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». »chr,«». «r. « -rrilav, II. Sanum 19» M-Hi«nt»ritt; Nachrichten »re«>en Kcrnlvrecher-Lammelnummkr: 2»2«l Nur Ilir Nackilgcivritckie: Ar. iootl »chnllleiiung u. -auptgeickiiili-lieUe: »ralden-A. ». Marienftrale SS/t2 Ne,«<chge»L-r »am l. N» l». Januar UI» »N Uiglick, ,weinraN«er ZusieNunz frei -au» 1.70 v>k. Postbe-uütvret» Ilii Mon-r Januar ».«0 Mk. ohne PosttufteUungigebahr. Simeinummer w Pia. Außerhalb Treiben» l» Pia. Anzeigen»«»»! Die Anzeigen werden nach Golbmarl berechne«: die einivalltge 3» mm breite geile Sb Psg., >ür auiwLrt» 18 PIg, Famiiirnanzeigen un» Eteilen- geiuche ohne NabaN l» PIg., außerhalb »» Psg., die »0 mm breite NeklamezeUe 200 PIg., außer, halb »St» PIg. vltertengebühr »0 Pfg. AuiwLrtige AuIirLge gege» Porauibezahlung Druck ». Perlag: LIevsch ck Neicharh«, Dresden. Bochchech-Iito. tos» Dresden Nachdruck nur Mil denti.Oueilenangab« .Dresbn. Nachr.i zuitillig. UnbeNangt« Pchritiltack« werden nicht aulbewahrt Paris -uldete den SachMrungsschwin-el Enthüllungen Lm Falk Prozeß Schiebungen mit Wissen bei AtnanMinillerS Düffelö » rs, 111. Januar. Im Mai v. I. wurde« die Unternehmen des Kommerzienrats Max Falk im Zusammen, Hang mit Sachliesernngsgeschästen, die unvollkommen und unkorrekt ansgcsiihrt sei« sollte«, zur Zahlung von etwa S Millionen Mark an die Kasse des Neparationsagenten ver urteilt. Da die Vollstreckung der GerichtSarrcste nur geringen Erfolg hatte, erwirkten die Klüger, Gras D'Herbemont und die französische Negiernug, einen neuen Arrest über 1.1 Million Mark gegen den Kommerzienrat. Eine Ueberraschung gab cs bei den Verhandlungen vor dem Landgericht, als der Vertreter des Kommerzienrats Falk erkiürte, nicht seine Partei sei schuld an den Schiebungen, sondern Gras D'Herbemont, der mit Wissen «nd im Aufträge des fran zösische« Finanzministeriums durch Ucber- tenerung der Sacht icsernngen die durch den Dawesplan verbotenen Barüberweisungeu erzielt habe. Der Anwalt verlas eine eidesstattliche Versicherung eines früheren Gcschüstsführcrs der Falk-Konzerne. Znm Beweis dafür, dast auch das französische Finanzministcrinm die Un regelmäßigkeiten wenigstens geduldet habe, verlas der An, walt das Schreibe« eines leitenden Beamten des dentsche« Sachlieferungsbitros i« Paris. Der Beamte stellte fest, er habe bei einer Aussprache mit französische« Stellen münd lich aber ofsiziellerklürt, cs sei unverständlich, daß die französische Stelle Papiere mit so unvcrhältniömästig hohe« Preisen durchgehen lieste. Bei Wiederholung solcher Fälle werde mau den betrcsfonden Stellen den Vorwurf mache« müssen, dast sie durch Untätigkeit diesen Schiebungen Vorschub geleistet hätten. Die Anwälte des Grasen DHerbcmout «nd der französischen Regierung Paris, 10. Januar. Die Kammcrsitzung begann am DonnerSlagnachmitlag nm 9,80 Uhr bei stark beseht cm Hause und überfüllten Tribünen. Die Regicrungsbank war voll besetzt. Kammerpräsident Bouisson wies aus die schwerwiegenden aus,unpolitische» Entscheidungen hin, die die Kammer zu fassen haben werde. Es handele sich um eine völlige und endgültige Regelung der R e v a r a t i v n s f r a g c und auch um eine Regelung der Frage der Besetzung rhei nischer Gebiete. Aber auch die Frage der interalliierten Schulden werde aufgcrollt werden, sowie die Frage der Abrüstung. Zum Schluß nahm der Kammerpräsident das parlamentarische Regime gegen die Angriffe der letzten Zeit in Schutz. Poincarö erklärte sich daraus mit der sofortigen Behand lung der Interpellationen einverstanden. Die Regierung sei fest entschlossen, d u r ch z u h a l te n. Ans eine Anfrage des Abg. Grumbach iElsaß) erklärte sich der Minister präsident auch bereit, nach de» Wahlen t» Kolmar und Alt- ktrch die Interpellationen über die Lage im Elsaß zu beant worten. Der Sozialist Frosfard ergriff als erster Interpellant das Wort. Das Parlament habe sich Ende vorigen Jahres unter dem Eindruck des Unbehagens getrennt, der sich sogar ver stärkt habe. Die Kammer müsse endlich eine sichere Mehrheit schaffen. Nach der Stabilisierung glaubte Poincarö, daß seine Aufgabe beendet sei Also habe man keine Finanzkrise mehr zu erwarte» «nd die Kammer sei nicht mehr an eine Person ge bunden. Sie könne demnach in voller Unabhängigkeit den Mann ihres Vertrauens wählen. Die Regierung wende sich nach links, besitze aber nicht die ge nügende Mehrheit, um sich von der Rechten zu befreien. Diese ernste Krise verdamme das Parlament zur Ohnmacht und habe die gegen das parlamentarische Regime geführte Kam- pagne herausbeschivorcn. Diesen Zuständen müsse ein Ende gemacht werden. Frosfard fragte dann, wie die Regierung zur Laienpolittk und zu sozialen Konflikten, die entstehen könnten, stehe. Darauf fragte der Radikale LSon Meqcr Poincars, ob er die Politik Brian dS zur Zeit der Verhandlungen von Locarno gebilligt habe. — Poincarb ruft dem Redner zu: Ich habe für den Vertrag gestimmt. — Meyer erklärt weiter, daß keine Partei mit der Steuerpolitik der Regierung nicht einverstanden sei. und macht der Regierung znm Bor- wurf, daß sie den Parlamentarismus an greifen laste. — Nach diesen Worten des Redners erhebt sich Poincars, am ganzen Körper bebend, und erklärt: Habe ich nicht sltngst dem Sozialisten Renaudcl versprochen, daß ich stets in der ersten Reihe der Verteidiger des parlamentarischen Regimes marschieren werbe? War ich nicht Mitglied des Parlamente wiese« dies« Anklage« als ««begründet «nd ««erwiesen zurück. Die Entscheidung über den Arrest wnrde ans Diens tag vertagt. Lin frecher Betrug mit «latsche» Schadeneriatzterderungen Berlin. 10. Januar. Im vergangenen Jahr tauchten einige Polen aus, die noch Ansprüche an das Reich stellten. Es handelt sich angeblich um Mehllieserungen, die für die deutsche Besatzung in Polen nur vor dem ersten November 1918 erfolgt sei» sollten. Die Pole» brachten Belege und Unterlagen bei, »nd als sich das Reich weigerte zu zahlen, wurde» die Forderungen vor dem deutsch-polnischen Schiedsgericht in Paris geltend gemacht. Hier wnrde Deutschland zur Zahlung von Süvvli« NM. verurteilt. Auch vor dem Haager Schiedsgericht wurde Deutschland ab- gewiescn und somit war die Zahlung der 800 000 RM. an die polnischen Lieferanten fällig. Mittlerweile tauchte der Ver dacht auf, das, die von den Polen hergebrachten Unterlagen nicht in Ordnung waren» weil alle polnischen Forde rungen an Deutschland bis zum 1. November 1918 beglichen worden waren. Die Berliner Kriminalpolizei erhielt den Auftrag, diese Angelegenheit zu klären. Nach monatelangen Beobachtungen und Ermittlungen hat sich fetzt heransgestellt, daß der Verdacht berechtigt war. Jntendanturbeamte der dentschen Nrsaßnngsarmee in Polen naben polnische Lieferungen an Deutschland, die nie «rsolqt find, bestätigt «nd die dafür eingereichten Rechnungen als richtig anerkannt. Der Hauptschuldige ist inzwischen ver storben. Ein weiterer Jntendanturbeamter konnte fest genommen werden. Ein dritter wurde in Danzig verhaftet. Die polnischen Betrüger sitzen in Polen und sind natürlich von deutschen Behörden nicht zu fasten. Hierdurch wird die Untersuchung außerordentlich erschwert. Es ist kaum daran zu zweifeln, daß auf diese Weise gewaltige Summen von Deutschland an Polen gezahlt worden sind, ob wohl die dafür iu Anrechnung gebrachten Lieferungen nie erfolgten. als zur Zeit des Boulangismus die parlamentarischen Institutionen heftig angegriffen wurden? Aus welcher Seite stand ich damals? Hat mein Eingreifen in die Dreyfuß- Affäre nicht den Anlaß zur Revision des Prozesses gegeben? Ich bin nur verantwortlich für das, was ich tue, und ich handele nach meinem Gewissen. Ich werde immer mit allen Kräfte» meine Pflicht als alter Republikaner tun. — Nach dieser Erklärung bereiteten die bürgerlichen Parteien, mit Ausnahme der Mehrheit der Radikalen, dem Ministerpräsidenten eine stürmische Ovation. LSon Meyer beendet seine Rede, indem er erklärt, Poincars müsse klar zum Ausdruck bringen, mit wem er regieren wolle, Wenn er nur mit Republikanern zusammenarbciten wolle, werde er gehört werden. Der Kommunist Marcell Eachin wandte sich dann gegen den französischen Kapitalismus und behauptete, daß der Krieg in der Luft liege. — Der Sozialrepnblikancr Brunct als letzter Interpellant protestierte gegen die dem Parlamentaris mus geltende Vcrleumdungskampagne. Seine Fraktion werde dem Beispiel der Radikalen folgen. — Wciterberatung auf morgen vertagt. * Die parlamentarische Lage wnrde in den Wanbelgängen der Kammer am Abend verhältnismäßig günstig beurteilt. Die Aussichten der Regierung sind gestiegen. Besondere Bedeutung wurde der Erklärung Poincarss bei- gcmesscn, daß die Regierung unter allen Umständen auSharren würde. Automobilunfall Caillaux ChartreS, 10. Jan. DaS Anto des Senators Caillanx, in dem sich außer Caillaux der Chauffeur und ein Diener be fanden. stieb beute aus der Straße von ChartreS nach Parts In der Nähe von Courville mit einem nicht karossierten Ber- snchswagen zusammen. Die beiden Wagenführer hatten sich infolge des nebligen Wetters nicht rechtzeitig bemerkt. Ob wohl sie sich auSzuweichen versuchten, konnten sie auf der mit Glatteis bedeckten Straße den Zusammenstoß nicht mehr ver hindern. Caillaux ist tm Gesicht verletzt und wurde, nachdem ihm ein Notverbanck angelegt worden war, in eine Klinik nach ChartreS übergeführt. zweite ttutemdmo Sknms-Twardowikt Warschau, Ist. Jan. Nach der einleitenden Besprechung am Mittwochabend hat am hcntlgcn Donncrstagnachmittag eine zweite Unterredung zwischen Dr. Hermes und dem polnischen Bevollmächtigten v. Twardowski stattgefunden, über deren Inhalt und Verlauf vorläufig nichts verlautet. Gnvlan- im Wahlkampf Die großen Wahlen des Jahres, die englischen, sind nun endgültig für Ende Mai oder Ansang Juni festgesetzt worden und werfen ihre Schatten voraus. Auch in Deutschland wird man gut daran tun, die jetzt in Schwung gesetzte Wahl kampagne aufmerksam zu verfolgen: denn von ihrem Aus fall wird manches für die politische Lage und deren weitere Entwicklung auf dem Kontinent abhüngcn. Mit Recht wird ja der Stillstand und der Rückschlag der europäischen Ver ständigungspolitik auf die Schwenkung des bestehenden kon servativen Kabinetts in England zurückgesührt. Wenn cs auch sicher verfehlt wäre, jetzt schon bestimmte Hoffnungen auf einen Umschwung als Folge eines Steges der englischen Linken und Liberalen zu setzen und daraus für Deutschland das Hell zu erwarten, so müßte doch ein solches Ereignis eine freundlichere Atmosphäre schaffen: denn es ist nicht gut denkbar, daß die Parteien, welche die heutige Negierung hauptsächlich mit außenpolitischen Gründen bekämpfen, nach ihrem Sieg in dem gleichen Fahrwasser der Abhängigkeit von Frankreich wcitersegeln. Ob aber der Unwille des englischen Volkes über die außenpolitischen Mißerfolge ChamberlainS ausreichcn wird, nm die Macht der konservativen Partei zu brechen und ihre 400-Sitze-Mehrheit zu erschüttern, das ist die bange Frage, die jetzt die politischen Gemüter bewegt. Weniger als irgend wo ist in England auf S. M. den Wähler Verlaß. Zwar verfügen auch hier die Parteien Uber ein Häuslein Getreuer, die mit ihnen in allen Lagen durch dick und dünn gehen. Aber diese Unentwegten sind doch in einer verschwindenden Minderheit: die ausschlaggebende große Maste der Wähler — man schätzt sie ans 70 Prozent — bildet der politische Flugsand: Leute, die das eine Mal rechts, das andere Mal links gehen, je nach der Stimmung, die sie gerade treibt. Das gilt schon für die einigermaßen politisch interessierten Wähler und viel mehr natürlich noch für die große Menge derjenigen, die erst unter den Knalleffekten englischer Wahl- propaganda anfangen, sich mit Politik zu beschäftigen, um dann nach dem Wahlakt gleich wieder in den Schlaf der Un bekümmertheit zu verfallen. Entsprechend dieser Einstellung der Masten sind auch die Mittel, die aufgewandt werden, um sie wenigstens für den Wahltag parteimäßig sestzulegen, noch viel gröber alS die in Deutschland üblichen Propaganda- Methoden: Trommeln und Trompete», Fahnen und Bänder, Konfetti, Papierschlangen, Flugblätter und die verschiedenen „Phonc", mit denen die moderne Technik der menschlichen Stimme Kraft und Schall verleiht. Und diesmal gilt es außer dem alten Wählerstamm noch vier bis fünf Millionen neuer Wählerinnen zu bearbeiten, die auf Grund der Er weiterung des Frauenstimmrechts Heuer zum erstenmal bei der Entscheidung mitsprechcn werden. Bis der Hexensabbat entfesselt wird, bauert es freilich noch einige Monate: denn nur kurz vor der Wahl sind solche äußere EinwirknngSmcthodcn fruchtbar. Was jetzt den Körper Englands deutlich fühlbar durchläuft, bas ist das Zittern der Vorbereitung, die Suche nach dem zündenden Kampfruf. Ein noch so sauber ausgcarbeitctcs Parteiprogramm verfängt in England nicht. Mehr noch als bei uns brauchen die Parteien ein mitreißendes Schlagwort als Wahlwaffe. Wer das Beste erfindet, wer die Volksseele mit drei einfachen, aber packenden Worten trifft, der ist des SiegeS sicher. „llanx tsto Xaiserl", »Gegen den Schutzzoll!" „Nieder mit Sinowjew!". das waren die Parolen, mit denen die letzten Wahlen gemacht worden sind. Wenn cs tm Grunde auch fauler Zauber war, die Masscnscele hat reagiert, das Volk Ist dem Ruse In Scharen gefolgt. Nach einer solchen alleinseligmachenden Wahlparole tasten auch jetzt wieder die Parteien den politischen Horizont ab. Die Opposition scheint mit ihrer Wahl schon fertig zu sein, wenn auch die Formel noch nicht gesunden ist. Da die Konservativen den Liberalen offenbar doch nicht den Gefallen tun wollen, neue Schntzzollwahlen herauszubcschmören, und da auch das Uebel der Arbeitslosigkeit de» Reiz der Neuheit ver loren hat, wird die Außenpolitik in den Vordergrund ge schoben. Lloyd George und Macdonald haben den Ton an gegeben: der liberale Führer, indem er als Bilanz aus dem französtschl-englischen Bündnis für England mit temperament. vollen Worten ein Passivsaldo feststellte und die Abwendung von Italien als Torheit, die Herausforderung Amerikas geradezu als Wahnsinn geißelte. Noch deutlicher wurde -er Arbeiterführer. Er sprach von der Schlange, die tm Sack deS FlottcnkompromisteS zusammcngerollt liege und dl« den Frieden Europas erwürgen würde, wenn man sie nicht er würge. England ließe mit ber Auslieferung Europas an Frankreich und seine Vasallen eine Armee von acht Millionen Mann marschieren. Um mit Frankreich zu einem Abkommen gegen Amerika zu kommen, habe England etwas sanktto. ntert, das die Aufrechterhaltung des Friedens in Europa un wahrscheinlich in ber ganzen Welt unmöglich machen würde. England zerreiße mit eigenen Händen den FriedenSvenraa, den es einst Deutschland diktiert habe, indem es mit der Ab- rüstungsvermeigerung sich einer übernommenen Pflicht ent ziehe. Das sind starke Worte, die Im englischen Volke Eindruck mache» und denen die Regierung wenig zu erwidern hat. Poinearv nimmt -en Kampf auf Besinn -er Kammer-ebatte - Die Regierung fest entschlossen, zu -leiben