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Dresdner Journal : 09.07.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188907091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890709
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890709
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-07
- Tag 1889-07-09
-
Monat
1889-07
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 09.07.1889
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W157 1889. Dienstag, de« 9. Juli, abends. äaaadra» V« äMNttaäl»»^» »»MUrl», Dres-ncrIMmal 7l,»0bB. 0,4 b ». 0,»7 » ! /<> LElÜKKt», » ä« Vrvuäaue ^oanuü», ««,K0 » »»,»0 ». Für -1« «Sesamtlettung veranttoorUtch: L^ofrat Dtto Banck, Professor der titteraw» und Kunstgeschichte «le 0e«,ä.» viarSulMrlw» , N. »o n.. dR ä« Luüurl. ko»t»»»tulta» ei«et«l- jldrllod » K.; »-»S», <t»a««d« Usivk«, tritt k«t- aoä 8t»»p*l«»X!«1»U dtu«. Tud»»4t0»«»r<d»dr«: »Lr ä«l Lau« «u»«r b»»p»lt«>SQ Lutte dleio« Lotukilt »0 kL v°t«e äi. Lett« b« ?k. 8« Tudelle» asä Ltttee»«»« »Llepr ^«Lolttun- Lruedata«, ^l»li«d mit Tumuttw», a«r 8o„- »a udeaä, Keeuepreod äueottt«,: Ur. LNdt. UemdvA - ItrUL - Vie» - veip^U - N»»«1 Neeetu» -er»»k1«r« ». ll.: ä ^o-1«r, »erU» Vie» «eeideeU kr», L«lx^-er»o»1vr4 ». N. Lto««, keri» - I^>n<ioL - L»rU» rrLL^u-i «. U. «tett^ee»: /-««-« L 60., L«rU»: Läeatttto»«»«««, SsrUt»: v. Statt«,« ^«<^/oia«r, U»»»r«r, 0. So»a«K«,, A»U« ». I.i / Lorot » 6o- U»r»»»,»d«r: «vMAl. Lipettitlo» äe, vree仫 ^ounuttu, Dreeaea, »0. t'eruepreod-^uevlttL»«: Ur. LL0». »bürg »«t trecke timeirr,. - 17» - »4 «asm» in > Lößnitz. Zwickau Silsdruff. nillo I,. i'g Hr. Gerhardt hau- in aa» aus mit Frl. itze, . . l»4 . . 1«, en. . Bürger- Meerane mann in — Lin Paul in civaten in , »reis. Fachzeit, a. Publt- iillig un» von mit Frl. taiismann »Idenburg urg. Hr. Frl. Sio- itrkt Her. > Schwab mneS Jl- asium zu Dresden, mit Frl. Rudols nbach in M. «. )r «aus. ich Her. >ck Hrn. t Tochter 'inandine Frau . Frau ißner in ock, geb. Zuli. Die i den ton- den Mel- er Wien , Ber iu Schluß an- Richtung tseheo, jo hung das Die Um« ig. Bou notierten iS 227,7k, i, Lom- itaatSbahn r—207,KV. tenmartle ir geringe i, Anl. zu den «er gänz »m- auch nicht Silber- sich Klei- umsatzlos, llgemeineu eben sind Zimmer te Lauch« Tramway, »u letz, db, Re- ebensoviel, v,7b «ld, 's je t n v,bv vt., Wald, 'illiger ge- n österr. Schiedsgericht und wider seinen Gegner erheben. Die Institution, welche bestimmt war, den Frieden für ewige Zeiten zu sichern, könnte daun am Lude Ur sache werden, daß ein Weltkrieg entbrennte, denn wer vermöchte zu öürgen, daß lhre Entscheidungen stets gerecht, weise, versöhnend ausfallen würden? Die Schwärmer für einen Zustand ewigen Frie dens kraft des Ausspruches eines Schiedsrichter. koüegiumS und für die damit im Zujamuunhang stehende Durchsetzung einer allgemeinen Abrüstung haben auf dem Friedenskongresse in Paris wieder die Erfahrung gemacht, wie schwierig es ist, auch nur für eine prinzipielle Zustimmung eine Einigung zu erzielen. Mehrere Abgeordnete erklärten sich bereit, in ihren respektive» Parlamenten einen Antrag auf gleichzeiiigr und verhältnismäßige Abrüstung einzu. bringen. Von den französischen Mitgliedern drS Frie. denskongresseS war ein einziger, der Antragsteller Hr. Gaillard selbst willens, hierfür einzustehen, die übrigen neun ließen erklären, daß ein solcher Antrag im jranzösijchen Parlamente nimmermehr eiugebracht werden könnte, und drohten sich zurückzuziehen, falls man auf dem AbrüstungSvorschlag weiter bestände. Dieser Verlauf ist charakteristisch für die ganze Wirk samkeit der Friedensfreunde. Wie diesmal Frank reich, würde ein andermal ein anderer Staat eine Ausnahmestellung beanspruchen und darauf bestehen, daß eine besiegte Nation nicht abrüsten dürfe, oder sonstige Gründe für seinen besonderen Standpunkt geltend machen. Wenn schon dort kein allgemeines Einverständnis zu erzielen ist, wo es sich doch erst darum handelt, für die Idee einer gleichzeitige» Ab- rüstung platonisch in öffentlichen Reden Propaganda zu machen, um wie viel weniger wäre em Getragen dann zu erwarten, wenn der philanthropische Gedanke in eine wirkliche That umgesetzt werden sollte. Die Teilnehmer an den Friedenskongressen begehe» stet» aus Schwärmern, welche gegen alle Hindernisse, welche ihre» utopistijchen Plänen »m Wege stehen, die Augen zu verschließen pflegen. Wenn sie selbst sogar stutzig werden und vor den logischen Konsequenzen ihrer Ideen unter nichtigen Ausflüchten sich beiseite zu schleichen suchen, dann ist der Mangel an Lebensfähig keit in ihren Bestrebungen erwiese». Größere Erfolge, als sie dir deutsche Politik im Interesse des Weltfrieden: durchgesetzt hat, werden sich kaum jemals «i reiche» lasse» und der von ihr eiage- schlagene Weg dürfte auf lange Zeit hinaus der einzig praktische bleiben «eine schiedsrichterliche, »ur eine im diplomatischen Verkehr vermittelnde Lhättakett hat Aussicht, sich Geltung zu verschaffe», denn sie stellt die Selbständigkeit und das Selbstbestimmur-gSrecht der Staaten nicht in Frage. Vereinigen sich ferner große JriedenSmächte zu einem Buade, um den Aus- bruch von Kriegen zu verhindern, so üben sie einen Zwang aus, dem sich kein Reich entziehen kann und halten selbst die eroberung« lustigsten und kriegslüstern sten Elemente in Schranke». Dre Furcht ,st der zu verlässigste FriedenSstister. Die großen Rüstungen scheinen leider zu den unvermeidlichsten Übeln zu ge hören. Vielleicht wird noch eine Zeit kommen, wo es auch möglich sein wird, sie einzuschräuken. Allein da» Heilmittel wird dann sicherlich nicht von idealen Frie densaposteln, sondern nur von praktische» Staats männern ersundev werden. Die frommen Wünsche, welche aus dem Friedenskongresse au-gesproche» wer bt n, trage» zur Lösung der AdrüjtungSfrage, wouach alle Welt, in den Palästen nicht minder als in den Hütten, seufzt, nicht das Geringste bei. Anstatt Be schwerden pathetisch Worte zu leihen, die doch gewiß niemand in Abrede stellt, sollte man es sich Leber an- gelegen sein lassen, Mittel und Wege zu ersinne», wie dem Übel zu steuern sei. Allein, me Vorschläge dürf ten nicht phantastisch sein, w»e die Idee von den der Hast, mit welcher er vom Fenster verschwand, ganz deutlich die Beschämung wahr, welche die bräunlichen Wangen des jungen Mannes mtt Scharlach über hauchte. Voll übermütiger Heiterkeit rief die junge Dame dem Draußeuftehenden rin paar Worte »ach, welche der Hmwegeilevde durch die Fensterscheibe» nicht mehr vernahm. Er war mit wenigen großen Schritten vom Hause hinweg nach der Brücke über die Ebenbachschlucht geeilt, welche die Häuser der FranzenShöhe von der großen Landstraße trennt und von der aus er da» Thor des Hauses so gut im Auge behalten konnte, wie auf dem kleinen Platz vor dem Gasthofe. Dir ^elle Glut der Scham auf -einem Gesicht war rasch verflogen — aus öeu dunklen Augen aber leuchtete, sobald er sich allem sah, ein düsteres Feuer hervor, von dem die junge Dame, welch« drin nen im Gastzimmer über das Erröten des stattliche» Mannes lachte, nichts wahrgenommeu hatte. Sie lachte noch immer — Heller, fröhlicher als zuvor und völlig unbekümmert um die oußbchagliche Mieue der ihr gegenüber sitzende» ältere» Dame, welche endlich in das Lachen der Übermütigen mit Schelt- Worten einfiel: »Aber ich bitte Dich, Hermine, wa» hast Du nur wieder? Du lachst ja, daß die Schänk- wädchen auf Dich sehen müssen.* »Kellnerin heißt eS, Laute Llotilde, — nicht Schänk- mädchen,* eutge^neie die junge Dame luftig. »Warum zürnen Sie eigentlich! äst's nicht komisch, daß der große Mensch, der Rainer, so rot wird wie ein Sekun daner, wenn ich ihn dabei ertapp«, daß er nach »ir hereinguckt?* »Heimine — welch ei» Tool* versetzte die Tante strafend und erinnerte zugleich durch ei» wunderliches Amtlicher Teil. Dresden, 9. Juli. Se. Majestät der König haben Allerguädlgst geruht, den nachstehend aufgeführten Generalen, Offizieren und Mannschaften die Erlaubniß zur Anlegung der denselben verliehenen sremdherr- lichen OldenS- pp. Dekorationen zu ertheilen und -war: l. de» Königlich Preußischen Rothen Adler- Orden» 4. Klasse: dem Hauptmann und Kourpagnie - Lhef im 2. Grena dier-Regiment« Rr. 1V1 »Kaiser Wilhelm, König von Preußen* von Bünau; 2. de« Äroßtreuze» de» Königlich Württem- bergischen Orden» der Krone: Allerhöchst Ihrem General-Adjuta»ten General der Kavallerie von Carlowitz; 3. de» Ritterkreuze» 1. Klasse desselben Orde»»: Allerhöchst Ihrem Flügel-Adjutanten Major von Haugk; 4.d«»Großkreuze» de»GroßherzoglichSachsen- Weimarischen Werßen-Falkeu-OrdenS: Allerhöchst Ihrem General - Adjutanten General der Infanterie z. D. von Rudorfs und dem Geueral- lirutenant und Kommandanten von Dre»den, Freiherr ü Byrn; b. de» Komthurkreuze» 1. Klasse desselben Orden»: Allerhöchst Ihrem Geueral » 1» »uit« Generalmajor z. D. von Minckwitz; 6. des Komthurkreuze» 2. Klasse desselben Orden»: dem Oberst L I» «art« de» Schütze»- (Füsilier-) Re giments »Prinz Georg* Rr. 108 und Kommandanten der Festung Königstem von Lossow; 7. des Ritterkreuze» l. Klasse desselben Orden»: den Hauptleute» und Kompagnie - Ches» von Kauf mann im 11. Infanterie - Regimente Nr. 139 und von Lafjert im 3. Infanterie - Regimente Nr. 102 „Prinz-Regent Luitpold vou Bayern-; 8. de« Ritterkreuze» 2. Klasse desselben Orden»: dem Hauptmann und Kompagnie-Ches im Schützen- (Füsilier-) Regimente „Prinz Georg" Nr. 108 von Eriegern; 9. der Grobherzoglich Sachsen-Weimarischen silbernen Verdienst-Medaille: dem Unterosfizier Straßberger und dem Gefreiten Karig des Schützen- (Füsilier ) Regiments „Prinz Georg" Nr. 108; 10. des KomthurkreuzeS 2. Klasse des Herzog lich Sachjen-Ervestivilchen HausordeuS: dem Oberstlieutenant und Kommandeur de» Garde- Retter-Regiment- Edler von der Planitz und dem Oberstlieutenant » tu »uitts de- 2. Ulanen-Regiment» Nr. 18 und Direktor der Militär-Reit-Anstalt Kirchner; 11. des Ritterkreuze» 2. Klasse desselben Orden»: dem Premierlieutenaut im Schützen- (Füsilier-) Re gimente „Prinz Georg" Nr. 108 von Haugk; 12. der zum Herzoglich Sachseu-Ernestlnischen Hausorden gehörigen silbernen Verdienst- Medaille: dem Sergeant Kunath de« 2. Jäger - Bataillons - Feuilleton. Verschlossenes Herz.*) Stovrllr von Adolf Ster». Vor und in dem Wirtschaft-Haus zur Franzens- höhe begann eS nach ei» paar geräuschvollen Mittags stunden merklich stiller zu werden. Die Post, welche mü ihrem Beuvagea mehr al« ein Dutzend lärmende und hungrige Mittagsgäste vom VeltUn herdetaeführt hatte, war bereits >eit einer Viertelstunde »ach Trasoi zu bergab gerasselt, der von Trasoi heraufgekommene minder voll besetzte Postwagen wand sich, »au drei Lohnsuhrwerken gefolgt, die ersten Kehren zur Paß- höhe des Stilffer Joches empor. Bor de» breiten rundbogigen Thor de« l nggeftreckten Hause« ward rin mu Koffern hoch bepackter Reisewaa«» der letzte einer ansehnlichen Wagenburg, die voi^t» auf dem Platze gehalten hatte, eben bespannt. Mine Insasse», ein hochblonder livländischer Herr mit Mwahllu und zwei halbwüchsigen Töchter», hinter ihm» eia Duner und eine Lammerjnugfer, standen sämtlich um da« Fuhrwerk herum uud sazarslen de» Kutscher nab den beide» hilfreichen Hausknechte» ei», daß sie vor Dunkel- werden z» den Bagm di Bormro hiuadkovuven müßten. Die Gesichter der Herrschaft wie der Dirnerschaft sahen so ungeduldig und so tri»kgeldverheiße»d an», daß schließlich der kleine Trupp müßiger Männer und Burschen, welcher io eine« Halbbogen de» Reisemage» umstand, mit Hand aalegte. Die einen prüften pochend *) Kachdmä «w-saat. Nr. 13 und dem Oberjäger Bothe de» 1. Jäger- Bataillon» Nr. 12. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die nachgenanuteu Brüder: der Postdirector a. D. Carl Curt Heinsiu», der Postdirector a. D. Max Heinsiu» und der Rentier Richard Adelbert Heinsiu», sämmtlich zu Dre»ben, den von ihren Vorfahren mit dem Zunamen von Mayenburg geführten Adel wieder aufuehwen und nebst ihrer ehelichen Nachkommenschaft den Namen Heinsiu» von Mayenburg führen. Nichtamtlicher Teil. TeLegrapHische Wachrichten. Paris, S. Juli. (Tel. d. Dresdu. Journ.) Im Departement Dordogne fanden am Sonntag und Montag anläßlich der Reise Laguerre« und Dö- roulddeS seitens der Anhänger wir der Gegner Boulangers öffentliche Kundgebungen statt. Zn Noutrov kam es zwischen Boulangisten und Anti- boulangisten zu stürmischen Auftritten. — Au« den Gruben von Lerpillrux find gestern 37 Leichen herausgeholt worden. Rom, 8. Juli. (W.T.B.) In Beantwortung der von Eavallottt am 4. d. Mts. eingedrachtrn Interpellation führte Ministerpräsident Crispi in der Deputierteatammer aus, er habe infolge der Meinungsverschiedenheit»« in der Affaire von Ga- dez (Tunis) eine Untersuchung avgrordnet, welche jedoch ebenso wenig wie die von dem franzöfischen Vertreter angkvrdnete biS jetzt beendigt sei. In betreff drS in den istnschen Gewässern vorgekom- menen Zwischenfalls erklärte Crispi, der öster reichische Schiffskommanbavt, welcher übrigens in di« Lvft und nicht auf daS italienische Schiff „Ida" geschossen habe, sei seines Postens enthoben worden. Die Verhaftung d»r beiden Bürger, von denen der eine nicht italienischer Nationalität, der andere ein Deserteur, sei vollkommen gesetzlich, ebenso seien auch die gegen Ausflügler in Triest und in Riva und Trento ergriffenen Maßregeln gerechtfertigt, da gelegentlich des Ausfluges irre- dentistisch« Kuubgeduugrn vorgekommen wären. Die Erklärungen de» österreichischen Ministers de» Außen» Grafen Kalnoky t» de» Delegationen seien würdig, klug und weise; Cavallolti selbst hätte in der Stellung KaluokyS nicht anders sprechen können, denn Würde uud Klugheit er- heischteu die Aufrechterhaltung der Bündnisse. CriSpi erklärte sodann noch hinsichtlich des Katho- likevkovgrefftS, derselbe habe ohne Beteiligung der österreichischen Regierung stattgefuudeu, und ver- wies in dieser Beziehung auf die Erklärungen deS Grafen Taasse gelrgrutlich der Bravtworiung einer Interpellation, worin derselbe die Aufrecht erhaltung der Freundschaft mit Italic« als Haupt zweck bezeichuete. Cavallolti erklärte, von der Antwort des Ministers nicht befriedigt zu sein, stellte jedoch keinen Antrag. Huraus beschloß die Kammer dir Vertagung bi« zum Herbst. Konstantinopel, 8. Juli. (Telegramm des „Reuterfchen Bureau*.) Nachdem der türkische Spezialbevollmächtigte aus Kreta, Mahmud, die Forderungen der unzufriedenen Partei abgeschla gen, haben die Bauern in den westlichen Distrik ten die Auszahlung des Zehnten verweigert. Die Truppen und die Gendarmerie, welche bei der Einsammlung des Zehnten helfen sollten, haben sich, um Blutvergießen zu vermeiden, vor der Bevölkerung zurnckziehe» müssen. (Forschung der Telegramme aus Seite li2l.) die Räder, zogen die Stricke, mit denen die Koffer befestigt waren, fester an, die andern rissen den Wagea schlag auf, nahmen den jungen Damen Täschchen uud andere» Handgepäck aus der Haud, um e» ihnen nachher in den Wagen wieder hinemzurelchen. Alle bis auf einen waren und schienen geschäftig und hilfreich. Der eine aber war ei» jugendlich kräftiger Mann von dreißig bis zweiunddreißrg Jahren, dessen auffällig schöne Erscheinung von ferner schlichten Füyrerlleidung nicht beeinträchtigt ward. Denn die lodene kurze Joppe, die über dem roten Wollhemd offen stand, lieh die kräftige wohlgewölbte Brust er- keunen, die Kniehosen und langen Wollstrümpfe, der breite sUberbefchlageue Ledergürtel hoben den prächtigen Wuchs des Maunes, unter dem weichen, spitzigen schwarzen Hute schaute ein scharf und schön geschnit tene«, sonnengebräuntes Gesicht hervor. Vom Kinn di« -ur Stiru widersprachen die kühn-lebendigen Züge diese« Gesicht», die glänzenden trefdunklen Augen der lässigen teilnah mlosen Ruh«, mit wrlchcr der Führer hier »wischen all den Geschäftigen stand. Er war auch der einzig«, wrlchrr bei drr endlichen Abfahrt de« Reiservageu« weder »u die lauten Abschied»grüße der Zufriedenen, »och in die halblauten Verwünschungen derer eurstimorte. in deren Hände kein Trinkgeld ge glitten war. Vielmehr lachte er geringschätzig, al« »h« der grmcköpfige Anton, welcher die Wagenräder nmsv»st so vortrefflich geschmiert hatte, seinen Jammer ku»d g»b und unter derben Flüchen ein paar dicke Tbräuev in die Bartstoppeln auf seinen Wangen wischt«. Loch gab er dem alten Hau«knecht de« Rat, sich a» die im Hau» gebliebene Herrschaft zu wenden. „Bettle sie a», Tonet, '« fiud Verwandte de« Bar«»». Dresden, 9. Juli. Internationale Schiedsgerichte. Unsere Zeit liebt das Spiel der Gegensätze und darum fügt sich das Bild der Friedenskongresse recht wohl in den Rahmen der Gegenwart. Wohin man auch blickt auf dem Rund des europäischen Kon tinents, überall rüsten die Völker in rastloser Arbeit und opferwilliger Hingebung für den Krieg, dessen bedrohliche Möglichkeit der hoffnungsfeligste Politiker nicht fortleugnen kann, wenn ander- er sein Urteil an den Thatsacheu, nicht an. den Eingebungen der Phantasie bildet — und daneben, mitten im Lärm der militärischen Vorbereitungen, findet sich bald in einer italienischen, bald in einer französischen Stadt ein Häuslein von Männern zusammen- um mit ein ander von dem ewigen Frieden zu träumen und in ernsthaftem Gedankenaustausch über die Einrichtung internationaler Schiedsgerichte zu beraten, welche uns die neue Zeit herauffühlen sollen, da die Weltgeschichte nur noch von weisen Richtersprüchen erzählen kann, durch welche die Waffenrntscheidung verhindert ward, da die Sterblichen allein noch aus den Geschichtsbüchern der Vergangenheit schaudernd ersehen, unt welch schrecklichem Handwerk einstmals die kräftigen Männer drS Volkes betraut waren und in wie entletzlichen Kämpfen die Menschen um ihren Besitz und ihre Ruhe stritten, zäher wie die Tiere des Urwaldes. Ein wunderlicher Gegensatz, bei dem eS sich im zweiten Fall« um Utopien starker Art handelt, deren Berechtigung kein gesunder Optimismus anzuerkennen veimag. Theoretiker und Praktiker wenden sich denn auch von solchen Träumen ab, deren Verwirklichung die Unabhängigkeit der Staaten vernichten würde und die vor allem mit einer Leidenschaft des Menschen nicht rechnen wollen, mtt der Begehrlichkeit, die unserm Geschlecht anhaftet feit der Geburt und die nur ent schwinden wird mit uns selbst. Wie wäre es wohl möglich — so fetzt die „Börsen zeitung* eine rm gleichen Sinne begonnene Betrach tung sott — ein unparteiisches Schiedsgericht zusam men zu bringen, in welchem all die natürlichen Sym pathien und Antipathien der einzelnen Mitglieder für den einen oder den anderen Staat vollständig aufge hoben wären? Jeder stünde, ohne sich dessen bewußt zu sem, unter geheimen bestimmenden Einflüssen. W>e verschiedenartig würde« sich z. B. bei einem Konflikte zwlscheu Serbien und Bulgarien naturgemäß der Russe, der Österreicher, der Italiener, der Franzose, der Türke, der Engländer zu der Angelegenheit stellen. Ja er wä e vielleicht seldft dem Deutschen, so sernlie^end ihm auch die beiden Nationatrtäten sein mögen, über aus schwierig, seine volle Unbefangenheit zu wahren. Die verschiedenen Staaten find eben entweder durch die mannigfaltigsten direkten und indirekten Interesse« mit einander verbunden oorr stehen sich aus den ver- wiclelisten Gründen fremd und kühl, wenn nicht gar seivdjtlig gegenüber. Ehe eine Möglichkeit für den Bestand inlernationaler Schiedsgerichte vorhanden wäre, eher müßte der nebelhafte Traum von dem Weltbür gertum bereit- in Eriüllung gegangen sein, so daß sich niemand mehr als Angehöriger seiner eigenen Natron, sondern nur als Repräsentant der fünf Weltteile füh len mühte Und selbst wenn die internationalen Schieds gerichte in der That schon emgesührt wären, würden sie sich, jo lange die Erde in große Reiche gegliedert ist — diese Ait der Verteilung hat seit je bestanden und wird sür immer bestehen — nur kurze Zeit be haupten. Die einzelnen Staaten würden sich willig unterwerfen, so lange ihre höheren Interessen durch den internationalen Gerrcylshos gewahrt würden; fühlte sich jedoch einer derielben eines Tages in seinen Rech ten beeinträchtigt, jo würde er ganz wie in unsern Tagen zu den Waffen greisen und sich wider da« Das Fräulein giebt Dir sicher em paar Zehner!" — Und dann, als ob er sich bejänne, warum er eigent lich hier sei, ries er eine der Kellnerinnen ao, welche mit Tellern und Gläsern aus dem Hausthore nach dem Brunnen ging, das Geschirr abzuspülen: „Wie ist's, Burgei — sind die Damen bald fertig?* „Kannst noch lange warten — die juuge hat sich eben wieder emeu Pfannkuchen bestellt," versetzte die Kellnerin uud ihr breites Gesicht zeigte dabei einen mehr höhnischen, als neckischen Ausdruck. Der Frager wandte sich nach dieser Auskunft kurz hinweg, näherte sich, war er bisher mit Selbstüberwindung unterlassen hatte, den beiden Fenstern de» große» Gastzimmer» Unk» vom Thor und warf einen Blick hinein, der ihm Walbuig» Bericht bestätigte. Er konnte durch die Scheibe«, obfcho« sie kemesweg» sp>egetdla»k wäre», den ganzen Junenraum erkenne«. Die Kell»eri»»ev räumte« eben die vorhin benutzten Tafel» ab, nur im Hintergrund de» Zimmer», recht» vo» b« Euigang»thür, stand »och em gedeckter Lisch, an »elehcm drei Frauengeftalten zu erblicken waren. Zwe» derselben, «in« älter« und eme jung«, sahen au cen Laugjetteu de» Tische» einander gegenüber, die dritte am u»tel> Tischeude beugte sich, eifrig essend, über ihi e Lel«, »Stzrend die derben erste» schweigend auf irgend etwa» zu warten schienen. Die ältere Dame richtete dabei ihre Augen »ach drr offenen Thür, durch welche die bedienenden Mädchen ad und zuglagen, di« plage sah gelangweilt durch alle Feuster hiuau» uud so degeguete ihr Blick dem de» von dranßev derer»späh,irden, stattlichen Führer». Unbefangen nickte fie de« Znrückpralleude» frrnndllch zn und »ah« trotz
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