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Dresdner Journal : 06.06.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188006067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800606
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800606
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1880
-
Monat
1880-06
- Tag 1880-06-06
-
Monat
1880-06
-
Jahr
1880
- Titel
- Dresdner Journal : 06.06.1880
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I Ihr hi» Itrod« h 7 res». » bi. Hl, S«»tz»,r< i 7 res», i di» B »»» srth 7 l» bt« , ns» X Ptlrther. ^6 di, «de-d, i sr»h 7 res». >i, , m<d LI ». 8 bt« Rach l » bt, 7 Uhr ,. 8 bi« !» Uhr, kaiserl Pov- «. Wochentag« >r. Tonn- und c. Rachmttlaa« K" lg der itscher tr.Maj. ?t nte tion l- Ltg., Stellen in Effet» Lheatrr- ngl. Hof- eater und tönigl. krie en. n. Prediger iMädchen: ilh. Reinke Riedel in Vinkelmann nn Schurig in Tham- fred Karing dau. Weise, geb. i. Schlosser- emnitz ein dezirk-schul- hemnitz. rn). Dresden. 4 »b ^-L7 nstrecke entimetern. kletj«« . . . . lb8 . . . . lSS .... 148 1. '-Ng. xrschied « unsere , Tante er «en. den 7. trauer- e. v»d«. VISS Sonntag, den 6. Juni. 188V. I» x»nr«> aontncdon dLkrlick: . . II ls»rk ^^Lbrlicb: 4 Stark Sv kk. Lioroloo kiumnasro: 10 kt L«««rk^k d«, s»»t»ck«i> 8«toks» tritt?»tt- uxl Stempel Kinin. I»^r»t«»prel»e: k^lr den kann» ernar hssspaltaooo kstitaail« BO?k. votar „Linjs»»»n<tt" äi« 2«1« b» kk. l^liek mit ^nanakm« d«r Sona- und keierta^e Xb«l>d» für den sollenden DreÄmrIMmal. loaerateaannakai« aniTrki-tit I.«tprix: /> do» Dread nor douraak; klawdnrff N«rN» Vi«» r,ip»t^ L»,«I - Sr„I»n kranllturt ». N : d/aa,e»8te>»» L ^'vA/er, L«rlu» Vtaa-Sambar^ ?r»^ -l-sipriz rranktvrt «. Hün«k«o: dknd 8«rUn: §. L'ornicL, /n> al,</<-»,</a»ult, Lromoa t L Schlotte, Lrontaa: I,. .ÄanAe»^ üüreau; ckowiur,: d-> ^o,At; rranktnrt ». II.: ^afAerVeke u. F L7. d/errm«i»! aekv kuckliitndlnn^; vörUti: tr Ltüller, Sanaorar: <7. kart« Lorlm-rrankturt ». dl. Stuttgart: Dank»« <* te«,.,- Lawdar,i dtienitAen, ald Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Herausgeber: köninl. Lxpvditioo dos Itresdner donrnai«, Dresden, /viogvr»tra««e Sio. 2V. Amtlicher Theil. Dresden, 4. Juni. Auf allerhöchsten Befehl wird wegen erfolgten Ablebens Ihrer Majestät der Kaiserin Maria Alexandrowna von Rußland am königl. Hofe die Trauer auf drei Wochen, vom 5. bis mit 25. d. MtS. angelegt. Bekanntmachung. In Gemäßheit der Bestimmungen in tz l7, Absatz 1 deS Gesetzes, da» VolkSschulwesen betreffend, vom 26. April 1873 in Verbindung mit 8 2 der durch Be kanntmachung vom 1. November 1877 veröffentlichten Prüfungsordnung für Lehrer und Lehrerinnen an Volks schulen ist bis auf Weitere» zum Commissar für die Schulamt»-Candidaten-Prüfungen am Seminar zu Annaberg der Seminardirector Schmidt daselbst ernannt worden. Dresden, den 1. Juni 1880. Ministerium des Lultus und öffent lichen Unterrichts. von Gerber. Gütz. Nichtamtlicher Theil. Uederstcht. Telegraphische Nachrichten. Zeituagtschau. (Pall Mall Gazette. Saint Jame- Gazette. Standard.) TageSgeschichte. (Berlin. Nürnberg. Stuttgart. Prag. Agram. Paris. Amsterdam. Rom. Madrid. St. Petersburg. Cetinje. Belgrad. Galacz. Sofia. Konstantinopel. Athen.) Feuilleton. TageSkalender Kirchennachrichten. Inserate. Beilage. Ernennungen, Versetzungen re. im ösfrntl. Dientze. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichtev. (Leipzig. Zwickau. Strehla. Sayda. Bautzen.) Statistik und LolkSwirthschast. Sächsische Bäder. EingesandteS. Vörlennackrichten. Telegraphische WitterungSberichtr. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Nom, Freitag, 4. Juni, AbevdS. (Tel.d. DreSdn. Journ.) In der heutigen Sitzung der Deputirteu- kammer beantwortete der Ministerpräsident Cairoli die Interpellationen deS Lbg. Massari über die griechische Greuzfrage und über di« Lerzögrrung der Ernennung eineS italienischen Botschafters für Paris. In Beantwortung dieser Interpellationen erklärte Cairoli, die griechische Grenzfrage nähere sich einer befriedigenden Lösung. Die Initiative zu derselben sei von dem englischen Cabinet ergriffen worden. Die Mächte hätten sich in den letzten Tagen bezüglich des Griechenland betreffenden TheileS der Note dahin ge einigt, der Pforte den Zusammentritt einer Conferenz der Botschafter in Berlin anzukündigen. Die Conferenz werde ihre Beschlüsse mit Stimmenmehrheit fassen. Technische Offiziere werden zu derselben beigezogen. Nach der Conferenz, welche sich bloS mit der griechi schen Grenzfrage befassen solle, werde sich eine Com mission an Ort und Stelle verfügen. Die Instruc tionen der italienischen Vertreter bei der Conferenz würden den vom Parlament genehmigten ministeriellen Erklärungen entsprechen. Der Minister erklärte sodann die Verzögerung der Ernennung eines Botschafters in Paris mit administrativen Gründen. Da da- Par lament nunmehr versammelt sei, so würde die Er nennung des Botschafters sobald als möglich erfolgen. Weitere- hatte die Interpellation nicht zur Folge. Cairoli legte Aktenstücke, betreffend die Ausfüh rung deS Berliner BertrageS, vor. Rom, Sonnabend, S. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der „Offervatore Romano" constatirt, daß ein großer Theil der Katholiken, welche bis her für ein gänzliches Kernhalten von den An gelegenheiten Italiens waren, seine Haltung zu ändern beginne. Das päpstliche Organ ist überzeugt, daß man, um der Autorität der Kjrche angemessenen Gehorsam zu leisten, sich m den Stand setzen müsse, unverzüglich mit allen Kräften eventuellen Befehlen deS Papstes nachzukommen. Der Papst sei nicht in der Lage, eine ersprießlichere Action für das öffentliche Wohl anzu- ordnen, solange er bloS unerfahrene und waffenlose Soldaten besitze, und werde erst dann sich vollkommen freihalten können, wenn er in der Lage sei, ohne eine andere Sorge, als jene für die Wohlfahrt der Kirche und Italien-, weise erwägend seine Entschließung in dem einen oder dem andern Sinne und mit der Ge wißheit fassen zu können, daß in allen Fällen die italienischen Katholiken zu nachdrücklicher Ausführung seiner Weisungen bereit seien. Loudon, Freitag, 4. Juui, NachtS. (W. T. B.) I» der heutige« Sitzung deS Unterhauses stand auf der TageSorduung die Debatte über den An trag Pease'S gegen den Opiumhandel mit China. Der UnterstaatSsecretär Dilke erklärte eS für un begründet, daß die englische Regierung die Ratificirung der Chesooconvention verweigert habe; vielmehr sei die chinesische Regierung für die Verzögerung verantwort lich, da sie Schwierigkeiten erhebe. — Der Staats sekretär für Indien, Marquis v. Hartington, hob hervor, daß der Opiumhandel im Zusammenhang mit den Finanzen stehe; die gegenwärtige Zeit sei indessen nicht geeignet zu Experimenten mit den Einkünften Indien-. Die Regierung werde ihr Möglichstes thun, um die Unterhandlungen bezüglich der Chefooconven- tion zu einem befriedigenden Abschlusse zu bringen. Hinsichtlich der Opiumfrage könne er aber keine Zu sage machen. London, Sonnabend, 5. Juui. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Lord Russell und General SimmonS wer den England bei der Berliner Conferenz ver treten. Chicago, Sonnabend, 5. Jnni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Dir republikanische Convention hat mit allen gegen 3 Stimmen eine Resolution beschlossen, nach welcher alle Delegirten für den von der Con vention bezeichneten Präsidentschaftskandidaten zu stimmen haben. Dresden, 5. Juni. Wir haben schon an dieser Stelle auf die Schwie rigkeiten, welche dem neuen englischen Ministerium in den Weg treten, und auf die m der öffentlichen Meinung sich kundgebende Wandlung hingennesen. Die in neuester Zeit eingetretenen Ereignisse haben aber nur dazu beigetragen, die Verstimmung in der libe ralen Partei gegen den Premier Gladstone und im Lande gegen die Herrschaft der Liberalen zu verschär fen. Die Ursache dieser Erscheinung ist nicht schwer aufzufinden; sie liegt zunächst in den Mitteln, weiche angewandt wurden, um das konservative Cabinet zum Sturze zu bringen, und die darin bestanden, alle seine Handlungen, von Anfang bis zu Ende, systematisch schlecht zu machen und in der ichärssten Weise als Verbrechen zu bezeichnen, die an der Ehre des Vater landes begangen wurden und angeblich aller Moral, der Religion und der Menschlichkeit Hohn sprachen. WaS war natürlicher, als daß allgemein erwartet wurde, bei dem Regierungsantritte der Liberalen die tief gesunkene öffentliche Moral wieder auf den Thron erhoben und die Sünden der Amtsvorgänger gesühnt zu sehen7 Statt dessen hat man m England das neueWhig- ministerium bereits das „Lubinet of ^pologies" ge tauft, und wie die englische Geschichte ein Barebone- parlament, ein Cabalenministerium kennt, wird sie in Zukunft von dem „Cabinet der Apologien" sprechen. Mit wenigen Ausnahmen haben die Mitglieder des CabinetS Gladstone sich durch die Lage der Dinge dazu genöthigt gesehen, ihre früheren Aeußerungen über die Politik des Ministeriums Beaconsfield zu widerrufen oder wenigstens zu modificiren. Am vorigen Dienstag hat Gladstone im Unterhause nicht weniger als sechs Reden gehalten. Er weicht in dieser Beziehung sehr von Beaconsfield ab, der mit seinen Reden sparsam zu Werke ging und nur bei den wichtigsten Gegenständen in die Debatte eingriff. Gladstone schadet sich durch sein vieles Reden, anstatt seiner Sache zu nützen, und selbst seine Freunde bedauern ganz offen seine Redewuth. Die „Pall Mall Ga zette", welche gegenwärtig als das gewichtigste Organ der vorgeschrittenen Liberalen gilt, sieht sich zu folgendem Klagerufe veranlaßt: „Vor wenigen Tagen erlebten wir die Bildung deS anscheinend stärksten CabinetS dieser Generation, dessen Majorität im Unterhause größer war, als die Peel's; die Stimmung im Lande war eine allgemein zuversichtliche und enthusiastische. Der Premier, welcher diesen Enthusiasmus hervor gerufen hatte, ist der erfahrenste Staatsmann des Unterhauses. Noch ist die Tinte der neuen Ernen nungen kaum trocken, und die Stirn der Minister umwölkt sich mit Sorgen. Die frühere Zuversicht er scheint in Unbehaglichkeit umgewandelt. Noch niemals existirte ein so unbehaglicher Zustand im Parlament. Die Opposition, anstatt niedergeschlagen und bescheiden, wie sonst eine geschlagene Minorität zu sein, ist seurig, bitter, heftig und hartnäckig. Die Minister werden verhöhnt wie bei einer Niederlage und nicht wie am Morgen nach einem Siege. Auf den Bänken der Liberalen herrscht ein sonderbare- Unbehagen, Verblüffung und Enttäuschung. Kaum eine Woche nach dem Siege unterschreibt der vierte Theil der Partei ein meuterische- Memoire gegen die Regierung, und im Lande außerhalb des Parlaments ersetzen un leugbar dunkle Wolken das heitere Firmament des vorigen Monats. Schmerz und Enttäuschung herrschen allgemein darüber, daß die jetzigen Führer nicht die Wünsche und Intentionen Derer verstehen, welchen sie ihre Macht verdanken." Die Grundpfeiler des poli tischen Gebäudes, welches die liberale Partei von Neuem errichtet hat, bestehen großentheils au» Elementen, welche sich in den sogenannten „Nonconformisten", den Wes leyanern, den Methodisten und sonstigen ReligionSsecten, darstellen Diese sind zahlreich und bilden in jeder Beziehung einen grellen Contrast zu den TorieS, welche fast aus schließlich der anglicanischen oder bischöflichen Kirche angehören. Man glaube ja nicht, der letzte Wahlkampf sei ausschließlich auf politischem Boden erfochten. Der kirchliche oder, richtiger gesagt, der anti-kirchliche Ein fluß hat jedenfalls am meisten dazu beigetragen, das SlaatSruder den Händen der Conservativen zu ent reißen. Die religiösen und halbreligiösen Gesellschaf ten, mit dem Aushängeschild deS „wohlthätigen Schä fers", sind mit wenigen Ausnahmen politische Clubs. Nicht daß sie geradezu Politik treiben; sie gehen nega tiv zu Werke und verdammen Alle-, waS im Oppo- sitionSlager vorgeht. Die Kirchenpartei, daS heißt die lligdellurcti-Männer und die Ritualisten, hat in neuerer Zett Fortschritte gemacht, welche, was äußere Formen betrifft, sich wenig von denen des römischen KatholiciSmus unterscheiden. Dies hat einen unbe schreiblichen Haß unter der Nonconformistenpartei her vorgebracht. Die letztere ist dem Namen nach liberal, in Wirklichkeit jedoch von despotischer Unduldsamkeit beseelt. Während der letzten 6 Jahre hat man wenig oder gar nichts von den Dissenters gehört, wenigstens sind sie niemals laut an die Oeffentlichkeii getreten. Daß sie jedoch im Stillen gearbeitet haben, davon zeugte schon das Resultat der jüngsten Wahlen. Im mer lauter wird von streng protestantischer Seite der Tadel gegen die Erhebung zweier Katholiken zu hohen Staatsämtern, nämlich des Convertiten Marquis v. Ripon zum Bicekönig von Indien und des LordS Kenmare zum Kammerherrn der Königin, welchen letztern Posten kein Katholik seit Heinrich VII1. bekleidet hat. Deshalb wird wieder das ao-poper^- Geschrei angestimmt. Am Montag wurde ern gro ßes Meeting zu Liverpool abgehalten, um gegen die Beförderung zweier Katholiken feierlich zu protestiren. Ebenso bieten die Oranglsten mit ihrem Anhang Alle- auf, um — gleichsam zur 100jährigen Feier der histo rischen antipapistischen Gordonunruhen im Juni 1780 — die Bevölkerung wegen der Ernennung der katholischen Lord» Ripon und Kenmare gegen die Regierung auf zureizen. Aber auch die Katholiken erklären, daß sie von dem jetzigen Ministerium nicht» erwarten. War eS doch Gladstone, welcher früher durch seine Briefe und Reden die Revolution in Italien anfachte, Gari baldi gegen den König von Neapel unterstützte und es nicht ungern sah, daß der Papst PiuS IX. deS Kir chenstaate» beraubt wurde. Noch im Jahre 1875 be hauptete er, daß ein Katholik kein loyaler Staatsbür ger sein könnte. Auch die Publication der Adresse der Jungtschechen an Gladstone in seinem speciellen Organ hat großes Mißfallen erregt. Man sieht darin eine grobe Taktlosigkeit von Seiten Gladstone'S. Die „Saint James Gazette" bemerkt, die Publication sei unverzeihlich, da Böhmen mehr Autonomie besitze, als die Liberalen jemals den Irländern gewähren wür den. Gladstone, der Mann deS starren anglicanischen Glaubens, als H"ssitl Die Entdeckung, daß die eng lischen Liberalen, speciell Gladstone, in ihren An schauungen über die großen politischen Angelegen heiten Europas den Grundsätzen deS Johann Huß von Hussinetz folgen, ist geradezu überraschend. Um die Lage der Regierung noch bedenklicher zu machen, hat auch die Eidesverweigerung des Abgeordneten für Northampton die religiösen Leidenschaften wieder wach gerufen. Mr. Bradlaugh erklärte, als Atheist den vorgeschriebenen parlamentarischen Treueid nicht schwören, wohl aber eine Erklärung an Eides Statt abgeben zu wollen. Da im Lause der Zeit für Pres byterianer, Katholiken, Quäker und Juden eine Modi- fication des Eides Statt gesunden hat, so würde sich bei einiger Vorsicht und Festigkeit des CabinetS auch ein Ausgang gefunden haben, dem Standpunkte Brad- laugh's gerecht zu werden, ohne die lebhaften Debatten Feuilleton. Kedigirt von Otto Bauck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 4. Juni: „Wallenstein'- Tod", Trauerspiel in 6 Acten von Schiller. Noch lebhafter al- da- „Lager" und „Die Picco lomini" war diese Schlußtragödie besucht. Mit dem „Tell" haben die Wallensteindramen die Begünstigung beim deutschen Publicum voran-, daß man wegen ihre» historischen und kulturgeschichtlichen Hintergründe- und ihrer durchau- sittlich anständigen LiebeSscenen gern die Jugend zu ihnen hinführt, um diese mit den Wir kungen von Schiller'- dramatischer Production auf der Bühne bekannt zu machen. Diese Zuhörer bilden einen nicht unbedeutenden und durch ihre hinzugrbrachte Be geisterung dankbaren Krei-. Außerdem ist in neuer Zeit durch unermüdliche Forschungen und Veröffentlichungen dem Wallenstein- stoff immer neue» Interesse der gebildeten Kreise zu- geslossen, und die Ergebnisse stimmen im Großen und Ganzen doch immer noch so weit mit der Aussassung de» Dichter» überein, daß kein störende» Widrrspiel mit der Historie hervorgetreten ist — kleine Züge, Motive de» Berrath» gegen den Genrralisfimu» und Nebenepisoden natürlich abgerechnet. Dir Aufführung und Juscenirung entspricht dieser Theilnahme unserer zahlreichen Theaterfreunde gegen da» hoh«it»volle Wert, dessen in älterer und neuer Zeit so ost und nicht ohne Geist und Berechtiguug hervorgehobene dramatische Schwächen immer wieder von der Tiefe seiner Gedankenpracht, von der Wärme seiner Empfinduna, von dem Glanz seiner wahrhaften, sublimen Poesie siegreich überstrahlt werden. Nur so vortreffliche Darstellungen, wie die der Wallensteintrilogie, machen eS möglich, dergleichen klas sische Werke von schwerwiegender Natur erfolgreich bi- tief hinein in die Sommersaison geben zu können. Die Vertreter der Titelrolle, der Herzogin, der Gräfin Terzky, der Thekla, des schwedischen Hauptmanns (Hr. Porth, Frau Bayer, Frl. Ulrich, Frau Ellmen reich, Hr. Dettmer) führen in „Wallensteins Tod", mit Ausnahme des letztern nur in diesem Stück be schäftigten Künstlers, erfreulich weiter, waS von ihnen in den „Picolomini" fruchtbringend angelegt ist. Die aufrichtige Theilnahme, die der Darsteller de» Max, Hr. MatkowSky, überhaupt für sein Talent und sein Bestreben einzuflößen berechtigt ist, veran laßt, daß ich, zurückweisend auf seinen Max in den „Piccolomini" und meine Aussprache darüber, noch ein Mal gegen sein melodramatisches Sprechen, gegen seine Tonverschwendung, gegen die salsche Manier, gleich mehrere Wörter hintereinander accentuwen zu wollen, nachdrücklich warne. Die eiaentliche tragische Haupt scene. sowohl für da- unglückliche Liebespaar, wie für Wallenstein, der nach diesem Abfall von ihm und seiner Sache bereit- ein todter Mann ist: da- Schei den de- Max von Thekla, machte durch jene Ueber- trumpfungen in der Deklamation auf jeden Kenner geradezu einen schmerzlichen Eindruck. Die» ist über haupt kein Sprechen mehr, eS ist eine musikalische Rhetorik, welche die Sprache au- allen Fugen au»- renkt, den Sinn abschwächt und den — Sänger'rui- nirt. Hr. Matkowsky wird sich ungemein fördern, wenn er zur Einfachheit zurückkehrt; er war viel na türlicher und erfreulicher, wie er den Max bei uns zum ersten Male spielte, als er es heute ist. O. B. Literatur. Das jüngst erschienene Heft des „Neuen lausitzischen Magazins" enthält zuerst eine von der oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz gekrönte PreiSschnft von vr. Hermann Knothe über den „Antheil der Oberlausitz an den Anfängen der dreißigjährigen Krieges, 1618—1623" (auch als Se paratabdruck in den Buchhandel gegeben, Dresden, Hofbuchhandlung von Burdach, Warnatz und Lehmann). Je mehr sich das Interesse sowohl der Historiker, als deS größeren Publikums immer nur auf Böhmen con- centnrte, von welchem die nach und nach ganz Deutsch land überfluthende Bewegung auSging, hat man bis her den sehr wichtigen Antheil, welchen die Nebenlande Böhmens zumal anfangs an derselben haben, fast gar nicht beachtet, so daß selbst bei den Specialisten für die Geschichte des dreißigjährigen Kriegs hierüber noch vielfache Unklarheit und Unkenntniß herrscht. Zumal über der Oberlausitz waltete damals ein eignes Ver hängniß. Ihre Stände wollten, allein unter allen zur Krone Böhmen gehörigen Ländern, daß Erzherzog Fer dinand von Oesterreich zum neuen König von Böhmen „angenommen" werde; allein die betreffende Instruction für ihre Gesandten beim Generallandtage zu Prag langte zu spät an. Die Gesandten hatten endlich, da Ferdinand doch einmal „verworfen" worden war, nun ihre Stimme dem Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen geben wollen; allein alle die übrigen Länder stimmten für Friedrich von der Pfalz. Genau ein Jahr darauf rückte derselbe Kurfürst von Sachsen als „Commissar" des inzwischen zum Kaiser erwählten Ferdinand mit Heeresmacht in die Oberlausitz, um dieselbe für ihn, al ben rechtmäßigen Landesherrn, zurückzuerobern. Die Bautzner Stände wollten sich gutwillig dieser „kaiser lichen Commission" unterwerfen; allein schnell in die Stadt geworfene schlesische Truppen nöthigten Stände und Bürgerschaft, dem Winterkönig sofort auf- Neue Treue zu schwören. So wurde Bautzen von sächsi schen Truppen bombardirt und endlich durch Capitu- lation genommen. Als endlich durch den Dresd ner Accord der Friede wieder hergestellt und später der Kurfürst von Sachsen bis zu Wiedererstattung der Kriegslasten vom Kaiser in den Pfandbesitz der Oberlausitz eingewiesen worden war, beklagte man in derselben allgemein die Auslösung der Jahrhunderte langen Verbindung mit der Krone Böhmen; allein als bald dankte man Gott, daß das längst schon bei nahe ganz protestantische Land nur hierdurch vor ge waltsamer Rekatholisirung und die Stände vor ähn lichen Bluturtheilen, wie sie in Böhmen rc. erfolgten, behütet worden waren. - Ein zweiter Aufsatz des selben Verfasser- behandelt „die Bemühungen der Ober- lausitz um einen MajestätSdrief, 1609—1611". Auch hierüber hatten bisher selbst die oberlausitzischen Ge- schlchtSschrelbrr keine sichere Kunde. Bi» in die neueste Zeit nahm man entweder an, der Majestät-brief für Böhmen habe auch für die Oberlausitz mttgegolten, oder auch die» Land habe damal» (1609) einen bc-
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