Volltext Seite (XML)
Elsch- tagt. Morg.7Uhr Inserate werden bt- Abends 6. Elonnt. bis Mittags 12 Uhr angenom« men in der Expedition: Marienstraße 18. ageökatt Abonnement vierteliLbrl. 2Y Ngr. bei unentgeldlicher Lieferung m s Haus. Durch die « Post viertel» jährlich 22 Ngr. Sinxelnt Rum» mern 1 Ngr. Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. S»». Mittwoch, den 10. Sevtember 1862. Dresden, den 10. September. — II. Maj der König und die Königin beehrten die akademische Kunstausstellung auf der Brühl'schen Terrasse mit einem länger» Besuche. — Se. Maj. der König hat dem Hauptmann Redlich vom 13. Infanterie-Bataillone das Annehmen und Tragen des ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Altenburg verliehe nen Ritterkreuzes des Herzoglich Sachsen-Ernestinischen Haus ordens genehmigt. — Se. Maj. der König hat den Leutnant Lommatzsch vom 4. Jägerbataillone zum Oberleutnant ernannt. — I. Maj. die Königin Elisabeth von Preußen ist gestern Vormittag halb 1! Uhr nach Sanssouci abgereist. — Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 9. Sep tember Carl Gustav Lüttich aus Mitteldorf bei Schandau, evangelisch, 25 Jahr alt, Architekt, verheirathet und Vater eines Omonatlichen Kindes, bisher unbestraft, stand heut vor Gericht, angeklagt, einen falschen Wechsel fabricirt zu haben. Er ist seit dem 14. August in Haft Lüttich brauchte Geld. Er wurde gedrängt, — Verwandte besuchten ihn und in dem Augenblick, als sie ihn besuchten, trat der Executor herein, um ihn dahin zu führen, wo die Querschreiber alle dem Auferstehungstage entgegensehen. In dieser Angst fällt ihm der Name Wolf ein, ein Name, der einem Manne angehört, den er genau kennt, der mit ihm schon oft Geschäft gemacht. Er geht mit dem Gerichts diener hin, um von ihm die 124 Thlr. 5 Ngr. zu erheben; — Wolf ist nicht da; er geht wiederholt hin Wolf ist nicht da. Weil er weiß, Wolf acceptirt Alles, stellt er einen Wechsel auf die genannte Summe aus, unterschreibt den Namen Wolf und denkt die Sache ist gut, - er geht zum Director Schöne vom Spar- und Vorschußverein und läßt sich ohne Wei teres die Summe auszahlen. Schöne kannte den Lüttich, er traute ihm. Das ist das Verbrechen, dessen er angeklagt ist. Nur die Angst trieb ihn dazu; denn er ist der Mann, der sofort Alles decken konnte und er hat es gedeckt. Adv. Schanz hat heut im Laufe der Verhandlung die 124 Thlr. 5 Ngr. dem Verletzten baar ausgezahlt. Also kein Verlust, kein Schaden Herr Staatsanwalt Heinze beantragte die Bestrafung Lüttichs wegen Creditbetrugs. Herr Adv. Schanz stimmte dieser Anklage unter Anführung mildernder Umstände bei und dex Gerichtshof verurtheilte den Angeklagten zu 6 Monat Arbeitshaus. Die Gnade Sr. Majestät des Königs wird vielleicht hier Milde rung eintreten lassen. — Angekündigte Gerichtsverhandlung: Mor gen, Donnerstag, den 11.. Vormittags 9 Uhr, Hauptverhand- lung Wider Ferdinand Leopold Venske wegen ausgezeichneten Diebstahl. Vorsitzender Gerichtsrath Einert. — Im Monat August d.'J ist 75 Personen, darunter 15 Frauen, das Bürgerrecht der Stadt Dresden verliehen wor den. Von diesen erwarben 7 Personen dasselbe wegen An- sässigmachung, die übrigen aber behufs der Betreibung bürger licher Gewerbe und Nahrungen; und zwar: 1 Antiquar lfnd Buchhändler, 2 Band- und Zwirnhändlerinnen, 1 Bahnhofs restaurationspachterin, l Bankier, 1 Budenverleiher, 1 Cigar renfabrikant, 1 Conditor, 1 D.echsler, 1 Fleischhauer, 1 Ga- lanteriewaarenhändlerin, 1 Gastwirth, 1 Generalagent der Le bensversicherungsgesellschaft „Imperiale" zu Paris, 4 Händler mit Metallabfällen, Glasbrocken, Knochen und Lumpßn, 2 Heb ammen, 1 Inhaber eines kaufmännischen Agentur- und Eom- missionsbüreaus, 1 Inhaberin eines kaufmännischen Geschäfts, 1 Juwelier, 8 Kaufleute, I Klempner, 2 Korbmacher, 1 Kunst wäscher, 1 Lohnkutscher, 1 Mehl- und Gemüsehändler, 1 Pro- ductenhändler, 1 Riemer, l Sattler, 4 Schenk- und Speise- wirthe, 2 Schlosser, 7 Schneider, 4 Schuhmacher, 2 Tabak- und Cigarrenhändler, 5 Tischler, 2 Uhrmacher, 4 Viktualien händler und 2 Ziegeldecker. — Herr Schwarz, ein beliebtes Mitglied des Zweiten Theaters, hat sich zu seinem morgenden Benefiz die Stücke: „Eine brillante Verlegenheit" und „Guten Morgen, Herr Fischer" gewählt. Möchte dieser „Gute Morgen" für ihn einiges Gold im Munde führen! — Vorgestern Abend fand in Brauns Hotel eine Versamm lung von 20 Männern statt, welche die schon mehrfach erwähnte Reform der „Vogelwiese" anzubahnen gedenken. Herr Adv. Kretzschmar, dem das Verdienst gebührt, den in der Presse und noch mehr in Privatkreisen schon vielfach laut gewordenen dies- fallsigen Wünschen zuerst praktische Form gegeben zu haben, führte den Vorsitz und der als Zuhörer Theil nehmende Vorstand der Bogenschützengesellschaft, Herr Adv Heydenreich, erhielt bei der Debatte, an welcher sich außer dem Vorsitzenden die Herren Prof. Or. Klee, Dir. Köhler, Prof Wigard, Redakteur Wal ther, Diac. Pfeilschmidt, Prof. Wegener, Kupferschmied Förster- ling, Lehrer Kretzschmar, l)r. Schlimper u. A. betheiligten, voll ständig Gelegenheit, die tiefe sittliche Entrüstung kennen zu lernen, welche man über die Ausschweifungen der Vogelwiese empfindet und von denen u a. sehr richjßg gemerkt wurde, daß dadurch in 8 Tagen niedergerissen werde, was Kirche und Schule mühsam im Jahre gebaut. Fast nur darüber war Zwiespalt, ob dem Direktorium der Bogenschützen oder der allzu großen Nachsicht der Polizei Schuld beizumessen, allgemein aber die Meinung, daß es so nicht länger fortgehen könne und eine Reform dringend nöthig sei. Erhaltener Veranlassung zufolge erklärte schließlich auch Herr Heydenreich, daß die Bogenschützen gesellschaft gern zu einer solchen die Hand biete, wenn dabei ihre Selbstständigkeit nicht angetastet werde, was hoffentlich nicht heißen soll, daß die Ausführung lediglich in ihre Hand gelegt werden müsse, da ohne die Voraussetzung eines coordinirten Verhältnisses sich schwerlich andere, nicht minderen Anspruch auf Selbstständigkeit habende Kräfte zur Mitwirkung bereit finden lassen möchten. Man beschloß zuletzt einstimmig, ein Comitee von 5 Personen niederzusetzen, welches die Reformfrage näher in Erwägung ziehen und einer später zu berufenden größeren Versammlung geeignete Vorschläge unterbreiten soll. Mit ab soluter Mehrheit wurden die Herren Adv Kretzschmar, Adv.