Volltext Seite (XML)
Wcheritz-MW Jnjerate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden «erden mit 1ü Pfg. di« Spaltenzeile oder verm Rauni berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im reoaktionellm Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Dtt „Wei-eritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners ¬ tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan- italten, Postboten, sowie die Agenten nehmen B«> Amtsblatt für die Köniqliche UmtshauPlmamfchast Dippoldiswalde, sowie für di- Königlichen "Amtsgerichte und die Stadtiäthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redakteur: Paul Ithnr in Dippoldiswalde. Nr. 136. Sonnabend, den 16. November 1889. ' 55. Jahrgang. Neue Friedenshoffnungen. Die vor einigen Wochen in der deutschen Thron rede so bestimmt ausgedrückte Zuversicht auf fernere Erhaltung des europäischen Friedens hat durch ver schiedene bemerkenswerthe Borgänge der jüngsten Zeit eine erste und glänzende Bestätigung erhalten. Bor Allem stellt sich die in diesen Tagen zum Ausgange gelangende Reise Kaiser Wilhelms nach Italien und der Balkanhalbinsel als eine neue gewichtige Friedens bürgschaft dar, nachdem sie aus ihrem ursprünglichen Rahmen eines Familienereignifses weit herausgetreten und zu einer politischen Begebenheit ersten Ranges ge worden ist. Bereits der Besuch des deutschen Kaisers in Konstantinopel, auch wenn er ohne greifbare poli tische Folgen bleiben sollte, charakterisier sich in seinem ganzen Berlaufe als ein Vorgang, der nur geeignet sein kann, die gegenwärtige Friedensströmung in Europa zu kräftigen und immer stärker hervortreten zu lassen. Noch weit mehr gilt dies aber von den zweimaligen Begegnungen, welche Kaiser Wilhelm während seiner jüngsten Auslandsreise mit dem König Humbert von Italien in besten Sommersitze Monza gehabt hat, und endlich von der Zusammenkunft, welche zwischen Kaiser Wilhelm und dem Kaiser Franz Josef an diesem Donnerstag stattfand. Die Monarchenbegegnungen von Monza und Innsbruck legen aufs Neue beredtes Zeugniß ab von den herzlichen persönlichen Beziehungen zwischen Kaiser Wilhelm und den Herrschern Oester reich-Ungarns und Italiens, zugleich bekunden aber diese wiederholten Besprechungen der Monarchen mi: einander, daß auch das innige gegenseitige Berhältniß ihrer Reiche ungeschwächt fortbestehl und somit ist es durch die Fürstentage von Monza und Innsbruck wiederum aller Welt zum klarsten Ausdruck gebracht worden, daß die europäische Friedensliga nach wie vor kräftig sortlebt. Diese Thatsache hat nun aber noch vor der Zusammenkunft des deutschen und des öster reichischen Kaisers auf tyrolischem Boden durch den Besuch des Grafen Kalnoky in Friedrichsruh eine ge wichtige Bekräftigung erhalten und die Bedeutung der kürzlichen Besprechungen zwischen Kalnoky und dem Fürsten Bismarck ist durch einen hochosfiziösen Artikel des Wiener „Fremdenblattes" in das rechte Licht ge rückt morden. Es geht aus den Aeußerungen des Wiener Regierungsblattes mit Bestimmtheit hervor, daß die Zusammenkunft der beiden Staatsmänner Er gebnisse gezeitigt hat, welche eine immer friedlichere Gestaltung der allgemeinen Lage verbürgen und daß hierbei dem österreichischen Minister seitens des Reichs kanzlers sehr werthvolle Aufschlüsse über die friedlichen Gesinnungen des Kaisers von Rußland in Anknüpfung an besten Besuch in Berlin ertheilt worden sind. Das „Fremdenblatt" gelangt dann unter Hervorhebung der deutschen und der österreichischen Orientpolitik zu dem Schluffe, daß die Begegnung von Friedrichsruh wie die Innsbrucker Zusammenkunft der beiden Kaiser als neuerliche Bürgschaften für die weitere Konsolidirung der gegenwärtigen europäischen Berhältniste zu be trachten seien und eine derartige hoffnungssreudige Austastung der nächsten Zukunft Europas entspricht auch dem wirklichen Zustande der Dinge. Inzwischen haben alle diese friedekündenden Anzeichen auch von englischer Seite eine nicht zu unterschätzende Bestätigung erfahren. Lord Salisbury, der leitende Staatsmann Englands, hat in seiner großen Rede auf dem Lon doner Lordmayors-Banket, soweit sie der europäischen Lage gewidmet war, sich ebenfalls in unzweideutigster Weise über die erfolgreichen Bestrebungen zur Wahrung des jetzigen ruhigen Zustandes unseres Welttheiles aus gesprochen und ging er in seiner Zuversicht sogar so weit, zu erklären, daß die Friedensaussichten noch nie mals so gute gewesen seien wie jetzt, und steigt der politische Barometer nach Lord Salisbury beständig nach der Richtung des Frieden«. Man kann diesen meteorologischen Vergleich sehr gern acceptiren und gewiß wird man allenthalben nunmehr die zuversicht liche Erwartung hegen, daß der europäische Barometer seine „steigende Tendenz" beibehalten werde, wenig stens haben die Völker Europas nach all' den Vor gängen der letzten Wochen das Recht, an die Beständig keit der neugeweckten Friedenshoffnungen zu glauben. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Nach langem erquickenden Schlafe ist unter den hiesigen zahlreichen Vereinen in letzter Zeit einer derselbe» zu neuem Dasein erwacht, und wird er unter sachgemäßer Leitung, nachdem er bereits früher immerhin nennenswerthe Erfolge erzielt hatte, auch in Zukunft sich für die gesammte Gegend von Nutzen erweisen können — der Erzgebirgsverein. Heute Sonnabend Abend wird in demselben, nach Er ledigung verschiedener Vereinsangelegenheiten, das Mit glied der Sektion Dresden des sächs.-böhm. Gebirgs vereins, Herr Lehrer Martin von da, einen Vortrag über „Sitten und Gebräuche in den Dörfern oberhalb Schandaus" halten, zu welchem auch Gäste sehr will kommen sind. Hoffentlich wird die Versammlung von solchen und von den Mitgliedern recht zahlreich besucht. — Am Donnerstag Abend begann die Theater gesellschaft Kar ich s im Saale der „Neichskrone" den angekündigten Cyklus von Vorstellungen mit dem vier aktigen Schauspiele „Der Goldbauer". Der Besuch war schwach, was um so bedauerlicher war, als sich die Darsteller ersichtliche Mühe gaben und recht flott zusammenspielten. Wenn das Publikum nähere Be kanntschaft mit der Truppe gemacht haben wird und wenn vor allen Dingen statt der alten, oft gesehenen Stücke solche neueren Datums („vr. Klaus", „Die Tochter des Herrn Fabricius" u. s. w.) gegeben wer den, dürfte auf einen zahlreicheren Besuch zu hoffen sein. — Die Stenographie, welche immer mehr ein Bedürfniß des täglichen Lebens geworden ist, scheint auch hier eine bleibende Stätte gesunden zu haben. Der von Herrn Ingenieur Blank gegründete und ge leitete „Arends'sche Stenographen-Verein" strebt auch nach dem Scheiden des genannten Herrn mit größter Rührigkeit vorwärts. Wie wir hören, haben sich Mit glieder dieses Vereins, welche die Arends'sche Steno graphie vollständig beherrschen, bereit erklärt, nicht nur die Uebungsabende des Vereins weiter zu leiten, son dern auch einen neuen Unterrichts-Kursus ins Leben zu rufen, und es steht zu hoffen, daß die Anmeldungen zu demselben recht zahlreich eingehen werden. Wegen ihrer leichten Erlernbarkeit ist die Arends'sche Steno graphie, welche in 6 Lehr- und 6 weiteren Uebungs- stunden erlernt und bewältigt werden kann und dabei an Deutlichkeit und Schriftsicherheit nichts zu wünschen übrig läßt, ein Hilfsmittel von größter Bedeutung ge worden. Der Beamte, sowie der Geschäftsmann, wel cher sich seine Notizen stenographiren kann, gewinnt dadurch mehr Zeit zu seiner geistigen Vervollkommnung; der Student oder der Schüler, der seine Aufgaben mittelst der Kurzschrift fast augenblicklich niederzu schreiben im Stande ist, kann in den Zwischenpausen mehr mit dem Geist bei der Sache sein als der, wel cher die ost zweifelhaften Abkürzungen der gewöhnlichen Schrift anwendet; für den Kaufmann aber ist der Vortheil, welchen die Stenographie bietet, so unzweifel haft geworden, daß dieselbe bereits in vielen Komptoirs beim Eintritt verlangt wird. Möchte doch Niemand versäumen, sich diese merthvolle Fertigkeit anzueignen. — Das milde Herdstwetter ist von besonders günstigem Einfluß auf die Wintersaat. Der Be stand sowohl des Roggens, als auch des Weizens ist für die jetzige Jahreszeit befriedigend. Tauchten an fänglich Befürchtungen auf, daß die Saat nicht überall ins Land gebracht werden würde, da die Niederschläge zu reichlich ausfielen und zu lange anhielten, so er wiesen sich dieselben schließlich doch unbegründet; denn der milde Herbst ließ alle rückständigen Feldarbeiten noch nachholen, und nun grünt und wächst die junge Saat zusehends, sodaß die Keime sich kräftigen, ehe der Winter anbricht. Leider kommen aus einzelnen Gegenden Meldungen, wonach die Schnecken verheerend in der jungen Saat auftreten. Der Raps ist üppig gediehen und auch der Klee hat sich bereits bestockt, sodaß diese Aecker selten kahle Stellen aufweisen. Altenberg. Die Gewerkschaft von Zwitterstocks tiefem Erbstolln hier wird Freitag, den 29. November, in Dresden eine außerordentliche Gewerkenversamm lung abhalten, zu welcher bereits durch den Rath zu Freiberg als Vorsitzender des Grubenvorstandes die Einladung ergangen ist. Die Tagesordnung lautet: 1. Beschlußfassung über die Veräußerung des Stöllns nebst allem Zubehör an die EtockSwerksgewerkschaft in Gemäßheit des Vertrags vom 1. November 1889; 2. Beschlußfassung über die Liquidation der Gewerkschaft. Kreischa, 12. November. Im Saale des Gast hofs zu Lungkwitz hat Herr Kunstgärtner Klima eine Obst- und Gemüse-Ausstellung veranstaltet, die noch mehrere Tage geöffnet bleiben wird. Ohne Zweifel gewährt das Ganze einen recht freundlichen Anblick. Eine größere Anzahl kleiner Tische ist im Kreise auf gestellt und für das Auge wohlgeordnet stehen die zum größten Theile prächtigen Früchte da. Blattpflanzen und künstliche Blumensträuße, sowie Fichten bilden den Hintergrund, der noch durch die Büsten der kgl. Maje stäten geziert ist. Außer den herrlichen Früchten aller Art fallen besonders ein 48pfündiger Kürbis und durch ihre Grübe und Härte ausgezeichnete Rothkrauthäupte im Durchmesser von circa 25 Centimetern auf. Es wäre recht wünschenswerth, wenn Obstkenner diese Sammlung besichtigen wollten, damit die Namenbe zeichnung der verschiedenen Sorten allmählich eine be stimmte wird. Es sind Sorten ausgestellt und von ihren Erbauern mit Namen versehen, die ihnen nicht zugehören. Ein Blick auf eine gute Abbildung oder ein Vergleich mit anderen Früchten gleichen Namens würde ost das Richtige finden lasten. Der Besuch dieser Fruchtausstellung ist aber jedem Liebhaber zu empfehlen. Maxen. In unserer Ortschaft hat sich am Sonn abend, den 9. November, die Konstituirung, resp. Vor standswahl des Gebirgsvereins vollzogen. Dresden. DieErüffnung des gegenwärtigen Land tages, bei der die bereits in unserer vorigen Nummer in ihrem Wortlaute veröffentliche Thronrede durch den König zur Vorlesung kam, fand ganz nach dem auf gestellten Reglement statt. Als Schlag 12 Uhr König Albert in den Thronsaal des kgl. Schlaffes eintrat, brachte der Präsident der ersten Kammer, Kammerherr v. Zehmen, ein Hoch auf denselben aus, worauf der König auf dem Throne Platz nahm und die Rede vorlas. Nach einer vom Generalstaatsanwalt Held gegebenen Uebersicht über die Ausführung der auf dem letzten ordentlichen Landtage gefaßten Beschlüsse, er klärte Staatsminister Graf Fabrice den Landtag für eröffnet und König Albert verließ unter den Hoch rufen der Abgeordneten den Saal. — Nachmittags 5 Uhr fand sodann im Banketsaal große Tafel statt, an welcher außer den Majestäten noch Prinz Georg und Prinzessin Mathilde theilnahmen, und zu welchem alle Abgeordneten Einladungen erhalten hatten. Gegen Schluß der Tafel erhob der König den Pokal, der nur zu diesem Anlaß der Sammlung antiker Kunst gläser in der Hofkellerei entnommen wird, und brachte einen Trinkspruch auf „seines Landes Wohl und das seiner getreuen Stände". Sodann trank der Präsident der 1. Kammer, Herr von Zehmen, auf das Wohl Sr. Majestät des Königs, während der Präsident der 2. Kammer, Herr vr. Haberkorn auf das Ihrer Maje stät der Königin trank. Nach dem Diner begaben sich sämmtliche Herrschaften in den anstoßenden Ballsaal und nahmen den Kaffee ein, während beide Majestäten Cercle hielten.