicht nur in Rußland, sondern auch in Europa erweckt, denn Ruß land ist von einer der größten und schlimmsten politischen, militärischen und finanziellen Sorgen durch den Friedens- schluß befreit und kann seine Kräfte dem inneren Ausbau seines großen Reiches widmen. Bei dieser hoffnungsvollen Beurteilung der Dinge darf man aber nicht vergessen, daß es in Rußland zunächst an allen den Faktoren fehlt, die ein rasches Aufblühen des wirtschaftlichen Lebens und der Fortschritte auf anderen Gebieten Hervorrufen. In Rußland fehlt es ohne Zweifel an Geld, es fehlt in Ruß land aber weiter an dem rechten Fortschrittsgeist, denn das ganze russische Volk kann, abgesehen von vielleicht 50000 einsichtigen und gebildeten Russen, als rückständig in jeder Hinsicht bezeichnet werden Diese Meinung über Rußland ist ja auch in jeder Hinsicht durch die Erfah rungen im Kriege mit Japan bestätigt worden. In Ruß land fehlt es an wirklich großen Männern, welche die gründliche Einsicht und Tatkraft zu entfalten verstehen, die notwendig sind, um Rußland wirklich Reformen rasch ent gegenzuführen. Die Gewährung und Einberufung einer Volksvertretung, wie sie der Zar Nikolaus nun für Ruß land bewilligt hat, ist noch lange nicht gleichbedeutend mit der Einführung brauchbarer Reformen. Höchstwahrschein lich wird auch die in Rußland noch innner allmächtige Beamtenwelt ihren ganzen Einfluß bei dem Kaiser Niko laus zur Geltung bringen, um von der Volksvertretung etwa verlangte gründliche Reformen zu vereiteln. Auch ist es sehr zu bezweifeln, ob die russische Reichsduma wirk lich eine Volksvertretung darstellen wird, die schöpferisch tätig zu sein vermag. Vom Standpunkte der politischen Praxis und der Humanität möchte man Rußland jetzt Staatsmänner wünschen, wie sie Preußen nach dem Unglücksjahre 1806 besaß, und die wie einst die preußischen Minister v. Stein und Hartenberg und ihre edlen Gesinnungsgenossen das ganze staatliche Leben reformierten und neu belebten. Es geschah in genialer Weise höchst einfach dadurch, daß da mals in Preußen mit allen veralteten Einrichtungen energisch gebrochen und neues Leben dem Staats- und Volkskörper eingehaucht wurde. Aber was vor 99 Jahren in Preußen bei seiner gleichartigen, fleißigen und gewissen haften Bevölkerung unter Führung tüchtiger Beamten sich verhältnismäßig leicht erreichen ließ, das wird wohl in Rußland so bald nicht durchzusetzen sein, denn es fehlt in Rußland an der gewissenhaften und ehrlichen Beamten welt. Eine gewisse Hoffnung auf Besserung der Zustände in Rußland ist aber dennoch berechtigt, denn die ganzen Verhältnisse in Rußland drängen nach einem Fortschritte hin, weil schließlich jedermann in Rußland einsieht, daß es nicht so wie bisher weitergehen kann. Auch kann man vielleicht auf den klugen und zähen Minister Witte, der «ls der beste Kenner der russischen Verhältnisse gilt, die Hoffnung setzen, daß er wirklich erreichbare Reformen dem Zaren Nikolaus vorschlagen und schließlich auch zur Aus führung bringen wird. Auch kann kein Zweifel darüber bestehen, daß Rußland für die Aufrichtung seines wirt schaftlichen Lebens, sowie für den Wiederaufbau seiner Flotte und seines Heeres ausländische Kräfte in Anspruch nehmen wird, und da kann sich auch für Deutschlands Unternehmungsgeist und Kapital ein großes Feld sür fruchtbare Tätigkeit bieten, denn in dieser Hinsicht hat Deutschland und das Deutschtum In Rußland schon seit 200 Jahren eine große Rolle gespielt, und man möchte deshalb sagen, die Wiedergeburt und der wahre Fort schritt in Rußland ist nur durch die Anlehnung an Deutschland möglich. Ob diese Wahrheit aber in Peters burg und Moskau erkannt und danach gehandelt wird das ist eine andere Frage. Lokale» und Sächsische,. Dippoldiswalde. Am Sonnabend hielt der Verein „Glück zu" im Sternsaale Abschiedsfeier, dii auch von! einer großen Zahl Gäste besucht war. Nachdem der Präside, HerrDerschow, dieselben begrüßt, der Lehrerschaft für ihre mühevolle und umsichtige Arbeit an den Schülern und der Bürgerschaft für freundlichen Umgang mit der selben gedankt hatte, richtete er an die Scheidenden herz liche Abschiedsworte. Im weiteren Verlauf des Kommerses, der auf das angenehmste verlief, wurde manch gutes, herz liches Wort gesprochen. Ein von Herrn Derschow ver faßtes tragisch-komisches Theaterstück, das Eigentümlichkeiten einzelner Mitglieder geißelte, wurde mit stürmischer Heiter keit ausgenommen. Dippoldiswalde. In Gegenwart des Herrn Major Wilhelm, einer Anzahl von Mitgliedern der städtischen Kollegien, sowie vieler Freunde der Bestrebungen des Ver bandes vom Roten Kreuz fand am Sonntag nachmittag an der Tennertmühle die offizielle Inspektion der hiesigen Sanitätskolonne durch die Herren Generalarzt vr. Meyer-Blasewitz und Ehrenbezirksvorsteher Rentzsch-Meißen in Verbindung mit einer Geländeübung der Kolonne statt. Entsprechend der Idee, welche der Übung zugrunde lag, nach gedachter Erstürmung einer feindlichen Artillerie position am Steinbruch den auf dem Schlachtfelds liegen den Verwundeten Hilfe zu leisten, schwärmte die Kolonne in Sektionen mit Tragen und Verbandzeug aus, um die Verwundeten aufzusuchen, zu verbinden und nach dem Lazarett zu transportieren bezw. auf Wagen dahin zu bringen. Nach der glatt verlaufenen Übung, die bedeutende Anforderungen an die Kolonne gestellt hatte, versammelte sich die Kolonne im kleinen Rathaussaale. An dieser Versammlung nahmen erfreulicherweise wieoer eine Anzahl von Vertretern der städtischen Behörden teil. Herr General arzt Or. Meyer sprach dem Kolonnenarzt Or. meck. Voigt, sowie den Mitgliedern der Kolonne seine Freude und Be friedigung über die gesehenen Leistungen aus. Herr Ehren bezirksvorsteher Rentzsch äußerte sich gleichfalls anerkennend und zeigte Mittel und Wege an, wie der Bestand und das weitere Gedeihen der Kolonne gesichert werden könne. Insbesondere gab er der Hoffnung Ausdruck, daß einsichts volle und patriotisch gesinnte Kreise der Stadt und Um gebung das begonnene Werk freundlichst und hilfreich weiter fördern würden. Der Vorsteher des Militärvereins dankte den Herren Inspektoren, Herrn vr. Voigt, sowie den Vertretern der städtischen Kollegien herzlich für das der Kolonne erwiesene Wohlwollen. — Die Versammlung des Evangelischen Bundes, die am nächsten Sonntag, den 24. September, abends 8 Uhr, im Saale des hiesigen Rathauses stattfindet, wird als ein Familienabend abgehalten. Es haben alle Evangeli schen aus Stadt und Land, Männer und Frauen, Zutritt. Um mit der Sache bekannt zu machen, wird der Vor tragende über das Thema sprechen: „Der Evangelische Bund, seine Notwendigkeit und sein Segen". — Der Briefträger kommt in diesen Tagen zu denjenigen Lesern, welche unser Blatt durch die Post be ziehen, um den Bezugspreis für das neue Vierteljahr zu erheben und vollgültige Quittung darüber zu leisten. Im Interesse unserer Abonnenten liegt es, das Abonnements geld sofort zu bezahlen, damit die pünktliche Zustellung der Zeitung Anfang Oktober gesichert ist. — Beleuchtet die Haus- und Treppenflurcn! Diese Mahnung erscheint uns jetzt deshalb besonders an gebracht, weil in neuerer Zeit einige Unfälle vorgekommen sind, die auf die Nichtbeleuchtung der Haus- und Treppen fluren zurttckgeführt werden und darum den Haftpflichtigen hohe Kosten verursachen können. — Königin-Wiiwe Karola wird nächsten Montag, 25. September, vonRchefcld nach Villa Strehlen zurück kehren. Hermsdorf (Erzgeb.). Am vergangenen Sonntag hielt Herr Superintendent Hempel in hiesiger Parochie Kirchen visitation. Eine zahlreiche Gemeinde hatte sich im Gottes- Hause eingcfunden. Herr Pfarrer Schindler hielt seine Predjgt über den vorgeschriebenen Tert: Lucas 10, B. 28 bis 37. Die Predigt war umrahmt von 2 musikalischen Darbietungen: Ps. 139 „Herr, du erforschest mich" von Überlee, und Ps. 121 „Ich hebe meine Augen auf" von Zier, Solo-Vortrag von der Schwester des Ortspsarrers, Frl. Schindler. Darnach legte Herr Superint. Hempel auf Grund der Schlußworte der Sonntagseptstel: „Ich danke Gott durch Jesum Christ, unsern Herrn!" der Ge meinde warm ans Herz: „die große Visitationsfrage: Dankst auch du Gott durch Jesum Christum?" Nach dem Gottesdienst fand im Gasthofe eine Versammlung der Ge meindevertreter und Hausväter statt. In derselben wurden verschiedene, zur Hebung des kirchlichen Lebens dienende Einrichtungen, wie die der Kirchenheizung, der Kirchen beleuchtung und einer wöchentlichen Chorsingestunde, der Gemeinde dringend ans Herz gelegt. Nachmittags 2 Uhr fand dann kirchliche Unterredung mit der konfir mierten Jugend der Parochie statt. Daran endlich schloß sich eine Besprechung mit den Herren Lehrern der Parochie, Besichtigung des Gottesackers usw-, und von 4 bis 5 Uhr Visitation des Religionsunterrichtes in den beiden ersten Klassen der Hermsdorfer Scyule an. Damit fand die Visitation ihren Abschluß. Dresden. Die Stadtverordneten haben den Rat er sucht, daß die Schaufenster außer den Gottesdienststunden Sonntags geöffnet und mit Waren belegt werden dürfen. Dresden. Nach dem Bericht des städtischen chemischen Untersuchungsamtes wurde bei der Butterkontrolle auch ein im großen arbeitender Butterpantscher gefaßt. In seinem Keller fand man die elektrisch betriebene Knet maschine, die angeblich nur zur Beimischung von Kochsalz verwendet wurde, die aber als das Wahrzeichen der Butterfälscher gilt. Die Analyse der Butter bewies, daß der Händler außer dem Kochsalz noch 3 Prozent Wasser und 10 Prozent Margarine zugesetzt hatte. Bei russischer Backbutter waren sogar 25—30 Prozent Margarine bei gemischt. Der Butterpantscher hatte sich erst der Be strafung durch eine Reise nach Brasilien entzogen, kehrte aber zurück und erhielt 300 M. Geldstrafe. Eine größere Sendung russischer Backbutter im Werte von 17 000 M., die bis zu 24 Proz. Wasser aufwies, wurde, weil andere Versuche zur Entwässerung mißlangen, unter behördlicher Aufsicht ausgeschmolzen. — Auf dem Schloßplatze ist von dem Ständehause die Verplaukung entfernt worden. Die prächtige Fassade des Wollotschen Baues kommt nun erst zur vollen Wirkung. Der Turm an der nördlichen Seite des Stände hauses geht seiner Vollendung entgegen. Auf dem Turme wird eine in Kupfer getriebene und stark vergoldete Saxonia, vom Geh. Hofrat Professor Schilling modelliert! zu stehen kommen. — Wie aus Dresden geschrieben wird, hat die gegen wärtige Fleischteuerung selbstverständlich auch der säch sischen Regierung Veranlassung gegeben, sich eingehend niit dieser Frage zu beschäftigen. Schon seit einigen Wochen schweben zwischen dem sächsischen Ministerium des Innern und dem sächsischen Finanzministerium einerseits und den maßgebenden Stellen in der Reichshauptstadt andererseits Verhandlungen, die auf Erleichterungen be züglich der Einführung von Vieh in lebendem resp. in ge schlachtetem Zustande in die deutschen Bundesstaaten hin- ziclen. Es sind hierbei sowohl Erleichterungen in zoll- tariflicher als auch in veterinärpolizeilicher Hinsicht ins Auge gefaßt worden. Bereits vor einigen Wochen hat ferner die sächsische Staatsregierung die Kreishauptmann schaften angewiesen, Erhebungen bezüglich der Viehpreise und des Fleischkonsums anzustellen und hierdurch die not wendigen statistischen Unterlagen für eine Weiterverfolgung der Angelegenheit zu beschaffen. Die Ermittelungen dürften in kurzer Zeit abgeschlossen sein. — Die Stadtgemeinde Dresden beabsichtigt ihren gesamten städtischen Grundbesitz zwischen Ostra-Allee, Zwingerstraße und Gerbergasse zu verkaufen. Der durch das Terrain fließende Mühlgraben soll in den öffentlichen Etraßenraum verlegt werden. Es handelt sich um den Baublock, der ursprünglich für die Erbauung eines