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»rsch. tSal. Morg. 7 «hr. Inserat« »«dt« rtl Abend« S, Sonntag« HK Mittag« 1» Uhr angenom men ta dtr ErpeditKn» Martenftraß« II. .'k ' .'5 >> - ' ?' . "V hrlich»r«gr. »tn,,uu«n». «ern 1 Ngr. s-. - ageßkatt für UiiterhaltUU und Geschäftsverkehr, Mitredaeteur: Theodor Drobifch. Freitai,, den 5. Au-,ust 1884. »«. 218. Dresden, den 5. August. — Mit Genehmigung Sr. königl. Maj. ist dem ersten geistlichen Consistorialrath und königl. Hoscaplan Joseph Aloyr Stepänek die zweite geistliche Rathsstelle beim VikariatSgericht und dem Pfarrer an der katholischen Kirche zu Neustadt-Dresden, Anton Zeller, die zweite geistliche Rathsstelle im katholisch-geist- lichen Consistorium übertragen worden; auch hat Se. königl. Maj. dem Kirchschullehrer Carl Gottlieb ClajuS zu St. Nicolai in Meißen, aus Anlaß seines fünfzigjährigen Amtsjubiläums, die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Gold verliehen. — Se. k. H. der Kronprinz und Ihre !. k. H. die verw. Frau Großherzogin von Toscana widmeten gestern der Kunst auSstellung auf der Brühl'schen Terrasse einen Besuch — DaS Ministerium des Innern hat beschlossen, die Jagd karten auf das Jagdjahr 186^65 in grauer Farbe mit dem bisherigen Muster auSgrben zu lassen Dies wird hiermit zu gleich zur Nachachtung für diejenigen Beamten, welchen nach Z 31 der die Ausübung der Jagd betreffenden Verordnung vom 13. Mai 1851 die Aussichtsführung über dis gehörige Be folgung der Vorschriften dieser Verordnung obliegt, bekannt gemacht. — Die für vorgestern Abend im Hoftheater angesetzte Vor stellung „Othello" konnte deshalb nicht in Scene gehen, weil der Gast, Herr Lehfeld, vom Großherzogl. Hoftheater zu Wei mar einer Heiserkeit unterlag. Es wird deshalb diese Vorstel lung mit dem Gast im Laufe der nächsten Tage und sodann auch noch die Aufführung Richard III. stattfinden. — Im Zelt des ersten rothen Dienflmann-Instituts auf der Vogelwiese, welches sehr geschmackvoll d:corirt war, gerieth vorgestern Abend durch eine JlluminationSflamme das daran befindliche Reißig u. s. w. in Brand. Nur durch die außer ordentliche Entschlossenheit des rothen DienstmannS Nr. 317, welcher mit bloßen Händen die brennenden Gegenstände herab riß, wurde ein weiteres Umsichgreifen der Flamme verhindert. ES verdient diese Entschlossenheit unbedingt Anerkennung. — Oeffentiichr Gerichtsverhandlung vom 4. August. Agnes Helene Frickmann erscheint an den Schranken des Gericht», um sich wegen mehrfacher ausgezeichneter und einfacher Diebstähle und Unterschlagungen zu verantworten. Einen Vertheidiger hat sie nicht. Sie ist sehr schwer zu ver stehen, ihr Gesicht läßt sie gar nicht sehen, sie fleht stets dem Richter zugewendet da. Ihre Geständnisse find offen. Die ge- stohlnen und unterschlagnen Sachen, von denen einige heut auf dem Gerichtstische liegen, hat sie theils verkauft, theils versetzt, und das erlöste Geld verbraucht, ohne die Möglichkeit zu sehen, je Ersatz leisten oder die Sachen wieder einlösen zu können. Sie sagt zwar, sie habe ein außereheliches Kind von einem Oberstgnalisten, den habe sie verklagt auf Alimente, aber die Klage ist schon voriges Jahr eingereicht und noch kein G>ld angekommen. Es wäre zu lang, alle ihre Thaten einzeln auf- zuzählrn, ich beschränke mich daher nur auf die Hauptsachen. Kn Juni 186S zog sie zu der Johanna Mucke. Bon diese; lieh sie sich eines Tages Betten, die sie für 6 Thaler an den Händler Gerson verkaufte. Auch Bettwäsche lieh sie sich von ihr, die dasselbe Schicksal hatte. Aus einer Kommode stahl sie der Mucke eine Menge Kleider, die sie bei Gerson für 3 Thale, oersetzte. Ebenso öffnete sie einen Koffer und entwendete daraus Geräthschaften. Sie gesteht Alles offen zu. Der Gesammtwerth der der Mucke entwendeten Sachen erhöht sich auf circa 40 Thaler. Ferner lieh sich die Angeschuldigte von der als Zeugin anwesen den 37jährigen Caroline Amalie Sichler Betten und Plattglocken, welche Gegenstände sie ebenfalls theils verkaufte, theils versetzte. Auch diese Entfremdungen gesteht sie offen zu. Die Betten verkaufte sie an einen gewissen Reichelt für 7 Thaler. Bon allen den Sachen ist nur eine Plattglocke wiedererlqngt. Der Gesammtwerth der hier entwendeten Sachen beträgt nach An gabe der Sichler etwa 20 Thal«r. Auch die Johanne Christiane Ehlich mußte an die Manövers der Frickmann glauben. TheilS lieh sie sich von ihr Sachen, theils soll sie ihr Manches gestoh len haben. Meistens entfremdete sie ihr Betten. Sie sagt, sie hätte sie bei einem Juden auf der Badergafle für 7 Thaler verkauft. Auch eine Plattglocke nebst Stahl borgte ihr dis Ehlich, die sie bei einem gewissen Meier für 40 Sgr. versetzte. Ihre Thätigkeit dreht sich zumeist nur um Betten, Plattglocken und Kleider. Sie legt auch hier offene Geständnisse ab und macht somit dem Richter toenig Arbeit. Als die Ehlich eines Tages mit ihr auf der Drehmandel war, stahl sie Bettüberzüge und ein Betttuch — aber das gesteht die Angeklagte nicht zu. Sie spricht: „WaS ich gesagt habe, ist wahr!" Jndeß schließ lich giebt sie auch diesen Diebstahl noch zu. Der Gesammtwerth der hier entfremdeten Sachen beträgt weit über 20 Thaler^ Die Zeugen werden nicht vereidet. Der Präsident liest die ge richtlichen Taxen der wiedererlangten Sachen vor. Herr Staats anwalt Heinze hält den Thatbestand sowohl durch die offenen Geständnisse der Frickmann, als auch durch die Aussagen der Zeugen für festgestellt. Zu Gunsten der Angeklagten sprachen nur der theilweise Ersatz und der Umstand, daß die früheren Taxen heut in Bezug auf ihre Höhe bedeutend sich rrdueirt haben. Herr Staatsanwalt Heinze beantragt die Bestrafung. Agnes Helene Frickmann, zu Dresden geboren, noch nie bestraft, und angeblich nur deshalb auf die Verbrecherbahn gekommen, weil die Nähterei, mit der sie sich beschäftigte, ihr nicht voll ständige Existenz bieten konnte, erhielt 2 Jahre Arbeitshaus. — Der Dresdener Korrespondent der „Wes. Ztg." macht folgende etwas mystisch klingende Mittheilung: „AuS Leipzig sind Privatbriefe hier eingetroffen, welche in gewissen aristokra tischen Regionen unangenehme Gefühle geweckt haben. So viel man hört, soll in einem der Universitätsstadt benachbarten Orte unlängst zur Nachtzeit ein außerordentlicher Skandal verübt worden sein, dessen Charakter sogar als Landfriedensbruch be zeichnet wird, und zwar sollen die Urheber desselben drei Leip ziger Studentenverbindungen angehören, zu welchen, wegen ihrer exclusiven Wohlgesinntheit, die Sprossen unser- Adels und des höhern Beamtenthums gern zu treten pflegen. D« di; Lrip- Ml