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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.03.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-03-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188603287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860328
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860328
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-03
- Tag 1886-03-28
-
Monat
1886-03
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.03.1886
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Rk-actisu «L LrpedUio» Johanaetgass« 8. LPrechK»»ir» »er Rks«lti«»'. »mmttM,« 10-12 Uhr. V-chmÜt-g« 5-S Uhr. tt» WW»»« »««q««»«, «»M HO »er f», hie «ächftf-ks-ö« öeftlmmte» G«fer«te «a Sechntt,^, öt» » Ihr »»«Wttt«^, «»GO«»» »«h Acstta,eufrütz ht«'/,» ähr. s» »r» äwele» str Ins.-Loullhmr: Hts« Ilemm. UniverfitäMstraße v«»1s Lösche, Katharinraftr. SS, »»r ht« '/.» Uhr. TaMait Anzeiger r. Organ für Politik, Localgrschichte, Handels, «nd Geschüstsverkehr. ^ 87. Sonntag dm 28. März 1886. Auflage 1S3SV. ^boonementsprris viertelj. 4'/, Mk. incl. Bringerlodn ö Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer SO PH Belegereniplar 10 Pf. Gebühren für Lxlrobeilagen lin Tageblatt-Formal gesalzt) «hl»» Postbesörderung k>(1 Mk. mit Postbesörderung 80 Mk. Znsrratr sgespaltene Petitzeile LO Pf. Größere Schrifien laut uns. Preieverzeichniß. Tabellarischer u. Zisfernlatz nach höherm Tarif. Reklamen a»ter dem Redaction-strich die saespall. geile bO Pf., dar denFannliennachrichlen dir Kgespaliene geile 40 Pf. Jaserat« stnd stelZ an die irrpeditian zu feadra. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pnwaumeraml» oder durch Post- Nachnahme. 80. Jahrgang. Amtlicher Theil. «elfertliche Schm, »er SlaUarrardietti «t«N»»ch, de» »1. ML» »88«, «h»»d« « /.Ntzr, t» G««le »er L «»rgerschtUe. L«>e»»rvaung: t- Bericht de« Stiftung», und Finanzausschüsse» über Realisinwg der Frege-Stiftung zur Errichtung einer Vewahranflalt sär verwahrlost« Kind«, ll. Vericht de« Stistuna»auschusse» über da» Speeialbndget „Städtische» -rankenhau» zu Tt. Jakob" ausschließlich da Au»aabeu Pos. 77, 78, 7S. VS—100 de« 1888er Hausdaltplaae«. Bericht de» Vau», Oekonomie- und Finanzau»fchusse« über de, Uutaus de» Loigtliluder'scheu Grundstücke» an Berät de« Oekonomi«au»schusse» üba Conto 12 „An» lag»" de» Haushaltplaue« aus da» Jahr 1886. vericht de» Schulau«schuff«» Üba di« Rechnung der höheren Schule für Mädchen auf da« Jahr 1884. M. Vekaakmchm««. A» 18. April lsd. Is. sind die einjährigen Zinsen dou 2S88 Capital, nämlich 1580 Legat de« Herrn Stadt« älteste» Heutze, Svl> uä Geschenk da Eben de» Herrn -auf» mau» Thäriae» und »08 ^ik Geschenk einer Ungenannt«» an ar»e hiiude Leut« l» hiesig« Stadt, »u vertheileu. Bewaburegeu um dies, Spenden stad di« zum S1. diese» M«uat» schriftlich und unter Beifügung da erforderlichen Zaaaiss« bei uu« eimureiche». Leipzig, den L. März t888. Der N«th de» Gtost Lei»,Ich. vr. Georgi. Krumbtrgrl. Veteinümch»«». De» e«U«i,s der Stetste »««h ist»»»e»ttz fitst, rarste F»st»«, »trst »ege» de« Hoch»«ffers »«st der »er» stemsetste» «« Da«»»« »»gerichtete» Ochäste» stt» a«f Weitere» für »Ae» Derkehr grs»«ret. Bepztg. v» 25. März ISS«. Der Nach der Gtastt Leipzig. Hehler. Heatschek.' Velullulvachmn. Li« Liefauug von IVO Drück WafferuerschtLfle« ist Vagede» und werden die unberücksichtigt gebliebenen Haren Bewerb« deshalb hiermit ihr« Offerten entbunden. Leipzig, den 22. März 1888. Der Nach der Stadt Leipzig. Heßter. Gringmuth. Afleffor. Wiederholt gesucht wird da am IS. November 1845 zu Lindencm bei Leipzig gehören« Maurer Carl Gustav Neichardt, welcher zur Für- sorge sär feine Familie anzuballen ist. pzig, de» 22. März 1888. Der Nach der Stadt Leipzig. (Ar«e»a«t.) Ludwig«Wolf. Poppe. Gesucht wird da au« Srumbach b. Wil-druff gebürtig« Handarbeiter Lostau» Sari Er»- Sauer, weksta zur Fürsorge für feine da öffentlichen Unterstützung auheimgefallene« -mder aozuhalteu ist. Leipzig, am 25. März >88«. Der Nach »er Stadt Leistest. <Wr»»e«a«t.) Ludwig.Wolf. Feil«. So»«ade»st, ste» ». «prii, »oaatttag 10 Ustr, solle« i« Hose de» alten Iohanni«ho»p,tals 2 Pferde meist, bietend dersteigert wadeu. Bedingungen Waden vorher bekamt gegeben. Städtische iv«ro»»»»t«, Jassteetta«. «krkielikrfeuulmii stee vrtSkruutrue«»« XVIII für chlaer »» Letpzt» nü Ameeand M-ut«» de» H.^ipä?ltz8«. «Wä «, »chämmt Trietfchler, Schnlstraß« 14. ro»e«,rd»»»g: 1) «efchlnchsinng üb« «bäudau», des A. 1 flg. de» bisherige» « Veit«« sich bau» anknüpfend« «»träge de» Vorstandes. Theilnehm« an der «erfammlnng find di. Harr, «atrrta da «der und da Arbeit»»« da Sb. Mür, 1888. La Basitzad«, Lrirt schier. Loucursoerfohre». Ai de« LamrSvafthren üba da« VermSgrn de» anSgetretaa KahSndln Gduard Geiler von Großenstein ist znr «bnahme da Scht»hr«V»nag de« Benvaltrr», zur Erhebnng von Einwendnngen aega da» Valoßvazeichniß da bei da Bertheilnng zn berück- sichtigada Forderungen nnd zur Befchlußsasiuag da Gläubig« aber di« licht verwendbaren Bermüqen-stftcke da Echlußtamiu ans Mttiuoch. den »l. April >88«, Vormittag« 10 Uhr vor de« Herzog» vcha «»isgeNchtr hierleldil bestimmt. " da Sb. Mä , 1888. . E ^ - lgez ) «ssistrnt -leischa, al» Gaichwschrnber dc« Herzoglicha Amtsgericht». Selieiilltnesii««. » stiessährtge erste -kotz- UN- Biehmurkt i« Bolt«MrG-orf.Leipzt- ß>det Dien-tag, de» 30. März er. Da »e»et»h«ch»«t, hasews». Lehma»». Vgk. Die Einweihung Lutsterkirche wird, so Gott will. Souutag Lektar», de» ch. April 188« stattfinden. Da Unterzeichnete -ircheubauvaein beehrt fich» auch hierdurch zur Betheiligung bei dieser Feier ergebenst eio» zuladen. Aestprogramme, welche zur Theilnahm« an dem sest. lichrn Zuge nach der Kirche und zum Eintritt in da» Schiff da Letzteren berechtigen, sowie Eintrittskarte» zu den beiden au-schließlich für Dame« vorbehalkenen Empore«, können von den Mitglieder« des Kirchenbauvereins gegen Vorzeigung ihrer Mitgliedskarte am Moutag, de« »L. Marz 188«, sowie von Jedermann von DienStag. den 30. vs». Ml», an bei Herrn Küster Herrmann, Thomas- kirchbos Nr. 23, entnommen werden. Die mit Eintrittskarten versehenen Damen werdrn ersucht, vor Eintritt des Zuges t» dt« Kirche aus deu Emporen Platz zu nehmen. Leipzig, am 22. März 1888. Der Kirche»ba«»erei« daselbst. Relch»gericht«ra»h vr. FreieSlebra, Vorsitzender. ile-tnlliche Sitzung -er Handelskammer Dirn«tan, den S8. «Sr, 188«, Nachmtnaa» « Ihr. ieu»»ag, den S«. viärr 188», ««»«tn««s « «hr, tu Here« sttz«ng»failr. Neumartt »8.1. LageSorduung: 1. Registraud«. S. Bericht über deu XIV. Deutschen Handetttag. S. Bericht de» Fiusuz-AurschufseS, AuSschrribuug de» kteuer- ZuschlageS für da» laufende Jahr betr. 4. Bericht de« Zoll- und Lleuer-AurfchusfeS üba die Zuschrift der Handelskammer ,u Harburg» den Zesi aus Kettftosse tu Oesterreich betr. 5. Bericht dt» Börfeabau» und de» Finanz-AuSschusse» über den Börse«»,«. GeMtsrSnme ln der neuen Börse. Im Oderqeichoß da neuen Börse stnd einige Geschäftsräume ,u vermietheu. Diejenigen, «eiche solche zu vermiettze» wüofche», werdrn hierdurch ersucht, sich Dien»ta,, den Hs. «Sr, h. L. v«»ttt«,s 11 t'br iu der ueue» Börse, Siogang von der Adendsett«, 1 Trepp« hoch tiazufmden. Leipzig, deu 25. März 1888. Die Handel»»«»«»». > vachtmuth, Bors. 1^. Bensek, D. Nichtamtlicher Theil. Der slWslhe Landtag. beide den * Am heutigen Tage erfolgt, nachdem gestern Kammern ihr« letzten Sitzungen gehalten haben, in Prunkgemächern de- königlichen Schlosse- zu Dresden der feierliche Schluß deS Landtages. Uebcr vier Monate, seit Anfang November de- vorigen Jahre», sind die Vertreter deS Lande- versammelt gewesen, um in Gemeinsamkeit mit der königlichen StaatSregicrung die im Zeitraum einer zwei jährigen Legislaturperiode sich ergebenden Aufgaben einer geordneten Staatsverwaltung zu erfüllen. Wenn wir heute die Bilanz von Dem ziehen, wa- der Landtag in seiner soeben beendigten Session grthan hat, so können wir nur da- Gefühl lebhafter Befriedigung darüber bekunden, daß inmitten einer Zeit, die nicht allgemein als rosig angesehen werden kann, d»c Verhältnisse deS sächsischen StaatSwefenS sich al» durchaus gesund« und solide herausgestellt haben, und daß man dem Reich nur aufrichtige Glückwünsche zu dem Besitz solcher tüchtigen Glieder darbringen kann. Es hat eine Zeit gegeben, in welcher Manch« glaubten den Einzellandtagen keine größer« Bedeutung mehr veimessrn zu dürfen, da. wie sie annahmen, der Rcich-tag da- ganze Interesse der Nation beanspruche. Wenn wir un» in jene Zeit, welche auf die Neubefestigung der deutschen Einheit folgte, zurückversetzen, so können wir ja recht gern zugeben, daß di« Augen der Nation damals ganz vorwiegend auf daS neu begründete deutsche Parlament» dem die schwierige Arbeit der inneren Ausgestaltung de- neuen Reiche» oblag, gerichtet sein mußten. Aber wir haben e« auch schon in damaliger Zeit al» unsere Aufgabe betrachtet, davost abzumahnrn, daß man über der Aufmerksamkeit und der Sympathie, welch« der Reichstag mit Recht in Anspruch nehmen könne, die Stellung der Landtage gar zu gering schätze, da diese Stellung innerhalb deS Rahmens der Reich-versassung immerhin noch ein« sehr bedeutsame und in viele Fragen tief einschneidende sei. Stet-, wenn die Erneuerung-Wahlen »um Landtag herbei- kamen, ist r» daher unser Bestreben gewesen, auf die Bedeu tung dieser Wablcn hinzuweisen und di« Lauen und Lässigen auszurüttel», daß sie ihr Wahlrecht nicht gering achten möchten. Wie jetzt die Dinge ihren Laus genommen haben, dürfen wir wohl annehmen. daß vielfach in Bezug auf die Stellung de» Reichstage« und der Landtage eine die realeil Verhältnisse berücksichtigende Auffassung Platz gegriffen haben wird. Der Reichslag ist nach wie vor der Platz, wo die großen Interessen und Fragen deS Reiches und der Gesammtnation in erster Linie zur Behandlung kommen, aber c< kann nicht geleugnet werden, daß durch die ganz« Art and Weise, wie die Majorität des Reichstage« ihr verbältniß zu der ReichSrrgierung aufsaßt, ein Rückschlag in Bezug auf da» Verbältniß ringrtreten ist, in welchem der Reichstag und die Landtage zu einander stehen. Ganz besonder« ist da» in Preußen der Fall, wo sich in neuerer Zeit da- Dolt-iateresse in bedeutendem Maße wieder dem preußischen Landtag zu- wendet; aber auch m den anderen deutschen Bundesstaaten werden die Verhandlungen der Landtage wieder mit größerem Interesse verfolgt, und wir dürfen da» namentlich auch von unserem sächsischen Landtag sagen. Worin ist der Grund dieser Erscheinung zu suchen? Ganz unleugbar darin, daß große Theile unsere» Volke« gar keinen Gefallen mehr an den öden und lediglich auf persönliche Ver- bitlrrung binan-laufenden Parteistreiligkeiten in den Parla mente,, finden, sondern daß sie mehr Freud« haben an ruhigen und objektiven, da» wahr» Lande»wohl fördernden Berathungen. di« um so mehr zu einem gedeihlichen Ziel führen müssen. wen» beide Theile. dir «^er«g ^ ^^oUv«rt« bei Vieser Ausgabe unter Wahrung ^1« r„ S,..° reiche außerordentliche ^^^ ^^"v^rden können. Aus LandeSthcilen zu Gute Eowmcn, g ansehnliche Summen Antrag ver Regierung hat der Landtag an,eynuw- KIÄU".. L.Ä «VW jen^en übrr «dände?nngm ^ Bstimm7ng7n ocr K-stimmungen über Brandversich.run^ der B.^mmung-n über die Wahlen in den Landgemeinden, «bänberung der N°tariat»ordaung »c. Stande gekommen, von dmrn sä lick ,u hoffen ist, daß sie dem m der gedachten Richtung zu Tage getretenen Bedürsniß entsprechen w«r0en. Sehrfle,si,a haben auch, diese« Z-ugniß wird ihnen gewiß R'-mand , sagen, die Beschwert und PeNtionS.Deputationen der beid^ Kammern gearbeitet, und -« ist de, ihnen da, redliche B^ müden verbanden gewesen, den vielen an den Landtag ge» Len Anliegen i2 erst« Linie formell. Würdigung »n^ sofern da» möglich war» auch sachlich« Berücksichtigung an. ^Sachsen ist vorwiegend ein Industriestaat, und sein Gedeihen beruht wesentlich mit auf dem bochentwickelten Eisenbahnnetz de» Landes. Nun, wa» nur irgend unter sorgsamer Ad. wäquna der zu Gebote stehenden Mittel geschehen konnte zur Vervollständigung und Vervollkommnung dies« Eisenbahn- E„.richlnnaen, da» bat der Landtag brw'll.gt und au dem Eouto uxeier Bewilligungen «scheinen »ahlnich« Millionen ,ür neud Eisenbahn«, wodurch eudtich L»nde«rh^lrn, die bi« jetzt in Ermangelung von Schienenwegen in ihrem Nusschwnnge gehemmt waren, die Erfüllung lang« gehegt« zu Theil wird. Diese Fürsorge für di« materielle EndviSe. lung de» Lander ist ein Lichtpunkt in der Thätigkct de« soeben geschlossenen Landtage». . ^ Wir haben schon darauf hingewiesen, daß da« einträchtige Verhäitniß. wclche» in Sachsen »wischen Regierung und Landlag besteht, wesentlich zum Zustandekommen solch« de. friedigenden Verhältnisse, wie sie gegenwärtig bestehen, mit- wirken. Jeder Theil ist vom anderen Überzeugt, daß er da» Wohl de» Lande« will, und bei solch« Ueberzeugung findet sich auch in der Form die harmonisch« Zusammenwirkung. ES gicbt bekanntlich in der Zweiten Kamm« Vre» verschiedene Parteien, die Eonscrvativen, die Nationalliberalen und die Fortschrittler, aber» so sehr hier und da diese Parteien in ihren Anschauungen von einander adweichen mögen, sie haben sich doch niemals in so gehässiger Weise befehdet, wie man c« leider an anderer Stelle tagtäglich erleben kann — allen drei Parteien galt in erster Reibe da» Wohl de» Vaterlande» al» Richtschnur, da» Parleiintercsse trat zurück, und sie habe» sich damit auch um da« Vaterland vcrdirnt gemacht. Eine kleine Partei giebt e» freilich auch im sächsischen Landtag, welche mit den Resultaten ihre» Auftretens nicht zufrieden sein wird E» ist da» kleine Häuflein d« Socicil- vemokratcn, welche» behaupten wird, man habe seinen Wün. schen und Anträgen nicht die rechte Würdigung zu Theil werden lassen. Nun, diese Partei wird bekanntlich auf dem Boden de» jetzigen constitutionellen LersassnngSstaate» niemal» zufrieden zn stellen sein, und ihr ganze» Auskrrten im Landtag hat daher keinen anderen Zweck al« den der Agitation gehabt, mit welcher sie allerdings der Zweiten Kammer sehr viel kostbare Zeit hinweggenommen bat. Möge nach anderthalb Jayrea der Landtag, wenn wieder zusammengerusen wird, eine gleich glückliche Lage der Verhältnisse, welche die «ste Bedingung zu fruchtbringend« Thätigkeit bildet, vorfinden l Aus -em Reichstage. Der Reichskanzler hat am Freitag da» Branntwein Monopol persönlich im Reichstag« empfohlen, obwohl nach den Vorgängen bei der ersten Lesung «nd in der Commission an die Annahme de» Monopol» durch die Mehrheit nicht mehr )u denken ist. Wa» sich für und gegen da« Monopol sagen » - . dereit» bei der ersten Lesung gesagt worden, in dieser Beziehung bot also di« Verhandlung vom Freitag kein be« sondere» Interesse dar; der Schwerpunkt derselben lag in d« Darlegung de« Verhältnisse» zwischen der Reichstag». und dem Bunde«rath, welche sich an» der Rede de« Reichst-, nUerSergab-.Die Partei, deren Führ« Eugen Richter ist, steht ,eder Regierungsvorlage feindlich gegenüb«, vbo« etivnS Bessere» in Vorschlag zu bringen. Dieser rein ab- lehnende Slanvpuuet ist e». welcher für die Zukunft Gefahr bringt, da» sollte dem deutschen Volke zum Bewußtsein gebracht werde,.. Wenn der Reich,kanzl« zur Bewäl.igung der ihm obliegenden Arbeitslast einen zweiten Direct« ,m Auswärtigen Amt gebraucht, „reicht Richter vcn Posten: wenn der Reichskanzler durch Erwerbung von Colonien „e„e Al'tatzguellcu für den Handel schaffen will und für die deutsche Arbeit, wenn er dem Muttertinde dadurch neue Kriiste rur„« ^ ""den diese Bestrebungen verhöhnt ^odrr da» Schreckbild auswärtiger Verwickelungen wird vor den Augen der Reich«tagSm»tgliedrr entrollt. Wenn da» Reirk neue Einnahmen gebraucht, dann werden die Sleuervorlaaen verworfen, ohne Laß die Mittel und Wege berei? «stellt werden, um dem vedürsmß aus andere Weis. wenn Maßregeln gegen da» Uederwuckernde« jnoOwi^mu» LL L7L..7LL!''' Er^ Bestttbuna^ v^ Q i .«t"". "blich den rrvolulio- gemeinen Rechts. Mit ein« solchen stet» verneinenden Partei läßt sich allerdings nicht regieren, zumal wenn sie mit einer »weiten Partei im Bunde steht, welche für jede Bewilligung aus staatlichem Gebiete eine Erweiterung der kirchlichen Macht befugnisse verlangt. DaS deutete der Reichskanzler a», ai» er aale daß « >m Reichstag« schon viel Schlimmeres erlebt wbe'al» Canossa. Wa» hatte der Wortführer der Dcutschfrelsinnigen der Rede de« Reichskanzler» gegenüber zu bemerken, welche die lkothweadiaieit, da» Reich gegen äußere Verwickelungen sicher zu stellen, velonte? .Fall» äußere Verwickelungen bcvorstehcn, muß man sich erst recht vor neuen unsicheren Projekten bülen." Da« war Alle», wie sich Herr Richter auSzudrückcn pflegt, wenn ihm die von den RegierunoSverlretern geltend gemachten Gründe unzureichend scheinen. Ein Finanzgenie, als welches der Ab- acordnele RickU« bei seinen Parteigenossen gilt, darf sich nicht daraus beschränken, eine Regierungsvorlage, die nicht seinen Beifall hat, zu kritisiren, sondern er muß der Negierung Mittel und Wege zeigen, wie sie die Gelder, deren sie bedarf, aus zweckmäßige Weis« beschaffen kann. Al» im Jahre 187S der neue Zolltarif vorgelegt wurde, haben dir G^"" desselben, an deren Spitze sich ebenfalls der Abgeordnete Richter desaud, eine organische Steuerreform auf der Grundlage der direkten Steuern empsohlen. DaS ließ sich ,vren : ad« al» sie mit ihrer Meinung nicht vurchdrangen und die WirtbschastSresorm aus der Grundlage der indirekten Steuern die Mehrheit erlangt hatte, al« dann der neue Zolltarif in Kraft getreten war, da war e« mit der Ab. lehnung deS Tabakmonopol» und jetzt de» Branntweinmonopol» nicht gethan, da mußten neue Einnahmequellen geöffnet wer den, um da» RcichSbedürfniß zu decken. Da» ist aber nicht »eschehen. die Fortschrittspartei und später dieDeutschsreisinnigen haben sich aus die Negative zurückgezogen. Aus dem Partei- tage der Nationalliberalrn in Heidelberg wurde vor jetzt «ade zwei Jahren am 23. März der Beschluß gesoßt, im Einklang mit der vier Iabre zuvor getroffenen Verabredung, an der Stenn- und WirtbschastSresorm de» Jahre« 1879 vor läufig nicht zu rütteln. Da» war die patriotische That ein« Partei, welche damals und auch noch heute ihre Bedeuten gegen di« Wirthschaft-politik vom Jahre 1879 hatte uad hat. Grundsätzliche Meinung-Verschiedenheiten üb« die Vorzüge und Nachtheil« der virerleu und indirekten Steuern habe» immer bestanden und werdeu imm« bestehen; die Frage, ob Freihandel oder Schutzzoll, wird zu verschiedenen Zeiten uad unter verschiedenen Verhältnissen immer «m entgegengesetzt«», Sinne beantwortet werden, ab« wenn einmal eine Richtung aeschlagen ist. so kam» sie nicht ohne schwer« Gesährduag der öffentlich«« Wohlfahrt »Kd« »«ändert »«de» Die gesmnmt« St««politir der europäischea Großmächte hat sich seit ein« Reih« von Sabre» «ns der Basis der kndireekn Steuer« und de« Schutzzölle» entwickelt; diese« System gemäß muß die Steuerpolitik weit« geführt werden, wenn nicht die Möglichkeit geboten ist. eine Reform von Grund au» »u voll ziehen. Die Zahl der steuersähtgen Gegenstände ist beschränkt, e» eignen sich dazu vorzugsweise Tabak, Spiritu« und uck«. Darüber ist niemal» rin Zweifel gewesen, daß der ipiritu» zu gering besteuert ist; nachdem also da» Tabak monopol abgelehnt war, bot sich al» ergiebigste« Steuerobject d« Spiritu» dar. Hi« sind drei Wege offen: entweder da» Monopol, oder die Eonsumstru« im Reiche, oder die Licenz- steu« in den Einzelstaalcn. Ueber die Zulässigkeit der letzt» genannten Strorr bestehen Meinungsverschiedenheiten; v« correcte Standpunkt für Diejenigen, welche da» Monopol verwerfen, ist daher die Erbvbung der Consumsteuer. Diese» AuSkunftSmittrl haben die Nationalliberalrn unl« Führung de» Abgeordneten Buhl gewählt, ein Theil der süddeutschen Abgeordneten hat aber eine Schwenkung zu Gunsten des Monopols gemacht; an d« Spitze dieser Gruppe steht der Bürgermeister von Augsburg, v. Fischer. ES versiebt sich von selbst, daß diese Gruppe nach Verwerfung de- Monopol« für die Ecnsumstrner stimmen wird, und für diese zu stimmen ist die Pflicht aller derjenigen Abgeordneten, welche die Be- sriedigung unerläßlich« Bedürfnisse deS Reiche» al» oberste Pflicht betrachten. Steuern sind niemals populär gewesen, ob sie direct ob« indirekt sind, ob sie da» ganze Vermögen oder nur einzelne Verbrauch-gegenstände betreffen; volle llebereinstimmung üb« daS zu befolgende Steuersystem wird niemals eriielt werden Interessen stehen einander stet» feindlich gegenüber, und der Opposition wird r» niemal» schwer fallen, jede neue Steuer, sobald sie indirekt ist oder aus einen bestimmten Gegenstand eleat wird, al» im Interesse eine» bestimmten Stande? zum ?awthril anderer oder de» armen Manne- ersonnen hinzu stellen. Al» da» Tabakmonopol austauchte, war eS die Pseisc de» armen Manne»; al» da» Branntweinmonopol eingebrachl wurde, war e» der Lethetrunk de» Proletariers, welche die llnaerechtigkeit de» neuen Steuer in den grellsten Farben znr Anschauung brachten. Man braucht weder für taS eine, neck für da» andere Monopol eingenommen zu f in, um doch die Geltung dies« geflügelten Worte in ihrer Allgemeinheit an- zuzweifeln. Sicher ist nur, daß da» Reich mit den Einnabmen, Uber welche e» gegenwärtig verfügt, die nothwendigcn Bedürfnisse nicht decken kann. Neue Einnahmequellen müsse» geöffnet werden, und zwar solche, welche in daS seit dein Jahre l879 befolgte System der Steuer- und WirthscliaslSpolilit hiueiii- Passen. E» genügt demgemäß nicht, wie e» der Abgeordnete Richter gethan hat, wohl auSgesonnene Reken gegen da« Branntweinmonopol zu holten, sondern er muß den Weg »eigen, aus welchem die nvthigen Einnahmen bescdasst werden können. Weiß der Abgeordnete Richter etwa« Bessere« al» dir Eonsumstru« aus Branntwein, so mag er cS sagen. * Leipzig, 28. März 1886. * Der Berliner Stadtverordnetenversammlung >st aus di« an Seine Majestät den Kaiser au» Anlaß Allerhöchstdessen GeburlSlage« gerichtete Gliickwunschabrrssr folgende» Schreiben zugegangen: „Ich habe die Adresse, mit welcher Mich die Stadt» ^rordnrtrn zn Meinem Geburtstage begrüßt haben, mit Wohlgefallen empfangen. ES gewährt Mir ein Gefühl hoher Befriedigung, Mich in Meiner Haupt- »nd Residenzstadt, an deren Am'blühen und Gedeihen Ich stet« den regsten Antbeil nehme, vcn einer Bürgerschaft umgeben zn wissen, welche Mir in allen Classen und Ständen eine >'o große Berekruncz «nd Lieb, rntgegenbringt. wie sie in der Adresse zum Au»- druck gekommen ist. Diese Stimmung ist Mir nicht nur
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