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Otlendnser Vie „Ottendorfer Zeitung erscheint vienrtag, Donners- tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen l,20 Mark. Druck und Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahmt von Inserat«« bi, vormittag w Uhr. Inserate werden mit ,o Pf für die Spaltzetl» berechnet Tabellarischer Satz nach de- sonderem Tarif. Verlag von Hermann Rühle in Kroß-Gtrilla. Mr die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. Nr. 14N. Sonntag, drn 10. Dezember 1903 4. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches. Gttendorf.Vkrilla, 7. Dezember zgvs — Der Männergesangverein Ottendorf feiert morgen, Sonntag den 10. Dezembse, im Gasthof zum schwarzen Rotz sein 9. Stiftungs fest. Zu welchem Gönner und Freunde des Gesänge» willkommen sind. Außer Einzelchören und humoristiichen Vorträgen wird er in Ver bindung mit geladenen Bruderverein-n Alagen. chöre singen, und so verspricht er, durch die Aufführungen and den darauffolgenden Ball den werten Erschienenen einen genußreichen Abend zn bieten. — Eisenbahnexpreßgut. Zur Weihnachtszeit tritt das Bedürfnis zur eiligen Versendung von Paketen besonders stark auf. Es wird daher auf die Einrichtung von Eisenbahnexpreß gutes aufmerksam gemacht, das mit größter Beschleunigung befördert und innerhalb der Dienststuuden der Gepäckoerwaltungen, also vielfach auch nachts und an Sonntagen, an genommen wird. Als Eisenbahnpakete oder Expreßgut können alle Gegenstände versendet werden, die sich zur Beförderung im Pack wagen eignen, und zwar von und nach Stationen deutscher Bahnen, die für den Gc- päckverkehr eingerichtet sind und nicht jenseits einer GrenzzollabfertiaungSstelle liegen, Jeder Sendung ist eine Eisenbahnpaketadresse bei zugeben, die der Absender auszufüllen hat; auf eine Adresse können bis zu 5 Stück auf- geliefert werden. Solche Adressen sind bei den Gepäckverwaltungen zu kaufen. Jedes Stück muß mit einer genauen, deutlichen und dauer haft befestigten Adresse versehen sein. Expreß gut wird bei den Gepäckverwaltungen an genommen und mit den Zügen für den Per sonenverkehr (Luxuszüge und Motorwagen fahrten ausgenommen) befördert Es wird die Gcpäckfracht (im Verkehr mit südwestdeutschen Stationen die Expreßgutfracht) mindestens für 20 Kilogramm berechnet, bei Beförderung in Personenzügen werden mindestens 50 Pfg. bei verlangter Beförderung in Schnellzügen, auch Nur streckenweise, mindesten» 1 Mk. erhoben. Auf der Paketadresse ist der Zug. mit dem die Beförderung stattstnden soll, anzugeben; fehlt diese Angabe, so wird das Expreßgut mit dem nächsten geeigneten Zuge befördert. Der Empfänger kann sofort nach Ankunft des Zuges, mit dem die Sendung zu befördern ist am Bestimmungsort 'die Auslieferung bei der Gepäckverwaltung verlangen. Findet sich der Empfänger nicht sofort nach Ankunft des Zuge» zur Empfangnahme der Sendung ein, so wird sie ihm angemeldet; Sendungen, die nach Dresden (Friedrichstadt ausgenommen), Leipzig (Dresdner oder Bayerischer Bahnhof) und Chemnitz (Hauptbahnhof) bestimmt sind, werden dem Empfänger, wenn er im Stadt gebiete wohnt, gegen eine festgesetzte Gebühr zugesührt. sofern die Sendungen nicht zur Selbstabholung bestimmt sind. Bei regelmäßiger Versendung von Expreßgut empfiehlt es sich, „vom Quittungsbuch über ausgegebene Eisen- bahnexpreßgütrr" Gebrauch zu machen, das zum Preise von 55 Pfg. bei den Gepäck verwaltungen erhältlich ist; eine Quittung in anderer Form wird über solche Güter nicht erteilt. — Auch die Pantoffeln und Filzschuhe werden teuer. Die vereinigten Filzschuh- und Lederpantoffelfabrikanten von Sachsen und Thüringen haben in ihrer Versammlung in Leipzig am 2. Dezember gleich den Filzhut fabrikanten beschlossen: Die Preissteigerung aller Rohmaterialien, die im Frühjahr begann hat weiter angehalten und sind die Mitglieder des genannten BerbandeS gezwungen, die weitere Preissteigerung ihrer sämtlichen Fabrikate um 5 bis 15 Prozeut eintreten zu lassen. - Die „Nordd. Allg. Zeitung schreibt: Durch gedruckte Zusendungen sucht von Paris aus eine Persönlichkeit, die verschiedene Namen führt und sich als Bankier oder Bankdirektor rezeichnet, im Börsengeschäfte unerfahrene Leute in Deutschland zu Wertpapieren spekula- ionen nach einem angeblich unfehlbaren er- olgreichen Verfahren und vorschußweisen Sendungen von Geldbeträgen zu verleiten, Das von ihr vorgeschlagene Verfahren ist eineöwegs unfehlbar, sondern besteht im Gegenteil in einem Spiel, besten Ausgang ganz von den Launen der Börse abhängig ist, also stets ein Wagnis bedeutet. Guten Ver nehmen nach gegen die Zusendungen außerdem von einer Persönlichkeit ohne Ansehen und Kredit auü. Den fraglichen Anbietungen gegen über erscheint daher eine besondere Vorsicht am Platze. Dresden. Am Mittwoch nachmittag ver unglückte auf der Marienbrücke der Kutscher Schuster von hier dadurch tödlich, daß er in- olge Anprallens seines mit Nutzholz schwer icladenen Geschirrs an die Bordkante vom Wagen herunter, zunächst in die Stränge und von da auf die Fahrbahn fiel, wo er über fahren wurde. Der Verunglückte, dem die Brust zermalmt war, verschied an der Unfall- telle. — Am Montag erkrankte in der Friedrich- tadt ein Wesiger Schneidermeister nach dem Genüsse von angeblich 'verdorbenem Rohsieische unter Erscheinungen, die auf eine Vergiftung chließeu ließen, und starb am darauffolgenden Tage im Friedrichstädter Krankenhause kurze Zeit nach Einlieferung in dasselbe. Meißen. Die Fleischteuerung hat mehrere Stadtverwaltungen veranlaßt, mit größeren Fischversandgeschäften wegen Bezugs von See fischen in Verbindung zu treten. Auch der hiesige Stadtrat ist von Fischgroßhandlungen angegangen worden eine Fischverkaufsstelle auf eigene Rechnung einzurichten. Der Stadtrat hat ein solches Angebot abgelehnt, dagegen haben sich die bereits bestehenden Verkaufs stellen für Seefische um eine vermehrt. Ortrand Ein fremder Radfahrer fuhr am Montag abend nach Großkmehlen. Unter wegs kam ihm ein großer Hund entgegen, als er dem Köter aus dem Wege fahren wollte, stürzte der Radfahrer und erlitt einen Arm bruch. Falkenberg. Der Rücktransport der Sachsengänger hat sich in den letzten Tagen in größeren Maßstabe vollzogen. Die lzurück- kehrenden Arbeitermasten treffeu sämtlich aus den westlichen Provinzen in zahlreichen, voll besetzten Wagen hier ein und reisen über Ruh land, Kohlfurt und Breslau weiter. Durch den Riesenverkehr erzielt der Eisenbahnfiskus eine recht bedeutende Einnahme. Oschatz. Ein Heimatsfest soll im Sommer 1906 hier gefeiert werden. In der letzten Sitzung des Gesamt-Komitees wurden als Termin für das Fest die Tage vom 7. bis 9. Juli bestimmt. Tha lheim b. Oschatz Hier schloß Frau Zieger ihre beiden Kinder — einen fünfjährigen Knaben und ein vierjähriges Mädchen — in die Stube ein, Plötzlich stand das Mädchen in Flammen. Trotzdem daß Hilfe bald zur Stelle, war es nicht möglich, das Mädchen vor fdem Tode zu bewahren. Es ist nach gräßlichen Schmerzen gestorben. Die Kleine hatte ein Stück Holz in den Ofen werfen wollen, dabei sind vermutlich glühende Kohlen herausgefallen und haben die Kleider in Brand gesetzt' Wieder eine ernste Mahnung für die Eltern, ihre Lieblinge nicht allein in Zimmern mit Feuerung zu lasten, die Ver suchung mit Feuer zu spielen, ist für die Kleinen schon so oft zum Verderben geworden. Leipzig. Jeder moralischen Regung bar ist mit seinen 16 Jahren der in Delitzsch ver haftete Raubmörder Stock. Er blieb verstockt als er an die Leiche seines Opfers geführt wurde, das von sechs Beilhieben getroffen mit völlig zertrümmerten Schädel dalag. Nach seiner ersten Vernehmung fiel er in festen Schlaf, aus dem man ihn mit Mühe zur zweiten wecken mußte. Abscheu und Entsetzen erregt seine Äußerung ,,Na, wennS 1b Jahre gibt, da bin ich S1 Jahre, wenn ich wieder jerauSkomme." Leipzig. Seit dem 18. November ist die ui 1839 zu Morgenröthe i. V. geborene und un hiesigen Stadtteil Schleußig wohnhaft zewesene Frau Ernestine Wilhelmine Bauer purlos verschwunden. Vermutlich hat sich die Aermste aus Furcht vor einer bevorstehenden Operation ein Leid angetan, Schmannewitz b. Dahlen. Hier geriet ier beim Gutsbesitzer W. in Dienst stehende Knecht infolge der Verwickelung der rechten Hand mit einem Strohseile in das Getriebe der Dreschmaschine. Dem Unglücklichen wurde Hand und Arm zerquetscht. Erst nach langem Bemühen gelang es, dem jungen Mann aus einer qualvollen Lage zu befreien. Der Schwerverletzte wurde in Begleitung des jerbeigerufenen Arztes und seines Arbeitgebers nach dem Krankenhause St. Jakob in die Georgenklinik zu Leipzig gebracht. Waldenburg. Aufsehen ruft in Reichen bach bei Waldenburg und Umgegend die Amts enthebung des Reichenbacher Gemeindevvrstandes Eifert hervor, der seit 23 Jahren sein Amt nnehatte. Vielerlei Unregelmäßigkeiten in einer Geschäftsführung und Fehlbeträge in den hm anvertrauteu Kasten sind dem bereits be- ahrten Manne, der in zurückgezogenen Ver- Mtniffen lebte, angeblich nachgewiesen worden. Die Höhe der veruntreuten Gelder soll mehrere Tausend Mark betragen. Zwickau. Entwichen ist aus dem Stadt krankenhause der berüchtigte Wilddieb Schädlich aus Schönheida. Er war vom hiesigen Land gericht wegen gewerbmäßigen Wildern zu 1^/2 Jahren Gefängnis verurteilt worden, hatte danach Krankheit simuliert und war vor der Einlieferung ins Gefängnis dem Stadtkranken haufe zugeführt worden, — Der hier abends gegen halb 11 Uhr von Freiberg hier eintreffende Güterzug ist am Donnerstag auf dem hiesigen Friedrich- tädter Bahnhofe nicht rechtzeitig zum Halten zekommen und dadurch einer vorrückenden Rangiergruppe in die Flanke gefahren. Hier durch sind drei Wagen entgleist. Verletzt wurde bei dem Unfälle niemand. Meerane. Im Dänkrttzer Walde wurde am Donnerstag der Musterzeichner Emil Walter von Meerane erschaffen aufgefunden. Neben ihm lag seine Ehefrau mit schweren Verletzungen am Kopfe. Die Frau gab jedoch noch Lebenszeichen von sich. Das Ehepaar hatte sich seit vorigem Dienstag aus seiner Wohnung entfernt. Ms Grund der Tat werden mißliche Verhältnisse angegeben. Lengenfeld. Am Sonntag ist das große industrielle Unternehmen in Lengenfeld, das schon seit längerer Zeit von sich reden machte, ge gründet worden. E« hat sich eine Aktien gesellschaft zur Gründung eines Baumwoll spinnerei-Unternehmens gebildet, die firmieren wird! Baumwollspinnerei und Zwirnerei- Aktiengesellschaft Lengenfeld i. V. Das Aktien- Kapttal beträgt 120000 Mark. Der Bau soll im Frühjahr beginnen, auch sind bereits Maschinenbestellungen erfolgt. Der Betrieb soll im Herbst 1906 ausgenommen werden. Plauen i. V. Der 38 jährige Stick maschinenbesitzer Paul Liebmann in Plauen hatte, obgleich er längst verheiratet nnd Vater von vier Kindern ist, ein Dienstmädchen zu be tören gewußt, ihm die Heirat versprochen und dem armen Mädchen, das noch andere Folgen aus^dem Umgang mit dem Schwindler zu er warten hat, ihre gesamten Ersparnisse ab genommen. Der Gauner wurde zu sün Monaten Gefängnis verurteilt. — In dem Toten, der bei Großfriesen auf gefunden ward, ist der 37 Jahre alte Schlosser Paul Hermann Schmidt von Plauen ermittelt. Schmidt, der mit seinen Freunden vorher tüchtig gezecht hatte, ist von diesen, als er nicht weiter konnte, im Stiche gelaffen worden; sie wollten ihm Gelegenheit geben, Heinen Rausch auszuschlafen. Der Tod scheint dann beim Erbrechen durch Ersticken eingetreten zu sein. — Als am Montag Abend die Frau des Gelegenheitsarbeiters Edelmann nach Hause am, fand sie ihre beiden jüngsten Kinder, die )er Vater in das Zimmer eingeschlosten hatte, in Lebensgefahr schwebend, in ihrem Bette vor. Die Kleinen hatten mit Streichhölzern gespielt uud einen Brand verursacht. Die Frau, die agsüber in die Fabrik geht, mußte durch ein Nebenzimmer in die Wit Qualm und Rauch gefüllte verschlossene Stube eindringen. Der vierjährige Willi hat schwere Brandwunden er- itten, sein Zustand ist lebensgefährlich. Der üngere Alfred ist an Rauchvergiftung erkrankt ein Befinden ist jedoch befriedigend. Reichenbach i. V. Hier fiel ein vier- ähriger Knabe in ein mit -heißem Wasser ge- ülltes Gefäß und verbrühte sich dadurch der artig schwer, daß er unter gräßlichen Schmerzen verstarb. Walthersdorf b. Annaberg. Ueber einen rechen Eingriff in fremdes Eigentum wird ge meldet. Am helllichten Tage waren dort zwei Männer damit beschäftigt, ein Wäldchen niederzuschlagen, besten Besitzer dieser Tage gestorben war. Erst nachdem die Männer die Säume einer ganzen Fläche Landes gefällt hatten, schöpfte man Verdacht und man machte Meldung bei der Polizei. Diese beschlagnahmte die Werkzeuge und stellte die Namen der beiden Leute fest. Er an zahl. Ein Betriebsunfall hat sich fier am Mittwoch Abend auf dem hiesigen Bahnhof ereignet. Wahrscheinlich infolge alscher Weichenstellung ist beim Rangieren die Maschine des 10 Uhr 13 Minuten den Cranzahler Bahnhof verlastenden Oberwiesen haler Zuges in die Flanke eine» Personen wagens gefahren. Hierbei wurde der Wagen beschädigt, während die Maschine aus dem Gleis sprang. Der Wiesenthaler Zug war noch unbesetzt. Diesem Umstande ist e« zu danken, daß Personen bei dem Unfälle nicht zu Schaden gekommen sind. Nachts halb 1 Uhr raf von Oberwiesenthal «ine Hilfsmaschine ein welche den Zug von dort abholte. Chemnitz. Im hiesigen Schlachtviehhof gab es am Montag billige» ausländische» Rindfleisch. E» waren aus jEngland oder Amerika elf geschlachtete Ochsen bester Qualität eingeführt worden. Trotz Eingangszolles an der Reichs- und sächsischen Grenze und am Viehhof wurde dieses Ochsenfieisch, das durch den Transport allerdings ein wenig gelitten hatte, in ganzen Vierteln da» Pfund zu 58 60 Pfg. verkauft. St. Michaelis. Am Dienstag früh kurz nach 7 Uhr wurde eine hiesige Einwohnerin auf der Straße von Brand nach Freiberg von einem unbekannteu Manne überfallen. In folge rechtzeitigen Erscheinens zweier Tele- graphenarbeiter ergriff der Unhold schlrunigtst die Flucht. Bischofswerda. Am Sonntag Abend ist die dem Wirtschaftsbesitzer Robert Lehmann in Pickau gehörige Scheune total niedergebrannt. Es gewinnt den Anschein, als hätte der Brand stifter dos Feld seiner Tätigkeit aus der Stadt Bischofswerda in deren Umgebung verlegt. Zittau. Der Verwalter der Zittauer städtischen Mühlsteinbrüche Buchhalter Max Neustadt wurde wegen Unterschlagung von 60000 Mk. städtischer Gelder vom Schwur gericht Bautzen zu vier Jahren Gefängnis ver urteilt, Neustadt, der verheiratet und ein Lebemann war, verdeckte seine Unterschlagungen lange Zeit durch die Ausrede, infolge russischer Wirren ging das Geld schlecht ein (die Stein brüche lieferten viel nach Rußland.) In der Zittauer Bürgerschaft herrscht eine starke Strömung, den Stadtrat wegen schlechter Ueberwachung haftbar zu machen.