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WMMli>cr Anztiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. DremlWekenzigfler Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht ia Plaue». Diese» Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstag», Mittwochs, Donnerstag» und Sonnabend». Jährlicher «bouuemeut»prei», wetch« pni-am«-. raoäo zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bi» Vormittag» 11 Uhr eingehe», werden in die Tag« darauf «scheinende Stummer ausgenommen, spater eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Lorpu«-ZeSe berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen ÄLnigl. GerichtSämter und Stadträthe, für welche der Boigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pcms« bei Herrn Bürgermeister Lehmann, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, iu Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Lhauffeegelder-Emnehmer Holzmüller. Donnerstag. AOA. 1«. Juli 18«. Zeitungen. Sachfen. Se. Majestät der König befinden sich fortwährend in Leipzig und besuchen von da aus die nächsten Städte und Orte, woselbst überall Alles eingehendst besichtigt wird. Plauen, 8. Juli. Wir machen unsere Leser darauf aufmerksam, daß mit dem 2l. Juli die Ferien bei den Untergerichten beginnen, welche bis zum 31. August dauern. Nach gesetzlicher Vorschrift ruht während der Ferien der Betrieb aller nicht dringlichen Sachen. Als dringliche Sachen und Geschäfte, welche während der Ferien nicht ruhen oder ausgesetzt werden dürfen, sind in der betreffenden Verordnung bezeichnet: 1) gerichtspolizeiliche Vorerörterungen und Untersuchungshandlungen jeder Art, dafern der Angeschuldigte sich in Haft befindet, oder die Vornahme aus andern Gründen ohne Nachtheil für die Sache nicht ausgesetzt bleiben kann; 2) Wechselsachen; 3) Arrestschlagsachen; 4) Hilfs vollstreckungen; 5) die Eröffnung von Concursen nebst den zur Sicherung der Concursmaffe erforderlichen Maßregeln; 6) Versiegelungen von Verlassenschaften, An- oder Aufnahme, Zurückgabe und Publication letztwilliger Verordnungen; 7) Grund- und Hypothekensachen, insoweit es auf Verlautbarungen im Grund- und Hypothekeubuche ankommt; 8) die Aufnahme der Recognitionen von Urkunden; 9) alle andern Justiz- und Verwaltungssachen, welche vermöge ihrer besondern Beschaffenheit als der Beschleunigung bedürftig vom Gerichte anzuerkennen oder von der zuständigen höhern Behörde oder von der requirirenden Unterbehörde als solche bezeichnet werden sind. Diese unter 1 — 9 aufgeführten Geschäfte müssen also auch während der Ferien von den Gerichten erledigt werden, bei allen andern ist dies nicht der Fall und die Partheien und Anwälte haben sich während der Ferien aller Anbringen in dergleichen Sachen möglichst zu ent halten. — Es kann schließlich Niemandem verwehrt werden, Gesuche auch in nicht dringlichen Angelegenheiten während der Ferienzeit bei Gericht anzubringen, sie müssen von den Gerichten angenommen werden, aber so lange die Ferien dauern, geschieht nichts in solchen Sachen und es ist deshalb Jedem, der nicht dringliche Angelegenheit bei Gericht zu besorgen hat, zu rächen: entweder sofort, oder erst nach Schluß der Gerichtsferien die erforderlichen Anträge gehörigen Ortes zu stellen. Auch aus Plauen wird, wie wir hören, in diesen Tagen eine eilf Mann starke Schützendeputativn zum deutschen Schützenfest in Frankfurt abgehen. Die oberbairischen, österreichischen und tyroler Schützen versammeln sich in München, vereinigen sich in Nürnberg und Würzburg mit den fränkischen Schützen und fahren dann gemeinsam von Aschaffenburg aus nach Frankfurt in Begleitung eines 14 Mann starken Musikcorps vom I. Artillerieregiment in München, welches hierzu auf 8 Tage um 700 fl. (400 Thlr.) engagirt ist. Ueberhaupt ist die Theilnahme an diesem nationalen Feste im feurigen deutschen Süden eine weit regere und lebendigere, als im kühlen deutschen Norden; namentlich die großen preußischen Städte betheiligen sich sehr schwach. Der Gewittersturm am 6. Juli hat eine ungemeine Verbreitung gehabt. Wie in Frankfurt a. M., hat er auch in Berlin, Magdeburg, Nürnberg (wo er den CircuS Hinnö umwarf) und vielen andern Orten furchtbar gehaust. Wir heben von verschiedenen Berichten namentlich folgenden heraus, der der Magdeburgischen Zeitung von der OscherSleben-Neuhalden-leber KreiSgreaze vom 7. Juli zugegauge« ist: „Gestern Abend um 5 Uhr hat uns ei» schreckliche- Unwetter heimgesucht. Zehn Minuten waren hinreichend, um alle Aussichten auf eine uns bevorstehende, so gesegnete Ernte gründlich zu vernichten. In der Breite von ^4 Meilen zog das verheerende Element von Westen nach Osten. Am härtesten betroffen wurde die Feldmark Ottleben, sodann Hornhaufen auf seiner nördlichen Hälfte, Gunsleben, Hamersleben, Neindorf und in dieser Richtung gen Osten weiter, Siegersleben rc. In den Ortschaften richtete der fürchterliche Sturm die ärgsten Verheerungen an, indem er die stärksten Bäume brach und entwurzelte, Dächer abhob und ganze Gärten zerstörte; der Hagel erreichte die Größe einer Wallnuß, zerschlug Fensterscheiben in Masse und lag stellenweis mehrere Zoll hoch. Einen schauerlichen Anblick bot den Anwesenden die umgestürzte Otteleber Windmühle, unter deren Trümmern drei Menschen lagen. Doch mitten in diesem Unglücke war diesen Armen daS Glück in der Art günstig, daß Niemand lebensgefährlich beschädigt wurde. Dem Besitzer ward nur der kleine Finger gebrochen und mußte abgenommen werden, sein Sohn wurde gar nicht beschädigt und die vritte Person, ein junges Mädchen, nur stellenweise gequetscht. Man hört von mehreren ähnlichen Unglücksfällen. In Oelsnitz wurde am 29. Juni der neue Turnplatz unter Betheili gung der Turner aus den meisten benachbarten Orten feierlich eingeweiht. Bad Elster. Nr. 30 der Curliste weist bis zum 6. Juli in 649 Parteien 1083 Personen nach. Präsent: 675 Personen. Lengenfeld wurde von einem jungen Schwindler heimgesucht, der in zweispänniger Equipage vor dem H.'schen Gasthofe angefahren kam und nach einem splendiden Imbiß sich von dem Wirthe auf ein angeblich 50 Thaler, in Wahrheit aber kein Geld enthaltendes Couvert 12 Thaler lieh. Man hat ihn jedoch bald nach seinem Weggange eingeholt. Bei Zwickau wüthete am 6. Juli gegen Abend ein so heftiger Gewitter sturm, daß die Straße zum Bahnhofe eine Stunde lang durch umgebrochene Telegraphenstangen, an deren Beseitigung längere Zeit gearbeitet werden mußte, unfahrbar war. Leipzig, 8. Juli. Das Comitee, daß sich hier gebildet hatte, um ein Festgeschenk für das Deutsche Schützenfest zu vermitteln, veröffentlicht soeben Quittung und Dank. Es sind 182 Thlr. 20 Ngr. zusammengekommen, wofür als Hauptfestgabe ein silbernes Trinkhorn und außerdem noch eine die Minerva darstellende Stutzuhr angeschafft werden konnten. Im Gegensätze zu der von uns aus dem „Adler" mitgetheilten rosigen Lage der Geschäftsverhältniffe in Chemnitz schreibt das CH. Tagebl.: Wir sind jetzt wegen der äußerst bedenklichen Lage der gesummten Baumwolleninvustrie in großer Sorge und Unruhe, da in nicht ferner Zeit viele Spinnereien der Umgegend zum Stillstände kommen und dadurch Tausende brodloS, oder doch auf einen bloßen Hungererwerb herabgesetzt werden, da ferner für Weber und Strumpfwirker das nöthige Garn bald nicht mehr zu haben sein wird. PreuHen. Berlin, 7. Juli. ES fängt einige Aussicht dafür be merklich zu werden an, daß eine Verständigung des Abgeordnetenhauses mit der Regierung wegen des Militäretats nicht zu den Unmöglichkeiten gehört. E- fehlt gegenwärtig nicht an der Neigung, eine Verständigung mit der Regierung auf dem Wege eines angemessenen CompromiffeS herbeizuführen, wobei ma» sich von der Ansicht leiten läßt, daß dem Bedürfniß verstärkter Wehrkraft de» Landes nach Maßgabe der Lande-mittel und unter Voraussetzung der Erhaltung bestehender Rechte Rechnung zu tragen fei.