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Nr. L«S Freitag ven 4. Mai 1917 Bezuikpret», «u-aab» X mit illuslr. Beilage dierteliiihrlich ' 40 In Dresden und ganz Deutich- ^ ^ ' - sn Q" ' l.i»d srei Haus it.ttit S.S8 K. Zefterreich «uSgab« S viertel,Shrlich S . 18 In Dresden und ganz Dcuilchland frei Hau« it.L» in velierreich 4.Ü« X. Ltnzel-Nummer 18 Z. Die Sücksilch« BollSzeitung erscheint an allen Wochentagen nachmittags. Sächsische UMszeitung GrfchLftsstclle ur.lr Reduktloirr Sresl»en-!tt. 1«. HolL.-instrnhc 4.« Fernsprecher LtllLt» Ppstscheetkonto Leipzig Nr. 14 7t! 7 Anzeige»: Annahme von Geich,iftSanzliccn tis 10 »d. ron Zamilicuanzeigeii bis 11 ilbr t-i« Preis in-. diePeü! Lpallzeile!tO 4. »'> meleu «O f. ' lür undeuüich geichiiebene. iowic d>nch >>r". jprcchrr «»tgegrdenr Nnzeigen wiiiirn » 5' k» Be>auuvorii!chleu >i,r d>e!>lut,iiglei: l >i Ziz>>« -uchl ubeluehnun. Lr-rechilunbe der Äcdallio»: 1 t—k!4 Uhr vorn,. Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Ientrumspartei. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe k nur mit der Wochenbeilagt. Polens Stellungzur russischen Revolution Es ist gewiß, daß dir russische Revolnlion rin io ge waltiges weltgeschichtliches Ereignis ist, daß dir lvechsel- seitigen Verhältnisse der Völker und Staaten zneiiiander dadurch eine brdriitrnde Veränderung erfahreil haben. Ai» ineisten tritt dies bei jenem Volke und in jenem Limite Zu lage, der dnS natürliche Zwischenglied, oder besser gesagt die Veste Schranke zwischen Mitteleuropa und der unge heueren Sarmatische» Tiefebene ist, ans der das russische Staatswescn entstand. Es läßt sich nicht leugnen, daß das Verhältnis des größten Teiles der polnischen Bevölkerung zu Rußland vor dem Kriege ein ganz anderes war als gegenwärtig. In Russisch-Polen war zu Kriegsbeginn die mäßigste die nationaldemokratische Partei, wenn nicht nch'enfreundlich, so doch mindestens nicht rnssenseindlich ge- finnt. Die Slfmpathien siir Frankreich und England brach- leu es zustande, daß der größte Teil der dortigen polnischeil gerölternng eber den russischen, als den deutschen Waffen den Sieg wünschte. Ruch haben zahlreiche polnische Kaltw- liten invralische Bedenken darüber gehabt, ob sie im gegen wärtigen .Uriege die russische staatliche Autorität als die ü-rige betrachten sollen, oder nicht: denn daS rechtliche Ver hältnis Kongreßpolens zu Rußland war rein religiös- sittlich betrachtet ein recht fragliches. Man konnte (Gründe dafür anführen, daß die russische Regierung eine nsur- patorische sei und ihr demnach ein moralischer (Gehorsam nicht schuldig sei, andere Münde schienen aber auch dafür zu sprechen, daß die langjährige russische Herrschaft daselbst be reits eine staatliche Autorität geschaffen habe, der, auch vom religiös-moralischen Gesichtspunkte ans betrachtet, der Ge liorjam geschuldet werde. Dazu kam der Fahneneid zahl reielwr polnischer Loldaten im russischen Heere und gesell iwaftliche Wechselbeziehungen zwischen dem hohen pol ruschen und russischen Adel. Zn Beginn des .Krieges fan den die Deutschen und Oesterreicher viel eher eine Unter ilützung bei den linksliberalen und sozialistisch gesinnten Voten als bei den Konserpativen und den Nationaldemo traten. Diese. Verhältnisse wurden aber wesentlich anders, als die Heere des Zaren unter dem Drucke derjenigen der sieg reichen Mittelmächte Polen verlassen mußten und di, Äonarche» Oesterreich-Ungarns und Deutschlands Polen seine Selbständigkeit Wiedergaben, dre ihm auch Völker rechtlich auf Grundlage der Bestimmungen deS Wiener Kon gresses gebührt, wonach der Zar nur Staatsoberhaupt des damaligen Kongreßpolens war, er aber nicht dazu berech tigt war, Polen zu einer einfachen Provinz des russischen Reiches zu machen, was Zar Nikolaus I. und seine Nach solger nach dem Jahre stdßl in nsurpatorischer Weise getan batten. Gegenwärtig gibt es in Polen wohl keinen Skrupn kanten mehr, der noch behaupten könnte, daß das polnische Volk dein russischen Zaren Untertanentrene schulde. Die letzten diesbezüglichen Bedenken wurden durch die Beseiti gung des Zarismus in St. Petersburg aus dem Wege ge schafft. Wenn die gegenwärtige provisorische .Regierung das revolutionäre Selbstbcstimmiingsrecht der Völker pro klamiert, so zerschneidet sie die lebten sittlich irgendwie er lieblichen Bande, die früher zwischen Russisch-Polen und dem russischen Reiche bestanden. Der Miljntow-Regiernng schul det kein Pole, irgendwelchen Gehorsam: das sieht gegen wärtig auch der konservative Pole deS jetzigen .Königreiches Polen ein. Gegenwärtig sind gerade die Nationaldemo- kiaten und die Konservativen Polens diejenigen, die am allerenergischstcn gegen jedwede weitere Beziehungen Po lens zu Rußland Einspruch erheben. Man fordert in diesen Kreisen, daß die östlichen Grenzen Polens möglichst gesichert werden sollen, denn man wünscht nicht, daß die zuchtlose russische Ncvolutionswirtschaft auf die polnische Gesellschaft und den polnischen Staat übergreisen könnte. Cher könnte man gegenwärtig eine gewisse Spmpathie der Polnischen Sozialisten für die russische Revolution fesl- ilellen. Aber auch diese geht durchaus nicht so weit, um inein Aufgcbcn der polnischen Staatssonveränität das Äort zu sprechen.. Die polnischen Sozialisten haben in ihrer letzten Kundgebung darauf hingcwiesen, daß ein freies Rußland neben einem solchen Litauen und Polen be- slchcn soll. Sie weisen also den von der Milsutow-Rcgie- ung und den Engländern ausgesponneneu Gedanken einer Selbstverwaltung eines demokratischen Polen innerhalb des nissischcn Gesamtreiches entschieden von sich. Die letzte., Polen betreffende Kundgebung der russischen Regierung redet von den Bestimmungen der russischen konstituierenden Versammlung, der es Vorbehalten sein soll, die Grenzen zwischen dem eigentlichen Rußland und Polen abznsteckeu und das wechselseitige Verhältnis der beiden Staaten zu einander zir regeln. Das polnische Volk will aber von solchen Plänen nichts wissen. Polen will Rußland gegenüber als ein vollkommen selbständiger Staat austreten, ganz ebenso f! Das Neueste vom Tage k .LU.!-Q>w -,»»« N MM SkllW AMÄ«. lAmilich. W. T.-B.) Großes H a u p t a n a r l i e r, den 4. Mai 1017. Westlicher KriLgskchauplLtz Heeresgruppe Kronprinz Nupprecht An der Anas-Front ist zwischen Achevicle und O.neant ans :!0 Kilometer Breite ein neuer englischer Dnrchbrnchs- versnch von 16 —17 Divisionen n«ch stärkster artillerinifcher Krastentfaltnng gescheitert. Von Tagesgrauen bis spät in die Nacht brachen die wiederholt geführten Angriffe der Engländer vor Miseren Gegenstößen zusammen. Nur in Frcsnop ist der Feind eingedrungen. Bei Bnllerourt sind ihm kleine Teile unseres vordersten Grabens verblieben. Der Kamps gellt heute früh weiter. Tie Haltung unserer Truppen war wieder unnber- treffhar. Außer schwere» blutigen Verlusten büßte der Feind über 1000 Gefangene ein. Die Bereitstellung starker englischer Kavallerie süd östlich von Arras zeigt, welche Hoffnungen die Engländer ans diesen Angriff gesetzt hatten. Heeresgruppe deutscher Kronprinz: Nördlich der Linie Soifsons - Reims ist die Artillerie schlackst in vollem Gange. Zn besonderer Heftigkeit steigerte sie sich zwischen der Aisne und dem Briwont: durch unsere Batterien wurden die -hier cmgefülltcn feindlichen Gräben unter Vernichtungsfeuer genowmen. Leus wurde erneut durch die Franzose» beschossen. Bei und westlich Braye sowie am Wiuterberg lwesllich von Eraonne) brachen mehrere französische Angriffe im Feuer unserer Infanterie und Artillerie verlustreich zusammen. Heeresgruppe Herzog Albrecht: Keine wesentlichen Ereignisse. Bei günstiger Witterung herrschte auf dem westlichen Kriegsschauplatz rege Fliegertätigkeit. Batteriestellnngen, Bahnanlagen und Munitionsdepots bei Arras und südlich der Aisne wurde» durch unsere Flieger erfolgreich mit Bomben belegt. Der Feind verlor 10 Flugzeuge. Oestlicher Kriegsschauplatz In den Karpathen griffen drei russische Bataillone ohne jeden Erfolg unsre Stellung nördlich des Snsita- Loles an. Mazedonischen Front Zwischen PreSpa-See und der Eerna, beiderseits des Vardar und an der Struma lebte die Artillerietätigkeit zeitweise ans. Der erste Generalqnartiermeister: Ludendorsf. Serbien pumpt Amerika a» Beil» !i. Mai. (W. ?. B.) Lponcr Blätter melden ans Washington. Serbien habe um die Gewährung eines Kredites nachgesuchl. Die Einberufung der Cortes Bern. 3. Mai. HW. T. B.) Der Temvs meldet aus Madrid, der Ministerrat habe einstimmig beschlossen, die Cortes einzubernfen und wahrscheinlich ans Ende Mai. Echiffsvrrsenkungcn Kopenhagen. Mai. (W. T. B.) Das Mini- sterium des Aeußercn teilt mit: Einem Telegramm des dänischen Konsulats in Rotterdam zufolge ist das dänische Segelschiff Arsolo von England nach Dänemark mit Kohlen unterwegs nach Auslaufen auf eine Mine i» der Nordsee gesunken. Zwei Manu der Besatzung wurden in Rotterdam gelandet. Das Schicksal der übrigen ist Manu ist unbe kannt. Das dänische Segelschiff Nawthorchanl aus der Reise voll Buenos Aires nach Dänemark über England mit einer Maisladung ist am 2ä. April nördlich von Schottland versenkt worden. Ein Boot mit dem .Kapitän und 8 Mann werden vermißt. Der dänische Dampfer Carbo II. ans der Reise von Norwegen nach England, ist in der Nordsee ver- ^enkt worden. wie Schweden oder irgend ei» anderer Mittelstaat. '.".' 7 die Russen unter Selbstverwaltung Polens innerhalb . - land verstehe», erbest! ans einer lürzlich veröstenlliwttw, Unterredung eines Mitarbeiters der ..Neuen Züricher ü tnng" mit dem russische» Gesandten in der Schweiz. D. nach beabsichtigt Rußland im Falle der Wiederherstest. Polens nach den Plänen der Miijnkow Regierung sogar . Beseitigung eines selbständigen polnischen Heeres. Es . 0 vielmehr das sür Polen bestimmte Heer ans gemein" , - ansznslestenden polnischen und inssiscben Kontiiigeme» r, formt werden. Und unter diesen Umstände» wagl man w. den Kreisen des von England geleiteten Zwöliecverbanres zu behaupten, daß sie sür die Wiederherstellung Polew eiiurelen. Die englisch französiiwe Rechnung dabei ist a!' r dings klar. Polen soll bei Rußland bleiben und mit innr ein gemeinsames Heereswesen bilden, um dadurch, wie da vor dein .Kriege der Fall war, einen möglicbsk starten Tri - ans die Ostfront der Mittelmächte ansznüben, wodurch r> den Westmächten ermöglicht wäre, die .Kaiserreiche Mtttc. enropas diplomatisch und militärisch in Scbach zu halte: Das versieht man gegenwärtig unter polnischer Sett'i: üändigkeit und Freiheit des polnischen Voltes nicht nur ::-i Paris und London. >vo man sich einst a!s die bernsensten Verteidiger des Potent »ins gegen den Zarismus a»w empfehlen wußte, sondern auch in Italien und selbst m Nordamerika. Solche russische Plane werden sreilsch me ni Erfüllung gehen, dafür bürgt die militärische Uebernwclt der Mittelmächte. Für die Charakterisierung der politischen Gei'amttage lind sie aber sehr bezeichnend. Sächsischer Landtag Dresden, st. Mai. Die Zweite Kammer irr? huck« bei schwachbesepken Tribunen und in Gegenwan der Llncav- minister Gras Vitzthum v. Eckitädi und b. Seydew.tz stwlir. die Ministerialdirektors Geh. Rates Tr. Wähle, des Ecy. Regierimgsrates Stadler, des Geh. Bcrgrales Fische? ae« mehrerer anderer Kommissare zu ihrer CO. rssenttschrn Sitzung zusammen. Aus der Tagesordnung standc:- die zur Frage der Kohlenversorgung vorliegenden Anrre.ri u:t> Interpellationen. Abg. Mehncrt-Eyemnitz <Soz.) begründcle zw-ochst den nachstehenden von dem Abgeordneten Easta» und i-rr sozialdemokratischen Fraktion gestellten Antrag: Die Kam-ner wolle beschließen: die Regierung zu ersuchen, durch cicpm' Maßnahmen oder durch entsprechende Einwirkung aus die Reichsregierung und den Bnudesrar zu bewirken, daß Vor kehrungen getrosten werde», »in dem Mangel an Koh len und anderen Brennstossen sür die Bevölkerung für ntzl und tünstig lemtzeikig zu hegegnen und die Verteilung z» regeln. > Abg. Dr. Niethammer lNatl.) begründe! hieraus de» nachstebende» , von de'' N a tivnalIi b e r o I u. Fraktion gestellten Antrag: Die Kammer wolle be schließen, die Königlich' Ltoatsregiernng zu ersuchen n> alles zu tu», den herrfchrnden Kohlenmangel zu de!)-bin. >0 sür rechtzeitige Beschaffung des nächsten WinterbedancS Vorsorge zu 1 reifen: die Erste Kämmet zu diesem Beschir» einziiladr». Staatsminisler Gras V i tz l I> n in v. E cl st ä d l be tont, daß die Regierung Anfang November vorigen Iaüres davon Kenntnis erhalten bade, daß die KohlenlieieinnwO bedenklich im Rückgänge seien. Durch Vereinbarungen ' dcm Generattominando sei -'s damals noch möglich g>>r-rw!'., Vorräte ans Bobinen einznsühren. Aber auch in and« >'!» Gegenden Sachsens, z. B. im Vogtlande,. habe sich der Kolstenmangel bemerkbar gemacbl. Infolgedessen babe d'e Staatsregiernng sofort Erörterungen über den Stand dev vorhandenen .Koblenmengen im ganzen Lande anst.llV» lassen. Auf ibre Veranlass»»» habe auch die St'wtsest«. - bahnvenvaltniig G»> ^Bamvaaen zur Kohlensörd-'rung zur Versügnng gestellt. Tie 'Verforgnng der KriegSindnstr;«' niit Kohlen habe die Linlentommandantnr in Dresden n der Hand gebadt und auch i»it Erfolg dnrchgesührt. In folgedessen habe die Regierung sich der Versorg»»» : * Hansbrandkoble und der Kohle» für die Bäckereien nnlk Volksküchen zugelnandl. Es ivaren aiich Kohle» in sächsischen Revieren noch genügend zur Versügnng. T - gegen war ein Maiigel an Beförderungsmitteln vorlian>V. Es konnte damit gerechnet werden, daß die Bevölkerung -n> den Llädb» durch die Händler versorgt würde. Die Maß nahme der Zuführung der Kohlen an die notleidenden G-- mesnden durch die'Bamnagrn bade sich im allgemeinen t«- währt. Dagegen habe de, Kohlenhandel sel^H b e r j a g 1. Die Zuweisungen an die Gemeinden seien w fach die einzigen Kahlen aeweien die dort vorlwndrn w, n Der Mangel tz m schließlich io allgemein, daß eine ?'» greifende Ahhttse zur Notwendigkeit gelvordeu war. E?