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Redactenr und Verleger: E. M. Monse in Bautzen. Brunnen zu werfen, doch entrann derselbe. Husaren zerspreng ten die Menge, die sich aber immer wieder sammelte und fast alle Arretirungen vereitelte. Die Husaren machten von den blanken Waffen keinen Gebrauch. Erst Abends wurde die Gegend durch verstärkte Truppen gesäubert. Am deutschen Casino wurden durch einen zurückkehrenden Trupp von etwa 200 Buben um 7 Uhr Abends über 40 Fenster mit pfundschweren Steinen zer schlagen. Hierbei wurde ein Casinomitglied getroffen und der Gasluster beschädigt. Kein einziger Wachmann war in der ganzen Gasse zu sehen; erst als die Menge sich verlaufen, erschien Com- munalpolizei. Vor dem Ezcesse beim Casino wurden den Jesuiten die Fenster eiugeschlagen. Prag. 5. October. (W. A.) An dem gestrigen Meeting bei Pankratz nahmen etwa 6000 bis 7000 Menschen Theil. Das Militair wurde verhöhnt und insultirt. Ein Unteroffizier, der von einem schweren Steine getroffen und verletzt wurde, feuerte, wodurch der Thäter verwundet wurde. Ebenso mußten die Husaren, vom Pöbel insultirt, theilwcise die Waffe gebrauchen. Es kamen mehrere Verwundungen vor. Nur wenige Tumultuan ten konnten verhaftet werden, da der Pöbel die Verhaftungen verhinderte. Die „Correspondenz" meldet: Das Landesgericht in Prag )at über Airtrag der Staatsanwaltschaft zu Recht erkannt, daß der Inhalt der Hirtenbriefe der böhmischen Bischöfe, dann der Inhalt der Instruction derselben Bischöfe das Verbrechen der Störung der öffentlichen Ruhe begründen und deshalb die Weiterverbreitung dieser Druckschriften verboten wird. Brüssel, 6. October, Vormittags. „Echo du parlement" dementirt anscheinend officiös die von mehreren fremden Journalen mitgethcilte Nachricht, daß in Folge der schweren krankheit des Kronprinzen ein Familie nrath abgehalten worden sei. Brüssel, 6. October, Nachmittags. (W. T. B.) Nachdem Telegraphische Nachrichten. Kiel, 6. October, Vormittags. (W. T. B.) Das Postdamp schiff „Jylland" traf heute erst 5 Uhr 20 Min. früh aus Korsoc hier ein. Die Passagiere und die Briefpost haben noch mit dem UM nach Altona Beförderung erhalten. Die Fahrpost ist mit dun Zuge 7 Uhr 5 Min. weitergesandt worden. Schwerin, 6. Oct., Vormitt. 10 Uhr. (B. f. N.) Die com- mssarisch-deputatischen Verhandlungen über die Reform der meck- luibmgischen Steuerverfassung sind soeben durch die Staats- räihe von Müller und Wetzest eröffnet. Wien, 5. Octbr. Die „N. freie Presse" theilt mit, daß der österreichische Gesandte in Madrid, auf seine Anfrage wegen Perhaltungsbefehle, angewiesen worden sei, einstweilen in Madrid zu verbleiben, und gleichzeitig ermächtigt sei, mit der jeweiligen s UMm Negierung in Verkehr zu treten, wo dies die Interessen st vstmcMcher Unterthanen erfordern. — Ein Privat-Telegramm ; der„N. st. Pr." aus Konstantinopel meldet, daß in Folge s niWiihaster Verhaftungen größte Aufregung herrsche. Men, 5. October, Abends. (Boh.) Eine kaiserliche Er- klärung, daß das parlamentarische Ministerium das volle Vertrauen des Monarchen genieße, sowie die Ernennung des Ministerpräsidenten aus einer der ersten Familien des Reiches steht nahe bevor. Im niederösterreichischen Landtage stand heute das Schul au fsichtsge setz auf der Tagesordnung. Granitsch, Kopp, Steudel, Mende, Hoffer, Willner sprechen für den Majoritätsantrag; Arncth, Arens und Sommaruga für die Minorität (Beibehaltung der Virilstimmen). Der Schotten- Prälat Hellerltorfer erklärt: „Für mich ist das Schulgesetz vom 2t,. Mai Gesetz; cs tritt mir mit der ganzen Majestät des Ge° stB entgegen; cs ist gesetzlich berathen und von der Krone samtionirt und für mich unverletzlich." (Große Sensation; starker Applaus.) Er spricht für die unveränderte Regierungsvorlage, Ärnsblatt für den Krtis-Diltrtioils-SeMh Muhen. Amtsblatt für Bautzen, TchirPswalda, Königswartha und Weißenberg -eute ausgegebenen Bülletin ist der Gesundheitszustand des Kron prinzen seit gestern Abend weniger befriedigend. Paris, 5. Octbr., Abends. (W. T. B.) „Etendard" meldet: )ie Unionisten und die Progressisten haben in den Wahlen zur Junta in Madrid die Majorität erhalten. Der ältere Olo- zaga, welcher sich noch immer in Paris befindet, hat die Theil- nahme an der provisorischen Regierung abgelehnt, wiewohl er sich mit den Häuptern der Bewegung in vollständigem Einverständ- liß erklärt hat. Der Graf von Montemolin ist nicht nach Radrid gegangen. Derselbe war nur an der Grenze erschienen, wo er jedoch die gehoffte Unterstützung nicht fand. — Dasselbe Ratt bespricht den Protest der Königin Isabella und sagt: )er darin in Bezug auf den Kaiser Napoleon gebrauchte Aus ruck „erhabener Verbündeter" ist eine reine Formalität. Der einzige Verbündete, den wir haben können, ist das spanische Volk, repräsentirt durch diejenige Regierung, welche dasselbe sich geben eventuell für den Majoritätsantrag. — In der Abendsitzung ver warf der Landtag mit großer Majorität die Regierungsvorlage und nahm den Ausschußantrag an. Somit ist die Virilstimme der Geistlichen und der Schullehrer im Ortsschulrath gestrichen, Ebenso die speciclle Vertretung der confessionellen Minoritäten. Prag. 4. October. (W. A.) Heute Nachmittags wurde das (Landhaus des Eigenthümers des „Tagcsboten" Kuh in Michle Var dem Roßthore von einer Volksmenge angegriffen, alle Fenster Wurden zerschlagen, der Hausmeister wurde durch einen Stein- l.wnrf getroffen und drohte der Volkshaufen durch Zurufe mit .vollständiger Demolirung des Hauses. Husaren vertrieben die Menge und besetzten das Haus. Diese Unruhen fanden anläßlich verbotenen Meetings bei Pankratz statt. Um 2 Uhr ^chmMgs ver,ammelten sich gegen 2000 Menschen bei Pankratz an der uvuch-Quelle. Viele angebliche geheime Polizisten wurden »«prügelt; em Israelit wurde weggetragen, um ihn in einen