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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.01.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189101167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910116
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910116
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-01
- Tag 1891-01-16
-
Monat
1891-01
-
Jahr
1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.01.1891
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Nkdaction und Lrpkdilion Johannetgasse 8. SprrchNundrn drr Nrdactioil: BormIttagS IO—12 Uhr. Nachmittag- ü—6 Uhr. -la »ikltila,«»« »ti>,»Iantte, vi»»ulcei»l« »acht sich »>e Nedaclien n>chl verdiiwUch. «nnad», »er für »ie nächstfolgende Nummer »rftlmmten Inserate an Wochentagen b>» 3 Uhr Nachmittags, an La»»- und Festtage» früh bis' ,8 Uhr. Zn drn Filialen sj,r Zns.-^»nat,mr: Ltt» Klemm» Sortini. (Alfred Haha), UniversitätSskraße 1, Lonis Lascht» tacharinenstr. >4 part. und König-Platz 7, nnr bis ' S Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. M»om»eme«t-prei- vierteljührlich 4>/, Mk. In Alt-Leipzig, incl. Brinaerlobn 5 Mk-, drrrch die Post bezogen 6 Mk. Einzelne Nrn. 20 Pf. Lelegeremplar 10 Pf. Sebübren für Ertrabeil aaea (in Tageblatt-Format gefalzt, ohne Postbeförderung 60 Mk. mit Postbesörderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile LO Ps. «rötzere Schriften laat uni. PreiSverzeichaiN. Tabellarischer u. Zifsernsay nach höhrnn Tarif. tleclamen unter dem RedactionSstrich die -aefpalb Zeile SO Pf., vor den Familiennach richten die 6gespaltene Zeile 40 Pi. I»ier°te sind stet« an die <?rpt»tt«an »1 senden. — Rabatt wird nicht gegeben., Zahlung prueuurnsrnnclo oder durch Post» Nachnahme. 18. Freitag den 16. Januar 1891 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Bei der Kirche zu Leipzig-Gohlis ist ein zweite- ständige- Diakonat begründet und mit einem Gehalte von 2400 ./l und einem Wohaungsgelde von 600 auSgestattet worden. Wir bringen Liese Stelle hiermit Patronatswegen öffentlich zur Aurschreibung und fordern Bewerber auf, ihre Gesuche nebst Zeugnissen bis zum 3l. Januar bei uns — Raidhaus, Nuntiatur — einzureiche». Leipzig, den 13. Januar 1801. I»b574 xxr Ratü „„ Stadt Leipzig. 1867 vr. Georgi. Wirthgen. öekannliilachling, »ie in den Vororten Plagwttz. Lindrnau, Kleinzschocher, Lchlcutzig. Conilkwit; »nv Losznig uiitergcbrachtru Zieh kinder betreffend. Nach Einverleibung der obengenannten Vororte in den Stadt- bezirk Leipzig erstreckt sich die Fürsorge und Aussicht des Armen- directoriums auch auf die in denselben gegen Entschädigung unter- gebrachten unehelichen, noch nicht schulpflichtigen Kinder und endigt mit deren Aufnahme in die Schule. Alle diejenigen Einwohner, welche Kinder der gedachten Art in Pflege haben, werden hiermit aufgefordert, solche inncrhalb der »ächstkn 14 Tuge» ini Stadthanse, Lbstmarkt Nr. 3, 1 Tr. wahrend der Geichästsstunden zwischen 8—12 Uhr Vormittags und ' ,3—' z7 Uhr Nachmittags anzumelden, und die über Alter, Her kunst u. s. w. des Kindes Nachweis gewahrenden Papiere vorzu- leaen, wobei über das sonst Wissensnöthlge (insbesondere die Verhält nisse der Mutter und des außerehelichen Vaters), soweit möglich, Auskunft zu crtheilen ist. Tie nach Ablaus der obengenannten Frist in Pfleg« genommenen Kinder sind, soweit nicht besondere Bekanntmachungen erlassen werden, an dein nächsten Freitage, wclchrr der Jnpflrgnahnic »es Kindes folgt, Nachmittags zwischen ' «4 bis ' ,6 Uhr bei der erwähnten Geschäftsstelle anzumelden, im letzteren Falle sind auch, datern dies angängig ist, die Kinder zum Zwecke der ärztlichen Untersuchung mitzuvringen. Befreit »o» der Anmeldung sind nur die bei drr Mutter, beziehentlich deren (eitern-anslniltlichrn Kinder. Es wird ausdrücklich daraus hingewiesen, daß die polizeiliche Anmeldung der Kinder hierdurch nicht berührt wird. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften werden mit Geld strafe bis 20 X oder entsprechender Hast geahndet, auch kann jolchensalls die fernere Annahme und das ferner« Halten von Zieh kindern bei Strafe untersagt werden. Leipzig, den 13. Januar 1891. Ler Rath der Lradt Leipzig. (Armen-Amt.) Hrntschrl. Hsr. Lekannlmaitsung. Wir bringen hiermit zur öffentlichen kenntniß, daß der Pens. Polizeiwachineister Gustav Hermann Vufe beute als städtischer Hiissvollslreckungsbeamter eingestellt und in Pflicht genommen worden ist. Leipzig, am 14. Januar 1891. Ter Rath der Stadt Leipzig. Ick 168. l)r. Georgi. Hüblchmann. Verpachtung. Die an der Ecke der Carl- und oberen Blumenstraße in Leipzig- Gohlis gelegene und 3315 Quadratmeter enthaltende Abthcilung der zum Besitze der Stadlgemeinde Leipzig gehörigen Parcel!« Nr. 302 des Flurbuchs für Gohlis ist vom I . April 1891 an gegen einbalb- lahrige Kündigung unter der Bedingung anderweit zu verpachten, daß auf dem betreffenden Areale Nicht- errichtet und betrieben werde, was ungesunde oder übelriechende Ausdünstungen verbreiten oder wegen geräuschvollen Betriebes den Unterricht der nahegelegenen Schulen stören und belästigen könnte Pochtgesuche werden auf dem Nachhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 8 angenommen, woselbst auch sonst etwa gewünschte Auskunft ertheill wird. Leipzig, am 14. Januar 1891. Ter Rath der Stadt Leipzig. I». 9052. k>r. Georgi. Wagner. Städtische Ueatschute zu Leipzig, Rordstrasze 37. Die Anmeldung neuer Schüler für Lstern erbitte ich mir Montag den 19., Tienstag den 2». und Mittmach den 21. Januar, Bormittags von 8 12 und Nachmittags von 2—5 Uhr. Das letzte Schulzeugnis;, Las Tauszengniß (oder der Geburtsschein) und der Jmpiichein sind vorzulegen. Ti, Anmeldungen für dir südvorstädtische Zweiganstalt können an denselben Tagen bei mir im Haupigcbände oder bei Herrn Lberlchrer Kurie,»nun in der VI. Bürgerschule (Arndistraße) slait- suiden. I>r. t'. plnir. Eine Hochschule für Arbeiter. Einer der Führer der deuischen Socialdemokralen, Herr Liebknecht, hat vor einigen Tagen in einer zahlreich bcsnchlen Versammlung in der Brauerei Frietrichshain in Berlin die «Gründung einer „Akademie" für Arbeiter angeregt. Es scheint, das; dies die Gcgenmaßrcgel gegen die von der preußische» Regierung aus Veranlassung des Kaiser« bc- iricdene Reform der Schulen ist, durch welche die Social- teinokratie die Folgen dieser hochwichtige» Veränderung ab- wcnden will. Liebknecht erklärt die Bildung, welche die Arbeiter in den Volks- und Mittelschulen erwerbe», für ungenügend und sür unzweckmäßig als Vorbereitung für die Aufrichtung des Zn- kunfisstaatcs, weil der Unterricht in diesen Schule» nach den Begriffen der herrschenden Elassen zugeschiiiltcii sei und den Arbeiter sür die Ausbeutung Lurch den EapilaliSinuS in negativem Sinne empfänglich mache» solle. Tic Social- temokratie sei zu dem Bewußtsein gekommen, daß Wissen Macht bedeute, nnd daß für die nächste Zukunft die herrschen den Elassen im beutige» Staate mit te» Waffen des Geiste» und der Aufklärung von Seilen de- Proletariats bctämpft werken müssen, »m den Zukunftsstaat» der kommen werde, vorzubcreiicn. Herr Liebknecht bestätigt durch seinen Antrag nnd dessen Begründung die Richtigkeit der durch das Verhalten der Socialdemokratie bezeugten TLatsache, daß riese Partei eine besondere Art des Wissens sür sich in Anspruch nimmt, welche in den Rahmen der bestehenden BildungSanstallcn nicht bincinpaßt. Bisher wurde der Mangel an Kenntnissen durch die Fiction ersetzt, daß der ivnge Socialtcuiokral nicht durch die Schule, sondern durch das Leben in das Ver- ständniß der Dinge einaesührt werde, welche er nolhig habe, um sein Dasein mühelos und angenehm zu gestalten; jetzt kommen die Führer plötzlich zur Einsicht, daß die Bildung, welche der socialdcmokratische Nachwuchs in der Schule erwirbt, nicht auSreicht, um ihn zum geistigen Kampf gegen die herrschenden Elasten zu befähigen. Da- ist ein Grad von Selbstcrkenntniß, welcher bisher in socialdemokra- lischcn Kreisen nicht angetroffen wurde, man war viel mehr daran gewöhnt, dort eine solche Summe von Anniaßuna und Ueberhebung zu finden, daß der Satz als festslebend galt: der Socialdemokrat, wie er sein soll, auSaeslattet mit vollständiger Beherrschung der VolkSwirtb- chaft und der Einsicht in die Aufgaben unserer Zeit, werde geboren, nicht aber allmälig bciangcbildet. Mit zwanzig Jahren sollte der gcsammte tocialtemokratische Bildungsgang vollendet sein, so daß die jungen Leute ebenso befähigt sein olltcn, ihre eigenen Interessen wie die der Gesanimtbeit zu vertreten und wakrznnchinen. Jetzt ist ihnen plötzlich klar geworden, daß die hoffnungsvolle» Sprößlinge deö socialistisch gearteten ProletarialS eigentlich doch aus einer zu niedrigen Bildungsstufe inS Leben hinauSlrcte» und daß cS ikncn an den Vorbedingungen fehlt, um den Kampf gegen den CapitaliS- muS siegreich zu besiehe», so lange er mit geistigen Waffen geführt wird. Sehr bcmcrlcnSwertk ist, baß Herr Liebknecht den geistigen Kamps nur für die nächste Zukunft als nothwendig bezeichnet, daß er also nach Ucberwintung dieser Episode eine andere Art de- Kampfes sür unausbleiblich hält. ES ist in der Thal eine seltsame Verirrung, zu glauben, daß die sogenannten herrschenden Elasten sich rurch die geistigen Waffen deS Proletariats von der Verkehrtheit der heutigen Staat-- und Gesellschaftsordnung werden überzeugen lassen. Diese Meinung beruht auf der Voraussetzung, baß die dem Proletariat mnc wohnende geistige Kraft der der besitzenden Elassen über legen ist, und daß diese sich eines Tagcö ihrer Unfähigkeit »nd Schwäche bewußt werden müssen. Wenn die socia- listischc Bewegung wirklich eine Zukunft hätte, wenn sie bestimmt wäre, die Bahne» zu bezeichnen, in welchen sich die Entwickelung der Zukunft zu bewegen hat, dann würden ihr längst die besten Kräfte rugefallen sein, über welche die Menschheit verfügt. Lassalle war eine geniale Natur, aber es ist unzweifelhaft, daß die Haupt- tricbfcder seiner Handlungsweise gegenüber der im Werden begriffenen Bewegung der Industriearbeiter das Streben war, persönlich eine Rolle zu spielen, seiner Eitelkeit und seiner Herrschsucht Genüge zu leisten. Der SocialiSmuS Lassallc's war ein Thealcr-SocialiSmu-, eS schmeichelte dem vom Glück begünstigten, mit großen Geistesgaben ausgezeichneten Mann, als eine Art von Triumphator an der Spike einer zahllosen Arbcitcrbevolkerung die allgenieine Aufmerksamkeit aus sich zu ziehe». So theatralisch wie sein Leven»' war sein Ende. Der Verfasser des „Systems der erworbene» Rechte' und „HeraklitS dcS Dunklen" verliebte sich 39jährig in die abenteuerlich angelegt« Tochter des ehemaligen bayerischen Gesandten in Non» v. DönnigcS nnd siel im Dncll gegen scincu geistig völlig unterwerthigen Nebenbuhler, den Moldauer Nactcwitz Das ist die höchste geistige Autorität, auf welche sich die Socialtemokralic berufen kann, ein Mann, der nach AuS- kostung aller Geniissc, die das Leben einem begüterten Sterb lichen darbietet, im äußersten Stadium der Wcl>vcracksi»ng nnd Blasirtbcit die Rolle des Arbciterkönigs spielte. Schon sein Nachfolger, der Lnstspieldicfftcr I B. v. Schweitzer, stand nicht auf der Höhe seiner Aufgabe; rS fehlte ihm an den persönlichen Eigenschaften, welche das große Publicum fesseln. Tann kam die Periode dcS Bebel und Liebknecht. Was früher als Sport betrieben wurde, bekam jetzt eine düstere Färbung; daS bleiche Gespenst des Hungers und des Elends wurde als AiiSkängeschild einer Bewegung benutzt, welche sich vermaß, die Axt an die Wurzeln von Staat und Gesellschaft zu legen, wie sie sich im Lause der Jahrhunderte entwickelt habe». Diese Bewegung war sich deS Zieles, welches ihr die Führer seit zwanzig Jahre» bestimmt haben, nicht bewußt, tasür zengl das Verhältnis), in welchem die Berliner Arbciler zu Waltcck standen. 20 000 Fabrikarbeiter folgten der Leiche Waldeck'S und gaben dadurch der Gesinnung Ausdruck, von welcher sie beseelt waren. Damals war vom ZuknnstSstaat noch nicht die leiseste Spur vorhanden; die Arbeiter fühlten sich als Thcil des Ganzen nnd wollte» auf de»: Boden der bestehenden Verhältnisse die Verbesserung ibrcr materiellen Lage anslrcben. Heule gründen die Socialtcmotraicn eine Hochschule, in welcher die Arbeiter Philosophie »nd Nattir- wisseiischasten sludircn sollen, um eine wissenschaftliche Grund lage sür den atheistischen und socialistischen ZukunfkSstaat zu gewinnen Die Wissenschaft ist von jeher international gewesen und wird es bleiben; Religion und Wissenschaft sind immer nebeneinander hergegangen und sind miteinander stets gut auSgckommcn, cS sei denn, daß die Vertreter der Kirche Wege cingcschlaacn habe», welche die Abwehr des in seinen inner» religiöse» Empfindungen verletzten Volkes hcrvorricfcii. Tic Geschichte leimt die Reformation als Heilmittel priestcrlicbcr Entartung, aber Staat und Gesellschaft in ihrer heutigen Verfassung babcn sich noch nicht überlebt; sie habe» die Richtung innc gebasten, welche ihnen die historische Ent wickelung vorgeschriebe» hat, und deshalb werden sie sich auf der bisherige» Grundlage fortcntwickcln trotz aller An- ftrcngnngen kleiner Geister, die natürliche Umwälzung, welche Dampskraft und Eleklrieität bewirkt haben, sür ihren Person lichcn Zweck auszunutzen. - * Leipzig 16. Januar. * Ter Kaiser von Oesterreich wird cs sich, wie vcr- lauiet, wobl versage» müssen, persönlich den jüngsten Sohn »nscrcS Kaiscrpaareü aus der Taufe zu beben. Dar über, ob etwa ei» Erzherzog als besonders Beauftragter zum Feste komme» oder ob drr Botschafter Graf Szcckienyi als L>rrlreter seines Kaisers bei der Tauf« sungirrn wird, waren cndgilfigc Beschlüsse noch nicht eingetroffe». » - Wie der „Fränkische Kurier" ans „ganz zuverlässiger O.ucile" erfährt, finden die großen Manöver der ver einigten bayerischen ArmeccorpS, zu welchen der Kaiser sein Erscheinen in Aussicht gestellt bat, in unmillel- barcr Nähe Münchens statt, ebenso die große Parade. Für die Wahl deS Terrains waren namentlich die Schwierig keiten maßgebend, welche für die Unterkunft de- Kaiser» sammt Gefolge, sowie sür die z» erwartenden zahlreichen mililairisMen Besucher au-wäri- bestehen , der Kaiser wird in der königlichen Residenz (dem Köniz-schlosse> zu München Quartier nehmen und von da aus sich täglich auf das Gesichtsfeld begeben. * Durch den nunmehr perfect geworbenen Ankauf der Domäne LandonvillcrS, welche 4 — 5 lcm von Schloß Urville entfernt an der Nied gelegen ist, ist der Landrali, deS Kreises MoerS (Nheinprovinz) 1>r. John Daniel Schloß nachbar tcS Kaisers geworben. Die Domäne stand seit längerer Zeit zum Verkaufe aus, da die Familie de Bouteiller, welche seil 1870 Besitzerin derselben war, in nicht eben günstigen VcrmögenSvcrbästnissen lebt. DaS Haupt dieser Familie, Ernst de Bouteiller, vormals Deputirter und Ritter der Ehrenlegion, bat sich durch historische und archäologische Arbeiten üeer Metz und Lothringen, sowie durch die Gründung der 8oeiöts cla prövovniioo ot «In --oonnis inuluolz clos Fl-iaciens-I.orrainz zu Paris, die er im Iabrc >873 nach seiner Ausweisung aus dem Gebiete deS Reich-iandeS dornahm, einen Namen gemacht. Al« er 1881 starb, waren die Hinterbliebenen bereits in einer cbwicrigcn Lage, die schließlich den Verkauf der Domäne LandonvillcrS zur Nothwcndigkeit gemacht haben mag. Die Bodeiisläcbe dcS wohl arrondirtcn Bcsitzlbumö beläuft sich auf 262 Hektar, davon etwa 100 Hektar Waldung; der Rest besteht ans Wiese» .im Nied-Dbale und gutem Ackerboden. Der Kaufpreis von 280 000 ohne Mobiliar und Wirlh chaltsgeräibc ist kein Kober zu nennen. Der neue Besitzer, I>r. John Hanicl, verfügt über bedeutende Mittel. Er wird die Domäne durch einen erfahrene» Qckonomcn bcwirth- chaftcn lasten. Wie cS beißt, bat sich auch ein Führer der preußische» conscrvativen Partei um den Besitz von Laudon- villerS beworben, doch ist ibm Landrath Haniel znrorgc- kommcn. Doch harren im französischen Sprachgebiete Loth ringens noch verschiedene herrschaftliche Güter de-Käufers. * Tie württcm belgische Abgeordnetenkammer beschloß mit 63 gegen 2t Stimmen die Beibehaltung der lebensläng lichen Anstellung der Qrlövorsleber in Gemäßheit des von der Regierung vorgclcatcn Entwurfs. Von dem Abgeordneten HauSmann war im Namen der demokratische» Partei die Abschaffung dieser Einrichtung beantragt worden. Der Minister tcS Iittiern v. Scbmid war für den Standpnnct der Regierung energisch eingetretc». * Der russische Abgesandte sür die Unterhandlungen mit dem Vatikan IswolSIi ist nach Petersburg abgercist, um neue Instructionen, insbesondere bezüglich der Ernennung dcS Erzbischofs von Mobilem, einznholcn. * Fürst Ferdinand nahm am 13. d. M. d>e Glück wünsche der Bischöfe der Synode (zriur griechischen Neu- ahrütagc) entgegen »nd bemerkte in seiner Entgegnung, der Tag sei von guter Vorbedeutung sur die küiistigen Beziehungen rrvifcherr der Kirche und dem Throne. Er, der Fürst, werke tetS der wahre Beschützer »nd Vcrthcidigcr der brrtga rischen Kirche sein. Ihrerseits möge» die Würdenträger der Kirche Gott bitten, de» Thron zu schützen, der aus immer und »nauslöSlick mit der heiligen nationalen Sache vcrbiinten sei. In sei»er Erwiderung ans die Glückwünsche des Ministe» . Präsidenten Stambnlosi erklärte der Fürst, cS >ei ibm eine bobe Befriedigung, fesistellei, zu können daz^. Dank dem Ibätigen Zusammenwirken der Minister nnr der Sobranje, da« Land die besten Fortschr itte mache. DerGeborsam gegen dieGesitze, sowie daö Vertrauen auf die Zukunft wurzeln im Volke fest. Im Weiteren forderte der,Fürst die Minister auf, einniütlng weiter zu arbeiten an' der Mehrung und Entwickelung des NalionalwühlslantcS und der Arbeiten des Friedens, ans denen die befriedigende Lage des Landes ruhe. Das Jahr >890 sei für Bulgarien ein gutes Jahr gewesen »nd cS sei >u hoffen, daß das neue Jahr noch besser aussalle. Dem Lbrisllicutenant Petrow, der im Namen de« Heere« mit seinen Glückwünschen die Zusicherung dardrachte, daß der Fürst z» jeder Zeit aus das Heer zählen dürfe, da letztere« in der Person de» Herrschers den Mann erkenne, der Land und Heer zum Rubine »nd zum Siege führe» würde, sagte der Fürst, das Heer werde seine Hobe Aufgabe am besten erfüllen können, indem cS seine Pflichten der» Throne gegen über erfülle und sich von aller Politik scrnhalle. Ter Fürst siebe an seinem alten Platze und erfülle seine schwere Pflicht, die Geschicke des Landes »nd dcS Heeres zu leiten. Er habe dabei das vollste Vertrauen zu dem tapferen bul- garrschen Krieger, der der Stolz seines Heeres und des Vater landes sei. * An die kürzlichc Anwesenheit de« König» Milan vo» Serbien in London knüpft sich, wie der „Kreuz Zeitung" von dort berichtet wird, ein Nachspiel. Man wollte nämlich von einem Zerwürfnisse wissen, daS zwischen dem König Milan und Herrn Mijalovilsch entstanden sei, weil dieser den Wunsch deö König«, von der Königin Victoria empfange» zu werden, nicht in Erfüllung zu bringen vermochte. Herr Mijatovitsch giebt nun in der „Pall Mall Gazelle" eine Erklärung ab, welche diese An« streuringen Lügen straft nnd in welcher er sich dagegen ver wahrt, daß ihm die Rolle eine« geheimen Agenten des Königs Milan zngcschriebcn werte. Tie gegen ihn ge rickstelen 'Angriffe fübrt er darauf zurück, das; ihm die Inleressen deS serbischen Staates und der serbischen Natten höher gehen als jene der panslawistrschen Bestrebungen. Zur parlamentarischen Lage. ** Berlin, 14. Januar. Die crsteSitziing des Reichs tags wurde »ach dem unter den Parteien vor Weihnachten getroffenen Abkommen den Freisinnigen-und Socialdemokraten für ihre Anträge ans Beseitigung bezrv Herabsetzung der Getreitezölle zur Versügung gestellt. Allerem^« sind diese Anträge bereits im Mai vorigen Ial reS gestellt worden, aber kw Antragsteller schienen wenig Eile mit der Erledigung zu haben, lind nach dem Gange der Verhandlungen erscheint daS wohl begreiflich. Denn über die Fragen tcS Freihandels »nv dcS Schutzzolls, über den Nutzen oder die Schädlichkeit der Getreitezölle dürste Wohl schwerlich irgend Jemand im Stande sein, etwa» 'Neues zu sagen, aber darüber müßten auch Alle einig sein, welch« sich zu einem politischen llrtbeil befähigt erachten, daß es immer ein Fehler ist. von einem Eplrem in daS andere zu Versalien, und sowohl die Frei sinnige», wie die Sceialdcnrokraleri waren wobl bei Clellnng ihrer Anträge nicht im Zweifel darüber, daß sie mit denselben keinen unmittelbare» Erfolg erreichen würden. Doch da« kalten sie auch nicht im Auge, e« kam ihnen vielmehr lediglich aus die Agitation an, ans die Wirkung nach außen und da erschien ihnen diese- Thema besonders passend »nd willkommen. Zuerst bcmächlialcir sick, die Social demolraten dieses so beaucmcn Stoffe-, doch die „Freisinnigen' durften nicht zurückbleivcn und waren flug- hinltrher, um an der „BolkSgunst", von der sie ja ohnehin nicht mehr viel besitzen, nicht noch mehr Einbuße zu erleiden. Aber was waren daS für Reben, die wir gestern und beule zu bören bekamen! Eine öde Langeweile herrschte, die Socialdemokralcir schickten ihre Größen zweiten Ranges vor, die Herren Schumacher und Stolle, die Freisinnigen den ebenso selbstgefällige» wie alle Welt durch seine AuSfüorungeu ermüdende» Herr» Brömel, das einstige Schooßkind deS Herrn Banrbergcr. Herr Richter wußte seine Rete nicht anders zu „würzen", als durch die häßlichsten Angriffe auf unseren ver dientesten Staatsmann, aus unseren Biömarck, dem wir die Schöpfung de« Reiche« »nd de« Reichstags verdanken. Unter denr lebhaften Beifall des Hauses geißelte I>r. Bubl diese Art de« Kampfes und wies ans die unvergänglichen und unvergeßlichen Dienste dcS ersten Kanzlers bin. Auch beule wurde Herrn Richter wieder gebührend bcinigclcuchfct. Denn die Rcdettist kalte sich nach den langen Ferien weder gestern »och beule erschöpft, und erst morgen wird diese Verhandlung endlich zum Abschluß kommen. Es versiebt sich von selbst, daß beide Anträge abgclcbnt werde», aber auch gegen den Antrag Nichter wird sich eine ziemlich große Mcbrbeit zusarnniensinden, nnd insofern ist die Debatte vielleicht ganz gut gewesen, dem Herrn Reichs kanzler v. Eaprivi vielleicht gar nicht unerwünscht gckoinnicn. als für die Verhandlungen mit Qesterreich-Ungaru wenigslcnS gezeigt werden kann, daß die große Mehrheit dcS Reichs tages durchaus nicht gewillt ist, die Schutzzölle leichthin fahren zu lassen. Im Uebrigen haben »vir jetzt parlamentarische „ksrrtv saison". Die Reichstags Evinrnissioneii sind Vormittag vor der Plenarsitzung und nach deren Schluß, fast bis Mitter nacht Ibälig, »m „Sloss" für das Plenum zu schaffen. Die Novellen zur» Zuckersicner , zumKranlciicasscir und zuiirPalcnt- gcsetz sind glerchzeittg in Angriff genommen und auch picBudgcl- comMission ist an der Arbeit. Daneben tagen im preußischen AbgeoeViielenbausc die Steuerreform- und die Schulgesetz commissio». sowie die sür die Landgcmeindeordnnng. Ter fleißige ZeittingSlcscr vermag taum zu folgen. Nicht »nbemcrkk geblieben ist, in welcher Weise Herr Eugen Richter, trotz der nachdrücklichen Zurückweisung, die er neulich erfahren, neuerdings wieder nur die Gunst des Herr» v. Eaprivr zu buhlen bestrebt ist. Fürwahr ec» schönes Bild „trcisiiinigcr" Gesinnnngsiüctiligkeit. 'Aber er sollte doch bedenken, daß ibm das bei den braven Demotratci» noch »icbr schaden kann als seine Irrlehren, und wer weiß, wie bald, wie sehr bald er der Unterstützung der Svcialdcmokraleir wieder benölhigt ist. Zur Arl'titerliewtyllily. " Leipzig, 15. Januar. Tic sur gestern Abend inr Saale der „PollsliaUen" (sriiher „Vellevue") einberusene außerordentliche ossenNiche Persaiiinilling der Ziinrncrer von Leipzig und Umgegend zeigte denielben schwachen Besuch, über de» in den in lüngsier Zeit nl'gehattencn piroeilerveisaininimigeir anderer Branchen von de» Leitern der Arbeileci ewcguiig bitter geklagt wurde. Nu» etwa 70Personen waren z» der Beisauin. ung erschienen, während die BcrsamiMmige» der Zimmerer in frühere,! Jahre» von viele» Hun derte» vesuchl wurden. Herr Aug. Briiigmau» aus Magdeburg hielt eine» Vortrag über die Lage der Zimiucie, Teulichlniido, über lörganisalioir und die in de» Tagen vom 23. Ins 26. Marz d. I. i» Halle n S. siattmidende Oieucralvcrsauiuilung der Zimmerer Deutschland.' Ter Neduer widerte die betaiinteu Behauptungen vo» der schlechten, ve»'bl>i>'t»ttg»bedmstjgen Lage, von der deshalb mit aller (tnergie durchznstlhreudeli Verkürzung der Arbeitszeit und der Nothwendigkeit der llrrichluug einer läeirtralorgamiaiio» au Siebe der Localverbiiidmigei^ z,r Tage. Aus seinen Ausführungen, die fast 1' i Siunde Zeit beaiispruchlen, durste» iolgende Daten nicht ohne Interesse sein, ll-' wurde vom Nedner mugeiheilt, daß der Zimmererslreik in (lasse! >«>,(»>„» verschlmige» habe, ohne daß etwas erreicht worden sei: ierncr daß in Trier die Streikende» vier Wochen ohne jedwede Unterstützung geblieben stien, während wochenlang regelmäßige Beiträge sur die Slrelkenden nach einer andere» Sladt geichickt wurden, i» der sich nur eine Person im Auoßand befand und die wohlgefällig die gesandten lliilcrslützungsgclLer sür sich in Empfang »ahm und verbrauchte. Herr Brtugiuaun suchte au« diesen Vorkommnisse» und zur Ver- meidiing solcher die Nolhivendigkert einer eiuheilllchcn Lrganisalion darzuthmi. Tie hieraus siatlfindende Ti cu!sio» gab ein recht unerauick- lichcs Bild von der vielgerilhmlc» Einigkeit »Mer den Arbeiler». Es cntwickclle sich zwischen Herrn B rtngr» n » » und Herrn S > a in m e r ein Wortgefecht, i» welchem sich die beide» Oiknannie» nach allen Negel» der .'tunst „heriliiterpntztcii" »nd bei der Wahl ihrer Ausdrücke nicht immer die parlameiitariiche Olrcnzc »inhteilcn. Jeder der Nedner wurde von leine» Oiejiniiungs- genossen »ach »rüste» »merslützl und die Versammlung betyeilrgie sich durch trästige Mißbilligung«, brz. Zusliuininngsiiezciigniigen ebenfalls a» dieser eigenartigen Tiscussiv». die sich bis gegen Mitternacht crus- delmte. Hierdurch wurde die Erledigung der auigeslcUle» Tages- vrdiuiiig uuuiitgllch, so daß nur noch die drei Telegirten sür den Eougrcß gewählt werde» ttmitteu. Tiefe Wahl vollzog ßch »beasalls in ziemlich geräuichvvller Weste, da die Periammlnng j» zwei Lager geipaile» war. T>e Hohe der Turlen sur die Abgeordnelen konnle nicht mehr seslgeieyt werden und mußte diese Angelegenheit, sowie der übrige Theil der Tagesordnung einer andere», dcimiachst einzu- bcrusendei, Versammlung Vorbehalte» bleibe». * Eine Montag Abend in Dresden abgchallcne öffentliche Versammlung iämintiicher Oiewerksch asten vo» Dresden und Umgegend, die von ca 8l>cl Personen besucht sein mochte, hatte eine» außergewöbuliche» Verlaus. Sie beschäftigte sich mit der „Eeiilrnl.Eouttol.Commission von Dresden und Umgegend", welche vor einige» Moiiale» hier in der Weise gegründet wurde, daß die s.rmmttiche» Arbeirerbronchen aus ihren Nethen einen oder mehrere Teleglrte dazu wühlen. Die Commissio» soll „dem llnlcriichmcr- ttmin eine» Tamm entgegenieUen": in erster Neihe hat sie wohl die Streitfragen z» regeln. Ein Streik soll in Zukunft hier nur an-brechen, wen» diese Eonimstsio» i!n> vorder gebilligt Hai. Tann soll aber durch die Unterstützung der Eeiilral-Eomuiission die ganze organisirle Arbeiterschaft von Dresden und Umgegend hinter den Zli.lbuheii siehe», insbesondere durch allieilige Unterstützung mit lüeldmittel». Diese Eomimstioir ist nun luizlcch vo» der hiesigen Poisteidirectio» dem Vereinsgcsetz unterstellt und veranlaßt worden, Staiutcn »lirzureichen Tie Commission batte daraus hin beschlossen, diesem Verlangen nicht nachzil'oinmen, sondern sich auszulose». Tie vorgestrige große Veriammlmig Witte jedoch in düster Frage eine» definitiven Beichluß herbeisüdren. Cs traten zwei Referenten aus, deren Ansichten einander direct wideriprachen. Der Tischler Scholz, welcher zuerst sprach, vlaidirle sür Auiloiung. Er erblickte in der von der Polizeibehörde be-chiosieiren Umeriicllling der Eommission unter Vas Vereinsgeietz eine Schlinge, nnt der »ran dann die sämiiitiichen hiesigen Fochvcreine knebeln und unier- drückeii wolle. Man werde eine Verbindung zwischen der Com mission und den Fachvereincn consiruire» und die letzteren dann sanlmliicy ausloien. An Stelle der Comuistßon beantragte er. eia Arberier-Syndikat. nur aus zwei Personen bestehend, zu Wahlen, welches die Ausgaben der Commission übernehmen solle. Nach ihm
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