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Dresdner Journal. Verantwortlicher Rc-actenr: 3. G. Hartmann. .v 124 18S4 Diese« Blatt erscheint mit «»«nähme de« Sonntag« täglich Abrnd« und ist durch all« Postaastalten z» brzlrhrv. -m . Prei« für da« Bierteljahr Thaler. Donnerstag, den L. Junr. 3°s.rti°n-.V.bühr.°sürd.n Raum ^»er gespaltene» Zeile 1 Nengroschen. Amtlicher Theil. Dresden, 25. Mai. Se. Königs. Majestät Haden Allergnädigst geruhet, den Oberleutnant Franz, vom 15. In fanterie-Bataillone, zum Hauptmann, und die Leutnant« Tube, vom 11. Infanterie-Bataillone und Freiherrn v. Holleden genannt Norrmann, vom 4. Jäger-Ba taillone, ju Oberleutnant« zu befördern, sowie di« erbetene Entlassung de« Leutnant« Hartung, vom 8. Infanterie- Bataillone, wegen überkommenen Dienstunvermögen«, zu bewilligen. Nichtamtlicher Theil. Medersicht. Tastesgeschichte. Telegraphische Nachricht au- Berltn. — Dresden: Consistorialrath vr. H,y- mann s-. — Wien: Anwerbung von Handwerkern für da« Militärfuhrwesencorps. Höhere Preise für Re- montepferde bewilligt. Reisende Engländer. Erzherzogin Hildegard nach Ischl. — Prag: Vorbereitungen zum Empfange deS Kaiserpaare«. — Berlin: Die bevor stehende silberne Hochzeit deS Prinzen von Preußen. Diplomatisches. — Stuttgart: Fürst Sortschakoff nach St. Petersburg berufen. — Hannover: Ein Schreiben de« Kaiser« von Oesterreich an den König. Der Land tag wieder einberufen. — Freiburg: Protest d,S Erz bischof«. — Frankfurt: Die österreichisch-preußische Vorlage beim Bundestage. Die Zeichnungen für die Bank. — Pari«: Die Nachricht über die Beschießung von Hangö. Der Moniteur über das neue Wiener Protokoll. — Madrid: Nachrichten au« Manila. Die Königin Christine. — Kopenhagen: Die englische Ostseeflotte vor GustavSvärn. Ein offiriöser Artikel über die Neutralität Dänemark«. — Kiel: Die französische Vstseeflottr. — Gt. Petersburg: Nachrichten über die ersten Angriffe der englischen Osts,«flotte. Kriegs berichte von der Grenze Transkaukasien«. — Riga: Noch immer laufen Schiffe ein. — Kali sch: Die beabsichtigte Herstellung einer Verbindung mit Schamyl. — Odessa: Ein neue« Bombardement hat nicht stattgefunden. — Malta: Nachrichten der neuesten Ostindischen Post. — Athen: Die bevorstehende englisch-französische Occupa tio». — Konstantinopel: Datum von den Englän dern besetzt. Kaffa soll von der vereinigten Flotte bom- bardtrt worden sein. Die Oberbefehlshaber der Auriliar- truppen nach Varna gereist. Reorganisation der Armee in Aussicht. — Montenegro: Raubzüge in das tür kische Gebiet. Oberst Kowalewsky. — Vom Kriegs schauplatz» an der Donau: Türkische Truppen aus der kleinen Walachei zurückbeordert. Silistria noch von den Türken behauptet. Turtukai von den Russen besetzt. Vermischte«. - . Local- und Provin^ialangelegenheiten. Leipzig: Die Umgestaltung der Burgerschulverhältnisse. KatechiSmuSexa- mina- — Döbeln: Ein Leichnam aufgefunden. — AuS dem Voigtlande: Feuer in Reichenbach. Feuilleton. Anzeige». Börsennachrichten. Tage-geschichte. Telegraphische Depesche. Berlin, Sl. Mai .*) Nachrichten au- Schumla vo» LS. Mat zufolge sollen die Nüssen Silistria vier mal gestürmt haben, aber mit grossem Verlust znrückgeschlagen worden sei«. Omer Pascha be- rette den Entsatz Silistrtas vor. (Vgl. dagegen unten die Nachrichten vom Kriegsschauplätze. D. Red.) *) Lufgegeben in Berlin vormittag« 10 Uhr 16 Minuten, angekommen in Dresden Nachmittag« s Uhr 68 Minuten. Dresden, 3l. Mai. Heute früh um 3 Uhr ist nach längecm Unwohlsein der Superintendent der Stadt Dresden, Consistorialrath Ritter rc. De. Heymann, mit Tode abgegangen. Seine hohen Verdienste als Seelsorger sichern ihm ein ehrenvolles Andenken- Wien, 2i). Mai. (W. Bl.) Se. Majestät der Kaiser hat allerhöchst genehmigt, daß die vollständige Aufbrin gung der beim Militär-Fuhrwesencorp« gegenwärtig noch erforderlichen Schmiede-, Sattler- und Wagnergrsellen im Wege einer freien Werbung eingeleitet werde. Die bezüg lichen Kundmachungen werden in allen Gemeinden durch Anschlag veröffentlicht. Die Anwerbung findet an den Orten, wo sich FuhrwesenS-LandeSpostocommanden befinden, bei diesen, sonst aber (mit Ausnahme von Tirol) bei den Werb- bezirkscommanden statt. — Einer Kundmachung des k. k. 4. Armeecommando in Galizien zufolge ist zur möglichst schnellen Aufbringung deS Bedarf« an Pferden für die k. k. Armee von dem k. k. Armeeobercommando mit Erlaß vom 16. d. M. neuerlich eine theilweise Erhöhung der Remontenpreise bewilligt worden, und zwar dürfen von nun an für rin Kürassierremont 22V fl., für ein Dragoner- remont 140 fl., für ein vorzügliches Dragonerremont 145 fl., für ein leichtes Cavalerieremont 130 fl., für rin schweres Artillcriezugpferd 150 fl., für ein vorzügliches Stangenpferd 170 fl. bezahlt werden. — Seit kurzem kommen allmälig eine Menge Engländer hier durch, welche nicht wie in früher» Jahren in die reizenden Gebirgsgegenden Oester reichs reisen, sondern diesmal in Mehrzahl die Route nach den untern Donaugegenden und die Stationen des Kriegs schauplatzes besuchen. — Ihre kaiserliche Hoheit di, -Erzherzogin Hildegarde ist gestern früh mit dem Dampfboote von Wien in Linz angekommen und hat um 8 Uhr früh die Reise nach Ischl fortgesetzt. Prag, 20. Mai. (Ll.) Die eben hier eingelaufene Nach richt, daß da« allerhöchste Kaiserpaar am nächsten Sonn abend (3. Juni) um 5 Uhr Nachmittags hier «intreffen werde, hat tausend Hände in Bewegung gesetzt, um die großartigen Vorbereitungen bis zu dieser Zeit zu vollenden. E« soll eine Feier werden, wie selbst die ältesten Leute kei ner ähnlichen sich in Prag erinnern. In den Straßen, durch welche Ihre Majestäten fahren werden, ist kein Fen ster mehr zu vergeben und wurden einzelne mit 40 Fl. be zahlt. Die Stadt wird, damit auch die Armen an den Festlichkeiten Theil nehmen können, 5000 Arme am Tage der Ankunft Sr. Majestät speisen. Dem Vernehmen nach werden die allerhöchsten Herrschaften von Prag einen Ab stecher nach Ploschkowih machen, um Se. Majestät den Kaiser Ferdinand in seinem Lustschlosse, welche« Höchstder- selbe bereits bezogen, zu besuchen. Berlin, 30. Mai. (B. Bl.) In den verschiedensten Kreisen ist man bereit« mit Vorbereitungen zur Feier der silbernen Hochzeit Ihrer königlichen Hoheiten d,S Prinzen und der Prinzessin von Preußen beschäftigt. Wie wir erfahren, sind auch viele Bewohner Weimars, der GeburtS- stadt der Prinzessin, zusammengetretrn, um dem hohen Jubelpaare an diesem Tage ein kostbares Angebinde zu überreichen- — Der am hiesigen Hofe accrebitirte russische Gesandte, Baron v. Budberg, ist gestern Abend von Han nover, wohin sich derselbe, da er auch bei dem dortigen Hofe die Functionen eine« russischen Gesandten auSübt, zur Feier de« Geburtstage« Sr. Majestät de« König« von Hannover begeben hatte, wieder hier eingetroffen. Gleich zeitig kam auch der diesseitige Gesandte am hannoverschen Hofe, Graf Nostiz, hier an. — In politischen Kreisen ist da« Gerücht verbreitet, daß Herr v. Budberg durch Herrn v. Meyendorff, gegenwärtig in Wien und schon früher am hiesigen Hofe accreditirt, und dieser durch Herrn v. Brun- now, früher in London, ersetzt werden soll. — Der bayrisch« Gesandte, Freiherr v. Malzen, hatte, wie verlautet, gestern Nachmittag eine längere Unterredung mit den Vertretern Englands und Frankreich« am hiesigen Hofe, dem Lord Bloomfield und dem Marquis de Moustier. Stuttgart, 27. Mai. (A. A.) Der kais. russische Ge sandte am hiesigen königl. Hofe, Fürst Gortschakoff, zugleich auch bei dem deutschen Bundestage accreditirt, hat von Sr. Maj. dem Kaiser von Rußland den Ruf zu einer Reise nach St. Petersburg erhalten und wird Stuttgart in diesen Tagen verlassen. Hannover, 20. Mai. (H. A.) Se. Majestät der König geruhten am gestrigen Tage den k. k. österreichischen außer ordentlichen Abgesandten und bevollmächtigten Minister am hiesigen Hofe, Freiherrn v. Koller, in einer b,sondern Audienz zu empfangen, worin derselbe die Ehre hatte, ein Schreiben Sr. Majestät des Kaiser« zu überreichen. — Nach einer Bekanntmachung des GesammtministeriumS soll die am 3. d. M. vertagte allgemeine Ständeversammlung am 7. k. M. wieder zusammentreten. Freiborg, 22. Mai. Der Erzbischof von Freiburg hat bei dem großherzoglichen Ministerium bezüglich der wegen Mißbrauch seiner Amtsgewalt gegen ihn eingeleiteten Unter suchung einen Protest eingereicht, welcher „an dem Grund sätze sesthält, daß in kirchlichen Dingen weltliche Gesetze nicht maßgebend seien, daß es im vorliegenden Falle um kirchliche Anordnungen sich handele, zu welchen er nach kanonischem Rechte befugt sei und hierfür Niemanden al ben heiligen Vater al« seinen Richter anerkenne." — Die Annahme dies,« Proteste« ist nach der inzwischen erfolgten Verhaftung d,S Erzbischof« vom großherzoglichen StaatSministerlum verweigert worden. D Frankfurt, 20. Mai. Den über die österreichisch« preußische Vorlage beim Bundestage erschienenen Zeitung«, artikeln liegt meist der Jrrlhum zum Grunde, als sei der Vertrag vom 20. April bereit« dem Bunde mitgetheilt worden. E« geschah dies nur hinsichtlich einer das bis herige Verhalten der beiden Mächte darlegenden Erklärung, die bereits zuvor den einzelnen Regierungen zur Kenntniß gebracht worden war. Die Aeußerungen der Mehrzahl der BundeStagSgesandten erfolgten dahin, daß ohne Eingehen auf den materiellen Inhalt der Erklärung und die eigentlich politische Seite der Frage, die laute Befriedigung über da zwischen beiden Mächten bestehende Einverständniß und die Anerkennung der von ihnen auf Erhaltung de« Frieden gerichteten Absichten ausgesprochen wurde. Im Urbrigen erfolgte die Verweisung an den AuSsctuß zu näherer Prü fung. Jnmittelst darf auch der Vorlage des BündnißvertragS selbst an den Bund, worauf dem Vernehmen nach angetragen werden wird, entgegengesehen werden. § Frankfurt, 30. Mai. Der Audrang zu den Zeich nungen auf die Frankfurter Bank, welche morgen geschloffen werden, war in den letzten Tagen, obwohl jetzt in drei ver- Hoftheater. Dienstag, den 30. Mai: Pie Negimenktochter. Komisch« Oper in zwei Acten, Musik von Donizelti. (Fräulein Wölfel vom Hofthrater zu Dessau als Gast.) Die Aufführung dieser Oper ist hoffentlich ein« der letzten alten Garderobenstücke, womit daS Repertoir unserer Bühne seine Maidergnügungen beschließt. Fräulein Wölfel zeigte eine recht correcte, von üblichen Mängeln freie mufikalische Schulung ihrer Stimme und eine sehr löbliche, sorgsam saubere Aus führung; nur Aengstlichkeit mochte dir Intonation anfänglich alteriren. Aber da« Organ selbst ist von kleinem, dünnen Ton volumen und dir Schwäche der Mittel selbst beschränkt den Grad der dramatischen Gesangsleistung und die Intentionen der jungen Sängerin. Für kleinere Bühnen und für Soubrettenpartien wird die« indeß weniger fühlbar werden, namentlich wenn der Vortrag durch eine gewandtere Routine — auch im Spiel — und durch individuellere Färbung von einer gewissen, noch dem Studium nicht enthobenen, beengenden Steifheit befreit sein wird. Hierzu fehlt noch besonder« dir entschiedenere Ausbildung de« rhythmischen Accent«, ohne den ein freierer Schwung selbst nur de« formellen Vortrag« und ein wirksame« Colorit de« Ausdruck« sich nicht zeßalten läßt. Sehr löblich Ist die Deutlichkeit der Au«sprache. Die Oper erfreute sich eine« sehr kleinen Zuhörerkrrise«. E. B a n ck. Leipzig, so. Mai. „Maria Stuart" ging gestern über die Bühne ; Herr Härting vom Stadttheater zu Bre«lau gab den Mortimer al« «ast. Daß wir un« auch durch die jüngsten und zuverstchtlichsten Behauptungen von der gegenwärtigen trefflichen Feuilleton. Besetzung deS DramaS nicht haben irre machen lassen, hat un« gestern vor Enttäuschung bewahrt. Nicht von einem einzigen der Darstellenden können wir sagen, daß er daS Niveau der Mittel mäßigkeit überragt habe, die meisten blieben noch darunter. Die beiden Königinnen deS Stückes wurden von Fräulein Door und Fräulein Huber (Maria und Elisabeth) in einer Weise repräsen- tirt, welche in der That aber von der königlichen Majestät wenig ahnen ließ. Der Gast, Herr Härting, ist eine angenehme Er- schrinung und im Besitze eines auSgiebigen Organ«, leider aber noch nicht bi« zu dem Grade de« KünstlerthumS emporgestiegen, daß ihm auch auf fremdem Boden der Beifall sicher wäre, den ihm gewiß in BreSlau seine Freunde in derselben überschweng lichen Güte spendeten, mit welcher auch ein Theil de« Leipziger Publicum« Lorbeern auSthrilt. Doch genug! Wir haben nicht loben können; vielleicht bei einer nächsten Aufführung, der wir dann auch ein vollere« Hau« wünschen, al» gestern der „Maria" lauschte. SS liegt allrrdinq« in solcher Gleichgiltigkeit de« Publicum« für klassische Stücke viel Entmuthigende« für den strebsamen Künstler, dennoch darf er darob seinem Ideale nicht untreu werden, und de« Beifall- der Besten wird wahrhaft künstlerische« Streben nie entbehren. Die Priesterhochzeit. (Schluß.) Da« hilflose Menschenkind kann eine Leidenschaft zumeist nicht «her zügeln, bi« e« erst eine Schuld begangen und dann von der Pein auf den rechten harten Weg gestoßen wird. Diese Schuld und diese Pein machte jetzt Aloi« in wenigen Minuten , durch. ES war ihm, al» rollten dir Donner über ihm hin und die Posaunen de« Gericht«. Sein Mund war stumm ; aber sein Herz schrie auf, und die« Aufschreien Hirte sein Gott und trat ihm wieder nahe. Er war bleich, al« er da« Haupt endlich emporhob; aber da« Auge war wieder mild und gut. Ernst sagte er zu dem schweigsamen Brauer: „ES ist gut, daß Zeder in seinem Stande bleibe. Der Leutnant aber kann in Dein Geschäft treten und den Staatsdienst verlassen. Dann ist er, waS Du bist , denn wa« der Mensch thut, daS ist sein Stand. ES giebt nie einen Segen ohne Opfer; wenn er Louise liebt, wird er daS Opfer bringen." Der Brauer zögerte ; aber die Krauen waren jetzt auch hinzu getreten, und er bemerkte wohl, daß fie bereit« Bundesgenossen de» Priester« waren, denn seine eigene Frau küßte Aloi« die Hand, die Mutter strich ihm sanft über da« Haar und sah ihm besorgt in da« bleiche Angesicht. Deshalb sagte der Vater endlich: „Nun so komme her, Louise, sei nicht so wild und zornig; Du hast da« nicht von wir geerbt; wenn Du mein gute« Kind bleibst und der Leutnant sein will, wa« ich bin, so will ich auch nicht dawider sein und in Gotte« Namen Za sagen. Nur keine lange Brautschaft, da« will ich nicht!" Anstatt aber zuerst dem Vater zu danken, stürzte Louis« auf Aloi« zu und rief: „Du bist mein Engel und gehst immer den rechten Weg. Red« Du jetzt auch mit Otto!" Der Priester hätte vor Scham vergehen mögen, wenn er daran gedachte, wa« er kurz zuvor gewünscht hatte, und wir jetzt rin unbefangene« Wesen einen Engel in ihm sah, doch faßte er