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MSdmATWÄM Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das „Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittag» 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. srel Haus, bei Postbestellung 1.80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Npfg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austräger u. ne- . Geschäftsstelle, nehmen zu lederzett Bestellungen ent- Wochenblatt fUt Wilsdruff U. UmgegeNd gegen. Im Falle höherer Gewalt, od. sonstiger ' " — Betriebsstörungen besteht Kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto deUieg». alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks laul -luslicgendcm Taris Nr. «. - Na chweisu ng s-Gr d ü hr i 20 Raia. - Dorarschriebrnc Erscheinungsiagc und Piaxvorschriften werden nach Wögiichdcil bcrncksichual. - Nn-cinen . Ännadine Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 Kewahr. - — Jeder Rabattanspruch eruicht, wenn der Betrag durch Klage eingezogcn werden muh oder der Auftraggeber in Konkurs Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 33 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 8. Februar 1935 MtWsPlWe MW der GeMirt. Eine Rede Dr. Schachts vor der Industrie- und Handelskammer Breslau. Breslau, 8. Februar. Auf Einladung der Industrie- und Handelskammer Breslau sprach am Donnerstag Nach mittag im Breslauer Konzerthaus vor etwa 1700 Vertretern der schlesischen Wirtschaft der mit der Führung des Reichs wirtschaftsministeriums beauftragte Reichsbankpräsident Dr. Schacht über „Wirtschaftspolitische Fragen der Gegenwart". Dr. Schacht schickte seinen Ausführungen, die wiederholt durch starken Beifall unterbrochen wurden, voraus, daß ein abso lutes Sichverstehen zwischen denen, die leiten, und denen, die ausführen, notwendig sei, ein absolutes Hand in Hand arbeiten, um an den gewaltigen Aufgaben mitzuwirken, die sich das 3. Reich gestellt habe. Um zu ermeßen, was in den letzten zwei Jahren seit der Machtergreifung durch den Nationalsozialis mus geschehen ist, müßen wir, so führte der Reichsbankpräsi dent aus, uns ins Gedächtnis zurückrufen, was vorher war. Nachdem wir einen Krieg verloren hatten, der eine llnzahl von Produktionsquellen einfach zum Verschwinden brachte, gab es zwei Möglichkeiten, um aus diesen Schwierigkeiten herauszu kommen. Die eine, leider von den Nachkriegsregierungen nicht befolgte, wäre eine friderizianische Politik gewesen, die aus eigner Kraft versucht hätte, das Verlorene wieder aufzubauen. Der Marxismus bediente sich der anderen Möglichkeit, die Dinge einfach treiben zu laßen und Wünsche nach Annehmlich keiten zu erfüllen. Die Mittel, um eine derartige Politik ver folgen zu können, wurden freilich vom Auslande geborgt. Dr. Schacht ging sodann über zu der bekannten Krise des Jahres 1931. Zwei Faktoren haben im wesentlichen zu ihr ge führt: das wachsende Mißtrauen über die Zahlungsfähigkeit Deutschlands und der Mangel an politischem Vertrauen zu Deutschland. Die damalige Wirtschastsderoute hatte jene in unseliger Erinnerung stehende Brüningsche Deflationspolitik zur Folge. Niemals ist unser Warenaussuhrüberschuß so groß gewesen wie 1931. Was war aber die Folge davon? Herab gedrückte Löhne, Anwachsen der Arbeitslosenzahl auf sechs Millionen, eine ruinierte Landwirtschaft und eine ruinierte Volkswirtschaft überhaupt. Diese Politik hat sich zwangsläufig totgelaufen, und sie endete mit dem Umschwung, in dem der Nationalsozialismus an die Macht kam. Dr. Schacht behandelte nun die Fragen der deutschen Aus landsverschuldung, der Rohstofsbeschäfsung sowie der Finan zierung der Arbeitsbeschaffung, wobei er insbesondere die Zu sammenhänge zwischen Arbeitsbeschaffung und Rohstoffbeschaf fung eingehend darlegte. Er betonte, daß es sehr wertvoll für die Mitglieder der Reichsregierung sei, dann und wann zur Wirtschaft zu kommen und ihr zu sagen, daß es nicht allein an der Regierung liege, wenn die Dinge nicht alle wunschgemäß vorwärts kommen, daß es nicht schlechter Wille, Bürokratie usw. sei, sondern daß die zu bewältigenden Aufgaben überaus schwierig sind, so daß wir Verständnis und Duldung und nicht zuletzt die wertvolle Mitarbeit der Wirtschaft benötigen. Das folgerichtige Ergebnis der im Außenhandel über handnehmenden Schwierigkeiten war der neue Plan, der ein i unerläßliches Instrument zur Gesundung der deutschen Wirt schaft ist. Auf eine einfache Formel gebracht ist der Sinn die- I ses Planes folgender: Nicht mehr kaufen, als man bezahlen kann, und so viel verkaufen, wie nur irgend möglich. Um das Ziel zu erreichen, daß tatsächlich nur das hereinkommt, was bezahlt werden kann, sind die bekannten Ueberwachungsstel- len eingerichtet worden, die die Einfuhr ausnahmslos kontrol lieren. Das ganze basiert auf einem System des Vordring lichen, d. h. weniger wichtige Einfuhr wird gegen lebensnot wendige abgewogen. Eine Entwertung der Währung so, wie es andere Länder getan haben, kommt für uns nicht in Frage. Wir haben den Beweis erbracht, daß man eine Währung auch ohne Gold aufrecht erhalten kann. Diesem Ziel dient auch der Neue Plan. Er muß das eine zeigen: bedeutet der deutsche Markt noch etwas für das Ausland oder bedeutet er nichts mehr? Sind diese 65 Millionen Konsumenten im Herzen Europas etwas, wofür sich die Welt interessiert? Die Kompensationsgeschäfte, die so oft mißverstanden worden sind, haben den richtigen Kern, daß nämlich das Ausland, das an Deutschland ver kaufen möchte, sich nun auch Mühe geben muß, für den Absatz der deutschen Waren auf dem Weltmarkt zu sorgen. Es gibt eine ganze Reihe von Waren, die auch ohne Kompensationsge schäft abgesetzt werden. Dr. Schacht hob dann die Richtigkeit des nationalsoziali stischen Grundsatzes hervor, daß die Leistung des einzelnen Menschen wieder in den Vordergrund gerückt werden müße. Wenn der einzelne nicht in diesem Sinne arbeitet, kann die Regierung sich bemühen, so viel sie will, sie wird ihr Ziel nicht erreichen. Was nützen Verordnungen, Vorschriften und Ge setze, wenn nicht jeder einzelne von dem Pflichtgefühl erfüllt ist, daß er in der Gemeinschaft steht und mit ihr zu leben und zu wirken hat und daß er selbst nicht leben und wirken kann, wenn das Ganze nicht besteht Im letzten Teil seiner Ausfüh rungen gab der Reichsbankpräsident einen Ueberblick, in wie planvoller Weise der Nationalsozialismus auf dem Gebiet der Finanz- und Kapitalpolitik vorgegangen ist (Aufsicht über den Kapitalmarkt, Anleihestvckgesetz, Kreditgewerbegesetz, Zinssen- kungsgeseh), es ist alles getan worden, um das Vertrauen der Volksgenossen zum Staat jzu festigen. Den nicht ausführ baren Plänen hat der Führer eine Politik der Ordnung und des Vertrauens entgegengesetzt mit der Ueberzeugung, daß man aus keiner Volkswirtschaft mehr herausholen kann als in ihr ist. Es kommt nicht so sehr darauf an, unter welchen Bedingungen man hierbei vorgeht, sondern vielmehr darauf, daß die Ge samtheit weiß, die Ersparnisse des Volkes werden so angelegt, daß dem einzelnen kein Unrecht geschieht und die Gesamthsit doch eine Förderung erfährt Wir müssen erkennen, daß wir in einer Notzeit leben und daß wir für ein Jahrzehnt auf An nehmlichkeiten des Lebens, wie wir sie vor dem Kriege hatten, zu verzichten haben. Wir müssen uns bescheiden einrichten, wenn wir durch diese Selbstbescheidung und dieses Zusammenstehen die Zukunft unserer Kinder sicherstellen wollen. Wir befinden uns auf der richtigen Bahn und wir werden unter der nationalsozialistischen Führung unsere Lage mei stern, auch wenn sie noch so schwierig ist. Ser Wsu Ser »es« RiWstiz. ReLchsjustizmLnister Or. Güriner in Dresden Im Zusammenhang mit der vor einigen Wochen er folgten Ueberleitung der Rechtspflege Sachsens auf das Reich stattete Reichsminister Dr. Gürtner der sächsischen Landeshauptstadt einen Besuch ab, um auch in Sachsen durch eine persönliche Fühlungnahme die Beziehungen zu den sächsischen Rechtswahrern aller Grade aufzunchmen. Reichsminister Dr. Gürtner traf mit Staatssekretär Dr. Freisler in Dresden ein; der Minister begab sich in das frühere Sächsische Justizministerium, wo er sich dessen Beamte vorstellen ließ. Im Anschluß daran erfolgte im Oberlandesgericht die Vorstellung der an diesem Gericht tätigen Beamten. Es folgten verschiedene Besprechungen. Nachmittags ließ sich der Reichsminister der Justiz die Landgerichtspräsidenten und die Oberstaatsanwälte der innerhalb des Landes Sachsen gelegenen Gerichte vor stellen. Am Abend wohnte der Minister einer Versamm- lung der Bezirksgruppe Dresden des Bundes National sozialistischer Deutscher Juristen bei. Am Freitagvormittag setzte Dr. Gürtner mit seiner Begleitung die Weiterreise nach Thüringen fort, wo in Weimar und Jena ähnliche Veranstaltungen wie in Dresden aevlant und. Oie Iustizvereinheitlichung In einer Pressebesprechung äußerte sich der Presse referent des Reichsjustizministeriums, Oberreglerungsrat Dr. Doerner, über die Entwicklung und Bedeutung der Justizvereinheitlichung. Ausgehend von dem durch die Bismarcksche Verfassung entstandenen Zustand, die auch durch die Verfassung von Weimar keine Veränderung erfuhr, wies Dr. Doener darauf hin, daß durch die Macht übernahme des Nationalsozialismus am 30. Januar 1933 der gesamte Fragenkomplex seines politischen Charakters entkleidet worden sei; denn der Nationalsozialismus habe von jeher ein starkes Einheitsreich gefordert. Die Verwirklichung des Gedankens der Reichsjustiz sei daher seit jenem Tag nur mehr eine Krage der Zeit ge wesen. Bis zum Abschluß der Verreichlichungsarbeiten wur den Beauftragte des Rcichsjustizministers bestellt — für Sachsen-Thüringen der frühere sächsische Justizminister Dr. Thicrack — mit der befristeten Aufgabe, die restlose Ueberführung der Justizverwaltungen auf das Reich vor- znbereiten. Es ist damit zu rechnen, daß Dr. Thierack seinen Auftrag am 1. April d. I. beendet haben wird. Dabei hat das Reich jedoch mit Wirkung ab 1. Januar 1935 bereits eine Reihe von RechtsgebieteL zur zentralen Bearbeitung an sich gezogen. Die Beauftragten des Justizministers haben daher im wesentlichen schon heute nur die Per sonalverwaltung und die Zivilrechtspflege zu betreuen. Durch das dritte Gesetz zur Ueberleitung der Rechtspflege vom Januar 1935 werden mit dem 1. April 1935 alle Justizbehörden und Bediensteten in den Dienst des Reiches übernommen werden. Damit sei dann die beamtenmäßige und haushaltmäßige Vereinheitlichung im wesentlichen erreicht. Bei dem Aufbau der neuen deutschen Reichsjustiz werde man nach dem Willen von Dr. Gürtner einer un beschränkten Zentralisierung entgegentreten. Man werde den Präsidenten der Oberlandesgerichte und den Gene ralstaatsanwälten Justizverwaltungsgeschäfte in eigener Verantwortung zuweisen, um so gleichzeitig der Stam- meseigenart Rechnung zu tragen. Eine Massenverschiebnng von Beamten käme nicht in Frage. Allerdings solle das Reichsjustizministerium die besten ju ristischen Köpfe aus dem ganzen Reich in sich vereinigen. Taher würde auch ein Teil der Beamten der früheren Landesjustizministericn nach Berlin berufen werden. Auch für den juristischen Nachwuchs seien Wanderjahre vor gesehen. Referendare und Assessoren würden daher in Zu kunft nach ihrer Prüfung grundsätzlich nicht mehr in ihrem engeren Heimatland verwendet werden. Am Schluß seiner Ausführungen gedachte Dr. Doer- ner der Aufhebung der jahrhundertealten Justizhoheit der Länder, die auf große Leistungen auf allen Gebieten des deutschen Rechtes zurückblickcn könnten. Das Reich werde diese Tradition im Rahmen des großen Ganzen fort- fübren und gleichzeitig den Rechtswahrer aller Grade zu lebendigen Trägern der neuen Weltanschauung, wie sie uns der Führer vorlcbc, erziehen. Das Ziel sei ein einiges starkes Reich, ein in der Welt geachteter deutscher Rechts staat. dessen oberster Hüter Adolf Hitler sei, Or. Güriner vor den Dresdener Juristen Die Bezirksgruppe Dresden des NS-Deutschen Juri stenbundes hielt am Donnerstagabend eine Versammlung ab, in der Reichsminister der Justiz, Dr. Gürtner, Reichsstatthalter und Gauleiter Mutschmann, die Mitglieder der Sächsischen Regierung, der Staatssekretär im Reichsjustizministerium, Pg. Freisler, Landes stellenleiter Salzmann usw. teilnahmen. Ter Beauftragte des Reichsministers der Justiz für Sachsen-Thüringen, Dr. Thierack, hielt eine Rede, die er sculoß mit den Worten: Mit Staunen müsse man heute fcststcllen, welche Arbeit in dem letztenJahr geleistet worden sei. Schwierigkeiten, an denen Jahrhunderte ge scheitert seien, seien in dem einen Jahr überwunden wor den. Das sei nur möglich gewesen durch den Geist des Nationalsozialismus. Wenn man jetzt von der Justiz hoheit des Landes Sachsen Abschied nehmen müsse, die in ihrem jahrtausendelangen Bestehen eine gute Tradition entwickelt habe, so könne man das nur mit dem glühen den Wunsch tun, daß die nunmehr endlich erzielte Rcchts- einheit nie wieder anseinanderbrechen möge. Reichsminister Dr. Gürtner erklärte: Richt zu einem Staatsakt und nicht zu einer politischen Handlung sei er nach Dresden gekommen, sondern um von Mann zu Mann, von Führer zn Gefolgschaft die Möglichkeit zu einem Meinungsaustausch zu haben und einige Gedanken auszusprechen, die ihm besonders am Herzen lägen. Das Leben eines Volkes werde von zwei H a u p t p f e i l e r n getragen, der Macht und dem Recht. Unter Macht verstehe er dabei die Kraft, die ein Land haben müsse, nm sich im Konzert der Völker behaupten zu kön nen und ohne die es keine Gleichberechtigung gebe. Denn Gleichberechtigung könne nicht durch Verträge erworben oder verloren werden, sondern man besitze sie entweder oder nicht. Unter Recht aber verstehe man das Vertrauen des Volksgenossen znm Volksgenossen. Ohne ein solches Recht sei aber ein Zusammenleben nicht möglich. Es sei auch letzten Endes der einzige Boden, auf dem der Ge danke der Volkssührung wurzeln und wachsen könne. Und das Vorhandensein des Rechtes sei auch eine der wesent lichsten Voraussetzungen für die Achtung und Ehre eines Volkes in der Welt. Dabei sei das Recht desto besser, je weniger es das Antlitz einer formalen Kirnst trage und je mehr cs aus dem Volk hcrausgewachsen und vom Volk als Recht empfunden werde. Jeder Rcchtswahrer müsse sich bewußt sein, daß er eine der höchsten Aufgaben zu erfüllen habe, die der Staat überhaupt stellen könne. Tas Bewußtsein hiervon müsse auch in Ler Jugend so früh als möglich geweckt werden. Unbeirrbar müsse der Richter dem Ideal des deutschen Rechtes nachstrebcn, das nur auf lange Sicht aufgebaut werden könne. Verschwo ren der heiligen Idee eines deutschen Rechtes müsse der deutsche Rechtswahrer seine Pflicht tnn, nicht bedrückt von der Verantwortung, die auf ihm liege, sondern voll Stolz auf die Aufgabe, die der Führer ihm gestellt habe. Von diesem Gefühl müßten auch die Herzen der Jugend durch glüht werden. Zum Schluß bot Reichsminister Dr. Gürt ner den sächsischen Juristen ein herzliches Willkommen im größeren Verband der Reichsjustiz,