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Man hilft sich jetzt bet einem Ankauf der Getreidemcngen durch die Reichsgetreidegesellschaft dadurch, daß die Behörde ihre Käufe durch Hergabe von Goldanleihescheinen bezahlt, die andererseits wieder von der Landwirtschaft als Steuerzahlungsmittel verwendet werden können. Man kann auch heute noch nicht die Ansicht unterdrücken, daß mit der Goldanleihe ein vielleicht besserer Weg zur Lösung der Wäh rungsfrage gegeben war, als durch den künstlichen Aufbau oer neuen Währungsbank. Jede Währung, soweit sie nicht reines Goldersatzmittel ist, also jederzeit in Gold eingelöst werden kann, ist aber ver bunden mit der Wirtschaft wie der Zeiger mit derUhr. Da her ist im Reichsrat aufs schärfste darauf hingewiesen wor den, daß alle Währungsreformpläne überflüssige Arbeit sind, wenn nicht die R e p a r a t i o n s f r a g e, die wie ein Alp druck auf unserer Wirtschaft lastet, einigermaßen tragbar ge löst, wenn vor allem nicht unsere Gütererzeugung so weit gesteigert wird, daß unsere Handelsbilanz wieder aktiv wird. Ebenso wurde die dritte Voraussetzung, die unmittel bar mit der Lösung der Reparationsfrage zusammenhängt, von neuem unterstrichen, daß der Neichshaushaltetat ins Gleichgewicht gebracht werden muß. Das sind nicht drei nebeneinander herlaufendc, sondern drei ineinander ver knüpfte und von einander abhängige Forde rungen; aber die wichtigste von ihnen ist die Steigerung der Gütercrzeugung. Von den neuen Reichsratsbeschlüssen über die Wäh rungsbank ist für diese Produktionssteigerung einer beson ders Wichtig; die Währungsbank soll nämlich verpflichtet sein, zur Gewährung von Krediten an die Wirtschaft einen Betrag von 1200 Mill. Neumark der Reichsbank und den privaten Notenbanken zur Verfügung zu stellen. Das setzt voraus, daß die gesamte Wirtschaft, vom Rohstoffabrikanten über die Fertigwarcnindustrie bis zur letzten Warenvertei lungsstelle hinab, in Goldmark kalkuliert. Die Papier mark muß zur Scheidemünze herabgedrückt werden, wodurch der privatwirtschaftliche Vorteil einzelner endlich ausge schaltet wird. Nur unter dieser Bedingung ist auch eine Be endigung des unerträglichen Zustandes möglich, daß bei der Gewährung der Neichsbankkredite, daß überhaupt im Recht und'in der Gesetzgebung Mark gleich Mark gesetzt wird. Aus dieser längst nicht mehr mit der Wirklichkeit übereinstimmenden, rein theoretischen Anschauung sind der Ncichsbank die riesigen Kreditverluste erwachsen, die dann mit Hilfe der Notenpresse wieder hereingebracht, freilich nur auf dem Papier hcreingcbracht wurden. Wenn die neue Währung ihre Hauptaufgabe darin sieht, die Billiarden von Reichsschatzanweisungen und die Papier- Milliarden abzusaugen, wenn sie vor allen Dingen dazu i n der Lage ist, dann gehen wir wenigstens einer Wäh- rungs- und Kalkulationsgesundung entgegen. Und das ist besonders deswegen notwendig, weil die deutsche Wirtschaft gerade in der Gegenwart vor die größten und schwierigsten Aufgaben gestellt ist, so daß das Währungsrisiko bis auf ein Minimum herabgedrückt, vor allem aber die zeit- und arbeits- krafiraubende Papiermarlkalkulation schleunigst und end gültig beseitigt werden muß. politische Kunchchsu. Änderung der Devisenerfafsungsvcrordnung. Eine neue Verordnung verfügt, daß Devisenbanken im Sinne der Devisengesetzgebung die Banken und Bankiers oder deren Zweiganstalten sind, soweit sie Mitglieder der an ihrem Sitze befindlichen Abrechnungsstelle der Ncichsbank sind und auch vor dem 12. September 1923 Devisenbanken waren. Die gesetzte Abwicklungsfrist wird bis zum 13. Ok tober 1923 verlängert für diejenigen Banken und Bankiers, die nach der Verordnung vom 11. September nicht mehr De visenbanken sind, aber einen Antrag auf wertere Zulassung als Devisenbank bei der zuständigen Landesbehörde oder ver von dieser bestimmten Stelle gestellt haben, Die Ententebotschaster beim Kanzler. Der Reichskanzler hat die Ententebotschaster empfangen und ihnen offiziell von der Aufhebung des passiven Wider standes und der Verordnungen, die zu dessen Aufrechterhal tung ergangen waren, Mitteilung gemacht. Dabei dürfte der Kanzler auch die Frage erörtert haben, unter welchen Ge sichtspunkten nun eine Wiederaufnahme der Ar beit im Ruhrgebiet erfolgen soll und kann. Auch über die Möglichkeiten und Voraussetzungen von Verhandlun gen zwischen Deutschland und Frankreich dürfte dabei ge sprochen worden sein. Der Papst über Deutschlands Tragödie. Das mit dem Vatikan in enger Verbindung stehende Blatt „Nuovo Paese" gibt, indem es für die Authenti zität einsteht, die folgenden Worte des Päpstes wieder, dse er zu dem Kardinalstaatssekretär geäußert haben soll: „Die Nachrichten über die deutsche Tragödie zerreißen mir das Herz. Morgens und abends bete ich für den Frieden der Völker; denn was kann ich mehr tun, als beten. Möge Gott meine Gebete erhören für die Kinder, ach, wenig- ch ver- danach r Ro- n halte Watte it dem rteilen, Zähne her sich Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend Fernsprecher Wilsdruff Nr. 6 Postscheckkonto Dresden 2640 Erscheint seit dem Jahre ckS4ck Srs-Unt bi« auf vxttc««« nur Montag«, Mittwoch« u Freitag« nachmittag« r Ude für den folgenden Tag. Aezug«pret« det Selbstaddoinna für dieWrche v. 1 —S. 10. 10000000 MI., durch unsere Auchrüger zugetragen in der Stadt 10S00W0MI. auf dem Lande lOSooaoo MI., durch die Post monatlich entsorechend. AN« Postanstalten und Postboten sowie unser« Auchrüger und Geschüstüsteste nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Zm Faste hüherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betried«stürungen hat der Bezieher leinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung de« Bezugspreise«. Anzeigenprei« lür die «gespaltene Baumzeile 100 MI. mal Wochen'Schlüsselzahl (Woche v. 1.—S. 10.10000) Aeiiamezcile 210 MI. mal Wochen-Schlüffelzahl, amtliche Anzeigen, die 2 gespaltene Korpu«zeile ZOO Ml. mal Wochcn-Sch üffelzahl. BachwelsungpeGebühr 100 Md. mal Wochen-Schlüsselzahl. Anzeigenannahme bi« vormittag« 10 Uhr. Für die Richtig!«» der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir leine Garantie. Zeder Rabatt- anspruch erlischt, wenn der Betrag durch Kiage «ingezogen werden muß oder der Auftraggeber >n Kontur« gerät. AW 82 Iayrqang. Nr. 116 Donnerstag / Freitag 4 / 5. Oktober 1923 Aaekelt äas Ministerium Stresemann? genkleit 0000 0000 0000 men, um die durch den Rücktritt der volksparteilichen Minister die übrigen Umstände geschaffene parlamentarische Lage zu iten. Diese KaLinettsberatungen dauerten in der elften nde noch an. mark mark 90°/, hrlich >logr. 0000 '00°/, 0000 ,V°/o) 9725 ßS«/g) OOvO 0000 0000 0000 0000 0000 0000 r 19,8 0000 WgWe; krgevm Ser SslSanIeibr Berlin, 2. Oft. Das Ergebnis der Goldanleihe steht vor behaltlich geringfügiger Ergänzungen fest. Es wurden insgesamt 164 788194 Mark Gold gezeichnet, und zwar: gegen Mark 129 788 194 Mart Gold, gegen Devisen 30 852 809 Mark Gold, gegen Dollarfchatzanweisungcn 2 596 553 Mark Gold, gegen Goldmarlquittungen 986 630 Mark Gold. amtlich ilsend.nl lloggcn, türkische Hafer, iu geben. Entscheidende Bedeutung aber gewann die Fraktions- ühung der Deutschen Volkspartek, in der die beiden Richtungen fto und kontra Stresemann scharf aneinander gerieten. Die Habei gefaxten Beschlüsse führten zum Rücktritt des Reichswirt- khastsministers von Raumer und des Ernährungsministers Dr. Luther. Letzterer legte fein Amt nieder, weil die Fraktion 'inen Ersatzmann forderte, der es verstünde, Die Fraktionssitzung der Sozialdmokraten wandte sich vor 'Hem gegen eine etwaige Aufnahme der Deulschnationalen in -äs Kabinett und eine Antastung des Achtstundentages. Jeder Ersuch, der Arbeiterschaft den Achtstundentag zu nehmen, diirden Fraktion und Partei zu allerschärfsten Gegenwehrmab- Fast scheint es so! Die Morgeudlätter wisse« gar mancherlei z« berichten. Dom Rücktritt der volksparteiliche« Minister von Raumer und Dr. Luther — von der Gegnerschaft der volks parteilichen Minister gegen sozialdemokratische Kollegen - von ihrer Fühlungnahme zur Heran ziehung der Deutschuarionale« zur ministeriellen Tätigkeit zwecks Milschleppung an der Verant wortung uud ähnliches. Verlasse« die Ratten »as Schiff - ? Berlin, 2. Oft. Die „Dresd. Nachr." lassen sich von ihrem Berliner Mitarbeiter drahten: Die schon seit einiger Zett merk bare Abkehr eines groben Teiles der Deutschen Vollspartei von der Politik ihres vormaligen Führers hat heute dem Kabinett Stresemann einen Schlag verseht, der seinen Weiterbestand als iiemlich zweifelhaft erscheinen läßt. Nachdem schon heute vor- Hüttag die Fraktionen zusammengetrcten waren, Katen sie nach dem Empfang der Parteiführer beim Reichskanzler in den Nach- dlittagsflunden nochmals zusammen. Dabei erklärten sich Zen- >lum und Demokraten, da eine von der Volkspartei geforderte Erweiterung des Kabinetts durch die Deulschnationalen wieder >1 den Hintergrund getreten war, bereit, der Reichsregierung die Dollmacht zu diktatorischen Mahnahme« ZisnabsMglkeit <!er siukreisenbslMr. Essen, 2. Oft. Die Gewerkschaften der Eisenbahner und Beamtenverbände der Reichsbahndireftion Essen habLN be schlossen, den Dienst nicht wieder aufzunehmen, wenn nicht die Franzosen auf die Bedingungen bezgl. der Ablegung des Dienst eides auf die Regie und Abgabe einer Pflichterklärung verzich teten und wenn nicht sämtliche Ausgewiesenen zurüäkehren dürfen. skörner !0 Mill, arm. ember- oooo- mmerg- >0000^ Rotklee. 0 000**7 )*, Klett NMUNg! eise, dst NIUU Vie Negierung KUs, oie PrelSlrewerewerorvnung so abzuändern, daß den letzten Verkäufern und Verteilern von Lebensmitteln und notwendigen Bedarfsartikeln die Anwendung der Goldmarkkülkulation bei der Festsetzung der Warenabgabc- oder Verkaufspreise nicht erschwert wird. Von der Papiermarkwährung hat aber — und das macht diesen Beschluß einer Konsumenten organisation besonders bemerkenswert — der Warenabnehmer, der Ver braucher, immer noch Nutzen, wenn man so sagen will, ge habt. Seine Lebenshaltung wurde einigermaßen dadurch noch möglich gemacht, daß die Warenpreise unter Goldwert blieben. Bei diesem privatwirtschaftlichen Vorteil dachte man weniger an den großen volkswirtschaftlichen Nachteil, der aus dem unterwertigen Verkauf der Waren entstand. Nun haben aber die GenossensttMen als Einkaufs- imd Waren verteil ungs Organisationen diesen Nachteil am eigenen Leibe verspürt, haben bemerkt, daß sie bei einem allzu starren Festhalten an der Papiermark sich eben so ausverkaufen wie sich, im großen genommen, die deut sche Volkswirtschaft auf diesem Wege ausverkaufte. Wir sind im vollsten Übergang, ja, wohin? Der Neichsrat hat sich am Montag mit dem Gesetzentwurf über die Errichtung einer Währungsbank beschäftigt, und dabei wurde für die Beschleunigung der Währungsreform be sonders die Sicherstellung der Ernährung ins Feld geführt. Der bekannte Währungsentwurf Helfferichs wollte eine Roggenmark als neue Währung schaffen und auch den Nachdruck mehr auf die ernährungs- als währungspolitische Seite legen. Lie Roggeumark sollt« die ErntL in Vie große Nation Essen, 2. Oft. Aus Freude über die Aufhebung des passiven Widerstandes haben sich die französischen Soldaten in fast allen Städten sinnlos betrunken und sich schwere Ausschreitungen gegenüber der deutschen Bevölkerung zu Schulden kommen lassen. An den Grenzen des Einbruchsgebietes werfen die Franzosen Verschanzungen auf und ziehen Drahtverhaue, anscheinend in der Befürchtung eins aktiven Angriffes aus dem unbesetzten Gebiet. Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. Verleger und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff die Landwirtschaft zu bewegen, den Pflichten nachzukommen, ihr aus der Not des Volkes erwachsen. Weiter forderte die Traktion eine Neubesetzung des Finanzministeriums, da der Kgenwärtige Minister Dr. Hilferding ihren Wünsche» nicht ent breche. Verlangt wurde außerdem eine unverzügliche, durch Gesetzeskraft durchzusührende, die Vorkriegsverhältnisse wieder 'erstellende, der schweren Not der Zeit entsprechende Erhöhung der Arbeitszeit? A srulllvn UNI- -u ehl Pro Mmen veranlassen. Auch wurde es rundweg abgeschlagen, der Weizen- Allspartei zuliebe den Finanzminister Dr. Hilferding fallen zu ovo bis iMn. Jedenfalls ergaben die Fraktionssitzungen, daß unüber- ieerbsen Mckbar erscheinende Gegensätze vorhanden waren. Das Reichs- 135 000- xHjnett trat dann auch in der zehnten Abendstunde sofort zu- Kleine Zeitung für eilige Leser. * Die Reicksßagsparkien verhandelten über eine EinLe» '^huug der Deulschnationalen in die Reichsregierung. * Der Putschversuch in Küstrin hat mit der Gcsangcnnahm« 'Etlicher Aufrührer geendet. Der baverischc Staatskommissar hat ein scharfes Streik- ^Hot erlassen. Dem Vernehmen nach soll von der neuen Erhöhung der 'ohlenpreise zunächst Abstand genommen werden. p* Englische Berichte aus Düffeldorf bestätigen, daß die Zu- ^unenstöbc nicht von der deutschen Polizei veranlaßt wurden. Branche tändige : späte: iter L. usnigsj erbeten. :mber. oooo b. Winter- ooooo, 00000-' ver Mülner Anschlag abgetan. lieber den Putschversuch in Küstrin, den Major a. D. Buch- rucker einleitetc, liegt heute folgender Bericht vor: Im Morgengrauen des 1. Oktober ließ Buchrucker alle wich tigen Punkte und Zugänge der Stadt besetzen und begab sich selbst mit anderen Rädelsführern in die Kommandantur, um zu s verhandeln. Der Kommandant aber, Oberst Gudovius, ließ sich nicht auf Verhandlungen ein, sondern handelte mit der größten Energie. Die Führer ließ er ungehört verhaften, einen nach drängenden Stoßtrupp nahm die Wache fest. Pionierbataillon 3 und eine Schwadron der Fahrabteilung wurden alarmiert und herbeigerufen. Vor ihr zogen sich die Aufständischen bis in den Zeughof zurück, wo sie eingejchlossen wurden. Das Wehrkreis kommando lll hatte auf die erste Nachricht von den Ereignissen hin den Oberst v. Esebeck und Truppen aller Wassen in Marsch gefetzt, um den Aufruhr unter allen Umständen unterdrücken zu können. Das Pionierbataillon, das keine schweren Waffen besitzt, mußte sich bis zu ihrer Ankunft auf die Absperrung beschränken. Es wies gegen Abend einen Vorstoß eines schwächeren Trupps Aufrührer ab, die zum Teil in Autos von außerhalb gekommen waren, um die Eingefchlosfenen zu entsetzen. Die Angreifer hatten hierbei einen Toten, zwei Schwer- und vier Leichtverwundete. Nach dem Eintreffen der Verstärkungen ergaben sich die im Zeughofe Eingeschlvsfenen, im ganzen 381 Mann, von denen man 13 als Rädelsführer ansehen konnte. Dazu wurden noch 30 Mann sestgenommen, die den Entsatz- versuch von außerhalb gemacht hatten. GolSmarkrechnung! s» Am Montag hat der Zentralverband der Deutschen Msumvereine beschlossen, zur Goldmarkrechnung l°rrzugehen. Der Vorstand teilt dabei mit, er sehe sich k dieser Maßregel genötigt, weil er nicht weitere starke Klüfte übet sich ergehen lassen wolle. Man habe festge- >0, daß durch die Wirkung der Preistreibereiverordnung ^Verbindung mit der schnell fortschreitenden Geldent- 'ftung das Betriebskapital und die Warenbestände der ^sumgenossenschaften auf ein durchaus unzulängliches M reduziert worden seien. Daher wird nun den Ge- flenschaften empfohlen, die Warenabgabepreise auf 1°ldbasiszu st eilen und den Papiermarkpreis täg- * mittels Multiplikator au bestimmen. Ferner fordert