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chMatt ft UMH Erschetat wöchentlich dreimal und zwar DieuStagS, DoimerstagS mld Souaadeuds. Bezugspreis vierteljährlich I Ml. 30 Pfg., durch die Post " bezogm 1 Ml. 54 Psg. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Wilsdruff. und Umgegend. Amtsblatt Inserate werden MontagS, Mittwochs und Freitag? bis spätestens 12 Uhr angenommen. Jnsertiouspreis 15 Psg. pro oiergeivaltene Korpuszeilc. Außerhalb des Amtsgerichlsberirks Wilsdruff 20 Psg. Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 50 Aufschlag. l s«. Jahr-. Donnerstag, den 7. Novemher 1997 No. 131 Mr die Kgl. Amtshauptmannschaft Weihen, für das Lgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff, sowie Mr das Kgl. Forffrentamt zu Tharandt. Kaufbach .Keffelsdorf, Kleinschöuberg, Klipphausen, Lampersdor Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roil" Die unter dem Geflügelbefiande des Gehöfts Ka1.-Nr. 25 von Schmiede, svalde ausgebrochen gewesene Gefliigelchslera ist erleschen. Meißen, am 1. November 1907. : > ? Die Aönigliche Amtshauptmannschaft. Auf Blatt 69 des hiesigen Handelsregisters ist heute da» Erlöschen der Firma Inliur Lungwitz in Lviltdrnff eingetragen worden. «r Wilsdruff, den 4. November 1907. Aönigliche» Amtsgericht. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, GrunvJbei Mohorn, Helbigsdorf, HerzogSwalde mit Landberg, Höhndorf, dach .Keffelsdorf, Kleinschöuberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, itzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Keffelsdorf, Steinbach bet Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Druck «uv Verlag vou Arthur Zschunke, MISdruff. Für die Redaktiou üud den amtlichen Teil verantwortlich! Hugo Friedrich, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide tu WilSdruss. Die Getreibeteuernng im Landtage. Auf der Tagesordnung der Sitzung der Zweiten Kammer am Monlag stand die Interpellation der frei- sinnigen Abgeordneten Günther, Buer und Roch, be- treffend Maßnahmen der Staatsregierung im Interesse einer ausreichenden Bolksernährung gegenüber den ge stiegenen Getreidepreisen. Abg Günther begründete die Interpellation. Man müsse dem Urbelstaud dadurch ab helfen, daß man die Ausfuhr einheimischen Getreides nach dem Auslande verhindere und die Getreidezölle ermäßige. Staatsminister Dr. Graf von Hohenthal antwortete darauf folgenves: Das starke Ansteigen der Getreide- preise wird auch von der Staatsregierung als ein Uebelstand anerkannt, der ernstliche Beachtung er fordert. Wer zu dieser Tatsache Stellung nehmen will, mutz vor allem die Ursachen zu ergründen suchen, die diese Preissteigerung bewirkt haben. Diese Ursachen liegen klar zutage. Die ungünstigen Witterungsverhältnisse des letzten Winters und des letzten Sommers haben nicht bloß in Deutschland, sondern in den meisten Produktionsgebieten und in Nordamerika schon um die Mitte des laufenden Jahres Befürchtungen wegen eines beträchtlichen Ernte- Ausfalles auflanchen lassen. In Deutschland ist die mit Weizen bebaute Fläche infolge Auswinterns um 189000 Morgen zurückgegangen. In Sachsen mußten wegen Auswinterns der Saaten 37 Proz. des Weizenbodens und 11 Proz. des Roggendodens umge pflügt werden. In Ungarn wurde Ende August ein Ernte-Ausfall von 21,50 Millionen Doppelzentnern bei Weizen, 3,75 Millionen Doppelzentnern bet Roggen amt lich festgestellt. In Rumänien schätzt die Regierung die zu erwartende Weizenernte auf 1ö Millionen Hektoliter gegen 40 Millionen im Vorjahre. Rußland rechnet mit einer Mittelernte iu Weizen, aber nur mit einer knappen Mittelernte in Roggen, doch hat die Güte des Getreides unter dem anhaltenden Regen gelitien. Der Handel hält das Getreide zurück, so daß eine Ausfuhr nur in geringem Umfange statlfindei. In Nordamerika schätzte der Statistiker der Neuyorkcr Produktenbörse das Gesamt ergebnis der Weizenernte um 100 Millionen Bushels geringer als im Vorjahre. Die Wcizenfläche ist im laufenden Jahre um drei Millionen Acres kleiner als im Vorjahre. Auch verschiff: Nordamerika seinen über schüssigen Weizen immer mehr in Gestalt von Mehl nach China und Japan. Kanada rechnet infolge des laugen und harten Winters mit einem Ecnteausfall von 15 bis 20 M llwnen Bushels. Argentinien hat in den letzten Monaten fast 40 Proz. seiner Getreideaussuhr nach nicht europäischen Ländern geleitet. In Indien undAu stralien steht man infolge ungünstiger Witterung einer sehr geringen Ernte entgegen. Es ist hiernach leicht erklärlich, daß die Getreidepreise nicht bloß in Deutschland, sondern auf dem Weltmärkte überhaupt in starkem Steigen begriffen sind. Nach einem vor kurzem veröffentlichten Wochenberichte von den Produktenbörsen sind die Weizenpreise von Anfang dieses Jahres bis zum 5. Oktober gestiegen: in Berlin um 27 Proz, in Liverpool um 31 Proz., in Chicago um 3« Pro;.-in Pest um 63 Proz (Bewegung im ganzen Hause). Von diesen vier Welthandelsplätzen hatte also Berlin die geringste Preissteigerung. Aus dem Angeführten ergeben sich zwei wichtige Umstände, die meist zu wenig beachtet werden: einmal, baß wir bet der Klage über geringe Ernteerträge und steigende Getreide- preise auf der ganzen Erde LeidenSgenoffen haben und das Verringern unsere Aussichten, aus fremden Ländern Getreide zu billigerem Preise zu erlangen; sodann, daß wir die Ursache der Preissteigerung und damit diese selbst als eine vorübergehende ansehen dürfen. Dazu kommt, daß, insbesondere im Hinblick auf die Preissteigerung der Lebensbedürfnisse, die Arbeitslöhne sehr erheblich gestiegen sind. (Sehr richtig! auf der rechten Seite.) Wir dürfen auch nicht vergesse», daß wir ähnlich hohe Getreide, preise früher, und zwar zu einer Zeit, wo Deutsch, land keine Getretdezölle hatte (zwischen Januar 1865 bis Juli 1879) und wo die Arbeitslöhne weit niedriger waren, auch durchgemacht haben, ohne daß sich unerträgliche Folgen gezeigt hätten, denn in den 1*/z Jahren von Anfang 1873 bis Ende Juli 1874 betrug an der Leipziger Börse der Preis von 1000 Kilo Weizen 240-270 Mark, ja Ende Juni 1873 bis 306 Mark und Roggen 180—225 Mark. Gegen eine Er- Mäßigung der Getreidezölle gehen der Staats- regierung schwere Bedenken bei Durch den Wettbewerb extensiv bewirtschafteter Länder, die mit einem viel geringeren Kostenaufwande Getreide er zeugen und infolge des ungemein verbilligten Verkehrs zu Lande und namentlich zur See ungeheure Massen von Getreide zu sehr niedrigem Preise auf unsere Märkte leiten, ist oer deutsche Getreidebau immer stärker bedrängt worden. Die Fracht für die Beförderung einer Tonne Weizen von Chicago nach Neuyork betrug 1872. 39 Mk., im Jahre 1900 nur noch 8 Mark. Das sind Frachtenermäßigungen auf etwa ein Drittel und ein Fünftel d:s früheren Tarifs. Sie bewirken, daß diese Konkurreuzgebiete unserer heimischen Landwirtschaft tarif. mäßig jetzt viel näher gerückt sind. Während die Preise des deutschen Getreides immer sanken, nahmen, infolge des stetig wachsenden Mangels an Arbeitskräften, seine Produktionskosten immer zu. Die Getreidezölle sollen oaher die Preisbildung auf den inländischen Märkten nach den einheimischen Erzeuzungsverhältnissen ermög lichen. Sie sind das unentbehrliche Mittel, den Getreide- bau auf dem heimischen Boden zu erhalten, und die Erhaltung des heimichen Getreidebaues ist ein Bedürfnis unserer nationalen Selständigkeit auf einem der wichtigsten Lebensgebiete. Auch ist der Landwirtschaft, die jahrctang unter der Ungunst der Zollgesetzgebung mit erhöhten Schwierigkeiten zu kämpfen hatte und die jetzt now wegen des Arbeitrrmangels sich in großer Bedrängnis befindet, die gegenwärtige Konjunktur wohl zu gönnen. Die deutsche Landwirtschaft ist auch nicht mässig gewesen, die durch die Getreidezölle ihr gewährte Möglichkeit der Deckung des inländischen Bedarfs an Brotfrüchten auszunützm, denn seit dem Jahre 1895 deckte sie diesen Bedarf in fast stetig steigendem Maße. Die Deckung des inländischen Bedarfes durch deutsches Getreide stieg seit 1895 bet Weizen von 69 auf 79 Proz., bei Roggen von 89 bis 96 Proz. Die Staatsregierung ist daher im Hinblick auf die voraussichtlich nur vorübergehende Dauer der gegenwärtigen Preissteigerung und auf den Umstand, daß die Getreide ausführenden Länder in diesem Jahre weniger Getreide ausführen können als sonst, nicht in der Lage, eine Ermäßigung der Getretdezölle im Bundesräte zu beantragen. (Lebhaftes Bravo rechts.) In der mit großer Mehrheit beschlossenen Besprechung der Interpellation trat zunächst Abg. And rä-Brauns dorf (kons.) den Aufführungen des Abg- Günther ent gegen. Er dankte der Regierung für ihre Stellungnahme zu der Forderung der Aufhebung der Getreidezölls und führte weiter aus, daß die Getreidevorräte nicht so gering sind, daß Beängstigungen für Deutschland berechtigt stad. Die Getreideteuerung sei nicht auf die Gstretdeschutzzölle zurückzuführcn, sondern es herrsche in der ganzen Welt eine Getreideteuerung. In Berlin hätte man im Ver- gleich zu andern Welthandelsplätzen noch immer die niedrigsten Getreidepreise. Die gegenwärtige Erhöhung der Getreidepreise sei den Landwirten übrigens wohl zu gönnen, denn die landwirtschaftliche Bodenrente sei nicht gewachsen. Die gegenwärtige Teuerung sei übrigens nicht nur auf die Getreidepreise, sondern auf die Steigerung der Preise für alle Artikel zurückjuführen. Hätte man seinerzeit dem Antrag Kanitz Folge geleistet und Silos errichtet, so würde man jetzt in Deutschland besser da. stehen. Die Landwirtschaft habe übrigens bereits Fühlung dahin genommen, bei einem weiteren Anziehen der Gr- treidepreise Maßnahmen zum Schutze des Volkes zu er streben, wöbet allerdings das Spekalantentum keinen Nutzen haben dürfe. Die deutsche Landwirtschaft habe das größte Interesse an einem steten Mlltelpeise. In England, das z.B. keinen Getreideschutzzoll habe, sei das Brot teurer als in Deutschland. Das Deutsche Reich könne nur gedeihen bei einem ausreichenden Schutze aller Produktivftände, also auch der Landwirtschaft. Und so hoffe er, daß die Regierung immer den oben bezeichneten Standpunkt einnehmen wird. Ministerialdirektor Geh. Rat Dr. Roscher behandelte das Beratungsthema vom Gesichtswinkel der Frage der ausreichenden Volksernährung und stellte auf Grund einer amtlichen Statistik folgendes fest: 1885 erhielt ein Maurergehilfe in Sachsen 27^/r Pfg. Stundenlohn, 1905: 41'/z Pfg. Der Preis für eine Tonne Weizeu stieg in diesen 20 Jahren an der Börse zu Leipzig von 163 auf 172 Mark, der einer Tonne Roggen von 144 auf 164 Mark Bei zehnstündiger Arbeit erhielt bei diesen Löhnen ein Maurergeselle 1885: 17 Kilogramm Weizen und 19 Kilogramm Roggen, 1905 dagegen 24 Kilogramm Weizen und 25 Kilogramm Roggen. Heute erhält er für den Lohn von 1905: 18,2 Kilogramm Weizen und 20 Kilogramm Roggen. Hierbei zeige sich, daß der Arbeits lohn der Maurer in Sachsen erheblich mehr gestiegen ist als die Preise, die er für Hauptbrotfrüchte anlcgen muß. Dasselbe lasse sich für zahlreiche andere Gewerbe belegen. Ein Beschluß wurde von der Kammer nicht gefaßt. politische Rundschau. Wilsdruff, den 6. November 1907. Deutsches Reich. 6« Millionen für die Gehattsaufbesserung der Reichsbeamten? Wie dem „Tag" mitgeteilt wird, sind die Kosten für die allgemeine Aufbesserung der Gehälter der Reichsbeamten auf über 60 Millionen Mark jähr lich veranschlagt. Vielleicht ist die Summe etwas zu hoch gegriffen. Immerhin werden die Kosten erhebliche sein und sich kaum ohne n ue Steuern ermöglichen lassen. Gegen den einzigen Dänen im deutschen Reichstage, den Reichstags, und Landtagsavgeordneten P H. Hanssen in Apenrade, wird der Deutsche Verein für das nördliche Schleswig bei der Staatsanwaltschaft in Flensburg Strafantrag wegen öffentlicher Beleidigung stellen. Hanssen hat jüngst in einer Rede den Deutschen Verein „nebst allem Anhang" ganz ausdrücklich gleichgestellt mit einer höchst üblen Lageelöff'schen Romanfigur, mit „Sintram", dem „schlechten Betriebsunternehmer auf Fors, mit dem kahlen Kop! und dem häßlichen, grinsenden Gesicht, dessen Lust es war, Schlechtes anzurichten, der Landstreicher und Raufbolde zu Knechten nahm, die Hunde bis zur Raserei hetzte, sich unter schlechten Menschen und bös artigen Treren am glücklichsten fühlte, sich daran erfreute, Freundschaft iu Haß zu verwandeln und das Herz mit Lügen zu vergiften." Herr Hanssen scheint aber auch gar za bösartig geworden zu sein und hat eine kleine Strafe schon verdient. Deutsche Höflichkeit. Das in Kapstadt erscheinende „Südafrikanische Ge meindeblatt", das dort unter der Leitung des Pfarrers G W. Wagener unermüdlich für deuticheS Christentum, für deutsche Art und für tue deutsche Sprache wirkt und wirbt, schrieb kürzlich folgendes über „Deutsch: Höflich keit": „Wie verschieden die Engländer, Franzosen und Deutschen auf der preußischen Eisenbahn behandelt wer den, zeigt unS sehr treffend das rote „Auskunftsbuch", das als „Zeichen des Verkehrs" zur Benutzung für die Reisenden tm E-senbahnwagen aushäagt. Dem Deutschen wird durch Aufschrift tm groben Gertchtsbüttel-Ton an gedroht: „Mitnahme wird durch die Firma in Berlin strafrechtlich (besonders dick unterstrichen!) ver folgt!" Dem Franzosen „verbietet" man schon in höf licherer Weise „das Buch mitzunehmen" durch „Oäkense 6'ewporter". Dem Engländer wagt die Firma aber nichts zu verbieten, dem teilt sie nur überaus freundlich mit, daß das Buch „für den öffentlichen Gebrauch hier im Wagen zu belasten ist", indem sie aufschreibt: „ibor pubUe nse; to bs kept kere! — Warum kann die Berliner Firma nicht auch den deutschen Reisenden mit einer so freundlichen Aufforderung begegnend Warum werden die Deutschen so schnoddrig und die Engländer so