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!Mittwoch,Mri 6. Juli. Donnerstags den 7. Juli 1887, von Vormittags 10 Uyr an, soll der auf den Grundstücken der Louis Meifjner'schen Erben hier anstehende Klee und das aus diesen Grundstücken anstehende Gras gegen das Meistgebot nud sofortige Baarzahlung an Ort und Stelle versteigert werden. Versammlung bei der Meistner schen Wiese am Grunawege. Königliches Amtsgericht Bischofswerda, am 5. Juli 1887. Appolt, Ger.-Vollz. Bestellungen werden bei allen Postanstalten des deutschen Reiches, für Bischofswerda und Umgegend in der Expedition^ieses Blattes angenommen. Bekanntmachung. Die nächste öffentliche Sitzung des Bezirksausschusses findet Mittwoch, den 13. Juli 1887, Vormittags 9^ Uhr, im Sitzungszimmer der unterzeichneten Amtshauptmannschaft statt. Die Berathungsgegenstände sind aus der im amtshauptmannschaftlichen Gebäude angeschlagenen Tagesordnung zu ersehen. Königliche Amtshauptmannschaft Bautzen, den 1. Jnli 1887. von Boxberg. Inserate, welche in diesem Blatte die weiteste Verbreitung finden, werden bis Dienstag und Freitag früh S Uhr angenommen u. kostet die dreigespaltrnr Corpuszeilr 10 Pf., unter „Eingesandt" 20Pf. GeringsterJnseratenbetrag2üPf- Pola, um dort der Taufe des neuerbauten Thurm schiffes „Kronprinz Rudolph" beizuwohnen. Das österreichische Kronprinzenpaar reiste am Diens tag nach Krakau, wo ein begeisterter und glän zender Empfang stattfand. Sämmtliche Blätter Galiziens brachten bei dieser Gelegenheit die innigsten Gefühle der Anhänglichkeit der Bevölkerung an das österreichische Kaiserhaus zum Ausdrucke und äußerten den Wunsch, daß der zum ersten Male Galizien besuchende Thronfolger bei sämmt- lichcn Festlichkeiten den Eindrnck einer dem Herzen entquellenden loyalen Kundgebung der gesummten Bevölkerung empfange. Während im italienischen Senat in den letzten Tagen Verhandlungen darüber stattfanden, wie dieser Körperschaft eine entsprechendere ver fassungsmäßige Rolle zuzuweisen sei, begann die italienische Deputirtenkammer, sich mit der Vor lage zu beschäftigen, in welcher die Regierung 20 Millionen zu Heereszwecken in Afrika verlangt. Der frühere Minister Mancini vertheidigte dabei seine Colonialpolitik in ausführlicher Rede; auch das gegenwärtige Ministerium verbreitete bei dieser Gelegenheit so viel Licht als möglich über seine Stellung und seine Pläne in Afrika. Obgleich dem Cabinet Rouvier sonst eine friedcnsfreundliche Haltung nicht abzusprechen ist, nimmt in Frankreich die Hetzerei gegen die Deutschen noch täglich zu und betheiligen sich neuerdings selbst Regierungsorgane an derselben. Wo etwas für Frankreich Nachtheiliges geschieht, wird dasselbe dem deutschen Einfluß zugeschrieben. So verbreitet die officiöse „Agcnce Havas" daS Märchen, der Vertreter Deutschlands in Con- stantinopel bestürme den Sultan derart zu Gunsten der für die französischen Interessen in Egypten bekanntlich ungünstigen englisch-türkischen Con vention, daß der Beherrscher der Türkei wohl oder übel den Vertrag werde unterzeichnen müssen. Der französische Ministerrath und die französische Deputirtenkammer beschäftigen sich eifrig mit der Berathung von Maßnahmen zur Verhütung einer etwaigen Ueberfluthung Frank reichs mit deutschem Spiritus, welche in Paris infolge der durch das neue deutsche Branntwein, steuergesetz für die UebergangSzeit bis zum 1. October verdreifachten Exportprämie allen Ernste» befürchtet wird. Selbstverständlich werden auch die ablehnenden Antworten aller Großmächte, welche eine gründliche Abänderung im Programm der Pariser Ausstellung im Jahre 1889 nöthig machen, nur dem feindseligen Einfluß deS deutschen Reiche» zugeschrieben. Da» Urtheil de» Reich»- Politische Weltschau. Die zur Herstellung des inneren Friedens im deutschen Reiche begonnenen großartigen socialen Reformen sollen demnächst durch ein schwieriges Hanptstück ergänzt werden. Zn der bereits e>n- geführtcn Krankencassen-Versicherung und Unfall versicherung will die Reichsrcgicrung die Alters und Jnvalidcn-Versorgung der Arbeiter gesägt sehen, um damit das Loos der arbeitenden Be völkerung gegen Noth und Elend so weit sicher zu stellen, als daS überhaupt von staatlicher Seite möglich ist. Das Wort: „Arme werdet ihr immer haben" wird auch nach der Krönung des Gebäudes der Socialreform seine Bedeutung nicht verlieren, aber das Gefühl der Verlassenheit und Hilflosig keit dürfte von da ab bei den Unbemittelten schwinden. Deutschland wird dann eine wahrhaft menschenfreundliche Gesetzgebung besitzen, wie kein anderes Land, jedoch steht zu hoffen, daß andere Industriestaaten sich beeilen werden, ihren Be völkerungen die gleichen Segnungen zu ver schaffen. Die Jntiative der deutschen Reichs regierung ist auf dem socialen Gebiete nicht hoch genug anzuschlagen, aber auch die deutsche In dustrie verdient die Anerkennung, daß sie ver- ständnißvoll und opferfreudig in allen socialpoli tischen Maßnahmen mitgewirkt hat, welche der Förderung des inneren Friedens gewidmet sind. Diese hocherfreuliche Thatsache wurde vor wenigen Tagen in der Versammlung der Vertreter gewerb licher Berufsgenossenschaften in Frankfurt a. M. von dem dort erschienenen Staatssecretär von Bötticher in herzlichster Weise rührend hervor gehoben. Freilich wird es noch einer gemeinsamen . aufopfernden Thätigkeit bedürfen, um das social politische Gebäude unter Dach zu bringen, und ist es zunächst noch nicht bekannt, wie weit die Absichten der deutschen Regierungen bezüglich der Altersversorgung der Arbeiter gehen. Nach einer Mittheilung der „Post" sollen diese Absichten so ziemlich mit dem von Minich in den „Preußischen Jahrbüchern" dargelegten Plan übereinstimmen. Darnach würde sich die Altersversorgung zunächst auf die Industrie-Arbeiter beschränken, die in Aussicht genommene Minimal-Rente sich zwar erheblich höher als die jetzige Armenunterstützung, aber doch nur so hoch stellen, als eben für tue Nothdurft des Lebens erforderlich ist. Von dieser Rente würde daS Reich ein Drittel, daS Uebrige aber zu gleichen Theilen der Arbeitgeber und der Arbeiter durch Versicherungsbeiträge decken. Diese Minimalrente soll 120 M. jährlich, der Beitrag der Arbeitgeber und Arbeitnehmer pro Kopf je Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch» und Gonuaheud», und kostet einschließlich brr Sonnabends erscheinenden „belletristische« Beilage" vierteljährlich 1 Mark SO P. Einzelne Nummer 10 Pf. Sonnabend, den 9. Juli 1887, Vormittags 11 Uhr, Versteigerung eines offenen Kutschwagens im Amtsgerichtshofe hier. Königliches Amtsgericht Bischofswerda, am 4. Juli 1887. Appolt, Ger.-Vollz. 3M. betragen. Nimmt man die Zahl der ver- sicherungsbcdürftigen Männer mit 7,251,000 an, so würde der Reichszuschuß 22 Millionen betragen. Die Organisation erfolgt auf berufsgenossenschaft licher Grundlage im Anschluß an die Unfallver sicherung. Arbeiter, welche bei Einführung der Altersversicherung das 50. Lebensjahr überschritten haben, sollen davon ausgeschlossen sein und für die nächsten Altersclassen eine Kürzung der Mi- nimal-Rente im Verhältnis! der von ihnen wirk lich gezahlten Beiträge stattfinden. — Der deutsche Bundesrath hat seine Arbeiten so weit erledigt, daß er sich am 10. d. vertagen und erst im Herbst wieder zusammentreten wird. — Am Donnerstag vollzog der Erzbischof Kremenz in Köln in An wesenheit des gesammten Domkapitels, aller Be hörden, sowie einer zahllosen Menschenmenge die Taufe der Kaiserglocke, welche seit dem Dombau fest im Jahre 1880 stillschwieg. Die Glocke erhielt den Namen „Gloriosa." — Der Ausfall der Landtagswahlen in Baiern hat in allen national gesinnten Kreisen des Reiches lebhafte Freude hcrvorgerufen. Die früheren sogen. „Patrioten", welche sich jetzt selbst als Mitglieder der bairischen Centrumspartei bezeichnen, haben die Mehrheit in der bairischen Abgeordnetenkammer verloren und damit wird in dem zweitgrößten Staate Deutsch lands ein Umschwung erfreulichster Art ermöglicht. Die kirchlichen Angelegenheiten werden in Baiern dadurch keinen Schaden erleiden, daß die Partei dort an Einfluß verliert, die diese Angelegenheiten beständig mit politischen Machtfragen vermengte. Mit Spannung erwartet man eine angekündigtc, darauf bezügliche Kundgebung des jetzigen friedens freundlichen Papstes, die entweder in einem päpst lichen Schreiben an den Erzbischof von München oder in einer Encyklika an die sämmtlichcn bairischen Bischöfe bestehen wird. Auf Wunsch des Kaisers von Oesterreich hatte König Milan von Serbien in der Wiener Hofburg Wohnung genommen, wo ihm alle mög lichen Auszeichnungen zu Theil wurden, um seinen gesunkenen Muth und sein Ansehen in Serbien wieder zu befestigen. Der König von Serbien ist am Mittwoch von Wien nach Bad Gleichenberg abgcreist, wo er eine Cur zu brauchen gedenkt. Der serbische Minister RisticS soll, von dem russischen Ministerresidenten Persiani unterstützt, sich eifrig bemühen, die Königin Natalie nach Belgrad zurückzuführen, da er das als das ein zige Mittel ansieht, den serbischen Monarchen dem österreichischen Einfluß zu entziehen. Kaiser Franz Joseph hat sich inzwischen nach Ischl begeben, wo er bl» zur Abreise nach Pola verweilen wird. Der sächsische LrMler, Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpe« und Umgegend. Amtsblatt der Kgl. Amtshautztmauuschast, der Kgl. Schuliustzrctiou u. des Kgl. Hautztstkucramtes zu Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichtes uud des Stadlrathes zu Bischofswerda. Schw. Auf Folium 178 des Handelsregisters für den Bezirk des unterzeichneten Königlichen Amtsgerichts wurde heute die Firma D. Weber Nachfolger, Cigarrenfabrik in Bischofswerda und als deren sgemeinschaftliche Inhaber wurden Herr Carl Paulisch und Herr Rudolph Greulich, Beide in Bischofswerda, eingetragen. Königliches Amtsgericht Bischofswerda, am 4. Juli 1887. —Küchler.,