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Schönburger Tageblatt Malen: in Altstadtwaldenburg bei Herrn Kaufmann Otto Förster; in Kaufungen bei Herrn Fr. Janaschek; in Langenchursdorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Wi- elm Dahler, Ligarrengeschäft an der Brücke; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Ernst Rösche; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. Trfcheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster- Atmende Nummer bis vormittags 11 Uhr. ^öer Abonnementspreis beträgt vierteljähr- D 1 M». SS Ps. Einzelne Nrn. S Pf. rnferate pro Zeile 10 Pf., Linges. 20 Pf. ratellarischer Satz wird doppelt berechnet. und Val-enburger Anzeiger —Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lnnzena«, Lichteustein-Calluberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: ÄLstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen« Ma-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wölkenburg und Ziegelheim. 172. Donnerstag, den 27. Zuli 1899. hervorgeht, daß Graf Bismarck den Oberbürgermeisterisammlung mit vielen Verhaftungen statt. einlud, dem Comits zur Erbauung einer Königin-Louise» Gedächtnißkirche beizutreten und die Einladung ange nommen wurde. In Hamburg haben die Zimmerleute den allge meinen Aus st and beschlossen, falls die dortigen Unter nehmer nicht bis 1. August die neunstündige Arbeitszeit und 70 Pfennige Stundenlohn bewilligen. Die Maurer werden voraussichtlich nachfolgen. Gegen die Wahl des nationalliberalcn Reichstags abgeordneten Hilbck war von Seiten der Socialdemo kraten Protest eingelegt worden, und die Wahlprüfungs commission hatte beschloßen, Erhebungen über die in dem Proteste niedergelegten Angaben anzustellen. Als haupt sächlich gravirendes Moment betrachtete sic die angeblichen Beeinflussungen der zur Wahl erschienenen Bergleute durch Zechenbeamte in Hörde. Es handelte sich um etwa 2000 Stimmen. Jetzt hat sich herausgestellt, daß der von den Socialdemokraten angegebene Zeuge keine belastenden Angaben machen kann. Es soll eine Personen verwechselung stattgefunden haben. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Wahl HilbckS für gültig erklärt werden wird. Ein Centralverband christlicher Maurer Deutsch lands und verwandter Berufszweige, der von katholischer Seite angeregt worden, ist in der Bildung begriffen. Die Satzungen sind von einer katholischen Maurer-Ver sammlung schon durchberathen und angenommen worden, so daß der Centralverband bereits am 1. August d. I. seine Wirksamkeit wird beginnen können. Der in London erbaute Torpedobootszerstörer, dessen Abnahme von der deutschen Marineverwaltung wegen ungenügender Leistungsfähigkeit deS Fahrzeugs lange Zeit verweigert wurde, ist am Dienstag zum ersten Mal in Dienst gestellt worden als Divisionsboot 10. Ueber die Lage in Kiautschau wird berichtet, daß die verschiedenen militärischen Maßregeln, die in letzter Zeit das Gouvernement veranlaßt hat, um die Ruhe und Ordnung im Lande wiederherzustellen, ihre guten Erfolge gehabt haben. Von allen Seiten kommt jetzt die Kunde, daß Ruhe herrsche, und daß die Arbeiten der Eisenbahn- und Bergwerks-Ingenieure ihren ungestörten Verlaus nehmen. Dagegen ist es in Tfime, einer Stadt in der Provinz Schantung, zu Wirren gekommen, die von der „Sekte vom großen Messer" veranlaßt worden sind. Sowohl die protestantischen wie die katholischen Missionen haben darunter schwer zu leiden gehabt. Der Mandarin unterstützte die Bewegung heimlich. Augen blicklich ist der Mandarin von Kiautschau beschäftigt, Friede zu stiften. Der Gouverneur von Tfintau hat eine Verordnung über die Ausübung der Controlle deS Milchverkehrs und eine Fleischschauordnung erlassen. Der Chef unseres ostasiatischen Kreuzergeschwaders, Contre- admiral Prinz Heinrich von Preußen, hat seinen Besuch in Japan beendet und befindet sich jetzt auf der Fahrt nach Kiautschau. Oefterreich-Uugaru. In Oesterreich ist in Folge des durch kaiserliche Ver ordnung zu Stande gekommenen Ausgleichs mit Ungarn eine Zuckersteuer-Erhöhung in Kraft getreten, gegen die sich der äußerste Unwille der Oesterreicher regt. Politische und wirthschastliche Interessen treffen in diesem Falle zusammen, um der Protestbewegung Anhänger aus allen Kreisen zu gewinnen. Die Zuckerbäcker haben Protestnoten gegen dre Steuererhöhung an die Regierung gerichtet. In Wien fand eine stürmische Volk«oer- - Witteruugsbericht, ausgenommen am 26. Juli, nachm. 4 Uhr. Esrometerstaud 767 MW. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerftanü -s- 23" 0. (Morgens 8 Uhr -s- 20" 0.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 54°/o. Thau-UNkt -s- 14 Grad. Windrichtung: West. Daher Witteruvgsausstchte« für den 27. Juli: Heiter. "Waldenburg, 26. Juli 1899. Die Friedens-Conferenz im Haag hat geleistet, was von ihr nur zu erwarten war. Es wäre unbillig, das, Vas an Beschlüssen gefaßt worden ist, und noch mehr ve auf der Conferenz gehaltenen Reden einer strengen Kritik unterwerfen zu wollen, etwas Anderes konnte, Vie nun heute einmal die politischen Verhältnisse liegen, Vicht herauskommen. Die große Bereitwilligkeit einzelner Staaten, für andere Mächte das System eines Schieds spruches aufzustellen, während sie selbst sich energisch da gegen sträubten, bei ihnen vorliegende Streitfälle einer Vermittelung zu unterbreiten, ist auch nur eine Zeichen der Zeit; man kann von keinem Diplomaten verlangen, daß er über Nacht seinen Charakter ändert, nicht einmal 'n einer Friedens-Conferenz. BemerkenSwerth ist aber, daß die Friedensvereinler in allen Staaten, die dem Zaren so energisch beim Bekanntgeben seines Conferenz- Programms zujubelten, nun während der Conferenz plötz- rich das Sprechen verlernt hatten, als sich Gelegenheit "öt, gegen die Friedens-Heuchelei einzelner Regierungen vufzutreten. Um so bereitwilliger betheiligten sich diese Herren Idealisten aber an den bekannten wiederholten Mimischen Verdächtigungen des deutschen Reiches, als wir Vicht ohne Garantien den Kopf in die Schiedsgerichts schlinge stecken wollten. Und doch hat Deutschland auch «uf der Conferenz Beweise seiner tiefsten und unerschütt- lichen Friedensliebe gegeben. Die Rede zum Preise des Friedens wollen wenig besagen gegenüber den Thaten, »nd solche Thaten liegen bei uns vor. Welche Groß macht hätte wohl eine so außerordentliche Ruhe und Mäßigung bewahrt, wie sie Deutschland gegenüber dem Treiben der Engländer und Amerikaner aus den Samoa inseln beobachtet hat? Eins der interessantesten Merkmale von der Conferenz Var, daß Frankreich und Deutschland durch ihre Vertreter in wichtigen Punkten völlig gleichlautende Auffassungen lvkumentircn ließen. Ein Gegensatz gegenüber England Var hierin so unverkennbar, daß es allseitig bemerkt Verden mußte. England hat überhaupt auf der Confe- lenz die seltsamste Rolle gespielt, und aus den langen Abhandlungen der britischen Zeitungen über die ganze Sache ist einige Verlegenheit zu erkennen. Der heftige Widerstand, welchen man von London aus den Anträgen «uf Beseitigung der gräßlichen Dum-Dum-Geschofle mit ihrer mörderischen, so furchtbare Wunden verbreitenden Wirkung entgegensetzte, läßt alle Welt über britische Humanität Manches denken, und der Umstand, daß die selbe Macht, welche die Einrichtung von Schiedsgerichten Vit dem Brustton der äußersten Ueberzeugung pries, Vicht zu bewegen war, ihren Streit mit der Boern-Re- Vublik Transvaal in Süd-Afrika einem solchen Schieds spruch zu unterbreiten, sagt erst recht, daß Worte und Thaten himmelweit von einander verschieden find. Die britischen Zeitungen haben sich auch über die so- Senannte deutsch-französische Annäherung am meisten ausgehalten, während bei unS die Sache mit nüchternem Ernst betrachtet ist. Daß bei einer wirklichen Versöhnung von Deutschland und Frankreich England in Weltfragen vusgespielt hätte, unterliegt keinem Zweifel, daher auch h<e Beklemmungen der englischen Zeitungen, aber eine solche Zukunfts-Betrachtung ist sehr überflüssig, weil sie keiner von allen heute lebenden Menschen praktisch ver wirklicht sehen wird. Deutschland will gern mit allen Staaten gut Freund sein, aber zuerst kommen doch immer seine eigenen Interessen und dann die der Anderen. Darum konnten wir unS auch in der Schiedsgerichts Angelegenheit keine einschnürenden Vorschriften machen lassen. Ob wir erleben, daß das, was nach dem Verlauf der Conferenz auf dem Papier steht, in absehbarer Zeit prak tische Wirksamkeit erhalten wird? Es wird vielfach sehr stark gehofft, aber wir wollen abwarten, ob die Decla- mationen der Friedens-Vereinler den Ausschlag geben werden oder die Staats- und nationalen Interessen. Wer die Dinge vorurtheilsfrei nach allen Seiten beur- theilt, sich vor Augen hält, wie im letzten Winter reich lich Gelegenheit zu Schiedsgerichts-Erkenntnissen vorhanden war, während doch keine Regierung diesen Weg zum Vorschlag brachte, der wird meinen, daß auch nach der Friedensconferenz nur solche Zwistigkeiten einem eventuellen Schiedsgericht unterbreitet werden dürften, bei welchen das bisher schon der Brauch war, während es bezüglich der anderen Dinge beim Alten bleibt. Nämlich: eine jede Regierung thut das, was sie zu ihrem Besten für nöthig hält und läßt die Uebrigen reden. Wenn wir daran denken, was wohl die Großmachts- Regierungen sagen würden, wenn China für die ihm abgedrungenen Pachtverträge ein Schiedsgericht verlangte? Und doch hätte eS ein Recht dazu. Unsere Pachtung ist nur klein, aber was haben nicht Rußland und England den nichtwiderstandsfähigen Langzöpfen abgejagt? Daraus ersieht man schon, was der Schiedsgerichtsgedanke werth ist. In jedem Falle haben aber doch einmal die Regie rungen Gelegenheit gehabt, sich mit Fragen zu beschäfti gen, die auf das Gegentheil von den sonst das Haupt interesse beanspruchenden Rüstungen hinauslaufen, und das ist für chauvinistische Nationen ganz gut. Eine wirkliche Großthat in Folge der Conferenz setzt aber noch Thaten voraus, dem Zaren Nikolaus II. soll der Ruhm der Conferenz-Anregung nicht verkümmert werden, aber die Anregung war doch nur ein Gedanke, während z. B. die Verminderung der enormen russischen Truppenmassen in Rußlands ernstlichem Grenzgebiet eine That gewesen wäre. Aber auf solche oder ähnliche Thaten werden wir sehr lange warten können. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser ist bereits auf der Rückreise nach Deutsch land begriffen. Am Dienstag lief die „Hohenzollern" in den Nord-Meerbusen ein. Der Kaiserin ist ein fester Verband angelegt worden, durch welchen sie die Möglich keit erhält, Gehversuche zu machen. Herr v. Miquel hat sich von Hagenau im Elsaß, woselbst er einige Tage verweilte, nach Langenschwalbach begeben. In Hagenau hat er seinen Sohn besucht, der dort als Oberstleutnant beim 9. Dragoner-Regiment steht. Während er nach der einen Meldung von Langenschwal bach schon in der nächsten Woche nach Berlin zurückkchrt, heißt es nach einer anderen Version, Herr v. Miquel werde erst zur Wiedereröffnung des Landtags dort ein treffen. Während einer weiteren Urlaubszeit im Laufe des August gedenkt der Minister auf einem Gute seines Schwiegersohns, Herrn von Scheliha, zu verweilen. Zwischen dem Oberpräsidenten Grafen Wilhelm v. Bismarck und dem Oberbürgermeister Hofsmann in Königsberg i. Pr. war eS vor Jahr und Tag zu einer peinlichen Differenz gekommen, da der Oberpräsident es gelegentlich einer patriotischen Feier ignorirte, daß ihm der Oberbürgermeister die Hand zum Gruße entgegen streckte. Die Differenz ist jetzt beseitigt, wie daraus