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W 24. Dienstag dm 24. Januar. MS. Zur TagkSortzimng der Sitzung der Stadtverordneten vom 25. Januar Joseph. tritt noch hinzu: 3) L Zuschlag der von Herrn Vogel erstandenen Parzellen an der Schletterstraße. Bekanntmachung. Das Unfertigen «nd Aufstellen von ca. 125 Ellen 2»/, Elle hohen hölzerne« Gartenstacketeö für das Waisenhaus soll in Submission vergeben werden. Diejenigen, welche sich hiervei betheaigeu wollen, werden hierdurch aufgefordert, die Bedingungen auf dem RathS-Bauamle einzusehen und ihre Forderungen bis DorrOerStag de« 2«. Jaunar L8«S Abends V Uhr daselbst versiegelt abzugeben. — Sechzig, den 18. Januar 1865. DeS SRathS Ban - Depntation. Hölz-Auction. Donnerstag den 2. Febrnar d. I. sollen auf dem diesjährigen Gehau in Gonnewitzer Revier Vormittags von v Uhr an ca. 150 . eichene, buchene, rüsterne, erlene und aSpene -kutzklötzer und V» Klafter eichene -tutzsch eite, so wie -Nachmittags von 2 Uhr an ca. 150 eichene, buchene, rüsterne, erlene und a-pene ScheitElafter« Brennholz unter den im Termine an Ort und Stelle öffentlich angeschlagenen Bedingungen meistbietend verkauft werden. Sechzig, am 21. Januar 1865. . DeS StathS Forst-Deputation. Sta-ttheatrr. Zur Borfeier vou Lesstng'S Geburtstag -- beiläufig gesagt, warum ehrt man hier einen Goethe weniger, als einen Achmer und Lesfing? — wurde am 21. Januar »Minna von Barn- Helm" gegeben. Ueber die der früheren noch ganz gleiche Be setzung wüßten wir nichts Neues zu saaen, mit einziger Ausnahme der Rolle des Just, welche jetzt Herr Deutschinger, und zwar in sehr anerkennen-werther Weise giebt. Er schafft aus der origi nellen Gestalt des alten treuen Diener- ein anziehendes Charakter bild und die Erzählung von seinem Pudel wird in einem Tone gehalten, der wirklich das Herz aufgehen macht. Am Beginn der Vorstellung stand übrigens der obligate Prolog, von ungenanntem Dichter. An und für sich wohl schon ohne hervorragende Bedeutung, verlor er noch an etwa möglicher Wirkung durch die ausdruckslose Deklamation des Herrn Herzfeld, der — so nehmen wir an — wahrscheinlich mit allen Sinnen und Gedanken bereits beim Künstler fest weilte, wohin er sich nun sofort schleunigst zu begeben hatte. Für den Sonntag war ein altes und bekanntes französische- Effectstück: »Der Mann mit der eisernen Maske" noch einmal aus dem Staube der Theaterbibliothek hervorgesucht worden. Vergleichen wir jedoch das verhältnißmäßig nur schwach besetzte HauS mit der enormen Fülle des vorigen Sonntag-, so scheint daraus doch hervorrugehen, daß auf da- Publicum genannten Tage- die jenigen classischen Werke, welche etwa- scenischen Aufwand und Prunk erfordern, immer noch die meiste Anziehungskraft üben. Man möge also dem »FieSco" z. B. »Götz", »Die Jungfrau von Or leans", »Wallenstein" u. s. w. folgen lassen. Da- obige Stück ist in der Thal zu veraltet, dem modernen Geschmack allzu wider sprechend, als daß man jetzt noch damit Glück machen könnte. Und besonders seitdem neuere Geschichtsforschungen ziemlich unzweifelhaft dargethan haben, daß jene räthselhaste Persönlichkeit ein Sohn der Anna von Oesterreich und de- Herzogs von Buckingham, nicht aber Königs Ludwig XIH. war, ist unserem Drama auch noch der früher ihm vielleicht innewohnende Reiz einer historischen Combina- tion verloren gegangen und es selber nichts geblieben als ein rohe-, wüstes Product ohne jeden poetischen Gichalt und ohne alle künst lerische Form. Die Darstellung des Stückes war in verschiedenen Nebenrollen nm wenig erbaulich zu nennen, dagegen in den Hauptpartien recht gelungen. Herr Herzfeld spielte den Gaston Anfang- mit jugendlicher Frische, wahrend seine Erscheinung wirklich gewinnend wm. Und auch später, als chm die starke Zumuthung gemacht ist, die so unbequeme Verhüllung zu tragen, fand er sich noch ganz aut ab mit seiner traurigen Rolle. Neben ihm verdiente« Fräu lein Grösser als Mane und Herr Hock al- d'Aubigni beson dere- Lob. Doch auch die Herren Stürmer, Deutschinger, Elaar, Auburtin und Golden thaten ihreGchuldigkeit Letz terer, bereits seit mehreren Wochen hier engagirt, gleich nach zwei malige« Auftreten (in »Hamlet* und »Weihnachten") aber erkrankt, dürfte schon fein« rehectabel« äußern Mitteln zufolge ein ver wendbare- Mitglied »nfere- Personal» werde». Aus der Reche kleinerer Rollen heben wir Fräulein Nagel als Kammerdame und Fräulein Pögner als jungen Fischer hervor. Beide scheinen seit einiger Zeit Fortschritte zu machen und möge die- nur auhalten. vr. Emil Kneschke. Gerichtssitzungen. Leipzig, 22. Januar. Wie wir in Nummer 278 de- vorigen Jahrgangs diese» Blattes mittheilten, war die unverehelichte Johanne Henriette Nebrich von hier, 23 Jahr alt, wegen dringenden Ver dachts, in der dritten NachmittagSstunde des 2. OctoberS v. I. dasjenige Kind, welches mehrere Bewohner eines auf der Ulrichs gaffe belegenen Hauses noch lebend in der Abtrittsgrube gefunden und von dem ihm dort unvermeidlich drohenden Tode gerettet hatten, heimlich geboren und in der Absicht, dasselbe um das Leben zu bringen, in den Abtritt geworfen oder fallen gelassen zu haben, l» Haft genommen und zur Untersuchung gezogen worden. Heute und gestern hatte sie sich vor dem darüber erkennenden Gericht HU verantworten. Da nur bei den Schlußvorträgen der könig lichen Staatsanwaltschaft und der Verteidigung die Oeffentlichkeit geeigneten Gegenstände, nicht in der Lage in gewohnter Weise über den Verlauf der Verhandlung zu berichten und beschränken uns daher nur aiff die Mittheilung, daß die Nebrich, ungeachtet eine Anzahl ihren Angaben entgegenstehende Umstände ermittelt worden, dabei verblieben ist, sie habe keinerlei Kenntniß von dem Vorhandensein ihrer Schwangerschaft gehabt, mithin nicht wissen können, daß sie da- aufgefundeue Kiud geboren habe. Aus demselben Grunde Will sie auch keinerlei Vorbereitungen für ihre Niederkunst ge troffen haben. Der Gerichtshof nahm zu ihren Gunsten nur Ver heimlichung der Geburt mit der Absicht, da- Kind um das Leben zu bringen, an und verurtheilte die Angeklagte, welcher Herr Advocat Gustav Simon al- Vertheidiger zur Seite stand, dem gemäß auf Grund Artikel 162 de- Strafgesetzbuches zu ArbeitS- hauSstrafe in der Dauer von drei Jahren. Den Vorsitz bei der Verhandlung führte Herr Gericht-rath Vr. Herrmann und war die Anklage bei der Verhandlung durch Herrn Staat-anwalt Löwe vertreten. Leipzig, 23. Januar. DaS königliche BtzirkSgericht verurtheilte heute unter dem Vorsitze de- Herrn Appellation-rath- vr. Wil- Tageblatt Anzeiger. Amtsblatt des Sönigl. Bezirksgerichts und des Raths, der Stadt Leipzig.