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Dresdner Nachrichten : 18.07.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187007183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18700718
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18700718
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1870
-
Monat
1870-07
- Tag 1870-07-18
-
Monat
1870-07
-
Jahr
1870
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 18.07.1870
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Erscheint: ««glich früh 7 Uhr. Anserale wrrden nngeiiemincir: bt»Al>r»dsO,Sonn tags bis Mittags 12 Ubr: Marie,istraße 18. Anzcig in dies. Blatte stutenciiie erfolgreiche Berbrcitung Auslage: 18,000 Exemplare. Föonntmenl7 Bterteljährlich SONgkk bei unrntgeldlicherLit» serung in'S Hau«. Durch die König!. Post vici!c!»ähil 22> rNgr. Eiuzclne Nunimerv 1 Ngr Tageblatt für Uilterhaltnag mid Geschäftsverkehr. Druck und Eigcnthum dcr Herausgeber: ^ikpsch L Rklchardt. — Verantwortlicher Nedacteur: Julius litlchardt. Anseratenpreise: Für den Raum eine» gespaltenen Zeile: I Ngr. Unter „Eingesandt" die Zeile 2 Ngr. Nr. litt» Fünfzehnter Jahrgang. Mitredactenr: Theodor Droknsch. Dresden, den 18. Juli. — Sonnabend, I«. Juli. Mittags I Ittrr. Gin Eytra-Blatt dcS Berliner Börse» - Eourier meldet: Rnhland erklärt Frankreirl, den Krieg. - Extrablatt des Dresdner Journals: Sichcnn Vernehmen uact) war die Kriegserklärung Frankreichs dis gestern Nach mittag 5 Ubr in Berlin noch nicht criolgt. Aus München ist vorige Naclst die Meldung ander gelangt, dass die vor gestern vom Könige genehmigte Modliisirungsordre für die konigi. daycrschc 'Armee gestern publicirt worden ist. — Hamburg. 10. Juli. Die diesige Börse vat in dcr vcutigcn Böriciivcrsammlung durch ein dreimaliges kräftiges „Ja" die .Handelskammer autorisirt, dem König von Preußen zu erklären, daß Hambmg kräftigen Muwcs zu jedem Opfer bereit ist. wel ches zum Dam» und zur Wahrung dcr nationalen Eine und nationalen Lclbststantigkeit geopfert wird. Ei» dreimaliges donnerndes Hoch wurde dem Führer der 'Armee und Schirm- deein Deutschlands geknackst. — Die 'Antwort des Königs von Preußen auf die Erklärung der hiesige» Handelskammer lautet: „Mit bewegtem Herzen empfing Ich soeben das Telegramm der Handclokammcr vom heutigen Tage. Niemand mehr alö Ich, dcr das entscheidende Wort sprechen mußte, kennt die Opfer, die in nächster Zeit dein gesannnten Baierlande bcvor- stchen; aber die Hingebung, die die Handelskammer ans- sprichk, da cS die Ehre Deutschlands gilt, jedes Opfer freu dig bringen zu wolle», ist erhebend und beruhigend für Mich. An Gottes Segen ist Alles gelegen. Wilhelm Rer." — Stuttgart, 10. Juli. 'Aus sicherer Quelle wird berichtet, daß daS Ministerium mit Einmütbigkeit vorbereitende Schritte zur Kriegsbereitschaft bereits ungeordnet hat. Die weitern Anordnungen werken nach der morgen zu erwartenden An kunft des Königs getroffen. Die Einberufung dcr Standc- versannnlung wird in den nächsten Tagen geschehen. — Antwerpen, I.',. Juli. Die würdige Haltung dcS Königs vun Preußen bat ihm vier alle Herzen gewonnen. Der Entbu- staSmuökür Preußen ist in allen Schichten der Bevölkerung gleich groß. Gestern Abend zogen Haufen von Arbeitern mit dem Rufe: Hoch lcbcKönig Wilhelm! Weg mit'Napoleondurch dicLtadt.— London. lO. Juli. Die gesummte englische Presse macht Frankreich für den Ausbruch des Krieges verantwortlich. „TimeR schreibt: Kaiser 'Napoleon bat daS allerschwerstc Verbrechen be gangen, indem er allein absichtlich einen ungerechten Krieg hcr- vorrlcf. Preußen darf die allgemeinsten Svmpatbicn erwarten. Die Journale befürworten die Neutralität Englands. — Washington, Juli. iKabcltelcgramm.) Eine Botschaft des Präsidenten an den Eongrcß lenkt die 'Aufmerksamkeit dcr Kongreßmitglieder aus den bevorstehenden Krieg in Europa und betont die Nothwentigkeit einer Veränderung der Gesetz gebung. um die Vergrößerung dcr amerikanischen Handelsflotte zu ermöglichen. — Berlin. Die Menschenmenge, welche Frcckag Abend das Palais des Königs umwogte, erhielt bis gegen I I Uhr fortwährend netten Zufluß, immer neue. HurrahS und Lebehochs erschütterten die Lm't und wiederholt mußte sich der König dem cntbusiaömirtcn Volke am Fenster zeigen, das ihn ent blößten HauptcS mit dem Gesänge dcr ^icgcsbvmnc und dcö PreubenlirteS empfing. Als kurz vor I l Ubr General v. Moltkc sich i» daö Palais begab, wurde er auf dem ganze» Wege stürmisch begrüßt, und viel fehlte nicht, so hob man den „großen Schweiger" aut die Schultern und trug ihn nach dem Palaiü. Der Enthusiasmus kannte keine Grenzen. Bald nach 1 l Uhr «tischten sich einige Schutzleute unter die Massen, um im Namen des Königs um Ruhe zu bitten, da dcr Kriegsrath während dcr Nacht noch eine schwere Arbeit vor sich habe. — „Nach Hause!" erscholl cs plötzlich in dem Gewühl, und wenige Minute» später lag der große Platz vor dem Palais so ruhig, als hätte die großartige Demonstration gak nicht stattgeiunden. — Einen bessern c eweis kann ein Volk nicht geben, daß cs auf der Höhe der Situation steht, daß es die ungeheure Wichtigkeit des Augenblicks vollkommen begreift. <V. Z.» — Wie die Krcuzzcitung auü guter Quelle vernimmt, hat Frankreich schon vor vier Wochen in Schweden annagen lassen, wie cs sich zu einem französisch deutschen Kriege stellen, ob cs sich Frankreich anschlicßcn werde. Die Antwort soll i» letzter Beziehung verneinend gelautet haben. — An der Berliner Börse war vorgestern daö Gerücht ver breitet, daß Rußland und Amerika luacv einer anderen Angabe» <Rußland und England» für den Fall des Krieges bereits gegen die Blockirung der deutschen Hafen protcstirt hätten. — Aus EmS meldet man dcr Börscn-Ztg., daß dcr »ran zösische Botschafter Graf Bcnctctti am Donnerstag Nachmittag, als der König mich Koblenz abttthr, »och auf dem 'Bahnhof er schien und sich in einer so ostensiblen Weise in die vorderste Reihe drängte, als erwarte er irgendwie vom König angcspro- clnn zu werden. Der König ließ denselben aber völlig unbe achtet stehen, trotzdem er mit verschiedenen unmittelbar neben demselben stehenden Personen noch bis zum Momente dcr 'Ab fahrt unbefangen sprach. — Paris. Die Rüstungen werden mit ungeheurem Eiker fortbetrieben und die rruppenmärschc haben begonnen. In Paris sind bereits viele Truppen aus dcr Provinz cingctroffcn, während cinlge Regimenter der Garnison von Paris und ein Theil der Artillerie von Vinccnneö bereits nach dem Osten ab- gegangcn sind. Heute Nacht ging das 01. Regiment (cs liegt in VincenncS) mit der Ostbahn ab. 1200 Eisenbahnwagen mit Mehl und Zwieback wurden seit Montag nach dein Elsa», beför- dert. In Mühlhausen bestellte man i00,000 MctrcS Ealieot. die in acht Tagen in Straßburg abgcliefert tverden inüsscn, und 250 Kisten mit chirurgischst» Werkzeugen gingen vorgestern nach .dem Osten ab. Die sieben TranSport-Schiffe, welche die Trup pen auS Algerien abholcn sollen, haben, wie cs heißt, Toulon bereits verlassen. Was das Lager von Ehalono anbclangt, so hat die Verwaltung der Ostbah» ihre Anstalten so getroffen, daß st« alle Truppen desselben ln 1« Stunden an die Grenze tverfen kann. Die Rüstungen In den Seehäfen werden auch mit großem Sster fort betrieben. ES sollen nämlich drei Geschwader getzkldet werden, von welchen das eine im Mitteln,ccr. daö an- >p ren soll. Wag die Meinung in Paris anbclangt, so ist dieselbe im Ganzen genommen eine ziemlich kriegerische. Die guten Leute, von denen der größte Tbeil natürlich ruhig zu Hause bleiben kann, glauben nämlich, daß Preußen nur einen kurzen Widerstand leisten kann, daß dann der Friede dauernd bcrgcstcllt und die Geschäfte wieder glänzend gehen werden. — ES ist geradezu unerhört und noch kaum in solcher Art in dcr Geschichte tagewcscn, wie man über dein Rheine in schnöder Weise die Gelegenheit zu einem lange vorgesehenen Kriege vom Zaune brach. Ob so etwas etwa in 'Nordamerika, England re. möglich ? Es ist daö ei» Krieg von größter Trag- weite: Niemand wolle sich das verhehlen. Nicht nur daß mo mentan Handel, Gewerbe, Bauwesen, Kunstausstellungen, Schifffahrt, Bahnbauten, die Reise und Badezeit, die Ernte re. auf's Acußcrste gestört wird. ES gilt, ohne langen Rath, rasch jugreifcn, cö gilt eine großartige Erhebung; es gilt zu zeig.,,, daß wir dcr glorreichen Zeit dcr männlichen Erhebung von 1818—1815» nicht unwcrtb sind. Zu dem Posten ein Jeder, cs gilt um die cbrcnwcrthe Eristenz und um den Uebcrmutb eines diesmal wcnig begeisterten, aber auch nicht zu verachtenden FcindcS. - Die Anbaltcr Bahn iDrcsdcn-Berlin» befördert jetzt nicht mehr gewöhnlich Frachtgüter, sondern nur noch Eilgut. - Man wird sehr wohl tlmn, sich gegenüber den zahllos aintauchendcn Gerüchten über Schlachten, Märsche u. s. w. un gläubig zu verhalten. Vorgestern schwur z. B. alle Welt Stein und Bein daraus, daß die Franzosen den Rhciu überschritten hätten und in Baken oder der Pfalz cingerückt seien. Mittag waren die Rothhoscn angeblich schon in Württemberg und Nach mittags in Bayern. Außerdem hatte schon an den Mündungen der Elbe und Weser eine Seeschlacht zwischen dcr französischcn und preußischen Flotte stattgefundcn. Die in jetzige» aufgereg ten Zeiten ungewöhnlich erregte Phantasie treibt wunderliche Blasen und cs wirb sich empfehlen, möglichst wenig zu glauben, namentlich wenn der Erzähler seine 'Nachricht von einem Offi zier oder von hochgestellter Person, die es wissen könnte, haben will. — Unsere tapferen Krieger ziehen in einen blutigen und hoffentlich siegreichen Krieg. Jeder von ihnen weiß zwar, daß ihm das Mitgefühl seiner Mitbürger folgt und hoffend und sor gend auf seine». Wegen begleitet. Es wird aber diese» braven Kriegern wohlthun, wenn sie auch äußerlich einen Beweis dieser Gesinnung erhalten. Möge» daher unsere Empfindungen sich auch äußerlich zeigen dadurch, daß jeder Einzelne, soweit cS in seinen Kräften steht, den fort- und durchziehenden Truppen Lic bcsgabcn mit auf den 'Wieg gebe und die Bevölkerung dieselben mit aufmuntcrndcm Zurufen begleite und verabschiede. — Mit dcr MobilmachungSordrc dcr Norddeutschen Sol daten ist auch das gesammte 'Norddeutsche „Eivil" mobil ge worden, wenn auch ohne Ordre, selbst unser Dresden gicbt da von einen mobilen Beweis. Alle ankern Tagesfragcn schwin de», Niemand gedenkt der Jnsallibilität des Pabstcs, oder der alten Bildergalerie. 'Niemand an den Blascwitzcr Waldpark oder an daö nabe Ente des EbaisciihauscS re., 'Alle sind einig in der Politik und namentlich in dein Punkte, daß Deutschland die französischcn Gelüste zurüctschlagen müsse. Do ist namentlich des Abends daS Lebe» ei» regeres geworden. In de» Rcstau ralioncn wird dcbattirt und politisier ebne Ende; den» tcr Gc- werbtrcibcndc und der bescheidene Arbeiter hat bei Tage entwe der keine Zeit, oder keine Gelegenheit, die Zeitungen zu lesen, er siebt Bekannte unk Freunde, ja er schließt sich an »z-reunde an, um das Neueste zu hören. Aul dem großen Meer der De batte und des Meinungsaustausches spielen natürlich die oben schwimmenden Wellen dcr Vcrmutbungcn die Hauptrollen, da 'Niemand weis;, waS die nächste Ltundc, was dcr nächste Tag bringt. Die Einen trauen den Sieg den Franzosen, die Ankern " Deutschen zu und doch wissen sic Alle, daß das lediglich den Ebaffepots unk den Zündnadcl» überlassen bleiben de» nur muß. Die hcrumgctragcncn Ertrablätler, die mitunter nur das wiederholen, waö die frühere Ausgabe erzählt, werken den Ver käufern an den Straßenecke» und i» den Bierstuben aus den Händen gerissen und mit den 'Augen so zu sagen, verschlungen. Die Zeitungen und das Bier spielen die Hauptrolle und jeder cintrctcndc Soldat wirk alö zukünftiger Held unk Sieger be- herausgerisfen aus Allem, was ihnen lieb und tbcuer war, aber dcr KnegSgott und die Ehre des Vaterlandes verlangt es. Frei grüßt. Freilich tauche» auch und zwar wobl in dcr Mcbrzabl, ernste Gedanken auf. Die verbeiratheten, oder in guter Stellung sich befindenden Militairpflichtiacn senken den Kopf, sic werden h dcr lich geben sic einer vcrl'ängnißvolicn Zukunft entgegen, wissen nicht, ob sie wietcrkchrcn, oder auf dem Felke der Ehre bleiben — aber dag ist ja nur die alte Wiederkehr dcr Dinge, wie sie seit Jahrhunderte» sich gestaltete. 'Am Schlimmsten kommen diesmal die Hoteliers und Witwe in dcr sächsischen Schweiz da von; denn die Reiselust wird von dcr Kamp,Inst zu Boden ge schmettert und wenn auch etwa ein Sachse cs noch wagt, eine kurze Tour an den Eivm'ern hin zu machen, der Ausländer gicbt dieses Jahr wenigstens de» Gedanken auf, eine weitere Vergüt» gungstour zu unternehmen; kenn die Militairkolonncn und ihre Fcncrschlünde könnten ibm » ja lcickN die Rückkehr am lan^c Zeit Kolonnen sind lang unk die,vcuer- schiündc grob. Mit de» hier und da beabsichtigten Ertrafal'rtcn in Deutschland siebt eS natürlich bei dieser Situation ebenfalls übel aus, da die Eifenbabntrains nicht mehr zum Transport dcr Vergnügungssüchtige» benutzt werken können. Wie es mit un serer Dresdner Vogelwiese siebt, können wir stellich nickst wissen, darüber bat daS Comitcc zu cntiwciden, wenn dicangcmcldeten Schaubudenbesitzcr ihr Komme» oder Nichtkomme» gemeldet haben. Es bleibt uns nichts Anderes übrig, in Geduld zu har ren auf daö, was da kommen soll, vorläufig können wir an der Elbe ruhig, ganz ruhig sein: denn che daö KriegSgctümmel bis über die alte Brücke »ich zieht, cbe man von der Brühl'schcn Terrasse die ersten rotbcn Franzosen siebt, könnte cS noch einige Zeit dauern, die norkv. ursche 'Armee ist eine starke Mauer, zu deren Durch- und Abbrilch schon eine herkulische Massenkraft gehört. — Man erbMt jetzt schon sehr viel ältere, bärtige Krieger, gestalten, offenbar Landwctwmänncr und Reservisten, am' unse ren Straßen. Die Brust dieser Krieger ist regelmäßig mit dem Erinnerungskreuze an den Feldzug von 1800 geschmückt — Wenn schon srüher, so doch kr der Jetztzeit ganz beson ders, macht sich dcr totale Ucbclstand, i» geschäftliche», über haupt im Gcldverkchr geltend, daß die Banguicrö die sogenann ten „wilden" Kassenscheine auch selbst gegen Gewährung von tlmnno nicht mehr nehmen. Es bringt dies nicht blos unange nehme Situationen hervor, sondern es stellt auch den Credit dcc betreffenden Länder in ein sehr sonderbares Licht und giebr nebenbei den Anschein, als ob dcr betreffende Verwcchöier in dem 'Abziehen des cknmno der ausländischen Kassenscheine nur einen Ertragcwinn erziele. Entweder nehme man diese „wilden" im 'Allgemeinen gar nicht, oder man nehme sie als voll und ohne alle Umstände, man wird dadurch allen Fatalitäten ab- hclfcn. — Schon seit Donnerstag und Freitag vergangene Woche webt der Wind über die Stoppeln. Der Kornschnitt auf den sandigen Feldern ringS um den Heller bei Dresden, aber auch dci Rhänitz, Wilschdorf u. s. w. bat begonnen. Die große Fructst- barkeit des Jahres lmt trotz des rauhen Frühlings eine erfreu liche Ernte reifen lassen. — Da man endlich einmal daran gegangen ist, einige der öffentlichen Gebäude adzuputzcu und unter anderen auch dein Finanzhame ein »ciics Kleid 'anzuziehen, so gäbe cS wohl auch eine passende Gelegenheit, einmal eine» Blick auf die Terrassen- gassc zu werfen, deren eine Seite namentlich, an welcher sich zunächst dcr Münzgasse die Freitreppe befindet, ein schauder- vollcö Bild liefert. Die lange, fick» hinziehende Wand ist ein würdiges Ebenbild dcr alten Bildergalerie und der daranhän- gcndcn miserabel» hohen Mauer längs der Augustuöstraße bin. Plan sollte meinen, eine Passage inmitten dcr Residenz, welche selbst vom Königlichen Hole vei Besuchen dcr Kunstausstellung benützt wird, sollte einen edieren, einer Hauptstadt ebenbürtige ren Anblick gewäbrcn, als wie gerate die Terrassengassc, die wie eine Vater- und mutterlose Waise ganz verlassen sich vom Zcughoic bis hinaus an'S Finanzbaug hinzicbt — in beispielloser Vernachlässigung. ES wird nicht mit alizugrohcr Aengstlichkeit verlangt, daß eine Straße oder Gasse salonmäßig ausgestattet sei. daß sie aber anständig sei, daü ist ein Wunsch, den 'Niemand tadeln wird — und diesen Wunsch sprechen wir hiermit laut und deutlich auö. — Heute beginnt auf dem Bcrgkeller daS alljährlich wicder- kebrendc Vogelschießen, daö morgen Dienstag seine Fortsetzung und »einen Schluß findet. Wen» schon daö auf sanfter Höbe freiliegende Etadlisscmcnt mit »einen schattcnspcndcnten Mar- guiscn und Laliddächcrii Wells einen höchst aiigcnchnren Auf enthalt gewährt, thcllo aber auch eine reizende Aussicht auf die zu Füße» liegende Stadt und die fernen Bergesböben bietet, so dürfte auch die Festivität dcr zwei Tage selbst schon eine beson dere'Anziehungskraft auöüben ; denn das reichhaltige Programm verspricht solennes Feuerwerk, brillante Illumination unb das Alles wird noch durch die fröhliche Melodien der Lcbützcnkapellc verherrlicht, die unter Herrn Bcndlr's Directum ans dem Bcrgkeller so ott unk so zahlreich ihre Verehrer um sich ver sammelt. — Daö morgen auf Rcisewitz statfindcnde Monstre-Conccrr wirk, ohne daß cö vielleicht in dcr 'Absicht gelegen bat, durch die Wahl einiger zur Aufführung kommender Musikstücke einen ganz der augcndiicklichen Situation cnsprechenten Charakter de komme». Wenn schon die zm Aufführung kommende „Schlacht bei Viktoria", wo die 'Niederlage der Franzosen musikalisch kar gestem wird, den Beifall des Publikums finden dünke, »o wird dies auch bei dem schönen, durch 82 Walthornisien vorgctrage neu Liede „daö treue deutsche Herz" dcr Fall sein. Zum Schluß wird in den „Patriotismen Licdcrklängcn" jeder Patriot den würdigen Ausdruck finden. — Ein »ehr bckaucrnSwerthcr Ungklicksiall ereignete sich gestern früh während dcr Ucbung dcr freiwilligen Turncncncr- wcbr auf der allgemeinen lltbungdstellc auf dem -.'Otstädtcr Turnplatz am Scbützcnvlatz. Ein Mitglied der Turncncucr wcbr wagte zur Hebung den Sprung von dem 4 Stockwerke bobcn Stcigcrbause am das unten von zwölf Collcgcn ge haltene Lpringtuch. Da, wie bebanpkct wird, das Tuch zu nabe au dem Haufe situirt war und dcr Hcrabsplingenke zu weit auSgcbolt batte, so traf er, unten angckommcn. einen daS Tuch mithalkciidcn College» mit dem Stiefelabsätze dermaßen am' die Brust, daß Letzterer sofort dcstnnungSloS zu sammeiislürztc und ans dem Brustkastcn der Abdruck der'Absätze zu »eben war. Dcr eiligst berbeigebolte Arzt, Herr Freicslebc», leistete die >rstc Hille und wurde dann dcr Verunglückte miitels Droschke in seine Wohnung gebracht. — Schöne Formen mit schönen Farhciizm'ammcnstcllimgcn zu vereinigen und dabei die Natur zu berücksichtigen, isl die Aufgabe des Malers. Wir besitzen in um'erm Dresden einen solchen Künstler, welcher dabei die Naim selbst verwendet, der seine Gemälde nickst ans Leinwand und Wänden und Decken anbriugt, sonder» am' dem Erddetcn scldst. Im ehemaligen Gonkelhaien, auf dcr Brühl'schcn Terrasse, in der Herzogin Garten, in den Zwingcrpromenaden, im PalaiSgartcn seRn wir jetzt zwischen Kicogängcn oder zwischen grünen Rasenteppi chen Zeichnungen hergestellt, auf denen jedes Auge mit Wohl gefallen rillst und diese Zeichnungen sink ausgemalt mit binein- gcpflanzten Blume», deren Farbenzuiammcnstcllungc» teil Ge schmack und das Geschick des Meisters bekunde», dcr kein ande rer ist. als dcr k. Gartcndircctor Herr Krame. Mit dem Wach sen der Pflanze» verändert sich das Bild nnd auch dieser Um stand scheint bei den 'Anlagen zweckmäßig berücksichtigt zu sein. Dresden hat schon lange einen sestgcgründetcn Ruf in Bezug auf Blumenzucht und HandclSgärtnerci und in de» letzten zwanzig Jahren hat auch die Landsckmitsgärtncici stetige Fort schritte gemackst, so daß wir jetzt nickst geringe Ansprüche an unsere Gärtner mache» ; auch die so öffentlich zu studircnde landschaftliche Blumenmalerei gereicht unserer Stadt zur Ebre und wird die verdiente 'Nachahmung reichlich finden Grund- eriordcrniß dabei ist aber, daß die jungen Gärtner Zeichnen lernen, und wozu die Gewerbeschule dcS Genstrbcvereins Gele- genlstit bietet. Wer also dcö KricgölärmS und deS Polltlsircnst müde ist. dcr erbot? sich in den Promenaden, wo sich Natur und Kunst so schön und so friedlich vereiueir.
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