Volltext Seite (XML)
vxvlsäsiu Ist 1834 L8M. !1r äis ! uns !- Mlls vlüok- räurod Deutsches Reick. Die bevorstehende Reise des Prinzen Heinrich von Preußen, Bruders des Kaiser Wilhelm, nach England, darf sicherlich als ein neues Zeichen der wieder freundschaftlicher gewordenen Beziehungen zwischen den Höfen von Berlin und London be trachtet werden. Denn wie hierzu privatim aus Kiel gemeldet wird, erfolgt die Englandfahrt des Prinzen Heinrich auf direkte Einladung König Eduards hin. Der Prinz tritt die englische Reise am 14. Februar an. Der Reichstag hat am Donnerstag feine Ple narverhandlungen nach mehrtägiger Pause mit der Beratung des Militäretats wieder fortgesetzt. Der Militäretat war am Mittwoch in der Budget kommission fertiggestellt worden. Hierbei ge nehmigte die Kommission u. a. die Forderungen für das neue Veterinär-Offizierkorps gegen die Stimmen der Sozialdemokraten. Abgelehnt wurde die Mehrforderung von 429115 für Pferde gelder, ferner strich die Kommission von der Posi tion „Reisegebühren" 572 129 Die Zentrums resolution, wonach jährlich nur noch einmal Kon trollversammlungen stattfinden sollen, fand unge achtet des Widerspruchs der Regierungsvertreter mit 12 gegen 10 Stimmen Annahme. Die Wahlrechtsvorlage im preußischen Abge- ordnetenhaus. Berlin, 10. Febr. Das Haus ist gut besucht. Die Tribünen sind überfüllt. Auf der Tagesordnung steht die Wahlrechtsvorlage. Es erhebt sich Ministerpräsident von Bethmann Hollweg: Die Staatsregierung hat ihren Ent- Wurf eingebracht, keiner Partei zuliebe oder zu leide. (Bravo 1 rechts und Lachen hei den Sozial- demokraten.) Man hat es so dargestellt, als sei ein innerer Widerspruch zwischen den Worten der Thronrede und der wahren Willensmeinung der Staatsregierung, ja des Königs vorhanden. MM wird bestens jeden Werktag abmd» für dm folgend« Lag und schließlich der Mittwochs und Sonnabends «schet» öelletrtstischr« Beilage* bet Abholung viertel et S0 bä Zustellung in» Hau» 1 e» 70 l Postanstaltrn 1 ek 50 -i exklusive Bestellgeld. Einzelne Nummern kost« 10 «!. Nummer der ZettmigSpretSltfie SS87. Werxsprechftelle Nr. M. Bestellung« werd« bet all« Poftanstaltm de» deutsch« Reiche», für Bischofswerda und Umgegend bei unser« ZrttungSbotm, sowie in der Geschäftsstelle diese» Blatte» angmommfn. Schluß der Geschäftsstelle Abend» » Uhr. Jahrgang. Hieran ist kein wahres Wort. Was die Thron rede ankündigte, das ist die Willensmeinung des Königs, und für diese Willensmeinung tritt die Staatsregierung geschlossen ein. Strömungen in der Oeffentlichkeit, welche die Umgestaltung des Wahlrechts fordern, machten sich laut genug gel- tend. Daß die Sozialdemokratie das preußische Wahlrecht und jede nicht mindestens auf das Reichstagswahlrecht hinauskommende Reform in Grund und Boden verdammt, das ist nicht ver wunderlich. Die Sozialdemokratie hofft mit einem Wahlrecht auf breitester Grundlage das Gefüge des preußischen Staatsrechts zu lockern und erblickt darin eine Etappe auf ihrem Wege zur allmählichen Unterminierung des morarchi- schen Staates. Auf diesem Wege werden wir den Herren nicht folgen, und deshalb bleibt ihre Agi tation und jeder Zwischenruf, der von ihnen er folgt, auf die Entschlüsse der Regierung wirkungs- los. Bei den übrigen Verehrern des Reichstags wahlrechts, beim Zentrum und bei den Freisin- nigen, scheint mehr die Sucht nach Selbstherrscksast als ethische und theoretische Motive maßgebend zu sein. Das Zentrum hat bisher seine Sitze sicher gehabt, mag nach Reichstagswahlrecht oder nach Dreiklassenwahlrecht gewählt werden. Es würde kaum an Stärke gewinnen, wenn wir in Preußen das Reichstagswahlrecht einführten. Nur die Persönlichkeiten würden vielleicht wechseln, und das würde ich bedauern. Den Freisinnigen wird niemand vorwerfen dürfen, daß ihre Wünsche eigennützig wären. Heute verdankt von allen den Herren, welche gegenwärtig die freisinnige Ver einigung ausmachen, nur ein einziger seinen Sitz einer eigenen Majorität. Auch in der 3. Wahl klasse bei dem Rennen um die Gunst der Massen würden sie immer hinter den Sozialdemokraten um mehrere Pferdelängen zurückbleiben. (Leb haftes sehr richtig! rechts.) Preßstimmen zur Rede des Reichskanzlers. Die „Germania": In: großen und ganzen kann man von dieser Rede sagen, daß sie äußerlich nicht ungeschickt war, aber daß sie viel redete und we nig sagte. — „Tägliche Rundschau": Ein Preu ßenlied war Bethmann Hollwegs Rede, keine Preußenhymne. Wohl abgewogen, nach beiden Seiten, wie alles, was der philosophische Mini sterpräses spricht. Eine Art Seelenanalyse des Preußentums. Ein großzügiger, weitausladen der Unterbau, auf dem die Einzelheiten wachsen können. Scheinbar Abwegiges, kaum Zusammen gehörendes wird vorgebracht, und doch spürt man allerorten die Fäden, das geistige Band: knek eiresin naturae ... — „Vossische Zeitung": Der Ministerpräsident sprach so eintönig: seine Aus führungen waren so professoral und ergingen sich so wunderlich in Allgemeinheiten, daß man ost ein gelindes Staunen nicht zurückhalten, aber auch kaum je in herzhaften Unwillen ausbrechen konnte. In der Tat, anders wie sonst in Men- schenköpfen malt sich in diesem Kopf die Welt. Vielleicht hat einst der romantische General von Radowitz ähnliche Staatsträume gehabt ; vielleicht auch wird man in Bethmann Hollweg den neuesten Hegelianer erblicken, der Preußens Ein richtungen an dem Satz erläutert: Alles was ist, ist vernünftig! — Das „Berl. Tageblatt" schreibt: Die „große Rede" des preußischen Ministerpräsi- lich auch in dem französischen Heere, indem die französische Heeresleitung, an deren Spitze auch schon Advokaten oder Ingenieure gestanden haben, mit allen Mitteln die Einbildung zu erzeugen sucht, daß das franz. Heer in Friedenszeiten noch stärker und zahlreicher sein müsse, wie das deutsche. Da Deutschland 20 Millionen Einwohner mehr als Frankreich besitzt und im Deutschen Reich die allgemeine Wehrpflicht voll und ganz gilt, so kann eigentlich sich jedes Schulkind ausrechnen, daß Fransteich nicht ein Heer von der Stärke und Zahl des deutschen ausstellen kann. Aber da greift man in Frankreich zu den verzweifelten Mitteln und stellt auch alle Erzlumpen, Verbrecher und Räuber in das Heer ein, ebenso auch eine ganze Menge junge Leute, die wegen schwächlicher Gesundheit im deutschen Heer als Rekruten zurückgewiesen werden würden. Der größte Dilettantismus der französischen Regierung zeigt sich aber darin, daß sie immer noch iin Stillen an dem Revanchegedanken gegen über Deutschland festhält und sich mit dem Deut schen Reich nur dann aussöhnen will, wenn der deutsche Kaiser Elsaß und Lothringen an Frank reich zurückgibt. Diese Einbildungen, Schwächen und Halbheiten der französischen Regierungskunst werden schon einmal ihre unerfreulichen Früchte zeigen, aber wir hoffen, daß dies dann nicht mehr im Sinne des französischen Größenwahns sein wird. Freitag, de« IS. Februar 191«, nachmittags 2 Uhr soll in Bischofswerda 1 photographischer Apparat gegen Barzahlung versteigert werden. Sammelort: KSnigl. Amtsgericht. Bischofswerda, am 11. Februar 1910. Der «erichtsvoüzieher de- KSrrigttcherr Amtsgerichts. Swlrrate, welche in die,em Blatte die weiteste Verbreitung Aden, werden bi» vorm. 10 Uhr angenommen, größ« und komplizierte Anzeigen tag» vorher, und kostet die viergespaltrne KorpuSzeue 12 die Reklamezeile 30 4 Geringster Jnsrratenbetrag 40-1. Mir Rückerstattung rtngrsandter Manuskripte usw. keine Gewähr. Der Dilettantismus in der französischen Republik. Wie die Erfahrungen und Beispiele in allen Ländern lehren, ist es schwer, ja unmöglich, in den führenden Ministerstellen immer Staatsmänner ersten Ranges und soweit* Fachkenntnisse maß gebend sein müssen, bewährte Autoritäten als Fach minister zu besitzen, denn auch das Deutsche Reich, wo die Wahl der Minister besonders gewissenhaft vorgrnommen wird, kann sich nicht rühmen, immer große Staatsmänner und erste Autoritäten vom Fach als Minister besessen zu haben. In Frank reich hat aber die demokratische Sucht, Partei führer und Verstauensmänner der Deputierten? kammer zu Ministern zu machen, doch zu recht seltsamen Erscheinungen im staatlichen Leben Frankreichs geführt. In der französischen Republik können zum Beispiel Advokaten, Ingenieure oder auch Kaufleute' und Finanzmänner Kriegsminister oder gar auch Marineminister werden. Es ist ja richtig, daß zum Beispiel die große nordameri kanische Republik mit Kxiegsministern, die keine Soldaten, aber große Organisatoren der Kriegs mittel waren, in Kriegszeiten sehr gute Erfahrungen gemacht hat, in Frankreich ist aber in dieser Hin sicht meistens das Gegenteil eingetreten, und man kann sagen, in der französischen Republik ist das demokratische Prinzip zu Ehren der vollkommenen Freiheit in der Ministerbesetzung zwar gerettet, aber die betreffende staatliche Aufgabe meistens herzlich schlecht gelöst worden. Am deutlichsten zeigt dies der Verfall der französischen Marine, die sich seit Jahren in einem jämmerlichen Zu stand befindet und auch jetzt noch nicht durch ent sprechende Reformen auf die Höhe der zeitge mäßen Ausrüstung gebracht wurde. An der fran zösischen Marine hat sich am schwersten der Dilettant Pelletan versündigt, der jahrelang Pfuscherarbeit füx die französische Marine geliefert hat. Als man dieses Unheil in Paris einsah, wurde der Fachmann Thomsch Marineminister, aber ehe er etwas ordentliches leisten konnte, wurde wieder Herr Picard Marineminister, der gar keine Fachkenntnisse besitzt, und nur als Organisator der letzten französischen Weltaus stellung einigen Ruf erlangt hatte. Mit echt französischer Leichtfertigkeit haben diese Dilettanten in der französischen Marine ein neues Pulver eingeführt, daß aber sich sehr oft zersetzt und minderwertig wird, oder gar plötzlich explodiert und unerwartet gleich ganze Schiffe in die Luft sprengt. Die unbegreiflichsten Fehler hat die französische Marineleitung aber im Schiffsbau ge macht, wo die schweren erstklassigen Panzerschiffe, die sogenannten Dreadnoughts, mit großer Ver spätung eingeführt werden. Dabei zeigt sich aber wieder ein unbegreiflicher Mißgriff, indem die französischen Dreadnoughts nicht die schweren Geschütze der englischen und deutschen Marine, sondern die bisherigen schwächeren Geschütze der französischen Linienschiffe besitzen sollen. Man weiß nicht recht, was man zu solchen Erscheinungen sagen soll. Ist dies eine politische und militärische Naivität, die ganz großen Schlachtschiffe mit schwachen Geschützen auszurüsten, oder fehlt es in Frankreich doch an Geld oder Opferwilligkeit für die Marine. Der Dilettantismus zeigt sich frei- er sächWe LrMrr, Tageblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend Amtsblatt der Kgl. «mtshauptmcmnschast, der Kgl. Schulinspektion und des Kgl. Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda. ML ünäenäen 8ona1»g, >en 13. d. M., nachm. 4 Uhr,. Anfang unkt */,5 Uhr: Wu-LW- kMMlU. Udert i: JahreSbe ln- unv Ab- Wünsche und ibier.^» en wünscht