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' — Mnnsdorfu^w- stmbrand, Urspmng, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, . 26. Jahrgang. Nr. 10 Freitag, den 13. Januar 1899 wenn Herr Stolle meint, daß die Schweinezucht haupt sächlich sich in den Händen der Großbesitzer befinde (Stolle: Sehr richtig.) Nein, Herr Stolle, das ist nicht richtig, auch nicht für Sachsen. Die Schweinezucht liegt überall, und mit Recht, mehr in den Händen der Klein besitzer. Redner bespricht Vann die Petition der Fleischer. Die Freisinnigen hielten ihre schützende Hand über die Schlächter, die auf einmal Konsumenten geworden sein sollten. Er begrüße jedenfalls das Vorgehen der Re gierung mit Freude, diese sei auf dem rechten Wege, wenn sie unseren Viehstand gegen Seucheneinschleppung zu schützen bestrebt sei. — Abg. Dr. Rösicke (Bund der Landw.) drückt seine große Zufriedenheit über den Gang der Debatte aus. Die ganze Fleischnothlagc sei von der gegnerischen Presse aufgebauscht worden aus Anlaß der preußischen Landtagswahlen. Die Grenzen dürften erst wieder aufgemacht werden, wenn im Auslande der bedrohliche Zustand ausgehört habe, wenn das Ausland absolut seuchenfrei sei. Die kontingentirte Zulassung von Schweinen nach Oberschlesien sei ja ein Uebelstand, aber doch immer noch der unbeschränkten und unkon- trolirbaren Einfuhr vorzuziehen. Den ganzen Gewinn von der Viehzucht schluckten die Händler und selbst Vieh treiber bezögen manchmal Gehälter wie preußische Minister. Ein fundamentaler Jrrthum sei es, daß die Einfuhr vom Auslande nöth:g sei, im Gegentbeil diese drücke nur unsere Viehproduktion nieder. Erfreulich sei es, wie in dieser Frage nationale Töne, namentlich vom Vorredner angeschlagen worden sein. — Abg. Müller- Waldeck (Antisemit) führt aus, es sei Vieles wieder gut zu machen, was leider zum Nachtheil der Landwirthschast durch die Handelsverträge gesündigt worden sei. — Abg. Dr. Stephan-Beuthen (Centr.) tritt dem Abg. Dr. Rösicke entgegen, er wisse sich dabei frei von Feindselig keiten gegen die Landwirthschast. Auch er wünsche, daß die Landwirthschast im Stande wäre, der Nachfrage nach Fleisch zu genügen, auch er habe gegen nothwendige sanitäre Maßnahmen nichts. Dr. Rösicke verlangt die völlige Schließung der russischen Grenze, eine solche Maßregel habe nicht einmal Herr von Wangenheim verlangt. Es sei Thatsache, daß Oberschlesien nicht im Stande sei, den Bedarf des oberschlesifchen Jndustrie- bezirks an Schweinefleisch zu decken; die Einfuhr aus Rußland sei deshalb nicht zu entbehren. Wenn in Beuthen in den letzten Wochen von dem Kontigent nicht in seinem vollen Umfange Gebrauch gemacht worden ist, so liege das wohl daran, daß dort die Schweinepreise im Vergleich zu früher ganz außerordentlich in die Höhe gegangen seien, und das hänge wiederum zusammen mit der seit Jahren andauerden Verringerung des Einfuhr kontingents. — Abg. Rickert (freis. Ver.): Den Ver dacht, daß sanitäre Bedenken vorgeschützt werden gegen die Einfuhr, um agrarische Zwecke zu verfolgen, hat nicht die linke Seite des Hanfes zuerst ausgesprochen, sondern der Herr Landwirthschaftsminister hat auf das Unzulässige dieses Verfahrens hingewiesen. Rösicke's Forderung, die Grenzsperre bis zur absoluten Ge währ der Seuchenfreiheit aufrecht zu erhalten, heißt doch nichts Anderes, als die Sperre für alle Ewig keit zu erklären. — Ein Schlußantrag findet zunächst die nöthige Unterstützung. Vor der Abstimmung be antragt der Abg. Singer (Soz.) die namentliche Aus zählung, die genügend unterstützt wird und 82 Stimmen für und 183 Stimmen gegen den Schluß ergiebt. Der Schlußantrag 'st somit abgelehnt. — LandwirthschaftS- miuister Freiherr von Hammerstein weist darauf hin, daß früher von dem Abgeordneten Richter und gestern vom Abgeordneten Fischbeck behauptet wurde, daß die Regierung die Vertragstreue nicht streng innehalte. Diesen Vorwurf habe er als nicht national bezeichnet und halte diese Bezeichnung auch jetzt noch aufrecht. — Abg. Haase (Soz.): Uebcr die Grenzsperre als Stedaetiou imd Gxpedtti»»: »«hUßratz« » (nahe dem 8. Amtsgericht). Telegrmmn-Udrrfl«: Anzeiger Hoheusteinrrnstthal. JnserttonSgebühren: die fünfgespaltes« Sorpuszr,.- — Raum für de» «erbreüunqsbezirk 10 für auswärts 12 Rerlam« 25 Pfg. Pei mehrmaliger Aufgabe Rabatt SmiaH»« der Inserate für die folgende Nummer bis Ttarv 16 tlbr. Gröbere Anzeigen Abends norhcr erberen. — — «nsnaqmr der Sonn« und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Ml. 25 Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. Tagesgerichte. Deutsches Reich. Berlin, 11. Jan. Reichstag. Aus der Taaes- i/«? Zunächst die Wahl von sieben Mitgliedern wird Rj,^komimssion für Arbeiterstatisiik. — Sodann Besprechung der Interpellation Wangenheim die Flesschnoth. Abg. Stolle (soz.): Gegenüber dem gestern Gehörten müsse es ihm erlaubt 11!^ n > der Konsumenten zu vertreten. Ueberall m den großen Schlachthäusern Deutschlands Tausende von Schweinen im Vorjahre weniger ge schlachtet worden. Die Negierung Hal nicht nur die Interessen der Viehzüchter zu schützen, sondern sie hat ui erster -nne die Pflicht, die Interessen der armen Leute zu schützen. Redner wendet sich sodann gegen den sächsischen Landeskulturrath, der eine Fleischnoth leugnet. Durch eine solche Politik werde auch das Interesse der kleinen Bauern nur geschädigt. (Lachen rechts.) Eine Seuchengesahr vom Auslande her, wie man sie hier vorschützt, existire gar nichl. Thun Sie nun selber bei uns Alles, um im Jnlande das Umsich greifen von Seuchen zu verhindern. — Abg. Rißler (kons.) führt demgegenüber aus, daß gerade die klein bäuerlichen Schweinezüchter ein Interesse hätten, an der Abwehr der Seuchengefahr vom Auslande, sowie daran, daß die Preise nicht zu niedrig seien. Auch der Bauer müsse, um durchzukommen, lohnende Arbeit haben. Die Bauern auf dem Lande fäßen Sonntags bei em bis zwei Glas Bier zusammen, die Arbeiter in den Industrie städten dagegen machten Ausflüge u. s. w. Die Städter wissen auch ganz gut: hat der Bauersmann eine gute Einnahme, so haben auch wir eine gute Einnahme. Hier handelt es sich nicht um eine Partei-, sondern um eine Existenzfrage. Die vorige Regierung habe der Linken viel zu viel nachgegeben. Ich schließe mit dem, was schon ein großer Staatsmann vor hundert Jahren gesagt hat: Ein Staat, der seine Landwirthschast schützt, ist unbesiegbar. — Staatssekretär Graf Posadowsky weist gegenüber den Ausführungen Stolle's statistisch nach, daß die Fleischnahrung pro Kopf im letzten Jahre in Deutschland nicht gefallen, sondern vielmehr gestiegen sei. Ebenso stehe statistisch fest, daß innerhalb des Zeit raums 1890 bis 1898 das letztere Jahr sich durchaus nicht durch die höchsten Vieh- und Fleischpreise ausge zeichnet habe, auch nicht etwa am Berliner Markte. Gegenüber Stolle und dem, was derselbe über das In teresse der Kleinbauern gesagt habe, sei zu bemerken, daß durch etwaige Seuchen eine kleinbäuerliche Vieh haltung relativ viel mehr gefährdet werde, als die Exi stenz eines Großgrundbesitzes. Stolle leugnet, das rn Holland Viehseuchen seien, aber die dortige amtliche Statistik ergab für Holland im Jahre 1898 5270 Fälle von Maul- und Klauenseuche und mehrere Hundert Fälle von Schweineseuchen. Die Frage sei hier: Soll die städtische Bevölkerung etwas billigeres Fleisch haben, oder soll der Landwirthschast, unermeßlicher dauernder Schaden erwachsen. — Abg. Paasche (natlb.): Meine Freunde haben die Interpellation mit unterschrieben, weil sie die Erörterung dieser wichtigen nationalen Frage hier im Reichstage für sehr förderlich hielten. Aus der ganzen Agitation der Gegner ist eme lächerliche Maus berausgekommen, nachdem man Monate lang so getyan hatte und in Artikeln sich verbreitet hatte als mußten die Arbeiter verhungern nnd als wurde das Bolk von den Agrariern ausgesogen. Von den vorliegenden Peti- tionen, die die Fleischnoth behandeln sstdleder Stadt Berlin eigentlich das Maximum, was man einer Vertretung bieten darf. Für das Auslaich ha man Alles übrig, ob aber unsere Viehzucht zu Grund g Y , darum kümmert man sich in dm «ressen liner Petition verfaßt haben, mcht. Völlig »rng ist es, Mittel gegen die Seuchengesi^ denn b-sitz-r. Das ge ammM Maür al von Land- es rühre von interesimer-V 1 durchaus ungenau BÄ 'd-° Sp-M Schweinezüchter Polens em. ^g .^t^ LkLÄ, ÄÄÄs" Preise künstlich herbei'führen wollten. D,e Behauptungen von der Flesschnoth seien nur Angriffe auf dw Land wirthe. — Staatssekretär Graf Posadowsky tritt dem Ab^ Haase entgegen, als ob eine Seuchengefahr für Ostpreußen nicht bestehe. Die Vorwürfe Haafe - gegen die verbündeten Regierungen seien unbegründete Ver dächtigungen. - Abg. Eßlinger (Bauernbimdst Die Stellungnahme der Socialdemokratie erkläre sich aus dem Bestreben, die Bauern zu proletarisiren, denn dann blühe der sozialdemokratische Weizen. Herr Lieber werde hoffentlich, nachdem er die Stellung der Regierung erfahren habe, etwas agrarisch geworden sein. Der bayerische Flügel des Centrums werde fest agrarisch bleiben. Damit ist die Besprechung der Interpellation beendet. Morgen Militävorlage — In der'Sitzung der Budgetkommission des Reichs tags erklärte Staatssekretär Tirpitz ausdrücklich, bis jetzt sei an keiner Stelle die Absicht hervorgetreten, dem Reichstag einen neuen Flottenplan vorzulegen, sondern im Gegentheil bestehe bei allen in Betracht kommenden Stellen die Absicht, das jetzige Flottengesetz auszu führen und für dasselbe die vorgesehenen Grenzen innezuhalten. — Der frühere Ceremonienmeister v. Kotze, der den Ceremonienmeister der Kaiserin Friedrich, Schrader, im Duell erschossen hat, ist vom Kaiser empfangen worden. Die „Deutsche Tageszeitung" erklärt dazu, daß mit dieser ehrenden Genugthuung der Fall Kotze — Herr v. Kotze war bekanntlich als Autor anonymer Schmähbriefe an Mitglieder der Hofgesellschaft verdächtigt worden — aus der Welt geschafft sein dürfte. — Dem Reichstag ist wiederum eine große Zahl von Petitionen zugegange», von denen die folgenden ein all gemeineres Interesse beanspruchen dürsten. Der Verein deutscher Zeitungsverleger giebt dem dringenden Wunsche Ausdruck, daß die Wortgebühr für eine Zeitungsdepesche von 5 auf 27, Pfg. herabgesetzt werde, wobei eine Mindestgebühr von 50 Pfg., wie sie jetzt besteht, fest- Kt werdens Der Deutsche GastwirthSverband (25,000 Mitglieder) befürwortete, daß die Zufuhr leben den ausländischen Viehes nicht mehr, wie es der an- schemend sanitäre Zweck erfordert, erschwert wird, sowie daß die eingehenden ausländischen Fleischwaaren an der Grenze so untersucht werden, daß auch der minder bemittelte Mann sein Fleisch ohne Gefahr für die Ge- ^ndheit seiner Familie und mit Appetit essen kann. Der Militäranwärter und Invaliden bittet v " MflUaranwärtern die Militärdienstzeit bei Festsetzung des Besoldung« Dienstalters so weit anzurechnen daü