Suche löschen...
Dresdner Journal : 05.11.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186911057
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18691105
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18691105
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-11
- Tag 1869-11-05
-
Monat
1869-11
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 05.11.1869
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
i8«r>. 2S8. Freitag de« 5. November IdmnmaratsPrets,: I» >»«<». >»»»«: »tlrUek- «DKIr. k<xr ^MrNebi l ,. Ik ., Ho»»tlicl>:— „ lb „ Lisiklosllulldmirrir I ., «ritt jkdrUod 2 1bü. 8t»wp«Ix«küU«, »u»»erl>»lt> a»» Koräs ljuollo» Uv»« noä 8t«mp«I»u»<U>>»k Krott« Kulerarrnpr««!»: kür l1«o lt»uw einer xeepnltenen 2«il«: 1 Xxr vo»«r ,,Lioxei>»i>ä«" äi« L«U«: L K^r Lrsqttneu: rLrUod. llltt Xo,o»kn>« eier 8vl>o »ock kelertoU«, ^k«oü» kür eien kolxenüeo 1'»^ Dres-ncrImmal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Kistralr^vnah« «»wärt«: r,»lp»lU: k» Si^xoirorr«», Lc>mmj»,i-,vtz.- äe» Or«»6o»r ^ourv»I»i «keoä»».: N. Lxon»», Lvor» ko»r; 8«md,r^ kterU» Vi»o-l.»ix»i^-ü»»«1-kr»okkurt » H ü Vo0l->» üerüo 6«UI-I0-'-i<->><- Nn<!ll> Nur«»», liovoc.,-» ürewuii r.. ^ru, er» ür»,I»n:l. 8r-oxc>»:i«'i> Anuonc«, »»x-nii, ttm L konvxo; krnoirknrt ». kl.: Uuulill i Lalu Xv. LLV«»««. k»ri»r I.»> iet rn, No>.!.>> > iie '»., (ö, kI»L« ä« I» tjoureeti ?r»8 k» t^otil-lc«'» Nuollk Visa: Kl.. O»r»l.i>« qeraüisrder. KLai^I. Lipeeiition 6«» OreeUver ^oorott», vreiüeo, L1»ri,o,tr»»i« Lio. 7 Fmtlichrr Theil. Dresden, 26. Octoder. Se. Majestät der König habe» allergnädigst geruht, dem Medicinat Asscssor bei dem Landes-Medicinal-Collegium und Oberarzt am Stadtkraukenhause hier, vr. Fiedler, das Prädicat als Medictnalrath zu verleihen. Nichtamtlicher Theil, llebersicht. telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. (Neue Preußische Zeitung.) TageSgeschichte. Dresden: Kammerverhandlungen. — Berlin: Tagesbericht. Kammerverhandlungen. — Flensburg: Stadtverordnetenwahleu. — Rendsburg: Festungsterritorium. — Stutt gart: Vermischtes. — Konstanz: Verurthei- lung. — Darmstadt: Vcrurtheilung. — Pari-: Dir Wahlen und die Protektionisten. — Bern: Wahlen. Referendum. Vom Bundcsrathe. — Floren»: Cleriker militärpflichtig. Vermächt nisse. — Kopenhagen: Neuer französischer Ge sandter. — New-Uork: Wahlen. «raevnunaev, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. »leJ läge. LandtagSverhandlungen. lSitzungcn der Kammern vom 2. und 3. November.) Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Donnerstag, 4.Novbr., Nachm. (W.L. B.) Im Abgeordnetenhaus» wurde heute durch den Cultueminister v. Mühler ein Gesetz wegen Auf hebung des unentgeltlichen Unterrichts in den Volks schulen, sowie der Entwurf eines neuen, das ge summte Unterrichtswesen umfassenden UnterrichtS- gesetzes^vorgeltgt, dessen Hauptpunkte der Minister wie folgt erörterte: Die Leitung des grsammten Unterrichtswesens ge hört dcm Staate. Tie Verbindung zwischen Kirche und Schule bleibt. Tie deutschen Schulen sollen christliche sein und bleiben. Die Verpflichtung des Staates zur Unterhaltung der Schulen rm Unvermögensfalle der Gemeinde ist ausdrücklich anerkannt. Die Mitwirkung der Gemeinden bei dcr Leitung des Schulwesens, na mentlich in den ältrrn östlichen Provinzen, ist wesent lich erweitert (Kreisschulinspectoren). Schließlich räth der Lultusminitztr zu vorsichtiger Prüfung und warnt vor gefährlichen Experimenten auf dem Gebiete des Unterrichts. Bei der hierauf beginnenden Etatsdebatte legte der Finanzminister seinen Finanzplan vor mit der Bemerkung, daß er für denselben die königliche Genehmigung bereits erhalten habe. Der Finanzminister empfiehlt hauptsächlich ein neues Amortijalionssystem, und zwar soll für nicht begebene, aus der 40-Millionenanlerhe stammende 20 Millionen dir bisherige Amvrtisationsvcrpflichtung wegfallen. Be züglich einer neuen Schatzanwcisungsanleihe werde er al» Princtp die Iprocenliae Amortisation aufstellen. Für jetzt beabsichtigt der Finanzminister die 4'z« und 4procentige Staatsschuld bei Gewähr einer Prämie in 4^procentige Rentenschuld umzuwandeln. Zur Ent schädigung Derer, welche an der neuen StaatSschuld- rrgulrrung nicht participiren wollen, wird eine Central kasse gebildet; ZwangSconvertrrung bleibt ausgeschlossen. Falls das Haus diesen Vorschlägen zustimmt, wo durch 3,422,000 Thlr. gespart werden, werde die Re gierung den 25proccntigen Stcucrzuschlag zurückzichen; auch sei die Staatsregierung in der Lage, die Etats position für Einnahmen des Staatsschatzes, welche für Landesinteressen verwendet werden müssen, bedeutend höhcr anzusctzcn, weil durch Domäncnvcräußerung und Verkauf großer Birgwerksetablissements erhöhte Ein nahmen erzielt werden. Das Deficit werde auf diese Weise verschwinden; für die Zukunft seien vielleicht Feuilleton. Dresden. Mittwoch, den 3. November, gab Herr Friedrich Grützmacher im Saale des »Hotel de Saxe* em großes Concert unter Mitwirkung der k. Kapelle, dirigirt von Herrn Hofkapellmeister Vr. Jul Rietz. Zum eisten Male hier kam darin R. Schumann's Violoncellconcrrt (ä moll) zu Gehör. Die Ausführung desselben ist rin schätzbarer Beweis künstlerischen Sinnes, denn sie bietet ganz außerordentliche Schwierigkeiten ohne ganz entsprechende, virtuos dankbare Wirkung. Gehaltvoll, geistreich und eigenthümlich, gewinnt das Werk doch nicht unsre volle Sympathie. Die Factur ist etwa- schwerfällig und mühsam, von Figuration be lastet, gedankliche Monotonie ohne klare Sprache und Form des Ausdrucks wird fühlbar: besonders im ersten Satze. Günstiger und reicher gestaltet sich der Schluß satz, und rin Stück voll tiäumerlscher Poesie, originell und reizend erfunden, ist der Mittelsatz. Herr Grütz macher spielte das Werk meisterhaft, mit bewunderns- werih beherrschter Technik und Gestaltung des warm empfundenen Vortrags. Eine Serenade von Fr. Lachner für Violoncell, ein klangschön, melodiös und fein ge arbeitete- Musikstück mit vollendeter Wirkung des En semble- im Verein mit seinen früher» Schülern, den Herren L. Grützmacher, F. Hegar und Herrn W. Fitzenhagen ausgeführt, bekundete zugleich tu glän- »ender Weis« de- CvncrrtgeberS Verdienste bl- Lehrer. Seine Virtuosität ersten Range-, die eminente Fertigkeit, Sicherheit und Glätte mit geläutertem Geschmack, reichem Au-druck und künstlerischer Behandlung verbindet, be kundete zum Schluß eine eigene Compvsition »Phan- taste über Santa-Chiara*, sehr hübsch und wirkungs voll gearbeitet, nur etwa- zu gedehnt gehalten. Krau Bürde-Ney unterstützte da» Covccrt durch Steucnrhöhungcn nicht abzuwcis.n, di ch nürecu die selben auf dcm Wege bcr Steuerreform n zu erzie len sein. München, Mittwoch, 8. November, Nachmit tag». (W. T. B.) Sichern, Vernehmen nach wird der derzeitige Gesandte in St. Petersburg, Graf v. Tauffkirchen, als Gesandter nach Nom versetzt werden. Wien, Mittwoch, 3. November. (Tel. d. Boh ) Die ,,Presse" meldet: Auch der District Ubli (west wärts von Risanv) hat seine Unterwerfung ange kündigt. Dir Insurgenten hatten im gestrigen Kampfe vor Sutvara 3V Todte und IVO Verwun dete. Ihr Widerstand scheint durch Abnahme der Zuzüge und durch die Haltung Montenegros ge brochen. Zara, Mittwoch, 3. November. (Tel. d W.Abdp ) Gestern NachtS 12 Uhr brach mnthmaßlich durch böswillige Brandlegung in einem von der Commun bcigestelltcn Handmagazin Feuer auS. Die daselbst aufbewahrten BerpflegSgegenstände: 20V Ctr. Speck, mehrere Ctr. Zucker und Kaffee, gingen durch den Brand zu Grunde. Feldmarschalllieutcnantv Wag ner ging heute Morgen nach Sutvara im Zuppa- thale ab, um die weitern Operationen gegen die Insurgenten zu leiten. Cattaro, Mittwoch, 3. November. (W.T B.) Die feste Stellung der Insurgenten bei Sisic ist von den kaiserlichen Truppen nach mehrstündigem harten Kampfe ohne bedeutende Verluste erstürmt worden. Die von Oberst Fischer und General DormuS befehligten Brigaden haben diesen Kampf bestanden. Neue Unterwerfungöanträge sind von den Insurgenten gemacht worden. Die Montene griner verhalten sich neutral. Paris, Mittwoch, 3. November, Abends. (W. T. B.) Der Kaiser hat ein Decket unterzeichnet, welches die zeitweilige steuerfreie Zulassung von ausländischen Baumwollengeweben wieder aufhebt. DoS „Journal de Paris" theilt mit, Ledru Rollin bade die Candidatur zur Pariser Nachwahl ausgeschlagcn, Rochefort aber dieselbe angenommen und wolle den Eid leisten.— Die „Liberty" sagt, Rochefort werde Abends erwartet; die Regierung werde ihm vollkommene Freiheit lassen. AuS Rouen wird über das heute daselbst ab- gehaltene Meeting bezüglich der Handelsverträge, welchem der Direktor für Handelsangelegenheiten im auswärtigen Departement, StaatSrath Ozevne, beiwohnte, Folgendes gemeldet: Man erwartete die Ankündigung, daß die zeitwei ligen steuerfreien Zulassungen auswärtiger Fabrikate aufgehoben seien, welche indessen nicht erfolgte. Staals- rath Ozenne thcilte mit, daß diese Frage heute oder morgen im Ministerrarhe berathcn werden solle (vgl. oben). Bezüglich dcr Kündigung von Handelsverträ gen gab Herr Ozenne keine bestimmte Erklärung ab, zeigte aber an, daß ein allgemeines Tarifgrenzzollaesetz bet dcr Eröffnung der legislativen Session an die Kam mer gelangen werde, behufs Durchberathung vor dem 4. Februar 1870, dem Termine, wo dcr englisch-fran zösische Handelsvertrag würde gekündigt werden müssen. — Morgen wird Ozenne den Comits der Industriellen empfangen. Paris, Donnerstag, 4. November. (W. T. B.) DaS „Journ. officiel" meldet: Der neue preußische Gesandte, Baron Werther, ist vorgestern einge- getroffen. Derselbe besuchte bereits den Minister dcr auswärtigen Angelegenheiten und wird dem nächst dem Kaiser seine Beglaubigungsschreiben überreichen. Die Kaiserin ist auf ihrer Orientreise am 1. No vember in Luxor (Obcrägypten) tingetroffen. Florenz, Donnerstag, 4. November. (W T B.) Die amtliche Zeitung meldet, daß der König Victor Emanuel sich eine staike Erkältung, von vorzügliche Ausführungen eines gesangvoll schönen blsri» von Cherubini (mit Quarktt uno obligatem eng lischen Horn) und der bekannten ersten Arie dcr Lu crezia Borges von Donizetti; Fräulcin Mary Krebs durch die außerordentlich dravourvclle, in all.n kla- vicrcfsrctcn vollkommen gelingende Production eines Couccrts (ks-äur) von Fr. Liszt und dreier Piecen von Mendelssohn, Chopin, Raff, von denen nur Ler tonfcine und poetisch gefärbte Vortrag der Chcpin'schen Ctüde hcrvorgchobcn sei. Liszt's Concert ist eine in drei Sätzen verbundcn durchgeführte Rhapsodie, mit allen seinen kühnen Eigenheiten und virtuosem Clavier- schmuck vollauf verschen; ihr musikalischer Charakter geht noch über Ungarland hinaus und man könnte ihn wohl orientalisch nennen. Sticht Jeder wird darin ge nügend Mufik finden; aber interessant, pikant und vcll feurigen Zuges ist der Komposition dennoch, geistreiche Gedankenblitze, sogar melodiös reizende Einzclnhcitcn und Klangwirkungen fehlen nicht, auch nicht vortheil- haste Kürze; ist das brillante Amüsement auch flüchtig, so wird es doch nicht geistlos, und der Vorwurf der Fadheit und Langweiligkeit bleibt fern. Dir Kapelle, welche in der Begleitung der Cvn- certstücke Bestes leistete, eröffnete dos Programm mit der Ouvertüre „Namensseier* op. 15 von Bceihoven. C. Banck. s Dresden. Seit einigen Tagen ist die Aus stellung deS sächsischen Kunstverrins wieder geöffnet. Dieselbe bietet eine Anzahl von Arbeiten au- dem Nachlaß des kürzlich vrrsterbenen Professor- Bähr, welche sriten des Publicum- eine wohlverdiente Theilnahmr finden. Lie die Freunde Bähr's in seinem Tode de» Verlust einer liebenswerthen, feinsinnigen Natur von seltner vielseitiger Bildung beklagen, jo hat Fieber begleitet, zupezogen hat, doch befindet sich der König bereits wieder auf dem Wege der Besse- rung. Athen. Mittwoch, 3. November. (W. T B) Der Kaiser von Oesterreich ist heute hier angelangt und vom Könige im PiräuS, von der Königin m der Residenz empfangen worden. Dresden, 4. November. Tcm bekannten Erlaß des bayerschen Ministers des Innern an die Präsidien dcr Krcisregierungcn, welcher die Aenderungen der Wahlkreise vom Regierungsstandpunkte aus molivirt, wird insofern eine größere Bedeutung beigelegt, weil die bayersche Staats- reglerung offen ausspricht, daß sie sich auf die liberale Partei im Lande, obgUich sie nicht mit allen Forder ungen derselben im Einklänge stehe, stützen wolle. Der Erlaß hat aufs Neue die Aufmerksamkeit dcm Ctände- hause in München zugewandt, in welchem dcr jüngste kurze Landtag an dem Nichtzustandekcmmen dcr Prä sidentenwahl der Abgeordnetenkammer scheiterte. Die »Neue Preußische Zeitung* beschäftigt sich nun m einem Artikel, den sie in Form einer Münchner Correspvndcnz bringt, mit denParteien in Bayern und betont, daß die beiden Principe, nm welche es sich handle, die nämlichen sind, welche sich in dem zur Zeit überall vvrbandencn Kampfe zwilchen Staat und Kirche befehden. Dicjcnigen, die unter dcm kirchlichen Ban ner stnttcn, bildeten keineswegs eine homogene Partei; denn unter dcm Sammelnamen „Patrioten* waren in der That hier sehr verschiedene Elemente: Clcricalc, Confervative, Particularistcn vereinigt, „welche in Wahrheit nur ein Gedanke verband— der Haß gegen Preußen und gegen dessen angebliche Gelüste nach Auf saugung der Südstaatcn, sprclell Bayerns." War bei den „Liberalen" die formelle Einigung weniger vor handen, so herrschte desto mchr Ucbercinstimmung nicht in einem Programm, sondern in einer bestimmten po litischen Richtung. Was die Stellung der Negierung zu den Parteien betrifft, so erktärt cs dcr Münchner Correspvndent der „N. Pr. Ztg." für augenscheinlich, daß die einzclmn Minister nicht in gleichem Maße freundliche ooer feindliche Beziehungen Haden zu den Bestrebungen der vcrschiedrnen Fractionen, und daß z. B. der Kultusminister und dcr Minister des Jnncrn niemals mit den „Patrioten* ihren Frieden werden machen können, während dle Politik des Fürsten Hohen lohe (getreue Ausführung der Bündnißverträge, zu gleich feste Wahrung der Selbstständigkeit Bayerns) mit HnH, namcnilich mit ihren gcmäßrgtern Eumen- ttnnrgrundsätzllchkm Einklänge sich befinde. Der Ar tikel schließt: „Dre vorhandenen Gegensätze bezogen sich mehr auf das Verhältniß zwischen den Parteien, als auf das zwischen diesen und dcr Regierung. Dabei ist gleichweht richtig, daß eine ministcriclle Partei — eine, welche das gegenwärtige ganze Ministerium zu stützen bereit wäre, — aus der vorigen Wahl nicht hcxvorging und auch aus der fitzt stattfindinden schwer lich sich crgcbcn wird. Andorerfifts ist aber cben so richtig, daß dann eine ministerielle Partei — eine, aus welcher ein anderes Ministerium gebildet werden könnte — cbcnfalls nicht besteht; denn die Krone kann ihre Rathgeber und Vollzugsorgane weder auf der Seite suchen, wo man ihre Integrität zu opfern bereit ist, noch auf jener, wo man in der größten und wich tigsten Frage unserer Zeit, in der des Verhältnisses zwischen Staat und Küche, sich off.n zu staatsfeindli chen Tendenzen bekennt." Tagesgtschichte. Dresden, 4. November. Die Erste Kammer hat heute die Bcrathung über den Gesetzentwurf wegen der Sonn-, Fest- und Bußtagsfeier fortgesetzt und beendigt. Tie heute berathenen 8—13 des Entwurfs sind allenthalben nach den Vorschlägen dcr Deputation angenommen worden und in der Lchlußabstim- mung fand der gan c Gesitzentwurf in dcr beschlossenen auch die Kunst Ursache, diesen zu bedauern. Begabt und begeistert für den Künstlcrberuf, machte Bähr seine Studien in dcr Schule Mathäi's, aus der er als tüch tiger Porträtmaler hrrvorging. Später, als in den 30er Jahren die moderne deutsche Malerei anfing, das geschichtliche Feld mit Erfolg zu bebauen, bcthciligte er sich an diesem Streben und schuf seine „Wiedertäufer zu Münster", welche ihm einen Platz in der allgemei nen Werthschätzung eroberten. Das Bild wurde vom sächsischcn Kunstvercin angekauft und von demselben mittelst Lithographie vervielfältigt. Eine spätere Wie derholung dieser Compvsition befindet sich unter den gegcnwältig ausgrsteUten Arbeiten. Die Hauptfigur des Bildes ist Johann v. Lcydcn, welcher die Tochter seines Propheten Dusentschuers, seine spätere Frau, vor seiner Wohnung in Münster tauft. Hinter ihm, dcm Könige des neuen Zion, erblickt man seine fana tischen Apostel Rothmann und Knipperdolling. Ebenso wohnt allerhand Volk der Taufhandlung tri, in dcm die wiedertäuferische Schwärmerei in mannichsaltigcr Nüancirung lebendig zum Ausdruck kommt. Die aus führliche Beschreibung, welche dem Bilde bcigegeben ist und die aus der Feder des verstorbenen Dichters Jul. Mosen, eincs intimen Freundes des Künstler-, stammt, enthebt uns eines weitern Eingehcns auf da- Bild; sie wird am besten zeigen, wie geistvoll der Künstler in alle Beziehungen seines Stoffes sich vertieft hat. Eitr zweites Gemälde, das in seiner malerischen Hal tung viel Verdienstliches hat, stellt in anspruchsloser, natürlicher Weise den »Tod des Franz v. Sickinacn" dar. Ter tapfcre Kämpe fand bekanntlrch bet der Der- theidigunz deS Schlosses Landsstuhl gegen dir Kurfür sten ron der Pfalz und Trier und den Landgrafen von Hessen, nachdem er einer achttägigen Belagerung nuthig widerstanden hatte, dcn Heldentod. Lie Bahr auch Maße einstimmige Annahme. Hierauf nahm die Kammer dcn Gesetzentwurf über die Beerdigung der Selbstmörder nach den Vorschlägen dcr Deputation ohne Debatte einstimmig an. Dresden, 4. November. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer stand zunächst eine Inter pellation des Abg. l)r. Biedermann auf der Tages ordnung, welche an die Staatsregierung folgende An frage richtet: l) Was hat die hohe Staatsregierung gelhan, um den Ur sachen der ausfallenden Menge von L-etbstmorden in der sächsisch«» Armee aus den Grund zu kommen un», wenn möglich, ihm abzuhelsen? 2) Welche Ergebnisse haben diese Nachsorschungen geliefert? Diese Interpellation wurde von Sr. Ercellcnz dem Herrn Siaatsminister v. Fabrice heute beantwortet. Sodann folgte die Vorberathung im Plenum über die Anträge dcr Abgg. Or. Wigard und Nicdcl und Genossen, die Einberufung eims Landtags nach dcm Wahlgesetze von 1848 betreffend. Der Antrag des Abg. I>r. Wigard (mitunterzeichnet von dcn Abgg. Schreck, Belleville und Stauß) lautet: „Die Kammer wolle beschließen: im Einverständniß mir der Ersten Kammer oder, wenn solches nicht erlangt wirb, nach s >31 der Versassungsurkunde jür sich bei der obersten Staatsbehörde darauf anzutragen: l) daß an Sl.Uc des ge» genwärtigen Landtags em nach dem verfassungsmäßig erlasse nen Gesetze vom ts. November >848 gewLHUer uno zusam mengesetzter Landtag innerhalb der nächsten sechs Monate cm- berusen, und 2) daß demselben ein Gesetzentwurf vorgelegt werde, welcher auf dem Einkammersystem und auf dein all gemeinen, unmittelbaren, gleich,», sowohl aeUven, als pasiwcn Wahlrecht beruht", während der Antrag des Abg. Riedel (mitunicizcich- net von dcn Abgg. Or. Biedermann, Schnoor, Jerarl, Uhle, l>r. Leistner, Pcrnitz, Lange, Näser, Or. Minck witz, Fahnaucr, Heubner, Krüger, Streit, l»r. Gensel und Penzig) dahin gcht: „Die Zweite Kammer wolle im Verein mit der Ersten die Staatsregierung ersuchen: »och dem aegenrvärNgen Land tage ein neues Verfassung«» und Wahlgesetz nach der» Ä und- sähen des Einkammcr- und Repräieutalivsystems vor,tr ügen, und rn dem Wahlgesetze dem Volk« das Nicht der Ver tretung zum Mindesten in dcm Umfange darzubrcieu, in wel chem es dasselbe Kraft der Gesetzgebung von l«48 bcrcus be sessen Hal." Nach langer Debatte wurde der Antrag des Abg. Wigard gegen 5 Stimmen, und der Antrag d.s Abg. Riedel mit 40 gegen 37 Stimmen von dcr Kammer abgelehnt. * Berlin, 3. November. Die „Prov.-Corr." re- producirt die bekannte »vorläufige* Erklärung, welche der Finanzminister Camphausen vor dem Be ginne der Berathung des Staatshaushalts im Abge ordnetenhaus! (am 29. v. M.) über seine Auffassung der Finanzlage abgegeben hat und bcmelkt dazu: Der Finanzminister werde nach bereits erfolgter Ver ständigung innerhalb der Staatsregierung in dcr Luge sein, dem Abgeordnetenhaus unverweilt die erwalüten weitern Miltheilungen zu machen. Lie jüngst unter brochene Berathung des Staatshaushalts wird voraus sichtlich bereits am Donnerstag (4.) wieder ausgenom men werden. — Weiter bringt das osficielle Organ die Meldung, daß das Unterrichtsgefetz, welches nach der in der Thronrede bet Eröffnung des Landtags enthaltenen Ankündigung das gcsammte Gebiet des Un ten ichtswcscns (von der Volksschule bis zu dcn Uni versitäten) umfaßt, in dcm vom Kultusministerium aus- gearbcitetcn Entwürfe nunmehr vom Staateministcrlum genehmigt worden ist und nach erthcilter allerhöch ster Ermächtigung unverw-ilt im Abgcordnctenhause vorgelegt werden wird. — Die angevrduete Feier des 10. Novembers als allgemeinen Lcttags wiro mfolge der ergangenen weitern Bestimmungen als eine rein kirchliche stattfinden; eine Enthaltung von bürgcrlichcn Geschäften und Arbeiten ist nicht vorgejchrieben. — Die auch telegraphisch verbreiteten Gerüchte von einer in den nächsten Tagen bcvorstehenvcn Rückkehr des Bundeskanzlers Grafen Bismarck sind, nan, dn „N. Pr. Ztg." völlig grundlos. — Der „St.-A." meldet, daß der Vortragende Rath im Bundeskanzler amte, geh- Oberregierungsrath Eck, gestern nach Aegypien ab gereift ist. — Mit dem Beginne des nächstjährigen auf andern Darstellungsgebieten heimisch war, zeigen ein „Christus am Kreuz* und zwei große Darftkllungcn aus Dante's „Göttlicher Comödie", einer Dichtung, mit welcher der Künstler sich vielfach beschäftigt hat. Auch als Porträtmaler, als welcher Bähr in fiühern Jahren sehr gesucht war, lernen wir ihn in einigen trefflichen Arbeiten kennen. Noch ist das ähnliche Btls« niß des Künstlers selbst mit ausgestellt, welches mit sichtlicher Liebe von Junker, rinem seiner frühcrn Schüler, gemalt ist. — Bet einer weitern Umsckau findet man, außer dcn genannten Bildern, noch eine Reihe ansprechender Arbeiten von E. Oehme, Herrcn- burg, Hultzsch, H. Lichtenberger, M. Müller, Wagner und Andern, welche zwar größtenthetls von der aka demischen Ausstellung her schon bekannt sein düificn, denen man aber immer noch einmal gern begegnen wird. * Dresden. Die letzte Vorlesung von Emil Palleske, am 2. November, in welcher Sdokespcare's »Kaufmann von Venedig" und verschiedene Rcutcr',che Dichtungen tr.fflich zum Bortrag gelangten, fand wie derum vor eincm sehr zahlreichen Auditorium statt und wurde durch die Gegenwart Ihrer königlichen Hoheiten des Prinzen Georg und Frau Gemahlin ausgcznchnct. — Herr Wilhelm Jordan wird, wie wir vernch- men, die Fortsetzung seiner Rhapsodien im Zwingcr- saale halten und vielleicht nach dem HildebrantSli.de, da- er heute Abend mit.Hildebrant'- Heimkehr* dc- ainnen will, noch einen besondern Vortrag folgen lassen, der seine Ideen über das Historische und übrr den Sagengrist des Nibelungenliede- faßlich entwickelt. * Knigge'S Buch »Ueber den Umgang mit Men« schen," etngrlettet und aufs Neue verbessert von K. Gö» dekr, liegt gegenwärtig tu 15. Originalausgabe vor.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite