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Schönburger Tageblatt Freitag, den 30. Januar 1891, Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis nachmittags 2 Uhr. Ter Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich L Mk. SS. Pf. Anserate pro Zeile 10 Pf., Einges. 20. Pf. Expedition: Waldenburg, Obergasse 291L. Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herrn Kaufmann Otto Förster, in LangenchurS- dorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Kaufmann Rob. Härtig, Mandelgasse; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Ernst Rösch«; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. —— MtdenvmMr NuM^r AÄÄtM str ZA Stadtnah fl WzOtÄW. Zugleich wett verbreitet in den Städten PKAiG- AchteNLsiu-GsLubees und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: ^tßsdt-Wsldenöurg, BräunSdorf, LaLrnörrg, St. Egidieu, Ehrenham, FrohnSdsrf, Falkm, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- ^A-Rirdrchstn, Lsngenlmba-Obsrham, NisderBierr, OöergrLfeuhain, Obermiera, OöerKintel, Oelsnitz i. G., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rüßdorf, GchlsWch, Scharben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolksnburg und Ziegelheim. 360,000 Mk. bewilligt. freien, so darf dies doch nicht auf Kosten der erwerb lichen Verhältnisse in Deutschland geschehen. schließlich werden die Zanzibariten den Zoll zahlen müssen. Bei Pangani kenterte ein Segelschiff. Ein deutscher Offizier und acht Eingeborene ertranken. Nach Berichten aus Witu starb der Sultan eines na türlichen Todes. Sein Bruder ist zum Nachfolger ge wählt. Im anhaltischen Lehrerseminar zu Cöthen hat nach der „Frkf. Ztg." eine Disziplinaruntersuchung gegen Schüler der zweiten Seminarklasse wegen social demokratischer Umtriebe begonnen. Die Schüler, im Durchschnitt neunzehn und zwanzig Jahre, sind ver dächtig, sich durch Antheilnahme an socialdcmokratischen Versammlungen, durch Bezug socialdemokratischer Schrif ten, sowie durch Agitation innerhalb und außerhalb des Seminars an der socialdemokratischen Propaganda praktisch bethätigt zu haben. Einer der Schüler ent zog sich der drohenden Relegation durch schleunigen Austritt aus dem Seminare. Bei dem ganzen Vor kommniß muß noch besonders hervorgehoben werden, daß das Cöthener Seminar als Alumnat eingerichtet ist, in welchem die Zöglinge einer fast militärischen Controlle unterworfen sind. Aus Kiel wird geschrieben: Als das Ercigniß des Tages darf in unserer Marinestadt das Erscheinen der Schrift „Unsere Marine in der elften Stunde" bezeichnet werden. Selten ist so viel Zutreffendes über unsere Flotte und ihre Zustände geschrieben worden, als in diesem Buche. Es ist nicht frei von Einseitig keiten, von Phantasiestücken, aber in allen Hauptsachen hat der Verfasser Recht. Alle Welt forscht nach dem Autor, man wittert einen alten Admiral dahinter, wahrscheinlich mit Unrecht. Einzelne Kreise schreiben es auch dem heutigen Reichskanzler, dem früheren Chef der Admiralität zu. Zwei Punkt werden besonders hervorgehoben: Der Verfasser legt dar, daß es bald unmöglich sein wird, in kurzer Zeit jeden Marine offizier in den verschiedensten Zweigen der Marine auszubilden. Er fordert darum die Ausbildung von Offizieren für Spezialfächer. Dann aber, und das ist die Hauptsache, wird eine gründliche Reform im Schiffsbauwesen verlangt. Heute arbeiten lediglich die Techniker der Admiralität Pläne aus. Der Verfasser will aber, daß auch andere Leute Vorschläge machen sollen, und sagt mit Recht, daß die Welt wohl noch lange nicht beim rauchlosen Pulver, dem Repetirgewehr und den Kruppgeschützen angelangt sein würde, wenn an der Vervollkommnung der Waffen nur die Offiziere der verschiedenen Kriegsministerien mitgearbeitet hätten." Der Präsident der Eisenbahndirection in Altona, Oberregierungsrath Krahn, in weiteren Kreisen durch Veranstaltung des Fackelzuges der Eisenbahnbeamten zu Ehren Bismarcks bekannt, hat seine Entlassung aus dem Staatsdienst genommen. Die „Kreuzzeitung" theilt über einen „anscheinend Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der deutsche Reichsanzeiger bringt folgenden Dank des Kaisers: „Auch zu Meinem diesjährigen Ge burtstage, den Ich Dank Gottes gnädiger Führung mit besonderer Freude über das Mir zu Theil ge wordene Familienzlück verleben konnte, find Mir tele graphische und schriftliche Glückwünsche von nah und fern in reicher Anzahl zugegangen. Aufrichtig beglückt durch diese Beweise liebevoller Theilnahme, fühle Ich Mich Allen, welche in dieser Weise zur Erhöhung Meiner Festesfreude beigetragen haben, zu innigem Danke verpflichtet. Bei der Unmöglichkeit, Meinen Dank den freundlichen Spendern im Einzelnen auszu drücken, veranlasse Ich Sie, diesen Erlaß zur allge meinen Kenntniß zu bringen. Berlin, den 28. Januar 1891. Wilhelm I. L,. An den Reichskanzler." Am Mittwoch empfing der Kaiser im Berliner Schlosse den Besuch des Großherzogs von Weimar, hörte meh rere Vorträge und begab sich dann mit dem zu den Festlichkeiten nach Berlin gekommenen Erzherzog Eugen von Oesterreich nach der Kaserne des Kaiser-Franz- Regiments, wohnte dort einem Eperciren bei und ent sprach einer Einladung des Offiziercorps zur Tafel. Am Abend wurde das Theater besucht. Dem Czaren hat Kaiser Wilhelm als Neujahrsgeschenk ein prachtvolles Album übersandt. Die „Nordd. Allg. Ztg." protestirt gegen die Blättermeldung, daß sie am 1. April eingehen solle. Eine große Versammlung der Berliner Arbeits losen, die Mittwoch Vormittag stattfand, forderte den Erlaß der Lokal-Miethssteuer für kleine Wohnungen. Nach den Angaben in dieser Versammlung feiern gegen wärtig in der Reichshauptstadt 15,000 Maurer, 5000 Zimmerer, 2000 Maler, 6000 Tischler rc., darunter Mancher 6—8, auch 13 — 14 Wochen. Die Budgetcommission des Reichstages hat am Mitt woch nach mehrtägiger scharfer Debatte die von der Militärverwaltung dringend befürwortete Forderung für Dienstprämten an die Unteroffiziere mit 19 gegen 9 Stimmen abgelehnt. Es wurden nur die in früheren Jahren schon für diesen Zweck genehmigten und daß Oesterreichs Haltung eine ganz andere werden würde, wenn es wüßte, die Brücke zwischen Berlin und Petersburg sei abgebrochen. Deutschland würde dann geradezu Gefahr laufen, von Oesterreich abhängig zu werden. Die „Hamburger Nachrichten" sagen, es liege ihnen fern zu behaupten, daß dies jetzt schon geschehen sei, aber sie erblicken doch einen gewissen Zusammenhang in derThatsache, daß Oesterreich schwere wirthschaftliche Opfer von Deutschland verlange und sich gleichzeitig Ruß land nähere. Der ganze Vorgang mahne neuerdings zur Erhaltung guter Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland." Gleichzeitig theilt die „Kreuzzeitung" einen Artikel des russischen Hoforgans „Graschdanin" mit, in welchem sehr auffällig gegen Deutschland, ins besondere gegen Se. Majestät den Kaiser gehetzt wird und dessen wiederholte Besuche in England in ver- "Waldenburg, 29. Januar 1891. Bei den Besprechungen über die Wirkung eines neuen deutsch-österreichischen Handelsvertrages ist bisher eine Seite ganz außer Betracht geblieben, die ebenfalls be- rücksicht zu werden verdient. Bekanntlich spielt bei Erleichterungen im Grenzverkehr der Zwischenhandel keine geringe Rolle, und zweifellos wird auch dieser den Hauptvortheil beim Inkrafttreten eines neuen Handelsvertrages zu erlangen wissen. Welche Kreise in unserem Nachbarlande diesen Zwischenhandel nun hauptsächlich in den Händen haben, darauf macht die Berliner „Staatsb.-Ztg." besonders aufmerksam. Das Blatt schreibt: Mit dem Oeffnen der deutschen Grenzen für öster reichische, beziehungsweise ungarische Products würden sich die Handelsbeziehungen zwischen den beiden Staa» »eu naturgemäß reger gestalten. Daß dabei der Zwischenhandel den Rahm abschöpfen würde, und daß darauf die ganze manchesterliberale Begeisterung für me Freiheit des Handels abzielt, ser nur nebenbei erwähnt, für den Zweck unserer Betrachtung kommt lediglich in Frage, welche Elemente es sind, denen ge wissermaßen die Versorgung Deutschlands mit Brot- früchten zum Theil anvertraut und damit ein Einfluß auf unser Wirthschastsleben eingeräuml wird. Sind es die österreichischen Bauern oder Großgrundbesitzer, f oder die ungarischen? Keine von beiden; denn der i Getreidehandel in Oesterreich Ungarn ruht heute aus- f schließlich in den Händen der jüdischen Speculation, der Wiener und noch mehr der Budapester Frucht- und Mehlbörse, beziehungsweise der sie beherrschenden Coalitionen und Ringe. Bei der Entwicklung, die j die Getreideausfuhr aus Oesterreich Ungarn nach i Deutschland mit den obwaltenden Verhältnissen nehmen ! müßte, liegt es klar auf der Hand, daß die Wiener - und Budapester „Körn'ljuden" mit Hilfe ihrer Con- , nationalen in Deutschland die Führung im deutschen ! Getreidehandel nur zu bald an sich reißen würden und die Bildung von über ganz Deutschland und Oesterreich-Ungarn sich ausbreitenden „Ringen" nur noch eine Frage der Zeit wäre. Wir haben es durchaus nicht nothwendig, österrei- f chische und ungarische Juden im Wege einer Verbesser ung unserer Handelsbeziehungen zu dem verbündeten Reiche ins Land zu ziehen. Im Gegentheil, es muß aufs dringendste vor einem Schritte gewarnt werden, der, abgesehen von allen politischen und wirthschaftlichen Erwägungen, die gegen ihn sprechen, dem in Oesterreich- Ungarn bereits nahezu alles beherrschenden Judenthume eine tiefgreifende Einflußnahme auf unser Wirth- schaftsleben gestatten würde. Es wäre dies um so gefährlicher, als die deutsche Regierung einerseits ge genüber der Wiener und Budapester Speculation macht los wäre andererseits ein Rückzug mit vielen Schwie rigkeiten verknüpft wäre, da die internationale Presse nicht ermangeln würde, aus jedem Verbuche Deutsch lands, etwaige Zollermäßigungen wieder rückgängig zu machen, politisches Kapital zu schlagen, UM die deutsche Regierung in Oesterreich Ungarn zu verdächtigen. Sollte der Reichstag in die Lage kommen, über einen Han delsvertrag mit Oesterreich-Ungarn zu berathen, dann sollte man es von feiten der conservativen Seite nicht unterlassen, die Frage auch nach dieser Richtung hin zu prüfen. Wjx merthvoll es auch für die Bevöl- beiden Nachbarreiche sein mag, den Grenz- verreyr mit einander von manchen Zollschranken zu be f aus Friedrichsruhe stammenden" Artikel der „Ham- f kurzer Nachrichten" mit, wie derselbe die Reise des ; österreichischen Erzherzogs Franz Ferdinand nach Pelers- - bürg bespreche und darin den Beweis erblicke, daß sich j Oesterreich die Möglichkeit sichern will, mit Rußland in Freundschaft zu leben; ebenso dürfte die Unterstützung ! der russischen Beschwerde in Sofia wegen der dort z weilenden Nihilisten feiten des österreichischen Vertreters ------ — ——s zu deuten sein. Die „Nachrichten" erinnern daran, In Folge der neuen deutschen Zölle ist eine Handels- daß sie früher wiederholt betont hätten, daß Deutsch land sich ^derzeit mit Rußland verständigen könne, WitteruugSbericht, ausgenommen am 29. Januar, nachm. 4 Uhr. Barometerstand 767 mm. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstaud -f- 5° 0. (Morgens 8 Uhr -s- 4°.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 58°/». Thaupuukt — 3 Grad. Windrichtung: Südwest. Daher WitternngsauSfichten für den 30. Januar: Ziemlich heiteres Wetter mit mäßigem Wind bei wenig veränderter Temperatur. In Folge der neuen deutschen Zölle ist eine Handels- Z stockung zwischen Zanzibar und dem afrikanischen s Festlande eingetreten. Das ist selbstverständlich; aber -