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Dresdner Journal : 08.11.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186311081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18631108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18631108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-11
- Tag 1863-11-08
-
Monat
1863-11
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 08.11.1863
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O 2S9 Atzmnmnnttsprrtft: L-brUob - «71>le. — in »»«U-» > Im Lllilnul» zLMr< - 1 ,. 1ö > »' " m>6 «»»«»lick in vr—ä«! Id Kxr. l «tempslro- Liluielii« Knmmerv: 1 dtxr. ' »ot>l»x ki»rn. raseratenpreis«: kür äou kl«nw -io«r -s»^»It»l.oo 2eil«: 1 Kgr. Dot«r „Luix»»»uar" «iis Ltile: 2 K^. Srfchetne«: VR»U<i> mit Sa«u»kwe ä«e 8oon- uuä k'eisil»^«, ^d«ock» kür ä«o knlx«l>ck«o Sonntags den 8. November. DresdnerIourml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. i8«s. - Inseratenamrahme auswärts: ' < L«lp,I^: k'«. vs^xn^riirrLir, 6c>mmi»»iooiir äoi DrvsUnsr ^vnrn»l»; «b«o<l»».: II. L. Ii-l.»«« , S-undirr^/Utoo». 1ln»ir>i»r>!i« Vo»l.«n; L«rUm U«oi>iv,'»l!,v IZuvb- k«n<11., ti»:rL»«!rru'« »urenu; Lrsmsn: k. 8cni.vrr»; Nr»»I«a: I.ni'i» 8rx>nr«k«; krmlllknrr ». » : .Ix»,»»»'»u8- liucbd.; Lölo: ^»oi.r NXneile»: k»ri,: v. b-iiw^ko-xi.» (28, rne <io boo» enkna,); kr»^: t». t^uiii.icn'» Iiu«I>k.; Vim»; Lomptoir ü. Ir. zVienvr AsitunA, 8tok«ns>>I. 867. Herausgeber: ^öoixl. krpsüitioa äs» vrssäosr ckonro»!», Orvsäeo, >1»risn»tr»s»« Ko. 7. Amtlicher Theil. VreSdrv, 7. November. Ihre Majestät die Köni gin Marie haben heute Allerhöchstihre Weinbergsvilla Lachwitz, Ihre Königlichen Hoheiten der Kronprinz and dir Frau Kronprinzessin Höchstihre Villa bei Strehlen verlassen und die Königlichen Palai- auf der Augustu»straße und am Taschenberge bezogen. Dresden, 7. November. Er. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Commandanten der Festung Königstein, Generalleutnant von Trritschke, bei Gelegenheit seines fünfzigjährigen Dienstjubiläums das Comthurkreuz I. Classe des AlbrechtordenS zu ver leihen. Ansage. Die feierliche Eröffnung des einderufenen Landtages wird Montag, den 9. November 1863 Mittags 12 Uhr in den Paradesälen des Königlichen Schlosses stattsinden. Die Herren S'aatSminifter, so wie sämmtliche Herren der ersten und zweiten Classe der Hofrangordnung, in gleichen die nicht in Dienste befindlichen Königlichen Kam merherren und Flügeladjutantcn, versammeln sich Mittags Al2 Uhr in den Zimmern Sr. Majestät des Königs, zweite Etage des Königlichen Schlosses, um von da Sr. Majestät dem Könige vorzulreten, wenn Allerhöchst Dieselben Sich zum Throne und von demselben zurück begeben. Die Herren der dritten, vierten und fünften Classe der Hofrangordnung, so wie di« am Königlichen Hofe vorgestellten, in der Hofrangordnung nicht begriffenen einheimischen Herren haben sich Mittags A nach 11 Uhr in der zweiten Etage des Königlichen Schlosses einzufin den und begeben sich unmittelbar in den Eck-Prrad(saal, an die ihnen dort anzuweisenden Plätze. Anzug: Uniform (6,1s). Dresden, am 6. November 1863. Königliches Oberhofmarschallamt. Nichtamtlicher Theil. Ueberficht. Telegraphische Nachrichten. MsuaSfchaa. (Ost-Deutsche Post. — Presse. — Wiener «bendpost. — Kölnische Zeitung. — National - Ztff!-» Lageigeschichte. Dresden: Don den Kammern. — Wien: Großfürst Konstantin erwartet. Ein leeres Gerücht. — Venedig: Wiedereröffnung der Univer sität Padua. — Berlin: Großfürstin Helene. Di plomatische Ernennungen. Aus der Stadtverordneten versammlung. — München: Reise des Königs Ludwig. Gegen das Habcrfeldtreiben. — Koburg: Preßproceß. — Frankfurt: Unterbringung der Bundesgarnison. — Paris: Die Eröffnung der Legislativen. Marschall Forey. Ungünstige Nachrichten aus Madagaskar. — Madrid: Präsidentenwahl der Kammer. — Lissa bon: Vom Hofe. Anleibezeichnungen. — London: Eine erfundene EhescheidungSgcschichte. Vom Juden bekehrungsvereine. — Kopenhagen: Vom Reichs- rathe. Das dänisch-schwedische Bündniß. — St. Pe tersburg: Lovalitätsadressen. L<r politische Aufstand. (Die Statthalterfrage soll entschieden sein. Trauerverbot in Kalisch. Kämpfe mit Insurgenten.) Provinzialuachrichten. (Freiberg.) BermischteS. Statistik u. LolkSwirthschaft. Aeatlleton. Inserate. TageSkalender Bör'en- «achrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Freitag, 6 November, Abend«. DaS Abgeordnetenhaus hat heute nach einer lebhaften De batte den Autschu-autrag: zur Linderung drSNoth- F e uille ton. Dresden, 7. November. Gestern gab Herr Hans ».Bülow, k. preußischer Hofpianist, seine erste Soiree für ältere und neuere Claviermusik. Er gehört zu den Virtuosen ersten Ranges durch «ine eminente Technik, sichere geistige Beherrschung und wohlbedachte, fein durch gebildete Verwendung derselben. Seine Ausdauer und -rast, die Elasticität, Leichtigkeit und Delikatesse seines Spiels, die perlende Geläufigkeit und Rapidität seiner Passagen und Tonleitern ist bewunderungswürdig. Herr v. Bülow hat ganz besonders die Tonefferte deS Klaviers außerordentlich studirt und in seiner Gewalt; weniger allerdings den großen und schönen Ton als natürlich wirksames Grundelrment der breiten Cantilen« wie der Passagen, wohl aber die Contraste der Klangwirkungen und da- Toncolortt in allen Feinheiten der Schattirung, namentlich de- Piano». Rrichthum an ausdrucksvollen und pikanten Nuancen und Accenten zeichnet seinen Vertrag au», wohlbrnutzt von dem Talente einer musi kalisch höchst klaren, formellen Gestaltung und einer charakteristischen und individuell geistreichen Auffassung der Werke verschiedener Meister. Aber diesen Vorzügen srhlt nicht ihre Schattenseite, welch« dir Vollendung die ser Produktionen beschränkt. Die Refierion, da» geist reiche Raffinement ist bei der künstlerischen Verwendung dieser Mittel zu vorwaltend thätig gewesen, und hat die »arm ursprünglich«, innerlich beseelte GrsühlSsprache, die idle Einfachheit und natürlich« Wahrheit d«S Styl» und Ausdruck» über Gebühr zurückgedrängt. Ein« zugespitzte, iberkünstlich pointtrte, in Contrasten, gesuchten Detail» uad zarten Tonspielrrrirn sich ergehend« Vortragsweise tritt zu häufig hervor und kann nur nach Maßgabe der chr anpaffenden Sompofition voll« Bewunderung find««.; »n geistreich« Virtuose kämpft zu siegreich mit der geist standeS in Ungarn eine Anleihe von nur 20 Mill. Gulden (statt der von der Regierung verlangten 30 Mil lionen) zu bewilligen, angenommen. London, Sonnabend. 7 November Die amt- lichr „Gazetta" pudlicirt Russell S ueueste Depesche bezüglich der polnischen Krage; dieselbe ist vom 20. October und erinnert, daß die Rechte Polens, wie die Reckte des Zaren auf Polen in einem und demselben Schriftstücke stehen Parit, Kreitag, 6. November, AbendS. Die „France" therlt mit, daß ein Schreiben deS Kai sers an die Souveräne ergehen werde zu dem Zweck, ihnen den Plan zu einem Congreffe zu unterbrei ten. Ein europäischer Congrrß sei so gut als schon berufen. In wenig Tagen werde man wissen, ob die Berufung angeuommen oder zurückgrwirseu werde. Dresden, 7. November. .Die am 5. November vom Kaiser Napoleon bei Eröffnung des gesetzgebenden Körpers gehaltene Thron rede bringt in der Presse eine große Bewegung hervor. Ausführlich lassen sich bereits österreichische Blätter vom 6. d. darüber aus. So sagt die „Ost-Deutsche Post": „Napoleon kündigt die Aufforderung zu einem Kongresse an, der aber nicht mehr auf die polnische Frage sich be,chränken soll, sondern eine vollständige Regelung der Karte von Europa zum Ziele hat. Italien, Deutsch land, Polen, Alles soll vor dieses Forum gezogen wer den, und zwar unter Voranstellung de^Grundsatzes, der von der Thronrede proclamirt wird: „Die Verträge von 1815 haben aufgehört zu eristireu." So kategorisch ist dieser Satz noch nie ausgestellt worden. Nicht blos wie von Lord John Russell wird der Ausspruch auf Polen allein beschränkt, sondern als Princip auf alle im Jahre 1815 festgestellten Vertragsrechte ausgedehnt. Die Feier lichkeit und die breite Auseinandersetzung, mrt welcher die Thronrede die Einberufung des Congresses verkündet, beweist, daß ein großer Ernst und ein weitgreifender Plan hier zu Grunde liegen. Ein Theil des letzlern wird durch die Drohung angedeutet: „Eine Ablehnung des Kongres se würde geheime Projekte vorausseyen." Mit andern Worten: Wer gegen den Congreß ist, der müsse gehenne Absichten gegen Frankreich hegen und letzteres werde sich gegen einen solchen entlarvten Freund zu wenden haben. Die Einschüchterung ist yanbFeersUch. Sr« bettet aus die Absicht hin, daß Frankreichs Hand gegen Den sich Wenden wird, der den Congreß zu beschicken sich weigern sollte, gleichviel ob Rußland, Preußen oder Oesterreich. Daß ist allerdings noch keine Kriegserklärung, aber es ist der Vorbote großer Verwickelungen. Denn daß unter solchen Voraussetzungen, wie sie hier bezüglich des Um sturzes der Verträge im weitesten Sinne gemacht werden, keine der genannten drei Mächte auf den Congreß sich einlassen kann, ist klar. Aber nicht blos diese drei, son dern England vor Allem ist der entschiedenste Gegner eines solchen Congresses. Hierin allein liegt eine Art von Beruhigung; eine europäische Coalition heraufzu beschwören, dazu kann Frankreich sich nicht mächtig genug fühlen. Aber die Thatsache ist darum nicht minder ichwer wiegend, daß Napoleon entschlossen ist, den Kongreß zu verlangen." — Die „Presse" schreibt: „So stehen wir denn vor dem Grundgedanken der Politik, den Napoleon Ul. elf Jahre lang in seinem Innern verschlossen hielt. Er hält den Augenblick für gekommen, den Mächten das noch bestehende, wenn auch vielfach durchlöcherte europäische Vertragsrccht zu kündigen, und spricht diese Kündigung mit einer Ruhe aus, die nur das Resultat einer lange vorbereiteten, wohlüberlegten, unerschütterlich gefaßten Ent schließung sein kann. Diese Kündigung ist unläugbar die größte Thal der Napoleonischen Politik. Wer sich über den wahren Geist des französischen Volkes nicht ab sichtlich täuscht, der wird sich nicht verhehlen dürfen, daß es ein durch und durch nationales Programm ist, wel ches die heutige Thronrede aufstellt, ein Programm, für welches alle Franzosen vom Ersten bis zum Letzten ihren reichen Conception und der wahren Empfindung des Künstlers. Aber dieser Sieg birgt doch jedenfalls eine individuelle Meisterschaft in sich. Herr v. Bülow stellte seine Soiree allein, durch zweistündiges Solospiel aus dem Gedächtnisse her, und wußte stets neu zu inter- essiren und enthusiastischen Beifall — namentlich durch die Piecen von Fr. Liszt — zu erringen, obwohl die Thatsache zugestanden bleiben mag, daß ein zweistündiges Tontractement des Pianos im Concertsaale fast so viel zähe Nervenausdauer der Hörer, als des tapfern Spielers verlangt. Außer den schon erwähnten Stücken von Liszt, die in ihren virtuosen Claviereffecten durch Herrn v. Bülow s Bravour und Kunst eine meisterhaft gewandte und eingehende Aus führung fanden und von denen das Spinnlird aus dem „Fliegenden Holländer" namentlich reizend wirkt, ent hielt das Programm die geistvoll phantastische ^-6ur Sonate Fr. Schubert's, Nocturne ap. 37 2 von Chopin, große Phantasie von Hummel und das Concert im ita lienischen Styl von I. S. Bach AIS besonder» voll endet durch Delikatesse, Wärme und künstlerischen Geist deS Vortrag-, ohne geistreiche Affectation, muß das An- dantino der Sonate hervorgehoben werden. I» der Pro duction de» ConcertS von Bach schied sich der erste Satz al» die vorzüglichste Leistung hinsichtlich der Auffassung und Gestaltung au». Die zarte subtile BortragSbehand lung de» Adagio» ging in ernr, Bach fremd« Manierirt- heit und Süßlichkeit über, auch durch zu freie Tempo- nähme und di« rapid« unersättliche Kingeriertigkeit des Epirler'S trieb da» Presto deS letzten Satze» zu einem rrtremen Prestisstmo. Die virtuo» merkwürdigen und interessanten Leistun gen de» ConcertgeberS, unterstützt von einer mannichfal- tigen und musikalisch anziehenden Wahl au» der Clavier musik älterer und neuerer Zeit, werden für die folgen letzten Tropfen Blutes und ihren letzten Thaler einzu setzen nur allzu geneigt sind. Der europäische Kongreß zur Wiederherstellung Polens — das ist der Vorschlag, den der Kaiser der Franzosen den Cabineten macht. Wird dieser Kongreß, auf welchem die europäische Landkarte umgestaltet werden soll, nicht zu Stande gebracht, oder führt er nicht zu den Ergebnissen, für welche Frankreich heute sein Wort einsetzt; führt der Weg des friedlichen Fortschritts und der Versöhnung nicht zum Ziele, so wird das Schwert, der Krieg, eine Ordnung von Grund aus zerstörten, welche überall zusammenbricht." — Die offi- ciösc „Wiener Abendpost" sagt: „Je bedeutender dir Tragweite der von dem Kaiser der Franzosen gestern gesprochenen Thronrede, je überraschender der Eindruck ist, den sie hervorrief und der so ziemlich überall in Europa der gleiche sein dürfte, desto mehr fordert sie zu ruhiger und ernster Prüfung auf, die gegenüber einer solchen Thatsache um so weniger das Werk eines Augen blicks sein kann, als es zunächst darauf ankommt, die Meinung aller betheiligten Mächte kennen zu lernen. Nur die eine Bemerkung können wir nicht unterdrücken, daß Verträge darum zu eristiren nicht aufhören, weil sie entweder durch nachfolgende völkerrechtliche Stipulationen thrilweise abgeändert wurden, oder weil auf einzelnen Punkten an ihrem Bestände gerüttelt wird. Die That- sachc, daß Oesterreich dieselben stets redlich, ja nicht ohne Aufopferung erfüllte, brauchen wir nicht zu constatiren — denn sie ist selbstredend, allgemein anerkannt —, und was seine Bemühungen auf dem Gebiete deutscher Re formpolitik betrifft, so müssen wir hervorheben, daß sie auf der Linie des europäischen Vertragsrechtes sich be wegen und eben die „Agitirung" Deutschlands, deren die Rede gelegentlich gedenkt, zu beseitigen bestimmt sind. Auch das glauben wir heute schon aussprechen zu dür fen: der Grundgedanke der französischen Thronrede ist die Verständigung unter den Mächten, ist die möglichste Beseitigung der Eventualitäten des Krieges. Mit die sem Gedanken kann man sich vollkommen einverstanden erklären, das Urtheil über die Mittel zur Erreichung dieses Zieles gleicher Weise der allseitigen Verständigung anheimgebend." In den preußischen Blättern wird im Ganzen die französische Thronrede als weniger bedenklich für den europäischen Frieden besprochen. So sagt die „Köln. Zeitung": „Es ist gewiß im gemeinschaftlichen Inte resse aller Völker Europas, im Osten unsers Welttheiles Zustände zu schaffen, welche die Möglichkeit der Dauer Insoweit kann unh muZ man mit dem Kai ser der Franzosen einverstanden sein. Aber man muß mit aller Kraft und Entschiedenheit zu verhindern suchen, daß er nicht wiederum, indem er die Franzosen zum Dienste für eine Idee aufruft, sich für diesen Dienst in sehr materieller Weise auf Unkosten anderer Länder be zahlen lasse. Es giebt, wie 1859, da Napoleon Ul. die Unabhängigkeit Italiens zum Gegenstände der Unterhand lungen gemacht, nur ein Mittel, um den Herrscher der Franzosen zu hindern, aus den Ideen der Zeit uner laubten Gewinn zu ziehen. Man darf ihm nicht allein überlassen, die nolhwendig gewordenen Acnderungen in der Verfassung Europas herbeizuführen. Man muß nicht den Fehler machen, veraltete Ordnungen mit Gewalt aufrecht erhalten zu wollen. Man muß ihm nicht erlauben, Frankreich allein zum Vorkämpfer der Menschlichkeit und Gerechtigkeit zu machen. Man muß selbst für das Billige und Gerechte eintreten, wenn es das Nothwcndige ge worden ist. Ein auf seine Bildung so stolzer Erdtheil wie Europa kann unmöglich zugeben, daß die russsische Herrschaft in der bisherigen Weise in Polen fortdauere, über welche selbst der kaiserliche Statthalter in Polen, Großfürst Konstantin, der Bruder des Kaisers, den Stab gebrochen hat. Und so schwer es sein mag, über Das, was an die Stelle zu setzen, sich zu einigen, so muß diese Einigung doch mit allem Ernste erstrebt werden." — Die „National-Zeitung" sinder in der Thronrede weniger eine Bedrohung Rußlands, als einen Versuch zu neuer Einigung zwischen Frankreich und Rußland. Sie schreibt! „Wir wissen nicht, was für einen Eindruck diese Sprache auf die kämpfenden Polen machen wird, den Soireen wahrscheinlich die Theilnahme der Musik freunde noch erhöhen. C. Banck. Dresden. In der am 5. November stattgefundenen zweiten Vorlesung des Hofraths Gräße (im „Hotel de Pologne"), welche durch die Gegenwart Ihrer königl. Hoheiten des Prinzen und der Frau Prinzessin Georg beehrt ward, wurde zuerst über die bisherige Forschung auf dem Gebiete der alten Mythologie gesprochen und alle bisherigen ErklLrungsweisen derselben durchgegangen, genauer namentlich von Heyne, Kreuzer, Voß, G. Herr mann und O. Müller, hierauf eine kurze Skizze der Literaturgeschichte der griechischen Mythologie gegeben und als bequeme Handbücher für die häusliche Lecture die Schriften von Scholl und Mundt, sowie namentlich für Damen das Nösselt'sche Lehrbuch der Mythologie em pfohlen. Hierauf ging Hofrath Gräße zur eigentlichen Mythologie selbst über und gab eine gedrängte, von den Zuhörern mit großer Aufmerksamkeit angehörte Dar stellung der religiösen Ansichten Homer's und der grie chischen Schriftsteller bi» auf Alerander den Großen, und bewies, daß der religiöse Glaube bei dem grieckischrn Volke überhaupt so voll Widersprüche über die Eigen schaften ihrer Gottheiten gewesen, daß sie eigentlich so gut wie gar keine Religion in unsrrm Sinne gehabt hatten, und daß e» also nicht zu verwundern gewesen sei, wenn der alte Volksglaube so schnell in sich zerfallen sei, wozu freilich auch die Angriffe, welche derselbe von den griechischen Schriftstellern selbst erfahren, sowie die zahlreichen unanständigen Geschichten, welche über die verschiedenen Gottheiten coursirtrn, da» Ihrige deigr- tragen hätten. In der nächsten Vorlesung versprach Herr Gräße zu der Darstellung der einzelnen Götter selbst übergehen ^u wollen. WünschenSwerth erscheint, dafür Sorge zu tragen, daß die Zuhörerschaft während der sie haben ihre eigene Art zu denken, zu rechnen, zu Hof' fen. Wir würden sie bedauern, wenn sie noch immer an dem Glauben festhielten, sich bis zum Ausbruche eines großen Krieges wehren und ihn durch ihre Ausdauer herbeiführen zu können. Der französische Kaiser sagt laut genug, daß er der großen Popularität der polnischen Sache in Frankreich seine persönliche Ueberzeugung, die ihm die Allianz mit Rußland sehr werthvoll erschei nen läßt, gewissermaßen einen Augenblick untergeordnet habe. Einen Augenblick aber nur und auch nur gewis sermaßen. Er bekennt, daß der Kaiser Alerander ihm den Erwerb von Nizza und Savoyen herzlich gegönnt habe, er will damit wohl zu verstehen geben, daß er das Rerch dieses Potentaten nicht kleiner machen könne, ohne un dankbar zu werden gegen den einzigen Souverän, der Frankreich ohne Mißgunst größer werden sah. Der öffentlichen Meinung zu Liebe hat er sich nichtsdestowe niger mit England und Oesterreich in Verbindung gesetzt, um in St. Petersburg ein Wort für Polen einzulcgen; mit Schmerz habe er ersehen, daß dies als Einschüch terungsversuch aufgcfaßt wurde. Gelegentlich einmal hat die russische Regierung erklärt, daß sie bereit sei, über die polnische Frage zu verhandeln auf einem Congreß, der zur Erledigung europäischer Angelegenheiten zusam- mentreten würde; an diese Erklärung hält sich jetzt Na poleon UI. und von Allem, was die drei Mächte sonst nach St. Petersburg geschrieben haben, sieht er ab. Es ist somit seine Absicht, über Polen nur auf einem all gemeinen Congreffe zu verhandeln; ob aber ein solcher zu Stande kommt, ist so fraglich wie jemals. Die fried fertigen Gesinnungen des französischen Kaisers sind aber jedenfalls erfreulich. Ihn würde auch nichts hindern, wenn er den Anfang machen wollte mit der Ermäßigung des Militäraufwandes; andere Staaten, die ihm nicht vorangehen wollten in dieser Beziehung, würden ihm gern folgen." lieber den Stand der Verhandlungen wegen Po len bringt die Wiener „Presse" heute folgende — wie sie sagt — auf verläßliche, ihr von verschiedenen Sei ten zugegangene Miltheilungen gestützte Darstellung: „In den ersten Tagen des vorigen Monats hatte Graf Rus sell eine aus fünf Abschnitten bestehende Depesche ent worfen, in welcher er sein Bcda^rn über die durch die Gortschakoff'sche Antwort auf die August-Noten docu- mentirte geringe Geneigtheit Rußlands, den Wünschen der Mächte Rechnung zu tragen, ausspricht, und nach einer Widerlegung der vom Fürsten Gortschakoff in seiner De pesche vom 7. Sept.mbcr entwickelten Gesichtspunkte in dem vierten und- fünften Abschnitte der Note zur Con- clusion gelangt, daß es sehr mißlich wäre, wenn Ruß land den Standpunkt aufrecht erhalten wollte, daß Po len durch den Aufstand den Schutz der Verträge verwirkt habe und nur mehr erobertes Land sei. Fürst Gortscda- koff möge doch bedenken, daß die Mächte dann in die Lage kämen, die Begünstigungen zu bestreiten, welche Ruß land als Besitzer Polens aus den Verträgen zu seinen Gunsten ableiten könnte, wodurch am Ende das euro päische Gleichgewicht in der bedenklichsten Weise erschüt tert würde. England weist deshalb die russische Verwir- kungsthcorie als den Anfang einer Annullirung der Wiener Verträge in einem ihrer wesentlichsten Punkte auf»das Ent schiedenste zurück. — Sehen wir nun, welche Aufnahme die engliche Depesche in Wien und Pans gesunden hat. Das französische Kabinet erklärte, das Vertragsrecht von 1815 sei zwar nicht das Terrain, auf dem Frankreich sich mit Vorliebe bewege, aber es finde die Argumenta tion Lord Russell's logisch und zutreffend und sei bereit, die englische Depesche, sobald sie in St. Petersburg über geben sein wird, durch eine mündliche Erklärung (äöcl» rstion orsle) gleichen Sinnes zu unterstützen. Das öfter rcichische Cabinet versicherte ebenfalls, daß es gegen die Ruffell'sche Dcduction nichts einzuwcnden habe, bemerkte jedoch, daß Oesterreich als Grenzmacht einer Sprache sich nicht bedienen könne, wie England sie in den zwei letz ten Abschnitten seiner Depesche führe, da es sonst Ge fahr laufe, ernste Kundgebungen, ja vielleicht einen Kriegs fall herbeizuführen. Das österreichische Cabinet könne in ähnlicher Weise gegen Rußland nicht vorgehen, ehe ez Vorlesung nicht durch starkes, vom Korridor erschallendes Geräusch so oft gestört werde, wie es bei den beiden ersten Vorlesungen der Fall war. k. Dresden. Am Montage den 2. November hielt Herr Hofrath vr. Reichenbach im naturwissen schaftlichen Cyklus seinen dritten Vortrag über Botanik. Nach Feststellung des Begriffes der spitz keimenden Gewächse, der ersten Klasse der Phancro- gamen, durch Erläuterung der Kennzeichen nach der Er scheinung ihres Keimens, ihrer Stamm- und Dlattbildung und des Baues ihrer Blüthcn, Früchte und Samen, wurden ihre drei Ordnungen in ihren Familien einzeln betrachtet. Die Ordnung der Wurzelspiykeimer, von der Bildung der Wurzel sogar noch bei Stimmbildung, wie bei den Aroidcen, bis nach oben beherrscht, entfaltete diese mannichsaltigen Lieblinge der heutigen Zimmcrcultur in ihren Gattungen und zum Theil schönfarbig bunt blätterigen Arten. Die Laichkräuter unsrer Teiche, die zierlichen AliSmaceen, die Pfeilkräuter und Wasserviolen nebst Hydrocharidren, der wunderbaren und vielfach be sungenen Dallisneria, die Nymphäen mit Victoria und der fabelreichen Nelumbo Indiens schloffen ihnen, die erste Ordnung beschließend, sich an. In gleich ausführ licher Weise wurden auch die beiden folgenden Ordnungen, die der Stamm- und Blatt-Spitzkeimer, von den Gräsern bis hinauf zu den Orchideen und Palmen, erläutert. Lebendige Eremplare von Pflanzen aller Familien als Rrpräsentanten, auch eine Reih« prachtvoller Modelle von Orchideen unter den lebendigen ausgestellt, wt« solche der begabte Künstler Blaschka, größtenthrilS in Ampeln zum Aushängen, angrfertigt hatte und welche noch dSkr Vorzug vor den lebendigen bieten, daß sie niemals ver blühen, sowie auch die größten und kostbarsten botani schen Prachtwerkr, sich auf die heute zum Vortrag ge-
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