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Inserate werden mit 15 84 Psg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 73. Jahrgang. Dienstag, den 10. Dezember 1907. Nr. 144. net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pfg. - Tabellarische und komplizierte Inserate mit entsprechenden! Auf schlag. Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Pfg. Die »Weiheritz-Zeltung" erscheint wöchentlich drei mal : Dienstag, Donners tag und Sonnabend und 10 Pfg. — Alle Postan ftalten, Postboten, sowie unsercAusträger nehmen Bestellungen an. Mtt achtfeitigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Mr die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie iweruommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehno. - Druck und Verlag von Carl Johne in Dippoldiswalde. Wsterih-MWg Anzeiger sm Dippoldiswalde und llmgcgend. Amtsblatt für die Königliche AmtshauptmannIihLst. das Königliche Amtsgericht md dm Stadtrat zu Dippoldiswalde. Pfg., solche aus unserer Amtshauptmannschaft mit12Pfg.die Spaltzeil« oder deren Raum berech- wtrd an den vorhergehen- denAbenden ausgeoeben. Preis vierteljährlich 1M. W Pfg., zweimonatlich Das Konkursverfahren über das Vermögen des Dippoldiswalde, den 6. DezemberI907. Lorales und Sächsisches. ' Dippoldiswalde, 7. Dezember. Rei der am heutigen Sonnabend stattgefundenen Stadtv er ordneten-Er- günzungswahl machten von 433 wahlberechtigten Bürgern 263 von ihrem Wahlrechte Gebrauch, das sind knapp bl Prozent. — Die meisten Stimmen erhielten die Herren Bäckermeister Gietzolt 22b, Gelbgießer Dittrich 194, l)r. meck. Voigt l bb, als Angesessene; Fabrikdircktor Böhme 25 l, als Unangesessener. Weitere Stimmen erhielten noch die Herren Tischlermeister Börner 82, Fabrikant Arthur Reichel 54. — Das l. Abonnement-Konzert Ler hiesigen Stadtkapelle am Freitag im Schützenhaussaale trug im I. Teile das Gepräge eines Sinfonickonzertes, indem die v-ckur-Sinfonie von Beethoven mit ihrem melodiösen Larghetto zur Ausführung kam, die, wie auch im 2. Teil Mignon und Hoffmanns Erzählungen, der Leistungsfähig keit der Kapelle alle Ehre machte. Als Solistin war die Violinvirtuosin Frl. Emmy Kremz-Dresden engagiert, deren seelenvoll singendes Spiel bei zarter, feiner Bogenführung und trefflicher Technik die Zuhörer aufs höchste befriedigte und erfreute. — Am Sonnabend, 7. Dezember, beging der Päda gogische Verein für Dippoldiswalde und Umgegend das Jubelfest seines 75jährigen Bestehens. Nach Begrüßung durch den Vorsteher, Herrn Lehrer Schmidt, verfolgte in der Festrede Herr Schuldirektor Burckhardt die pädagogischen Bestrebungen des letzten Jahrhunderts, während Herr Lehrer Fleischer-Oberfrauendorf einen Rückblick auf die Entwickelung des Vereins warf und ein Hoch auf die vier Schulinspektoren, die dem Bezirk bisher vorgestanden, ausbrachte, worauf Herr Schulrat Bang den Mitgliedern des Vereins bleibende Begeisterung wünschte und die Lehrerssrauen als nächste Inspektoren begrüßte. Herr Lehrer Seyfert überbrachte Gruß und Glückwunsch namens der Possendorser Konferenz. Für künstlerischen Genuß und heitere Unterhaltung war trefflich gesorgt durch Vorträge der Herren Hofopernsänger Fricke, Rezitator, Lehrer Benisch aus Dresden und Kantor Müller. Den Schluß der Fest lichkeit bildete ein Tänzchen. — Eines sehr zahlreichen Besuches erfreute sich das am Sonntag in der „Reichskrone" veranstaltete ösfentliche Konzert des Turnvereins „Jahn"; und das ebenso geschickt zusammengestellte, wie flott und erakt ausgesührte Pro gramm, das in allen Nummern den darauf verwendeten großen Fleiß verriet, hatte diesen auch voll verdient. Dankbare, wohlverdiente Anerkennung wurde den Dar bietungen gezollt, unter denen ganz besonders wieder die turnerischen Leistungen hervorgehoben seien, die ja einem Turnerkonzert immer eine gewisse, gern gesehene Eigenart verleihen. — Das vorläufige Ergebnis bei der am 2. Dezeniber in hiesiger Stadt vorgenommenen Viehzählung, ist: In >70 Haushaltungen werden 15 l Pferde, 276 Rinder, 195 Schweine, 60 Ziegen, 136 Gänse, 57 Enten, 1459 Hühner, 21 Truthühner und 73 Bienenvölker gehalten. — Freitag abend Hzy Uhr wurde die Landspritzen- abteilung der Freiw. Feuerwehr von neuem alarmiert. Ein Feuerschein gegen Südost ließ ein Schadenfeuer in Ober-Reinholdshain vermuten. Es war aber etwas weiter. In Niederfrauendorf brannte das Anwesen des Wirt- schastsbesitzers Steinigen, bestehend aus Haupt- und Seiten gebäude nebst Scheune vollständig nieder. Das Feuer, das G der Scheune ausgekommen, griff rasch auf die übrigm Gebäude über, sodaß die hiesige Feuerwehr nicht mehr in Tätigkeit treten konnte. Gegen >/4l0 Uhr war auch der Feuerschein nicht mehr zu sehen. — Zum Pfarrer von Fürstenau mit Fürstenwalde wurde der seit kurzem in Thalheim i. Erzgeb. amtierende Hilssgeistliche Alfred Bähr einstimmig gewählt. — Das König!. Schwurgericht Dresden verhandelte am 6. und 7. Dezember gegen die Wlrtschastsgehiliin Elsa Paula Stephan aus Dorf Bärenstein wegen Mein eids, sowie gegen den Steinsrtzobermeister Karl Bruno Brauereipächters Emst Emil Weinrich in Possendorf v Mros aus Dresden wegen Anstiftung zum Meineid und versuchter Verleitung zum Meineid. Es waren 36 Zeugen und als Sachverständiger Eerichtsarzt Vr. Oppe vorge laden. Die am 19. Juni 1889 in Bärenstein geborene Stephan wohnte zuletzt bei ihren Eltern daselbst. Mros ist am 12. April 1859 in Dresden geboren, mehrfach polizeilich bestraft, seit 23 Jahren verheiratet und Vater einer Tochter im Alter von 20 Jahren. Der Angeklagte Mros gab weiter an, daß er nicht unvermögend und seit 8 Jahren Steinsetzobermeister. Die Stephan i t angeklagt, am 29. Mai dieses Jahres in Lauenstein vor dem Kgl. Schöffengericht wissentlich ein falsches Zeugnis mit einem Eide bekräftigt zu haben. Dem Mitangeklagten Mros wird beigemessen, daß er in Bärenstein und Dresden die Stephan zur Begehung einer strafbaren Handlung, des Zeugenmcineids, durch Zureden vorsätzlich bestimmt, sowie im Mai d. I. es unternommen habe, in Bärenstein die Fabrik rbeiterin Urban zur Begehung eines Meineides zu verleiten. Die Stephan bekannte sich schuldig, den Meineid geschworen zu haben. Mros erklärte, er sei un schuldig. Darauf wurde die Oeffentlichkeit ausgeschlossen. Dem Wahrspruche der Geschworenen gemäß wurde die Stephan wegen Meineids zu einer 4 monatigen Gefängnis strafe, wovon 2 Monate als verbüßt gelten, Mros wegen Beihilfe zum Meineid zu 9 Monaten Gefängnis, wovon 2 Monate als verbüßt gelten, und zu 5 jährigem Ehren rechtsverlust verurteilt. Die Angeklagten unterwarfen sich den ihnen zuerkannten Strafen, beide wurden aus der Haft entlassen. Bärenstein. Lieber ein Stücklein Gaunersrechheit, die sich vor einigen Tagen hier zutrug, ist folgendes zu berichten: In einem Hause, dessen Tür verschlossen gehalten zu werden pflegt, hörte die in der Küche befindliche Haus frau ein verdächtiges Geräusch auf dem Flur. Als sie hinaustrat, sah sie einen Bummler die Treppe aus den oberen Räumen herabkommen. Der herbeigeiusene Gatte erhielt auf seine Frage, wie der Fremde in das Haus ge langt sei, von diesem die freche Antwort: „Natürlich durchs Fenster!" Er wurde nun aufs Bürgermeisteramt und von dort nach kurzer Prüfung seiner Papiere, die sich etwas lückenhaft erwiesen, nach dem Amtsgericht in Lauenstein geschafft. Man fand zwar bei seiner Untersuchung einen Schlagring und Draht, wie er zur Anfertigung von Diebeswerkzeug benutzt wird, bei ihm vor, doch wurde er, da man ihm weiteres nicht Nachweisen konnte, wieder ent lassen und begab sich nun sofort nach hier zurück in das Haus, wo seine Festnahme erfolgte, um von dem Haus herrn für jede Stunde, die durch seine Vorführung auf dem Bürgermeisteramt und dem Amtsgericht und die dortigen Untersuchungen verstrichen war, eine Reichsmark Entschädigung zu verlangen. Natürlich wurde ihm dieses rundweg abgeschlagen und der Mann an die frische Lust befördert. Fürstenwalde. Nachdem das König!. Oberlandes gericht in Dresden den langjährigen Prozeß im Termin am II. Juli zu gunsten der Altgemeinde entschieden und diese als Eigentümerin der bestrittenen Feld-, Wies-n- und Waldgrundstücke anerkannt hat, ist am 26. November die Allgemeinde vom Königl. Amtsgericht zu Lauenstein als Eigentümerin in das Grund- und Hypoihekenbuch einge tragen worden. Damit ist ein Streitpunkt aus der Welt geschafft, der viel böses Blut gemacht hat. Oberkunnersdorf. Einige Felder von Oberkunners- dorf sollen auf das Vorhandensein von Kohlen unter sucht werden. Ein auswärtiges Konsortium ist mit den Besitzern in Unterhandlungen getreten zur Ueberlassung der Grundstücke behufs Vornahme von Bohrungen nach Braunkohle. Bei entsprechendem Resultat sollen die Felder zum Kohlenabbau erworben werden. Vor zirka 40 Jahren unternahm man gleichfalls Bohrungen zu gleichem Zwecke, gelangte damals aber zu keinem entscheidenden Ergebnis. Potschappel, 6. Dezember. Heute fand die technische Abnahme der in der nächsten Zeit für den Personenver kehr zu eröffnenden Linie Gittersee —Hänichen- Goldene Höhe durch Organe der Staatseisenbahnver- waltung statt. Die Herren begaben sich zu diosem Zwecke rd nach Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. y/06. Königliche» Amtsgericht. vorm. 10 Uhr 51 Min. vom Bahnhof Potschappel aus mit Sonderzug nach Gittersee und von dort nach Hänichen, unterwegs alle Anlagen und Baulichkeiten eingehendster Prüfung und Besichtigung unterziehend. Nach 3/4! Uhr mittags wurde von Hänichen-Goldene Höhe die Rückfahrt angetreten. — Die für den 15. Dezember in Aussicht ge nommene Eröffnung der Eisenbahn Dresden—Hänichen dürfte sich noch bis zum Anfang des kommenden Jahres verzögern, weil noch Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der Fahrpreise zwischen dem Reichseisenbahnamte und der Königl. Generaldirektion der Sächsischen Staatsbahnen zu beseitigen sind. Bekanntlich ist die Strecke ihrer kurvigen Anlage wegen ziemlich lang. Sie besitzt von Potschappel aus 13,8 lcm Länge, während die Luftlinie zwischen beiden Orten fast nur das Drittel ausmacht. Die Arbeiten an der Strecke und den Haltestellen sind soweit fertig, daß der Eiöffnungstermin innegehalten werden könnte. Auch an der neuen Strecke Hänichen—Possendorf wird emsig gearbeitet; freilich ist an die Inbetriebnahme dieses Teiles im Januar noch nicht zu denken. Dresden. Am Freitag erledigte die Zweite Kammer zunächst mehrere Deputationswahlen und sodann ver schiedene Petitionen. Dresden. Das Stadtverordnetenkollegium beschäftigte sich in seiner jüngsten Sitzung u. a. auch mit der vom Rate vorgelegten Uebersicht über die allgemeine Finanz lage der Stadt- und Schulgemeinde. Der Berichterstatter stellte dabei fest, daß die Finanzlage der Stadt eine ge- sicherte sei, daß letztere indessen zurz-it aber unter einer Geldknappheit leite, weshalb eine Erhöhung der städtischen Steuern um 10 Prozent (von 95 auf 105 Prozent) ein treten würde. Die Erhebung des erhöhten Steuersatzes wurde beschlossen. — Am Sonnabend hat König Friedrich August Ober bürgermeister Beck in Chemnitz in Audienz empfangen und hat derselbe die Berufung zum Kultusminister angenommen, nachdem Minister von Schlieben sein Entlajsungsgesuch ein gereicht hat. — Zu dem Regulativ über die Erhebung der Hunde steuer in der Stadt Werdau ist von den städtischen Kollegien ein Nachtrag beschlossen, nach dem entgegen der bisherigen Bestimmung künftig die jährliche Steuer für jeden freiumherlausenden Hund 15 Mk. — bisher 9 Mk. — und für jeden zweiten und weiteren Hund eines und desselben Besitzers 25 Mk. — bisher 15 Mk. beträgt. — In Colditz starb am Donnerstag Bürgermeister Müller, seit 1873 Oberhaupt dieser Stadt und 1879 bis 1897 Sekretär beim Direktorium der 2. Ständekammer. — In Leisnig wurde der Besitzer des am Mittwoch abgebrannten Hauses an der Bergstraße wegen dringenden Verdachtes der Brandstiftung verhaftet. — Der 21jährige Sobn des Gutsbesitzers Lindner in Heinitz starb an Blutvergiftung. Der junge Mann diente als Einjähriger beim Grenadier Regiment, hatte durch den hohen roten Halskragen einen wunden Hals erhalten, dies aber nicht weiter beachtet, bis die todbringende Blutvergiftung cingetreten war. Schandau. Im Elbgebiet zwischen Herrnskretschcn und Niedergrund, sowie in der Kamnitz halten in diesen Tagen, die dortigen Fischer das Glück, eine Anzahl Lachse zu fangen. Fischelmeister Franz Hübel gingen zwei dieser Exemplare ins Netz, von denen einer 18, der andere 20 Pfund wog. Leipzig. In dem Prozeß gegen die Fleischermeister Walther und Möbius in Wahren handelt es sich, wie der Anklagebeschluß ergab, um denVerkoufvonFlcischeinerKuh,die wegen Entzündung der inneren Geichlechtsorgane notge schlachtet werden muhte. Der Kreistierarzt hatte die Aus führung des Fleisches ausdrücklich untersagt. Zwei Kinder sind durch den Fleischgenuß verstorben, ca. 200 Personen erkrankt. Zwickau. Die Gasanstalt erwirbt sich schon seit längerem das Verdienst, das Gas auch Minderbegüterten zugänglich zu machen. Vermietungen, Gasautomaten, Zu schlagsflammen rc. dienen diesem Zweck und werden reich lich benützt. In kleineren Wohnungen mit 2 Zimmern ungefähr wird aber die Notwendigkeit, unter gewissen Um ständen dennoch zwei Gasmesser ausstellen zu müssen, wenn das Gas zum Leuchten und zum Kochen benutzt