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Tabellarischer Satz 50°/o Aufschlag. — Bet zwangsweiser Einziehung der Anzeigengcbühren durch Klage oder in Konkurssällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter :: :: :: :: :: Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung :: :: :: :: :: Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Kamenz, des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz ' sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer Amtsgerichtsbezirks: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Friedersdors, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmanusdors Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von E. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohrin Pulsnitz Nummer 157 Donnerstag, den 1. Oktober 1925 77. Jahrgang Amtlicher Teil Aufwertungs - (Mietzins-) Steuer. Am 5. d. M. ist die Aufwertungssteuer für Oktober fällig. Die Steuerpflichtigen werden hierdurch aufgefordert, die fälligen Beträge zur Vermeidung der Zwangsvollstreckung bis spätestens 12. Oktober 1925 an unsere Stadtsteuereinnahme abzuführen. Am 13. dss. Mts. treten die gesetzlichen Verzugszuschläge in Kraft. Schriftliche Mahnung erfolgt nicht. Pulsnitz, am 1. Oktober 1925. Der Stadtrat. Hundesteuer. Die 3. Rate der Hundesteuer wird in den nächsten Tagen in der üblichen Weise eingezogen. Hunde, die bei der allgemeinen Erhebung übergangen werden, sind bei der Stadlsteuereinnahme zu melden. Pulsnitz, am i. Oktober 1925. Der Stadtrat. Ankündigungen aller Ari sind im »Pulsnitzer Tageblatt" von denkbar bestem Erfolg. Lin Leben der Pflichterfüllung Keiner hat größere Liebe, denn der jein Leben laßt für die Brüder. Der Verfasser dieses Artikels hatte als junger Student den Vorzug und die Ehre, unseren allverehrten Generalfeld marschall von Hindenburg im Auftrage der Berliner Stu dentenschaft in Potsdam zu begrüßen, wo der General feldmarschall sich zu kurzem Besuch bei einem alten Freund, einem bekannten General, einquartiert hatte. Frühmorgens waren die Vertreter der Studentenschaft hinausgefahren. Im Vorgarten der schlichten Villa wurde Aufstellung genommen. Der Generalfeldmarschall ließ nicht lange auf sich warten. Die große Gartentür des Hauses öffnete sich, und Hindenburg stand vor uns. Ruhig und klar sprach er mit jedem. Wäh rend wir Junge unter dem Eindruck der traurigen Zeitereig nisse in die Zukunft unseres deutschen Volkes pessimistisch blickten, klang aus den Worten unseres Hindenburgs die feste Zuversicht an die unverwüstliche Kraft und den unzerstör baren Lebenswillen des deutschen Volkes. Solche Momente prägen sich tief in das Gedächtnis ein. Wie ein Vorbild aus den Glanztagen des Kaiserreichs, wie unser Altreichs kanzler Bismarck, stand Hindenburg vor uns, ein Recke Von Gestalt, trotz seines damals bereits hohen Alters von seltener Rüstigkeit und Körperfrische, — trotz der schlimmen Erlebnisse der Revolutionsjahre von dem festen Glauben an die Mission des deutschen Volkes in der Welt auch in künftigen Tagen erfüllt. In der Heldengestalt Hindenburgs ist solche Fülle deu- scher Epochen leibhaftig geworden, daß geschichtliche Pergleiche fast versagen. Seine Jugendzeit beginnt in kleinpreußischer Zeit. Er bekommt noch einen Begriff von der deutschen Uneinig keit und parlamentarischen Mätzchen, als die Krise des Jahres 1848 die preußische Politik leicht bewegte. Hier liegen die Anfänge seiner Entwicklung. Die Familie bestimmte, daß Hindenburg die Offiziers laufbahn gemäß der Familientradition einzuschlagen habe. Als Kadett von Walstatt begann er seine militärische Lauf bahn unter der Regierung Friedrich Wilhelms IV. Einige Zeit lang war er Page bei der Königin-Witwe Elisabeth von Preußen. Drei Kriege durste er mitkümpfen. Als blut junger LeklknAnODampffe er für Preußens Rühm in der Schlacht bei Königgrätz. Er sieht mit eigenen Augen im okkupierten Hannover die Zusammenfassung großpreußischer Kräfte sich vollziehen, die Vorbereitung zu jenem Kampf, der deutsche Einheit unter Preußens Führung brachte. Bei St. Privat steht er tapfer seinen Mann, erlebt das große Er eignis der Krönung Kaiser Wilhelms I. im Spiegelsaale des Versailler Schlosses am 18. Januar 1871. Dreiundvierzig Friedensjahre rauschen dann an seinem Leben vorüber. Er wird Mitarbeiter des berühmtesten Gene- ralstabes der Welt; denn derjenige Offizier, der in den preu- ßischcn Generalstab berufen wurde, mußte schon einer der besten aus der Masse der preußischen Linienofsiziere sein. Unter der Negierung Wilhelms II. wurde der extensive Aus bau des Deutschen Reiches weiter fortgesetzt. Deutschland rückte mit jedem Jahre mehr an die Spitze der Weltmächte und erregte den Konkurrenzneid der anderen. Der "Weltkrieg brach aus. Die deutschen Truppen hatten im Westen Erfolge, aber ini Osten brachen die Heeresmassen I der Russen ein. Hindenburg, der sich bereits von seiner mili tärischen Laufbahn in die Stille einer kleinen deutschen Stadt zurückgezogen hatte, wurde vom Kaiser auf Grund seiner hervorragenden Kenntnisse des ostpreußischen Gebietes mit dem Oberkommando der ostpreußischen Truppen betraut. Einige Tage vergingen, und schon konnte jener glänzende Sieg von Tannenberg gemeldet werden, wo Tausende von Russen auf der Flucht in den masurischen Seen ihr Leben lassen mußten und Zehntausende von russischen Gefangenen gemacht wurden, abgesehen von den ungeheuer großen Men gen an erbeutetem Kriegsmaterial. Ostpreußen war frei, frei von den räuberischen Banden der russischen Armee. Di« ostpreußische Bevölkerung hat für diese Heldentat unseren Hindenburg für immer in ihr dankbares Herz geschlossen. Der Krieg ging weiter. Hindenburg nahm, unter stützt von seinem treuen Berater, General von Ludendorff, die Leitung der gesamten Operationen aller deutschen Heere im Westen und Osten- in die Hand. Unsere Heere waren unter der Führung Hindenburgs überall gegenüber dem Feinde siegreich. Wenn es nach den Leuten, die bis zum letzten Moment an -er Front standen, gegangen wäre, hätten wir den Krieg nicht verloren. Aber die Heimat war von Agi tatoren zermürbt worden, die Etappe war von bolschewisti schen Ideen verseucht. So brach die Revolution aus. De» Krieg war für Deutschland verloren. Und da bewies Generalfeldmarschall von Hindenburg wieder, daß die treueste Pflichterfüllung gegenüber seinem deutschen Volke ihm zum obersten Maxim seines Lebens ge worden war. Wären die Truppen von der Front ungeordnet in die Heimat zurückgeströmt, so hätte ein schreckliches Chaos daraus entstehen können. Hindenburg hielt jedoch seine Truppen in der Hand und sorgte in vorbildlichem Maße da für, daß die Entlassung und die Ueberleitung der Front kämpfer in zivile Berufe in zufriedenstellender Weise vor sich ging. Aus Ekel vor den politischen Ereignissen in Deutschland seit dem Jahre 1918 hatte Hindenburg sich wieder in sein stilles Hannover zurückgezogen. Er glaubte, daß seine Lebens arbeit beendet sei. Aber als der Augenblick herantrat, wo das deutsche Volk zum ersten Male den deutschen Reichs präsidenten sich wählen sollte, da erinnerte man sich der ruhm reichen Verdienste unseres alten Generalfeldmarschalls, und mit guter Mehrheit wurde Hindenburg der Reichspräsident des Deutschen Reiches. Hindenburg waren als altem Soldaten die Begriffe Treue, Tapferkeit, Gehorsam, Pflichtgefühl und Ehre in Fleisch und Blut übergegangen. Treue seinem Volke, Tapfer keit vor dem Feinde, Gehorsam gegenüber seinem höchsten Kriegsherrn und gegenüber Gott, unermüdliches Pflicht gefühl gegenüber der übernommenen Arbeit, und über allem Sochhaltunq der persönlichen Ehre und auch der nationalen Ehre des Volkes, — sein Leben ist ein Beweis dafür, daß er das alles gehalten hat. Das gegenwärtige deutsche Geschlecht wird kaum die Geschicke des deutschen Volkes nachhaltig ändern können; aber die deutsche Jugend wird dereinst be- cufen sein, die Zukunft des deutschen Volkes wieder mit eherner Hand zu schmieden. Sindenburgscher Geist möge sie dann beseelen, möge sie zu Helden machen, die bereit sind, ihr Leben ihrem Volke freudig zu opfern. Denn keiner hat größere Liebe, als der sein Leben läßt für die Brüder. Oerkaru ^losls.