Volltext Seite (XML)
Dresdner W Journal. königlich Lächstschrv Staatsanzetgev. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 129. -> Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat DoengeS in Dresden. <r Donnerstag, den 7. Juni 1906. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Gr. Zwingerstr. LO, innerhalb Dresdens 2,50 M-, durch die Post im Deutschen Reiche 3 M. (vom 1. Juli ab 2,50 M.) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. — Erscheint Werktags nachmittags. — Fernsprecher Nr. 1295. Ankündigungen: Die Zeile kleiner Schrift der «mal gespaltenen Ankündigungsseite oder deren Raum 20 Pf., die Zeile größerer Schrift der 3 mal gespaltenen Textseite oder deren Raum 50 Pf. Gebührenermäßigung auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags 11 Uhr. Amtlicher Teil. Dresden, 7. Juni. Ihre Majestät die Königin-Witwe sind gestern abend 6 Uhr nach Sigmaringen gereift. Herr AmtShauptmann Geheimer Regierungsrat v. Be sch witz in Zittau ist vom 13. Juni bis mit 4. Juli dieses Jahres beurlaubt. Seine Stellvertretung während dieser Zeit ist Herrn Regierungsrat vr. Ostermayer bei der Amtshauptmannschaft Zittau übertragen worden. 4693 Bautzen, am 5. Juni 1906. Nr. 316c III. Königl. Kreishauptmannschaft. Die Königliche Kreishauptmannschaft hat dem Schuhmacher Ernst Hermann Göhler in Beerwalde für die von ihm am 17. März 1906 mit Mut und Entschlossenheit bewirkte Rettung eines Kindes vom Tode des Ertrinkens in Ruppendorf eine Geldbelohnung bewilligt. . 4692 Dresden, am 29. Mai 1906. Nr. 1714 a III. Königl. Kreishauptmannschaft. Unter Hinweis auf die von der k. k. Südbahn-Gesellschaft in Wien namens der beteiligten Verwaltungen in Nr. 36 der Zeitung des Vereines Deutscher Eisenbahnverwaltungen vom 12. Mai 1906 erlaßenen Bekanntmachungen wird veröffentlicht, daß am 1. Juli 1906 für den direkten Österreichischen und Ungarischen Levante-Verkehr über Triest und Fiume seewärts (nach Hafenplätzen der Levante), Export aus Sachsen, neue Frachtsätze cmgeführt werden, durch die die bisherigen Tarife (Teil I vom 1. Januar 1891 nebst Nachträgen und Teil II, Heft 3, vom 1. November 1892) aufgehoben werden. Das neue Tarifheft 3 für den Export aus Sachsen hat durch Auf nahme neuer Hafenplätze als Bestimmungsorte eine Erweiterung erfahren. Neben wesentlichen Ermäßigungen treten aber auch teilweise geringe Frachterhöhungen ein. Nähere Auskunft er teilen die beteiligten Dienststellen, bei welchen auch Abdrücke der neuen Tarife zu erlangen sind. Dresden, am 6. Juni 1906. 4688 Kgl. Generaldirektion der Sachs.Staatseisenbahnen. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums der Justiz. Der Rechtsanwalt vr. Friedrich Hermann Alfred Lehmann in Dresden ist zum Notar für Dresden-Altstadt auf so lange Zeit, als er dort seinen Amtssitz haben wird, ernannt worden. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums der Finanzen. Bei der Post Verwaltung sind ernannt worden: Hoffmann, seither Oberpostpraklikant in Oppeln, als Postinspektor in Mittweida; Koch, seither Oberpostpraktikant in Halle (Saale), als Oberpost praktikant in einer Bnreaubeamtenstelle I Kl. bei der Oberpostdirektion Leipzig; Wiesemann, Oberpostpraktikant in Hannover, als Ober postpraktikant in einer Oberpostsekretärstelle in Waldheim. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zur Erledigung kommt 1 Oktober (unter zu erhoffender Genehmigung des vom derz. Stelleninhaber eingereichten Emeritierungsgesuches) die Kirchschulstelle zu Gröditz Kollawr: die oberste Schulbehörde. Außer freier Wohnung im 1. Schulhaus und Gartengenuß 1200 M. vom Schul-, 837,45 M. vom Kirchendienst, NO M für Fortbildungsschulunter richt, bez. 72 M. der Frau sür Handarbeitsunterricht. Bewerber, die der wendischen Sprache mächtig sind, wollen ihr Gesuch unter An schluß der erforderlichen Unterlagen (darunter AmtsführungszeugniS neuesten Datums) bis 22. Juni beim Bezirksschulinspektor in Bautzen einreichen. nichtamtlicher Teil. Mitteilungen aus der öffentlichen Verwaltung. - Die feierliche Einweisung des Hrn. AmtShaupt- mannS Frhrn. v. Weick in Annaberg, seither Regierungs rat im Königl Ministerium des Innern, fand am Mittwoch durch Hrn Kreishauptmann v. BurgSdorff-Chemnitz im Beisein der Mitglieder des Bezirksausschußes, des Bezirkstages, der Beamten der Amtshauptmannschaft, sowie einer Anzahl geladener Ehrengäste statt. Hr. Kreishauptmann v. BurgSdorff beglück wünschte den neuen AmtShauptmann zu seiner Berufung, und führte Hrn. Frhrn. v. Welck unter Verpflichtung auf seinen Diensteid hierauf durch Handschlag in sein neues Amt ein Der neue AmtShauptmann versprach in seiner Antrittsrede strenge Wahrung der Interessen des ihm unterstellten Bezirks und seiner Bewohner und bat um die Unterstützung der Beamten, der Vertretung des Bezirks, sowie der gesamten Bevölkerung. Deutsches Reich. Der Kaiser. (Berl Lokalanz) Berlin, 6 Juni Se. Majestät der Kaiser wird am 17. d. M nach Hamburg und Altona kommen und auf der zur Kaiserjacht umgebauten „Hamburg" wohnen, die hier vom 15. Juni ab bereitliegen soll. Am 17. d M. gedenkt der Monarch einem Appell der Gardekorpsvereine beizuwohnen, der auf dem Kasernenhofe des 31. Infanterieregiments in Altona abgehalten werden wird. Die Beteiligung der norddeutschen Gardekorpsvereine in Altona, Hannover, Bremen, Kiel, Flens burg rc. ist gesichert. Am Nachmittag wohnt der Kaiser dem Horner Nennen bei und fährt dann mit der „Hamburg" den vom Handikap Dover Helgoland heimkehrenden Jachten ent gegen. Wie gewöhnlich wnd der Kaiser auch auf Seiner Jacht „Meteor" an der Unterelberegatta teilnehmen. U. a wird der Kaiser auch einer Einladung des Generaldirektors Ballin zur Besichtigung des neuen Riesendampfers „Amerika" folgen. (Berl. Tgbl ) Berlin, 6. Juni. Se. Majestät der Kaiser wird am 25. September zur Teilnahme an den Festlichkeiten anläßlich der goldenen Hochzeit des großhcrzoglichen Paares in Karlsruhe eintreffen. Die Finanzen des Reiches und der deutschen Bundesstaaten. (Berl. Corresp.) Das Kaiserl. Statistische Amt veröffent licht eine Darstellung der Finanzen des Reiches und der deutschen Bundesstaaten. In ihr werden behandelt die Aus gaben, Einnahmen, wichtigere Bestandteile des StaatSvermögens sowie die Schulden. Die Nachweise beziehen sich durchweg für die Voranschläge auf das Jahr 1905, für die Staatsrechnungen auf das Jahr 1903. Insgesamt betragen nach den Voranschlägen der Bundesstaaten von 1905 die Staatsausgaben 4434 Mill. M. (darunter 142 Mill. Di. außerordentliche), für Reich und Bundesstaaten 6800 Mill M. (darunter 408 Mill. M außer ordentliche). Die Staatseinnahmen belaufen sich Kei den Bundesstaaten auf 4419 Mill. M, bei Reich und Bundes staaten auf 6785 Mill. M; davon sind außerordentliche Ein nahmen (aus vorhandenen Beständen, Anleihen und sonstigen Staatsfonds) 137 bez. 402 Mill M. Unter den ordentlichen Ausgaben und Einnahmen der Bundesstaaten stehen die Er werbseinkünfte mit 2062 Mill. M. Ausgaben und 2915 Mill. M. Einnahmen an erster Stelle. Der Hauptanteil hiervon entfällt auf die Staatseisenbahnen mit 1472 bez. 2116 Mill. M. in Ausgabe und Einnahme. Der Rest verteilt sich auf Domänen, Forsten, Bergwerke, Post, Telegraph, Staatsdampfschiffahrt und sonstige Betriebe. Die nächstwichtige Einnahmequelle bilden die Steuern. An direkten Steuern erheben die Bundesstaaten 471 Mill. M., an Aufwand- und Verkehrssteuern 177 Mill. M. Das Reich nimmt an direkten Steuern 496 Mill. M., außerdem an Zöllen 588 Mill. M. ein. Zahlenmäßige NachweiseüberdaSStaatsvermögen der einzelnen Bundesstaaten konnten nur in Beschränkung auf wich tige Bestandteile erbracht werden. Neben Überschüßen früherer Rechnungsjahre, verfügbarem Staatskapitalvermögen rc. besitzen die Bundesstaaten an Domänen ein Areal von 707 885 Ka, an Forsten 4 951585 ka. Die Staatseisenbahnen haben eine Länge von 49 459 Km und ein Anlagekapital von 12 963 Mill. M. Die fundierten Staatsschulden beziffern sich zu Beginn des Rechnungsjahrs 1905 für die Bundesstaaten auf 12 181, für das Reich auf 3024 Mill. M., die schwebenden Schulden betrugen insgesamt 244 Mill M; sie entfallen in der Hauptsache auf das Reich (180 Mill. M.) und Hamburg (49 Mill. M.) Hauptversammlung der deutschen Kolonialgesellschaft. (W. T. B.) Königsberg, 6. Juni. AuS Anlaß der hier vom 6. bis 9. Juni tagenden Hauptversammlung der deutschen Kolonialgesellschaft veranstalteten heute die Abteilung Königsberg und der Ostpreußische Gauverband einen Begrüßungs abend. NegierungSrat v. Hake-Allenstein lepte dar, weich' er freuliche Entwickelung die Kolonialsache m Ostpreußen ge nommen habe. Die Erfolge der Kolonialgesellschaft seien zum nicht geringen Teil der vorzüglichen Leitung der Gesellschaft durch den Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg zu verdanken. In Vertretung dcS Oberpräsidenten v. Moltke überbrachte der Regierungspräsident v. Winter die besten Wünsche der Kgl. Preußi schen StaatSregierunp. Er betonte vor allem die Notwendigkeit, daß das deutsche Volk m seiner Gesamtheit hinter der Regierung und den ausführenden Organen steht und diese in ihren kolonisatorischen Bestrebungen unterstützt. Namen« der Stadt Königsberg brachte Oberbürgermeister Körte ein Hoch auf die deutschen Kolonien aus. Hierauf hielt der Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg eine Ansprache, in der er betonte, die warmherzigen Worte, mit denen die Versammlung begrüßt worden sei, würden besonders dankbar empfunden, da sie auf altem deutschen kolonialen Boden, den deutscher Fleiß in blühen des Kulturland verwandelte, erklungen seien. Gerade die Ge schichte Ostpreußen» biete die sichere Bürgschaft dafür, daß, wenn alle treu zusammenhielten, die kolonisatorischen Bestrebungen ihr Ziel erreichen würden. «olonialpolitisches. (W T. B) Berlin, 6 Juni. Ein Telegramm aus Windhuk meldet: Am 24. Mai bei Tsamab gefallen: Leutnant Karl Fürbringer, geboren am 4. 3. 82 zu Jena, früher im Husarenregiment Nr. 5; Unteroffizier Wilhelm Schwarz, geboren am 10. 11. 79 zu LierSberg, früher im Trainbataillon Nr. 14; Unteroffizier Wilhelm Thelen, geboren am 6. 4. 81 zu Bitburg, früher im Husarenregiment Nr. 11; Gefreiter Ernst Schnalle, geboren am 14. 11. 82 zu Nattwitz, früher im Pionierbataillon Nr. 6; Reiter Julius Heder, ge boren am 16. 7. 83 zu Straßburg, früher im Grenadier regiment Nr. 109; Reiter Oskar Krause, geboren am 14. 2. 84 zu Altenau, früher im Infanterieregiment Nr. 47; Reiter Fritz Prochnow, geboren am 11. 12. 86 zu Greifswald, früher im Grenadierregiment zu Pferde. Am 23. Mai im Gefecht westlich Springpütz ge fallen: Reiter Clemens Seufert, geboren am 23. 11. 78 zu Naunungen, früher im Königlich Bayerischen 2. Feldartillerie regiment. Verwundet: Gefreiter Wilhelm Jaax, geboren am 18. 5. 82 zu Düsseldorf-Lierenfeld, früher im Infanterie regiment Nr. 69, leicht, Fleischschuß rechten Oberschenkel. * Nach einer Meldung des „Berl. Lokalanz." trägt sich der stellvertretende Kolonialvirektor Erbprinz zu Hohenlohe mit der Absicht, eine Informationsreise nach den afrika nischen Schutzgebieten zu unternehmen, um sich auf Grund eigener Anschauung ein Urteil über den gegenwärtigen Stand der Entwickelung und über die Aussichten unserer Kolonial- gebiete zu bilden. — Zu dieser Nachricht bemerkt das „W. T B ": Diese Nachricht ist insofern zutreffend, als der Erbprinz schon beim Amtsantritt die Notwendigkeit nicht verkannte, die wichtigsten Schutzgebiete durch eigenen Augenschein kennen zu lernen; über den Zeitpunkt einer solchen Reise jedoch, der von den sonstigen dienstlichen Obliegenheiten des Leiters der Kolonial verwaltung abhängt, steht zurzeit noch nichts fest. Ausland. (Drahtnachrichten.) Zum Besuche des Kaisers in Wien. (W. T. B) Wien, 6. Juni. Der Deutsche Kaiser und Kaiser Franz Joseph richteten heute an den König von Italien ein in französischer Sprache abgefaßtes Telegramm, das in deutscher Übersetzung lautet: »Zu Zweien vereinigt senden wir unserem dritten treuen Ver bündeten den Ausdruck unserer unveränderlichen Freundschaft. Wilhelm. Franz Joseph " Die ebenfalls in französischer Sprache abgefaßte Antwort des Königs von Italien, die an den Kaiser Franz Joseph ge richtet war, hat folgenden Wortlaut: „Teile die Befriedigung Ew. Majestät und des Deutschen Kaisers über Ihr Zusammensein und bitte die beiden Verbündeten, mit meinem Dank für Ihre liebenswürdige Depesche die Versicherung meiner treuen unverbrüchlichen Freundschaft entgegenzunehmen. Viktor Emanuel." Wien, 6. Juni. Nach dem heutigen Frühstücke in der deutschen Botschaft fuhren der Deutsche Kaiser und Kaiser Franz Joseph zusammen nach Schönbrunn. Die Spazierfahrt im Schönbrunner Park, die für heute nachmittag geplant war, mußte wegen schlechtem Wetter unterbleiben. Um '^7 Uhr abends fand bei der Erzherzogin Marie Valerie in Lainz em Familiendiner statt, an dem die beiden Monarchen teilnahmen. Gleichzeitig war im Schönbrunner Schloße Marschalltafel für das Gefolge des Deutschen Kaisers und für den Ihm zugeteilten Ehrendienst. Wien, 6. Juni. Der Deutsche Kaiser nahm heute abend beim Fürsten Max Egon von Fürstenberg im intimen Kreise den Tee ein. Es waren etwa 40 Gäste geladen, darunter der deutsche Botschafter Graf Wedel mit Gemahlin und der Minister des Äußern Graf Goluchowski. Der Monarch, der alle Gäste durch Ansprachen auszeichnete, blieb bis 11 Uhr nachts und kehrte dann nach Schönbrunn zurück. Auf dem PalaiS des Fürsten waren während des Besuchs die deutsche und die öster reichische Kaiserstandarte gehißt. Wien, 6. Juni. Der deutsche Botschafter Graf Wedel erschien heute nachmittag im Palais des ungarischen Ministeriums, wo sich bereits vorher der österreichisch-ungarische Botschafter in Berlin v. Szögyeni-Manch zum Besuch beim ungarischen Ministerpräsidenten Wekerle eingefunden hatte. Die drei Staats männer hatten eine längere Besprechung miteinander. Wien, 7. Juni. Einige Blätter besprechen bereits heute den Depeschenwcchsel zwischen Kaiser Franz Joseph und dem Deutschen Kaiser einerseits und dem König von Italien ander seits. Die „Neue Freie Preße" führt aus: Das Ergebnis der Wiener Zusammenkunft ist eine so entschiedene Kundgebung für den Fortbestand de« Dreibunds, daß die Absicht klar wird, jeden Zweifel an deßen Festigkeit gänzlich zu ersticken. Das Blatt hebt hervor, daß dadurch auch den Mißverständnissen zwischen Italien und Osterreich-Ungarn einerseits und Italien und Deutschland anderseits ein Ende gesetzt worden sei. Damit sei wohl das Gespenst von der Isolierung de» deutschen Volke» m» nicht» zerronnen. Da» „Neue Wiener Tagblatt" schreibt: An diesen Depeschen, wahren Kaiserworten, ist nicht» zu deuteln. Der Dreibund steht unerschütterlich fest. Die Signatur de» Kaiserbesuch» ist gegeben: keine politischen Abmachungen,