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Schönburger Tageblatt Mittwoch, de» 11. August 188« Baumbach. Hllbr. erwartet. Die Gemeindevertretung hatte einen festlichen Empfang vorbereitet und sollte außer einer Illumi nation der zu passirenden Straßen auch eine Be leuchtung der umliegenden Höhen stattfinden. Die Abreise Sr. Maj. von Aussee erfolgt am Dienstag Vormittag und findet die erste Begegnung mit Kaiser Franz Josef um 11 Uhr 20 Min. in Obertraun statt. Von dort treten beide Majestäten vereint die Fahrt nach Ischl an. Das Organ des Herrn von Bennigsen, der „Hannov. Cour.", empfiehlt den Durchfall des Herrn Lasker in Magdeburg mit folgenden schlichten Worten: „Unsere schnelllebige Zeit krankt bekanntlich an einem sehr kurzen Gedächtniß. Es ist längst vergessen, daß die nationalliberale Partei den Ver lust ihrer ausschlaggebenden Stellung einzig und allein dem Herrn Lasker verdankt. Durch ihn ist der erste Schritt zur Verwirklichung einer parla mentarischen Regierung vereitelt worden, er hat hauptsächlich die Verständigung mit dem Reichs kanzler über die Zoll- und Steuerreform verhindert, er Hal den Zwiespalt in die Fraktion hineingetragen und dadurch den Reichskanzler schließlich veranlaßt, seine Stütze in anderen Parteigruppen zu suchen; er ist es endlich gewesen, der den Bruch mit der Partei vorzog, als sie ihm weiter zu verfolgen be anstandete." Nach einer Londoner Mittheilung vom 5. d. Mts. hat das englische Kriegsschiff „Danaö" zwei Ort schaften auf den bei uns in Deutschland neuerdings so viel genannten Samoa-Jnseln bombardirt, weil die Eingeborenen mit der Ermordung der Weißen gedroht hatten. Die Bewohner haben sich infolge dieses energischen Einschreitens des britischen Kriegs schiffes unterworfen und die Ruhe auf den Samoa- Jnseln ist vorerst wieder hergestellt. Von der oberschlesischen Wassersnoth sind statistische Notizen noch nicht zu haben, da eine Uebersicht bisher nicht möglich war. Es wurden gegen 240 Quadrat-Kilometer überschwemmt. Milli onen von Mark an Besitzthum sollen verloren fein. Die Getreide-Ernte ist vernichtet, die Kartoffel- Ernte im höchsten Grade gefährdet. Am schwersten geschädigt sind die Orte Olsau, Annaberg, Plania, Tursche, Leng, Ruda, Schichowitz, Colonie-Tapatsch, Odrau. Die Sladt Ratibor ist unbeschädigt ge blieben. Die durch die Ueberschwemmung gesperr ten Eisenbahnlinien sind sämmtlich bis auf die Route Cosel-Neiße dem Verkehr wieder übergeben. Wir meldeten bereits, daß Hasselmann nicht nach Amerika, auch nicht nach Belgien entflohen sondern zu Agitationszwecken nach Köln gereist sei. Herr Hasselmann hat an die „Köln. Ztg." ein Schreiben gerichtet, in welchem es heißt: „Die von der „Kölnischen Zeitung" am Dienstag dieser Woche gebrachte Nachricht, daß ich mit Hinterlassung bedeutender Schulden nach Amerika flüchtig gewor den sei, ist gänzlich erfunden. Wegen des auf Grund des Sozialistengesetzes erfolgten Verbotes des von mir redigirten Hamburg-Altsnaer freien Volksblattes und aus sonstigen Gründen politischer Natur mache ich gegenwärtig eine Rundreise, und zwar lediglich zu politischen Zwecken. Dieser Um 1. Juli 1880 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 1935 Mk. —- gewür- dert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt ge macht wird. Waldenburg, den 7. Juli 1880. Königliches Amtsgericht. stand hat gewisse, von mir in letzter Zeit scharf charakterisirte Persönlichkeiten veranlaßt, boshafter Weise jenes Gerücht auszusprengen. Ebenso aus der Luft gegriffen, wie die Hauptsache, sind die an geblichen Nebenumstände. So habe ich z. B. durch aus keine Privatschulden. Ich leiste allerdings für die von einem Freunde verlegten Zeitschriften „Deutsche Ztg." u. s. w. Bürgschaft; diese werden aber in meiner Abwesenheit fortgeführt. Sollten dieselben sogar unerwartet, z. B. durch ein Verbot auf Grund des Sozialistengesetzes, unterdrückt werden, so käme zunächst in Betracht, ob die vor handenen V.rpflichtungen nicht vollauf durch die ausstehenden Guthaben gedeckt werden. Erst wenn die Liquidation dann ein Defizit ergäbe, würde ich als Bürge regreßpflichtig und dann auch erbötig sein, die etwaigen Schulden, die übrigens nicht im mindesten den in den Zeitungen genannten hohen Betrag erreichen könnten, zu bezahlen. Es sei noch erwähnt, daß Arbeiter mit kleinen Beträgen nicht in Mitleidenschaft gezogen werden können, da sich die ganze Summe der von Arbeitern eingeschosse nen Beiträge st 5 Mk. auf 110 Mk. beläuft, die wohl Niemand für gefährdet halten wird. Die Ur heber dieser böswilligen Erfindung wegen Verleum dung zu belangen, behalte ich mir vor. Alle Zei tungen ersuche ich um Abdruck dieser Berichtigung. W. Hasselmann, Reichstagsabgcordneter." Wie aus München gemeldet wird, hat König Ludwig auf Anfragen der Kammerpräsidenten be treffs Ueberreichung der von den beiden Kammern votirten Huldigungsadressen, anläßlich des 700jährigen Jubiläums des Hauses Wittelsbach, den Ministerpräsidenten von Lutz ermächtigt, die Huldigungsadreffen in seinem Namen entgegen zunehmen. Man denke nur: die Adresse gilt dem 700jährigen Jubiläum der Dynastie und den Präsidien der Volksvertretung wird allergnädigst gestattet, sie dem Ministerpräsidenten zu überreichen. Dem König soll gehuldigt werden, und der Minister präsident nimmt die Huldigung gnädigst entgegen! Frankreich. Durch die Resultate der Generalrathswahlen, die bekanntlich außerordentlich günstig für die Re publik ausgefallen sind, ermuthigt, räth der „Fi garo" den Monarchisten aller Schattirungen, die Waffen vor der conservativen Republik zu strecken und vereint mit den Republikanern vom Schlage Jule Simon's, Bardoux' und Dufaure's eine liberale Union zu gründen. Der Präsident Grevy wurde bei seiner Ankunft in Cherburg von der Munizipalität, den Senatoren und Deputirlen und von dem Stabe der Garnison und der Marine empfangen; darauf fand in der Seepräfectur die Vorstellung der Mitglieder der verschiedenen Verwaltungszweige statt. Ans seiner Hinreise wurde der Präsident in Lyon, Caen und Bayeux von den Bürgermeistern begrüßt; in Ba yeux hielt der dortige Bischof eine Ansprache, in welcher er hervorhob, daß der Klerus trotz seiner Besorgnisse und Beunruhigungen sein Vertrauen in den Präsidenten setze; der Klerus halte sich fern von jeder Politik. Der Präsident erwiderte hierauf, der "Waldenburg, 10. August 1880. Frankreich befestigt sich. Das Land der politischen Schwankungen, Frank reich, scheint doch nun auf dem besten Wege zu sein, mit der republikanischen Staatsform einen ernstlichen Versuch zu machen. Das Ministerium Freycinet, zusammengesetzt aus lauter unbedingten Anhängern des Kammerpräsidenten Gambetta, des eigentlichen geistigen Oberhauptes der Republik, hat sich, obwohl man ihm anfänglich nicht ebenso viel Wochen prophezeien wollte, wie es jetzt schon Mo nate im Amre ist, zusehends befestigt; die Armee hat ohne jedes ernstere Zeichen der Abneigung die Fahnen der Republik enigegengenommen; die Kam mer der Deputirlen thut, was Gambetta will, und der Senat, der seit kurzer Zeit in der Person Leon Say's nun auch mit einem „sicheien" Präsidenten versehen ist, wird, wie die nun vollzogenen Wahlen zu den Gcneralräthen voraussehen lassen, für die Zukunft, ebenso wie dies in der Kammer der De- putirten schon der Fall ist, allen monarchistischen Gelüsten einzelner Mitglieder eine erdrückende re publikanische Majorität entgegenzustellen haben. Die Generalräthe bilden nämlich einen erheblichen Bruchtheil der Körperschaften zur Wahl der Sena toren, soweit letztere nicht durch den Senat selbst auf Lebenszeit ernannt werden. Die diesjährigen Wahlen zu den Generalräthen — alljährlich findet die Erneuerung eines Dritttheils ihrer Mitglieder statt — sind über jedes Erwarten günstig für die Sache der Republik ausgefallen. Von 1430 aus stehenden Wahlen sind 927 auf republikanische und nur 374 auf conscrvative Bewerber gefallen. Ab gesehen von den 129 Stichwahlen, die noch erfor derlich sind, gewannen die Republikaner also 251 Sitze, ein Resultat, das die gesammte republikanische Presse selbstverständlich mit lautem Jubel begrüßt. Durch den Ausfall der Wahlen gehen den con servativen Parteien nicht weniger als elf Departe ments verloren, und weitere zwei, vielleicht auch drei Departements sollen durch das Ergebniß der Stichwahlen der Republik noch erobert werden. Die Niederlage der Bonapartisten ist eine totale zu nen nen; in Corsika, dem bisherigen Hauptsitz des Bo- napartismus, ist sogar der Prinz Napoleon Jerome aus dem Felde geschlagen worden. Es wird nun darauf ankommen, das republika nische Schiff nicht in das radicale Fahrwasser ge- rathen zu lassen, in letzterem würde es allerdings bald vom Sturme hin und her getrieben werden Und dem Schiffbruche entgegensteuern. "Waldenburg, 10. August 1880. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm ist gestern Montag nachmit tags 2 Uhr von Gastein abgereist. Der Curort war festlich geschmückt und beflaggt; die Curgäste brachten reiche Blumenspenden und herzliche Ab schiedsgrüße dar. Die Ankunft des Kaisers fin Aussee wurde Montag Abend um 7 Uhr 45 Min. Subhastation. Von dem unterzeichneten Königlichen Amtsgerichte soll den 11. October 188« das dem Maurer Carl Friedrich Kupfer in Niederwinkel zugehörige, in Langenchursdorf gelegene Grundstück Nr. 420 des Katasters für Langenchurs dorf und Nr. 317 des Grund- und Hypothekenbuchs für diesen Ort, bestehend aus Wohnhaus mit Anbau, Seitengebäude und Garten, welches Grundstück am und Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage Der Abonnementspreis betrat vierteljähr- B-iträg^ si^d"erwün^M und^werden I I^H H Lj 1^4* Postanstalten, die Expedi/ion und die eventuell honorirt. 11 II1I Colporteure dieses Blattes nehmen Be- Annahme von Inseraten für die nächster- sI stellungen an. scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr Inserate pro Zeile 10 Pf., unter des vorhergehenden Tages. - Eingesandt 20 Pf. "" Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg.