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(Wiederholt.) der Verhandlungen. und delicaten Aufträgen »det wird. Man erinnert nach jener Seite hin ver sich der hochwichtigen, vm ihm glücklich vollftihrten Jahre 1866, deren Zweck Mission nach Petersburg beim Kaiser Alexander ist, und daß er deshalb immer gern zu besonders intim« war, Rußlands stillschweigende Zustimmung zu den in Deutschland vor sich «henden Veränderungen zu sichern. Ohne ernsterp Grund ist gewiß auch jetzt der Generalfeldmarschall nicht nach Warschau gesandt. Wir glauben nicht, daß e- sich dabei um die Schlich tung tiefer gehender Differenzen zwischen den beiden großen Reichen oder gar um die Abwendung eines drohenden Krieges handelt, mag auch die — nicht- officielle — russische Presse in jüngster Zeit einmal dniWVM- 1«hr ev»Sgen«Me» hab«» zunge» und Beleidigungen Deutschland«. Eher möch ten wir annehmen, daß Frhr. «. Manteuffel beauf tragt sei, dem Kaiser von Rußland auf Grund der jüngsten Verständigung zwischen Bismarck und An- dräffy Eröffnungen darüber zu machen, inwieweit eine auch den russischen Wünschen, wenn diese in ge wissen Schranken sich hielten, entsprechende gemein same Orientpolitik von den drei Kaiserhöfen verfolgt werden könne. DaS Resultat der Manteuffel'schen Mission, wenn sie gelingt, was zu hoffen, wäre somit, unserer Ansicht nach, eher die Wiederherstellung des Drei-Kaiser-BündnisseS in neuer Form und vielleicht mit etwas veränderter Grundlage, als die Abwendung einer Kriegsgefahr von feiten Rußlands, an deren wirkliches Vorhandensein wir nicht glauben, oder gar ein Zurückwcichen der deutschen Regierung vor Ruß- Leipzig, 2. September. DaS Bedeutsamste aus der vergangenen Woche neben her nun endlich von der Pforte abgegebenen Er klärung, daß sie auf der vom Berliner Congreß vor- geschlagene» Grundlage mit Griechenland verhandeln wolle, waren allerhand Bewegungen in der diploma tischen Welt, Bewegungen, deren bestimmten Zweck und Grund zur Zeit nur die Eingeweihten kenne«, von denen aber sa viel mit Sicherheit anzunehmen ist, daß sie ohne solchen nicht stattgefunden. samwitWMW-Mraf» «WräW-M nunmehr eine feststehende Thatsache zu seinfcheiut) mit dem Fürsten Bismarck. WaS die beiden Staatsmänner miteinander verhandelt haben, ist zwar noch Geheimniß; allein mag nun der bisherige österreichisch-ungarische Minister des Auswärtigen diese Zusammenkunft gesucht haben, um dem deutschen Reichskanzler bündige Zu sicherungen zu überbringen in Bezug auf die von sei nem Nachfolger (als welchen man jetzt den Baron v. Haymerle nennt, derzeitigen österreichisch-ungarischen Botschafter in Rom) einzuhaltende Linie der Politik, speciell gegenüber dem Deutschen Reiche, oder mag ein Hauptzweck der langen freundschaftlichen Unterredung eine zweiseitige Verständigung gewesen sein über ein gemeinsame- Vorgehen Deutschlands und Oesterreich- Ungarns in einzelnen oder in allen schwebenden euro päischen Fragen — so viel scheint gewiß, daß die Zu- «r. r«5. Leipzig. Telegraphische Depeschen. *Serlin, 1. Sept. Sr. Maj. Kanonenboot Cyclop, vier Geschütze, Commandaut Kapitänlieute- nant ». Schuckmann 1., ist am 1S. Juli von Foochow kommend in Shaughai eingetroffen. * Nürnberg, 1. Sept. Die Feier des Sedan- läge« wurde schon gestern durch eine Musikauffüh rung auf der Burg und durch Reveillcn eingeleitet. Heute Vormittag fand eine Schulfeier im großen RathhauSsaale statt, mittag« wurden alle Geschäfte ge- schloffen, am Nachmittag bewegte sich unter Begleitung von Musikkapellen «in großartiger Festzug durch die Stadt, an welchem die Schulen, Vereine und Gewerke der Stadt, iogleichen viele Landgemeinden mit ihren Fahnen, Emblemen und mit allegorischen Darstel lungen theilnahmen. Morgen Vormittag soll eine Kirchenparade der Garnison, am Nachmittag sollen Freicvneerte und Volksspiele stattfinden. Dir Stadt ist überall mit Flaggen geschmückt. *Loustantinopri, I. Sept. Zn der gestrigen Con- sereuz betreffs dergriechischenFrag« antworteten die türkischen Bevollmächtigten auf die von den griechischen in der ersten Conferenz verlesene Declaration. Mian versichert, die türkischen Bevollmächtigten acceptirten da- 13. berliner Congreßprotokoll als die Grundlage 7». NPf. s«»« Nu»»« Die Abgeordnetenconfereuz der österreichische« BerfaffuugSpartei. Die in Linz am 31. Aug. versammelte Conferenz nahm den vom Dreizehner-Comiti vorgeschlagenen Re- solutionSantrag ohne Debatte en dloo au. Er lautet: Angesicht« der dnrch die Neuwahlen geschaffenen poli tischen Lage sowie der dnrch die bisherige Action und Zu sammensetzung de« Labinet« sür die Integrität der ver- faffung-mLßigen und liberalen Institutionen und die 3» ttreffen der deutschen Oesterreicher hervorgerufeueu ernsten Besorgnisse sprechen die in Linz versammelten, der Ber- faffungspartei angehörigen Abgeordneten als ihre Ueber- zeugung au«: Die staatsrechtlichen Grundlagen de« Reiches, wie die in der Verfassung und ihren Ausführiingsgesetzen begrün deten kulturellen und freiheitlichen Institutionen sind unver sehrt zu erhalten. Nur in diesem Rahmen kann den For derungen nach erweiterter Befriedigung nationaler Wünsche stattgegeben werden. Die Ordnung im Staatshaushalte ist durch Sparsamkeit in allen Zweigen der Verwaltung, vor allem aber durch die mit der Wehrhaftigkeit des Reiche« vereinbarliche Herabminderung des Heeresaufwandes ernst lich anzustreben und der während der Wahlbewegung in Stadt und Land erhobenen Forderung nach Maßregeln der Gesetzgebung und Verwaltung, soweit solche eine Besserung der wirthschastlichen Lage herbeizufllhren vermögen, auch durch Initiativanträge sofort Rechnung zu tragen. Bon diesen Ueberzeugungen geleitet, beauftragen die Versammelten da« Eomiti, beim Zusammentritte de« Reich«- land in irgendeinem für deutsche Interessen wichtige» Punkte, an welche» wir noch viel weniger glaube» möge». Auch die Anwesenheit des russischen Thronfolgers an den skandinavischen Höfen hat zu allerhand Com- binationeu Veranlassung gegeben, deren Spitze sich wiederum gegen Deutschland kehrt. Daß Rußland mit seinen beiden nördlichen Nachbarn gern auf gute» Fuße stehen will, begreift sich, und e» ist daher nur natürlich, wenn der Thronfolger den Besuch am däni schen Hofe, mit welchem ihn nahe Verwandtschaftsbaude verknüpfen, zugleich zu einem Acte der Courtoisie am schwedischen Hofe benutzt. Allein so wenig an» dem Austausch ähnlicher Höflichkeiten zwischen Schweden, Norwegen und Deutschland, wie sie vor etwa zwei Jahren stattfanden, auf einen bevorstehenden Bruch zwischen Deutschland und Rußland geschloffen worden ist und vernünftigerweise geschloffen werden konnte, ebenso wenig liegt unserS Erachtens Grund vor, dem gegenwärtigen Besucht de- russischen Thronerben in Stockholm eine solche deutschfeindliche oder vollend kriegerische Deutung zu geben. Die Wahlbewegung in Preußen kommt nun in Fluß — insofern wenigstens, al- die verschiedene« Parteien ihr Wahlprogramm erlassen, oder auf sonstige Weise ihren Standpunkt gegenüber den Wählern prä- cistren. Wir behalten un- vor, auf diese Kundgebun gen der verschiedenen Parteien an anderer Stelle näher einzugehen. sammenkuuft zu beiderseitiger Befriedigung au-gefallen ist, uod »an darf daraus weiter mit Geuugthuuug schließen, daß ihr Inhalt ei» der Erhaltung de- euro päischen Frieden- günstiger gewesen ist. Ein angebliche- Seitenstück zu dieser Diplomaten» zusammeokunft hatte da- allezeit geschäftige Gerücht in Scene gesetzt in Form eine« ganz geheimen Zusammen treffen- zwischen dem Fürsten Bi-marck (vor seiner Uebersiedelung von Kissinaen nach Gastein) mit dem, allerdings auf einer Reif« im Norden begriffenen, italienischen Ministerpräsidenten Cairoli. Diese- Ge rücht ward jedoch officiell von Berlin auö widerlegt, ebenso aber auch da- ander«, al- sei eine solche Be gegnung feiten« des italienischen Staatsmannes beab- sichtigt gewesen, feiten- deg deutschen Reichskanzler» aber al» unerwünscht bezeichnet und deshalb unterlassen worden. Vermuthungen der mannichfachpcn Art knüpfen sich, wie sehr natürlich, an die Sendung de- Generalfeld- marschallS v. Manteuffel q« den Kaiser von Rußland nach Warschau. Daß eS M dabei um mehr al- eine bloße Höflichkeitsbezeigung snteuS de- Deutschen Kaiser« handelt, liegt auf der Hand. Die Persönlichkeit des dazu auSrrkorene» außerordentliche» Abgesandten ver leiht der Sendung ei« doppelte» Gewicht. Man weiß, daß Generalfeldmarschall Vs Manteuffel persona grsla MiAwsch, Deutsche Allgemeine Zeitung. M" ' o 2usrrU»»»,tbstzk .Wahrheit »ud »echt, Freiheit »°d Ersetz!» Wer ist Kelley? U»ter dieser Ueberschrift bringt das Deutsche Mon- tagS-Blatt folgenden Artikel von P. N. RhenanuS: „Diese Frage beschäftigt heute den deutschen Zei- tungSlescr, denn Kelley'S Bericht über seine Unter redung mit dem Fürsten Bismarck über die Silberfrage steht in allen Blättern. DaS ist der Grund und die Veranlassung zu nachstehender Mittheilung. William D. Kelley ist Mitglied des Abgeordnetenhauses der Vereinigten Staaten. Der verstorbene deutsche Abge ordnete Frhr. v. Hoverbeck bezeichnete einmal die «Agrarier» al- Abgeordnete zweiter Klaffe, weil sie nicht die Gesammtheit und das Gemeinwohl; sondern einen einzelnen Stand und dessen Sonderinterefsen vertreten. Hr. William D. Kelley ist «Abgeordneter zweiter Klasse» im Sinne des Frhrn. v. Hoverbeck, und wenn er eine Audienz beim Fürsten Bismarck hatte und sich damit breit macht, so ist dies ungefähr da- Nämliche, wie wenn der Regierungörath a. D. Vr. Beutner eine Audienz bei Lord Beaconsfield, oder der vr. Hermann Grothe, Abgeordneter a. D., eine solche bei dem Grafen Andrässy gehabt hätte; wobei ich eS dahingestellt sein lassen will, ob Lord Beacons field oder Graf Andräffy geneigt sein würden, den genannte« Agenten eine Audienz zu gewähren. Hr. Kelley spielt in dem Abgeordnetenhause der Vereinigten Staaten allerdings eine Rolle, aber zumeist nur die des «brüllenden Ajax». Äch bediene mich absichtlich dieses dort landläufigen Ausdrucks, bin aber verpflichtet, dem deutschen Leser zu sagen, wa« die Amerikaner verstehen unter diesem Ausdruck, welches Homer'S Zliade entlehnt ist. Der »brüllende Ajax» ist der Held mit der starken Stimme. Wenn Ajax vor den Mauern von Ilion brüllte, dann hörte man e» auf der Insel TenedoS und auf den «hohen Schiffen» der Griechen. Um also ein solcher Ajax zu sein, ist zunächst eine mächtige Stimme von nöthen. Sodann aber muß man auch, wie die Holländer sagen, «sich selbst böse machen können», und zwar in einem solchen Grade, daß man den Schaum vor dem Munde stehen hat und mit beiden Fäusten auf dem Pult herum hämmert. Das ist also die Specialität des Hrn. William D. Kelley. Damit soll aber nicht ge sagt sein, daß er sich durch sonst nichts auSzeichnet. Sein erstes Auftreten war löblich. Er kämpfte gegen die Sklaverei, oder wie man eS dort ausdrückt: er schwang «das blutige Hemd» wider den Süden und vertrat die republikanische Partei in Pennsylvania, welches der «Schlußsteinstaat» genannt ward, weil eS den Ausschlag gab in diesen Dingen. Als aber die Sklavenfrage erledigt war, vielleicht auch schon früher, wurde Kelley Agent der Eisenschutzzöllner von Pitts burg; wahrscheinlich trug dies nicht genug ein und so ist er denn nun auch Agent der Silberminenbesitzer von Newada geworden; und als solcher bereist er Europa. Seine Laufbahn auf dem Gebiete der Münz- und Bankfrage ist seltsam. Sie besteht aus drei Etappen, welche miteinander im Widerspruch stehen. Er wurde — auS welchem Anlässe, darüber cursiren verschiedene Versionen — im Anfang« der siebziger Jahre zum Mitglied de» Committee of Currency ge wählt, d. i. des Parlamentsausschusses, welcher di« Frage der UmlanfSmittel zu prüfen hat. Er wurde sogar Berichterstatter dieses Comite und erstattete 1873 ein Gutachten über die Münzfrage, in welchem er die ausschließliche Goldwährung empfahl, nicht etwa blos mit den gewöhnlichen Gründen, sondern auch mit einer wahrhaft phrenetischen Begeisterung. Etwas später wurde er aus einem Goldbold ei» Papierbold. Zur Zeit der «Inflation» empfahl er unbeschränkte Emission von Banknoten und Papier geld. Er erfand ein neues System, das System des «Znterconvertible Money». Er schlug nämlich ein un verzinsliches Papiergeld vor, das der Staat jederzeit mit verzinslichen Obligationen einlösen müßte. E« war etwas Aehnlichcs wie das Grundgeld, das seiner zeit der bekannte berliner Demagog Held vorschlug. Zn seinem dritten und letzten Stadium, in wel chem sich Hr. Kelley gegenwärtig befindet, schwärmt er mit derselben phrenetischen Begeisterung für die Silber währung oder die Doppelwährung, wie 1873 für die Goldwährung. Er ist auch Silberbold geworden und hat den Goldbold so sehr vergessen, daß er sehr er staunt war, als ihm jemand eine der schönsten Stellen eines seiner Goldberichte von 1873 vorlaS. Er meinte, daö könne er unmöglich geschrieben haben, konnte aber dennoch nicht bestreiten, daß der Bericht seine Unter schrift trug. Ich will hier nicht auf eine Kritik der Mittheilungen eingehen, welche Hr. William D. Kelley dem Fürsten Bismarck über das amerikanische Münz eldorado gemacht hat. Ohne Zweifel wird er seine Kritiker in Amerika finden. Hier will ich nur Fol gende« anmerken, um den Beweis zu führen, daß Kelley dem Reichskanzler nicht die ganze Wahrheit über Amerika gesagt hat.