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Kreta. Wieder einmal meldet sich in dem ewigen Kreise der I Problemala, welche der europäische Orient den Diplomaten I seit länger als einem halben Jahrhundert aufgibt, zur I Abwechslung die kretische Angelegenheit. Der bisherige Gouverneur oder Oberkommissar der türkischen Insel Kreta, Prinz Georg von Griechenland, hat bekanntlich die zweifel haften Annehmlichkeiten seines Postens satt bekommen und ihn niedergelegt, von welchem Moment an die kretische Frage wieder aufgerollt worden ist. Den Kretern paßt der Rücktritt des Prinzengouverneurs nicht in ihren Kram, Prinz Georg begünstigte nur schlecht verhüllt die nationalen Aspirationen der Kreter, die nach wie vor auf eine Ver einigung ihrer Insel mit dem stammverwandten Griechen land zielen, daher suchten sie die Abreise des Prinzen Georg nach Athen mit Gewalt zu verhindern. Von dem neuen Gouverneur, dem ehemaligen griechischen Minister präsidenten Zaimis, weiß man, daß er ein sehr vor sichtiger Politiker ist, der extravaganten Streichen durchaus nicht zuneigt, sodaß von ihm eine Förderung der Politik der offenen Losreißung Kretas von der Türkei kaum zu erwarten steht. Die Kreter machen denn aus ihrer Un zufriedenheit mit dem Personenwechsel im Gouverneurs posten kein Hehl, und schon kann man von einer Wieder zunahme der aufständischen Bewegung auf der Insel lesen. Die verhältnismäßig schwachen französischen, englischen, russischen und italienischen Truppenabteilungen, welche auf der Insel zur Aufrechterhaltung der Ordnung und zur Unterstützung des Regiments des Generalgouverneurs stationiert sind, haben gegen die an Stärke immer mehr wachsenden Jnsurgentenscharen einen schweren Stand. Speziell befindet sich die in Vamos stehende italienische Garnison in einer gefährlichen Lage, sodaß zwei weitere italienische Kompanien, sowie 200 Russen zur Hilfeleistung nach Vamos abgegangen sind. Sollten die Kreter wirk lich entschlossen sein, ihren aufrührerischen Neigungen voll die Zügel schießen zu lassen, so bleibt den vier Schutz mächten Kretas kaum etwas anderes übrig, als Truppen verstärkungen nach Kreta zu senden, womit dann für die Mächte mindestens die Gefahr eines kostspieligen und lang wierigen Kleinkrieges auf dieser Insel erwüchse, aus welchem für sie doch keinerlei Gewinn herausspringen würde. Es darf daher schon heute als nahezu zweifel los gelten, daß die Mächte die stete kretische Sorge über kurz oder lang überdrüssig bekommen und daß sie endlich in die Annexion Kretas durch Griechenland willigen werden, welche sowieso auf die Dauer nicht mehr aufzu halten wäre. Auf die Pforte brauchte hierbei keinerlei Rücksicht mehr genommen zu werden, Kreta steht eben nur dem Namen nach noch unter türkischer Oberherrschaft, tat sächlich hat der Sultan auf der Insel nicht das geringste mehr zu sagen, kein türkischer Soldat und kein türkischer Beamter befindet sich heute auf ihr, sodaß ihr nomineller Besitz der Türkei weiter gar nichts nutzt. Wenn man sich in den Regierungskreisen von Konstantinopel trotzdem noch immer sträubt, auf den letzten Rest der türkischen Scheinherrschaft über Kreta zu verzichten, wie z. B. der türkische Protest gegen die über den Kopf des Sultans hinweg erfolgte Wahl von Zaimis zum neuen Ober kommissar bekundet, so spielen hierbei offenbar politische Erwägungen ihre Rolle. Man sagt sich in Stambul, daß eitzer si-e) ischer etto: 164 1000 öhm. 178, ilber tto: ische und isaat 250, hi k» )en, zen- er- ,60, ,50. bl, tto, be: bi- rehl sack ,20. -n-, likel iter otiz KL- > In »sch eine eventuelle Vereinigung Kretas mit Griechenland die Bestrebungen zur Losreißung Mazedoniens von der Türkei nur noch stärken und begünstigen würde, ein Abfall Maze doniens aber wäre das Signal zum Zusammenbruch des Restes des Osmanenreiches in Europa. Unter diesem Ge sichtspunkte betrachtet, erscheint es allerdings begreiflich, wenn die Pforte an den stark abgeschwächten Oberhoheits rechten des Sultans über Kreta krampfhaft sesthält, was indessen nicht hindern wird, daß die Insel der „faulen Bäuche" dem hellenischen Königreiche eines Tages doch als reife Frucht zufällt. Jedenfalls kann das eine als feststehend gelten, daß die kretische Frage in ihrem ange deuteten schließlichen Ausgange die allgemeine Politik nicht irritieren wird, mit der „Angliederung" Kretas an Griechen land haben sich alle Großmächte im geheimen schon längst abgefunden, da Hilst dem Sultan und der Pforte alles Protestieren nichts. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Wegen des Umbaues des Rathaus saales fällt die diesjährige Diözesanversammlung der Ephorie Dippoldiswalde laut einer Verordnung des evangelisch-lutherischen Landeskonsistoriums aus. — Rekruten-Abschied. Für die Vertreter des diensttauglichen Jungdeutschlands gilt es in den nächsten Tagen Abschied zu nehmen von Mutter und Vater, Braut und Freunden, um als Rekruten den Regimentern zuge teilt zu werden. Manchem mag dabei ein wenig bange ums Herz sein; denn was für stramme Zucht und Ordnung in den Reihen unserer Soldaten herrscht, das konnten sie bei den Appells der in den Manöver» einquartiert gewesenen Truppen, ob Infanterie, Kavallerie oder Ar tillerie, beobachten. Aber es kommt schließlich nur auf die Gewohnheit an: Wer unverzagt und frisch zugreist, der wird auch bald die Lichtseiten der militärischen Dienstzeit herausfinden, die zweifellos eine treffliche Schule für das fernere Leben darsiellt. — Der erste Urlaub bringt dem jungen Soldaten schon das Bewußtsein seines erhöhten Wertes. Stolz führen ihn Vater und Mutter bei Ver wandten und Freunden umher, mit einer Art von Ehr furcht nahen sich die früheren Kameraden dem strammen Valerlandsverteidiger, und wenn er dann erst merkt, wie zweierlei Tuch auf die schönere Hälfte des Menschengeschlechts wirkt, dann stimmt auch er wohl vergnügt ein: „Ha, welche Lust, Soldat zu sein!" Und dann erscheinen auch ihm die zwei Jahre nur als eine kurze Spanne Zeit, in welcher das Licht weitaus den Schatten überwiegt! — Das rote Laub. Jetzt „rauscht das rote Laub" wieder „zu unseren Füßen', oder erfreut, soweit es der Herbststurm noch an Baum oder Strauch gelassen hat, durch sein wundervolles Farbenspiel unser Auge. Eia fest lich Gewand ist es, das die Natur im Sterben angelegt hat und in allen Schattierungen — die ganze Farben skala vom hellsten Gelb bis zum tiessten Rot durchlaufend — präsentiert sich das herbstliche Laub unsern Blicken. Meister Herbst ist ein gar trefflicher Maler, er versteht es, deni eintönigen Grün der Vegetation die herrlichsten Farbeneffekte zu geben; nur schade, daß seine Kunst eine so vergängliche ist, denn das feine Geknister der todesmatt zu Boden gesunkenen Blätter, die unter unseren ver nichtenden Schritten noch einmal, wie abschiednehmend, aufseufzen, belehrt uns darüber, daß die buntfarbigen Er- zeugnisfe seiner Palette leider nur auf ephemeren Ruhm Anspruch erheben dürfen. — Wer nun freilich kein dichterisch veranlagtes Gemüt besitzt, und die schwermut- volle Poesie, die aus dem roten Laube zu uns spricht, nicht zu würdigen weiß, der wird uns trockenen Toner darauf aufmerksam machen, daß der Färbung der Blätter lediglich ein chemischer Prozeß zu Grunde liegt, der darin -besteht, daß sich im Herbstlaub weniger Stärke, dafür aber destomehr Zucker bildet, und daß der Einfluß der Sonne nach und nach in dem zuckerhaltigen Blatt eine chemische Verbindung hervorruft, die das vielbewunderte „Erröten bewirkt. Die niedrige Temperatur, die im Oktober nachts zu herrschen pflegt, verhindert die sonst unausbleibliche Umwandlung des Zuckers in Stärke und so steht dem un gehinderten Färbereibetriebe im Haushalt der Natur nichts im Wege. Unsere verehrlichen Leserinnen aber werden sich wohl kaum mit dieser etwas nüchternen Erklärung eines Mannes der Wissenschaft begnügen. Sie halten es mit der „Poesie des roten Laubes" und daran tun sie recht. — Nach dem amtlichen Berichte der Veterinär-Kom mission herrschten am 30. September im Königreiche Sachsen nachoerzeichnete Tierkrankheiten: Die Tollwut und der Rotz der Pferde in je I Gehöft; der Milzbrand in 9 Ge meinden mit 10 Sehösten; der Rotlauf der Schweine in 7 Gemeinden mit 13 Gehöften (darunter in 1 Gehöft von Pretzschendorf der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde); die Schweineseuche einschließlich Schweinepest in 8 Ge meinden mit 8 Gehöften; die Geflügelcholera in 33 Ge meinden mit 37 Gehöften (darunter in 1 Gehöft in Rechen berg der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde); die Brust seuche der Pferde in 6 Gemeinden mit 6 Gehöften; die Rotlaufseuche der Pferde in 4 Gemeinden mit 4 Gehöften und die Gehirnrückenmarksentzündung der Pferde in 7 Gemeinden mit 7 Gehöften. — Erledigt: die Rektorstelle an der Stadtschule zu Altenberg. Kollator die oberste Schulbehörde. Außer freier Wohnung mit Garten, dessen Ertrag mit 30 M. veranschlagt ist, 1538,34 M Grundgehalt, 165 M. für Fortbildungsschulunterricht, 165 M. für Überstunden; die Lehrerstelle zu Röthenbach. Kollator: Die oberste Schulbehörde. 1200 M. Grundgehalt einschl. 24 M. Grundstücksertrag, 112 M. für Beleuchtung und Heizung des Schulzimmers (davon 50 M. katastrationsfähig), 100 Mark zunächst auf 10 Jahre bewilligte pers. Zulage, 76,71 M. für kirchendienstl. Verrichtungen, 110 M. für Fortbildungsschulunterricht; freie Wohnung mit Garten. Bewerbungen mit den erforderlichen Unterlagen sind bis 24. Oktober bei dem K. Bezirksschulinspektor in Dippol diswalde einzureichen. Börnersdorf. Unser Herr Pfarrer Schindler, seit 1900 hier im Amte, verläßt uns, da er zum Pfarrer von Niederschöna bei Freiberg gewählt ist, Ende November d. I. Wilmsdorf. Am vergangenen Dienstag abend hielt Herr Lehrer Höhne seinen Einzug in hiesiger Gemeinde. Ani geschmückten Schulhause wurde er von den Schul kindern, dem Schulvorstand, Gemeinderat und vielen Ge meindegliedern feierlich empfangen und mit Gesängen und einer Ansprache des Herrn Gemeindevoritand Rüger be grüßt. — Die Kartoffelernte hat nun überall begonnen und es ist wünschenswert, daß die Kartoffeln auch bei trocknem Wetter in die Keller gebracht worden. Auch für Wchklitz-Mung 4 Anzeiger für Dippoldiswalde nnd Umgegend Amtsblatt fiir die MiMe AmtshauMannMst, das Mi-liche Amtsgericht und dm St-dtrat zu Mppoldiswald« Sonnabend, den 6. Oktober 1906. Nr. 116. VerMworllich« N-dM-xr- Paul I-hM. - Mmk w» V-rl-, «m «ml I-Hm »> Mr die Aufnahme eine» Inserat» an bestimmter Stelle und bestimmten Lagen wird keine Garantie übernomm^. 72. Jahrgang Sil Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern W Pfg. - Alle Postan- Patten, Postboten, sowie unsere Austräger nehmen Bestellungen an. Blatte« -i same Verbreitung finden, werden mit 12 P«g solch« au» unserer Amtshaupr Mannschaft mit 10 Pfg die Spaltzeile oder der» Raum berechnet. — Do bellarische und komplt zierte Inserate mtt ent sprechendemAufschlaa.-' Eingesandt, im redimt»« nellen Telle, die Spalte» zeile 20 Pfg DK «Pettzeritz-Zeüung* Hrscheimwüchentlich drei- «iu: Dienstag, Donners- ß« und Sonnabend und «Kd an den vorhergeben- dmAbendenausgegeben, Mebs vierteljährlich 1M. Die Königlich Sächsische Regierung hat mit den Regierungen von Preußen — ausgenommen für die Hohenzollemschen Lande — Sachsen-Weimar, Oldenburg, Braunschweig, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Eoburg-Gotha, Anhalt, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sonders- hausen, Waldeck, Reuß ä. L, Reuß j. L., Schaumburg-Lippe, Lippe, Hamburg, Lübeck und Bremen «Ine Vereinbarung getroffen, daß alles Fleisch von Schweinen, das innerhalb des Gebietes der beteiligten Staaten in Verkehr kommt und aus einem dieser Staaten stammt, als auf Trichinen untersucht angesehen wird, weil In allen Vertragsstaaten die Untersuchung nach im wesentlichen gleichen Grundsätzen vorgeschrieben ist. Für den in Z 31 Abs. 1 der Sächsischen Verordnung zur Ausführung der Schlachtvieh- und Fleischbeschaugesetze vom 27. Januar 1903 zugelassenen Nachweis, datz das Fleisch bereits amtlich auf Trichinen untersucht worden ist, genügt mithin die Feststellung, datz das Fleisch aus einem der Vertragsstaaten stammt. Der Nachweis des Herkunftsortes wird a) bei Bahn- und Postsendungen ausreichend durch das Begleitpapier der Sendung (Fracht- brief, Postpaketadresse), d) wenn das Fleisch von Personen mitgeführt wird durch den Nachweis von deren Herkunfts- ort geführt. Ebenso sind amtliche Zeugnisse, die die Herkunft des Fleisches ausreichend nachweisen, als ge- nagend anzusehen. Die Untersuchung des in das Gebiet der Vertragsstaaten eingeführten Fleisches hat an dem Otte zu erfolgen, an dem zuerst die Möglichkeit besteht, das Fleisch in Verkehr zu bringen. Erfolgt hiernach eine Weiterfahrung innerhalb des Vettlagsgebiets, so ist es weiterhin gleich Fleisch aus einem der Vettragssiaaten zu behandeln. Für Schweinefleisch, das aus einem an der Vereinbarung nicht beteiligten Bundesstaate oder de» kobeniollernlcken Landen stammt, oder bei dem der Nachweis der Herkunft aus einem der V-ttwgW genügenden Sicherheit geführt erscheint, oder sonst der Verdacht oorllegt, daß es nach der Einfuhr in das Vertragsgebiet noch nicht der Trichinenschau unterle hat ist nach wie vor ein ausdrücklicher Nachweis für die erfolgte Trichinenschau zu fordern « das' gleich in Sachsen zu untersuchen. . Diese Vereinbarung tritt am 1. Dezember dieses Jahres m Kraft. Ottsgesetze und Regulative der Gemeinden über die Trichinenschau sind hiermit in Einklang zu bringen. Dresden, am 26. September 1906. Ministerium des Innern. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Brauereipächters Emst Emü Weinrich in Possendorf ist zur Prüfung nachträglich angemeldeter Forderungen Termin auf lion L4. VNodor 190«, vormittag, 'M vdr, vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte anberaumt worden. Dippoldiswalde, den 3. Oktober 1906. K. 9/06. Königliches Amtsgericht. Noir- »nd Biehmarkt in Dippoldiswalde Olenslsg, «len 18- Olcloden 1888. Stättegeld wird niokk erhoben. Stadtrat zu Dippoldiswalde.