Volltext Seite (XML)
voiglländischrr Alychrr. M W t A k- l rx t t für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Sradträthe zu Plauen, Pansa, Elsteröerg, Schöneck und Mühltroff. Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dic-'c-S Blatt erichcint wöckienttiw oicrm.il, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher AbonncmentsprciS, wclchcr l'räliumoranäo zu entrichten ist, auch bei Beziehung dur«b die Poft 1 Thlr. 26 Nqr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr cingchen, werden iu die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später ein gehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Ausnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mir 2 Ngr. — Für die auswärtigen Aönigl. Gerichtsämtcr und Sladträthe, für welche der Boigtländiscbe Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen iu Pausa bei Herrn Karl August Kretschmer, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schönert bei Herrn E. A. Hüttel «en., in Mühltroff bei Herrn Ehausseegelder-Einnehmer Holzmüller. Donnerstag. N LZ 19. Januar 1865. Die mit Spannung erwartete Thron- oder Eröffnungsrede des heurigen preußischen Landtags ist am vorigen Sonnabende vom Könige selbst gehalten worden. Sie scheint in der Korm versöhnlicher, als früher, giebt aber in der Sache, in der brennenden, innern preußischen Krage, die neue Heeroersassung betreffend, nicht ein Jota nach. In gewöhnliches Deutsch übersetzt, spricht der König: „Es wäre mir lieb, wenn das Zerwürfniß, welches seit mehreren Jahren zwischen der Regierung und der Mehrheit der 2. K. wegen der neuen Heerverfassung besteht, ausgeglichen würde; aber von einem Nachgeben meiner seits, von einer Gesetzvorlage, durch welche Ihr die neue Heerverfassuug erst gesetzlich machen und das Geld dafür bewilligen wollt, kann keine Rede sein. Die Heerverfassung ist gut, sie hat sich bewährt, sie bleibt, wie sie ist. Punktum!" Der König bleibt also dabei, daß er das Recht habe, sein Heer zu vermehren, ohne den Landtag zu fragen, und daß der Landtag nur die größeren Kosten dafür zu bewilligen berufen sei. Wir können darin nicht eben viel Versöhn liches oder eine Spur von Nachgiebigkeit verspüren. Nach der Wiederwahl Grabow's zum Präsidenten mit der Ungeheuern Mehrheit von 222 Stimmen unter 256 zu schließen, hat die verfassungstreue Partei im Hause, trotz aller Verfolgungen, noch daS größte Uebergewicht, und nach der Antrittsrede Gca- bow's ist sie fest entschlossen, auch nicht das Mindeste von dem Rechte des Volkes und der Kammer nachzugeben. Es ist also nicht die geringste Aussicht zu einer Versöhnung oder Ausgleichung, und das Stückchen, das nun in drei Akten gespielt hat, wird im vierten fortgesetzt. Die 2. K. bleibt bei ihrem Grundsätze stehen und bewilligt kein Budget; die Negierung geht von ihrer An sicht nicht ab und regiert, wie bisher, ohne Budget. Bismark nimmt das Geld, wo er eS findet. Dieß sind die erbaulichen Aussichten für das preußische Land und Volk von seinem gegenwärtigen Landtage. Die 2. Preuß. Kammer hat sich aber noch vor einer Falle zu hüten, in ' die sie möglicher Weise das eigene eingefleischte Preußenthum, der preußische Partikularismus, der preußisch und nur preußisch, nicht aber deutsch denkt und fühlt, locken kann, und diese Falle ist die schleswig-holsteinsche Frage. Recht ist Recht in der Preuß. Verfassungs- wie in der Elbherzogthümer-Angelegenheit. Wir fürchten aber, das spezifische Preußenthum, das andere deutsche Staaten und Stämme nicht für ebenbürtig und gleich berechtigt hält, sondern geringer achtet, in seiner Ueberschätzung Preußen für Deutschland^ält und in seinem Streben nach einem deutschen Bundesstaat unter preußischer Spitze bei Lichte betrachtet nichts anderes will, als von deutschen Ländern so viel erobern und annexiren, als nur immer möglich ist — dieses eingefleischte Preußenthum, fürchten wir, werde der 2. Preuß. K. den Streich spielen, daß sie die Bismark- - sche Annexions- oder Bundesstaatspolitik — beides ist für uns tatsächlich dasselbe — bezüglich der Elbherzogthümer billige. Wir haben dazu, wenn auch der Abg Harkort in einer Zuschrift an seine Wähler das „Ehrlich währt am längsten" empfiehlt, einen guten Grund, wenn es wahr ist, daß die Berliner „Volkszeitung," ein entschieden demokratisches Blatt, 10,000 Abnehmer verloren hat, weil sie in der schleswig - holsteinschen Sache auf der Seite des Rechts stand. Ja, die Annexionswuth in Preußen geht so weit, daß selbst die alte „Tante Voß" den Herzog Friedrich „überflüssig" findet. Läßt sich aber die Mehrheit der 2. preuß. K. hier vom Wege des Rechts abbringen, dann sitzt Hr. v. Bismark höher und fester, als je, zu Noß und erreicht sein angestrebles Ziel, die unbeschränkte Militärmonarchie, ganz sicher. Over wie will die 2. Preuß. K. einen Minister (und sein System) stürzen, der mit Bewilligung der 2. K. und gestützt auf dieselbe, als Vertreterin und Stimmgeberin des preuß. Volkes, auf diese sich beruft, dem preuß. Staate gegen alles Necht mit Gewalt werthvolle Provinzen einzuverleiben sucht, auf diese Weise aber die spezifisch- preußische — nicht deutsche — Macht vermehrt und das Borustenthum mit neuem Dünkel und Glanze bereichert? DaS preuß. Verfassungsleben gedeiht und fällt mit dem Verfassungsleben in den deutschen Mittelstaaten und in dem gemeinsamen d eutsch en Staaten-„Bundes" nicht bundesstaatlichen Parlamente. Sagt ja Hr. v. Bismark in seinen Briefen an den preuß. Geschäftsträger von Ladenberg in Wien unterm 15. Decbr. v. I. aus Anlaß der Aufhebung der Bundesexekution in Holstein mit dürren und klaren Worten, daß ihn in seinem Kampfe gegen die Mittelstaaten namentlich auch der Grundsatz leite, er be kämpfe in den Uebergriffen der Mcktelstaaten das parlamentarische, ja das revolutionäre Prinzip, welches ihm im Innern Preußens den Krieg mache. Alle Volksvertreter sind Bismark „Catilinarische Gestalten." Wie gesagt, wir fürchten, die 2. preuß. K. werde auf diese schiefe Ebene sich führen lassen, aus gleiten und fallen. Wir fürchten, die 2. Preuß. K. werde auch nicht erwägen, daß solche Annexions - Bundesstaats- Blut- und Eisenpolitik zu Kämpfen auf Leben und Tod zwischen den Großpreußen und den Anhängern anderer deutscher Fürsten, die keinen Beruf fühlen, über Nacht ihre angestammten Fürsten zu wechseln, führen mußte, und daß dann das Ausland von Ost, West und Süd her die erwünschteste Gelegenheit fände, abermals, wie früher so oft, in dem Herzen Deutschlands zu wühlen und Beute zu machen. Die Schleswig-Hol steiner haben ihr Recht auf Selbstständigkeit unter ihrem nicht mediatisirten Herzog so gut wie das preußische Volk auf seine Verfassung, und die Männer an der Eider, mit Ausnahme von 17 Junkern, haben mehr als oft genug er klärt, daß sie ihr Recht haben wollen. Will die 2. preuß. K., daß man ihr Recht achte, so achte sie auch das Recht der deutschen Brüder im Norden, in ganz Deutschland und mache sich nicht zum Stützpunkt und Mitschuldigen einer rechtswidrigen Staatskunst nach Außen, deren Grundsätze nach Innen sie nur und allein mit allen Waffen des Rechts bekämpfen kann und mit Recht be kämpft! — Zeitungen 8 a ch s e u Gutzkow's Wunde ist schwer, doch scheint sie nicht lebensgefährlich zu sein; der geistige Zustand wird als sehr unbefriedigend betrachtet. Die „L. N." bringen folgenden malitiösen Satz: Am verwichenen Sonntag fand in der Thomaskirche, an welcher das Amt eines Geistlichen frei geworden, eine Probepredigt statt; sie soll den lebhaften Wunsch nach weiteren derartigen Probepredigten hinterlassen haben. Oesterreich. Wien, 16. Jan. Se Maj der Kaiser begnadigte den jungen Kober; derselbe wird nach 6 Monaten Haft entlasten und bis dahin gleich Verbrechern unter 14 Jahren behandelt werden; zugleich wurde angeorvnet, daß demselben wahrend der Haft ein angemessener Unterricht ertheilt weroe. Wien, 16. Januar. Der endlich doch zur Wahrheit gewordene Besuch deS Prinzen Friedrich Karl von Preußen am kaiserlichen Hofe erregt natürlich