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Nr. 81. Dreizehnter Jahrs, Erscheint: Täglich früh 7 Uhr. Inserate werden angenommen: bis AbendSV,Sonn tags bis Mittag» IL Uhr: Marienstraße 13. Nnzcig in diel Blatte Minden eine erfolgreiche Verbrcilnng. Auslage: «^<>«1» Exemplare. Dienstag, 21. Januar 1868. Tageblatt für Unterhaltung und GeWstsberkchr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Mouvement: vierteljährlich 2V Ngr. bkiunentgeldlicheri'ir» ferung !»'» Han». Durch die König! Post vierteljährlich 22>» N. Einzelne Nummern 1 Ngr. Inseralenprerse: Für den Raum einet gespaltenen Zeile: I Ngr. Unter „Einge« sandl" die Zeit» 2 Ngr ; Druck und Etgeuthum der Herausgeber: Likpslh Reirhardt. - Verantwortlicher Redacteur: IllltUS Nellhardt« Dresden, den 21. Januar. ^ Se. K. H. der Prinz Georg ist vorgestern früh halb 4 Uhr von Wien müder hier eing'lroffen. — Dem Gutsauszügler Richter und Kirchenvorstcher Christian Heinrich Voigt in Greifcnhain ist die zun> Verdienst ordrn gehörige silberne Medaille, dem Bar guter Gustav Plaut zu Leipzig von» Fürsten zu Cchwarzburg Sondershausen daS dürfllich Schwarzburgische Ehrenkceuz III. blasse verlieh n und sem bisher n I» suila der Armee gestandenen Rittmeister von Stamnur II. der erbetene Abschied aus der Armee, mit d-r Erlaubniß zum Forttragen der Uniform mit den für Verab schiedet« vorgeschriebcnen Abzeich n bewilligt worden. — Gestern Mittag um 12 Uhr traf S. H. der regie rende Herzog von Altenburg hier ein, und wurde derselbe am Bahnhose empfangen von S. M. dem Honig, S. K H dem Kronprinzen, dem Henn von Löwense'.S, als Gesandter des herzoglichen Fürsten am hiesigen Hofe, ferner vom Gouoerneur der Stadt Diesddn, Generalleutnant von Hausen, dem Poli» zeidirector Schmaust u. s. w. S. H. vcr Hnzoz tr-fft zum Besuch an unserem königl Hose ein, nachdem die ron S M. unserem König in Altenburg beabsichtig!« Visite in voriger Woche in Folge de» Unwohlsein» unsere» König» verschoben werden mußte. — — Mit dem Beginn diese» Jahre» gehört der Obermei ster der Schornsteinfegerinnung, H rr I. G. Anger, dem hie sigen Stadtverordnetencollegium fünfundzwanzig Jrhre an. Diesen in Dresden und wohl auch im ganzen Lande einzig dastehenden Fall einer solchen ununterbrochenen Wirksamkeit für da» Gemeinwohl beschlossen die Stadtverordneter in ihrer Sitzung vom 18. v. M durch Erihnlung ein«» EhiendiplomS anzueikennen. Der vorgestrige Sonntag, der Geburtttaz de» Jubilars, werd zur Uederrcichung auSersehen. Nachdem in der Morgenstunde ein vom Musikchor te» Letbgrenadierreg:- ment» vor dem Hause de» Gefeierten die Festlichkeit dmch harmonische Klänge eingeleitet, begrüß e in der Vormittags stunde tiae Deputation de» S'adtoerordnetcncollegiums. beste hend aus den Ctrdtverordneten Hofrath Ackermann, Grüner, Krppendorf, Siyffarth, Hartw-g, Rtz und L-Hmann, den Ju bilar. Der Vorsteher Herr Hofrath Ackermarn knüpfte seine ergreifende Ansprache an den Sonntag, den Tag der Ruhe und Einkehr, den Geburtstag, den Markstein im Leben an, um die besondeie Wichtigkeit dieses Tages hervorzuheben, an dem die Vertreter der Sladtgemeinde dem uner chrockenen Bürger, dem t cuen Stadtverordneten Anger ihre Anerkennung autsprcchen. Das sodann überreichte Dplom, kallig-aphisch meisterhaft cuSgesührt, lautet: „Da» Sladtverordnerencollc- g'um hat in seiner Sitzung vom 18. December 1867 einstim mig beschlossen, daß H.rrn Sta.tverordneten Anger süc seine sünfundiwanzipjährige Thätigk.ät als Stadtoerv.dmter d.r Dank der Sla)t Dresden gebühre." Eine silberne Dose m,1 der Aufschrift! „Dem unerschrcck^en wackern Stadtoerordnet, n I. G. Anger" und der Jahrekzahlcn „1,^-13 — 1808" sollte, wie Stadtverordneter Krippendvtf rn seiner UeberreichungSrede hervorhob, die Dosis G-duld, deren jeder Stadtverordnete be dürfe, und den Wunsch deö Collegiums für des Gefeierten Ge sundheit auLdnicken. Tief gerührt dankte der Letztere, indem er he: vorhob, daß er nie sich vom Parterhast habe leiten lasten. Auch von Seiten des StrdlrathS erhielt der Jub.lar ein »hm von Herrn Oberbürgermeister Psotenhauer in Begleitung der Herren Stadträlhe Kürsten und 11r. Stnbel überr-ichüs Än- erkennungSschr.ib n für s.ine als Mitglied v rschi d mr ge mischt,,: Dtpulationen und sonst der Stadt gl-ist.t,n treuen Dienste. (Dr. I) — Ein Chemnitzer Blatt brachte vor einigen Tagen eine zuverlässige Cor:esponoenz aus Stollb.rg, nach welch.r auf dem „GotlcS-Zegen-Schachte" eine gleiche Katastrophe wie auf dem Ottoschachte bevorstehe und am 10. Januar früh sämmt- liche Bergleute auf gefahrdrohende Anzeigen hin den Schacht verkästen hätten. Da« GotteSsegend recto.ium erklärt diese Nachrichten für abscheuliche Verleumdung und läßt >en Urhe ber derselben auf Grund Artikel» 338 de» Strafgesetzbuch» zu Verantwortung ziehen und erkläit Folgende»: „ES ist nicht nur den 16. sondern auch den 17. und 18. Ja'uar ununter brochen in beiden Schächten Tag und Nacht gearbeitet wor den und eS hat nicht ein einziger Arbeiter, außer bei dem ge wöhnlichen Schichtenwechsel, also ramevtltch auü irgend welchen beängstigenden Ursachen, die Grube verlassen. Wre thätig die Verleumdung in Bezug auf Gotles fegen ,st, erhellt auch dar au», daß schon den 17. Januar der königliche Kohlenwerksin- spcctor Herr Kühn auf Grund von Gerüchten, daß dem Eot- retsegenschachte Gefahr drohe, nach Lugau kam, wo er aber durchaus nicht» Bedrohliche» vorfand, sondern sich durch per- sönlichkS Anfahren von der sorgsamen technischen Ueberwachung der Bauten überzeugt«. Za bemerken rst, daß der frühere Bergverwalter einen Querjchlag getrieben und denselben pflicht widrig auf dem Riste nicht oerz-jchdete, ihn auch beim Ver lassen unverantwortucher Weise nicht wieder auögesitz» hat e, sondern hatte zu Bruche gehen lasten. In diesem Querschlage gerieth man beim Ueberbauen in Glückausschachte hinein und hatte dadurch manche Unbequemlichkeiten, mußte auch mehrfach nachtheilige Folgen dieses ordnungswidrigen Verfahrens be fürchten, dem sofort entsprechend begegnet wurde, aber etwas unmittelbar Gefahrdrohendes ist auch beim Anhauen dieses alten zusammengebrochenen Querschlages nicht vorgefunden wor den." (Folgen die Unterschriften des Direktoriums.) — In Lugau hat jetzt auch der Teufel von sich reden iemacht. In einem Wirtschaftsgebäude daselbst ist er jetzt mit den ihm zugeschriebenen Emblemen (Hörner re.) gesehen und gehört worden. Nachts lief er im ganzen Gute umher, verbreitete durch St'euen von Erbsen u. dergl. ein eigenth'im- liches Geräusch und wies jedeSmal dem verschiedenen Hrusge- rathe einen anderen Platz an. Kein Wunder, daß die Be wohner dieses Haus.s, zumal das Gesinde, sehr geängstigt wa ren und daS ganze Gebäude von Jedermann mit Grausen betrachtet wurde. Der Teufel hat aber immer Pech: denn so oft man von ihm liest und hört, muß er, weil er nirgends geduldet wird, seinen Wohnort wechseln. Deßhalb muß er entweder auSfahren oder wenn er das nicht will, wird er ausgetrieben. So ist'S natürlich auch dem Teufel in Lugau ergangen. Ein Antiteufel hat sich gefunden, um mit ihm an- zudinden. Sicher geworden durch seine biLheiigen Erfolge, ahnt der arme Teufel die ihm drohende Gefahr nicht und macht wie gewöhnlich Nachts um die zwölfte Stunde die Runde durch daS ganze Gebäude. Viels Augen wachten in dieser Nacht und mochten m t Schrecken den Augenblick er warten, in welchem der Teufel den Antiteusel beim Schopfe fasten würde. Da plötzlich ereignet sich zu Aller Freude daS Gegenth il. Vor Schreck wußte der Teufel sich nicht einmal gegen ein schwaches Menschenkind zu wehren. Man leuchtete ihm ins Gesicht und Alle erkannten in ihm Len Auszügler dieses Gutes (L ), der, wie man hört, um ein Billiges sein früh.res B-srtzlhum wieder erwerben wollte und dieß nicht leichter zu bewerlstslligen gedachte, als wenn er die Meinung zu ve>breiten suche: „Es sei in dem G.Höfte nicht richtig!" Wie wir vernehmen, ist der Pseudoteufel gesanglich eingezogen und harrt seiner Bestiasung. — In den vergangenen Wochen ist in dem sogenannten Maxens Palais auf der Ostra-Allee eine rege Thätigkeit der verschieder sten Handwerker, Tapezirer u. s. w. bemerkvar gewesen. Bekanntlich soll dasselbe zum Wohnsitz des Vaters unserer er lauchten Kronprinztssin, des Prinzen Gustav von Wasa dienen, der von sitzt an auch einige Zut in Dresden Aufenthalt ge nommen hat. Man sprach daoon, daß derselbe daS Palais, welches nunmehr in vollständig wohnlichen Zustand gebracht worden, auch bereits bezogen habe. — Das Köaigl. GerichüSamt im Bezirksgericht Dresden macht bekannt, oaß die von den Vormündern alljährlich zu er stattenden Eizikhongvbenchle über die geistige und leibliche Pflege, Veaulsichtigung und Fortb.loung ihrer Mündel inner halb dieses Monat» bei Vermeidung gerichtlicher Auflage ein- zureichen seien. — E.ne Neuheit in Pl-rkalcn, die auf die richtige Hac- lckinade hind Uten, hat Herr Hotelur Biaun als Ankündigung seines am Donnerstag stattfinvenden MaLündalls besorgt: und ebenso neue Arrangements sind für den Festabend selbst ge troffen, die in Bezug aus die Dekoration (Gärten der Semi« ramiS), Musik es arbeiten 2 Kap-llen ununlerbrochea), bedeu tende Kosten erfordern. Die Säle sind auf Gruno einer eigenen Zeichnung von sachkundiger Hand aueg:staltet und verspricht dieser Ball alle bisherigen in Braun s Hotel stati- gehablen zu übertieffen. — Die Papp l-Allee, welche von dem pirnaischen Schlage nach dem großen Garten führt, ist in jüngster Zeit mehrerer ihrer Bäume beraubt worden. Nachdem der Srurm in den morschen Stämmen grhaust hatte, war ein Feiten einiger ge fahrdrohender Bäume unerläßlich. Wir möchlen rws den Var- sch'ag erlauben, entweder einen der vom dohncüschen Schlage nach dem großen Galten führenden Allee entsprechenden Li»- dengang anzupflanzen, oder die von Platanen gebildete soge nannte Kegerbahn bis zum Pirnaischen Thore in gleichmäßiger Baumart foitzusetzen. Es entspräche den ästhetischen Rücksich ten sehr Übel, wenn man, we es fast scheint, hier ein ge mischte« Ltzst m befolgen und eine halb ausLrndea, halb aus Pappeln zusammengesetzte Allee b lden wollte. Man wüste daher zunächst auch die übrigen Pappeln fällen, welche ohne hin keine landschaftliche Zierde sind und im Somm.r sehr we nig Schatten b.eten. — Der gestern erivähnte, in Leipzig durch die Polizei abgefaßte VersicherungSbeamte hatte im Aufträge seiner Gesell schaft in der Provinz mehrfache Gelder eiircassirt und war be schuldigt, dieselben, anstatt sie hierher abzusühren, widerrechtlich an sich behaUen und in seinem Nutzen verwendet zu haben. — — Unterhalb der Brühl'schen Terrasse wurde am Sonn tag in der Mittagsstunde der Leichnam des vor circa 1 Wochen durch Ertrinken verunglückten Steinmetzgergehilfen Tränkner an- geschwemmt. Der Verunglückte hinterläßt eine Frau und zwei Kinder. — Se. K. H. Prinz Georg, welcher unseren Hof bei den Tcauecfeierlichkeitcn in Wien vertrat, wurde am Freitag nebst seinem Adjutanten, Rittmeister v. Hellsorf, -em Oberst leutnant v. Miltitz und dem sächsischen Gesandten v. Körrneritz zur kaiserlichen Tafel gezogen. — Am heutigen Abend wird in den Gemächern I. K. H. der Frau Kronprinzessin eine in einem hiesigen Privat zirkel vor Kurzem aufgeführte französische Komödie von hoch, gestellten Dilettanten wiederholt werden. — — Eine Correspondenz der „Tonst. Ztg." au» Zwickau rügte vor einiger Zeit das bei den westlichen StaatSeisen- bahnen kürzlich mehrfach vorgckommene Brechen von Radreifen an Locomotiven. DaS , De. Journ." bemerkt hierzu: All«, dings sind in der Zeit vom 6. December v. I. bi« 10. Ja nuar d. I. acht Brüche von Radreifen an Locomotiven aus den westlichen StaatSeisenbahnen vorgekommen Von diesen acht gebrochenen Radreifen stad vier auS der Gußstahlfabrik von Krupp und vier aus der Bochumer Gußstahlfabrik gelie fert mid alle acht sind in der Locomotioenfabrik von Richard Hartmann in Chemnitz aufgezogen worden. Die Radreifen waren mithin auü den bestrenommirten Fabriken bezogen und in einer ebenso renommirten Fabrik aufgezogen. Trotz aller, nach jedem einzelnen Falle sofort anzestellten, genauesten Un tersuchungen hat sich bis jetzt kein Moment ergeben, au» wel chem auch nur mit einiger Wahrschünlichkeit auf folche Ur sachen dieser Brüche geschloffen werden könnte, deren Beseitigung in den Händen der StaatSeisenbahn-Verwaltung liegt; doch werden diese Ermittelungen rifrigst fortgesetzt und keine Be mühungen Unterlasten, um die Wiederholungen ähnlicher Vor kommnisse möglichst zu vermeiden. — Zu der Conferenz von norddeutschen Vertretern de» höheren Schulamts, welche in diesen Tagen in Berlin zusam mengetreten ist, wurde sächsischer SeitS Herr Geh. Kirchsnrath Ilr. Gilbert abgesandt. — Der im Pfaffendorfer Vichhose allwöchentlich statt findende Fettviehmarkt findet von nun an nicht mehr Mitt wochs, sondern Dienstags statt Am letzten Dienstag und Mittwoch wurden 50 Stück Ochsen, 360 Schweine, 4 Bullen, 25 Kühe und 60 Kälber verkauft. Schafe waren nicht am Platze. — Bekanntlich gingen durch Dresden in der letzten Zeit bedeutende Transporte von Getreide und anderen Feldsrüch- ten, die aus Ungarn kamen, zumeist nach Frankreich bestimmt waren uno hier zum Theil umzeladen wurden. Ein hierbei beschäftigter Buhnarbeiter hatte sich nun diese Gelegenheit in der Weise zum Nutzen gemacht, daß er kleinere Quantitäten di.spr Früchte, die er aus den Säcken heraus geangelt, heim lich an sich genommen und so nach und nach in seiner Woh nung einen recht anständigen Vorrath davon aufgespeicherr hatte. Die Behörde, die hinter sein Thun und Treiben ge kommen war, hat ihr verhaftet. — — Seit nunmehr ungefähr einer Woche vermißt man von hier einen jungen Mann, der zum großen Le.dwesen sei- mr Eltern Dresden und die elteiliche Wohnung heimlich ver-> last'N und sich in unbekannter Richtung aus den Weg nach Amerika gemacht hat. — — In L.ipstg sind in der abgelaufenen NeujahrSmestc 6863 Fremde u d zwar 2535 auS Gast- und 1218 aus Prwathäusern beim Polizeiamt angemeldet worden. D.e Zahl hatte sich in Bezug auf voriges Jahr um 661 vermindert. WaS den musikalisch-n Coitingent auf Platzen und Straßen, und in de., Restaurationen betrifft, so ist Leipzig und seine Fremdenlegion im Ganzen durch 158 derartige Instrumental- und Vocalkünstler überglücklich gemacht Worten, wählend eine einzige Bauchrttnerin still in sich hineinsprach. D>ei Taschen spieler macht n ih'en Hokuspokus. Norddeutschlano war mu sikalisch durch 97 Virtuosen vertreten, Oesterreich durch 62, Frankceich durch 3. — Unweit der Schanze Nr. 8 wurde gestern Vormittag ein unbekannter Erhängter ausgesunden und später vom kgl. GcrichtSamt Dresden polizeilich aufgehoben. — — Am Sonntag kamen aus der Eibe zwischen Eisscholl, n drei Hühner, aas einer Schütte Stroh sitzend, angeschwommen; da» nasse Etement mochte ihnen aber doch nicht recht behagen, denn sie flogen mit großer Eile in das inzwischen von der Brücke herabgelvstene NettungSnetz, zur großen Belustigung des zahlreich versammelten Publikum». — Dem Vernehmen nach wird an einem de: rächstfol- gcn-en Tage, und wie man hält, schon am künftigen Don- nerStag, der k. baittsche Concsrtmeister Walter au» München im Hotel de S> xe ein Concert veranstalten und in seinen Vorträgen aus der Violine durch die Mitwirkung de» konigl. preußischen Opernsänger Niemana unterstützt werden. Herrn Walter geht au» München, sowie au» verschiedenen arst»»r«n