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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.02.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930208028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893020802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893020802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-02
- Tag 1893-02-08
-
Monat
1893-02
-
Jahr
1893
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BezugS-PreiS tz her tzaaptexpedltion od«r den im Stadt, wtck a»L da, Vorort»» »rnchteten >»«. ««stellt» ab - « hol»: vterteljahrlich 4ckO, bei zweimaliger »Lgltcher Zuitellung in« So- tllO. Durch die Post dezozen sur jnUschland und ^»»erreich : vi«nei>adrlich ql I.—. Direct» tägliche Kreuzbandsendun, i»s LnSlanb: mouallich -<« S—. Uevlorgea-Allsgiibr rrlchetnt täglich'/,? Uhr, dt« Abead-Au-gab« Wochentag« ü Uhr. Ledarlion ond Lr»editioa: Johannes,affe 8. UeLttndttiou ist Wochentag« unuuteebrochea geSssaU voa früh 8 bi« tbeuüs ? Uhr. Filiale«: ktt» Me««'» S«rtt«. «kllfre» Hnh,). Universitöt-strahe 1, Laut« Lisch», kathannenstr. 14. hart, und Sönig-platz 7. Abend-Ausgabe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und GeMtsverkehr. AnzeigeuPreiS Die 6 gejpaltellc Petttzeile 20 Pfg. Neclamea unter dem Redaclioa-sirich <4ga- spaliea) üo-^. vor L«n Familienuachrlchte» (ügejpaltea) 40 Scößer» Schriften laut unierem Preis, verzeichaiß. Tabellarischer und Ziffernjatz nach höherem Tarif. Extra »Veila-en (geialzt), aar mit der Morgen-Ausgabe, ohne Dosibesörderuag ÜO—, mit Posidesörderuag 7l1—. Annatimeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Jormittag« 10 Uhr. Marge n-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« srüh '/,9 Uhr. Vei den Filialen und Annohmeftellrn i» eia« Halde Stunde früher. Siitkigku sind stet« an di» Expehttt«» zu richten. Druck und Verlag von E. P olz in Leipzig. ^°71. Mittwoch den 8. Februar 1893. 87. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig. 8. Februar. Herr Liebknecht hat e» heran«: die fünftägige Redeschlacht am da« zukunftsstaatliche Nebelgebilde ist ein Ausfluß der Verschleppung-Politik der Ultramontanen und Frei sinnigen im Hinblick aus die Militairvorlage. Beide Parteien suchten zu einem Kompromiß Zeit zu gewinnen, darum zögen sie da« Zwischenspiel im Ncict'Slag^so ungcbübr- lich in die Länge. Man streue dem Volke Land in die -uzen mit Debatten über den ZukunstSstaat, „als ob eS keinen GegenwartSstaat mit Militairvorlage gäbe". Nun ist e« gewiß nicht unsere« Amte«, die Gegner der HeereSverstärkung in Schutz zu nehmen. Aber hier wird doch mit klaren Thalsachen umgcsprungen, wie e» nur der Berlrgrnbeit und Verlogenheit der Socialdemokralie möglich ist, und um diese Berlogenheit wieder einmal bloß- zustellen, sei die neueste Leistung de« Herrn Liebknecht »» .Vorwärts" und im Reichstag niedriger gehängt. Die ledatten über den ZukunstSstaat sind von der Social- demokratie provocirt, von Niemandem weiter. Sie war eS, die mit ihrer NothstandS-Jnterpellatio» den NockStag zu nächst vier Sitzungen hindurch in Anspruch nahm. Sie war eS, die bei der Berathung des Etats de« RerchSamIS de» Innern auf jene NothstandSdebatten zurückgnff, and Herr Bebel war e«. der dem gegenwärtigen ElaatSsccretair diese« Amtes die Anwartschaft auf da« gleiche Amt in der .socialistischen Gesellschaft" zuerkannte und in diesem Zusammenbang mit einer zweistündige» Rede da« Hineinwachsen in die ideale Gesellschaftsordnung der Social demokratie erläuterte! Da« und nichts Anderes gab dann die Veranlassung zu der großen Auseinandersetzung im Reichstag, diegcstern ihr Ende erreichte. Wenn eS also denDeulschfreisinnigen und Ultramootanen darum zu tbun war, Zeit zum Um fallen bei der Militairvorlage zu gewinne», waö ja recht wobl denkbar ist. so waren eS in diesem Falle die Socialdemokraten, die durch den geräuschvoll unternommenen Vorstoß die Rechts schwenkung der Freisinnigen und Ultramontanen gedeckt baden. Wenn sie e» wider Willen und unbewußt gethan, so beweist da- nur aufs Neue, wie schlechte parlamentarische Taktiker die fraktionellen Socialisten sind. Da« Weitere mögen sie mit den „Unabhängigen" auSmachen, die vielleicht nicht so unrecht haben mit der Behauptung,'daß da» .Parlament«!«" den socialdemokratischen Eharakler ver derben müsse. Auch die finanziellen Aufklärungen in der Subcom mission der Militaircvmmission, di» naturgemäß »ur auf allgemeinen Schätzungen beruhen können, baden die weitere Entwickelung der Angelegenheit wenig gefördert. Die Haupt commisston wird nun in den nächsten Tagen auf Grund de« »erliegenden Materials in eine Erörterung der Finanzfrage eialreten, die sich aller Voraussicht nach wieder sehr weit läufig gestalten dürfte. E» wird immer zweifelhafter, ob in der Kommission überhaupt etwas Positive« berauSkommt. Man spricht jetzt viel von Verschleppung-Politik. Dir Regierung bat schwerlich rrn Interesse an einer Verzögerung der Entschei dung; auf einen mächtigen Umschwung der öffentlichen Meinung kann sie auch bei längerer Zeitdauer nicht hoffen, nachdem lange Monate hindurch die Angelegenheit auf- Gründlichste erörtert worden ist. Mehr Interesse an einer Verschleppung ballen offenbar diejenigen Parteien, welche, wie die Deutsch- freisinnigen und da« Eenlrum, sich nicht entschließen können, zu einer Verständigung die Hand zu bieten und doch die -rifi« mit ihren tiefgehenden Folgen vermeiden möchten. Aus dieser Seite würde man vielleicht eine Vertagung der Entscheidung bi« in den Herbst mit den mancherlei Wendungen, die inzwischen eintreten können, nickt ungern sebrn. An maß- aebeuden Stellen der Regierung wird aber eine solche Taktik keinen Beifall finden. Die Mißstimmung der Schweizer gegen Frank reich wächst täglich. ES scheint aber auch, als ob man eS in Paris absichtlich darauf anlezt, die Schweizer durch Vernachlässigung der elementarsten HöslichtotSregel» de- internationalen Verkehrs vor den Kops zu stoßen. Ein Vergeben sranzösischerseitS, das aus schweizerischer Seite außerordentlich viel böses Blut mackt, wird aus Savoyen bekannt. Die dort ans französisches Gebiet übertretenden ckweizerische» Reisenden sind ganz plötzlich, auf telegraphische Weisung au« Paris, einer Steuer unterworfen worden, nach Art derjenigen, welcher die französischen Handlu»g«reisenden aus schweizerischem Boden unterliegen. Der Unterschied ist nur der, daß Liese Steuer in der Schwei; aus Gesetz beruht und die Anwendung der betreffenden Vorschrift aus französische HandelSrcifende der Pariser Regierung rechtzeitig vom Berner Bundeoralbe mitgetbcilt wurde, wäbrenv man i» Frankreich diese Maßregel aus dem Ver waltungswege improvisirte und weder die Berner Eentral- regierung, noch den schweizerischen Gesandten in Paris davon verständigte, obwohl nach den bestehende» Abmachungen Frankreich dazu verpflichtet war. Die Schroffheit de« französischen Vorgehens wird von der öffentlichen Meinung de« «chweizervolkeS einmütbig und schärfste»- verurtheilt. Wir wiesen bereit« darauf hin, daß die Franzosen i» Folge des Besuche« de« russischen Großfürst Tbron- solger am Lkaiserbof in Berlin ganz au« dem Häuschen geratheli sind und zu tindischcn Mitteln greisen, um Liese ihnen äußerst unbequeme Tbatsacke abzusckwächen und zu verdunkeln. Wie schlecht muß es aber um die Sache Frank reichs stehen, wenn man sich zu so tollen Sprüngen verleite» läßt, wie e« z B der in Paris so viel gelesene „Figaro" tdul, indem er sich, unter Verleugnung jeden Anstandes, ans Petersburg das unsinuigste unk glclchzeiiig auch unverschämteste Zeug melden läßt. Es muß hierzu unter Anderem daS be rüchtigte Extrablatt Herbalken, da« au« Berlin vor Kurzem voa irgend einer Seite, die ein Interesse daran har, die Br- ziebllngeil zwischen Rußland und Deutschland zu vergiften, verbreitet worden ist. lim zu beweisen, wie tief die Pariser Journalistik gesunken ist, geben wir den Inhalt der betreffen den Petersburger Eorrespondenz des „Figaro". „Als der Zar erfuhr", so meldet da« Blatt, „daß in Berlin die Nach richt von einem Attentate gegen sein Leben verbreitet worden war, wurde er lebhaft entrüstet. Er l>eß alsbald den Ver treter des Auswärtigen, Herrn Sch »sch in, zu sich be scheiden und befahl ibni m:k starker Stimme, nach Berlin zu schreiben, er sehe in der Nachricht eine persönliche Beleidigung, die er niemals vergeben würbe! Al- Herr Schischin versuchte, den Zaren zu bestimmen, sein Mißvergnügen dem Kaiser Wilhelm durch den Telegraphen kundzugeben, verlor der Zar alle Geduld und rief, indem er ans den Tisch schlug: „Tie Sache sängt an, mir über zu werten. Ich mag nickt schreiben. Theilen Sie dem Kaiser mit, daß seine lärmende Politik mich zu langweilen beginnt und daß sie »dm theuer zu stehen kommen soll. Er soll sich in Acht nehmen in seinem Rede» und Handeln, denn meine Geduld bat ihre Grenzen." Herr Schischin beeilte sich, dem deutschen Botschafter Herrn v. Werder von dem Borgang Mittheilung zu machen. Dieser verfügte sich alsbald in da« PalaiS, wurde aber nicht vorgelassen und telegraphirte nach Berlin; auf diese Depesche hin begab sich Prinz Heinrich aus die rufsische Botschaft, um den Vorfall zu entschuldigen und Herrn v. Schuwalow zu ersuchen, die Angelegenheit zu arrangiren. Man versichert in eingewribten Kreisen, daß Rußland ein Memorandum vor bereitet, in welchem die Mächte eingrladen werden, die Fragen de« Orient- und namentlich die Egyptens zu regeln." Es würde die reinste Verschwendung von Tinte und Zeit sei», diesem Blödsinn, der gleichzeitig eine starke Dosis von Ge- memheil enthält, noch ein Wort hinzuzusügrn. Die Beschlüsse der Anklagekammer .im Panama- Proceß liegen endlich vor und haben, wie au« Paris tele- grapbffck gemeldet wird, dort Niemand überrascht. Man wußte, daß alle Hebel in Bewegung gesetzt werden würden, ein solche« Resultat z» erzielen Im republikanische» Lager wurde es trotzdem jubelnd begrüßt, während von oppositio nelle. Seite ans den angekündigten Versuch, die Angelegen- beit vor der Kammer zur Sprache zu bringe», verzichtet wurde. — Im Widerspruch diernut steht eine andere telegraphische Meldung. Danach sprechen sich die heutigen Panse» Morgenblätter mißbilligend über die Beschlüsse der Anklagekammer au«. Pia» glaubt, daß es deS- balb heute in der Kammer zu einer sehr erregten Sitznng tommen werte. Hierinil im Einklang befindet sich die Mik- theilung, daß von mebrere» Seiken, so von de» Dcvulirlcn Le Herisse und Eboussot, Interpellationen bezw Anträge in der Kammcr eingelracht werken sollen, Rouvier in den An- klagezustand zu versetzen. In Sibirien tritt in neuerer Zeit eine gegen das Vtrbaunuligssvstem principiell gerichtete Bewegung immer lärker bervor In TcmSk, der Hauptstadt Westsidiriens, und in Irkutsk, der vstsibirochen Hauptstadt, macht sich diese Bewegung am stärksten bemerklicd. Diese Städte leiten sehr unter dem dort znsammcnströlncnde» Verbreche» tbum, und zwar materiell wie moralisch. E« sind meistens Hocd- ftaplcr und geschäftliche Schwindler, welche dort chren Aufenthalt angewiesen bekommen, und diese Elemente organisircn sich dort, indem es ihnen nur zu häufig klingt, die Polizei in ibr Interesse zu ziehen, als örmliche Verbrcchergkselli'chasic». Für das Eiuporkomnie» von TomSk als Universitätsstadt ist dies sehr hinderlich. Tie Zeitung „SibirSkj Wcstinl" tritt entschieden dasür ein, daß wenigstens die großen Ltädtc nicht mehr zur Ansiedlung von Verbrechern benutzt werde» sollen, und wa« Lslsibirien anbelangt, so bat der Gouverneur desselben, Gvrcudyli, dem Senate eine Dcukschrisl cingercickt, in welcher Vorstellungen gegen die weitere Verschickung von Sträflingen dorthin erhoben werden, insbesondere sollte die Verschickung solcher nach der sub- polaeischen und ibcilweisr polarijcucu Provinz IakutSk. wo dieselben der Willkür der barbarischen Jakuten überlasse» bleiben, fortan aujhören. Mit der Eultivirung Sibirien«, welche ja, der Erklärung de« Zaren zufolge, mit dem Weiter bau der großen sibirische» Eftenbahn unter dem Prvlectvrate de« Zarewitsch systematisch in Angriff genommen werden soll, wird sich in der Tat die Verwendung de« Laude« al« große« Gefängniß und Strafsclavenzwüiger dauerud nicht mehr ver- einigen lassen. Wir haben schon gemeldet, daß die englische Regierung sortsäbrt, Truppe «Verstärkungen nach Egypten zu senden. Beinerkenswertb ist die Nachricht, daß jetzt ein in dische« Eavallerie Regiment den Besebl erkalten bat, sich für Egypten bereit zu halte». Es stand dort seit sechs Iabren an englischer Eavallerie nur noch eine Schwadron. Die Ver nich, ung der Eavallerie würde daraus Hinweisen, daß man eine Ausdehnung der antieiiglische» Bewegung aus da« platte Land und namentlich auch nach Obrregypten sürchtet und sich doch nicht ganz mehr auf die egyplischen Truppen verlassen zu können meint. Deutsche- Reich. * Leipzig. 8. Februar. Die Generalversammlung des Vereins für Socialpolitik findet am 20. und 2l. März 1893 in Berlin in der Friedrich WilbclniS-Umversität statt (Beginn Montag, den 20. März, früh lo Uhr.). Auf der Tagesordnung stehen sotgcnde Themata: l. Die länd liche Arbeiterfrage und die deutschen Binnen wanderungen. Erster Referent: Herr Professor l>r. Knapp (Straßburg i. E): Einleitung in die Verhand lungen. Zweiter Referent: Herr Privatkoccnt III. Weber (Berlin): Bericht über die Enauete. Dritter Referent: Herr Graf von Kanitz-Podangen (Mitglied de« Reichstags und de« preußischen AbgeordnetenbauseS): Bericht vom praktischen Stantpunete au«. Vierter Referent: Herr UnterstaalSsccretair a. D. I>r. von Mayr (Slraß- burg i. E ): Bericht über die Binnenwanderungen. II. Die Bokenbesitzvertbeilung und die Sicherung de« Klcingr und besitze«. Erster Referent: Herr Professor Di. Sering (Berlin). Zweiter Referent: Herr Geh. Iustiz- ralb Professor I), Girrte ^Berlin). Al« dritter Referent ist Herr Metz, Präsident der Gcncralconimission in Frank furt a. O, in Aussicht genommen. 111. Abänderung Le is. >6 der VercinSstatule». Am Montag, den 20. Mär», Nach mittag« sinket ein gemeinschaftliche« MitlagSesse» im Hotel de Rome statt Da niedrere Mitglieder de- Verein» de» Wunsch ausgesprochen haben, die auswärtige» Thril- »ehmer möchten möglichst in demselben Hotel abfieigen, um die gegenseitige Begegnung zu erleichtern, so wird da« der Univevsiiät zunächst gelegene Hotel de Rome, wo Zimmer (einschließlich Licht und Bedienung) gegen 3—ü Mark zur Verfügung sieben, empsoblen. Doch befinden sich in nächster Näbe auch »ubrerc gute kleinere Gasthösc, wie Zernickow'S Holel, Prinz Wilhelm, Töpfer« Hotel u. a. Der General» Versammlung vom 20. und 2l. März geht eine Sitzung de« Ausschusses voran«, welche Sonntag den 19. März Nachm. I^Ubr im Se»alSziiiimer der Universität abgebalten werden wird. Die am Sonntag, den 19. Marz, in Berlin bereit« an wesende» Mitglieder Iresse» sich am Abend im Schult- heiß'ichcii Restaurant, Behrenstraße 49, 3. Stock. — An den Verbanblungc» könne» nur Mitglieder de« Verein« oder vom Ausschuß persönlich eingcladenr Personen tkeilnehmen. Der Eininl^ in den Verein erfolgt durch schriftliche Anmeldung beim Schriflsübrcr «VerlagSbuchhändler Earl Gcibrl in Leipzig) oder Schatzmeister (Stattratb Ludwig-Wolf'in Leipzig) gegen gleichzeitige Einzahlung des jährlichen Pereinsbeitrag« von 10 4, oder aus mündlichen Antrag an das Verein-bureau vor dem Beginn der Generalversammlung in Berlin. — Die Mitgliedschaft beginnt mit dem Empfang der Mitgliedskarte. * Epcmnttz. 8 Februar. DaS „Ebemnitzer Tageblatt" veröffentlicht in seiner heutigen Nummer folgende bemerkenS- wertde Erklärung: ,Hn der Nummer 2L de- „Lhemntper Tageblatt»«" vom 28. Ianu«r d. I. ist ein Referat enthalten über die öffentlich« Versammlung de« Lonservativen Verein« z* üdemnitz. Dm in jener Versammlung gesaßten Beschlüsse haben den Au«schuh de« Sonservatives Wahlvrrein» zu Shemntp veranlaßt, an den Freiherr» von Friesen und an die Nedacllon de- „Vaterland" — an letztere mit dem Ersuchen um Veröffentlichung — folgende- Schreiben zu richten: Eine hier abgehaltene öffentliche Versammlung hat aus Vorschlag de« Herrn Ulrich eine durch die TageSblütter veröffentlichte Reso lution angenommen, welche mit den Worten beginnt: „Tie llhemnttzer Lonservativen erheben Wider spruch gegen di« von Herr» von Friesen sin „Balerland" kund- gegebtne Lrkarung, daß in dem verlause des Parteitage- in Berlin eine Bestäligung de« neuen sächsischen Lartels der Lonservativen »ift den Nationalliberale» und den sächsischen Fort schrittlern und Teulschsreisinnigen zu erblicken sei." Ter konservative Wahlverein, dessen Mitglieder zum großen Theil seit langer Heit der conservativen Partei und ihrer Organisation angehöre», spricht jener Versammlung da« Recht ab, irgend »ine Erklärung im Name» der Lhemnitzer Lonservativen abzugeben, und zwar in Anbetracht: I) daß de- züglich der Theilnehmer an jener öffentlichen Versammlung ihr« Iugehörtakeit zur conservativen Partei in keiner Weiie sestgestellt worden ist, wie auch mehrere der dort ausge retenen Sprecher au« ihrer Zugehörigkeit zu anderen politischen Parteien kein Hehl machten; 2> dag der hiesige „Lonservative Wahlverein" an der Ver- iammlung und der Annahme der dort gefaßten Beschlüsse keinerlei Antbcii hat. Wenn sonach der Lonservative Wahlverein zu Lheinnitz dagegen Einspruch erheben muh, daß die Beschlüsse jener Versammlung, in weicher eine offene wegnerschast gegen die Organisation der hiesigen Lonservativen, sowie gegen den Vorsitzende» de» Lonservativen Landesverein« und gegen hervorragende und besonder- verdiente Lonservative Sachsen« zum Ausdruck kam, al- Kundgebungen der Feuilleton. Der Sonderling. llj Roman voa P. Felsberg. »ta-»r»e »erS»tn>. (Fortsetzung.) Sofort ging er in da» Vorzimmer, in welchem die Leute seiner warteten. Ruhig hörte er jeden Einzelnen an und ver sprach auch Jedem, zu kommen. Erleichternd ausatdmrnd ent fernten sich die Leute; sie glaubten ihre Kranken schon gerettet, weil endlich ein Arzt in der Nähe war, den sie so schwer ver mißt batten Vertrauen flößte er ihnen Allen eia, der neue Toctor. Wie ein rechter Helfer in ver Roth erschien er Denen, die seiner harrten. Sr spendete Trost und Hilfe in reichstem Maße unter der armen Landbevölkerung, die sonst meist zu spät zu dem entfernt wohnenden Arzt kam und so dem Tod eine reiche Ernte bot, wozu besonder« die Kindrrwelt ihr große« Eontingenl stellte. Wie selten ein Arzt, so durfte er befriedigt sein durch da« Vertrauen, welches die Kranken und ihre Umgebung ibni entgegenbrachten Da« Bewußtsein der Kraft und Stärke lag in der Rübe seine« AustrrteaS und «heilte sich Denen mit, die aus ihn hofften. .Da» ist ein rechter Arzt", tönte e« heimlich hinter ibm, .so gut batten wir noch keinen." Dieser Ruf eilte ihm voraus uad drang auch zu den Armen nach Felben, die noL nie auf eigene Kosten einen Arzt für ihre Leiden zu rufen im Stande gewesen waren, und der Nrmen-Doetor kam weit her und meist zu spät. Am Abend de« ersten Tage«, den Doctor IustuS aus Schloß Schönburg verbracht, ritt er langsam au« Fclden lximwärt«. Die verfallenen Häuser saben in der Näbe trostlos au«; die dürftigen Wiesen und Felder waren schlecht bestellt, nur um« Herrenhaus war da« Land de« Pächter« in gutem Staate, und der verwilderte Park mit srinrn hoben, schönen Baumen verhüllte nur halb dir Schäden de« alten Baue« dem Vorüberrriteadrn. Er batte viel Elend gesehen in einer Stunde, die er in dem armseligen Dorfe verbrachte. Er sah nur verwitterte oder verhärmte Greise» schwache Frauen mit sorgenvollen, abgespannten Gesichtern und welke, bleiche Kinder. Dir jungen, arbeitskräftigen Männer waren seit Iabr und Tag ail-gewaadrrt, um auf einem andern Fleck von Gotte« weiter Welt sich ein Heim zu schaffen und dann die Ihren zu sich kommen zu lassen Alle, die hier waren, lebten i» der Hoffnung, daß eS ibnen rinmal doch besser gehen könne, wenn erst sich neue- Glück in der Fremde für sie fände. Die Greise hofften nicht« mehr für sich selbst, aber doch für ihre Kinder und Enkel, und Doctor IustuS körte mit Rührung ihre Erzählungen an, bei denen die alten Augen zu leuchten begannen, in dem Gedanken, baß ihren Enkeln ein bessere- Leo» beschicken sein werde al« ibnen selbst. Mit Wrhmutb blickte Doctor IustuS auf die blassen, kranken Kinder, für die auf rin bessere» Dasein acbofft wurde. Er wußte, daß manches unter ibnrn hier bleibrn werde, für immer ge borgen auf dem sonnigen Kircbkofe zu Schönburg. Die große Armuth war ein unerbittlicher Würgengel für die kleinen Menschenknospcn, die Licht und Lust und Pflege und Nabrung bedurften, uni gedeihen zu können. Hier fehlte e« am Besten, und sein Her; ward ihm weich, al- er sah, wir zärtlich dir Mütter ihre Lieblinge an sich drückten, denen sie so Manche« versagen mußten, wa» ihnen »otb tbat. Al» er gegangen, fanden dir Mütter in mancher KindeShanb rin Goldstück, und sir segneten mit nassen Augen den Mann, der ihnen so gut zu helfen verstand. .Ich Kälte schon früher kommen sollen", sprach leise Doctor IustuS zu sich. Ta« Elend ging ihm nah, rr batte e« noch nie so geschaut, so Auge in Auge. In Gedanken verloren ritt er an der Mauer entlana, die Len Park de« Herrenhauses abschloß ron der Landstraße. Plötzlich kiel» er sein Pferd an und blickte gespannt durch eine Lücke der Mauer, die bier zusammengeslürzt war, und über welche binwez der Blick de« Reiter- in den Park zu dringen vermöchte. Eine bell gekleidete Frauengestalt bewegte sich trüben aus dem Rasen. Er kannte schon die ruhigen, vornehmen Bewegungen Gertrud Felten « und bewunderte zeyt wie am vorbergehenden Abend die Grazie de« schonen Mädchen«, welche« sich bückte, um in einen Korb da« spärliche Fallobst zu sammeln. Ein großer brauner Slrohbut saß ans dem golvig glanzenden Haar, die Hände steckten in langen Handschuhen; rin einfaches Helle« Kleid und eine winzig kleine Schürze waren die Toilette der Dame von Welt, die plötzlich auf« Land gebannt war, um hier zu .vcgetiren", wie sic seufzend sich eingestand. Gertrud Felben hatte noch nie in ihrem Leben einen Tag so nützlich verbracht wie den ersten Tag in dem alte» Herren- bausr. Sie batte anSgcpackt, geordnet, nicht gcrubt, bi« sic e« so wohnlich gemacht, wie e« mit den Mitteln, die ibr zur Verfügung standen, nur möglich war. Nu» war sie in den Park gekommen und fand ihre Mutter beschäftigt, da« ge fallene Obst aufzulesen. Schweigend nahm sic den Korb und fragte nur, al» rr schon bald gefüllt war: .Wozu können wir e« gebrauchen?" .Wir wollen e« einkochen", meinte die Baronin, und ernst setzte sie hinzu: „Kind, wir wollen und müssen sparsam sein, dann halten wir c« hier schon au«." Ein bitterer Zug glitt über da« schöne Gesicht Gertrud FeldenS. Sir strich mit der Hand über da« einfache Katlun- klrid und backte an ihre eleganten Toiletten, die in den SLräaken dinge». Auch diese sollten gespart werden, um noch nach Iahrzcbnten z» besonderen Gelegenbeilen wieder an« Tageslicht zu kommen, allmotisck, lächerlich, wie sic selbst dann wohl war. Sie biß dir weißen Zähne in die schwellenden Lippen. Unerträglich erschien ihr da« Lo«, ein arme«, alle« Mädchen z» werden. Hastig bückte sie sich, hob das Obst aus und warf e» in ihren Korb. Doctor IustuS erschien da- Mädchen wunderlieblich in dieser Beschäftigung. Ob sie den Blick der Bewunderung, der an ihrer Gestalt hastete, fühlte, daß sir nun wie suchend sich umblicktr? Doch geivahrte sie den Reiter nicht, der langsam weitrr ritt, fürchtend, sein indiScrele« Anblicken könnte ,hr peinlich sei». Lange beschäftigten sich di« Gedanken de« Arzte« mit der jugendlichen, schönen Mädchen«schemung. DaS rnkffge. stolze Gesicht zog ihn mächtig an. Vir herb« Iungsräulichtrit, d:e aus demselben lag, weckte in ihm ein uabrstimmteS Verlange», dem rr keinen Ausdruck zu geben vermochte, da« aber doch ein Lächeln um seinen Mund zauberte, dessen er sich selbst nicht bewußt war. Nach Schönburg zurückgckehrt, ging er dann durch« Schloß von Zimmer zu Zimmer, von Saal zu Saal. Lange stand er vor einem der Bilder, da« in der Ahnenreihe der SchönburaS hing. Da« Bild war ein liebliche« Frauenantlitz mit blonden Locken »nd herrlichen, sanften Augen und einem Mund, der so schon wie der seine war. Betroffen stand Just»« da; er entdeckte eine Achnlichkcit, welche ihn staunen »lachte. Die« Frauenanllitz mit den weichen, edlen Zügen und den zärtliche» Augen schien in dem Mädchen wieder von Neuem auszuleben, welche« er gestern im EisenbabncoupS kennen gelernt batte. „Seltsamer Zu fall", tackte er, und weich setzte er hinzu: „Rosa, e« soll Dein Schate nickt sein, daß Du ihr ähnlich siehst, al« warst Du ihre Tochter" Ein langer, liebevoller Blick traf da« Bild noch, dann wandte sich IustuS ab, eine Thräne im Auge zerdrückend. Er mußte die Frau sebr geliebt haben, denn nochmals wandte er sich um und blickte auf da« Frauenbildniß, dessen Augen ihm nackblicktcn, da« sich jetzt au« der Ferne so plastisch au« dem Rabmen hob. als ob plötzlich Leben in die seinen Glieder gekommen wäre. Da« Bild, von einem der ersten Meister gemalt, wirkte überwältigend auf IustuS Mit raschen Schritten kehrte er zurück, und leise 'Worte entschlüpften seinen Lippen, er sprach mit der schönen Frau, die er längst al« eine Tobte beweinte, al« ob sie neck lebte. Endlich riß er sich Io«. „So rein, so edel, so lieblich wie sie gicbt c« nie mehr ein Weib!" flüsterte rr vor sich hin, al« er draußen stand aus der Terrasse de« Schlosse« und der frische Abend- Wind um sein erregte« Gesicht wehte. Ueberwälligrnde Erinnerungen lebten in ihm auf und trieben ibn fort au« dem Schloß und dessen Umgebung. Der Diener führte den gesattelten Braunen vor und rasch schwang sich Just»« aus denselben, gab dem Tkiere die Sporen, haß e« in flottem Trab davonjagte durch den Park, dem Walde zu. Freier athme seine Brust, di« eine beflemmende Sehn sucht befallen wollte nach einer vergangenen, fchönen Zeit. Stundenlang ritt er durch Leu Wald, der theil« zu Schönburg
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