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.Wische Staatsanzeiger für das Königreich Sachsen. Reb«u»l»tt«,: LcmLtagSbeüag«, Synodatbellaq«, Atehung-ltst«» der Verwaltung d« ». v. Staatsschulden und der ». Mei», und LandeS'ultunentendank, Zah«»d«rtch» mck " Rechuungsabschluß der Lande«.Brandversicherung-anstalt, BerlaufSliste von Holzpflanzen auf den K. S. Staat-forstrevierea. Nr. 104. ------- Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesetzlichen Vertretung): Hofrat DoengeS in Dresden. Montag, 7. Mat abends 1917. Bezugspreis: Bei» Bezüge durch die «richSstsftrlle, «roße Awinaerstraße 1», sowie durch die deutschen Postanstalten » Mart SO Pf. vierteljährlich. Linzeme Nummern 10 Pf Erscheint nur Werktag«. — Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr.it «»»,Schristleitung Nr. 14 »74. Ankündigungen: Die Ispaltige Brundzeile oder deren Stau» i» Ankündigungsteile »a Pf., di« Sspallige Grundzeit» oder deren Raum im amtlichen Teile 7» Pf., unter Eingesandt 1LO Pf. Preisermäßigung auf SeschSftSanzeigen. — Schluß der Annahme vormittag« 11 Uhr. Die k»rz dar Vegi»« de- Dr«SeS ei«gehe»dex Meld««gen desi«de« sich a«f Sette7 dieser A«-gade. * In den Riesevschlachte« im Westen haben die Franzosen nnd Engländer bereit» über eine Million Streiter in den Kampf geworfen. * Die bisher über die Ergebnisse unserer Sperrgebiets- kriegführung im Monat April eingelassenen Meldungen haben mit dem 6. Mai die Summe von einer Million Brntto-Re-istertonnen an Schtsfsverscnknngen überschritten. * Lloyd George, Lord Robert Eecil, General Robertson und Admiral Aellicoe haben sich nach Paris begeben, um mit der französischen Regierung über die militärische Lage und dir Lage zur See zu beraten. Amtlicher Teil. Ministerium der Justiz. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Wachtmeister Sperlich bei dem Amtsgerichte Rade burg aus Anlaß des Übertritts in den Ruhestand das Ehrenkreuz mit der Krone zu verleihen. Finanzministerium. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den in den Ruhestand versetzten Weichenwärtern bei der SMatseisenbahnvenvaltung Berger in Mulda, Schmidt in Sohland und Weigel in Chemnitz das Ehrenkreuz zu verleihen. Ministerium des Innern. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Obermarkthelser Karl Heinrich Franz Meißner in Leipzig-Stöttcriy die Friedrich August-Medaille in Silber zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Soldaten im 5. Königl. Sächs. Infanterie Regiment „Kronprinz" Nr. 104 Otto Schimmeyer aus Harzgerode für die vo,l ihm am 4. April unter eigener Lebensgefahr bewirkte Errettung eines Knaben aus dem Kanal bei La Madeleine die silberne Lebensrettungsmedaille mit der Befugnis zu verleihen, sie am weißen Bande zu tragen. (Fortsetzung des amtlichen Teiles i» der 1. Beilage. Nichtamtlicher Teil. Vom Königliche» Hof«. Dre-den, 7. Mai. Se. Majestät der König hat Sich gestern abend zu einem zweitägigen Aufenthalte nach Bad Elster begeben und im dortigen Kurhause Wohnung genommen. Allerhöchstderselbe wird während der Anwesenheit die dort zur Kur sich aushaltenden Offiziere und Mannschaften im Sanatorium vr. Köhler und Mcdiko-mechan. Institut aufsuchen. Zn den Siegen Tjemal Paschas -ei Gaza. Bon Thea v. Putt kämm er, Konstantinopel. Die beispiellos heftigen Kämpfe, die sich an der deutschen Westfront abspielen, ziehen naturgemäß das Interesse von den entfernteren Kriegsschauplätzen ab. Tie Schlachten auf dem südlichsten von ihnen, an der palästinischen Küste, sind jedoch von großer Wichtigkeit für den Ausgang des Krieges, und die Tapferkeit der osmanisch-arabischen Truppen sowie ihre umsichtige Führung kann nicht genug anerkannt werden. Das Gelände bei Gaza, dem altberühmten Stapelplatz für assyrisch-arabische Karawanengüter, ist von Blut getränkt. Denn immer war die Stadt ein Gegenstand des Neides der Ägypter, die sie dreimal (1480 v. Chr. unter Thutmosis III., 606 unter Necho und 312 unter Ptolemäus Lagu) eroberten, aber immer wieder verloren. Ihre Blütezeit fällt in die Zeit der Römerschaft, bis dann Kreuzfahrer sich ihrer bemächtigten, Sultan Saladin zweimal siegreich um sie focht und später wiederum Kämpfe mit Ägvptern ihre Entwicklung als Handelsstadt störten. Vor rund vierhundert fahren brachten die Türken den Mame luken dort eine entscheidende Niederlage bei, und hoffentlich wird der Angriff der von Ägypten herübergekommenen, sich mit lächerlicher Prätension als Befreier Syrien- ge bärdenden Engländer gleichfalls schmählich enden. In der ersten Schlacht bei Gaza wogte der Kampf durch ihre verbarrikadierten Straßen, ihre Palmenhaine und stachligen Kaktushecken. Die Berichte vom 20. und 21. April aber lassen erkennen, daß die Stadt in der Hand der Türken ist, die mit Recht den Verlust der größten und schönsten Moschee von Gaza, der Dschami el Kebir beklagen. Sie wurde durch englische Schiffsqeschütze zerstört: ein Beweis für die wahre Gesinnung der Engländer gegenüber dem Islam. . . . In den Telegrammen, mit denen Tjemal Pascha, der türkische Marineminister und Befehlshaber der IV. (syri schen) Armee, die Siege seiner Truppen meldet, werden mehrere Regiinenter, darunter die einheimischen Nr. 125 und 7V, besonders hervorgehoben. Es erscheint wichtig, einen aufmerksamen Blick auf die Persönlichkeit ihres Führers, auf Exzellenz Tjemal Pascha, zu werfen. Sein Werdegang ist zunächst der eines einfachen Offiziers. Aber — gleich Enver — gelang es ihm, mit untrüglichem patriotischen Instinkt den richtigen psychologischen Moment für das Erwachen eines Volkes zu erfassen und sich selbst mit bedenkenloser Hingabe und dadurch bedingtem Erfolg dabei einzusetzen. Lange Zeit lebte er, ebenso wie Enver, sozusagen von Todes Gnaden, jeden Augenblick gewärtig, daß seine Teilnahme an nächtlichen Versammlungen der Jungtürken entdeckt werden nnd Tod oder Verbannung nach sich ziehen würde. Tann durften jedoch die von ihm gegen den Despotismus geschürten Flammen Hervorbrechen, und im Schein dieser Flammen erwies er sich seinen Kameraden als geeignet, Machtstel lungen einzunehmen, von denen Tjemal Pascha nach seiner eigenen Aussage damals nicht träumte. Tenn sic befanden sich auf einem ganz anderen Gebiete, als aus militärischem. Zivitverwattungsaufgaben waren es, die man ihm stellte. Ter 38 jährige Oberstleutnant muß sich in den zwei Monaten, in denen er nach der Revolution Skutari, Konstantinopels reintürkische Vorstadt, verwaltete, außer ordentlich hervorgetan haben. Tenn der damalige Kabi nettschef Hussein Hilmi (heute Botschafter in Wien) ersah sich den Kaimakam Tjemal zum Generalgouverneur von Adana aus. Man weiß, daß hierin ein großer Beweis des Vertrauens lag. Adana ist von jeher ein Herd der Unruhen gewesen; vom französischen Golde sind seine Fundamente unterwühlt, von Fieber nicht nur die Körper, sondern auch die Gehirne seiner Bewohner mürbe gemacht. Hier war einerseits eine Politik der Härte, andererseits eine der Beschwichtigung am Platze. Dem Erkorenen selbst erschien der Wechsel der Lauf bahn gefahrvoll, da er in Vorsicht erwog, daß wohl vieles zu gewinnen, zugleich auch alles zu verscherzen möglich war. Und er nahm nicht eher an, als bis man seine Ernennung für nur interimistisch erklärte. Noch heute offenbart sich im Gespräch mit Tjemal Pascha ein gewisses Staunen in ihm selbst, wie mühelos dann die Umschaltung in seiner Tätig keit sich vollzog, wie rasch er an seinen größeren Zwecken und Aufgaben selber emporwuchs zum mächtigen, kühnen und modern denkenden Organisator und Verwalter. Als solcher hat heute sein Name stärksten Klang und Widerhall innerhalb der Grenzen der europäischen und asiatischen Türkei und über sie hinaus in die Länder ihrer Bundes genossen und in die Lager ihrer Feinde. Nach drei Monaten einer strengen Herrschaft über die rebellischen Gemüter von Adana erreichte ihn schon das Jradeh, das den Titularwali vollgültig dort einsetzte. Tas mörderische Klima, dem er in schwerem Typhus den Tribut zahlen mußte, ließ ihn nach anderthalb Jahren Erholung in Konstantinopel suchen. Hier trug man ihm einen weit wichtigeren Posten an, auf dem damals ebenfalls Aufstands gelüste zu befriedigen waren: den des Generalgonverneurs von Bagdad. Und abermals tat Tjemal, was ein von übermäßigem Selbstvertrauen erfüllter Mann nie über sich gebracht hätte: Er zögerte monatelang, ehe er den ehrenvollen Ruf an nahm. Bon Bagdad trieb ihn nach 13 Monaten die be kannte Kabinettsumwälzung, mit der Kiamil Pascha ans Ruder kam. Seine Entlassung wurde angenommen, aber eine Zeit der Untätigkeit brach für ihn nicht herein, da der Balkankricg ihn in seine alte Laufbahn zurücksührte. Er befehligte eine Tivision, bis die Cholera feinem Leben ein Ende zu machen drohte. Mit Mühe wurde er von seiner Gattin wieder gesund gepflegt. Sogar das erwähnte Kabinett wollte feine Organifationsfähigkeit ausnutzen und bat ihn um Annahme der Gencralinspektion der Etappen. Schon nach 14 Tagen erfolgte der bekannte Staatsstreich. Mahmud Schefket übernahm das Kabinett, Tjemal aber noch am selben Tage die Verwaltung des Wilajet und der Stadt Konstantinopel. Ihm fiel die traurige Aufgabe zu, die Ermordung des hochverdienten Mahmud Schefket zu ahn den, wobei seine Gerechtigkeitsliebe auch vor einer so ein slutzreichen Person, wie der Tamad (Prinzessingatte) Salih Pascha es war, nicht znrückschrecktc und ihn mit dem Tode durch den Strang büßen ließ. Als Kommandierender des ersten Armeekorps war er der Vorgänger des Marschall Linum v. Sanders und trat nun gegen Ende 1913 inS Ministerium ein, zuerst al- Leiter der öffentlichen Arbeiten und dann als Marineminister Hierin hatte ihn immer eine leidenschaftliche Zuneigung gezogen. Tie Franzofen ließen fich die Gelegenheit nicht entgehen, den Kenner ihrer Sprache und Literatur sofort nach Frankreich einzuladen. Bei den großen Flottenmanövern im Juli 1914 wurde er ausnehmend geehrt. Tie Tragikomik des Zufalls wollte, daß just jenes Unterseeboot, auf dem man Tjemal Pascha eine Probefahrt mitmachen ließ, nämlich die „Turquoife", Ende 1915 den Türken fast unversehrt an den Tardanellen durch den wohlgezielten Schuß eines Onbaschi in die Lände fiel. Damals war Tjemal Pascha bereits mitten in seiner gewaltigen Aufgabe der Reorganisation Syriens begriffen, und nur zweimal hat er fich seitdem einen kurzen Aufenthalt in Konstantinopel gegönnt. Beim letzten Mal traf er dort seine Gattin, die ein lungenkrankes Töchterchen in die Schweiz begleitet hatte. Zwei seiner Söhne besuchen die Marineschule in Teutsch - land. Er selbst kennt das Reich seiner Verbündeten noch nicht aus eigener Anschauung. Allein dort kennt man ihn. Man beglückwünscht ihn zu seinen neuen Siegen und sieht in ihm einen Grundpfeiler des Fortschrittgedankens in der jungen Türkei, aus dessen starken, aber nicht starren Schultern ganz besonders segensreiche Gebilde für sein eigenes Vaterland und für den Bündnisgedanken entstehen könnten. Tie amerikanische HaudMnariue. e. Tie Handelsmarine der Vereinigten Staaten folgt der Größe nach, wenn auch in weitem Abstande, auf dtt britische; sie behauptet im Wettkampf mit der deutschen Handelsflotte den zweiten Platz jedoch nur, wenn nran die auf den großen amerikanischen Seen verkehrenden Schiffe in ihren Bestand mit einrechnet. Trotzdem sieht man im überseeischen Schiffsverkehr die amerikanische Flagge ver hältnismäßig selten: an dem Gejamtseeverkehr der bntischen Häsen war sic z. B. vor dem Kriege mit etwa 1 v. H., an dem der deutschen Häsen noch nicht mit 1v. T. beteiligt. Es gab eine Zeit, wo dies anders war nnd amerikanische Klipper die Sterne und Streifen aus a l.n Meeren zeigten. Aber im Sezessionskriege wurde r it englischer Hilfe die blühende Segelschiffahrt der Nordst.aten vernichtet, und von diesem Schlage hat sich die amerikanische Schiffahrt nicht wieder zu erholen vermocht. Seitdem ist ihr eigent liches Tätigkeitsfeld die Küstenschisiahrt, die auch den Ver kehr zwischen Ost- und Westküste des Kontinents sowie mit den Kolonien einschließt. In diesem wcitgefaßten Gebiet ist sie durch gesetzgeberische Maßnahmen geschützt, im freien Verkehr auf dem Ozean hat sie sich jedoch im Wettbewerb mit den anderen seefahrenden Nationen nicht zu behaupten vermocht, obgleich es an Versuchen, den einst innegehabten ehrenvollen Platz wieder zu gewinnen, nicht gefehlt hat. Tie günstige Gelegenheit, die der Weltkrieg mit seiner Behinderung und Vernichtung von Schiffsraum nicht nur der Kriegführenden, sondern auch der meisten Neu tralen bot, haben die Amerikaner nicht benutzt. Statt Schiffe zu bauen haben sie es vorgczogen, ihre gesamte Stahlerzeugung in den Tienst der schnelleren Gewinn versprechenden Munitionslicfcrung zu stellen. Jetzt, wo das Verlangen nach Schiffsraum immer dringender, ja zu einer Lebensfrage wird, sollen schleunigst Schiffe gebaut werden. Ta cs an Stahl fehlt, will man sie, in echt amerika nischcm Großsprachertum, gleich tausend auf einmal, aus Holz bauen, das ja die amerikanischen Wälder zur Genüge liefern. Bo für diese tausend Schiffe die Bersten und die geschulten Lchiffszimmerleute Herkommen sollen, wird wohlweislich verschwiegen. Auch darüber, daß das Holz, ehe cs zum Bau verwendet werden kann, erst einer jahre langen sorgfältigen Austrocknung bedarf, macht man sich anscheinend wenig Kopfzerbrechen. Zur Zeit des Hochstandes der amerikanischen Segelschiffahrt haben unternehmunas lustige und profitwütige Pankeewerften öfters Schiffe aus grünem Holz zusammcngefchlagen, ein Verfahren, daS zwar schnellen Gewinn cintrug, aber ganze Schiffbau distrikte in Verruf brachte. Vielleicht will man einen solchen Versuch im großen Maßstabe machen; falls mail überhaupt auf eine Fertigstellung der Holzschiffe innerhalb absehbarer Zeit rechnet, bleibt kaum etwas anderes übrig. Benn dann auch noch die Bemannungsfrage gelöst ist, werden unsere Unterseeboote Gelegenheit haben, auch amerikanische Schiffe in größerer Zahl zu vernichten. Bis jetzt haben die Ver einigten Staaten erst ein viertel Hundert Schiffe durch den Krieg verloren, davon entfällt jedoch mehr als die Hälfte auf Vie Zeit des uneingeschränkten Unterseebootkrieges seit dem l. Februar. In dem Maße, wie sich die amerikanische Schiffahrt, die den «tillcn Ozean fchon jetzt gänzlich den Japanern überlassen hat, der Fahrt im Kriegsgebiet zu wendet, werden auch ihre Verluste steigen. Auf Schonung hat sie nicht zu rechnen, wenn auch einige der sogenannten Versuchsschiffe das Glück gehabt haben, durchzuschlüpfen.