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Gonnaben-, 18 ganuar 1S30 Einigung über die Mobilisierung Deutschland hetetltst sich an einer internationalen 1200 Millionen Anleihe Voiingplan m» Liaaltatipasvnlrag bleiben gelrcnnt vradtdartoht nu»«r», navd ckvm Aaag »ntaancktoa Sonckeibvrlvbtvrstattvr, Im Haa«, 17. Jan. Im Laufe de» heutigen Abends ist eine volle Einigung über die Mobtltsierungs- und Anleihefragc erzielt worden. Folgendes ist vereinbart: Deutschland beteiligt sich an einer internationale« An» leihe in Höhe von 1211» Millionen Mark mit einem Drittel des Gesamtbetrages, b. h. also mit lüü Millionen. Der Betrag ist für Reichsbahn undReichspost be stimmt. Die dentsche Regierung macht dieses Geschiist sttr Rechnung der Reichsbahn und Ncichspost und rechnet dann spikter mit diese» beiden Instituten ab. Dasitr verpsi chten »ir «nü, bis 1. Oktober ISSN keinen langfristigen AnSlandSkredit mehr auszunehmen. Wenn die Internationale Bank aber zu diesem Zeitpunkt erklären sollte, daß der Markt fltr diese RobiliflerungSanleibe noch nicht reis sei, so verlängert sich die Sperrfrist bis 81. März 1981. Wir würde« aber wieder volle Marktsreihest erhalten, wenn das gewählte vaukbans, als« etwa baS Bankhaus Morgan, die grobe Anleihe anslegen will, Krankreich aber zuletzt doch «och dar aus aerzichten sollte. Ebenso erhalten »ir Marktsreiheit, «ach te« die erste Tranche der Mobilisierungsanleihe anfgelegt ist, b. h. also für den Fall eines sehr schnellen Funktioniere»^. Auch nach den hier genannten Fristen soll in gegen - fettigem Einverständnis eine Kontingentierung der internationalen Kapitalmärkte ersolgen, um bei neuen Emis sionen von Neparationsbonds gegenseitige Störungen zu ver meiden. — Hinsichtlich der K r e u g e r a n l e i h e ist nur verein bart worden, daß der Zinsendicnst für dies« Anleihe unser« anderen internationalen Verpflichtungen nicht beeinträchtigen »ars. Die Regelung über die Mobilisierungs- und Anleihcfrage ist schließlich schneller zustande gekommen, als es heute abend selbst innerhalb der deutschen Delegation erwartet wurde. Tamil scheint nun die letzte Klippe hier umschifft zu sein. Der „Ateorö" un- -te Liquidationen Seit einigen Tagen Ist hinter den Kulissen darum ge. kämpst worden, ob die Ltqutdationsverträgc ganz oder teilweise im Haager Schlußprotokoll auf- enominell werde» sollen. Von englischer Sette ist dieser »spruch offenbar besonders energisch erhoben morden. Gleichzeitig versangtcn aber auch die Polen im S'nnc der von ihnen bei Konsercnzbeginn abgegebenen Erklärung, daß sie n'cht sch'cchtcrgestellt würden, das, also auch daS deutsch polnische Liauidattonsabkommen dann einen Bestandteil des VertragSwcrkes bilden müsse. Bon deutscher Seite ist dagegen immer die Forderung gestellt worden, hier eine deutliche äußere Tren nung vorzunehmen und die Liguibattonsvertrüge außerhalb des eigentlichen Ab kommens zu halten. Nachdem Dr. CurtiuS heute vor mittag auch noch mit Italien nach beträchtlichen Schwierig, keile» einen derartigen Vertrag hier varaphiert hatte, stellte er in der Konferenz der sechs Mächte, die mit der Prüfung des Schluslprotokolls beschäftigt waren, aus- trückllch einen dementsprechenden Antrag. Dem wurde so wett Folge gegeben, daß die Liquidations- Verträge im „Accord", wie das Schlußprotokoll offiziell genannt werden soll, nur einzeln erwähnt werden, daß die Verträge selbst aber außerhalb bleiben. Wie aus daS bestimmteste erklärt wird, hat der Deutsche Reichstag demnach die Möglichkeit, getrennt über den Haager „Accord" und über die einzelne» Liquidations- Verträge abzuftimmen, also auch über den Polen» »ertrag. Der „Accord" wird 18An hänge ober Annexe haben, von denen der Sanktionsvcrtrag einen bildet. Ueber diesen ganzen Block muß im Reichstag gemeinsam abgc- st i m m t werden, so Laß die Sanktionen nicht getrennt an genommen oder abgclehnt werden können. Trotz der äußeren Abtrennung des LiqnidatlonSoertrageS besteht nach den Erklärungen der Delegation ein gewisser, im einzelnen schwer abschätzbarer politischer Zusammenhang zwischen de« beiden genannten Komplexen. Würde z. B. der Polenvertrag im Reichstag ab ge lehnt. so würde Polen vermutlich den Böuugplan nicht ratifiziere n. Ob das wieder Rückwirkung«» etwa aus die Ratifizierung in P a r t S haben könnte, sei schioer zu beantworte». In ähnlicher Weise könne die Ablehnung des deutsch-englischen oder des deutsch-neuseeländischen Liqui. dalionsvertrages möglicherweise die Ratifikation des Haupt» abkommens in London erschweren. An und für sich steht aber fest, dah die Ratifikation durch die sechs Hauptmächte den „Accord" selbst und damit den -1 oungplan in Kraft seht. Dabcl hat Japan noch ausdrücklich gebeten, aus seine Ratifikation wegen gewisser Umständlichkeit und der weiten Entfernung nicht zu warten, sondern sie als vollzogen zu betrachten. Demnach könne die Inkraftsetzung des Planes und damit die Vorbedingung für die Räumung von den Polen ebensowenig verhindert meiden, wie etwa von seiten der Kleinen Entcnte. mit deren Weigerung, hier zu unter schreiben oder später zu ratifizieren, man rechnet, worüber man sich jedoch ohne weiteres hinwcgzusetzcn gedenkt. Eine Ablehnung deSPolenvertrageS tm Reichstag und die Nichtratifizierung des Gesamtplanes durch Polen würde demnach voraussichtlich zu allerhand Etn- schüchterungsmanövern, aber schwerlich zu ernsten Schmierigkeiten durch Frankreich führen. Man weiß in Parts zu gut, waS man an dem Noungplan und dem Haager Zu satzvertrag hat, um dieses Werk Polen zuliebe ernstlich ln Frage zu stellen. Grft Montag Schluß -er Konferenz I« Haag, 17. Jam Die heutige Nachmtttagssitzung der sechs einladenden Mächte ging um 6 Uhr holländischer Zeit bereits zu Ende. In ihr ergab sich, baß von den Juristen noch nicht alle revidierten Texte fcrttggestellt werden konnten. Für einige von ihnen dürfte dies erst heute abend, für die übrigen morgen vormittag der Fall sein. Auch dieMobili - sterungsfrage wurde heute nachmittag noch nicht wrttergcführt. Die Besprechungen werben heute abend um ü Uhr fortgesetzt werden. Unter diesen Umständen ist die Ausdehnung der Haager Konferenz bis Montag nächster Woche beschlossen worden. Für Montag vormittag wurde eine Vollsitzung ctnberuscn. Sic hat voraussichtlich rein formellen und öffentlichen Charakter. Nevolverhel-en In die Wohnung eines nationalsozialistischen Studenten in Berlin komme» drei Kerle. Sie behaupten, sie seien Freunde. Die Wirtin läßt sie ein. Ncvvlverschüsse krachen, der Getroffene wälzt sich ln seinem Blute, die „Freunde" ver- schwinden wieder und sind bis heute unauffindbar. Alle Ze chen sprechen dasür, das; die Täter Kommunisten sind. Die Linkspresse, unter deren besonderem Schutz die Sendboten des bolschewistischen Terrors stehen, g'anbt, es handele sich um unpolitische Motive: Streit des Mieters mit der Mieterin, die zur Erledigung desselben drei Mordgcsellcn gedungen habe. Dieser Ansicht steht gegenüber, daß das Motiv zu dürftig ist. Die Wirtin hätte ja. falls ihr der Mieter aus irgendeinem Grunde nicht mehr bchagt, ihm ein- fach kündigen können, um ihn los zu werden. Berufsmäßige Mörder zu dingen, hat in diesem Falle doch wirklich wenig Glaubhaftigkeit für sich. Allerdings wäre cs ein furchtbarer Beweis dafür, welche Fortschritte die Verwilderung der Sitten bei uns gemacht hat. Denn das eine ist richtig: unsere Zeit wird immer sch cßwiitcndcr. Man ver- folge nur den unpolitischen Nachrichtciiteil der Tagcszei- tungcn. In jeder Folge kann man eine Menge von Fällen finden, wo Menschen zu einer Mordwaffe greisen, um ihren liehen Nächsten um einer Klein gleit willen einfach „kalt zu machen", wie es so schön heißt. Inmitten der HnmanitätS- schwärmeret unserer Tage, die sich meist in einer oft widerlich anmutenden Propaganda für die gemeinsten Verbrecher aus- wirkt, wird daS Menschenleben immer wertloser. Heute führt jeder, der sich gerade zum Schießen geneigt fühlt, seinen eigenen Privatkricg. Man hört und liest ja täglich, wie milde heule Revolverhelden behandelt werden. Mildernde Umstände, leichte Erregbarkeit — wessen Nerven sind denn heute noch intakt? —, Bewußtseinsstörung im Augenblick der Tat usw. usw. werden als Gründe zu Urteilen angeführt, die für ähnlich veranlagte Subjekte jedes abschreckende Mo ment vermissen lassen. Eifrig predigt die Linke, alleiniger Zweck der Strafe sei. den Menschen zu bessern, und sie müsse deshalb so abgefaßt sein, daß dieser Zweck erreicht werde. Daß die Strafe in erster Linie einen Schutz für den anstän- dtgcn, in der überwältigenden Mehrheit befindlichen Be- völkerungstetl bedeuten soll uird daß deshalb ln ihr durch daS Ausmaß und eine nicht zu entbehrende Härte des Straf vollzugs eine starke Abschreckung für solche Menschen ent halten sein muß. die zu verbrecherischen Tate» neigen, gilt bet den modernen „Aufklärern" als finsterste Barbarei. Für den gesunden Menschenverstand liegt aber Immer noch wahre Menschlichkeit in dem Schutz dcö gesunden, nor. malen Menschen vor jenen, die ihren krankhaften, niederen Instinkten blind nachgebcn. Es ist der Ausfluß einer falschen Humanität, wenn man In Gerichtsberichten immer wieder von auffallend niedrigen Strafen für gewohn heitsmäßige Verbrecher liest. Muß der Berichterstatter, wie so oft, diesem Urteil noch die Worte hinznsügen, der An. geklagte verließ „lächelnd" den Gerichtssaal, dann kann man sich erklären, w'e gering die abschreckende Wirkung ist. Wird schließlich von besonders aufgeklärt tuenden Literaten in der Berliner Asphaltpresse bis zum Ucbcrbruß die geistrc chclnbe Behauptung ausgestellt und „bewiesen": „Nicht der Mörder, sondern der Gemordete ist schuld!", dann freilich ist es kein Wunder mehr, daß durch solche schillernde Seifenblasen einer verrückt gewordenen Pscubologik sich gewisse Jugendliche, die sich in einem nur mühselig gewahrten, labilen Gleichgewicht befinden, noch obendrein interessant Vorkommen, wenn sie um eines geringen Anlasses willen den Freund, die Geliebte ober den weltanschaulichen Gegner niedcrknallen. Es ist für diese Zustände sehr bezeichnend, baß überhaupt die Behaup tung aufgestellt werden konnte, die Mieterin, die mit ihrem Untermieter eine Differenz gehabt hat und nicht selbst schießen möchte, könne sich einfach einen Menschen besorgen» der daS für sie erledige. Berufsmäßig, gegen Honorar! In diesem Zusammenhänge aber ist es nötig, ein Wort zu der sich in der letzten Zeit in erschreckendem Maste häufen den Seuche der politischen Morde zu sagen. Schon vor anderthalb Jahren mehrten sich die Fälle, in denen die Send» ltnge Moskau» ihre politischen Gegner einfach ntcberschosse». Wir haben un» schon damals mit diesen Zuständen unter der Ueberschrtft „Mord geht durchs Land" befassen mlissen. Dann wurde e» zunächst wieder stiller. Aber es war äugen- scheinlich nur die Ruhe vor dem Sturm. Heute rast der poli tische Mord toller denn je durchs Land. Deutlich zeigt e» sich, baß er organisiert ist. Man verfolge die kom munistische Presse, wie sie die niedrigsten Instinkte ihrer Leserschaft anszupntschen vcrsuchtl „Schlagt den politischen Gegner, wo ihr ihn trefft!" ist die offen ausgegcbene Parole, deren bedenkliche Früchte man jeden Tag aus der Zeitung sehen kann. Und all die sich in diesen Tagen häufenden Un ruhen. bei denen gewissenlose Agitatoren mit der Rot der Erwerbslosen Schindluder treiben, sollen nur dem Zwecke dt««««, »t« politisch« Atmosphäre bis »ur Siedehitze g« stet- Sie Kapital»«» p«a Reichsbahn mb Reichst»!! Berlin, 17. Jan. (Eigene Drahtmelbung.s Im Zusammenhang über die Anleihcfrage ist der Geldbedarf der Reichsbahn und der Metchspost in den Vordergrund getreten, und eS ist damit ein Problem berührt worden, baS sowohl für die beiden VcrkehrSinstitute als auch für den Kapitalmarkt non erheblichster Bedeutung ist. An den Ver handlungen nimmt neben dem Generaldirektor Dorp. Müller auch der Direktor der Finanz- und Rcchtsabtetlung der Rc'chSbakmgescllschast, Jahn, teil. Der «nlethebedarf der Reichsbahn beträgt nunmehr tm Jahre 3k>0 Mill. Mk. Zn« letztenmal war eS der Reichsbahn l« Februar 188» «»glich, einen Betrag in Höh« von 811« Millionen gegen vegebnng von BorzngSaktie« ,« erhalten. Trotz weiterer Bemühungen hat die Reichsbahn bisher kein Geld erhalten können. Seit dem genannten Zeitpunkt sind der Reichsbahn zwar verschiedentlich finanzielle An gebote unterbreitet worben, die sich aber nicht realisieren ließen, da es sich nicht um langsrtsttges Geld handelte, und außerdem zu einem Zinssatz, der für die Reichsbahn »tcht erträglich war. Da die Reichsbahn in den beiden letzten Jahren ihren Anleihcbebarf nicht hat decken können, wären bet einem Normaibedars von jährlich »iw Million«« Mark ggg Millionen zu übernehmen. Ob eine Anleihe ln dieser Höhe srcilich znstaiidekommt, erscheint mehr als zwetfel» hast, da ja u. a. auch noch dieReichSpost auf dem Anleihe- markt anstritt. Im Zusammenhang mit der Annahme de» BoungplaneS wird die finanziell« Lage der Reichsbahn vor- anssichtlich noch einmal erörtert werden, da die Reichsbahn- gcsellschast ihre TariferböhungSwünsche einstweilen nur znrückgestcllt, aber nicht ausgegeben hat. und da sie weiter die Auffassung vertritt, daß eine Tariserhühung nur dann unterbleiben könnte, wenn das Reich der Reichsbahn einen Nachlaß aus die Beförderung» st euer ge- mährt. Für die ReichSpost besteht «in Unleiheb«dars ,»» 881 Millionen Marl. Im Jahre 192N war eine Anleihe von 171 Millionen bewilligt worden, von denen eine Anleibe über 1IV Millionen zustande kam. Dazu kommt die im Jahre 1987 bewilligte Anleihe in Höhe von iktl Millionen, sonst« eine Bewilligung au» dem Jahre 1928 in Höh« von öll Millionen Mark.