Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.06.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120608013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912060801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912060801
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-06
- Tag 1912-06-08
-
Monat
1912-06
-
Jahr
1912
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezugspreis Mr L«tp,ta »nd v»r»N« »»ech «,!«« IrLaer »nd Epedttevr« L««l tialtch tn» »au, gebracht: »Vi. menatl^ L7Ü ML oierieUährl. Bei unsern Filiale« ». >n. nohmestellen adaeholt: 7» Vs. monatl^ r.rs vlk. vierieltährl. D»rch di« Pelt: imierhalb Deutlchland» und der bratschen Kolonien vierteliährl. ».SV M«., monatl. IMMk. aurichl. Postbestellgeld Ferner m Belgien, Dänemark, den Donauftaaten. Italien. l:u;«mbura, Niederlande, Nor wegen, Österreich - Ungarn, Nutzland Schweden nnd Schwei». 3n allen übrigen Staaten nur direkt durch die Geschalt»« stell« de» Blatte» erhältlich. Da» Leipziger Tageblatt er,cheint 2 mal täglich. Sonn» u. Feiertag» nur morgen». Tbonnementr-Annahme: I»tza»ni»g»ss« 8, dat »«seren Trägern, Filialen, Spediteuren Aanahmesteüen, sowie Ponämtern und Briesträgern. Ei«»«l»»rla»s,,r,t» K Ps. Morgen-Ausgabe. «,7üW.rrrs Handelszeitung. l 14 884 f Dep.-Kass« Grimm. Steinweg AW» Amtsvlatt -es Rates und des Rolizeiamtes Ser Stadt Leipzig. Anzeigen Preis t,i Inserat» au» Leip,ta und Umgebung di» lspaltige P«ti,»eile ÄP .dle Nettame. t«Ue I Mr oon au»wart»3V Ps, Neklamen t.Ä> Mk. Inserat« von Behörden im ami- Uchen Teil die B.titj-il. SV Pi Seichastsanjeigen mit Playoorschrtpen im Preise erhöht Nadatt nach Tarif. Beilagegebühr Gesamt, ouilaae ö Mk. p. Tausend erkl. Postgebühr. Teilbeilage höher. Festerteilt« Austrage sännen nicht zurück, gezogen werden Für da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Platzen wird keine Sarantie übernommen. An,«igen» Annahme: J»d«nni»gass« 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen« Erpeditionen de» In- und Ausland«». Druck und Vertag »on Fischer L Kürst«» Inhaber: Paul Kürst«». Kedaktisn und Geschält»st«ll«: Iohannirgass« 8. Haupt-Filiale Dre»d»»: Seestrane 4, l (Telephon tSTIl. Nr. 288. Sonimbenr, »en 8. Juni ISI2. 106. 3ahrgsns. 26 weiten HW- Unsere gestrige Abendausgabe umfahr 1V Seiten, die vorliegende Morgennummer 18 Seiten, rvfamineu 0ss Wichtigste. ' Die bulgarische K ö n i g s f a m i l i c ist zürn Besuch des kaiserlichen Hofes in Wildpark eiugetrofsen. (S. des. Art. S. 1.) * Wegen des Unfalls, den König Fried rich August gestern erlitten hat, mußte er auf die Teilnahme an den C he m n i tz e r Fe i e r- lichkeiten verzichten. (S. des. Art. S. 1.) * Der Deutsche Werkbund, der gestern in Wien tagte, beschloß, seine Generalversamm lung 19l:l in Leipzig abzuhalten. (S. Leipzig u. Umgd. S. 6.) * Heute abend fahren 1200 Teilnehmer der .Kriegerfahrt nach der Wasserkante in zwei Gxtrazügen vom Berliner Bahnhof ab. (S. Leipzig u. Umgd. S. 6.) 'Nach einer Meldung aus Washington ist die Regierung der Vereinigten Staa ten entschlossen, die Regierung Maderos zu unterstützen. (S. Ausl. S. 2.) * In Iemappes (Belgiens sind bei den Streitunruhen drei Streikende erschossen morden. (S. Ausl. S. 2.) ' Das Große Armee-Jagd-Rennen gewann bei den gestrigen Rennen im Grünewald Lt. Frhr. v. Lotzbecks Halcpon Days unter seinem Besitzer, im Silbernen Schild des Kaisers trug der Graditzer Gulliver ll (F. Bullok) einen sicheren Sieg davon. (S. Sport S. 8.) * Theateranzeigen siehe Seite 15. Mimritstshglterie. —N. Im alten Griechenland sagte die volks tümliche Agitation, es sei ein fürchterlich Ding, wenn man das Volk nicht das tun lasse, was es wolle. Heute sind manche drauf und dran, es für ein Verbrechen zu erklären, wenn die Minder heit ihren Willen nicht durchsetzen darf. Heute hat man in weiten Kreisen Sympathie mit So zialdemokraten, die die Ordnung des preußischen Abgeordnetenhauses stören, und mit einer Min derheit, die im ungarischen Parlament eine Mehr heit vergewaltigen will. Mit denen, die in kühler Berechnung etwa begangene Fehler der Mehrheit und ihres Geschäftsführers ausnutzen, die ihre Stellung bei den Wählern durch wildes Gebaren und das daraus folgende Martyrium verbessern und somit ihre Macht vermehren wollen, soll nicht gerechtet werden. Das mögen ja unter Umständen ganz geschickte Realpolitiker sein. So ist es auch den sozialdemokratischen Mitgliedern des preußisctzen Abgeordnetenhauses gelungen, einen Teil des Bürgertums durch die Behauptung zu verwirren, die Polizeimannschaf ten l-ätten denjenigen Abgeordneten, der sich neben den eigentlich zur Entfernung bestimmten Genossen gesetzt hatte, nicht anrühren dürfen und die ganze Gewaltantvendung falle unter die Strafbestimmungen gegen die Behinderung eines Abgeordneten an der Ausübung seines Mandates. Beide Behauptungen waren sophistische Trug schlüsse, aber sie machten Eindruck auf gutgläu bige, harmlose Seelen. Immerhin darf gehofft werden, daß diese Harmlosen durch immer er neute Klarstellung doch noch zu einer anderen Ansicht bekehrt werden. Das Recht der Minderheit eines Parlaments besteht darin, zu reden und dann überstimmt zu werden. Was soll der ganze Wahlkampf, wenn in der Vertretungskörperschoft nicht diejeni gen, die im Kampfe den Sieg errungen, sondern diejenigen, die unterlegen sind, ihren Willen durchsetzen wollen? Das widerspricht dem Sinne der Wahl. Man braucht nicht eine abgöttische Verehrung vor dein Ergebnis der Wahlen zu haben, man kann gleichstarke politische Kräfte neben der reinen Volksvertretung, mögen sie in einer ersten Kammer, in der Regierung oder in Monarchen bestehen, für notwendig halten, aber auf dem eigenen Gebiete des Parlaments muß das Mehrheitsprinzip entscheid, ii. Tas ist die liberale Ansicht, es ist aber auch die konser vative; die Logik und der gesunde Menschenver stand weisen nach derselben Richtung. Heinrich v. Treitschke steht gewiß nicht im Verdachr, ein Verehrer der Herrschaft der Masse gewesen zu sein, aber er hat doch, wenn er in seinen Vor lesungen über „Politik" von der Demokratie sprach, gesagt: „Da alle Obrigkeit in der Demo kratie nur vom Volk übertragen ist, muß sic sich bei ihren Entscheidungen dem Willen des Voltes beugen, dieser Wille aber kann nur durch den Beschluß der Mehrheit gefunden we r- dcn; auf dem Boden der Demokratie ist diese Herrschaft der Mehrheit d a S e i n z i g V e r- nünftige, um den Staat überhaupt vorwärts zu bewegen." Es ist ein Zeichen von gesundem Selbstvertrauen des Liberalismus, wenn er, kommt er einmal in die Minderheit, lediglich auf Grund seiner Ideen und Ideale durch die Kraft des Wortes einen U m s ch w u n g herbeizusüh- ren hofft. In Bayern ist denn auch von libe raler Seite öfters die Forderung erhoben wor den, das Zentrum solle, wenn es doch einmal die Mehrheit habe und den Ausschlag gebe, die Ministerstühle mit seinen Vertrauensleuten be setzen und so die Verantwortung für die Politik vor dein Lande übernehmem Aber nicht immer haben die Parteien, die theoretisch Anhänger des Mehrheitsprinzips sind, diese Theorie auch dann fcstgehalten, wenn die Mehrheit den Gegnern zugefallen war. Was man in neueren Tagen zugunsten der Vertretung der Minderheit und der Verhältniswahl anführt, mag ganz schön gedacht sein; die Verhältniswahl mag für ge wisse Staaten angebracht sein, wie sich über haupt die Frage des Wahlrechts nur nach der Geschichte und dem Aufbau eines Staates be urteilen läßt. Aber daß sie zu den Grund gedanken des eigentlichen politischen Liberalis mus im Gegensatz stehl, läßt sich kaum leugnen. Als der Liberalismus machtbewußt im preu ßischen Abgeordnetenbause schaltete, dachte er nicht daran, der konservativen Fraktion, die in ein paar Droschken Platz fand, durch Aenderung des Wahlrechts die halbe Seite der Kammer einzuräumen. Daraus ist ihm kein Vorwurf zu machen. Wer fest an die Richtigkeit seiner Ideen glaubt, muß wohl so handeln. Vielleicht kommt der eine und andere Politiker zum Gedanken der Verhältniswahl von formalen Anschauungen über Gerechtigkeit ans, aber politisch-parlamentarisch ist die Liebe zur Minorität meistens das Erzeug nis der Mutlosigkeit und der Mattigkeit. Die Politik ist kein Gerichtsverfahren, sondern ein Kampf um die Macht, und auch iu der Theorie hat, wenigstens vom liberalen Standpunkt, der Gedanke viel für sich, daß durch die Wahlen die volle Entscheidung herbeigeführt und nun die siegende Partei oder Parteikoalition vor die Auf gabe gestellt werden soll, zu zeigen, was sie kann. Die Entscheidung bei den Urwahlen als belanglos zu betrachten und den ganzen Kampf sich im Vertretungskörper erneuern zu lassen, entspricht, selbst wenn das Wahlrecht niclit ideal ist, nicht dein liberalen Prinzip. Auf diese Weise erfolgt auch nicht der AuStrag der Ideen mit geistigen Waffen. Zurufe, Beschimpfungen, Pfeifen, Klappern mit den Pultdeckeln usw. sind keine geistigen Waffen: das Hjuanswerfen durch Polizcimannschaft freilich ebensowenig; aber das erste kann das zweite zur Notwendigkeit warben, weil sonst die Staatsmaschine ins Stocken täme. Der llnksll des Königs von Sschlen. König Friedrich August wurde, wie wir be reits in unserer gestrigen Abendnummer berich teten, gestern vormittag bei der Besichtigung der 24. Kavalleriedivision in Zeithain von einem bedauerlichen Unfall betroffen. Von unserem Korrespondenten geht uns noch folgende Dar stellung des Unfalles zu: Bei einer Attacke der Kavalleriedivision, die der König seitlich mitritt, wurde das Pferd des Monarchen plötzlich scheu und ging durch. Der König wurde dadurch abge- worfen und zog sich eine schmerzhafte Mus kelzerrung am rechten Oberschenkel zu. Er Ivar infolgedessen nicht imstande, sich zu er heben, und mußte von seiner Begleitung auf- gehoben und nach seinem Automobil gebracht werden, das ihn sofort nach der Villa Wach witz brachte. Hier traf bald der Kgl. Leib arzt, Generalarzt Dr. Selle, ein, der er- freulictzerweije fcststellen konnte, daß es sich um keine ernstlichen Verletzungen handle. Infolgedessen ist bestimmt darauf zu hoffen, daß der König nach einigen Tagen I der Ruhe wieder vollständig hergejtellt sein wird. Leider werden durch diesen Unfall die für Sonn abend geplanten sestliclxw Veranstaltungen in Ehemnitz insofern betroffen, als der König selbstverständlich seinen Besuch hat ab sagen müssen, auch der Kronprinz wird infolgedessen sich nicht nach Ehemnitz begeben. Die Königs- parade der Ehcwnitzer Garnison ist ebenfalls a b g e s a g t worden. Dagegen begib: sich Staad' Minister Graf Vitzt h n in von E ck st ä d t nach Ehemnitz, um an der dortigen Feier teilznnehmen. Der Zeluch ües kulyrrrilchen kümgspnares am kaiserlichen Sale. Potsdam, 7. Juni. Der König und die Königin der Bul garen, der Kronprinz, Prinz Kyrill und der Ministerpräsident Geschow nebst Gefolge sind um 11,25 Uhr im bulgarischen Sonderzug in Wild park eingetroffcn. Der König trug die bulgarische Uniform mit dem Bande des Schwarzen Adlcrordcns. Auf dem Bahnsteig waren erschienen: der Kaiser in der Uniform des 1. Garderegiments zu Fuß, die Kronprinzessin in Vertretung der Kaiserin, die Prinzen und Prinzessinnen des königl. Hauses, ferner der Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg, Staatssekretär von Kidcrlcn-Wächter, der bulgarische Gesandte von Below-Saleske und der Gesandte von Romberg. Eine Ehrenkompanie des Gardejäger bataillons hatte auf dem Bahnsteig Aufstellung ge nommen. Beim Einlaufen des Zuges spielte die Musik die bulgarische Hymne. Rach einer sehr herz lichen Begrüßung, bei der die Monarchen einander wiederholt umarmten und küßten, und nachdem der Kaiser die Königin mit einem Handkuß begrüßt hatte, erfolgte die Vorstellung der Prinzen und der Prinzessinnen, der Umgebungen und des Gefolges. Der Reichskanzler wurde vom König lebhaft begrüßt. Die Monarchen schritten di? Front der Ehren kompanie ab und nahmen deren. Borbeimarsch ent gegen. Auf dem Wege vom Bahnhof nach dem Reuen Palais bildeten die Truppen der Garnison Potsdam Spalier. Außerdem hatte sich ein zahl reiches Publikum eingcsunden. Bon einer Eskorte des Leibhusarenregiments be gleitet und von Hochrufen begrüßt, fuhren die Ma jestäten nach dem Neuen Palais. Im ersten offenen, vierspännigen Wagen 5 la Daumont saßen der Kaiser und der König, im zweiten Wagen folgten die Königin, die deutsche Kronprinzessin und Prinzessin Viktoria Luise von Preußen, im dritten Wagen der bulgarische Kronprinz, Prinz Kyrill. Prinz August Wilhelm und Generalleutnant von Boehn. An der Gartenseite des Neuen Palais stand als zweite Ehrenwache die Leibkompanie des 1. Garderegiments zu Fuß. Im Muschelsaal fand Empfang mit großem Vortritt statt, wozu sich die obersten Hof chargen, die Oberhof- und Vizeoberhofchargen und der Chef des Geheimen Zivilkabinetts versammelt hatten. Es hatten Aufstellung genommen eine Gala wache vom Regiment Gardedukorps, ein Zug der Schloßgardekompanie und die Leibgarde der Kaiserin. Die Wohnung der bulgarischen Herrschaften ist m den Roten Kämmern des Neuen Palais. Die Majestäten nahmen vor oem Neuen Palais noch einen Vorbeimarsch der gesonnen Truppen spaliere in Sektionen ab. Der Kaiser und die Kron Prinzessin geleiteten die bulgarischen Herrschaften in ihre Gemächer. Um 1 Uhr fand Frühstückstafel im Apollo saal statt, an der auch die Kaiserin teilnahm. Der Kaiser und die Kaiserin saßen einander gegenüber. Der Kaiser saß zwischen der Königin oer Bulgaren und der deutschen Kronprinzessin, die Kaiserin zwischen dem König der Bulgaren und dem bulgarischen Kronprinzen. Im japanischen Zimmer fand Marschall täfel statt. Eine große Reihe Ordensauszeich- nungen sino erfolgt. Der Kaiser verlieh dem König die Kette zum Schwarzen Ablcrorden. der Königin den Luisenorden mit der Jahreszahl 1813/11 und dem Prinzen Kyrill 'ocn Schwarzen Aolcroroen. Der Kaiser ernannte den König der Bulgaren zum Chef des 4. Thüringischen Infanterie-Regiments Nr. 72 und verlieh dem Ministerpräsidenten Geschow das Großkreuz des Noten Adlerordens, dem hiesigen bulgarischen Gesandten Gcschow ^cn Kronenorden 1. Klaffe, dem Generaladjutan.cn Markow den Roten Adlerorden 1. Klaffe und Sem Chef des bulgarischen Eisenbahnwesens Morphow den Roten Adlerorden 2. Klaffe. Der Streit im Zentrumslnger. Die „Kölnische Volkszeitung" veröffentlicht fol gende Erklärung des Uditore Heiner betreffend di« Arbeiterorganisationen aus Rom vom 6. Juni: lieber di« letzten Auslassungen des apostolischen Stuhles in Sachen der katholischen Arbeitervereine Deutschlands bin ich in der Lage, folgend« authen tische Erklärung veröffentlichen zu können. Vor allem ist zu unterscheiden zwischen den Telegrammen des Kardinal st aatssekretärs an di« Kon greße zu Berlin und Frankfurt (Main) und der An rede des Heiligen Vaters. Letztere, mag sie auch ihrem wesentlichen Inhalte nach den Ideen der Heiligkeit bezüglich der Verurteilung von Irrtümern, die jeder gute Katholik verurteilen muß, entsprechen, hat doch keinen authentischen Charakter und kann deshalb durchaus nicht in Frag« kommen oder den Gegenstand einer Diskussion bilden. Was die Telegramme des Kardinalstaatssekretärs an betrifft, so kennt der Heilige Stuhl vollkommen den Unterschied zwischen d«n katholischen Arbeiter vereinen, einschließlich jenes südlichen, östlichen und westlichen, in Frankfurt (Main) versammelt gewese nen Arbei^crrerbandes und den interkonfessionellen Gewerkschaften. Im übrigen lobt und ermutigt S. H. der Papst mit gleichem Wohlwollen die ver schiedenen katholischen Vereine Deutschlands, die noch ihren besonderen Bedürfnissen verschiedene Diözesen und Provinzen gegründet haben; jedoch ist zu be merken, daß, während die Berliner Arbeiterverein« keine Berührung mit den interkonfessionellen Gewerk schaften haben, dies hingegen bei den katholischen Arbeitervereinen des genannten Kartells der Fall ist. Die interkonfessionellen Gewerkschaften, wenn sie auch praktisch zugclassen und deshalb vom Heiligen Stuhl nicht verurteilt sind, können doch, La sie als solche von den katholischen Grundsätzen und der kirchlichen Autorität absehen, eine Gefahr für ihre katholischen Mitglieder bilden. Daher ist es gekommen, daß. während das nach Berlin gerichtete Telegramm nur auf Billigung und Lob lautete, jenes nach Frankfurt gesandte zugleich auch eine väterliche und zeit gemäße Ermahnung enthielt, um auf die ge nannte Gefahr für die guten Katholiken, deren beste Gesinnung der Heilige Vater kennt und für die er. wie für die übrigen Gläubigen Deutschlands, das grösste Wohlwollen hegt aufmerksam zu machen. — Daß die vorstehende Erklärung Wort für Wort den Intentionen des Apostolischen Stuhls entspricht, dafür übernehme ich die öffentliche Verantwortung. (Gcz.) Heiner, Ilditorc des römischen Rota. Dss Äevlllversttentst im unysrilchen Kdgeorünetenhsule. Wie wir bereits in unserer gestrigen Abendaus gabe berichteten, drang während der Sitzung des un garischen Abgeordnetenhauses der für 30 Sitzungen ausgeschlossene Abgeordnete Kovacs in di« Iour- nalisrenlogc ein und feuerte von dort drei Revolver- schüffe gegen den Präsidenten Tisza ab. Tisza wurde rückst verletzt. Kovacs richtete dann die Waffe zwei mal gegen sich selbst. Entgegen den Meldungen von gestern mittag wird jetzt berichtet, daß Kovacs seinen Verletzungen nicht erlegen ist. Das Telegramm lauter: Pest, 7. Juni. Der Abgeordnet« Kovac» ist nicht tot. Er wurde vom Abgeordneten haus« nach einem Sanatorium gebracht und liegt in Agoni e. lieber den weiteren stürmischen Verlauf der Sitzung liegt noch folgendes Telegramm vor: Pest, 7. Juni. Die Sturinszenen der letzten Tage haben sich heute abermals erneuert und sind ganz in der nämlichen Weis« wie früher verlausen. Zuerst drangen die ausgewiesenen Abgeordneten in den Sitzungssaal ein, wurden jedoch vor Beginn der Sitzung von Polizisten entfernt. Hierauf er öffnete Präsident Graf Tisza die Sitzung. Von den Oppositionellen, di« bisher noch nicht ausgewiesen worden sind, wurde er mit Wutgeheul, unsäglichen Beschimpfungen und gewaltigem Lärm empfangen. Der ehemalige Staatssekretär im Koalitionsmini- stcrium, Bela Mezoessy (Kossuthpartei) und Sa muel Bakonyi (Iusthpartei) standen in der ersten Reihe der Demonstranten. Graf Tisza notierte die Ruhestörer und hob dann die Sitzung auf. Der imlienilch-türkilche Krieg. Wie der römische Korrespondent des „Echo de Paris" aus gut informierten politischen Kreisen er fahren Haden will, steh« das Ende des türkisch italienischen Krieges tatsächlich bevor. Tic Türkei dürfte jetzt Friedensverhandlungcn geneigter sein, weil sic genau weiß, daß der jetzt schon so ungünstig« Stand der türkischen Finanzen sich von Tag zu Tag verschlechtere. Die Revolte in Albanien, der Auf stand im Pemcn, die Konzentration der russischen Re gimenter an der persischen Grenze und die Ope rationen in Tripolis und im Aegäischen Meer zwingen die Pforte, eine große Truppenmacht aus d«m Kriegsfllß zu halten, was natürlich mit großen finanziellen Opfern verknüpft sei. Je länger der Krieg andauere, desto mehr werde cs für die Türkei zur Notwendigkeit, den Frieden zu schließen. Die deutschfeindlichen italienischen Hetzereien. Die „Nordd. Allgcm. Ztg." schreibt: Auf Grund angeblicher Erzählungen von au» Smyrna ausgewicsenen Italienern ist in italienischen Blättern behauptet worden, der dortige deutsche K o n's u l hätte türkische Polizei herbeigcrufcn und auf die vor dem Konsulat versammelten It a l i c n c r einhaucn lassen. Obwohl diese Erzählungen deut lich genug o«n Stempel der Erfindung tragen, sind sic von einem italienischen Abgeordneten bei einer Interpellation in der Kammer verwertet woroen, ohne daß ihnen ein Dementi entgegengesetzt wurde. Amtliche Feststellungen hab«n, wie zu erwarten war, ergeben, daß die;e Geschichten in der leichtfertigsten Weise in die Welt gesetzt worden sind, und daß ihnen keinerlei Tatsachen zugrunvc liegen. Der deutsche Konsul in Smyrna hat bei seinen Bemühungen für die zahlreichen ausgewiesenen Italiener, obgleich sic an di« Arbeitskraft des Konsulats außergewöhnliche Anforderungen gestellt haben, kein einziges Mal An. laß gehabt, die Hilfe der türkischen Polini in An- spruch zu nehmen. Man benchte auch die Inserate in -er Abend-AnOgabe. 'M,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite