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Dresdner Journal : 05.04.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188904058
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890405
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890405
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-04
- Tag 1889-04-05
-
Monat
1889-04
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 05.04.1889
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Freitag, den 5. April, abends. ^8». 1880. v»««U»pret», t'ür vr«»d«° visrtolMrUed > K 50 kt., b«i äso L»i»«rl. dvutocdeo ?o,t»o,t»It»Q vi«-t»1- jtLrUod 8 bk.; «i»»vrd«Ub de» d«ut»edv» lieiod»» tritt ko»t- uod 8tsi»p«I»u»odI»^ tuo»a. TntUi»dlxai»x»xedt>Ilrvn r l-'Lr d«o k»l»u survr 2«il« klsiosr 8ctu-itt LU ?k. Vater „Lulß«»tu>ät" dl» 2«il« LV?k. Lei TndsUsa- aad ^iNerwj»tr «ratspr. Xakevd!»^. Lrsedetaenr Hi^lted aut Xuin^dme der 8oaa- aad koiort»^» »vsod». k'eraspreod Faictrlumr lkr. 1285. DreMerLmmml. Lür die Gesamtlettung verantwortlich: L)ofrat Gtto Banck, Professor der (Literatur- und Kunstgeschichte. Tuaatlive rva TaKNadiikua^e» »u»HrLrt«l L«lx»tx: ^r Lrand»tett«r, 6ovuni»»ioaLr de» Vre^dosr aoara»1»; L^odarU NerU»- Vtia- K»lp»tM- L»»»l Nr»»!»» rr»a^eiu1 ». La«»e»u<t»n L L-rlü» Viva N»wd»r, ?r»^ - kr»oktllrt ». N Hüllek»L! L/vE,' k»rj» r.oluio»-N«rti»-kr»ükturt ». N Tia«»d« L Oo.,' L«rUa: /nvutide-td«»^, vürllti: ts itkÄler« ^Vac^/oi^er,' N»iwv»»rr O. Lebi^isr, N»n» ». ».; d L-treL L 6'0. Uer»u»8«d»r: üdai^l Lru«dttiou de« Urv«dasr doun»»I«. Ore«d«a, 2vu»»ssr8tr»«88 >(>. teerasprvod-^asedlu»»: Ur. 1285. Amtlicher Teil. Dresden, 5. April. Ihre Durchlauchten der Prinz und die Frau Prinzessin Friedrich von Hohen- zollerv sind gestern Abend von Berlin hier ringe- troffen und in der königlichen Villa zu Strehlen ab» getreten. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. Paris, 4. April. (W. T. B.) Einige De putierte der Linken thaten bei der Regierung Schritte, um dieselbe zu veranlassen, daß sie Bou langer wegen versuchter Verleitung in den Reihen der Armee vor «in Kriegsgericht stellen lasse. Brüssel, 5. April. (W. T. B.) Die franzö- fischen Deputierten Laguerre uvd Laisavt, sowie Raquet, Millevoye und Dugue la Kauconnrrie find heute nacht hier eingetroffen. Eine große Menge batte sich aus diesem Anlässe augesammelt; alles verlief indessen ruhig. Studenten, welche nach Mitternacht vor dem „Hotel Mrngelle" eine avtiboulangistische Kundgebung veranstalten woll- ten und sich sämtlich mit Pfeifen versehen hatten, wurden von drr Polizei zerstreut, bevor sie aus der Vorstadt zur Stadt gelaugt wareu Loudou, 4. April. (W. T. B.) Nach einem Telegramm des „Rrutcrschen Bureau" auS Syd- uey vom heutigen Tage ist das englische Kriegs- schiff „Calliope" von Samoa daselbst eingetroffen. Als dasselbe Samoa am 21. März verließ, war eS eben gelungen, daS amerikanische Kriegsschiff „Nipfic" mit Hilfe von Eingeborenen wieder flott zu machen; in der Lage des deutschen Kriegsschiffs „Olga" war bei Abfahrt der „Calliope" noch keine Änderung eingrtrrten. Auf der Insel herrschte vollkommene Ruhe. St. Petersburg, 5. April. (Tel. d DreSdn. Joucn.) Rach dem „Russischen Invaliden" ordnet ein kaiserlicher Erlaß die Formierung einer zwei- ten kombinierten Kosakendivifion an. Danach wird vermehrt daS Heer der donischen Kosaken um zwei, das Heer der kubanischen Kosaken um ein berittenes Regiment, da« Heer der terekscheu Kosaken um sechs, da» Heer der uralischen Kosa- ken um zwei Sotnien, die Zahl der Offiziere um 245. Für diese Kosakendivifion ist im Sommer eine Lagerübuug bei Tschugujrw im Gouvernement Charkow angeordnet. Bukarest, 4. April. (W. T.B.) Der Senat sprach seine Ansicht dahin auS, daß die einzig mögliche Lösung der bestehenden Krisis in der Bildung eines Ministeriums Catargi besteht. Der Präsident des Senats wurde beauftragt, dies dem Könige mitzuteilen. Dresden, b. April. Die Frage der Selbstverwaltunng in Rußland. In Rußland harrt das Projekt des Grafen Tolstoi, die Provinzialverfassung des Reichs von Grund aus umzugestalten, noch immer der Erledigung. Man ist sich offenbar m leitenden Kreisen von St. Petersburg noch nicht völlig klar darüber, ob es gelingen wird, auch die Bevölkerung für eine ständische Neugliederung des Landes zu gewinnen. Dem „Hamburger Korre spondent" geht über diese wichtige, in alle Ledens- intereffen der Nation tief einschneidende Frage eine beachtenswerte Zuschrift aus St. Petersburg zu, aus der wir, ihres allgemeinen Interesses wegen, das Nachstehende wiedergeben: Es handelt sich bei dem Tolstoischen Resorm- projekt um die endliche Ausführung des wesentlichsten Punktes des Programms, durch dessen Veröffentlichung Alexander lil. bald nach seiner Thronbesteigung Jedermann in Rußland überraschte — die Liberalen wie die Slavophilen, die sogenannte Intelligenz wie die Nationalisten. Es handelt sich um den ersten ein schneidenden Versuch, die innere Politik umzugestalten, und zwar nach zweierlei Gesichtspunkten Einmal sollen die im Jahre 1864 geschaffenen Anfänge der Selbstver- waltungim Reiche beseitigt und an ihrer Stelle wiederum rein bureaukralische Verwaltungsprlnzipien zu alleiniger Geltung gebracht werden. Dann soll die durch die Landschafts-Institutionen (Semstwo) geförderte Ver wischung der Stände und ihrer Sonderrechte aufge hoben und dem Adel die führende Rolle wiederge- geben werden. Über die Einzelheiten der Reformvorfchläge des Grafen Tolstoi wird man, falls sie überhaupt Gesetzes» kraft erhalten sollten, erst nach ihrer vollständigen Veröffentlichung urteilen können. So viel ist indes auch jetzt schon bekannt, baß man die Punkte, an denen sie ansetzen wollen, bezeichnen und ihre Be deutung würdigen kann. In dem gesamten russischen Reiche, mit Ausnahme Finnlands, der Ostseeprovlnzen und Polens, bestehen zur Zeit als Erbe der liberalen Reformepoche der sechziger Jahre in jedem Gubernium zwei Selbstverwaltungskörper, welche sich gegenüber den Gubernial-Regierungen einerseits und den Justiz behörden andererseits einer ansehnlichen Unabhängig keit ersreuen. Es sind dies die Guberniums- und Kreis-Landschaftsversammlungen — aus freier, aber an den Grundbesitz gebundener Wahl hervorgegangene Provinziallandtage, deren Mitglieder sich aus dem Adel, dem Bürger- und Bauernstände rekrutieren. Tie Grundbesitzer eines jeden Kreises wählen eine be stimmte Anzahl von Vertretern in die Kreis-Land schaftsversammlung, deren Mandate drei Jahre wahren. Diese Versammlung wählt aus ihrer Mitte den Vor sitzenden, der den Titel Kreis-Adelsmarschall führt, sowie eine Exerutiv-Kommission, welche das KrciS-Lan'o- schaftsamt heißt. Endlich delegiert jede Kreis-Landjchafts- versamwlung eines Guberniums je drei Mitglieder, deren Vereinigung die Guberniums-Landschaftsversammlnng bildet und deren Mandat gleichfalls drei Jahre läuft. Der von dieser letzteren Landschastsversammlung ge wählte Präsident, der nicht aus der Mitte der Ver sammlung hervorzugehen braucht, ist der Guberniums- Adelsmarschall; die von ihr eingesetzte Exekutiv-Kom- mission ist das Gubernial-Landschaftsamt. Beide Körperschaften bilden auf diefe Welse zwei Selbst- verwaltuugsinstanzen, von denen die kleinere die In teressen des Kreises, die größere aber die Ingressen des Guberniums, der Provinz, wahrzunehmen hat. Sie verfügen über das Recht, nach eigenem Elmessen Steuern zu erheben. Ihr Wirkungsgebiet ist kein genau begrenztes. Doch sollen die öffentlichen An gelegenheiten, die ihrer Beratung unterliegen, das wirtschaftliche Gebiet im weitesten Sinne nicht ver lassen. Sie sollen die Landwirtschaft und Gewerbe- thätigkeit förden, den Handel und den Verkehr er leichtern und erweitern, Verwaltungsmaßregeln zur Sicherung der Perfon und des Eigenlums erlaßen, die Friedensrichter wählen, das Schulwefen ausbilden, für eine gehörige Gesundheitspflege Sorge tragen, den öffentlichen Geldverkehr durch Gründung von Adels und Volksbanken regeln und entwickeln — kurz alles thun und überwachen, was vom Brückenbau und von der Anlage neuer Wege an bis zur Errichtung von Krankenhäusern und von Feuerversicherungsgesellschasten dazu beitragen kann, die einzelnen Gebiete wirtschaft lich und sozialpolitisch zu entwickeln und zu heben. Wie man sieht, hat die Gesetzgebung von 1864 keineswegs mit dee Erteilung von Freiheiten gekargt. Die Schöpfer dieser Landichafls-Jnstitutionen haben, wie dies ja häufig in Zeiten überstürzter Resorm- thätigkeit auch anderswo geschehen ist, nach einem theoretischen Rezepte reich ausgestattete Verwaltungs» organiSmen geschaffen, die als ideelle Gebilde sehr vollkommen eischeinen möge«, die jedoch der An passung au die bestehenden Verhältnisse und Einricht» ungen von vornherein entbehrten Es dürfte genügen, anzusühren, daß gleichzeitig der gesamte alte bureau- kratische Verwaltungsapparat der Gubermal-Regier ungen bestehen blieb, um es begreiflich zu machen, wie sehr die Landschafts-Institutionen der sortlausend nachbefsernden Hand des Gesetzgebers bedursten, da» mit die unausbleiblichen Kompetinzkovstikte ausge glichen und mit der Zeit vermieden würden. Es ist indes in dieser Richtung absolut nichts gethan wor den Man überließ die Semstwo ihrem Schicksal, und da konnte es denn nicht anders geschehen, als daß sie sich zum mindesten sehr verschieden von ein ander entwickelt haben, je nachdem die Manner geartet waren, die sich ihrer Leitung bemächtigten. Im all gemeinen wird man zugeben müssen, daß der durch die Semstwo geschaffene wirtschaftliche und soziale Aujschwung hinter den Eiwaitungen zurückgeblieben ist; daß der Großgrundbesitz und mit ihm der Adel aus der ganzen Linie durch den Kleinbürger- und Bauernstand znrückgedrängt worden und eine starke demokrati'che Verwilderung eingerisfen ist. Dazu haben sich vnaufyöiliche Reibun en mit den Guber- nial-Regierungen gesellt, die ost einen bedrohlichen Charakter anuadmen und aus Grund der bestehenden Gesetze gor mcht zu beseitigen waren. Die Frage, ob überhaupt eine Reform dringend nötig ist, muß a fo unbedingt bejaht werden. Ein And res ist es, in welcher Richtung sie sich zu be wegen hat. In diesem Punkte sind dte Geister in Rußland zur Zeit aneinander gerathen. Während die Slavophilen, Nationalisten und Liberalen das Ver langen nach einem organischen Ausbau des einmal geschaffenen stellen rn.d die Fortentwickelung der ^mstwo nach den Grundsätzen des modernen Siaates fordein, beantragt Grat Tolstoi das Zurückjchrauben der betreffenden Verhältnisse aus der Basis der Zen tralisation der Verwaltung. Daß dies mit emem Schlage geschehe, kann natürlich nicht verlangt werden Deshalb schlägt Tolstoi zunächst vor, daß die beiden Landschastsversammiungen in den Gubermen zwar be stehen bleiben, daß ihre Präsidenten indes Nicht mehr aus ihrer Mitte hervorgehen, sondern von der Re gierung ernannt werden sollen Ferner will der Minister neue Reglerungsorgane schaffen, welche die Oberaufsicht über die Gemeindeverwaltungen führen und in dieser Eigenschaft natürlich die Wahlen zu den Kreis-Landschaftsverfammlungen im Sinne der Re gierung leiten sollen. Es sind dies die vielberufenen Bezükshaupileute, die gegenüber den Kreis-Landschafts- versammluugen dieselbe Rolle spielen wurden, wie sie die Gouverneure gegenüber den Landfchaftsversamm- lungen des Guberniums bereits seit langem spielen. Diese Bezirkshauptleut.. sind von den Gouverneuren zu er nennen und ihnen untergeordnet. Sie werden mit admini strativer und richterlicher Gewalt bekleidet. Ta die letztere Eigenschaft zu Kompeteuz.ouflikten mit den ländlichen Friedensrichtern fühlen muß, werden diese cbgeschafft, wie renn übeiHaupt das schiedsnch erliche Verfahren auf dem flachen Lande auigehoben werden soll. Besonders heroorzuheben ist, daß sowohl die B.zirksh.uptlcute aH auch die zu ernennenden Gabermums und KieiS- adelsmarschälle einzig und allein dem Adel zu ent nehmen sind. Im übrigen werden fortan alle Streitig keiten zwischen den Landschaftsveisammlungen und ihren zukünfligen Vormündern, den Bezirkshauvtleuten und Gouverneuren, vom Ministerkomitee oder vom Reichs- ra e entfchieden werden, je nachdem die Gouvermal- regierungen oder de Selbstverwaltungskörper der appellierende Teil sind Zu wessen Gunsten, ob sür oder wider den Grafen Tolstoi, die Entsheidung fallen wird, ist heute noch ungewiß. Bekannt ist nur, daß das Plenum des Reichsrats sich mit 39 gegen 13 Stimmen gegen die Reformvorschläge des Ministers ausgesprochen hat, und daß Kaller Alexander III. persönlich der Reform geneigt ist. So sehr der letztere Umstand dasürzu sprechen scheint, daß, um mit der „Nordd. Mg. Ztg." zu reden, »mit dem kaiserlichen Beiehle, die Institution der Bezirkshauptleute einzuführen und die der Friedens lichter zu beseitigen, tue Durchführung der Grund gedanken des Grafen Tolstoi gesichert erscheint", fo ist doch andererseits nicht aus dem Auge zu lassen, daß die öffentliche Meinung in Rußland sich in ihrer überwlegenden Mehrheit mit den Absichten Tolstois durchaus nicht befreunden will. Dazu kommt noch, daß die Abschaffung der Friedensrichter gleichbedeutend mit euiem Elugrtfse in das Verwaltungsgebiet des JustizminislerS ist, und daß der Geheimrat Manassöin, wie e« scheint, nicht gesonnen »st, sich dies grsallen zu lassen Wie unsicher man sich über den schließlichen Ausgang dieser Angelegenheit selbst in den Kresien des Ministers des Innern sühlt, das geht sehr be zeichnend daraus hervor, daß man wiederholt den Ver such gemacht hat, das Ausland zu Gunsten der Reform- vorschtage Tolstois avzurufen. Dieser Auslassung des Hamburger Blattes ist nur wenig h nzuzusügen. Zweifelsohne ist das Tolstoi che Piojeki, welche» nach dcutlcher Ausfassuug einen ent- schierenen Schrstt nach rückwärts bedeu et, insofern sihr berechtigt, als die russische Nation sür eine nach dem Muster der übrigen Kulturstaaten Europa- zu- geichnlttene Staatsorgaui>alion noch nicht reif ist. Die rusmche Landbevölkerung ist m ihrer kulturellen Ent wickelung noch so weit zurück, daß es für die Regier ung ein G^bvt der Notwendigkeit ist, dem Lande zu nächst noch nicht alle meinigen R chte und Freiheiten zu g wahren, welche in den Verfassungen der meisten eurvpäffchen Slaalen vorgesehen sind Ob freilich der von dem Grosin Lolsloi gewählte Ausweg, die übrigen Stände unter die ausschließliche Vormundschaft des Adels zu stellen und so gewissermaßen eine aus der Adelskaffe gebildete „IJrunuis" zu schaffen, sich als der richtige erweisen wird, ist eine Frage, die schwer zu entscheiden snn dürfe. Lagesgeschichtc. * Berlin, 4. Apiil. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin empfingen heute den Besuch Ihrer Kaiser!. Hohei'en des Großfürsten Michael Nicolajewitsch von Rußland und feines Sohnes des Großfürsten Michael, welche am heutigen Morgen aus St.Petersburg hier ein getroffen waren. — Se. Majestät der Kaiser hat nachstehende Kabinettsordre an den kommandierenden Ad miral der Marine erlassen: Lin verheerender Lrlan hat Meinen bei den Samoainseln stationierten Sälfien und Fahrzeugen schwere Verluste zugesügt. Ter Kreuzer „vidier' und das Kanonenboot „Eber" sind mit Teilen ihrer Besatzungen gesunken, die „Olga'ist aus Strand ge raten und hat schwere Beschädigungen crtitlen. Mit Meiner Marine betlage Ich den durch die unersorschliche Fügung Gotte« über tiesetbe verhängten Verlust an vielen Offizieren und Mannschaften lies. Er beweg! Mich um so schmerzlicher, al« als Ich aus len Vorgängen bei «pra am 1». Dezember v. I. weiß, daß ich biave, unkrjchrodenc Männer verloren habe, welche ihr Leben in lreucr Pflichtersüllnng sür Kaiser und Feuilleton. Michael Muukacsy's „Christus am Kreuze" in der Dresdner Galerie. Unsere Gemäldegalerie ist durch ein seinen Maßen wie seirer Wirkung nach mächtiges Gcmälde eines berühmten lebenden Meisters bereichert worden. E» ist ihr gelungen, M. Munkacsy's, des genialen Ungarn, lebensgroße Darstellung „Christus am Kreuze, von den Seinen betrauert" zu erwerben. Munkacsy ist bekanntlich ein zum Franzosen ge wordener Magyar, der seit 1872 in Pan» lebt und seit 1878 Osfizier der Ehrenlegion ist. Der Geist der neueren französischen Schule ist auch keineswegs spur los an ihm vorübergeganyen. Alles in Allem ge nommen aber hat er in Paris mehr gelehrt als gelernt. Seiner künstlerischen Entwickelung nach gehört er Wien, München und Düsseldorf, vor allen Dingen aber sich selbst an. Als er, erst dreiundzwanzigjährig, 1869 in Paris mit seinem realistisch packenden und lebendig durchgeistigten Bilde „Die letzten Tage eines Verur teilten" die goldene Preismünze erwarb, war er von drr Pariser Kunst noch ganz unberührt. Seine Technik hatte er hauptsächlich in München und Düsseldorf ent wickelt. Die eigenartige, düstere geistige Stimmung seiner Bilder aber, der eine nicht minder eigenartige und düstere Farbenstimmung entsprach, hatte der 1846 in Mun- kac» geborene, ursprünglich zum Schreiner bestimmte Sohn des Volks auS den weiten, fchwermutweckenden Pußien seiner Heimat mitgedracht, in seinem eigenen empfindsamen Künstlerherzen genährt und mit ergrei fendem, feines Zieles sich bewutztem Ernste zum Aus druck gebracht. Wenn der Meister sich in Paris auch vorüber gehend heiteren, ja komischen Darstellungen aus dem Volksleben widmete, so zeigten seine von künstlerischem und sittlichem Ernste getragenen tragischen Sittenschil- derungen ihn doch stets von seiner charakteristischen Seite. Dieser künstle! ische und sittliche Ernst des Meisters kam dann glänzend zur Geltung, als er etwa seit 1880 die Schilderungen des Volkslebens mit Darstellungen aus der biblischen Geschichte vertauschte. Sein erstes Bild aus diesem Gebiete, welches Auf sehen erregte, war der „Christus vor Pilatus". Der Realismus in der Auffassung der Gestalten und des Boraanges, welcher hier hervortrat, konnte für Kenner und Verehrer Rembrandts natürlich nichts befremdendes haben. War er doch auch mit ähnlicher koloristischer Kraft und ähnlicher geistiger T ese gepaart, wie bei dem großen Holländer uns hatte in Deutschland doch schon etwas siüher al- Munkacjy Ed. v. Gebhard mit seinen nicht mtnder realistischen, weniger pathetischen und groß- arttgen, dafür ober noch inniger und schlichter em pfundenen biblischen Gemälden sich zahlreiche Freunde erworben. Gebhardt, dessen Richtung Munkacsy in Düsseldorf kennen gelernt hatte, muß als sein Vor» gänger, Fritz v. Uhde mutz als sein Nachfolger aus diesem Wege bezeichnet werden. Gleichwohl sind diese drei Künstler oder, weil in ollen d.eien ein ausge prägte» Eigenleben pulsier», grundverschieden von ein ander, wie denn auf der gemeinsamen Grundlage der realistischen Gesamtauffassung jede echte, ganze Künstler natur ihre Eigenart, durchgeistigt und durchgeistigend, am unmittelbarsten geltend machen kann. Munkacsy ist der wichtigste, feurigste, aber auch der dekorativste (im guten Sinne) und, nachdem er die Schwarzmalerei überwunden, auch der salbensatteste der drei Meister. Bald nach der Vollendung seines „Christus vor Pilatus" malte e (1882) den ,Christus am Kreuze, von den Seinen betrauert", welchen die Dresdner Galerie soeben erwolben hat. ES ist ein mäch iges Hochbtld. Der Himmel ist bereits verfinstert. Schwarzes, schweres Gewölk füllt den Hintergrund hinter dem kahlen, mit spärlichem Rasen bewachsenen Gipfel der Schädelstätte. Nur link- obcn ist noch ein Stück des blauen Himmels sichtbar; uud rosenfarbene Wollen ränder lassen hier das scheidende und daS wieder lehrende Licht ahnen. Im Rücken des Be'chauers st die Quelle des Lichte- auch noch nicht versiegt; denn der am Kreuze hängende Heiland und die drei Frauen und zwei Männer, welche zu seinen Füßen eine ge schlossene Gruppe bilden, sind von links vorn noch hell und kräftig beleuchtet. In dem gen Himmel ge wandten edlen, dornengekrönten, blutumströmteu Haupte des Gekreuzigten sprechen sich die reinste Geisteshoheit, die selbstloseste Hingabe, der tiefste Schmerz aus. DaS brechende Auge eines Sterbenden ist niemals wahrer gemalt worden. Schon öffnen sich die Lippen, um das „Es ist vollbracht" zu rufen. Maria, die Mutter des Heilands, in tief schwarzem Gewände, ist, von der rechten Seite gesehen, mit gefalteten Händen vornübergebeugt gegen das Kreuz gesunken. Maria Magdalena mit langwallendem Goldhaar, in grünlich- blauem Gewand« vom sattesten Farbenschmelz, sitzt link» von ihr, zurückgebeugt, auf ihren eigenen Hacken uud verbirgt ihr Antlitz mit ihren feinen Händen; die dritte Maria, im braunen Gewände, ist aufge sprungen, hält den Kreuzesstamm mit der linken um fast, breitet den rechten Arm mit einer Geberde deS Schreckens aus und blickt im höchsten Entsetzen über das immer noch für unmöglich Gehaltene zu dem Sterbenden empor. Rechts stehen Johannes und ein anderer der Freunde des Heilands. Der eine von ihnen, eine ernste, starre Gestalt mit hageren, abgehärmten, wie vor Schmerz gelähmten Zügen, steht, im Profil nach links gewandt, in rotem Rocke von unnachahml'cher Farbenpracht, reg ungslos im Vordergründe. Der andere behaglich, Maria gegenüber, in tiefstem Schmerze mit vor dem Gesichte gefalteten Händen gegen die Rückseite deS Kreuzes. Käme diefe Figur nicht gar zu wenig zur Geltung, so würde man ihrer Haltung und ihrer Ge» staltung nach in ihr eher den Johannes erkennen, al» in dem schon etwas bärtigen, so starr im Vorder- g unde st-henden Manne, dessen hervorragender Platz und dessen der Überlieferung gemäßer roter Rock gleichwohl dafür zu fprechen scheinen, daß der Künst ler sich unter ihm den Liebling-jünger deS Herrn vor gestellt habe Die Abstufung de- Schmerze- in den fünf trau ernden Gestalten ist vortrefflich gegeben. Da» ganze ist geistig nicht minder einheitlich zusammeagesaßt, al» durch die Linien der Gruppenbildung. Ein tiefer, ernster, religiöser Geist weht durch da» Bild. Koloristisch »ft es ein Meisterstück. Der rote Rock des vornstehendtn Maune» bildet mit dem eigentüm lichen Blau des Kleide» der Magdalena, den dunklen braunen und schwarten Gewändern der drei übrigen Gestalten und dem zaneu Grun des Rasen» einen
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