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219 1091 Militär, kill«« mehr den Charakter einer gefährlichen, rein politischen Bewegung anzunehmen und es ist nicht ausgeschlossen, daß dieselbe eines Tages den jetzigen Machtinhabern in Belgien vollständig über den Kopf hinauswächst. Verantwortlicher Redacteur: Lari Ithnk in Dippoldiswalde. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 17. Dezember. Der gestrige Sonntag war weder dem Verkehr auf der wieder fahr bar gewordenen Eisbahn, noch dem so sehr erwünschten Geschäftsverkehr günstig. Es schien den ganzen Tag, als ob es schneie» wolle, es blieb jedoch bei einem nässenden Nebel, der die schwache Schneedecke völlig entfernt hat. Die Sonntage vor Weihnachten mäßige Kälte und Schlittenbahn, das haben unsere Geschäfts leute gern, dazu scheint es aber auch in dieser Woche kaum kommen zu wollen. Hoffen wir also wenigstens auf nächsten, letzten, entscheidenden Sonntag. II „Glück zu!" Unter lebhaftem Beifall der Zu hörer, unter denen sich auch einige Bürger befanden, schloß Herr vr. Kirbach seinen sachlich höchst inter essanten, rhetoretisch äußerst gefälligen Vortrag über „das Wasser". Durch Bilder und Karten veranschau lichend, an verschiedenen Flußgebieten beweisend, durch Zahlen bestimmend, besprach der Herr Vortragende den ewig, meist geräuschlos zerstörenden, aber auch wieder ausbauenden Einfluß des Wassers als Regen, Quelle Fluß und Meer, sowie auch als Eis und Gletscher auf die Erdoberfläche. So stark zeigt sich z. B. die nagende Kraft des Wassers an dem Felsen des Niagara falles in Amerika, daß dieser in 10 Jahren um 3 Meter weit zurückweicht. Tausende Kilogramm feste Stoffe führen die Flüsse zu Thal, so daß sich z. B. an der Mündung des Missisippi jährlich soviel Schlamm ansammelt, daß eine deutsche geographische Meile 3 Meter hoch damit bedeckt werden könnte. Indem daS Wasser die verschiedensten Mineralien zersetzt und auf löst, höhlt es die Gebirge aus, so daß dieselben nach und nach innerlich unter erdbebenartigem Getöse zu sammenstürzen. In der Schweiz kommen solche Erd erschütterungen jährlich gegen 400 vor. Was einst der Vulkanismus an Unebenheiten geschaffen, das sucht das Wasser durch Zerstörung und Anschwemmung wieder auszugleichen. — Zur Steuerfrage. Nur um den Schein zu meiden, als sei unser Schweigen ein Zeichen des Ein verständnisses mit den neuesten Ausführungen in Nr. 147 d. Z., erlauben wir uns, die Langmuth der ge ehrten Redaktion, sowie der auswärtigen Leser noch mals durch eine kurze Erwiderung zu belästigen, in dem wir, uns aller weiteren Entgegnungen enthaltend, nur darauf aufmerksam machen, daß der dort gegen den Abzug der Schuldzinsen angeführte Grund schon bei Einführung der Staalseinkommensteuer von den Gegnern derselben ins Treffen geführt wurde; doch ist es ja allerdings sehr wohl möglich, daß der Unter nehmer irgend eines größeren Betriebes in mißlicher Lage persönlich vorübergehend eigentlich so niedrig zu besteuern wäre, wie ein gewöhnlicher Arbeiter, dieser Fall tritt aber nicht eher ein, als bis er auch seine Lebensweise und seinen Aufwand nach dem des Ar beiters einrichtet, und wenn er auch dabei sein ganzes Vermögen verzehren sollte. Man könnte in diesem Falle freilich eher vqn einer Verbrauchs- als von Ein kommensteuer reden. Der Werth großer Betriebe für die Steuerkrast eines Ortes liegt wohl einerseits haupt sächlich darin, daß dieselben in der Regel eine ganze Anzahl selbständiger Steuerzahler beschäftigen, anderer seits und wirklich sicher aber natürlich nur in der Höhe der darauf ruhenden Steuereinheiten, weshalb ja auch mit vollem Rechte unsere städtischen Kollegien so großen Werth auf angemessene Besteuerung der Letzteren legen, wodurch aber ja keineswegs ausgeschloffen ist, daß diesem Umstand um der Gerechtigkeit willen auf andere Art, z. B. durch Abzug der Schuldzinsen, soweit nöthig, Rechnung getragen wird. — Sollte wirklich die Brutto- Amtsblatt für die Königliche Amishauptmarmschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe bedeutenden Auflage bet Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, »erden mit w Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und coniplieirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im. redaktionellen »Helle, di» Spaltenzei!« W Pfg- Die AkbeitttdmkM» i» Kelgie». Abermals geht in der Arbeiterschaft Belgiens der revolutionäre Geist um, der im Frühjahre 1886 zu jenem gefährlichen Arbeiteraufstande führte, welchen die belgische Regierung schließlich nut durch die Gewalt der Waffen unterdrücken konnte und der nur zu reich an allerhand Szenen der Verwüstung und Plünderung war. Soweit sind nun diesmal die Dinge in Belgien noch nicht gediehen, aber auch die Arbeiterempörung vor zwei Jahren fing, wie jetzt, mit einer Lohnbe wegung an, um, nachdem sie einmal in den Bann kreis der sozialistisch-revolutionären Propaganda ge zogen worden war, sich zu dem bekannten blutigen Aufstande zu entwickeln. Schon damals bildeten die Bergleute den eigentlichen Kern der belgischen Arbeiter bewegung und auch jetzt sind es zunächst die Kohlen- grubenleute, welche die Bewegung durch ihre massen haften Arbeitseinstellungen wieder inszeniren. Aber schon greift dieselbe nach einzelnen Fabrikdistrikten über, schon sehen wir die Wortführer der belgischen Umsturz partei in voller Thätigkeit, den Streik der Bergleute in die von ihr gewünschten Bahnen zu lenken und bei dem gerade in Belgien massenhaft vorhandenen Zünd stoff sozialpolitischen Charakters kann dort im Nu die Flamme der Empörung wild emporlodern. Die bel gische Regierung, welche anfangs geneigt war, die Be deutung der abermaligen Streiks in den verschiedenen Kohlenrevieren zu unterschätzen, hat sich nun doch zu umfassenden militärischen Vorsichtsmaßregeln veranlaßt gesehen und es ist darum wahrscheinlich, daß die jetzige Arbeiterbewegung nicht den Umfang annehmen wird, wie vor zwei Jahren. Aber das sind doch offenbar nichts weniger als geordnete Verhältnisse in einem Lande zu nennen, wenn dessen Regierung von Zeit zu Zeit genöthigt ist, an die bewaffnete Macht zu appelliren, um die bedenkliche Zuckungen in den unteren Volks schichten zu unterdrücken und wenn fast jedes Jahr große Arbeitseinstellungen mit einem revolutionären Hintergründe bringt. Dies ist unbestreitbar in Belgien der Fall und die Regierungen wie die großen poli tischen Parteien tragen an diesem Zustande die meiste Schuld. Was ist denn aus den sozialpolitischen Re formen geworden, welche Regierung und Parlament des belgischen Landes infolge der Revolte von 1886 in Angriff zu nehmen versprachen? Sie sind aus dem Papiere stehen geblieben oder, wie das Krankenkaffen gesetz, in höchst mangelhafter Weise zur Durchführung gelangt und aus den weitgehenden Maßregeln zur Hebung deS Arbciterstandes, welche man sich damals in Belgien vornahm, ist so gut wie garnichts geworden. Da kann es denn nicht verwundern, wenn der Geist der Un zufriedenheit unter der belgischen Arbeiterschaft immer wieder neue Nahrung findet und sich unter geschickter Einwirkung der sozialistisch-anarchistischen Apostel zu einer ernsten Gefahr für das ganze Land gestaltet und die Sache ist um so bedenklicher, als die sozialistischen Agitatoren sich mit bekannter „Findigkeit" auch andere Fehler der herrschenden Parteien Belgiens zu Nutze machen. Die letzteren stemmen sich mit aller Macht gegen die Einführung des allgemeinen Stimmrechtes und der gleichen Wehrpflicht für Alle, sie wollten nach beiden Richtungen hin die Vorrechte der besitzenden Klaffen des Landes erhalten wissen, eine Politik, welche den „Arbeiterführern" die bequemsten Handhaben zur politischen Ausbeutung der Lohnbewegung darbtetet. Will sich daher die belgische Regierung nicht immer wieder durch bedenkliche Gährungen im Arbeiterstande bedroht wissen, so wird sie endlich der sozialpolitischen Gesetzgebung mehr Ernst und Eifer widmen müssen, als bislang, und ebenso den Wünschen weiterer Volks kreise nach Verallgemeinerung des Stimmrechts und der Wehrpflicht Rechnung zu tragen haben. Andern falls bleibt der günstige Untergrund bestehen, in wel chem die Bewegungen in der belgischen Arbeiterschaft stets von Neuem feste Wurzeln fassen, um mehr und „«el-eritz-Seltung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg-,' zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer« 10 Pfg. — Alle Postan- Kalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. TageSbilletS. III. 718 674 1105 2094 Dresden . Hainsberg. Dippoldisw. beim Zugs. Sa. 169 2574 436 4591 I6S 7935^ Befördert wurden 3,012,493 Kilogramm Güter. Demnach wurden von Januar 1888 an 205,018 Per sonen und 31,449,718 Kilogramm Güter befördert. Im gleichen Monat des Vorjahres wurden 7259 Billets verkauft und 2,956,133 Kilogr. Güter befördert. — Wir haben bereits erwähnt, daß auf den säch sischen Staats- und mitverwalteten Privateisenbahnen die am heiligen Abend sowie an den Weihnachtsfeier tagen gelösten Tagesbillets bis einschließlich Freitag den 28. Dezember Giltigkeit behalten. Besonders hin zuweisen ist hierbei nun noch darauf, daß fest Anfang dieses Jahres allgemein gestattet ist, auf eine Rück fahrkarte die Rückreise am letzten GiltigkeitStage noch mit dem letzten vor Nachts 12 Uhr abgehenden Zuge anzutreten, unbekümmert darum, ob nach Lage der vorhandenen Zugsverbindungen das Reiseendziel erst am Morgen oder Vormittag des folgenden Tages er reicht werden kann. Fahrunterbrechung ist jedoch nach Mitternacht des letzten GiltigkeitStages ausgeschlossen. Ulberndorf. Am 15. d. M., Nachmittags 2 Uhr, wurde die an das Wohnhaus des hiesigen Wirthschafts- besitzers Legler angebame Scheune in Asche gelegt. Der Brand ist ohne Zweifel durch den 5jährigen Jungen des Besitzers angelegt worden. Außer der Ortsspritze erschienen die Spritzen der Gemeinde Obercarsdorf, der Fabrikfeuerwehr von Straube in Naundorf, sowie der Gemeinden Schmiedeberg und Oberfrauendorf. — Die zuletzt gedachten beiden Spritzen sind indeß gar nicht in Thätigkeit gelangt. Legler hat nicht versichert und sind demselben gegen 50 Centner Heu verbrannt, auch sind ca. .30 Gebund Stroh, welche dem Tage arbeiter Kaden in Obercarsdorf gehörten, mit ver nichtet worden. Pretzschendorf. Freitag, den 14. Dezember, er füllte Herr vr. Bi er ast, Inhaber deS Verdienstkreuzes vom Albrechtsorden, in seltener Rüstigkeit sein 88. Lebensjahr. Auf Anregung unseres Herrn Gemeinde vorstandes Silbermann sollte dieser Tag nicht so un bemerkt oorübergehen. Von Seiten der Gemeinde- und Rittergutsvertretung überreichte eine Deputation Herrn vr. Bierast ein Glückwunschschreiben und einige kleine Geschenke und Herr Pastor Böttcher hielt eine tief zn Herzen gehende Ansprache. Abends wurde ihm durch den hiesigen Männergesangverein ein Ständchen ge bracht. Vor Freude weinend, dankte er Allen, die ihm solche Liebe erwiesen. Herr vr. Bierast hat sich um das hiesige Gemeindewohl ganz besonders verdient ge macht. Als ein tüchtiger Arzt hatte er während seiner 63jährigen Wirksamkeit allhier seinen Patienten stets gegen §ein geringes Honorar beigestanden und für d^e einnahme, oder wie sich die DolkSwirthschaftSlehre auS- drückt, der „Rohertrag" als Grundlage zur Umlegung einer Gemeindeabgabe benutzt werden, so wäre freilich erst recht der Doppelbesteuerung Thüre und Thor ge öffnet, indem dann z. B. sämmtliche Arbeiterlöhne resp. Beamtengehalte eines Betriebes, welche doch wohl aus dem Rohertrag zu decken sein dürften, zweimal besteuert werden würden. — Wir enthalten uns, wie gesagt, alles Weiteren und schließen hiermit unserer seits auf jeden Fall die Debatte, die Beurtheilung der ganzen Angelegenheit, sowie zugleich etwaige weitere Erwiderungen dem Wohlwollen unpartheiischer Leser überlassend. Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Kipsdorf im Monat November gestaltete sich in folgender Weise auf den ein zelnen Stationen und Haltestellen Tourbillets. 7" III. II 323 7