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«ezogSPrrt», Beilage dierteljShilich SlO^c In ,an, Deutschland frei HauS S SS Ausgabe > mit Dresden und in Oesterreich Dresden und ganz Deutschland frei HauS in Oesterreich 4,07 X. — Einzel-Nummer 1« 4 viertelillhrlich l.iSN^ Hn frei Haul ... — — «...»..-Nummer — , Wochentags erscheint die Zeitung regelmäßig in den ersten Nachmittagsstunoen; Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit UirteVhaltr»irg»-erlage Vie illustrierte Zeit . Anzeigen, Annahme von SeschSftsanzeigen bis 10 Uhr, von Familicn- anzeigcn bis 1» Uhr, Preis für die Petit-Spallzcile SO im RcNametcil «0 4 Für undeutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher auf- gegebene Anzeigen können wir die Verantwortlichkeit für die Richtigkeit dcS Teiles nicht übernehmen, Redaktions-Sprechstunde: IO bis 1t Uhr vormittags. Für Rückgabe cinaesandtcr kchriftst, macht sich die Redaktion nicht verbindlich: Rücksendung erfolgt, wenn Rückporto bct- gesügt ist, Brieslichen Anfragen istAmwortSporto beizusügen. Nr. 187 Geschäftsstelle und Redaktion Dresden««. 16, Holbekrttratze 46 Dienstag den 17. August 1915 ^ Fernsprecher 218K6 14. Jahiisi Verzweifelter russischer Widerstund Gott erhalte Aranz den Kaiser! X In einer schwere», ernsten Zeit feiert das uns be- ilcmidete und verbündete Oesterreich Ungarn am morgigen Mittwoch in würdiger Weise den 8». Geburtstag seines er- l liabeneii Kaisers und Königs. Und in die Glückwünsche der eigenen Landeskinder mischen sich aufrichtigen Herzens die des gesamten deutschen Volkes. Kein rauschendes Fest, kein lärmendes Vergnügen soll die Feier dieses seltenen Tages ilören, denn dazu ist die Zeit zu ernst. Wir wollen an diesem I Tage mit unseren treuen Verbündeten ein heißes, inniges Gebet z„ Gott dem Herrn znm Himmel senden, damit er, der Allmächtige, in seiner unendlichen Güte dem greisen Kerrscher nach dem blutigen Völkerringen noch manches Fahr den wohlverdienten Frieden schauen und empfinden lasse. Wohl kein Herrscher darf von sich sagen, daß er von ''einem Volke so einmütig verehrt und geliebt wird, wie müser Franz Josef. Leine Milde und sein gerechter Linn staben ihm Herzen geöffnet und seine hohe Auffassung seines Herrscherberufes und der damit verbundenen Pflichten ließen ihm freudig die Achtung aller seiner Untertanen ent- gegenkommen. Als der größte aller Kriege begann und die Ästker der Doppelmonarchie sich wie ein Mann zusanimeii- iclilossen, da merkte man erst so recht, was ihnen ihr Kaiser war, da fühlte man deutlich, wie lieb sie ihn hatten und wie entschlossen sie waren, neben dem heimischen Herd auch den Thron zu schützen vor den Feinden. Gottes Hand hat in hcn schweren Tagen sichtlich über die verbündeten Heere gewaltet und sie bisher überall als Sieger in Ehren be siehe» lassen. Sie wird gewiß auch unsere gerechte Sache ;» einem glücklichen Ende führen und damit dem erlauchten 3enior auf Mirstenthronen die Freude eines vollendeten Sieges über die Feinde bereiten. Möge dieser Tag nicht inehr zu fern sein, darum wollen wir den lieben Gott bitten am morgigen Tage. Das Geburtstagsgeschenk eines ehren vollen baldigen Friedens möge er ihm geben, damit der Monarch sich noch sonnen kann an dem neuen Aufblühen scines Landes und Volkes. Er hat es reichlich verdient. Ein Leben voll Sorgen und Mühen, voll schwerer Prü fungen und Heimsuchungen hat er bisher durchwandern müssen. Gottergeben nahm er alle Schläge ans und er hobenen Hauptes schritt er durch die lange Lebenszeit. Kaiser Franz Josef kam schon früh zur Regierung. Mit 18 Jahren — im Jahre 1848 — wurde er großjährig und Kaiser. Schon in den ersten Jahren mußte er zeigen, daß er eine starke Hand hatte. Die Wirren im eigenen Lande, der Aufstand der Ungarn, der Krieg mit Italien, sie alle »Hißten zu einem guten Ende geführt werden, geführt durch eisernen Willen, durch Tatkraft und Klugheit. Die strengen Fugendjahrc des Kaisers brachten ihm die erforderlichen Eigenschaften und ließen ihn und das Volk die Ereig nisse richtig übci-ftchen. Oesterreichs Kampf um die Vor- Herrschaft in Deutschland nahm nicht den gewünschten Ans gang, aber der Kaiser wußte die Fügung mit Würde zu tragen und seiner edlen Gesinnung ist es mitzuverdanken, daß die beiden großen Reiche einander immer näher ge bracht wurden, ja daß man ein Bündnis schloß, welches im gegenwärtigen Weltkriege so herrliche Blüten treibt. Unter der langen glorreichen Regierung des Kaisers Franz Fosef haben die Länder und Völker einen ungeahnten Auf schwung genommen, sie haben sich vorzüglich entwickelt, Han- del und Wandel nahmen zu, und wenn auch nicht immer Friede unter den einzelnen Stämmen herrschte, so kann doch gesagt werden, daß alle sich mit ihren: Kaiser und König be mühten, die Wohlfahrt des Landes zu fördern. Wir sehen bei den verschiedensten Gelegenheiten den Monarchen an regend wirken, sein Wort und sein Beispiel wirkten an- senernd, und von ihm muß gesagt werden, daß er bisher der treubesorgte Vater seines Volkes war. Er nahm die Herrscherpflichten ernst und die Bedeutung und Kraft Lesterreich-Ungarns ist zum allergrößten Teile ihm zu ver danken. Wie der Kaiser im öffentlichen Leben wirkte, so war er auch vorbildlich im Familienleben. Am 24. Mai 1854 vermählte er sich mit der Prinzessin Elisabeth, der ältesten Tochter des Herzogs Maximilian Josef in Bayern. Die Kaiserin Elisabeth war eine majestätische Erscheinung und wurde gar bald der Stolz aller Oestcrreichcr. Auch in Ungarn erwarb sich im Nu die hohe Frau die Sympathie des Volkes. Aus der kaiserlichen Ehe entsprossen vier .Kin der: Sophia, geb. am 6. Mai 1855, gcst. am 29. Mai 185-7', Gisela, geb. am 12. Juli 185,6 und vermählt seit 29. April 1878 mit dem Prinzen Leopold von Bayern, dem Sohne des Prinzen LuitpoldKronprinz Rudolf, geb. am 21. August 18>8, gest. am 39. Januar 1889; Marie Valerie, geb. am 22. April 1868 und vermählt seit 31. Juli 1899 mit dem Erzherzog Franz Salvator von Oesterreich-Toskana. M Milk M AM Rcligionsbcschwcrdcn in Frankreich Paris, 16. August. Um den Wünschen republika nischer und sozialistischer Kreise nachzukommen, die sich darüber beschwerten, daß in den Spitälern katholische Pro paganda betrieben werde, ließ der Kriegsmiuister in den Spitälern und Ambulanzen einen Aufruf anbringen, wo nach jeder Soldat sich zu der Religion bekennen kann, die ihm beliebt. Ter jüngste Kriegsrat m Calais faßte laut „Voss. Ztg." keinen endgültigen Entschluß über die Offensive an der Westfront. Englischerseits sei versichert worden, daß jetzt täglich 5090 Soldaten über den Aermelkanal setzten. Unruhen bei den Iren Die Morgenblätter bringen eine Meldung des „Neuen Notterd. Eourant", wonach die Ausfüllung des National- registcrs in Großbritannien bei den irischen Arbeitern West- englands und Schottlands große Unruhen verursacht. lieber die Weichsel Wie die „Köln. Ztg." aus dem östlichen Kriegspresse quartier meldet, ist das Gebiet westlich der Weichsel über- füllt von rastlos vorwärts rollenden Verpflegungsstaffeln und Trains. Mit großer Anstrengung sei es gelungen, den Uebergang ü b e r d i e W e i ch s e l i m großenStil fürdcn Nachschub zu betreiben. Zu dem Amtsantritt des neuen türkischen Botschafters in Berlin wird nach der „Kreuzzeitung" in der „Deutschen Orient- Korrespondenz" geschrieben: In politischer und Wirtschaft- licher Beziehung erwachsen aus der Neugestaltung der euro päischen Lage neue große Fragen zwischen Deutschland und der Türkei, bei deren Lösung die Mitarbeit eines so hervor ragenden Staatsmannes, wie Hakki Pascha es ist, wünschens wert erschien. Das politische und militärische Bündnis zwischen beiden Reichen ist festgefügt für alle Zeit. Der russische Bericht Petersburg, 17. August. (W. T. B.) Der Gene ralstab des Generalissimus teilt mit: In der Gegend von Nauske drängten unsere Truppen in der Nacht zum 15. August von neuem die Deutschen zum Fluß Aa zurück. Feindliche Gegenangriffe wurden zurückgewiesen. In der Richtung Jakobstadt - Dünaburg keine wesentlichen Ver änderungen. Die Beschießung von Kowno dauert ohne Nach lassen an. Die Deutschen greifen hartnäckig die Befesti gungen im westlichen Abschnitt an. Zwischen Narew und Bug wurden am 14. und 15. August Kämpfe mit großer Erbitterung geliefert. Eine Reihe feindlicher Angriffe wurde unter großen Verlusten für den Feind abgeschlagen. Auf dem linken Ufer des Bug keine wesentlichen Verände rungen. An den übrigen Abschnitten der Gesamtheit unserer Front stellenweise Gewehr- und Geschützfeucr. Kein irgend wie bedeutendes Gefecht. Deutsches Unterseeboot an der englischen Küste London, 17. August. (W. T. B.) Reuter. Ein deutsches Unterseeboot hat am 16. August frühmorgens auf Parton, Harrington und Whitehavcn an der Westküste von England Granaten abgefeuert, ohne wesentlichen Schaden anznrichten. Einige Granaten trafen nördlich von Parton den Bahnkörper. Der Verkehr erlitt eine kurze Unter brechung. In Whitehaven und Harrington entstanden Brände, die rasch gelöscht wurden. Menschenleben wurden nicht verloren. So glücklich wie der Kaiser bei nud mit den Deinen war, so schwer trafen ihn auch die verschiedensten Schicksals schlüge. Schon im fünften Jahre seiner Regierung wurde auf das Leben des damals jungen Monarchen von ver brecherischer Hand ein Mordanschlag verübt. Es war am 18. Februar 1853, als der Kaiser während eines Opazier ganges auf der Bastei beim ehemaligeu Kärntertor in Wien von einem Ungarn namens Libenyi mit einem Messer am Hinterkopfe verwundet winde. Die Verletzung war glück licherweise keine schwere und konnte der Monarch in einigen Wochen seine Reisen, die er in jener Zeit in die verschie densten Kronläuder unternahm, wieder fortsetzen. Im ganzen Reiche fanden damals Sammlungen statt, um zum Tanke an Gott für die glückliche Rettung des Kaisers ein Gotteshaus zu errichten. Dieses Gotteshaus ist die heu tige herrliche Votivkirche in Wien. Im Jahre 1867, da mußte Franz Josef es erleben, daß sein Bruder, der un glückliche Kaiser Maximilian von Mexiko, von Republi kanern erschossen wurde. Es steht weiter noch in aller Er innerung, wie im Jahre 1889 Kronprinz Rudolf so jäh ihm entrissen wurde. Ter furchtbarste Schlag aber traf den Monarchen, als am 19. September 1898 die Kaiserin Elisa beth, ans einer Reise begriffen, in Genf von dem anar chistischen Verbrecher Luccheni mit einem Dolche ermordet wurde. Tie große Teilnahme an dem herben Verluste gab dem Kaiser Trost in seinem tiefen Schmerz. Als bleibendes Andenken an die Verewigte stiftete Franz Josef den Elisa bethorden für Frauen und Jungfrauen. Noch einmal wollte eine ruchlose Hand dem Leben des Monarchen vorzeitig ein Ziel setzen. Ein Irrsinniger namens Jakob Reich ver suchte im Jahre 1993 auf der Fahrt durch die Mariahilfer- straße den Kaiser mit einem Stocke zu töten. Einen geradezu namenlosen Schicksalsschlag bildete die am 28. Juni v. I. in Serajewo erfolgte Erinordung des Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner edlen Gemahlin für den alten Kaiser. Kaum erst von einer schweren Krankheit genesen, wurde er durch diese entsetzliche Nachricht aufs neue niedergeschmettert. Ter letzte Schlag war die Veranlassung zu dem fürchterliche» Weltkriege, in welchem der Kaiser seinen 85. Geburtstag feiert. So sehr wie er in diesem Kriege und in seinem ganzen Leben für sein Volk gebetet hat, so innig wird an diesem Tage sein Volk für ihn beten und Gott bitten, daß er den greisen aber ungebrochenen Regenten noch manches Jahr sich im Glücke seines Volkes sonnen lassen möge. Wir aber wünschen von ganzem Her zen dem erlauchten Verbündeten Gottes reichsten Segen, und mit uns wird das gesamte deutsche Volk die aufrichtigen Glückwünsche vereinigen und freudigen Herzens ausrufen: Gott rrhaltc Franz den Kaiser! Verzweifelter russischer Widerstand Die B. Z. erhält aus dem k. u. k. Kricgspresscquarticr unterm 15. August folgende Drahtnachricht: „Das Stück von Russisch-Polen, das die Russen noch in Händen haben, wird kleiner und kleiner. Nach der Ein nahme von Siedlce sind alle Gouvernemcnts-Hauptorte in den Besitz der Verbündeten übergegaugen. Und i m m e r weiter schiebt sich die Front der Verbün deten vorwärts. Die Truppen haben dabei nach wie vor schwere Kämpfe zu bestehe». Denn je näher der Augen blick heranrückt, in dem ganz Polen den Russen verloren gegangen sein wird, desto energischer werden die Versuche, den Vormarsch der Verbündeten zu hemmen und von dem von den eigenen Truppen verwüsteten Land noch ein letztes Restchen zu halten. Ter gestrige Tag zeigte ein ganz besonders schweres Ringen. Gegen die den gestreckten Bogen um Brest- Litowsk iiniuer enger ziehenden Truppen richtete sich ein geradezu verzweifelter Widerstand, der bis in die späten Nachtstunden währte. Doch die Russen batten nicht mit der trotz der wochenlangcn Kämpfe ungeschwächten Angrisfskraft der vordringenden Truppen gerechnet. Sturm folgte auf Sturm. Tie starken Stellungen des Feindes wurden an mehreren Abschnitten durchbrochen, sodaß die Russen sich genötigt sahen, wiederum d i e G e s a m t fr o n t weiter z u r ü ckzunehmen , verfolgt von den sich rast los vorwärts arbeitenden Kräfte» der Verbündeten." Die Nachricht wird noch bestätigt durch eine Mitteilung, die der B. L.-A. am 16. August erhält und die lautet: „Wie zu erwarten war, gewinnt der Widerstand des Feindes an Heftigkeit, je näher die Fronten der Verbün detes gegen die Basis des rui fischen Verteidi gung s r a u m e s heranrückeii. Die Grundlinie ist im all gemeinen an der Eisenbahn Brest-Litowsk — Bjelostok zu suchen. Beide befestigte Städte sind wert-