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„Graf Zeppelin im Mg nach Bremen Rach guter Fahrt über Holland und England Uebcr die große Deutschlandfahrt des „Graf Zeppelin", die läng- deS Rheins über Holland, England und die Nord- scemach Berlin geht, liegen folgende Meldungen vor: Die Kaiserglocke des Kölner Doms grüßt das Lustschiss DaS Luftschiff „Graf Zeppelin" traf 15,15 Uhr über der Stadt Köln ei» und flog um 15,8g Uhr die zweite große Schleife über der Innenstadt. Z» Ehren des Luftschiffes läiitet im Dom die Kaiserglocke. Das Luftschiff „Gras Zeppe lin" ging beim Uebersliegen der Stadt Cleve tief und warf an der Schwanenburg ei» Päclchcn mit P v st ab, die für ganz Deutschland bestimmt ist. Die Post wurde sofort weiter, befördert. Uebcr Düsseldorf Bon drei Flugzeugen begleitet, überflog das Luftschiff um 8,M Uhr Düsseldorf in der Richtung auf Duisburg. DaS Luftschiff flog in geringer Höhe, von den auf Straßen, Plätzen und Dächern versammelten Menschen jubelnd begrüßt. Ueber dem Rnhrgebiet Gegen 4,1g Uhr überflog „Graf Zeppelin" von Düffel» darf kommend Essen. Das gänzlich unvermutete Austauchen dcS mächtigen Luftschiffes entfachte unter der Bevölkerung große Begci>terung. Das Luftschiff überflog Essen in der Richtung von Süden nach Norden und wandte sich dann in nordwestlicher Richtung anscheinend wieder dem Niedcrrhein zu. Zwei Flugzeuge vor und hinter dem Lust riese» gaben „Graf Zeppelin" das Geleit über dem Ruhr- geluct. Aus der Fahrt zur holländischen Grenze AuS Richtung Duisburg fliegend, überquerte „Graf Zeppelin" um 1«,55 Uhr Dinslaken. Um 17,10 Uhr kreuzte baS Luftschiff über der Stadt Wesel. „Graf Zeppelin" fuhr dann ans der linken Rheinseit« in nordwest- licher Richtung weiter auf Emmerich. Er überflog die Stadt nicht, sondern wandte sich nach Westen, der holländischen Grenze zu. Das Luftschiff ist um 18 Uhr über Rnmwcgeu gesehen worden. ES flog sehr niedrig. Das Wetter über Holland ist günstig. Kurz nach 18 Uhr kreuzte das Luftschiff über Dooru. Der frühere Kaiser und seine Familie beobachteten den Flug und winkten dem Luftkrenzer zn. der Kurs nach Nordwesten auf Rotterdam nahm. Das Luftschiff wurde etwa um 1V,07 über Waddinxvccn gesehen. Uebcr Rotterdam Aus Rotterdam wird folgendes gemeldet: Der Luft- kreuzcr „Graf Zeppelin" kam gegen 19,10 Uhr an. Er führte mehrere Schleifen über der Stadt ans und wandte sich dann der Küste zu und hat somit Kurs auf England genommen. Etwa um 19,80 Uhr wurde «Graf Zeppelin" über SGravenhagc in der Nähe vom Haag gesehen. Zurzeit be findet sich der Luftkrenzer auf dem Wege nach Pulham über der Nordsee. Ucbcrall, wo das Luftschiff auftauchte, wurde es von Tausenden von Menschen freudig begrüßt. Im Rotterdamer Flughafen ist ein Telegramm des Reichsverkehrsministeriums etngegangen. in dem um Wetterberichte aus Holland ersucht wird. Mit Rücksicht daraus wird der Lufthafen von Rotterdam die ganze Nacht geöffnet bleiben. — Um 19F5 Uhr hat die Funkstation des Luftschiffbaues Zeppelin einen Funkspruch von Bord deö Luftschiffes erhalten, wonach eS sich zurzeit über der Nordsee befindet. Tie genaue Lage des Schiffes wurde nicht mitgctetlt. Nach einem an das englische Lnstfahrtministerinm gerichteten Funkspruch von Bord des „Graf Zeppelin" hofft die SrhtsfSleitung, um 8>L Uhr engl. Zeit die Küste von Lowestoft zn berühren, um dann wieder Kurs nach Deutschland zu nehmen. Einem späteren Funkspruch zufolge befand sich das Luftschiff um 7Z»> Uhr engl. Zeit bereits aus der Höhe von Har wich. Das Luftschiff „Graf Zeppelin" hat heute abend 8„55 Uhr die englische Küste bei Covchtthe, einer kleinen Kttstenstadt acht Meilen südlich von Lowestoft in der Grafschaft Norsvlk, er reicht. Bon Covehithe nahm das Lustschiss nördlichen Kurö und passierte LowcStost um 9,05 Uhr. Obwohl das Luftschiff in bedeutender Höhe flog, konnte die große Menschenmenge, die vom Lande auS den Flug verfolgte, das Geräusch der Motoren deutlich hören und die Lichter unterscheiden. Das Luftschiff zeigte weiße Lichter von den Kabinen und blane vom Heck. Bon Lowestoft setzte der Zeppelin seinen Flug in nordwest licher Richtung fort. Bremen. L. Oktober. Die „Bremer Nachrichten" ver, öffentlichen am Dienstagabend folgendes Extrablatt: „Wir erhielte« um 8 Uhr folgenden Funkspruch als Antwort auf die Einladung der „Bremer Nachrichten" au Dr. Eckcner zum Besuch Bremens: Radio LS. „Graf Zeppelin": Norddeich Radio S W. 19 „Bremer Nachrichten". Bremen. Werde» wahrscheinlich morgen früh Breme« erreiche«. Sckener." Die Ber-iri-unv mit Frteörichshafen Friedrichshofen, 2. Okt. Hier liegen den ganzen Tag über nur spärliche Nachrichten vom Luftschiff vor, so daß die Werst selbst über den jeweiligen Standort häufig nur durch die WTB.-Dcpejchcn unterrichtet wurde. Fn den Nachmtttags- stunden, als sich das Luftschiff der Nordsee näherte, unterlag der Funkverkehr erheblichen Störungen, die von den SchtsfS- nnd Küstenscndern ausgingen. Dr. Dürr erklärte dem Sonderberichterstatter dcS WTB., daß bas Wetter der einzige Grund dafür sei. daß Dr. Eckener die direkte Fahrt nach Berlin aufgegeben hat. Dr. Dürr rechnet damit, baß sich dieses Wetter morgen so weit nach Osten verzogen hat. daß der „Graf Zeppelin" im Lause des Bormittags oder Mittags in Berlin etntreffen kann. Jedenfalls besteht diese Absicht Dr. EckenerS. Ueber Nacht wird sich der „Graf Zeppelin" über der Nordsee aufhaltcn, um den jüngeren Teil der Besatzung für die Ozcanfahrt mit dem See- und Schiffsbctrieb während der Nacht bckanntzumachcn. wie z. R. mit Leuchtfeuern, Blink zeichen und anderen Signalen. Die Verbindung der Funk station der Werft mit dem Luftschiff hat sich im Laufe der Nacht bedeutend gebessert. Um 10 Uhr empfing die Funkstation von Bord des Luftschiffes einen Funkspruch, baß das Schiff um 9 Uhr die englische Küste erreicht habe. Es ist damit zu rechnen, daß das Luftschiff am Mittwoch morgen gegen 6 Uhr Hamburg passiert und gegen 10 Uhr über Berlin erscheint. Beginn »er «eMoasrerhmtlimgea Ga Schrill Nr. SurtluS bet Sll» Braun Berlin, 2. Oktober. Der volkSparteiliche Reichswirtschasts- mtnister Dr. Cnrtius hat laut „Vorwärts" einen persön lichen Schritt bet dem preußischen Ministerpräsidenten Otto Nrauii unternommen, um diesen zu bewegen, die Umbildung der preußischen Negierung im Sinne der Großen Koalition hcrbciziisühren. Ministerpräsident Braun hat daraus ge antwortet. daß er nicht in der Lage sei, sozusagen von Amts wegen diese Umbildung hcrbciziisühren. Er müsse vielmehr die Initiative in dieser Richtung den Parteien über lasse», besonders der VolkSpartei, die von sich aus die notwendigen Verhandlungen mit den bisherigen preußischen Koalitionsparteien anstreben müsse. Braun hat aber auch keinen Zweifel darüber gelassen, daß er nach wie vor für die von ihm geführte Politik in Preuße« eine möglichst große parlamentarische Mehrheit für wünschens wert halte. Fn politischen Kreisen erblickt man in diesem Schritt des NeichswirtschastsmtnistcrS, trotzdem er negativ geblieben ist. dieAnsnahme der Verhandlungen um die von der Deutschen VolkSpartei gewünschte Einbeziehung in die Regie- rnngSaeschästc Preußens. Daß Dr. Curttus als Sprecher der Deutschcn VolkSpartei auftrat, obgleich er der Reichstags- raklton angehört, ist in erster Linie durch den engen Zu- ammenhang begründet, der zwilchen den KoalittonSverhand» lungen in Preußen und den nachfolgenden im Reich besteht. Tie direkten Besprechungen zwischen den gegenwärtigen Koalitionöparteie» und der Deutschcn Volkspartet sollen in den nächsten Tagen beginnen. Wie unsere Berliner S ch r t ft l e i tu » g erfährt, hat der Beschluß des Vorstandes der ReichStagssraktion der Deutschen VolkSpartei, in dem ausgesprochen wird, daß man bisher mit den überparteilichen Bestrebungen de» Stahl helms Sympathie gehabt habe, praktisch den Mitgliedern der ReichStagssraktion jedoch die wettere Zugehörigkeit »um Stahlhelm untersagt, in den RechtSkretsen erhebliches Auf sehen erregt. Es wird daraus hingewtescn, daß die Be mühungen, die gleichzeitig der Reichswirtschaftsmtnister Dr. CurtiuS beim preußischen Ministerpräsidenten Braun mit dem Ziele einer Großen Koalition in Preußen unter nommen hat, mit diesem plötzlichen Entschluß des Vorstandes der volksparteiltchen ReichStagssraktion in unmittelbaren Zusammenhang zu bringen sind. Wenn wir recht unterrichtet sind, hat der preußische Mtnisterpräsident^gegenUber den Be mühungen der Volkspartet kein großes Maß von Entgegen kommen gezeigt. Wie wir hören, nahmen an der BorstandSsihung der volksparteiltchen Reichstagsfraktion die Stahkhelmmitglieder Dr. Scholz und Dr. Knlenkampfs teil. Da der Be- schloß deö Vorstandes einstimmig war. dürfte feststehen, daß die beiden Herren auS dem Stahlhelm ausschetden werden. Fm ganzen gehören elf Stahlhelmer der volkspartetlichen Rctchstagsfraktion an. Außer den beiden genannten Herren sind dies die Reichstagsabgeordneten Gras Stollberg, Dr. Alb recht. Cramm, Huck, Gilsa, Dr. Molden- Hauer, Dr. Wunderlich, Admiral BrüntnghauS und H i n z m a n n. Ob die übrigen neun Gtahlhelmer bereits vorher der Entschließung des FrakttonSvorstandeS ihre Zu stimmung gegeben haben, ist im Augenblick nicht in Erfahrung zu bringen. Es wird jedoch ausdrücklich unterstrichen, baß der Beschluß des FrakttonSvorstandeS keinerlei Prä- judizierung der Gesamtpartet gegenüber dem Stahlhelm und auch nicht gegenüber dem Volksbegehren enthalte. ES bestätigt sich, daß Reichswirtschaftsmtnister Lurttu« am Dienstag mit dem preußischen Ministerpräsidenten Braun eine Aussprache gehabt hat über die Erweiterung der Regte- rungSbasiS in Preuße». ES handelte sich dabei um unver- bindltche Besprechungen. Eine offizielle Mitteilung ist darüber nicht erfolgt und auch nicht zu erwarten. Minister- Präsident Braun soll sich dahin geäußert haben, daß «S sich empfehle, baß die Preußenfraktion an dt« Regierungsparteien herantrete, um bestimmte Vorschläge zu machen. Die Schmiede der Zukunft Als Cavour das Wort sprach, baß mit dem Ausnahme- zustanb jeder Esel regieren könne, da hat er sich nicht träumen lassen, daß der größte unter seinen Amtsnach folgern sein Volk mittels der Diktatur — dem Ausnahme zustand in Permanenz — zu einem nationalen Höhenflug führen werbe. Es muß doch wohl auch die Ausübung der Diktatur verstanden werben, wenn sie nicht eine vorüber gehende Ausdrucksform geistloser Tyrannis sein soll, sondern Wcgbahner für den Aufschwung eines Volkes. Und diesen Erfolg: die Aufrüttelung der italienischen Nation durch den Faschismus, die Zusammenfassung aller Energien zum Kampfe um eine bessere Zukunft, kann auch der geschworene Gegner dcS Systems nicht leugnen. Gewiß können und wollen wir nicht alles kritiklos bewundern, was die faschisti sche Revolution an Neuerscheinungen im staatlichen und kul turellen Leben gebracht hat. Die ihr innewohnende In toleranz, manche Uebertreibungen und Ueberschwenglichkettcn und nicht zuletzt die oft zur Geistlosigkeit auSartende Uni formität ihres Wesens widersprechen unseren Neigungen, die höchstes Glück der Erdenkinber im Sichausleben der Per sönlichkeit zu finden pflegen. Daneben haben aber auch wir Deutsche, alten Traditionen gemäß, einen starken Hang zur nationalen Disziplin, und diese schätzbare Eigenschaft, auf der die Größe des alten Reiches erstand, ist bet uns durch die neue Ordnung der Dinge ebenso zerrüttet worden, wie sie im Italien Mussolinis hochgezüchtet wird. Und was das wesentliche ist, es scheint, daß sich das italienische Volk in seiner großen Masse nicht unglücklich, auch nicht geknechtet fühlt unter der eisernen Faust, die cö aus dem „voloo kar uionto" so brutal herauSgerissen und zu Höchstleistungen auf allen Lebensgebieten angetricben hat. Hier imponiert das System, hier kann es angesichts der jammervollen Zerrissen heit unseres eigenen Volkes manchmal den Neid erwecke». Wie aber steht es mit der Zukunft? Die Leistungen der Gegenwart, die mir mit Augen sehen, mit Händen greifen können, seien anerkannt. Aber beruht da« System nicht allzusehr auf dem Schöpfer, muß es nicht zu- sammenbrcchen. wenn die von seiner Person ausgehenden starken Impulse fehlen? Die Entwicklung der Staaten voll- zieht sich nicht in Monaten und Jahren, sondern in Menschen, altern. Können da die Epigonen auch beim besten Willen vollenden, waö der Meister aufgebaut hat? Diese bange Frage beschäftigt zurzeit als größte Sorge den Faschismus. Wir sehen, daß er nach der Befestigung seiner Herrschaft im Innern ans Werk gegangen ist, um die dringendste Frage zu regeln: Was wird, wenn der Duce nicht mehr ist? Der Uebergang der Staatsgewalt auf den Nachfolger ist durch die neuen Gesetze — unter Ausschluß der Krone — gesichert. Die Gefahr, daß die Gegner die Verwirrung einer herren losen UebergangSzeit zur Verwirklichung der Gegenrevolu tion auSnühen könnten, ist gebannt. Doch das ist nur ein Anfang, nur die erste Sicherung im Augenblick der Gefahr. Sie bliebe wirkungslos, wenn die großen Massen versage« oder gar in einem Rückfall, der dem italienischen Volks» charakter nicht fremd ist, die Gefolgschaft verweigern würden. Auch diese Seite des Problems hat Mussolini nicht verkannt^ und er ist — ohne daß diese Tätigkeit Im Auslande auf» fällt — am Werk, durch ein« großangelegte Erziehung-- Methode eine ganz neue Generation heranzubilden und in ihr die Herrschaft des Faschismus zu befestigen. Wer -io Jugend hat, hat die Zukunft, heißt «S. Und in der Tat lehrt die Geschichte, daß große Umwälzungen, «oelche unauSlüschbare Spuren hinterlassen haben, auf der reinen Kraft der Jugend aufgebaut sind. Die lebende und absterbendo Generation, soweit sie nicht, dem Zuge des Herzens folgend, dem Faschismus zuneigt, kann nicht mit Ueberredung und nicht mit Gewalt zum Träger des Systems umgewandelt werden. Aber die aufstetgenbe junge Welt, die Männer von morgen, werben so erzogen, daß ihnen der Faschismus in Fleisch und Blut übergeht. Wenn sie er wachsen sind, wird ihnen die heute noch in ihrer Neuheit unerhörte Gtaatsform eine glatte Selbstverständlichkeit sein, über die nicht mehr zu sprechen ist. Die Umformung der Geister geht nicht nur in der Schule vor sich. Gewiß, auch hier wird ganz im faschistischen Sinne gearbeitet — Sübttrol weiß ein Lieb davon zu singen. Mussolini hat vor einem Vlerteljahrhundert als kleiner Dorfschullchrer angefangen, die eigentliche Not seines Volkes kenncnzulernen, dt« in den Mängeln des Erziehungswesens liegt. Heute ist er um so besser in der Lage, diese Schäden auSzumerzen. U»rd er tut da» in radikaler Weise in allen Arten von Schule», so daß sich Italien« geistiges Gesicht von Jahr zu Jahr ändert. Daneben aber hat er zur eigentlich staatsbürgerliche» Erziehung in der „Opera Nationale Baltlla" «iq« Organisation geschaffen, die in ihrer Art einzig dasteht. Hier wird das Problem der physischen und moralischen Aus bildung im faschistischen Sinne gelöst. Die Organisation be steht aus Baltlla lJungenSj und Avanguc>"dtsti (Fort- geschrittene). In bi« erster« gehören Knaben von S bi« 1« Jahren, in die letztere solche von 14 bi» IS Jahren, die sich freiwillig und mit Zustimmung der Eltern «tnschreiben. Seit der Gründung im März 1927 wurden 800000 Jungen als valilla und 400 000 als Avanguarblstt etngereiht, utib diese Millionenmasse entwickelt sich unter der antreibende« Energie der militärischen faschistischen Organisation. Ossi- ziere der Miliz leiten die Kurse nach Stufen zur sportlichen, turnerischen und militärischen Vollkommenheit. Die valilla