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74. Jahrgang. Donnerstag, den 4. Juni 1908. Nr. 63. Der Stadtrat. Kaiserliche Ober-Postdirektion. 4 Wochen aus. Dresden-A., 29. Mai 1908. Kalten, Postboten, sowie insereAusträger nehmen Bestellungen an. Der Plan über die Errichtung einer oberirdischen Telegraphenlinie an der Kunst- ,trabe von Friedersdorf nach Frauenstein (Lrzgeb.) liegt bei den Postämtern in Frauen stein und Klingenberg (Bez. Dresden) bei jedem für seinen Bezirk vom 3. Juni ab nachzugehen. Dippoldiswalde, am 2. Ium 1908. Bad-Eröffnung. Die städtische Kaltwafserbadeanstalt auf der Aue ist von Donnerstag, den 4. Juni d. I. ab — mit Ausnahme der beiden Tage Mittwoch und Sonntag — täg lich von früh 8 Uhr bis abends >/29 Uhr, vom 1. August ab jedoch nur bis abends 8 Uhr für das Publikum geöffnet und wird hiermit einer fleißigen Benutzung mit dem Bemerken empfohlen, daß die Badezeit von l/2 3 bis 4 Uhr nachmittags nur für Damen, von 4 bis 5 Uhr nachmittags nur für Schulmädchen und von 5 bis 6 Uhr nachmittags nur für Schulknaben festgesetzt ist. Wegen der vorzunehmenden Reinigung des Bassins aber wird die Anstalt Mitt wochs schon um 7 Uhr, Sonntags um 5 Uhr nachmittags geschlossen. Gesperrt wird bis 12. dieses Monats die Dorfstrabe im mittleren Teile des Ortes Kolvdstäckt unter Verweisung des Verkehrs auf die Kommunikationswege Reichstädt — Beerwalde bez. Reichstädt—Sadisdorf. 681 ä. König!. Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, am I. Juni 1908. Die .Welßeritz-Zettung' »scheint wöchentlich drei mal : Dienstag, Donners tag und Sonnabend und net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 35 bez. 30 Psg. - Tabellarische Der Verkauf der Badekarten erfolgt durch den Bade-Aufseher in der Badeanstalt selbst Die von demselben auszugebenden Bademarken sind von den Badenden b « zum Verlassen des Bades aufzubewahren und den revidierenden Beamten auf Verlangen ""^Saison-Karten für die ganze diesjährige Badezeit zum Preise von 3 M. pro Stück können nur an der Stadtkasse gelöst werden und gelten nur für diejenigen Personen, aus deren Namen sie ausgefteltt sind. Mittwochs dürfen Schulknaben und Schulmädchen an den für dieselben fest gesetzten Stunden die Badeanstalt unentgeltlich benutzen. ..... , ... Den Anweisungen des Badeaufsehers, sowie der Revlsionsbeamten ist unweigerlich Mit achtfeltigem „Illustrierten Anlerhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage- Für dr<. Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle imd an bestimmten Tagen wird keine Garantie «vernommen. Veranknwrllicher Kedakkeur: Paul Jehne. - Druck und Verlag von Carl Jehnr in Dippoldiswalde. 84 Psg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan- Inserate werden mit H Pfg., solche aus uns«« Amtshauptmannschaft mit12Pfg.die Spaltzeile oder deren Raum berech- WHeritz-Mlmg s mit entsprechendem Aus- schlag. - Eingesandt, im Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Amtsblatt für die Königliche PmtshauplimuMPt, das Königliche Amtsgericht und den Stadtmt zu Dippoldiswalde. wird anden vorhergchen- denMenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 28 Pfg-, zweimonatlich Die prentzischen Landtagswahlen. An diesem Mittwoch, den 3. Juni, schreiten die preußi schen Landtage Wähler zur Urne, um das neue Abgeord netenhaus zu wählen. Obwohl natürlich die Wahlen zum preußischen Landtage an Wichtigkeit und Bedeutung etwa den Wahlen zum Reichstage nicht gleichkommen, so ver- dienen sie doch immerhin, da cs sich um die Wahlen zur Volksvertretung des führenden deutschen Bundesstaates handelt, auch außerhalb Preußens Beachtung und Inter esse. Die Wahlbewegung allerdings hat im großen und ganzen einen recht ruhigen Verlauf genommen, was sich aus dem Fehlen einer zugkräftigen Wahlparole für die Regierung wie für die einzelnen Parteien hinlänglich er klärt. Bei dem bestehenden Drciklassenwahlsystem konnte sich überhaupt nicht gut ein lebhafter allgemeiner Wahl kampf entwickeln, und so wies denn die Wahlkampagne nur in denjenigen Wahlkreisen, in denen die Parteigegen- sätze und Parteileidenschaften schärfer aufeinander platzen, einen bewegteren Charakter auf. Sicherlich sind darum auch keine großen Ueberraschungen von der Entscheidung des 3. Juni zu erwarten, es werden schwerlich ein schneidendere Veränderungen in der politischen Physiognomie des preußischen Abgeordnetenhauses eintreten. Ja, wenn es etwa gelungen wäre, allenthalben einen festen und konsequenten Zusammenschluß der liberalen Parteien Preußens im Wahlfeldzuge zum gemeinsamen und ent schlossenen Anstürme auf die konservativen Parteien zu be wirken, so wäre es hierdurch vielleicht doch ermöglicht worden, bei den Wahlen vom 3. Juni einen erheblichen „Ruck nach links", von welchem die linkslibcralen Blätter so gern schwärmen, auf Kosten der Konservativen durch zusetzen und hierdurch vermutlich die Mehrheit, welche die beiden Gruppen der Rechten, die Allkonservativen und die Freikonservativen, zusammen im Landtage noch immer bilden, zu beseitigen. Aber von einem solchen Zusammen gehen der Liberalen kann nur in einer gewissen Anzahl von Wahlkreisen gesprochen werden, eine Erschütterung ihrer Landtagsmehrheit durch einen allgemeinen Angriff der Liberalen brauchen daher die vereinigten Konservativen nicht zu befürchten. Aber allerdings sind doch, wie schon angedeutet, in einer ganzen Anzahl von Wahlkreisen Wahlbündnisse zwischen den Nationallibcralen und den Freisinnigen mit deutlich gegen die Konservativen ge richteter Spitze abgeschlossen worden, was also das merk würdige Faktum zu Tage treten läßt, daß der Block aller konservativen und liberalen Parteigruppen, welcher, vom Fürsten Bülow bei den letzten Reichstagswahlen ins Leben gerufen, sich in ihnen so ausgezeichnet bewährte, in der jetzigen preußischen Wahlbewegung vollkommen aus geschaltet ist. Indessen darf nicht übersehen werden, daß i bei den preußischen Landtagswahlen die Verhältnisse viel- s fach ganz anders liegen, wie bei den Wahlen im Reiche, und daß vor allem bei den ersteren die Sozialdemokratie vollständig ausfällt, die doch bei den Reichstagswahlen vom Januar und Februar 1907 der Hauptgegner der Blockparteien war. Wohl hat die Umsturzpartei bei der diesmaligen preußischen Wahlkampagne besondere An strengungen gemacht und ist mit mehreren Dutzenden von Kandidaten selbständig auf den Plan getreten, womit die diesjährige Wahlbewegung in Preußen ja zweifellos eine» der wenigen interessanten Momente erhielt, welche sie überhaupt aufzuweisen hatte. Aber an einen durch schlagenden Erfolg ihrer Partei bei den Wahlen in Preußen glauben die sozialdemokratischen Führer wohl selber nicht, wenn auch vielleicht durch eine freundliche Fügung des Zufalles in dem einen oder dem anderen Wahlkreise ein „Genosse" siegreich auf den Schild erhoben werden sollte. Am meisten gesichert bei den Landtags wahlen in Preußen ist auch diesmal wieder die Stellung der Zentrumspartei, sie darf dem Ausfälle des Ergebnisses des 3. Juni mit aller Ruhe entgegensetzen, was weiter auch von den Polen gilt. Im großen und ganzen wird sich eben die Wahlschlacht zwischen den konservativen Gruppen einerseits, den Nationalliberalen und Freisinnigen anderseits abspielen; wer hierbei eigentlich der Leidtragende sein wird, dies werden ja die nächsten Tagen zeigen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Mai d. I. 66457 Mk. 94 Pf. Einlagen in 569 Posten, 600 Mk. — Pf. Kapital-Rückzahlungen, 1672 Mk. 38 Pf. Zinsen, 14 Mk. 80 Pf. Insgemein, — Mk. — Pf. für verkaufte Wertpapiere, 10000 Mk. — Pf. RückzahlungenoonderSächs.Bank, 78745 Mk. 12 Pf. in Sa. vereinnahmt, dagegen sind 72683 Mk. 68 Pf. Rückzahlungen in 441 Posten, 123 Mk. 87 Pf. Zinsen an die Einleger, 14 300 Mk. — Pf. ausgeliehene Kapitalien, 1318 Mk. 46 Pf. abgelieferte Überschüsse und Verwaltungsaufwand, — Mk. — Pf. Einlage bei der Sächs. Bank, 88426 Mk. 01 Pf. in Sa. verausgabt worden. — Mittlere Niederschlagsmengen (mm oder 1 auf den qm) und deren Abweichungen von den Normalwerten in den uns benachbarten Flußgebieten, 3. Dekade, Mai 1908: vereinigteWeißeritz: beob. 71, norm. 22, Abwchg. -s-49; wilde Weißeritz: beob. 53, norm. 28, Abwchg.-s-25; rote Weißeritz: beob. 56, norm. 26, Abwchg. -s-30; Müglitz: beob. 46, norm. 25, Abwchg. -s-2l. Hennersdorf. Sonntag Eraudi fand im hiesigen fest lich geschmückten und vollbesetzten Eotteshause die feier liche Einweisung des Herrn Pfarrers Hemmann durch den Herrn Ephorieoerweser Pfarrer Widemann-Höckendorf, infolge leider schwerer Erkrankung des Herrn Superinten denten Hempel, statt. Die Vokation überreichte Herr Amts hauptmann vr. Mehnert mit nachfolgender markiger An sprache an den nunmehrigen Pfarrer von hiesigem Kirch spiele, der in eine loyale Gemeinde gekommen sei, und sich neben seinem geistlichen Amte auch in Förderung ge meindlicher Wohlfahrtspflege betätigen wolle. Nach einem erakt aufgeführten gemischten Chorgesange folgte die prächtige Antrittspredigt. Hochbefriedigt und erbaut ver- ließ die Festgemeinde die Kirche. — Herr Pfarrer cm. Lehmann in Blasewitz beschenkte unser Gotteshaus mit einer silbernen Taufschüssel, die am vorigen Sonntage erst- malig benützt wurde. Frauenstein. Das Königliche Finanzministerium hat auf das von hiesiger Stadtverwaltung eingereichte Gesuch, den „Weißen Stein" als Naturdentmal zu erhalten und weiteres Straßenbaumaterial von dem zurzeit noch vor- handenen Quarzitschiefer-Felsen nicht mehr abzubrechen, beschlossen, die emporragenden eigentümlichen Felsgebilde, welche der Gegend ihr charakteristisches Aussehen verleihen, zu erhalten. Mit Rücksicht auf die Interessen der Straßen- bauverwaltung soll jedoch der Bruch am Weißen Stein nicht gänzlich aufgegeben, sondern der Abfuhrweg verlegt und der südliche Teil der Bruchsohle um etwa 5 Meter vertieft werden. Bärenstein. Der Vorstand der hiesigen Schützengesell- schaft gedachte in dem am letzten Sonntag bei Haupt mann Mende abgehaltenen Quartal zunächst des kürzlich verstorbenen Schützenbruders Moritz Gietzelt, zu dessen An- denken sich die Anwesenden von ihren Plätzen erhoben. An Stelle des aüs Gesundheitsrücksichten sein Amt nieder legenden Feldwebels Geißler wurde Herr Gasthofsbesitzer Ernst Büttner in Dorf Bärenstein gewählt. Die Schützen gesellschaft zu Liebstadt hat zu ihrem Pfingsten stattsinden- den Schützenfest die hiesige Gesellschaft eingeladen, welche an der Feier teilzunehmen beschloß. Lungkwitz. Das hiesige sogen. Müh len gut wurde von der Forstoerwaltung Stift Lungkwitz, wie es heißt für 150000 Mark angekaust. Ein Teil des Areals soll zu Forstzwecken Verwendung finden. Dresden. Der König wird sich am nächsten Frei tag abends 7 Uhr mit den drei Prinzensöhnen vom Hauptbahnhof aus nach Tarvis begeben. Die Fahrt erfolgt direkt ohne Berührung von Wien, sodaß das Ziel in 22 Stunden erreicht sein dürfte. Der Aufenthalt in. Tarvis soll sich auf die Psingstferien der Prinzen erstrecken. Dresden. Die Schlußberatung über den Entwurf des Wassergesetzes in der Zweiten Kammer am 2. Juni rief eine lebhafte Debatte hervor. Abg. Edler von Quer furth (kons) stellte einen Abänderungsantrag. Abg. Rühl- mann (natl.) meint, es gebe am Wasser keine Angrenzer-, sondern nur Nutzungsrechte und machte den Konservativen den Borwurf, das Zustandekommen des Gesetzes hinter treiben zu wollen und die Beratungen in der Deputation verschleppt zu haben. Dem Vorsitzenden der Deputation, Vizepräsident Opitz, sei es gelungen, die Konservativen gefügig zu machen und diese Partei sei in ihre agrarischen Tendenzen zurückgefallen. Bei diesen Worten erheben sich ein tosender Lärm und laute Zwischenrufe auf allen Seiten des Hauses. Vizepräsident Opitz polemisiert gegen den Abg. Rühlmann. Minister von Hohenthal erklärt, daß ein Antrag Querfurth das Zustandekommen des Gesetzes auf das Äußerste gefährden werde und bittet, den Antrag zurückzuziehen. Abg. Goldstein (soz) erklärt, gegen das Gesetz zu stimmen, da er Gegner jedes Privateigentums sei. Nach dreistündiger sehr erregter Debatte wird der Antrag Querfurth mit großer Mehrheit abgelehnt und so- dann § 3 in der von der Deputation genehmigten Fassung angenommen, ebenso die dazu abgegebene authentische Er klärung der Regierung. Das Gesetz wurde schließlich mit 68 gegen 6 Stimmen angenommen. Meißen. In dem Restaurant „Eintracht" in der Gerbergasse versuchte kürzlich ein 24jähr. Zigarrenmacher eine Kellnerin zu erstechen und verletzte sich dann selbst schwer durch fünf Stiche in die Brust. Das Mädchen Ist weniger schwer verletzt. Der Grund der Tat ist Eifersucht. Mittweida. Im Rahmen festlicher Veranstaltungen beging am Sonnabend und Sonntag der hiesige städtische Turnverein sein 50 jähriges Bestehen. Daran nahm auch in voller Rüstigkeit der Gründer des Vereins Turn lehrer a. D. August Wagner ans Großenhain teil. Dem