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-H-42. in- - Berantwortlichcr Ncdacteur: Carl Jehne iu Dippoldiswalde. Pienstag. Erscheint Dienstag- und! Freitags. , Zu beziehen durch alle Post- an stallen. 1. Juni 1858. , X. ^..1, r Preis WUMM 4 ^WU !. pr» Quartal Wttßerch-ZertmG-M Amts- und Auztige-Klatt -er Königlichen Vmchtsämtcr und Ktadtrüthe zu Dippoldiswalde, /rauenllcin und Attenberg. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Es ist uns die zweite Mit- theilung über daS Steinkohlenbauunternehmen Golbe- roda-Dip Poldis walde zugegaugen, die wir sofort unfern Lesern wiedergrben. „Geehrter Herr Redakteur! Fast befürchte ich, daß Sie ob meines langen Schweigens auf mich un- gehalten sind, vielleicht auch an Erfüllung meines Versprechens gezweifelt haben.*) Dieser scheinbare Verzug war jedoch nicht zu umgehen, da ich bei dem mir inwohnenden Pflichtgefühl mich nicht entschließen konnte, zu der zweiten Mitlheilung früher Hand zu legen, als bis ich nicht nach allen Seiten hin mehr fache Erkundigung eingezogen, zum Theil selbst den Fortgang des preißwürdigen Unternehmens aus eigener Anschauung wahrgenommen und darüber Vie Ansicht von Fachmännern gehört hatte. DaS hierbei erlangte Material will ich nun in möglichster Kürze vortragen und mich dabei nur von der strengsten Wahrheitsliebe leiten lassen, unbekümmert darum, ob damit Alle, die dabei betroffen weiden, oder getroffen zu sein sich einbilden, zufrieden sind oder nicht. Doch zur Sache. Nach der wahrhaft erhebenden und feierlichen Weihe VeS Schachtes, die auf alle Zeugen derselben einen wohlthucnden Eindruck hervorbrachlc, erwartete ich wenigstens einen andern Angriff des technischen Betriebs, alS der war, welcher einige Wochen hindurch zu bemerken war. Fast schien es, als ginge man damit um, einen Brunnen zu graben. Dafür sprach nicht nur die geringe Zahl der Arbeiter, sondern auch der auffallende Mangel an Baumaterial, und der Umstand, daß täglich nur 8 Stunden, mithin in einer Schicht, auf eine Weise, welche keinen Gedanken der Ueber- eilung aufkommen ließ, gearbeitet wurde. Kein Wunder, daß die Fortschritte im Abteufen VeS Schachtes kaum bemerkbar wurden, denn waS kann mit so wenig Leuten in so wenig Stunden geleistet werden? Möglich auch, baß die im Monat Januar eingetretene sehr kalte Witterung dazu viel beigetragen haben mag, da bei solcher Kälte von den im Freien ärbeitcndenZimmer- leuten und andern Arbeitern nicht viel erwartet werden konnte. Mag nun auch eine fast gleiche Erscheinung, wie man hörte, bei dem benachbarten Baue iu Possen dorf wabrzunehmen gewesen sein, ja soll dort sogar bis im Monat März hinein nur ein äußerst schwacher *) Wir sind weder auf Sie ungehalten, noch zweifelten wir an der Erfüllun., JkreS Versprechen»; wir freuen uns vielmehr, daß Sic Ihre schähenswerthen Mittheilungen über ein Werk, dem auch wir mit Herz und Hand zugethan sind, in unser,» Blatte erscheinen lassen. D. Red. Betrieb bestanden haben, so habe ich doch bei der mir bekannten rühmlichen Thäligkeit der Unternehmer eine größere Rührigkeit auf dem Werkplatz Golberoda er wartet. Ich kenne nicht Vie Ursachen dieses langsamen Vorgehens, über welches Manches gesprochen wurde; ich weiß nicht, welche bewegende Umstände einen andern Zustand der Dinge nicht herbeisühren ließen, allein, unerwähnt konnte ich dies nicht lassen, obschon ich Grund habe, anzunehmen, daß die Lage der Unter nehmer eben eine solche gewesen fein wird, die ihrer regen Handlungsweise Schrank,« in den Weg setzte. ES ist bekannt, daß das Auge des Menschen auf daS Neue vorzugsweise gerichtet ist, und deshalb blieben Venn auch Beurtheilungen verschiedener Arl nicht auS, die inzwischen nicht werih sind, hier aufgezählt zu werden. Dieser Zustand der Dinge dauerte sogar noch einige- Wochen nach der Generalversammlung fori, waS ich ebenfalls nicht vermuthet hätte. Doch bald sollte diesem zweifelhaften Betrieb ein Ende gesetzt werben, denn nachdem in der zweiten Hälfte des Monates Februar eine ansehnliche Zahl Bauhölzer aufgehäuft worden war, und die Zahl der Bergleute sich verdoppelt hatte, trat im Monat Marz auf dem Werkplatze ein Leben, eine Rührigkeit ein, von welcher man vorher etwas nicht zu spüren vermocht Harle. Tag und Nacht hielt die Arbeit an, indem man, wie der Bergmann sagt, in 3 Schichten arbeitete, und während an dem Nieder bringen des Schachtes über 3«) Mann beschäftigt waren, wurden gegen 20 Mann verwendet zu aller hand Tagebanten, zu Herstellung eines Zimmer« schuppens, zu Erbauung eines Schmiedehauses. Und so ist eö ohne Unterbrechung gegangen bis auf den heutigen Tag, dec Werkplatz gewährt daS Bild großer Regsamkeit, dauernden Fleißes und eines, wie man allgemein hört, sachgemäßen Betriebes. DaS ziemlich große SchmiekehauS, welches außerdem verschiedene Räumlichkeiten enthält, ist bis auf Kleinig keiten vollständig fertig und bereits im Gebrauch; mir dem Maschinengebäude hat man begonnen und den Grund bereits herauSgeschlagen, den Schacht aber bis auf ohngefähr 9l) Ellen nievcrgrbracht, und dermalen sind überhaupt über 60 Menschen täglich beschäftigt. Man erkennt recht deutlich, daß das Direktorium eifrigst bestrebt ist, den Bau mit größtmöglichster Schnelligkeit zum Ziel zu führen; möge eS ein glück liches, ein segenSvolleo sein. Ich freue mich noch, hinzufügen zu können, daß meiner Ansicht nach auch die schönsten Aussichten vorhanden sind, und daß die Vorsehung den Wunsch VeS Herrn Tirector Riedel, welchen er bei Führung der ersten Keilhauhiebe in den Worten „der höchste Bergherr leite unfern Bau" aussprach, bisher gnädig erhört hat. Denn bis jetzt