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Mchmtz-MiW Amtsblatt für die Königliche Urntshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Umisgerichte und die Sladlräthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Mr „Weiverih-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljiihrlich 1 M. 25 Psg-, zweimonatlich tz4 Psg., einmonatlich 42 Psq. Einzelne Nummern 10 Psg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welch« bei de» bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk« same Verbreitung finden werden mit lt> Psg. di« Spaltenzeile oder ^«r«V Raum berechnet. — Ta bellarische und complieirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die. Spaltenzeil« S0 Psg. Verantwortlicher Redakteur: Paul Ikhne in Dippoldiswalde. Mit achtseltigem „Jllustrirten NnterhaltungSblatt." Mit land- «nd hausmirthschaftlicher MoaatSbellage. Nr. 84. Dienstag, den 19. Juli 1892. 58. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Auch für das Jahr 1892 hat die Kgl. Staatsregierung den in unserer Stadt bestehenden Schulen und Bildungsanstalten namhafte Unter stützungen zugewendet, so erhält die Geflechtschule einen Zuschuß von 150 M., die Handelsschule einen solchen von 200 M. und die deutsche Müllerschule einen solchen von 4500 M. — Wenn nun auch die königl. Slaatsregierung stets bestrebt ist, alle gemeinnützigen Bestrebungen des Landes zu unterstützen, so dürfte doch die Höhe der materiellen Beihilfen ein Zeichen der Anerkennung sein, daß sich die Leitung der genannten Anstalten in vorzüglichen Händen befindet. — Im Jahre 1891 erhielt die deutsche Müllerschule nur eine Staatsunterstützung von 2000 M. — „Wenn die Schwalben heimwärts ziehen", sagt man wohl scherzweise von den Maurern, wenn sie im Herbste das heimathliche Dörfchen wieder aussuchen, Auch in diesen Tagen begegnet man Schaaren von eigenartigen Zug- oder Strichvögeln, die dem Gefieder »ach mit dem rothkäppigen Specht und dem blau- schöpfigen Eisvogel, der jugendlichen Fröhlichkeit nach mit den hochausstrebenden, trillernden und jubilirenden Lerchen zu vergleichen sind. Auf dem Felde der Schule haben sie manches Körnlein der Weisheit gesammelt, und nun fliegen sie, die buntbemützten Schüler, auf den Schwingen des Dampfes dem heimathliche»Himmel zu, wenn sie nicht vorziehen, einen Weg von einigen Stunden in jugendlicher Rüstigkeit zu Fuß zurückzu legen, denn jetzt sind ja 4 Wochen Ferien, und das scheint ja eine kleine Ewigkeit zu sein! Auch die Volksschüler, die noch Niemand unter eine gleichfarbige Mütze gebracht hat, genießen nun eine Zeit der Ruhe, allerdings nur von 3 Wochen, doch sind schon in et lichen Städten auch die Sommerferien der Bürger schulen auf 4 Wochen ausgedehnt worden. Wenn wir in den Häusern nachfragen wollten, ob wohl die Ferien nüthig sind, da würde manche Mutter, der ja die Pflege der Kinder am meisten obliegt, bejahend antworten, merkt sie doch ihrem kleinen Liebling an, daß das Lernen nicht nur den Geist, sondern auch den Körper in Mitleidenschaft zieht, und beiden zeitweise eine Pause zu gönnen ist. Infolgedessen genießen auch die Lehrer ihre Ferien und benutzen dieselben, um sich zu ihrer Arbeit neu zu stärken und zu beleben. Auch wer nicht mit dem Turnerextrazuge nach Constan- tinopel oder an anvere mehr oder weniger ent fernte Orte reisen kann, findet in der nächsten Um gebung seines Ortes des Interessanten genug. Wald wege, Pflanzen, Thiere, Aussichten u. dergl., die von ihm neu „entdeckt" werden, bieten viel freudige lieber- raschung, und solche Benutzung der Ferien möchten wir auch den Eltern empfehlen. Führet eure Kinder hinaus in die heimathliche« Fluren, aber nicht nur auf der breiten Landstraße bis zum nächsten Garten- Restaurant, sondern durch Dorn und Korn, durch Feld uiw Wald. Das kräftigt, erheitert und läßt die Heimath liebgewinnen. Dabei wird auch Zeit bleiben, daß die Kinder eine Stunde lang ein Buch in die Hand nehmen, daß der Lernfaden nicht ganz zerreißt. Möge Allen mit Gottes Hilfe die freie Zeit gut be kommen ! — Bezüglich der Verpachtung der hiesigen Raths - kellerwirthschaft ist das Stadtverordneten-Kollegium dem Beschlüsse des Stadtraths, nach welchem dieselbe dem bisher im.Hause deS Herrn Kaufmann Dreßler angestellten Herrn Karl Schwahn gegen einen jähr lichen Pacht von 1250 M. vom 1. August d. I. ab übertragen werden soll, in der am 15. d. M. abge- haltenen Sitzung beigetreten. ES hatten sich neun Bewerber gemeldet. — Für die im Straßenzuge der neuen Straße Kirchplatz — Freiberger Platz zu errichtende neue Brücke über die Weißeritz liegen den städtischen Kol legien zwei Projekte vor. DaS eine betrifft die Her stellung einer eisernen, das andere die Herstellung einer steinernen Brücke mit einem bez. zwei Brücken bogen. Bei dem ersieren Projekt stellt sich nach dem Kostenanschläge der Aufwand um ca. 5000 M. höher als bei dem letzteren und dürste man sich, soviel uns bekannt ist, wohl für die Erbauung einer steinernen Brücke mit nur einer Bogenöffnung entscheiden. — Pilze sind bekanntlich ein sehr beliebtes Nah rungsmittel. Man findet sie namentlich in der jetzigen Jahreszeit massenhaft auf den Märkten und draußen in der Sommerfrische ist das Pilzesuchen eine Lieblings beschäftigung. Auch hier bei uns spielen die Pilze in dem bürgerlichen Haushalt eine wesentliche Nolle, und es läßt sich nicht in Abrede stellen, daß diese Speise bei guter Zubereitung sehr schmackhaft ist. Ueber den Nährwerth der Pilze sind jedoch vielfach irrthümliche Ansichten verbreitet. Obwohl in populären Werken die eßbaren Pilze als Nahrungsmittel außerordentlich hoch veranschlagt und nicht selten der Fleischnahrung nahe gestellt werden, hat die praktische Erfahrung schon längst ein anderes Ergebniß in Betreff des Nähr- werthes der Pilze gezeitigt. Die chemische Analyse des Steinpilzes, des hervorragendsten Speiseschwammes, hat ergeben, daß der Nährwerth dieses Pilzes annä hernd demjenigen des Blumenkohls entspricht. Die Pilze gehören also, da auch die anderen Arten sich in ihrer Zusammensetzung nur unwesentlich vo» den Steinpilzen unterscheiden, zu den minderwerthigen Nahrungsmitteln. Der Einwand, daß die Pilze in getrocknetem Zustande, in welchem sie in den Handel kommen, nur 10—14 Proz. Wasser und nahezu 22 Proz. Eiweißgehalt enthalten, also dem Fleisch nicht viel nachstehen, läßt sich leicht dadurch entkräften, daß die getrockneten Pilze bei ihrer Zubereitung in der Küche erst durch Kochen oder Dünsten genießbar ge macht werden müssen und hierdurch eine große Menge Wasser in sich aufnehmen. Man müßte ungefähr 2 kx zubereitete Pilze essen, um dem Körper so viel Ei weiß zuzuführen, wie in 200 Gramm Fleisch enthalten ist. Dieses Quantum von Pilzen wird aber Niemand zu vertragen im Stande sein, zumal die Pilze an sich schon schwer verdaulich sind. > PaulSdorf. Am vergangenen Sonnabend hat in hiesiger Gemeindeflur der Roggenschnitt seinen Anfang genommen. Der Wind geht also auch bereits bei uns wieder über die Stoppeln. Schmiedeberg. Für die bei dem Brande in Niederpöbel am 1. Juni d. I. in Thätigkeit gewesenen Spritze der hiesigen Gemeinde hat die Königl. Brand versicherungskammer eine Löschungsprämie von 30 M. bewilligt. Bärenstein. Bei dem hiesigen Stadtgutsbesitzer Petzold ist eine Kuh an Milzbrand verendet. Der Kadaver ist nach bezirksthierärztlicher Obduktion ver graben und sind gegen Weiterverbreitung alle sonstigen Vorsichtsmaßregeln getroffen worden. Die übrigen Rinder Petzolds erschienen bei vorgenommener Unter suchung durchgehends gesund. H Poffendorf. Die Angewohnheit, im erhitzten Zu stande Getränke einzunehmen, hat schon vielfach zu schweren Krankheiten oder Tod geführt. Ueber einen solchen Fall mit tödtlichem Ausgang können wir aus hiesigem Ort berichten. Vergangene Woche starb hier die allgemein geachtete 31jährige einzige Tochter des Herrn vr. Thost infolge des Genusses eines kalten Ge tränkes im erhitzten Zustande. Dieser Fall ist um so beklageswerther, als die Verstorbene eine treue Pflegerin ihres nun seit Jahren von schmerzensreicher Krankheit heimgesuchten Vaters gewesen ist. — Der hiesige Männergesangverein „Arion" be absichtigt in den Elbgausängerbund einzutreten. Die der Aufnahme vorausgehende übliche GesangSprobe findet im Laufe dieser Woche vor einer Musik-Kommis sion des Bundes statt. Possendorf. Der Windmüller E. A. Lorenz hier wurde verhaftet und in das Amtsgericht Dippol diswalde eingeliefert, weil er in dem dringenden Ver dachte steht, den vergangene Woche stattgefundenen Brand der Poffendorfer Windmühle durch eigene Hand verschuldet zu haben. Dresden. Die allgemeine lutherische Kon ferenz soll in diesem Jahre vom 20. bis zum 23. September in Dresden tagen. Diese Konferenz findet seit dem Jahre 1868 wiederkehrend statt, um die Glieder der verschiedenen lutherischen Kirchengebiete Deutschlands in freier Vereinigung durch brüderlichen Austausch ihrer Meinungen zur Pflege ihrer Gemein schaft und zur Verständigung über ihre gemeinsamen Interessen einander zu nähern. Die Bekenntnisse der lutherischen Kirche bilden die Norm für ihre öffentlich stattsindendcn Verhandlungen. Zur aktiven Theilnahme ist jeder Lutheraner berechtigt, der sich ihren Bestim mungen unterwirft. Daß die Konferenz einem von Vielen tief gefühlten Bedürfnisse entgegenkommt, be weist die zahlreiche Theilnahme an ihren bisherigen Vereinigungen in Hannover, Leipzig, Nürnberg, Schwe rin» Hamburg und wieder in Hannover. Es ist des halb zu erwarten, daß auch die siebente allgemeine lutherische Konferenz viele Glaubensgenossen aus den verschiedenen Kirchengebieten in Dresden vereinigen wird. — Der soeben erschienene Rechnungsabschluß der kgl. sächsischen S t a a ts e i se n b a h n en auf das Jahr 1891 we'st folgende Ergebnisse nach: Die Gesammteinnahmen bezifferten sich auf 88,993,357 M. 77 Pf. — 34,298 M. 53 Pf. pro Kilometer Bahnlänge, die Gesammt- ausgaben auf 57,043,793 M. 38 Pf. ----- 21,984 M. 99 Pf. pro Kilometer Bahnlänge, der Ueberschuß auf 31,949,564 M. 39 Pf. ----- 12,313 M. 54 Pf. pro Kilometer Bahnlänge. Der Ueberschuß verzink das mittlere Anlagekapital in Höhe von 677.423,227 M. 35 Pf. mit 4,716 Prozent, gegen 4,972 Prozent im Jahre 1890. Die Gesammteinnahmen waren im Vergleich zum Vorjahre um 2,345,261 M. > 97 Pf. höher, die Ausgaben um 3,310,761 M. 56 Pf. höher, der Ueberschuß um 965,499 M. 59 Pf. geringer. Von den Einnahmen stammten 27,066,538 M. 38 Pf. aus dem Personen- und Gepäckverkehr, 57,253,170 M. 3 Pf. aus dem Güterverkehr, 854,149 M. 69 Pf. wurden für Ueberlaffung von Bahnanlagen und für Leistungen zu Gunsten Dritter vereinnahmt, 2,103,645 M. 28 Pf. ergab die Benutzung von Betriebsmitteln durch andere Bahnen, 102,355 M. 58 Pf. waren Erträge aus Veräußerungen und 1,613,498 M. 81 Pf. sonstige Einnahmen. Von den Ausgaben entfallen 12,679,140 M. 42 Pf. auf Besoldungen und Gehalte der etatsmäßigen Beamten, 16,905,479 M. 97 Pf. auf andere persönliche Ausgaben (Arbeitslöhne, Reise kosten rc.), 2,334,300 M. 36 Pf. auf allgemeine Kosten, 3,484,387 M. 16 Pf. aus Unterhaltung der Bahnanlagen auf freier Strecke, 2,438,841 M. 75 Pf. auf Unterhaltung der Bahnhofsanlagen, 192,238 M. 80 Pf. auf Unterhaltung der Telegraphen- und Signal- Vorrichtm-gen, 5,383,238 M. 16 Pf. auf die Kosten der Züge (Lokomotiv-Feuerung, Schmiermaterial, Putz material, Beleuchtung und Heizung der Züge rc), 4,810,877 M. 71 Pf. auf Unterhaltung der Betriebs mittel, 4,449,667 M. 89 Pf. auf Erneuerung be stimmter Gegenstände (regelmäßige Rücklage in den Erneuerungsfonds), 729,175 M. 25 Pf. auf Ergän zung und Erweiterung der Bahnanlagen, 123,541 M. 70 Pf. auf Ergänzung und Verbesserung von Trans portmitteln, 1,347,797 M. 92 Pf. auf die Benutzung fremder Bahnanlagen, 2,165,106 M. 29 Pf. auf die Benutzung fremder Betriebsmittel. Bon den einzelnen Ausgabeposten dürften folgende interessiren: DaS Brennmaterial zur Lokomotivseuerung einschließlich der Transport- und Ladekosten erforderte 4,670,075 M. 41 Pf., das Material zur Beleuchtung der Züge 153,152 M. 11 Pf., das Material zur Erwärmung