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Er»«» ». AebaMv« Dre«be»-Ne»siabt - ». ««i-»er »aß« 4. Vie Zeit»«, «ichei«t Dienst««, »„«erst«« »v »„»«He»* ,»»h Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die -tgl. Amt-Hauptmanxschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur m»d Verleger Herr»««« Müller in Dresden. M.NtljLhrl.« 1ZL Zu beziehen durch »die taiserttchen Post- emst alten und durch unsere Boten. »ei freier Lieferung Ins Hau- erhebt die > Post noch eine »e- - bühr von Sb Pf« Inserate werden bi- Monta« Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dir ispalt Zeile 1b Pf. Unter Eingesandt: 3i) Pf- Inseraten- Annahmeftele«» Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidendank, H a asenstrin LBogl«, Rudolf Moste. L. Daube L La. in Dresden Leipzig, Hamburg,, Berlin, Frankfurt a M. u. s. w. Donnerstag, -m 15. Januar 1885. 47. Jahrgang. — - > —i———— Politische WeMÄau. DeutschpeS Reick. Unter dem Titel „Przeglad powSzechny" (^Allgemeine Rundschau") giebt der in Krakau lebende Jesuit P. Morawski in Verbindung mit »erschiederren Ordens und GesinbungSgenoffen eine Monatsschrift Heraus, deren Tendenz, wie wir dem „Reichs- und LtaatS - Anzeiger" entnehmen, darauf gerichtet ist, den Grdaaken der Wiederherstellung eines selbstständigen polnischen Reiches unter den polnisch redenden UateNhaven Preußens, Oesterreichs und Ruß lands «vach zu erhalten. Bezeugt wird diese Absicht insbesondere dadurch, dag die Zeitschrift Mitarbeiter in allen irgend zur polnischen Nationalität in Be ziehung »stehende« Ländern angeworben und von „polnisch Livland" biS »ach Dalmatien publicistische Verbin dungen »angeknüpft hat. „Daß Deutschenhaß und ultramontrner Fanatismus ' — so führt der „Reichs und Staatsanzeiger" auS — „sich wie rothe Fäden durch diese Publikationen zwhen un) daß unter der Firma katho lischer GlaubenStveu« der bestehenden staatlichen Ord nung feindliche Stimmungee gepflegt werden, versteht sich von selbst. Das Motto deS „Przeglad powSzechny" lautet: „Gesegnet das Volk, dessen Herr sein Gott ist." In Wahrheit aber ist damit ganeint: „Gesegnet'daS Volk, das keinen anderen Harr» als die katholische Geistlichkeit ^anerkennt." .Ob und in wäc weit die ausschließliche Anerkennung dieses Harrn mi^ der beschworenen Treue Hegen den Laudesherr» amd dem Staat in Einklang zu Hriqgen ist, kümmert die Pvl«sch-jesuitischen Herausgeber selbstverständlich nicht. Daß Oem Interesse der katho- )»fchen Kirche aus dem durch polnisch-nationale Träume roien geleisteten Vorschub kein Segen erwachsen kann, steht für unbefangene Baorthei^er indessen ebenso un zweifelhaft fest, wie der unheilvolle Einfluß eines solchen, durch überlebte Rückerinnerungen künstlich gefristeten na tionalen Traumlebens auf die realen Zustände in den polnisch redenden Theilen unseres Staatsgebietes." Die obige Kuudgebung deS hochofsiciellen Organes beweist, daß seitens der Regierung in diese« Augenblicke ein besonders Gewicht idarauf gelegt wird, die Aufmerksamkeit der öffentlichen Meinung auf die polmschen Umtriebe und deren Verquickung mit den klerikalen Bestrebungen hinzu- ilenken. Am Montag Nachmittag ist Prinz August von Württemberg in Zehdenick bei Berlin verstorben und Hwar infolge eines EchlagfluffeS, von dem er um letzten ^Freitag, während er sich mit dem Prinzen Wilhelm von Preußen auf der Jagd befand, befallen nrurde. Als zweiter Sohu Hes Prinzen Paul von Württemberg und der Prinzessin Eharlotte von Sachsen-Altenburg um 24. Ja-mar 1813 geboren, trat Prinz August im Jcchre 1829 zunächst in württembergische, daun aber in preußische Dienste. Er avancivte im Jahre 1840 zum Oberst und erhielt als solcher daS Kommando des Garde-Kürassier- RegimentS, dessen Uniform er bis zu seinem Tode ge tragen hat. Nur 4 Jahre befehligte der Prinz dieses Regiment, dann wurde er Brigade- und später Divisions- Kommandeur und übernahm als solcher 1856 den Be fehl über die Garde-Kavallerie. Nach Verlauf von weiteren 2 Jahren erhielt der Verstorbene das Kom mando über daS GardekorpS, um endlich zum General- Oberst der Kavallerie zu avanciren. In den Feldzügen gegen Oesterreich-Ungarn und Frankreich bewies sich der Verstorbene als ein muthiger und umsichtiger Befehls haber und stets wird sein Name in der ruhmreichen Geschichte dieser beiden Kriege an hervorragender Stelle genannt werden. In der englischen Presse wird lebhaft die am Sonnabend im Reichstage gehaltene Rede deS Fürsten BiSmarck besprochen, in welcher er das Verhältniß Deutschlands zu Großbritannien eingehend erörterte und zu dem Schlüsse gelangte, daß eine kriegerische Ver wickelung zwischen diesen beiden Staaten für den Augen blick nicht zu befürchten stehe. Während sich fast alleLondoner Blätter mit diesen Ausführungen des Reichskanzlers völlig einverstanden erklären, führt die .Pall Mall Gazette aus, rS sei ein Unfinn, die Rede des Fürsten BiSmarck als beruhigend anzusehen; Der Reichskanzler habe allzusehr betont, daß alle Schwierigkeiten, welchen die Deutschen bei ihren Kolvnial-Erwerbungen begegneten, die Folgen englischer Jntriguen seien. Bismarck besitze offenbar die „fixe Idee", daß englische Beamte und l Unterthanen die deutsche Ausdehnung hindern, daS deutsche Prestige schädigen wollten und daß die englische Regie rung entweder ohnmächtig oder unehrlich sei in den Ver suchen, derartigen Bestrebungen entgegenzutreten. Bis marck drohe also: Wenn England fortan Deutschland in Afrika und Australien hindere, werde Deutschland Eng land in Aegypten plagen und dort Frankreichs Vorschläge unterstützen. Diese Drohung sei aber sehr ernst, denn alles frühere hochtrabende Geschwätz: „England kümmere DH nicht einen Deut um andere Mächte," wäre der schrecklichste Blödsinn. Es sei keine schöne Aussicht für England, daß es fürseden gespaltenen deutschen Schädel in Afrika von Bismarck verantwortlich gemacht werden solle. Des Reichskanzlers Politik basire auf dem Grundsätze „üo äks" (ich gebe, damit du giebst) und danach möge sich Kas englische Kabinett richten. — Diese Ausfüh rungen treffen, wie es uns scheint, den Nagel auf den Kopf und zeuge« von einem guten Verständnisse der BlSmank'schen Rode. Der Anstifter des von deutschen Marinesoldaten anedergeschlagenen AufstanbeS in Kamerun soll der Häupt ¬ ling Lock Preso in Hickorytown gewesen sein, welcher sich mit der Annektion seines Gebietes seitens Deutsch lands von Anfang an nickt einverstanden erklärt zu haben scheint, vr. Nachtigal berichtete unter dem 16. August v. I.: „Am 13. Juli kamen die Eingeborenen aus den entfernteren Ortschaften in ihren buntbemalten, oft 20 Meter langen KanoeS nach Hickorytown, um der Freude über ihren Anschluß an Deutschland Ausdruck zu geben und die Angesehenen unter ihnen drängten sich zur Unter zeichnung des Vertrages. Nur der Häuptling von Hickorytown selbst, Lock Preso, war auf einer Handelsreise abwesend und sein Stellvertreter wagte nicht, für ihn - zu zeichnen. Da aber Lock Preso, wenn aua, nicht i ohne ein gewisses Ansehen und eine gewisse Selbst ständigkeit, doch weit entfernt ist, eine Stellung einzu nehmen, wie etwa Häuptling Dido, sondern unter der direkten Oberhoheit deS Königs Bell steht, so glaubte ich, Hickorytown ohne Weiteres zu dem anneklirten Gebiete rechnen zu dürfen, zumal ich für die Einholung der formellen Einwilligung Lock PresoS nach seiner Rückkehr bei meiner Abreise die nöthigenAnweisungen zurückließ." ES scheint, daß alle mißvergnügten Elemente sich hinter Lock Preso gesteckt haben, welcher sich in seiner Häupt- I lingSwürde dadurch gekränkt gefühlt haben mag, daß der Vertreter deS Deutschen Reiches nicht wartete, biS ersterer seine Hai delSreise zu beenden geruhte. Ob eng- ! lische Mißgunst außerdem ihn aufgestachelt hat, ist nicht ersichtlich. Der Umstand, daß eine Bekanntmachung deS Admirals Knorr weise Mitschuldige der Aufständischen mit Ausweisung bedroht, scheint jedoch auf die Tätig keit fremder Hetzer zu deuten. In einer Unterredung, welche kürzlich ein Korre- spondent der „Köln. Ztg." in London mit dem Afrika reisenden Einwald hatte, äußerte sich der letztere u. A. ! folgendermaaßen: „So viel steht fest, daß die Eng- ! länder sich ihrer Oberhoheit über die St. Lucia-Bai > und daS Zululand erst dann erinnerten, als diese Ge biete in deutsche Hände übergehen sollten. Vier Jahre ! lang überließen sie daS Land sich selbst; sie gestatteten den Krieg zwischen Eetewayo und Usibepu und zwischen dem letzteren und den Usutos, gaben die Krönung Dini zulus zu, ließen die Boern das Land verwüsten und dort eine Republik errichten, blieben ruhig, als diese die - Missionsanstalten, deutsche sowohl wie englische, zer- störten und ließen den Mörder des deutschen Missionärs Schröder, den Zuluhauptmann Mapele, unbestraft um- herstrolchen. Ich möchte nun wissen, ob man bestimmter und deutlicher allen Ansprüchen auf ein Land entsagen kann, alS dieS die Engländer in Bezug auf das Zulu- land gethan haben. Mapele trug SchröderS Rock, gab ! dessen Geld auS und doch fiel eS England nicht «in, seine angeblichen HoheitSrechte gegen ihn geltend zu macken. Feuilleton. Ein Flüchtling. Eine Erzählung au- Deutschland- schwerer Zeit. Von Emil König. (Nachdruck verbeten.) DaS «ar einmal so Brauch in der „guten alten Zeit ' der Postbeamten. Glücklicherweise ist eS besser geworden. „Jetzt üben Anstand, Artigkeit — Wohl alle Postbeamten, — Als wenn fie von den Grazien — In grader Linie stammten. — O solche Leute lob' ich mir; — Sie grüßt man lieber mit Gebühr, -- BIS Muffige »nd Brummer! — 'S kam daher, daß manch' dummer Tropf — Saß an dem Postregister — Er that, als wär er Wunder was, — Vor jeglichem Philister." — II. Eine Ertrapost. „Die Extraposten fuhren auch — Drei Biertelstund' per Meile — Für reiche Leute, deren Fahrt Nicht hatte lange Weile." Der Postmeister war an - Fenster getreten und «nusterte eine Ertrapost, die soeben vor dem Hause vor- »elahren war. Es war ein großer, dicktverschloffener Reisewagev. Meiner seiner Insassen versuchte einS der mit dichten Worbängen versehenen Fenster zu öffnen; selbst der Diener Mieb, fest in seinen weiten Mantel gehüllt, auf seinem am Hintertheile deS WagenS angebrachten Sitze und er- i «artete anscheinend ld«n Wagenmeister, um diesem ver- mnthlich «eitere Anweisung zur Fortsetzung der Reise - im Auftrage seiner unsichtbaren Herrschaft zu geben. Endlich kam der Erwartete aus dem Hause. „Sofort vier Pferde nach B ....!" rief der Diener in «mem Tone, als hätte ihm noch niemals ein Mensch widersprochen. „Wähle» Sie aber einen tüchtigen und ? sicheren Postiüo», Alterchen", sagte er dann freundlicher, s „die Wege find ungeheuer verschneit. Kaum drei Meilen ! haben -wir in acht Stunde« zurückgelegt und oft waren wir in Gefahr, umzuwerfe« oder Ltnzuschneien." „Das will ich Ihnen gerne glauben!" erwiederte der alte brave Wagenmeister. „ES ist in der That ein wahres Hund,wett«! Aber einen Postillon kann ich Ihnen bei« besten Willen nicht stellen, weder einen sichern, noch einen uvsichern, ebensowenig kann ich Ihnen j Post-, noch andere Pferde geben und wenn Sie mich auf der Stelle massakriren. Sie werden sich gedulden ! müssen, biS Pferde zurückkommen!" „Warten? — Nicht eine Minute!" rief der Fremde und hielt dem Alten eine« blanken Thaler hin. „Seht her, Wagenmeister, die- Euer Trinkgeld und — dann die Pferde, gelt?" „DaS ist Alle- ganz schön!"'sagte kopfschüttelnd der ! Alte, „aber auch für den blanken Thaler kann ich nichi- ! thun. Ich kann Ihnen nur versprechen, daß Sie die I ersten Pferde haben sollen, die ankommen; die aber be- ' kommen Sie ganz gewiß und — wenn der leibhafte s Satan mit Ertrapost ankvmmen sollte oder — der Korse 1 selbst, Gott verdamm' ihn." Die letzten Worte hatte der Alte zwar in den Bart gebrummt; sie waren dem Fremden indeß nicht ent gangen. „Freund", bub er wieder an, „wir haben große Eile und müssen unbedingt baldigst weiter. Soll ich vielleicht den Postmeister selbst bitten?" „Versuchen Sie'S, er ist drin im Bureau." Der Diener stieg von seinem Sitze herab und trat an den Wagenmeister heran Er schien schon viel gereist zu sein u«d längst erfahren zu haben, daß man selten vom Postmeister erreicht, was sein Wagenmeister ab geschlagen. „Schafft Pferde, Alterchen", redete er dem Wagen- meister zu. „Ich bin kein Knicker und zahle doppelt, selbst dreifach!" „Ich kann eS nicht! Reden Sie mit dem Post meister und Sie werden dasselbe vernehmen. Möglich, daß der Pferde auS der flachen Hand hervorzaubern kann, im Stalle hat er kein einziges. Ich wiederhole Ihnen aber, von mir bekommen Sie die ersten, vom Postmeister dagegen die zweiten, denn der behält die ersten zur Personenpost zurück, die eigentlich auch schon längst hier sein müßte, bei dem Wetter und den Wegen aber vielleicht erst morgen oder übermorgen eintrifft." „Schön, mein Freund! Deshalb keine Feindschaft. Hier nehmt vorläufig den Thaler für Euer Versprechen! Nun sagt mir aber: Wo befindet sich daS Bureau? „Im Hausflur, die erste Thür recht-! Fallen Sie übrigen- nicht über die große Waage, die im Hause liegt." Ueber die Waage fiel der Bediente nun zwar nicht, diese umschiffte er glücklich; dafür stieß er sich jedoch um so kräftiger mit der Stirn an den eisernen, schief herunterhängenden Waagebalken Im AuSdrucke deS