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»L't unx des k'sK. k. Ottendorfer Zeitung. Die „Vttendorfer Kcitung" erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Annahme von Inseraten bi, vormittag so Uhr. Inserate werden mit so Pf. für die Spaltzetle berechnet Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode" Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. Nr. 65. Mittwoch» den 31. Mai 1905. 4. Jahrgang. »I« eisen nor ise sofort s. Bl.^ r sucht. iann. r »Krills- ern rote M2SN- vr- I» rr ktlv' »n. rer- i rn etc« lälE ntt de" issest. re Ei"' genhai"' mit ihren Gästen. Ale Ehrengäste in demselben zu bemerken; Herr Sup. Großenhain. Herr Amtegerichtsrat aus Radeburg, Herr Pfarrer Dr. Klette h? Etzdorf, Herr Pfarrer Redlich aus Ziegel- Herr Pfarrer Täschner aus Bärnsdorf, Oberförster Zimmer aus Radeburg, sowie ^Deputation des Kirchenvorstandes zu ^?'°urg und des Kirchen-Schulvorstandes zu außerdem Herr Kirchvorsteher au- Marsdorf. An den Grenzorten dh ^"den und Großdittmannsdorf begrüßten ^Sk, "" Gemeindevorstände Schmidt und den Festzug mit kurzen aber herzlichen Unter Glockengeläut« und Choral- erreichte derselbe gegen 11 Uhr das Hol . "S- wo in denselben noch Herr Geh. Dr. Mehnert aus Medingen eintrat. !<hz ^rzer Zeit war da» innen und außen Iid, ^schmückte Gotteshaus bis auf den d» , Matz gefüllt, und viele mußten umkehren Platz zu finden war. Der Fest- de, begann mit einem Orgelvorspiel " Kirchschullehrer Körner und nach der Gemeinde und einem von den V vorgetragenen Weihelied betrat Herr Me den Altar, um die Gemeinde zu Feste in herrlicher Maienzeit zu dk, Manschen und ihnen die Segenswünsche Landeskonfistoriums zu überbringen. ^!,»s herzengehende Festpredigt hielt der ^!?"er Herr Pastor Clauß auf Grund 100. Nach einem vom Prediger Vaterunser und einem gemeinsamen "stattete Herr Pastor Redlich einen Mck, Ech intressanten und Ausführlichen "der Gründung und Geschichte der Troßdittmannsdorf (Ausführliches """ der nächsten Nummern.) », s Schlußliturgie übergab Herr Pastor der Kirche einen von den 3 noch vir rusMr flone vernichtri. Tokio. Die Flotte NoschdjestwenskyS ist M größten Teile vernichtet. Zwölf Kriegs- We sind gesunken oder genommen worden. Mei Transpotschiffe und zwei Torpedojäger W gesunken. Ueber die Verluste der Japaner sagt die Meldung nichts, sie verschweigt auch, ob nicht Reicht die Kriegsschiffe zum Teil der frei- Migen Flotte angehörten, und ob man sich ^erhaupt der gesamten russischen Flotte Kenübcr befunden habe. Daß sich das Ge rader Roschdjestwenskys geteilt habe, ist Schaus nicht unwahrscheinlich. Nach der (-Tsingtauer Presse" ist an der Schlacht in M Koreastraße nicht die ganze russische Flotte heiligt gewesen. Die anderen Schiffe dampfen Japan herum. Die Japaner sollen, heißt dort ferner, einen Kreuzer und 5 Torpedo boote verloren haben. Sertliches und Sächsisches. Gttendorf-Vkrilla, zo. Mai ,»05. > - Kirchjubiläum und Heimatsfest ^Großdittmannsdorf und Boden. Sonntag, den 28. Mai dss. Js. wurde in ^"öditlmannödorf und Boden das seit langer jmit viel Opfern an Zeit und Geld vor- 'Mste 300 jährige Kirchjubiläum verbunden swem Heimatsfeste gefeiert. Früh 7 Uhr "mündete Glockengeläute vom Turme und -Malblasen vom Friedhof den Beginn des °mes. Begünstigt vom herrlichsten FrühlingS- "ter versammelten sich die Festteilnehmer ig Uh,- jm Rittergutshofe zu Boden von hier bewegte sich ein Festzug, wie ihn die Gemeinden noch nie gesehen haben, die festlich geschmückten Dörfer zum ^""kihaus. Eröffnet wurde derselbe durch Zureiter und Radfahrer und es beteiligten on ihm die Schulkinder, die Festjungfrauen j.!'Witärverein von Medingen, die Jugend Gemeinden, die Kirchenvorsteher und ebenden Pfarrern (Klette, Redlich, Clauß) ge listeten Abendmahlskelch. Mit dem letzten Verse von 529 schloß der Festgottesdienst. Alle Festteilnehmer begaben sich nun aus den Gottesacker, wo Herr Pastor N- Klette in tief bewegender Ansprache ein „Friede sei mit euch" zurief allen denen, die da schlummern und allen lenen, ssdie um die Heimgegangenen trauern. Mit dem Gesang: „Wenn ich einmal soll cheiden" schloß die gesammte gottesdienstliche Feier. Viele der Ehren- und Festgäste ver einigten sich nun mit den Gemeindegliedern zum Festmahl im Htlligschen Gasthofe, das ganz den Charakter eines herzlichen und ;eimatlichen Beisammenseins trug, manch ernster und heiterer Toast wurde da gebracht. Um 4 Uhr begann auf der herrlich gelegenen Fest wiese das Leben und Treiben der Einheimischen und Fremden; auch da zeigte sich, wie wohl sich jeder Festteilnehmer fühlte. Für Speise und Trank war reichlich gesorgt; auch kam hier die Freude und der Jubel der Kinder zu be sonderer Geltung. Sie machten verschiedene kindliche und turnerische Spiele, swurden in mannigfacher Weise beschenkt und am Schluffe durch eine wohlgeeignete Rede des Herrn Kirchschullehrer Körner auf die Bedeutung des Festes hingewiesen. Gegen 7 Uhr verkündete Glockengeläute den Schluß des Festes. Ein fröhlicher Ball hielt dann Einheimische und Fremde noch einige Stunden beisammen. — Der vor kurzem verstorbene sächsische Großindustrielle Geheimer Kommerzienrat Eschebach hat die Stadt Dresden zur Haupt erbin seiner etwa 15 Millionen Mark be tragenden Hinterlassenschaft eingesetzt. Seine Familienangehörigen hat er mit lebenslänglichen Renten bedacht. Die Witwe erhält jährlich 60000 Mark, jeder seiner beiden Söhne jährlich 50000 Mark, Weiter hat die Stadt Dresden noch Legate an den Geburtsort des Verblichenen und an die Stadt Berggießhübel abzutreten. — Die deutsch-amerikanische Petroleum- Gesellschaft ist vom Königl. sächsischen Ministerium beschieden worden, daß auch nach neuerlich vom Ministerium angestellten Er hebungen bei den sächsischen Handels- und Gewerbekammern die Meinung noch überwiegt, daß in volkswirtschaftlicher Hinsicht die Be strebungen der Gesellschaft keine besondere Förderung durch behördliche Maßnahmen recht fertigen. Das Ministerium habe bisher gegen über dem Geschäftsbetriebe der Gesellschaft keinerlei Maßnahmen empfohlen, die nach dem bestehenden Rechte nicht völlig zulässig wären. In Zukunft finde die neue Verordnung, leicht entzündliche Stoffe betreffend, Anwendung, durch die die Gesellschaft keinen schwereren oder lästigeren Anforderungen unterworfen werde, als andere gleiche Betriebe. Dresden. Am Abend des 24. Mai hat eine hier wohnhafte, getrennt lebende Arbeiters- Ehefrau ihr fünfjähriges Kind dadurch töten wollen, daß sie das Bett derselben anbrannte. Durch Hausbewohner wurde der Brand be merkt und die Festnahme der Frau veranlaßt. Das Kind, welches schwere Brandwunden davongetragen, ist am nächsten Tage seinen Verletzungen erlegen. Königsbrück. Durch Stadtgemeinde ratsbeschluß ist der Bau der Wasserleitung der Firma Franke und Berghold in Radebeul übertragen worden. Die Bauarbeiten werden demnächst beginne». Niederlößnitz. In einem in Königstein angeschwommenen Leichnam wurde der nach Unterschlagung einer ziemlich erheblichen Geld summe flüchtig gewordener Buchhalter Becker der Sektkeltcrei „Bussard" ermittelt. Oberlungwitz. Bezüglich der Flucht des 22jährigen Kaffenboten Otto Uhle wird mit geteilt, daß er auch eine Forderung von 3000 Mk, die seiner wegen Geistesschwäche unter Vormundschaft stehenden Mutter an einem Kaufmann Hermsdorf zustand, un berechtigterweise einkassiert hat, Uhle ist zu nächst nach Leipzig gereist hat aber jetzt von dort seiner Frau geschrieben, daß er nicht zurückkehren werde. Man vermutet, daß er Deutschland unterdessen verlaffen hat. Uhle befand sich in schlechten Vermögensverhältniffen und sollte am vergangenen Freitag den Offen barungseid leisten, zog aber vor, vorher zu verschwinden. Röhrsdorf. Hier wurde der 34 Jahre alte böhmische Arbeiter Lepzi mit einer Kopf wunde tot in seinem Bette liegend gefunden. Lepzi, der in der Heimat Frau und Kinder bat, lebte mit mehreren böhmischen Arbeitern zusammen in einem Logiö. Das betreffende Haus ist wegen Verdachtes eines Mordes polizeilich abgesperrt worden. Dieser Ver backt hat sich jedoch nicht bestätigt. Lepzi hat Selbstmord verübt, indem er sich mit einem großen Taschenmeffer einen Stich ins Herz beibrachte. Leipzig. Großes Aufsehen erregte es, als am 31. März d. I. der Gründer und Direktor der Handelsakademie Dr. jur. Huberti ver haftet wurde, Er hatte sich jetzt wegen Betrugs und schwerer Urkundenfälschung vor der sechsten Strafkammer des hiesigen Königlichen Landgerichts zu verantworten. Die Wechsel- fälschungen belaufen sich auf annähernd 13 000 Mark; doch beträgt die Summe, um welche Dr. Huberti die Banken, mit denen er in Verbindung stand, geschädigt hat, nur einen geringen Bruchteil des Wechselbetrags, da er eben ein Loch auf- und das andere zumachte. Das Urteil lautete auf zwei Jahre Gefängnis. — Einer Einbrecherbande sind in einer Wohnung in der Sidonienstraße mehrere Sparkaffenbücher, die auf Beträge von 1500 bis 2500 Mark lauten, in die Hände gefallen. Außerdem erbeuteten die Diebe noch bares Geld und diverse Wertgegenstände. Plauen i. V- Das Stadtorchester hat bisher eine städtische Beihilfe von 12050 Mk. erhalten. In der letzten Sitzung hat der Stadtgemeinderat diese Beihilfe wesentlich er höht, indem dem Orchester vom 1. Juli ab jährfich 15 530 Mk. gewährt und außerdem dem Stadtmusikdirektor bis auf weiteres ein persönliches Gehalt ^von jährlich 2200 Mark zugebilligt worden ist. Uebrigens hat sich in den letzten Tagen ein Konzertverein zur Unter stützung des Stadtorchesters gebildet. Aus der Woche. Mit der Unbehilflichkeit einer in die Milch gefallenen Fliege schleppen sich die Tages ereignisse fort. Wie alltäglich, so ist auch all wöchentlich aus Ostasien eigentlich nur zu be richten, daß nichts Neues geschehen sei. Die Franzosen werden aufatmen, daß ihre russischen Feunde endlich die ostasiatischen Gewässer ver laffen haben und ins offene Meer hinauSge- dampst sind. Endlich ist auch der strikte Befehl an die hinterindischen und anamitischen Be hörden Frankreichs ergangen, den Kriegführenden unter keinen Umständen Kohlen zu liefern; natürlich kommt diese Anordnung reichlich vier Wochen zu spät. Es hieß vor einigen Tagen, Roschdjestwensky sei gestorben. Die Nachricht wurde von Petersburg aus nur insofern wider rufen, als dort keine amtliche Nachricht von dem Ableben des Geschwaderchefs eingegangen war. Es ist also immerhin möglich, daß das Flaggschiff der baltischen Flotte, die nun auf einem Umwege Wladiwostock zu steuert, einen Toten als Ballast an Bord führt. Uebrigens ist der Admiral Birilew zum Oberkommandierenden der ganzen russischen Flotte in Ostasien er nannt worden, der auch schon nach Wladiwostock unterwegs ist. Wenn es ihm nur nicht so ergeht wie Skrydlow, der seinerzeit zum Ober kommandierenden der Flotte in Port Arthur ernannt worden war, vor seinem Abschiede aus Petersburg bramarbasierende Reden hielt und im voraus die japanischen Frechlinge mit den Donnerkeilen seines Mundes vernichtete; der aber zum Schaden seines Vaterlandes über- zaupt nicht in Aktion treten konnte, weil ihn die Japaner unhöflicherweise weder von der Land-, noch von der Seeseile nach Port Arthur hineinließen und der dann ganz still nach Europa zurückkehrte. Von den rufsischenKFeld- Herren versagt einer nach dem andern. Niko- ajew, Kuropatkin, Bilderling und wie sie alle jeißen, haben die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllt und ihnen schließt sich jetzt der oberste Kosakenführer General Kaulbars an, der aus „Gesundheitsrücksichten" in sein Vater- and zurückkehrt. Sonderbarerweise hat man noch nicht gehört, daß auch einer der japanischen Führer durch Krankheit genötigt gewesen wäre, ein Kommando abzugeben. Es muß doch ein andrer zäherer Menschenschlag sein, der den Strapazen des Krieges besser gewachsen ist. Es ist eigentlich überflüssig zu sagen, daß sich die Dinge im Innern Rußlands mähend der Berichtswoche nicht geändert oder gar gebessert haben. Die homöopathischen Mittel, mit denen die Regierung den schweren inneren Schäden beikommeu zu können hofft, sind selbstverständlich gegenüber der tiefen Gärung im Volke wirkungs los. Mit unheimlicher Sicherheit weiß die Volksrache diejenigen Machthaber zu treffen, denen sie an der Verworrenheit der Verhältnisse schuld gibt. So wurde am Mittwoch wieder der erst vor kurzem ernannte Gouverneur von Baku, Fürst Nakaschidze, durch eine Spreng bombe getötet, während in Moskau die Leiche des gehängten Mörders des Großfürsten SergiuS kaum erkaltet war. Die alten Reste der kreti schen und mazedonischen Angelegenheiten be schäftigen zwar noch immer die Blätter, aber sie munden nicht und auch wir wollen sie heute unberührt stehen lassen. Die ungarische Ministerkrife scheint vollständig auf dem toten Punkt angelangt zu sein; Kaiser Franz Joseph sowohl wie die Opposition in Budapest geben nicht nach und der arme Graf Tisza hat das zweifelhafte Vergnügen, weiterhin Minister eines parlamentarisch regierten Lande» zu sein, dessen Kammermehrheit ihm entschieden feindlich gesinnt ist. Die Wogen der Aufregung in der Marokkofrage haben sich fast vollständig ge glättet und es ist ein überaus erfreuliches An zeichen, daß Frankreich in dieser Frage nicht nur nachzugeben beginnt, sondern daß Loubet sich sogar bemüht, Deutschland gegenüber den angenehmen Schwerenöter zu machen. War schon die Ankündigung einer französischen Sondergesandtschaft zu den Hochzeitsfeierlichkeiten in Berlin eine über die Etikette hinausgehende Liebenswürdigkeit, fo muß als solche noch mehr das Hochzeitsgeschenk gelten, das Loubet der Herzogin Cecilie überreichen ließ. Schade, daß sich Deutschland nicht revanchieren kann, denn Loubet hat keine heiratsfähige Tochter und in Republiken sieht man es nicht gern, wenn dem Präsidenten persönliche Geschenke dargebracht werden. Der Fürst von Montenegro, der seinerzeit von dem verstorbenen Zaren Alexander III. als „der einzige Freund Ruß lands" bezeichnet worden war, ist zum Besuche des Kaiserhofes nach Berlin gereist und will dann gleich eine Vergnügungsspritzfahrt durch Europa machen. Seine Bedeutung besteht nicht nur darin, daß er der machtvolle Freund des Zarenreiches ist. sondern auch seine Eigen schaft als Schwiegervater des Königs von Italien und als Großvater des künftigen italienischen Königs hat sein Ansehen nicht wenig gehoben. Man denkt wohl heute kaum mehr daran, daß noch vor 25 Jahren respekt lose Zeitungen iHv den Fürsten der montenegrini schen Hammeldiebe nannten. König Oskar von Schweden hat die Regierung wieder per sönlich übernommen (und sein Sohn, der eine Zeitlang die Regentschaft geführt hatte, erholt sich von den Strapazen derselben auf einer Reise, die er durch das südlichere Europa unternimmt.