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^444444^ Tageblatt für Bischofswerda, Stolpm und Umgegend. der Sgl. «mtshmlptmamkschast, der Kgl. Schulinspektüm mW des Sgl. Hauptzollamtes M Bmche«, sowie des Sgl. Amtsgerichts mW des StadtrateS z« Bischofswerda. P-litisch, übrrstch«. Deutsches Neich. Die Budgetkommisfion des Reichstags setzte am Donnerstag die Beratung des Marineetats bei den artilleristischen Armierungen fort. Zum Bau einer Werkstatt zur Herstellung von Schiffs turbinen in Wilhelmshaven werden als erste Rate 300000 gefordert. Der Gesamtanschlag beträgt 700000 Staatssekretär v. Tirpitz führte aus, Wilhelmshaven sei der einzige Stütz punkt in der Nordsee, wo in zwei Jahren eine Anzahl Turbinenschiffe stationiert sein werde. Die feierliche Beisetzung des Reichstagspräsi denten Grafen zu Stolberg-Wernigerode fand am Donnerstag auf dem Familiengut Dönhof- städt statt. Der mit Blumen überdeckte Sarg war in der Schloßkapelle aufgebahrt. Als Ver treter des Kaisers erschien der kommandierende General v. Mackensen. Mit dem Vizepräsidenten des Reichstags Erbprinzen zu Hohenlohe-Langen burg wären etwa 15 Mitglieder aller Fraktionen gekommen, um dem Verblichenen die letzte Ehre zu erweisen. Anwesen- waren ferner Oberprä- sident v. Windheim, der Kommandeur der 1. Vi sion Generalleutnant v. Hasse, Regierungspräsi dent Graf Keyserling?, der Protektor der Königs berger Universität Händtcke und viele andere hervorragende Persönlichkeiten. Nachdem die Trauergemeinde sich versammelt hatte, erschien die Gräfinwitwe mit den anderen Leidtragenden. Die Trauerrede hielt der Schloßgeistliche. Nach Beendigung der kirchlichen Feier wurde der Sarg zur Gruft geleitet. Hinter dem Sarg trug Graf zu Eulenburg-Prassen auf einem Kissen die Or den seines verstorbenen Schwiegervaters. Dann folgten die Gräfin Stolberg und General Macken sen. Auf dem ganzen Weg bildeten die Gutsbe amten und Gutsinsassen Spalier, um sich als dann dem Kondukt anzuschließen. Unter dem Segen des Geistlichen und den Klängen eines Chorals wurde der Sarg in die Gruft gesenkt, über die der Kriegerverein drei Salven abfeuerte. Mit der Niederlegung von Kränzen, unter denen sich solche beider Majestäten befanden, schloß die Feier. In der Donnerstags-Sitzung der badischen Zweiten Kammer betonte der Minister des In- nern auf die Ausführungen eines Abgeordneten, daß er in der Rede des Reichskanzlers einen An griff auf das Reichstagswahlrecht nicht finden könne. Zur Frage der Schiffahrtsabgaben be- merkte der Minister, diese sei durch den Beschluß des Bundesrats entschieden; es könne sich nur darum handeln, den Entwurf im badischen Inter esse zu verbessern. Im elsässischen Landesausschuß wurde nach einstimmiger Annahme des Antrags Dietsch ein zweiter Antrag des Alterspräsidenten einstimmig angenommen, daß die künftige Landesvertretung aus dem allgemeinen gleichen, geheimen und direkten Wahlrecht hervorgehe. Der Staats sekretär erwiderte, was das Wahlrecht zum Lan- deSausschuß anbelangt, so stehe die Regierung einer Aenderung dieses Wahlrechts nicht gründ- sätzlich ablehnend gegenüber. Die Regierung ist indeß der Frage dieser Aenderung bisher nicht näher getreten, weil sie es für zweckmäßig hielt, daß zunächst der Ausbau der Verfassung abge wartet werde. Wenn dieser, wie die Regierung hofft, die Zuständigkeit der Landesgesetzgebung für alle Fragen der Landesverfassung, also auch für die Wahlrechte, mit einbringt, so wird die Entscheidung über das Wahlrecht nicht mehr wie- Nachbarn Österreich, Rußland und Deutschland gegolten hat, und daß auch weiter diese Groß mächte den Schutz des Friedens im Orient fester ins Auge fassen wollen, damit nicht jeden Monat von der Balkanhalbinsel her die Ruhe Europas bedroht erscheint. Di« höchsten absoluten Schulden, wie auch auf den Kopf der Bevölkerung hat demnach Frank reich; doch find auch Deutschland, England, Oester- reich und Italien reichlich mit Schulden gesegnete Länder. Außerordentlich hoch ist der Schuldbe trag auf den Kopf in Portugal. Zu Deutschland muß noch bemerkt werden, daß in der genannten Summe auch die Schulden der Bundesstaaten mit eingeschlossen sind. Eine Frage für sich ist es nun wieder, in welchem Maße die Bevölkerung dieser einzelnen Staaten durch die öffentliche Schulden last gedrückt wird. Denn aus -en oben ange führten Ziffern läßt sich noch kein Schluß hierauf ziehen und also auch kein unmittelbarer Ver gleich anstellen, weil hierfür nicht allein die tatsächliche Höhe der Schulden der verschiedenen Staaten, sondern auch die Aut und Weise ihrer Verzinsung durch direkte oder indirekte Steuern in Betracht kommt. Indessen würde eine Er örterung des Staatsschuldenstandes auch nach die ser Richtung hin den Rahmen des vorliegenden Artikels überschreiten. Die Schul»« »er «ropSischm St««t«. Es ist eine längst bekannte und allerdings höchst bedauerliche Tatsache, daß die Schulden fast aller modernen Staaten seit einer Reihe von Jahren mehr und mehr gewachsen sind, ja, hier bei geradezu sprungweise zugenommen haben. Allerdings muß hierbei betont werden, daß dies Anwachsen der Staatsschulden zu einem guten Teil den Zwecken der. modernen Kultur zuzu schreiben ist, während daneben auch die erheblich angeschwollenen Ausgaben der meisten Staaten für Militärische und resp. auch für Flottenzwecke ihre bedeutsame Rolle bei dem Anwachsen der Staatsschulden spielen. 1847 waren die Gesamt schulden aller Kulturländer auf 34, 1870 auf 78, 1906 aber auf 177 Milliarden Mark gestiegen. Von letzterer Summe entfielen ungefähr "/«, näm lich 122 Milliarden, auf Europa, und zwar waren hieran die wichtigsten europäischen Staaten in folgender Weise beteiligt: Schulden in auf den Kopf Millionen der Bevölkerung. s>» Besuche »es Gr»f« Aetzr«th»l in Berlin. Der dreitägige Besuch des Ministers des Auswärtigen für Österreich-Ungarn, des Grafen Aehrenthal, in Berlin hat nicht, wie man viel- fach angenommen.hat, einer Verlängerung des Dreibundes oder des besonderen Bündnisses zwi- scheu Deutschland und Österreich-Ungarn gegol- ten, denn der Dreibund ist ja bis zum Jahre 1914 abgeschlossen. Der Besuch des leitenden österreichisch-ungarischen Ministers des Auswär tigen in Berlin hatte vielmehr den Zweck, die Spannug beseitigen zu helfen, welche währen der letzten Orientkrisis zwischen Österreich - Un garn und Rußland entstanden ist, und die sich bei den immer wieder austauchenden orientali schen Fragen recht unerquicklich bemerkbar macht. ES entspricht nämlich im hohen Maße den Inter- essen Österreichs, Deutschlands und Rußlands, wenn diese drei Großmächte in bezug auf die orientalischen Fragm und die ost sehr bedroh- lichen Vorgänge auf der Balkanhalbinsel sich iiher die Grundlinien ihres Zusammenwirkens einigen. Von einer solchen Einigung konnte seit Jahr und Lag keine Rede sein, da Rußland, wenn auch ohne Grund, sich in seinen orientali- schen Interessen durch die Annexion Bosniens WeqS Österreichs und durch die Ablehnung der M weit gehenden Ansprüche Serbiens verletzt fühlte. Es wird daher die Aufgabe der deutschen Politik sein, zwischen Rußland und Östereich im wohlverstandenen gegenseitigen Interesse wie derum eine Annäherung und Verständigung in -en orientalischen Fragen herbeiführen zu hel fen. Nach einer Kundgebung des Russischen Mi nisters des Auswärtigen, Iswolski, erscheint diese Annäherung auch gar nicht so schwer, da man in Petersburg erkannt hat, daß Österreich und Deutschland währen- der vorjährigen Orient- krifis unbedingt zusammenhalten mußten, weil nicht nur die Bündnistreue, sondern auch die Friedensinteressen das feste Zusammenhalten Deutschlands und Österreichs verlangten. ES heißt nun, daß Österreich geneigt sei, in irgendeiner Form an Rußland ein Zugeständnis zu machen, um die alten guten Beziehungen zwi schen Wien und Petersburg wieder vollständig herzustellen. Rußlands Ehrgeiz hat während der letzten Orientkrisis eine zu empfindliche Schlappe erlitten, als daß der Minister Iswolski die schmollende Haltung gegenüber Österreich gleich aufgeben könnte, denn die letzte Orientkrisis hat gezeigt, -aß Rußland für die kleinen Balkan staaten nichts mchr durchsetzen kann, wenn Öster reich dagegen energischen Widerspruch erhebt. Bei dieser Sachlage wird eS nicht ganz leicht sein, eine Grundlage zu finden, auf welcher sich Rußland und Österreich in den orientalischen Fragen ein für alle Mal verständigen könnten, da bekannt lich der ganze Orient ein politischer Hexenkessel ist, von dem man heute nicht weiß, was er mor gen neues und schreckliches hervorbringt. Da aber Rußland auf die Dauer unter den schlechten Beziehungen mit Österreich auch Nachteile und Verdrießlichkeiten haben muß, so wird sich schließ- lich schon eine Formel gefunden haben oder noch finden, mit der der russische Ehrgeiz und auch die Eitelkeit des russischen Ministers Iswolski einigermaßen befriedigt werden kann. Erfreulich ist eS daher bei dem Besuche de« Grafen Aehrenthal in Berlin, daß derselbe den friedlichen Interessen Europa« und der großen Staat Mark Mark. Deutsches Reich 16 158,1 266 Großbritannien 15 779,8 376 Fransteich 24 868,8 633 Italien 11188,9 329 Oesterreich-Ungarn 12777,2 266 Rußland 18 759,4 134 Spanien 7 677,3 394 Rumänien 1169,3 192 Belgien 2608,9 372 Dänemark 260,6 96 Norwegen 385,2 163 Schweden 431,9 80 Niederlande 1925,7 " 344 Portugal 3 587,0 631 Schweiz 420,8 114 Serbien 369,4 136