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Dresdner Journal : 07.10.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186010075
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18601007
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18601007
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-10
- Tag 1860-10-07
-
Monat
1860-10
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 07.10.1860
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Tlhonarmrntsprrtsr: ääbelivb: ö 1^1»! 1V >>xr »o »«A»«.) Im Luvt—4» 1 „ 10 ., ,» „ stritt t-avt- unck Illv»»tUcl> i» vr«^»»: lü Nssr. I vt»mp«l»u- Liueeln« NuM««ru: 1 d>^r. »cbl»<z bliwn. »nsrrnttnprttftr l?llr ä«a 8»«« «iovr L«il«r 1 HL». vot«e ,,Lt»^«^oät" cki« 2 «L». Ersitz einen: Pit-lieb, mit Lu»«ü»m« L-r 8»«»- «nä P.I«rt»L«, Xbqpä» fllr ä»a kolxvväe» P«x. NrrsdiikrZoumal. - Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. rnseratniannahme nnswärt«: t». ü»^»o»r»rr», Oommwviouitr äs» Vreväusr ^ouru»I»; ebeoä«»«1bit: II. Attviue: K Voorr»; Avrlln: 0»oi>iu»'»tbe U«el>b., 8»r»N«r«»'» Nurevu; L. kcui-orr»; Lr»»IlA»rr ». N.: ^«orn'vebe v»< bl>»o<ilu„e; Aviv: Xvol.» ik»rti: v. (28, rue äe» doa» eof»»»); kr»L: l'v. Luvrion'» vutUik»l>lUunL. Heraungeber: XüuiLl. Lrpegitioo äe» I)re»<In«r ^ournnl», vreüäe», ölvrieoste»»»« Xr. 7. Amtlicher Thekl. Bekanntmachung, dir Versammlung der Stände de- Königreich- Sachsen zum nächsten ordentlichen Landtage betreffend. Seme Majestät der König haben beschlossen, dir -e- trruen Stände zn einem in Gemäßheit von H. NS der verfassungSurkuntz« abznhalteadrn ordentlichen Landtage ans de» 1. No»e»b<r diese- Jahre ¬ in die Residenzstadt DrrSdea einberusen zu lassen. Allerhöchstem Befehle gemäß wird Solche« und daß an die Mitglieder beider ständischen Kammern noch be sondere Misst»«» deshalb ergehen werden, hierdurch zur össentliche» Kennt« iß gebracht. Dre-den, de« 5. October I86Ü. G e s a m m t m i o i st e r i u m gsrhr. ». Benft. Roßberg. D«-de», 4. October. Seine Majestät der König habe« dem Geheimen Legation-rathe Grünler im Mi nisterium der auAwLrtigen Angelegenheiten die Erlaubniß gnädigst zu rrtheilrn geruht, da» von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach ihm verliehene Comthurkreuz de» Großherzoglichen Haus- ordrn» »am Weißen Falken anzunehmen und zu tragen. Nichtamtlicher THE. . Ue»,rfick»t. Telcaraü bische Nakbrichlen. Zrituug-schau. (Kölnische Atg. — National-Zeitung. — Neue Preußische Atg. — Ost - Deutsche Post. — Schwedische Blätter.) kagr-geschichte. Wien: KaiserlichtS Handschreiben an den serbischen Patriarchen. sNamensfest de» Kaiser». Diplomatie. EtandeSrrhöhungen. — Pefth: Di« Uuivrrfität. — Berlin: Au- der neuesten Rangliste. — Schwerin: Ein Antrag de» BürgerauSschufir». — Kassel: Di« Kammern einberufen. Goeddäu» ge nese«. — Frankfurt: Vernehmung eine» Buch drucker«. —- Hamburg: Antrag auf Einführung der Civileh« abgelehnt. — Pari«: Religiöse Agita tion. Lamoricior«'- Portefeuille. Die römische Frage. Von der Börse. Dementi. Beschlagnahme. Ueber dir Allocution de» Papste». Vermischte Nachrichten.— Turin: Di« Capitulatiou von Ancona. Gefangen- nehmung eine« Erzbischof«. Tagesbefehl Victor Ema nuel'«. — Mailand: Eine Erklärung Bertani's. — Rom: Di« nenestr Allocution. — Neapel: Sträflinge au-gebrochen. — Madrid: Einberufung der Corte». Reise der Majestäten. — Konstanti nopel: Au« der neuesten Post. — Beirut: Fuad Pascha. Verhaftungen. — DamaSku«: Recruti- rung. — New-Bork: Walker erschossen. vrr-duer Nachrichten. Proviurialnachrichtev. (Leipzig. Freiberg. Roßwein.) Gerichtsverhandlungen. (Dresden.) Gtattßik «nd Bolk-wirthschaft. Feuilleton, rage-kalender. Inserate. Börsen- Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Frankfurt a. M., Sonnabend 6. October. Die Würzburger Uebereiukuuft über die Einthei- luug »nd Führung der Bundesstreitkräfte im Falle eiues Bundeskriegs ist am Mittwoch durch Bayern in Wien «ud Berlin überreicht worden. Marseille, Freitag S.October. Au- Neapel tw« ll. October wird gemeldet: Die königlichen Truppen, die bi- zu einer Etappe »or Neapel vor gedrungen waren, haben gestern die befestigte« Po sitionen von Maddaloni und Taserta angegriffen. Garibaldi meldet einen Sieg und große Lrrlustr ans beiden Seiten. Die Königlichen habe» sich auf Capua und Ga«ta »nrückgezogrn und befestigen die Straße nach Nom. Di« neapolitanischen Prinzen (Brüder de- König-) waren mit i«u Kampfe. Avmertuag. Du gaüze Entfernung zwischen Sapua und Nenpel beträgt in gerader Tinte 8 Stunden. Dir in Bogen ge führte Eisenbahn zwilchen beiden Städten ist etwa ll Stunden lang. An der lehtern liegen Saserta (dal Hauptquartier Gari baldi'«) und Maddaloni, jene« reichlich 2, diese« 4 Stunden von Sapua entfernt. An welchen Punkt bei der „Etappe", welche di» Königlichen auf dem Weg« nach Neapel erreicht hadin, ge dacht werdrn soll, ist nicht klar. Verwuthlich ist Maddaloni selbst gemelnt, in dessen Näh» di« Eisenbahn von Sapua und die Straße vom ober» Lolturno (Sajazzo) her zusammen treffen, denn in der Richtung der letztern auf der Brrgseit«, nicht weiter »ach der Seesrit« zu, dü-ft» der Angriff erfolgt sein und dann mußte eben Maddaloni passirt werden. Wahrscheinlich ist, daß die königlichen Truppen in zwei gesonderUn Sorpt vorgerückt sind : da« eine von Sajazzo auf Maddaloni, da« andere von Sapua auf Saserta. Turin, Freitag S. Oktober. Hier eingetrof fene Nachrichten au- Neapel vom 2. d. M. mel den, daß die Königlichen von Caserta znrückae- worfen und eingeschlostru worden seien, Svvv Ge fangene solle« in die Hände der Garibaldianer gefallen sein. Turin, Freitag, S.October. In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer weigerte sich Graf Cavour, Dokumente über den Einmarsch der sar dinischen Truppen in Umbrien und die Marken mitzutheilen. Die diplomatische Frage sei einaeleitet (üneallvn cklplvmnllezne rennlt stre enteun««). Schließ lich versicherte Graf Cavour, keine Macht habe Güuch nur einen Zoll breit italienischen Gebiets VGPßADt. - Dresden, 6. Oktober. Den Ernennungen für« preußische Hejrren- hau» gegenüber verbirgt sich zwar die liberale Presse nicht, daß bei der geringen Zahl derselben ein sofortiger thatsächlicher Erfolg nicht zu erwarten sei; indeß glaubt sie, daß der moralische Eindruck dieser Maßnahme auf das Herrenhau» bedeutend sein und allmählich eine Um stimmung desselben einleiten werde. In diesem Sinne äußert sich nämlich die„KölnischeAeitung", indem sie sagt : ,,E« war längst bekannt und der leht« Landtag hat e» auf« Neue bewiesen, daß, wenn die Gesetzgebung in Preußen nicht zum Stillstände kommen soll, „da« Herren hau» zur Vernunft gebracht werden muß". Denn wie kann die Regierung, die aufrichtig bemüht ist, die be stehenden, zum Thril au» ferner Vergangenheit stammen den Einrichtungen de» Staate» mit den Bedürfnissen der Gegenwart in Einklang zu bringen, die eingeriffenen Mißbräuche in der schonendsten Weise zu beseitigen, — wie kann sie regieren, wenn eines der beiden Häuser des Landtage» allen Bedürfnissen der Gegenwart, auch den schreiendsten, mit verknöchertem Kastengeist ein starre» Nein! entgegensetzt? Da» einzige Mittel, welches die Re gierung besitzt, jenen Uebelstand zu beseitigen oder doch zu mildern, liegt in der Ernennung von Mitgliedern des Herrenhauses durch die Krone. Und auch in diesem Punkte sind wir immer in unfern Wünschen bescheiden gewesen. Ein großer Pairsschub, wie er ehedem in Frank reich gebräuchlich gewesen, hat sein Bedenkliches und sollte nur al» äußerste- Mittel angewandt werden. Wir wünsch ten seit lange nur, daß die Regierung eine Anzahl Männer in da» Herrenhaus beriefe, die ihrer eigenen gemäßigten liberalen Politik aus Ueberzcugung anhingen und durch ihre Fähigkeiten die allzu schwache Partei der Regierung im Herrenhause verstärkten. Das ist denn nun geschehen. Von dem Prinz-Regenten sind achtzehn Herren (nicht achtzig, wie von Karl X.) ernannt worden, und unter diesen so gute Namen, daß sie uns Bürgschaft leisten für Diejenigen, die persönlich, namentlich bei uns am Rhein, weniger bekannt sind. Außerdem ist einigen aufgeblühten Städten eine Vertretung im Herrenhause bewilligt. Auch so wird freilich die Regierung noch keine stehende Mehrheit im Herrenhause erhalten. Aber das Feuilleton. K. Hoftßeater. Freitag, 5. Oktober: „Faust", große romantische Oper in drei Acten von Bernard, Musik von vr. L. Spohr (neu einstudirt). — Spohr schrieb diese Oper 1814 in Wien als Kapellmeister am „Theater an der Wien", dessen Unternehmer Graf Palffy war. Sie kam indessen dort wegen einer Entzweiung de» Grafen mit dem Eomponisten nicht sofort, sondern erst nach deS Letzter« Abgänge von Wien zur Auffüh rung; in Frankfurt a. M. wurde sie fünf Jahre später unter Spohr'« Direktion gegeben, als er dort da» Or chester leitete. Da» Werk konnte sich nirgends auf dem Repertoir erhalten, so oft eS auch später auf einzelnen Bühnen versuchsweise und au» Achtung vor der Bedeu tung de» Eomponisten wieder vorgeführt wurde. Und mit Recht. Der Tert bietet nur ein erbärmliche», albern zusammengesetzte» Puppenspirl, al» Hauptfigur eine Art schwache», rrflecttrendrn Don Juan mit einer sehr eigrn- thümlichen Manier, Menschen zu beglücken und Gute- zu lhun, und einer starken Neigung zu sentimentalen TesangSauSbrüchen. Zu verwundern ist, daß Spohr mit so sichtlichem Ernst und Fleiß au die Eomposition diese» Terle» gehen konnte — ja mit Begeisterung und Aus dauer, wie er selbst erzählt und wie auch Pie Partitur genugsam auSspricht. Denn ein edleS Streben und ein möglichstes, wenn auch ungelungeneS Elfaffen der Aus gab« »pn'einem höher» Standpunkte, al- der de» Tert macher» wqr, sin gediegene» Wollen und ein gediegene» Können de» Musikers überhaupt zeigt sich überall. Aber al» dramatische» Werk, al- musikalische» Drama bleibt un- die Musik trotz einzelner dramatisch bewegter und charakttlifiischrr Züge so ziemlich Alle» schuldig; nur dar Finale de« zweiten Acte« erhebt sich ln groß.« und fester« Umrissen zu einem wahrhaft dramatisch ge stalteten Tonbildc. Spohr ist kein dramatischer Kompo nist; ihm fehlen dazu Charakteristik, Energie der Leiden schaft, lebensvolle Situationsgestaltung, Rrichthum und Tiefe der Phantasie. Nicht- lag aber seiner lyrischen, edel empfindsamen und elegisch-pathetischen Subjectrvität ferner, Nicht» entsprach seiner, durch eine übervolle, chromatisch und enharmonisch aus- und ineinandergleitende Modulation manierirten und monoton gestimmten AuS- druck-weise weniger, als die Grundidee des Faust-Tert buches. Mozart'sche Formen und eine geistige Noblesse der Behandlung konnten diese weich und sentimental phrafirte Melodik, die charakterlos verschwimmendc Ein förmigkeit der Gedanken, deS Toncolorits und der Rhythmik nicht dramatischer und charaktervoller, nicht wahrer und unmittelbarer im Ausdrucke machen. So wird denn der Herensabbath durch ein zarteS, liebevoll empfundene» Vorspiel ringeleitet, die Heren singen ein Chor, das zum größern Theil al» heiterer Bauern-Reigen gelten könnte, und Mephisto ist nur Sinnbild jener nobel» Gemüthlichkeit, welche durch die ganze Oper an klingt; das Trinklied Kaspar's im „Freischütz" enthält mehr diabolische« Element, als hier die große Arie des Mephistopheles. Solche und andere Erscheinungen und Eindrücke lassen sich nicht duldsam überhören, wenn der Hörer auch das Naturell deS Meisters in seiner höchst subjektiven Beschränkung möglichst respcctirt, umdcn manchen trefflichen Musikstücken und den cigenthümlich schön sich ausschridrnden Einzclnheitrn gerecht zu werden, und des halb sogar von derrn Stellung in der Oper selbst mög lichst absieht. Eine Aufgabe, die allerdings seltene Aus dauer erfordert, denn die Oper ist unmäßig lang, was denn ihre Langeweile vermehrt. Dazu kommt, daß Spohr damals in seiner Technik und im möglichst voll endeten Ausdrucke der ihm nun einmal cigrnthümlichrn einseitigen Ideen und Gefühl«sphäre noch keineswegs Wichtige der Maßregel liegt darin, daß die Regierung unzweideutig zeigt, von welchem Geiste sie beseelt ist. Bi» jetzt schmeichelten sich die Bertheidiger einer abgestor benen Weltanschauung im Herrenhaus« mit der vergeb lichen Hoffnung, e« sei dem Regenten kein rechter Ernst mit dem Wege, den er unter dem allgemeinsten Beifalle Preußen» und der ganze» Welt in der Etaatsrcgierung ringrschlagen hat. Nun hat unser Regent nicht nur offen und nachdrücklich erklärt, daß er auf diesem wohlerwo genen Wege beharren werde, sondern er hat durch jene Ernennungen ein neue» unzweideutige- Unterpfand seiner Gesinnungen gegeben. Da» wird auch auf unser Herren- Hau- eine heilsame Wirkung au-üben und die Vernünf tiger» erkennen lassen, daß r» Zeit ist, Illusionen auf- zugebrn und sich dem befestigten Gange der Regierung anzuschließrn." Die demokratische Presse urtheilt nicht so anerkennend über den „PairSschub". So sagt die „National-Zei- tung": „Daß e» so unmöglich fortgehen kann, wurde am Schluffe der letzten unfruchtbaren Session zur allge- gemrinen Ueberzeugung. Dem Urbel durch einen Ge waltstreich abzuhelfen und so unser gesammtes Verfas- sungswesen wieder in Frage zu stellen, hat Niemand empfehlen können. Aber eine genaue Prüfung des RcchtS- bodenS, auf welchem daS Herrenhaus steht, weist so starke Lücken auf, daß seine ganze Kompetenz mit den stärksten Gründen anzufechten ist. Wir haben diese Mängel wieder holt dargelrgt, ohne eben anzunehmen, daß die Beweis führung, sie mochte noch so schlagend sein, eine beson dere Wirkung auf das Vorgehen der Regierung üben würde. Vielmehr war vorauszusehen, daß daS gegenwärtige Mi nisterium gerade in dieser Frage am wenigsten von seinem Wege der milden Praxis lassen werde, und wirklich ist e- eine Probe der mildesten, di« wir in diesen Verord nungen vor uns haben. Die Stimmen, auf welche die Regierung bei Vorlagen von auSgeprägtrrm liberalen Charakter rechnen konnte, stellten bisher nur eine kaum nrnnenswerthe Minorität dar. Es mußten schon die be denklichsten Zugeständnisse gemacht werden, wenn die Sprö digkeit so weit überwunden werden sollte, daß man es etwa auf 40 Stimmen gegen 120 brachte. Daß rin Zu- wach- von 24 Mitgliedern in diesen Verhältnissen nicht» ändert,ßliegt auf der Hand. Nach allem Sträuben und Erperimentiren wird man zuletzt doch die ganze Grund lage umgestalten müssen, auf welcher die heutige Erste Kammer steht. In besonders friedlichen Zeiten hätte r» nichts zu sagen, wenn dieser Proerß nur allmählich fort schritt«. Unter Verhältnissen aber, in denen Preußen mehr al« je einer entschieden freisinnigen und dabei durch greifend einheitlichen StaatSleitung bedarf, ist da« Herren haus in seiner gegenwärtigen Zusammensetzung eine Ka lamität, welcher nur mit nachdrücklichen Mitteln beizu kommen ist. Das gegenwärtig von der Regierung er griffene verbessert in nicht- die Aussichten für die nächste Session und vertagt die wirkliche Lösung nochmal» auf die folgende." Die konservative Presse hebt hervor, daß der RechtS- bestand und die Majorität des Herrenhauses nicht durch dies« Maßregel erschüttert würden. So sagt die ,Neue Preußische Zeitung": „ Unser .erster Gedanke, als wir diese Ernennungen im „ StaatSanzetger " lasen, war, wie sich nun wohl die Demokratie stellen werde zum Herrenhause. Sie hat „bewiesen" in den verschiedensten Wendungen, daß daS Herrenhaus nicht zu Recht bestände — und nun werden doch, ganz in derselben Form und Weise wie früher, neue Ernennungen für dasselbe vorgeschlagen und voll zogen. Ihre Theorien haben ein verständliches Desaveu erhalten! — Was die Ernennungen, bei denen so ziem lich alle Provinzen vertreten sind, selbst anlangt, so sind sie — wie sich erwarten ließ — zum größten Theile auf Glieder der sogenannten konstitutionellen („liberalen") Partei gefallen. Diejenigen Herren wenigsten», welche au» parlamentarischer oder anderer Wirksamkeit schon be kannt sind, gehören meist dieser politischen Richtung an (Camphausen, Bornemann, v. Diergardt, v. Usedom, Graf Pourtal^S, v. Flemming); Andere sind uns ihrer politi so weit über die wackere und musikalisch wohlgebildete Kapellmeister-Mache sich erhoben hatte, wie in späterer künstlerisch reiferer Zeit, al« er „Jrssonda" schrieb. Sich .in den Schranken deS natürlichen Stimmumfanges zu halten, verstand Spohr, wie er selbst gesteht, damals sehr wenig; die Partie Faust'S z. B. zeigt das genügend; aber auch im sangbaren und sür den Ausdruck wirksamen Gesangsatz war der Componist noch nicht geübt. Und auch im Orchester fehlt der außerordentlich delicaten, mit Geschmack und feiner Intention gewählten Instrumen tation eine ergänzende und klare dramatische Sprache; sie ist überladen an innerer rastloser Arbeit und gelangt dabei nur stellenweise zu einer reizend charakteristischen und effrctvollen Wirkung. Endlich ist in manchen For meln und Floskeln und besonders auch in den Ver zierungen und übel angebrachten Coloraturen der Ein fluß eine- vorübergehenden und veralteten Zeitgeschmack fühlbar. Die Gesammtaufführung der Oper unter Herrn Kapellmeister Rieh war außerordentlich lobenSwerth und von vorzüglicher Präcision im Ensemble; sie zeigte von sorgsam verwendetem und geleitetem Studium; nament lich spielte die k. Kapelle meisterhaft, und die Leistungen deS Herrn Mitterwurzer — für möglichst dramatische Gestaltung des Faust —, der Damen Bürde-Ney und Jauner-Krall — Kunigunde und Röschen — und des Herrn Tichatscheck — Graf Hugo — verdienten im vollen Maße den ihnen reichlich gespendeten Beifall: um so mehr, da die Schwierigkeiten der verschiedenen Partien ein« opferwillige Ausdauer beanspruchen und doch keine künstlerische Befriedigung gewähren. Den Ge nannten schlossen sich in aufmerksamer Mitwirkung die Herren Freny — Mephisto, Rudolph — Franz und Schloß mit den übrigen Gefährten Faust'« rc. an. Die Ausstattung und Jnscenirung war reich und im schen Stellung nach unbekannt. Nach Vollzug der Städte» Wahlen würden im Ganzen 24 neue Mitglieder in« Her renhaus eintreten. Bi« jetzt zählte da« Hau» 231 Mit glieder." Die ParlamentSrede Cavour'» wird von der „Ost-Deutschen Post" mit folgenden Bemerkungen begleitet: „Die Rede scheint Manchem zu ungeheurer Be ruhigung zu dienen. Venedig soll ja geschont werden, ein Angriff gegen dasselbe würde eine Koalition der Mächte veranlassen und Italien und Frankreich compromittiren. Lrgo hat Oesterreich nichts zu fürchten. Aber wickeln wir jene Sätze ab. Wenn keine Koalition stattfände, wenn Frankreich und Italien nicht compromittirt würden, wenn ein Zwischenfall rinzuleitrn wäre — dann aller dings würden Italien und Frankreich ganz ander» zu der venetianischen Frage sich stellen. Es gilt also nur zuzuwarten, dis rin solcher Zwischenfall eintritt oder ein geleitet wird. Einer so cynischen Behandlung de- Ver trag» gegenüber, einer so cynischen Erklärung, daß Raub nur deshalb verboten ist, weil die Wächter die Augen offen haben, ist c» Pflicht, wirklich zu wachen und sich vorzusehen. Wir kennen die traurige Lage unsrer Fi nanzen. Nichtsdestoweniger können wir rS nur vollkom men billigen, wenn die kaiserliche Regierung in diesem Augenblicke in geeigneter Weise Vorbereitungen trifft, von einem etwaigen Angriff auf unsre Küsten nicht über rascht zu werden. Es ist ein sonderbare» Zusammentref fen, daß gerade an dem Tage, wo dre Rede kavour'S mit dem „beruhigenden Inhalte" eintraf, an de» Stra ßenecken unsrer Residenz vier Placate angeheftrt sind, welche Anordnungen über Recrutirung, Pferdeankäufe, Freiwilligenwerbung ,c. enthalten. Sie sind der richtige Kommentar der Cavour'schen Rede. Sobald da» Recht der Welt nur auf daS Schwert gestellt wird, sobald nur Derjenige Recht hat, der stark ist, so muß man auch stack sich zeigen." Die schwedischen Blätter beschäftigen sich noch immer zumeist mit den dänisch-deutschen Wirren, doch ist „Aftonbladrt" jetzt saft das einzige größere Blatt, daS noch für Dänemark eintritt. Der größte Thril der schwedischen Presse erklärt sich dagegen mit immer grö ßerer Entschiedenheit gegen jede Verbindlichkeit Schweden» zu Gunsten Dänemark». Vor Allem weist rin alter schwe discher „Militär" in „Nya Dagligt Allehanda" auf die Nothwendigkeit und Nützlichkeit eine» guten und freundschaftlichen Vernehmen» mit Preußen hin, drsien Regierung erst neuerlich wieder durch den Antrag, Schwe de« eventuell in den Rath der europäischen Großmächte aufzunehmen, «inen Beweis ihrer freundlichen und wohl meinenden Abficht gegen Schweden gegeben habe. Tagesgeschichte. Wien, 5. October. (W. Z.) Se. k. k. apostol. Ma jestät hat an den serbischen Patriarchen und. Metropoliten v. Karlowitz, Rajatschitsch, folgende- aller höchstes Handschreiben zu erlassen geruht: „Lieber Patriarch Rajatschitsch! In Erledigung der Bitten, welche Sie mit dem Bischof von LemelvarMir vor getragen haben, genehmige Ich, daß eine Synab» der gr. n. « B schbfk abgrhalten werd», welche dir allgemeinen Angelegenhei ten ihier Kirche in Oesterreich zu berathen und Mir bezüglich derselben ihi« kanonisch gehörig begründeten Wünsch» und An träge vorzulegen Haden wird. Insbesondere ist es Mein Wille, daß diese Svnode, zu welcher auch dir gr. n. u. Bischöfe von Siebenbürgen, der Bukowina und Dalmatien beizuziehea sind, darüber berathe und Mir mit Berücksichtigung der kanonischen Vorschriften begründete Vorschläge erstatt», wie die hierarchischen Verhältnisse zu regeln seien, damit auch den Bedürfnissen und kirchlichen Interessen der gr. n. u. Romanen in gebührender Weise Rechnung getragen werde- „Ich erwarte, daß während oder nach der Synode dem Her kommen gemäß Sie mit den Bischöfen von Arad, Bätsch, Karl stadt, Ofen, Pakratsch, Temetvar und Wersche- zusammentreten und in gemeinsame Erwägung zt»hen werden, welche Gegenstände auf dem demnächst einzuberufendrn illvrischen Nalionaleongresse zu verhandeln seien, worüber Mir sodann die geeigneten Anträge zu erstatten sein «erden. „Ich behalte Mir vor. Meinen Banu« von Kroatien und Slavonien, Feldmarschallleutnant v. Sokschewitsch alt Meine» Eommissar zur Synode zu entsenden, und werde denselben beauf- Ganzen gut angeordnet, bis auf die etwa» langsamen, irdisch klebsamen Luftfahrten, — deren eine sogar unter irdisch war; die Höllenfahrt Faust'S zeugte auch von der routinirten Frucrwerkerkunst Mephisto «. Musikalisch interessant war die Vorführung dieser Oper insofern, al» sich dadurch wieder von den Zu hörern ein eignes Urtheil über die- Werk eine» geachte ten und eine edle, wohlgrschulte Richtung drr Kunst vertretenden Komponisten gewinnen ließ; denn die Oper gehört zu denen, welche den sogenannten „ältesten Leuten'^ der musikalischen Kreise fast auS dem Gedächt nisse geschwunden sind. Dennoch ist bei der Seltenheit, mit welcher unS hier Neu rinstudirte oder neue Opern geboten werden, zu beklagen, daß so viel Mühe und Zeit nicht einem Werke zugewendet wurden, welches dem Ge nüsse de» Publikums schönern und höher« und darum dem Repertoir bleibenden Gewinn bot. C. Banck. Literatur. „Pindar'S Siegesgesänge" sind in neuer deutscher Uebersetzung von Donner (Leipzig und Heidelberg, Winter'sche Verlag-Handlung) erschienen, wohlbekannt durch seine Verdeutschung dcS Sophokles. Die Uebersetzung sämmtlicher Oden ist im Versmaße des OrigozalS mit außerordentlicher Gewissenhaftigkeit und Worttrcue gearbeitet, aber durchaus mit der Behandlung rines strengen Philologen, nicht eines zugleich poetisch gestaltenden und schöpferischen Kopfes. Es käme hier auf eine Urbertragung de» GcdankeninhaltS und der Form im Geiste der deutschen Sprache an, und eine solche ist keineswegs erreicht. — Die vom Professor Nik. Delius in Bonn be gonnrne Ausgabe von Shakespeare's Werken, wrlä>e den englischen Tert nach der besten und neuesten kritischen Rrdaction mit erläuternden Anmerkungen bringt, ist jetzt mit dem sechsten Band« hinsichtlich der Dramen bereit»
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